Titel: Verbesserungen an den Pianoforte's, worauf sich Joseph Lidel, Professor der Musik in Arundel-Street Pantou-square in der Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung, am 17. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XLIV., S. 182
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XLIV. Verbesserungen an den Pianoforte's, worauf sich Joseph Lidel, Professor der Musik in Arundel-Street Pantou-square in der Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung, am 17. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Junius 1837, S. 134. Mit Abbildungen auf Tab. III. Lidel's verbesserte Pianoforte. Diese Verbesserungen bestehen 1) in zwei Neuerungen an der sogenannten Bewegung (action) der Pianoforte's, wodurch die Haͤmmer so schnell von den Saiten entfernt werden sollen, daß deren Schwingungen auch nicht die geringste Beeintraͤchtigung erleiden. 2) in einer Vorrichtung, womit man das Pedal auf den eben erwaͤhnten Mechanismus wirken lassen kann, um zum Behufe der Erzeugung von Piano und Crescendo den Schlag der Hammer abzukuͤrzen, ohne daß dadurch der Charakter des Klanges der Noten veraͤndert wird. 3) in einer Verbindung des Kastens, worin die Tasten und die Bewegung enthalten sind, mit dem Instrumente, um beim Stimmen leicht zu den Saiten und Zapfen gelangen zu koͤnnen, wobei die Haͤmmer waͤhrend des Stimmens in einer solchen Stellung verbleiben, daß man Noten anschlagen kann. 4) endlich in einem eigenthuͤmlichen Baue des Resonanzbodens der Pianoforte's, dem gemaͤß dessen Theile in Hinsicht auf ihre Vibrirungen den uͤber sie gespannten Saiten entsprechen. In Fig. 8 sieht man einen seitlichen Aufriß einer Taste mit der neuen Bewegung, und zwar an einem horizontalen Pianoforte angebracht: einige Theile des Instrumentes sind im Durchschnitte dargestellt. Die Einrichtung ist so getroffen, daß die Haͤmmer von Oben auf die Saiten herabschlagen; sowohl die Tasten als der Mechanismus sind im Zustande der Ruhe abgebildet. Fig. 9 zeigt die Stellung der Theile, wenn die Note angespielt worden, und wenn der Hammer zuruͤkgewichen ist, damit sich die Saite frei schwingen kann. A ist die Taste, B der Hammer, C die Saite, D der Daͤmpfer. Die Taste ist auf die gewoͤhnliche Weise angebracht, an ihrem inneren Ende befindet sich jedoch das Stuͤk c, in welches der Haken d geschraubt ist, der in eine eigens geformte Auskerbung e im Schwanze des Hammers einfaͤllt, wobei sich dessen Stuͤzpunkt um einen Zapfen bei h bewegt. Der Hebel l des Daͤmpfers steht durch das Gefuͤge o mit der Latte k und durch den Haken y mit der Taste in Verbindung. Das Spiel dieses Mechanismus ist folgendes. Wenn das aͤußere Ende a der Taste zur Erzeugung eines gewissen Tones herabgedruͤkt wird, so steigt deren inneres Ende und mit ihr auch das Stuͤk c empor. lezteres zieht durch den Haken d das Schwanzstuͤk f in die Hoͤhe und bewirkt dadurch, daß der Hammer einen raschen Schlag auf die Saite ausuͤbt. Zu gleicher Zeit wird auch der Daͤmpfer D von der Saite emporgehoben, indem der Haken y den Hebel I emporhebt. Durch weiteres Niederdruͤken der Taste waͤhrend des Schallens der Note kommt das Stuͤk c mit einem adjustirbaren Zapfen i in Beruͤhrung, der die weitere Bewegung des Stuͤkes c nach Aufwaͤrts zu verhuͤtet. So wie jedoch das Ende b der Taste noch weiter emporzusteigen fortfaͤhrt (siehe Fig. 9), so muß sich das Stuͤk um den Zapfen i als Stuͤzpunkt bewegen, und dadurch wird der Haken d veranlaßt sich laͤngs der Kerbe e zu bewegen, wo dann das Schwanzstuͤk f herabgedruͤkt wird und den Hammer von der Saite emporhebt, damit sich diese frei schwingen kann. Mittlerweile bleibt der Daͤmpfer so lange gehoben bis der Finger von der Taste entfernt wird. Der Hammer wird also auf diese Weise im Momente, nachdem er an die Saite geschlagen, von dieser entfernt; d.h. in dem Augenblike, wo das Stuͤk c den Zapfen i beruͤhrt, entfernt auch die weitere Bewegung des Endes b der Taste den Hammer von der Saite. So wie der Spieler die Taste verlaͤßt, faͤllt deren inneres Ende b in Folge seiner eigenen Schwere und mit ihm auch der Daͤmpfer in die auf Fig. 8 ersichtliche Stellung herab; der Hammer wird hiebei durch die Feder m, welche das Stuͤk c nach Auswaͤrts treibt, und auch durch die Verbindung, welche zwischen der Kerbe e und dem Haken d besteht, von der Saite entfernt gehalten. Das Spiel des Pedales zur Erzeugung des Piano und des Crescendo ist folgendes. Die Latte k, welche die Daͤmpfer und auch die Unterlagen fuͤr die Tasten traͤgt, laͤuft quer durch das Instrument, und ist an den Enden zweier Hebel befestigt, von denen sich an jeder Seite des Instrumentes einer befindet, und die ihre Stuͤzpunkte an der Seite des Tastenkastens in einer Linie mit den Daͤmpfern oder ihnen gegenuͤber haben. Wird das Pedal herabgedruͤkt, so steigt die von demselben herfuͤhrende Stange v empor, wobei sie die Latte k und mit ihr die Taste A, das Stuͤk c, den Haken d und das Schwanzstuͤk f des Hammers aufhebt. Durch diese Bewegung wird der Hammer herabgedruͤkt und den Saiten naͤher gebracht, wodurch dessen Wirkung abgekuͤrzt und das Piano erzeugt wird. Das gegliederte Ende des Hebels l wird hiebei mit der Latte k emporgehoben, waͤhrend der Daͤmpfer D auf den Saiten verbleibt. Man sieht hieraus, daß dieses Spiel des Pedales die Bewegungen der Tasten und Hammer beschraͤnkt, ohne die Freiheit ihrer Wirkung zu beeintraͤchtigen; und daß in dem Maaße als die Ausdehnung der Bewegung des Hammers zunimmt, aus dem Piano Crescendo wird. Das Spiel des Pedales zur Erzeugung von Forte und Decrescendo wird durch die Stange u hervorgebracht, die das eine Ende des Hebels r und damit auch den Hebel l emporhebt und den Daͤmpfer von den Saiten entfernt, waͤhrend das andere Ende des Hebels r mit der Latte k ein Gefuͤge bildet. Fig. 10 gibt einen seitlichen Aufriß einer Taste und eines anderen damit in Verbindung gebrachten Mechanismus. In Fig. 11 sieht man dieselbe Vorrichtung, allein nach bewirktem Anschlagen des Hammers. Hier wird das Zuruͤkweichen des Hammers dadurch erzeugt, daß ein Theil der aus zwei Stuͤken zusammengesezten Taste herabfaͤllt, indem diese Stuͤke, welche waͤhrend des Anspielens einer Note durch Faͤnger miteinander in Verbindung erhalten werden, sich unmittelbar nach dem Anspielen von einander trennen, so daß der eine Theil von dem anderen wegfallt und das Zuruͤkweichen des Hammers veranlaßt. A ist auch hier die Taste, B der Hammer, C die Saite, D der Daͤmpfer. Erstere besteht aus den beiden Theilen a, b, welche bei c durch ein Gelenk miteinander verbunden sind. Die Faͤnger oder Haken d, d greifen so in einander, daß sie, wie man in Fig. 10 sieht, aus den beiden Theilen der Taste gleichsam einen aus einem Stuͤke bestehenden Hebel machen. Wird die Taste beim Anspielen einer Note niedergedruͤkt, so wird deren Ende b emporgehoben und folglich durch den Haken e das Schwanzstuͤk f emporgezogen, so daß der Hammer auf die Saite herabfallen muß. Kommt das Stuͤk d mit dem Ende des Daͤmpferhebels n in Beruͤhrung, so wird dieses emporgehoben, und das entgegengesezte Ende dafuͤr herabgedruͤkt; dieses wirkt dann seinerseits durch die Stange p auf den Hebel q, wodurch der Daͤmpfer von den Saiten entfernt wird. Durch weiteres Niederdruͤken der Taste gelangt der aus dem Hakenstuͤke d hervorragende Stift oder Zapfen i an die Latte k, welche dann dessen weitere Bewegung hindert, und die beiden Faͤnger d und d von einander befreit, wie in Fig. 11 angedeutet ist. Das auf diese Weise von dem Theile a losgemachte innere Ende des Theiles b faͤllt hierauf unmittelbar herab, und bewirkt, daß der Haken e den Hammer wieder in seine fruͤhere Stellung zuruͤkfuͤhrt. Der Daͤmpfer wird waͤhrend des Schaltens der Note emporgehalten. Beim Entfernen des Fingers von der Taste fallen die Theile alsogleich wieder in den aus Fig. 10 ersichtlichen Zustand der Ruhe zuruͤk, wobei die Haken d, d* durch die Feder m wieder miteinander verbunden werden. Das Spiel des Pedales zur Erzeugung des Piano und Crescendo ist bei dieser Vorrichtung folgendes. Wenn der Tritt herabgedruͤkt wird, so steigt die Stange w und mit dieser die kuͤrzeren Enden der an den beiden Seiten des Instrumentes befindlichen Hebel l empor, wo sich dann diese Hebel um Stuͤzpunkte drehen, die sich mit jenen der Haͤmmer bei l in einer Linie befinden. Dafuͤr werden die laͤngeren Enden dieser Hebel l herabbewegt, denen dann das Stuͤk v und die Adjustirstuͤke u, welche die Bewegungen der Haͤmmer beschraͤnken, folgen. Es erhellt, daß die Ausdehnung der Bewegungen des Hammers beschrankt oder erweitert wird, je nachdem die Stange w durch das Pedal mehr oder minder emporbewegt wird. Werden die kuͤrzeren Enden der Hebel l emporgehoben, so fuhren sie die Stangen x mit sich, und da diese mit dem beweglichen Stuͤke y, welches die Stuͤzpunkte o der Daͤmpferhebel n traͤgt, und welches bei z mit der Latte k ein Gefuͤge bildet, in Verbindung stehen, so wird auch dieses der Bewegung theilhaftig. Bei dieser Anordnung koͤnnen also die Stuͤzpunkte der Hebel n um etwas Weniges gehoben werden, waͤhrend die Bewegung der Tasten und Hammer in solchem Maaße beschraͤnkt ist, daß die Daͤmpfer nicht von den Saiten entfernt werden. Das Forte und Decrescendo wird durch das Pedal erzeugt, indem man die Stange u emporhebt; denn dieser folgt nicht nur der Stuͤzpunkt r und der Hebel q, sondern es wird auch der Daͤmpfer von den Saiten weggehoben. Zu bemerken ist, daß zur Unterstuͤzung dieser Bewegungen die Theile der Tasten gehoͤrig beschwert seyn muͤssen. Am besten geschieht dieß nach der Ansicht des Patenttraͤgers, wenn man sie an den mit * bezeichneten Stellen mit Blei einlaͤßt. Der die Tasten und die Bewegung enthaltende Kasten E, E ist coincidirend mit der Linie, in der die Haͤmmer an die Saiten schlagen, durch Angelgewinde F mit dem Instrumente verbunden. Will man zum Behufe des Stimmens oder einer neuen Besaitung an die Saiten oder Schrauben gelangen, so wird dieser Kasten an seinen Gewinden aufgehoben und mit einem Stabe emporgehalten. Der Stimmer kann dann leicht mit einer Hand die Stimmung vornehmen und mit der anderen die Saiten anspielen. Was den verbesserten Resonanzboden betrifft, so ersieht man diesen aus Fig. 12 und 13. Er ist nach dem Principe vibrirender Dielen, die nur an dem einen Ende befestigt sind, waͤhrend sie sich der ganzen Laͤnge nach frei schwingen koͤnnen, gebaut. Er besteht aus einer oberen und einer unteren horizontalen Platte, welche aus geschnittenem Tannen- oder anderem Holze gebildet ist, und deren Fasern nach der Richtung der Bretter laufen. Die Theile, aus denen die Boͤden zusammengesezt sind, d.h. die Bretter oder Dauben (staves), sollen in ihrer schwingenden Bewegung den uͤber sie gezogenen Saiten entsprechen, damit sie auf diese Weise durch ihre Schwingung aͤhnliche oder entsprechende Toͤne hervorbringen. Fig. 12 gibt eine horizontale Ansicht der oberen Flaͤche des verbesserten Resonanzbodens fuͤr ein großes horizontales Pianoforte. Fig. 13 zeigt denselben von der Kante her und von seiner gebogenen Seite betrachtet. Die Bretter oder Dauben, aus denen der Resonanzboden zusammengesezt ist, sind in der Linie a, a gehoͤrig an dem Schraubenboden des Instrumentes befestigt; von hier aus bis zu dem Ende b, b, b koͤnnen sie sich hingegen frei schwingen. Sie koͤnnen an der Basis die gewoͤhnliche Dike besizen, allein ihr Discanttheil soll nur den vierten Theil dieser Dike haben. c, c, c ist der Steg, der bei der neuen Einrichtung viel naher an dem Ende angebracht werden kann, als fruͤher. Die punktirten Linien d, d, d bezeichnen die Stellung der laͤngs der unteren Seite des Resonanzbodens laufenden Rippen. Diese sind gleichfalls vibrirend und in der Richtung der Fasern der Dauben angebracht, damit sich saͤmmtliche Fasern gemeinschaftlich schwingen und gleichsam nur einen Theil einer jeden vibrirenden Daube zu bilden scheinen. Zwischen den Rippen sind die Fasern durch ein ffoͤrmiges Schallloch, welches dem an den Violinen gebraͤuchlichen aͤhnlich ist, getrennt. e, e, e sind die Saiten. Die Rippen des unteren Resonanzbodens correspondiren mit jenen des oberen, wodurch die zwischen beiden enthaltene Luft in Volumen getheilt wird, die den Dauben entsprechen, und wodurch also die Toͤne zuruͤkgeworfen oder reverberirt werden. Die beiden Boden sind durch die Schallstege g, g miteinander verbunden; diese sind den Enden der Rippen des Resonanzbodens gegenuͤber um den in einer Curve laufenden Rand angebracht, und entsprechen, was ihren Zwek und ihre Wirkung betrifft, dem Schallstege einer Violine: d.h. sie theilen die Schwingungen des einen Resonanzbodens an den anderen mit. Sie koͤnnen, wenn man es fuͤr noͤthig haͤlt, durch einen Streifen Furnirholz, welcher am oberen und unteren Ende der Stege laͤngs der gebogenen Kanten des Bodens gelegt wird, verstaͤrkt werden. Der Theil h entspricht dem Basse, der Theil i hingegen dem Discante. Es versteht sich uͤbrigens von selbst, daß die Gestalt dieses verbesserten Resonanzbodens von dem Instrumente, fuͤr das er bestimmt ist, abhaͤngt. In Fig. 14 sieht man die Gestalt eines Resonanzbodens fuͤr ein vierekiges Pianoforte, an welchem die Haͤmmer nach Aufwaͤrts schlagen. Die Tasten lassen sich hier in der Mitte des Instrumentes, anstatt an einer Seite desselben, wie es gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, anbringen. Das Eigentuͤmliche des neuen Resonanzbodens besteht nach der Schlußbemerkung des Patenttraͤgers darin, daß die Schwingungen saͤmmtlicher Theile dem Tone oder Schalle entsprechen, den die uͤber sie laufenden Saiten geben; und daß sich saͤmmtliche Theile von der Linie a, a an frei schwingen koͤnnen, indem der Resonanzboden den Kasten des Instrumentes an keiner anderen Stelle beruͤhrt, als an dieser.

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