Titel: Verbesserungen in der Fabrication metallener Röhren und im Schneiden oder Auswalzen der Metalle zu verschiedenen anderen Zweken, worauf sich Frederick Edward Harvey, Zeichner an den Horsley Eisenwerken in der Pfarre Tipton, Grafschaft Stafford, und Jeremiah Brocon, Walzendreher, ebendaher, am 5. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XCIV., S. 368
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XCIV. Verbesserungen in der Fabrication metallener Roͤhren und im Schneiden oder Auswalzen der Metalle zu verschiedenen anderen Zweken, worauf sich Frederick Edward Harvey, Zeichner an den Horsley Eisenwerken in der Pfarre Tipton, Grafschaft Stafford, und Jeremiah Brocon, Walzendreher, ebendaher, am 5. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts December 1836, S. 144. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Harvey's Fabrication metallener Roͤhren. Gegenwaͤrtige Verbesserungen bestehen, in so fern sie die Fabrication cylindrischer Roͤhren betreffen, 1) im Auswalzen erhizter Metallstreifen zu einer Form, in der sie sich zur Verfertigung dieser Cylinder eignen. 2) darin, daß die so zubereiteten Metallstreifen an dem einen Ende zum Theil aufgebogen werden, was mittelst Walzen, in denen sich excentrische und eigenthuͤmlich geformte Kehlen oder Fugen befinden, zu geschehen hat, und daß dieses Aufbiegen dann durch die ganze Laͤnge des heißen Metallbleches auf einem unbeweglichen Dorne zwischen einem Walzenpaare mit halbkreisfoͤrmigen Kehlen oder Fugen vollbracht wird. Ebendieser Zwek kann aber uͤbrigens auch dadurch erreicht werden, daß man das Metallblech zwischen geeigneten Formen oder Modeln durchlaufen laͤßt. 3) darin, daß man die Metallbleche, nachdem sie in einem Windofen abermals bis zur Schweißhize erhizt worden sind, mit ihren Raͤndern schließt, indem man sie auf einem unbeweglichen Dorne dem Druke eines ausgekehlten Walzenpaares, zwischen dem man sie durchlaufen laͤßt, aussezt. Fig. 19 zeigt ein zur Fabrication von cylindrischen Roͤhren bestimmtes, durch Auswalzen erzeugtes Eisenblech A von der Flaͤche und auch im Querdurchschnitte. Eine andere Art von derlei Blech, dessen Raͤnder da, wo sie uͤber einander zu liegen kommen sollen, schraͤg abgedacht sind, ersieht man in Fig. 20. Es ist kaum noͤthig, die zur Erzeugung solcher Metallbleche noͤthigen Walzen durch eine Zeichnung zu versinnlichen, indem deren Gestalt schon aus der Form der Bleche fuͤr jeden Sachverstaͤndigen zur Genuͤge erhellt. Diese Bleche bringt man mit ihrem Ende durch einen freien Canal zwischen ein Walzenpaar B, B, in welchem sich segmentfoͤrmige, von excentrischen Curven gebildete und enger zulaufende Kehlen, wie man sie in dem Frontaufrisse, Fig. 21, und in dem Querdurchschnitte, Fig. 22, sieht, befinden. Wenn ein Blech auf diese Weise zwischen den Walzen B, B vorgeschoben, bis es an einem Aufhaltet ansteht, so laͤßt man die Walzen in der Richtung der Pfeile umlaufen, wo dann die Raͤnder des Bleches so aufgebogen werden, wie in Fig. 22 durch punktirte Linien angedeutet ist. Das Blech erhaͤlt dadurch die in Fig. 23 bei A ersichtliche Gestalt, und kommt in dieser aus den Walzen hervor. Hierauf bringt man das aufgebogene Ende des Metallbleches zwischen das Walzenpaar B*, C, in welches halbkreisfoͤrmige Kehlen geschnitten sind, wie man in Fig. 21 im Frontaufrisse, und in Fig. 24 im Querdurchschnitte sieht. Man stekt das aufgebogene roͤhrenfoͤrmige Ende des Bleches an einen in den Kehlen der Walzen befindlichen und fixirten Dorn D, der in Fig. 25 einzeln fuͤr sich in zwei verschiedenen Ansichten abgebildet ist. Dieser Dorn wird in einem Rahmen aufgezogen, und von einem, von dessen Seite ausgehenden Arme, durch den er mit der Scheibe, womit er an dem Rahmen befestigt ist, in Verbindung steht, festgehalten. Die Befestigung kann auch auf andere Weise geschehen; nur darf nicht vergessen werden, daß der Dorn in der Mitte der Kehlen der Walzen unbeweglich erhalten werden muß. Das Blech wird durch das Umlaufen der Walzen B*, C vorwaͤrts gezogen, und dabei durch den Druk, den diese Walzen von Außen darauf ausuͤben, so wie durch den Widerstand des Dornes von Innen, der ganzen Laͤnge nach in einen beinahe vollkommenen Cylinder aufgebogen, so daß nur ein kleiner Raum zwischen dessen Raͤndern bleibt. Es erhellt dieß aus Fig. 26 und 27, wo man das Blech so weit fertig sieht, baß es nur mehr geschweißt zu werden braucht. Hiebei kommt zu bemerken, daß, in dem Maaße, als sich das aufgebogene Blech fortbewegt, der den Dorn tragende Arm den zwischen den aufgebogenen Blechraͤndern gelassenen Raum durchlaͤuft, so daß er also einen Fuͤhrer bildet, der den Parallelismus der Raͤnder erhaͤlt. Es wurde oben bemerkt, daß das Aufbiegen der Bleche auch dadurch geschehen kann, daß man sie durch Model fuͤhrt. Man bringt das flache Blech A zu diesem Zweke zwischen ein Paar paralleler ausgekehlter Walzen E, E, wie man sie in Fig. 28 sieht, und das Ende desselben in die glokenfoͤrmige Muͤndung des Models F, der in Fig. 29 von der Fronte abgebildet ist. Um den Durchgang des Bleches durch diesen Model zu erleichtern, kann man eine Zange in den Model einfuͤhren, zu welchem Zweke ein gerader Canal fuͤr die Zange im Model angebracht seyn muß. Die innere Form des Models laͤßt sich nicht wohl durch eine Abbildung anschaulich machen; doch duͤrfte es genuͤgen, wenn bemerkt wird, daß derselbe aus zwei Stuͤken bestehen, d.h. der Laͤnge nach in der Mitte getheilt seyn soll; und daß die Kehle, durch die das Blech zu laufen hat, von der vorderen flachen Muͤndung nach Ruͤkwaͤrts bis zur Austrittsstelle allmaͤhlich in eine halbkreisfoͤrmige Gestalt uͤbergehen soll. Eine Ruͤkenansicht des Models und der Leitungswalzen erhellt aus dem Aufrisse Fig. 30. Um die Roͤhren vollends zu schließen oder zu schweißen, erhizt man sie in einem entsprechenden Windofen von einem Ende zum anderen bis zur Schweißhize, und bringt sie dann in ein Walzenpaar G, G, in welchem sich halbkreisfoͤrmige Kehlen und ein unbeweglicher Dorn D befinden, der beinahe ebenso gebaut und fixirt ist, wie der oben bei Fig. 21 und 24 beschriebene. Hier in diesem Falle jedoch darf sich der Arm, der den Dorn traͤgt, nicht so nahe an die Walzen erstreken, da die Raͤnder des Bleches auf dem diksten oder angeschwollenen Theile des Dornes zusammen geschweißt werden muͤssen, indem der Schweißproceß nicht an der Stelle, von welcher der Arm ausgeht, von Statten gehen kann. An diesem Schweißdorne, den man in Fig. 31 einzeln fuͤr sich und in zwei Ansichten abgebildet sieht, ist a der Kopf oder die Anschwellung, welche beim Schweißen den Widerstand leistet; b die Spize und der fuͤhrende Theil, und c der Arm, der mittelst seiner an das Gestell geschraubten Scheibe d den Dorn fest an Ort und Stelle erhaͤlt. Fig. 32 ist ein Frontaufriß der Schweißwalzen, woraus die Stellung des Dornes erhellt, und die man in Fig. 33 im Querdurchschnitte sieht. Zu erinnern ist, daß das Blech alsogleich, wie es aus dem Feuer genommen wird, an die Spize des Dornes gestekt und laͤngs des Fuͤhrers fortgeschoben werden muß, wobei der zwischen den Raͤndern gelassene Raum dem Arme, der den Dorn traͤgt, gegenuͤber zu stehen kommt. Durch das Umlaufen der Walzen wird das Blech vorwaͤrts gefuͤhrt, und durch den Druk der Walzen von Außen, dem von Innen der Widerstand der Verdikung oder des Kopfes des Dornes a entgegenwirkt, werden die Raͤnder des Bleches geschlossen und durch Schweißung mit einander verbunden. Der verlaͤngerte stabartige Theil e, der sich von dem Kopfe des Dornes bis uͤber die Walzen hinaus erstrekt, dient bloß als ein Fuͤhrer und Traͤger der Roͤhre, wodurch deren Biegung verhuͤtet wird. Sollte jedoch die Roͤhre bis zu einem kleineren Durchmesser ausgezogen werden muͤssen, so koͤnnte an dem Stabe e gleichsam als ein zweiter Dorn ein zweiter Kopf f angebracht werden. Auch muͤßte die Roͤhre dann durch ein zweites Walzenpaar H, H, Fig. 34, gezogen werden. Die hier beschriebene Methode cylindrische Roͤhren zu erzeugen, findet auch bei der Fabrication anders geformter Roͤhren Anwendung. So z.B. zum Behufe der Erzeugung dreikantiger Roͤhren von dem in Fig. 35 ersichtlichen Durchschnitte, deren man sich zum Baue von Kanten-Schienenbahnen oder zur Leitung von Dampf oder heißem Wasser zum Behufe des Heizens von Gebaͤuden bedienen kann. Die doppelten Roͤhren, welche man in Fig. 36 und 37 im Quer-, und in Fig. 38 und 39 im Laͤngendurchschnitte abgebildet sieht, lassen sich zwischen ausgekehlten Walzen mit fixirten Dornen schweißen, und dann der Quere nach in Stuͤke schneiden, aus denen man Ketten verfertigen kann. Dieselbe Schweißmethode zwischen ausgekehlten Walzen mit stritten Dornen ist auch bei der Verfertigung hohler Stangen fuͤr Schiebfenster, hohler Sparren fuͤr Glashaͤuser, hohler Stiegengelaͤnder und zu mannigfachen anderen Zweken, zu denen man Eisenstangen auszuwalzen oder auszuschmieden, und dann mit der Hand oder auf andere Weise aufzubiegen und zu schweißen pflegte, anwendbar. Die Verbesserungen im Schmieden oder Auswalzen von Metallen betreffen hauptsaͤchlich das Auswalzen der Schienen fuͤr Eisenbahnen. Die Patenttraͤger streken zu diesem Behufe die Eisenstangen zuerst zwischen gewoͤhnlichen ausgekehlten Walzen so aus, daß sie auf dem Querdurchschnitte die aus Fig. 40 zu ersehende Gestalt bekommen, und geben ihnen dann, indem sie sie durch anders ausgekehlte Walzen laufen lassen, nach und nach die in Fig. 41, 42, 43 und 44 angedeuteten Formen. Ist leztere Form erreicht, so geben sie ihnen mittelst Dornen oder Fuͤhrern, die sie auf dieselbe Weise in die Kehlen der Walzen bringen, wie dieß oben bei der Roͤhrenfabrication gezeigt worden ist, die in Fig. 45 und 46 ersichtliche Gestalt. Die Folge dieser Behandlung ist, daß das Korn des Eisens in einer anderen Richtung laͤuft, als an den nach dem gewoͤhnlichen Auswalzprocesse erzeugten Schienen.

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