Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zur Bobbinnet- oder Spizenfabrication, worauf sich Thomas Gauntley, Mechaniker von Nottingham, am 15. August 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. CIV., S. 405 |
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CIV.
Verbesserungen an den Maschinen zur
Bobbinnet- oder Spizenfabrication, worauf sich Thomas Gauntley, Mechaniker von Nottingham, am
15. August 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Januar 1838, S.
193.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Gauntley's verbesserte Bobbinnetmaschine.
Diese Verbesserungen betreffen jene Art von Maschinen, die unter dem Namen der
Kettenmaschinen (warp machinery) bekannt sind, und zwar
die an diesen befindlichen Fadenfuͤhrer (thread
carriers). Ihre Aufgabe ist die Faͤden uͤber die
baͤrtigen Nadeln zu schlingen, und dadurch das Durchfuͤhren der Leiter
(guides) zwischen den Nadeln durch und uͤber dieselben hinweg, wie dieß bei
dem gewoͤhnlichen Spiele dieser Art von Maschinen zu geschehen pflegt,
entbehrlich zu machen.
In der beigegebenen Zeichnung sieht man in Fig. 64 und 65 eine Reihe
dieser Fadenfuͤhrer in zwei verschiedenen Richtungen, und nach dem
uͤblichen Verfahren in Blei eingesezt. Fig. 66 ist ein
Querdurchschnitt durch die ganze Maschine, woran man die Fadenfuͤhrer A an der Laͤngenstange B aufgezogen sieht. Fig. 67 ist ein Aufriß
des Ruͤkentheiles derselben Maschine. An beiden lezteren Figuren sind die
Fadenfuͤhrer und die neuen zu deren Bewegung dienenden Theile mit großen, die
aͤlteren bereits bekannten hingegen mit kleinen Buchstaben bezeichnet; von
lezteren sind auch nur die Umrisse gegeben.
Die mit a bezeichneten baͤrtigen Nadeln sind in
Blei eingesezt, und wie gewoͤhnlich in einer horizontalen Reihe an der
Nadelstange b aufgezogen. Die drei Fuͤhrerreihen
c, c, c sind an den ihnen angehoͤrigen
Stangen befestigt, und leiten die von den Kettenbaͤumen d, d, d herbeigelangenden Faͤden. Die wie
gewoͤhnlich in Blei eingesezten Versenker (sinkers) e, e sind an der Stange f befestigt, deren Mittelpunkte ich unter der
Nadelstange anbringe. Die Druͤkerstange g
befindet sich wie gewoͤhnlich uͤber den Nadeln. Alle diese Theile sind
beinahe eben so gebaut, und haben auch beinahe dasselbe Spiel, wie der Mechanismus
einer Kettenmaschine, wenn dieselbe durch eine rotirende Kraft in Bewegung gesezt
wird. Eine Ausnahme hievon machen jene Theile, auf denen die Leiter ruhen, denn
diese werden an der
neuen Maschine dadurch aus- und eingeschoben, daß ein Excentricum oder
Muschelrad i auf den an der Welle k befestigten Schuͤttelhebel j, j
wirkt. An dieser Welle sind die gebogenen Hebel l, l,
die zur Bewegung des Fuͤhrerrahmens dienen, festgemacht. Die Auf- und
Niederbewegungen der Leiter sind durch die neuen Verbesserungen unnoͤthig
gemacht.
Das Emporsteigen und das Herabsinken der Fadenfuͤhrer A wird durch die Arme oder Hebel C bewirkt,
welche von einer Laͤngenstange D, naͤmlich
von der sogenannten Centralschuͤttelstange, auslaufen. Diese Arme stehen in
der Fronte des Kettengestelles durch Achsengefuͤge E mit der Fadenfuͤhrerstange B in
Verbindung, und drehen sich um stationaͤre Drehzapfen, welche in die Enden
der Laͤngenstange D eingelassen sind. Von dem
Ruͤken dieser lezteren laͤuft der Arm oder Schwanzhebel F aus, an dem sich die Rolle G befindet, die auf dem Umfange des an der Hauptwelle h aufgezogenen Excentricums oder Muschelrades H aufruht, und durch dieses in Bewegung gesezt wird.
Hieraus ergibt sich, daß durch das Umlaufen des Excentricums H die Hebel F und C an ihren Drehzapfen D in Bewegung kommen,
damit auf diese Weise die Fadenfuͤhrer A in
gewissen Zeitperioden emporgehoben werden, und zwar um die von den Leitern an die
Nadeln laufenden Faͤden zu erfassen, und sie auf die Nadelenden zu heben.
Die Fadenfuͤhrer A sind aber uͤbrigens auch
noch einer geringen Bewegung in einer Richtung, die von den Enden der Fuͤhrer
c, c gegen die Nadelstange b laͤuft, theilhaftig, damit die Faͤden uͤber die
Baͤrte der Nadeln zuruͤkgedraͤngt werden: eine Operation, die
in den gewoͤhnlichen Kettenmaschinen durch die Bewegungen der Leiter
hervorgebracht zu werden pflegt. Diese Bewegung der Fadenfuͤhrer wird nun
durch folgende Hebelverbindung zu Stande gebracht.
Die Arme I, die sich von jedem Ende der Stange B aus nach Abwaͤrts erstreken, sind durch
Achsengefuͤge mit den Hebeln K verbunden, und
diese lezteren stehen auf gleiche Weise mit den Armen L
in Verbindung, welche von einer am Ruͤken der Maschine befindlichen
Laͤngenwelle M, deren Zapfen sich in den
Endgestellen in entsprechenden Zapfenlagern drehen, auslaufen. Von der Mitte der
Welle M erstrekt sich ferner nach Aufwaͤrts ein
Arm N, der durch ein Achsengefuͤge mit dem Hebel
O verbunden ist, waͤhrend das andere Ende
dieses Hebels auf aͤhnliche Weise mir einem Schuͤtteltraͤger
P in Verbindung steht, der an einer an dem Gestelle
fixirten Leiste oder Klammer Q, Q angebracht ist. In dem
Hebel O ist an einer unbeweglichen Achse die Rolle R aufgezogen, auf die der Umfang eines umlaufenden, an
die Hauptwelle h geschirrten Excentricums oder Muschelrades s wirkt. So wie daher Lezteres umlaͤuft,
erhaͤlt die Stange B durch die zusammengesezten
Hebel P, O, N, L, K, I solche schwingende Bewegungen
mitgetheilt, daß die Fadenfuͤhrer A die ihnen
zukommenden Verrichtungen vollbringen.
Der hiemit beschriebene Mechanismus arbeitet nun in Verbindung mit den
gewoͤhnlichen Theilen einer Kettenmaschine auf folgende Weise. Gesezt die
Maschine sey mit den Supplementsfaͤden, die von den Baͤumen d, d, d, her durch die Leiter c,
c, c an die Nadeln a laufen, ausgestaltet, und
Alles befinde sich zum Spiele der Maschine in Bereitschaft; gesezt ferner der ganze
Mechanismus befinde sich in der aus Fig. 66 ersichtlichen
Stellung, oder wie man zu sagen pflegt, am Ende eines Ganges, so wird, wenn die
Maschine neuerdings in Thaͤtigkeit kommt, die Stange f zuerst die Versenker e vorwaͤrts
bewegen, damit die Arbeit, d.h. die Schlingen, welche durch die fruͤhere
Bewegung der Maschine gebildet und uͤber die Baͤrte der Nadeln
geschafft wurden, vorwaͤrts gelange. Hierauf werden die Versenker
herabsteigen und mit ihren hakenfoͤmigen Spizen die Faͤden der Leiter
erfassen. Waͤhrend des Vorwaͤrtsschreitens der Versenker werden die
Fadenfuͤhrer A emporsteigen und mit ihren
laͤngeren Spizen zwischen die von den Leitern an die Nadeln fuͤhrenden
Faͤden eindringen, in welcher Stellung man die Theile in dem theilweisen
Durchschnitte, Fig.
68, sieht. Wenn dieß geschehen ist, so werden Leiter durch die
gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Vorrichtungen seitlich verschoben, damit
die Faͤden hiedurch schief oder schraͤg auf die Seile gezogen werden.
Wenn nun die Fadenfuͤhrer noch weiter emporzusteigen fortfahren, so dringen
auch deren kuͤrzere Spizen zwischen die Faͤden ein, wobei sie jedoch
in Folge der schiefen Stellung, in welche die Faͤden durch die Verschiebung
ihrer Leiter geriethen, nicht zwischen dieselben Faͤden eindringen, zwischen
welche die ihnen entsprechenden laͤngeren Spizen eindrangen: so daß die
Faͤden, wenn sie von den Fadenfuͤhrern uͤber die Nadeln gehoben
werden, diagonal uͤber die Nadeln laufen. Nunmehr weichen die Versenker
zuruͤk, die vorder vollbrachte Arbeit und damit auch die unter den Nadeln
befindlichen Faͤden mit sich fuͤhrend. Zu gleicher Zeit steigen aber
die Fadenfuͤhrer auf ihren hoͤchsten Standpunkt empor, die Faden
uͤber die Koͤpfe der Nadeln hebend, wie dieß in dem partiellen
Durchschnitte, Fig.
69, angedeutet ist. Hierauf weichen die Fadenfuͤhrer zuruͤk,
damit die Faͤden uͤber die Baͤrte der Nadeln
zuruͤkgeschoben werden koͤnnen; und damit die zur Bildung der
Schlingen noͤthige Fadenlaͤnge abgegeben werde, naͤhern sich
jene Theile, welche der Fabrikant die Maschine (machine)
zu nennen pflegt, mit den Leitern c, c den Nadeln an.
Diese leztere Stellung der Theile erhellt aus dem theilweisen Durchschnitte, Fig. 70. Nunmehr werden
die Fadenfuͤhrer A durch die Bewegungen des
beschriebenen Mechanismus herabbewegt, und indem sie diese Bewegung vollbringen,
treiben sie die Faden unter die Baͤrte der Nadeln, worauf sie dann von den
Faͤden vollkommen befreit, in die aus Fig. 66 ersichtliche
Stellung herabgelangen. Waͤhrend dieser lezteren Bewegung der
Fadenfuͤhrer bewegen sich die Versenker e um eine
geringe Streke vor, um dann emporzusteigen und die Arbeit auf die Nadelstiele zu
bringen. Dann steigt die Druͤkerstange g auf die
Baͤrte der Nadeln herab, womit die Bildung der Schlingen auf die
uͤbliche Weise weiter von Statten geht. Hiemit ist ein Gang vollbracht, und
die Maschine beginnt auf dieselbe Weise wieder einen neuen.