Titel: | Ueber den farbigen Steindruk des Hrn. G. Engelmann. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. C., S. 458 |
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C.
Ueber den farbigen Steindruk des Hrn. G. Engelmann.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen. No. 49.
Engelmann, uͤber den farbigen Steindruk.
Hr. Gottfried Engelmann zeigte
der Société industrielle in
Muͤlhausen am 21. Dec. 1836 farbige Lithographien vor, die er mit der Presse
hervorbringt, ohne daß dabei eine Nachhuͤlfe mit der Hand erforderlich
waͤre. Bald darauf begab sich der Ausschuß fuͤr freie Kuͤnste
in das Atelier des Hrn. Engelmann, wo er seine neue Presse in Gang sah, aus welcher farbiger
Steindruk hervorging, gerade so wie gewoͤhnlich schwarzer. Mit einer Presse,
Steinen, Farben und zwei Arbeitern liefert er Lithographien jeder Art, Landschaften,
Blumen, Portraits etc. und zwar in den lebhaftesten Farben, verschmolzen und
nuancirt, als wenn sie die geuͤbte Hand eines Mahlers aufgetragen
haͤtte.
„Wir waren erstaunt, sagt der Ausschuß in seinem Bericht (vom 29.
Maͤrz 1837) uͤber die Einfachheit der Mittel, durch welche Hr.
Engelmann seinen Zwek
zu erreichen wußte. Man hat zwar schon laͤngst farbigen Steindruk gehabt
und verdankt mehreren Lithographen in Deutschland, besonders Hrn. Hildebrand in Berlin farbige
Ornamentenwerke von bewunderungswerther Genauigkeit, aber die von ihnen
angewandten Verfahrungsarten fanden keine zahlreiche Anwendung. So drukt z.B.
Hr. Hildebrand jeden
Farbenton mit einem besonderen Stein und man braucht daher fuͤr gewisse
Dessins eine große Anzahl von Steinplatten, oft 12 bis 15, was diesen Druk
kostspielig und schwierig macht und uͤberdieß ist man genoͤthigt
sich auf solche Gegenstaͤnde zu beschraͤnken, wo die Farben scharf
begraͤnzt und von einander getrennt sind, wie z.B. auf Ornamente.Hr. Franz
Weishaupt, Lithographie-Werkmeister bei der
koͤniglich bayerischen Steuerkatastercommission, ein
Schuͤler Senefelder's, hat schon im
Jahre 1823 die Bilder zu dem großen Werk uͤber Brasilien von Martius und Spix,
dann kuͤrzlich in diesem Jahre die dreizehn verschiedene
Farbentoͤne enthaltende Geschaͤfts-Uebersichtskarte
der koͤnigl. Steuerkatastercommission mit der groͤlten
Genauigkeit ausgefuͤhrt. Nach oͤffentlichen
Blaͤttern gelang es spaͤter seinem Sohne Heinrich Weishaupt, Lithograph und Lehrer der
technischen Zeichenkunst an der Feiertagsschule in Muͤnchen,
indem er auf diesem Wege fortschritt, ein Verfahren zu entdeken, durch
dessen Anwendung alle Gegenstaͤnde der Malerei, als Landschaften,
ganze historische Bilder, Blumen, Thiere etc. mit den mannigfaltigsten
Abstufungen in den Farben in der kuͤrzesten Zeit
vervielfaͤltigt werden koͤnnen.A. d. R.
Unseres Wissens ist
es aber vor Hrn. Engelmann
Niemand gelungen den farbigen Steindruk auf Landschaften, Figuren und andere
Zeichnungen anzuwenden, welche eine unendliche Abstufung von Farben erheischen.
Die Société d'Encouragement in Paris
erkannte die ganze Wichtigkeit eines guten Verfahrens beim farbigen Steindruk
und schrieb daher im Jahre 1828 einen Preis von 2000 Fr. darauf aus, welcher
jedoch ohne Resultat der Bewerbung offen blieb.“
„Wir sind uͤberzeugt, daß man bisher kein gutes Verfahren besaß, um
farbigen Steindruk von artistischem Werth, der keine
Nachhuͤlfe mit der Hand erfordert, zu liefern, und erklaͤren, daß
ein solches jezt durch die Erfindung des Hrn. Engelmann gegeben ist, welches folgende
Vortheile darbietet:
1) Jeder Kuͤnstler, welcher den lithographischen Zeichenstift zu handhaben
weiß und sich auf die Vertheilung der Farben versteht, kann Alles in den
mannigfaltigsten Farben hervorbringen, was man gewoͤhnlich im Steindruk
schwarz liefert. Mittelst einer neuen Combination der Farben kann er sie leicht
abstufen, die Toͤne in einander verschmelzen und alle Effecte einer
beliebigen farbigen Zeichnung erreichen.
2) Der farbige Steindruk (die Chromolithographie) ist auf genaue und sichere
mechanische Verfahrungsarten gegruͤndet, so daß man ihn jedem Arbeiter
anvertrauen kann.
3) Das Verfahren ist weniger kostspielig als alle bisher bekannt gewordenen, denn ein
Druker, welcher sich seit Kurzem mit dieser Arbeit beschaͤftigt, macht schon
taͤglich 100 farbige Abdruͤke.