Titel: | Ueber einen beim Bergbau anwendbaren Spiegel von der Erfindung des Hrn. Joseph Gretton von Timberfield bei Chesterfield. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXIX., S. 342 |
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LXIX.
Ueber einen beim Bergbau anwendbaren Spiegel von
der Erfindung des Hrn. Joseph
Gretton von Timberfield bei Chesterfield.Sine silberne Medaille ward Hrn. Gretton von der Society of arts in
London als Preis fuͤr seine Erfindung zugestellt.A. d. R.
Aus den Transactions of the Society of arts. Vol. LI.
P. I. S. 130.
Gretton's Spiegel zum Bergbau.
Der Erfinder des Instrumentes, welches den Gegenstand dieser Mittheilung bildet,
hatte in einem Steinkohlenwerke einen Stollen zu bauen, und war dabei gezwungen die
eiserne Schienenbahn, auf der das Gestein fortgeschafft werden sollte, zu
beseitigen; indem sie zu nachtheilig auf den Compaß, nach welchem bei diesem Baue
gearbeitet werden mußte, einwirkte. Die Unannehmlichkeiten, welche dieß veranlaßte,
bewegen ihn auf ein anderes Instrument zu sinnen, welches beim Baue geradlaufender,
horizontaler oder geneigter Stollen zur Richtschnur dienen koͤnnte. Das
Resultat seiner in dieser Hinsicht angestellten Forschungen war das Instrument, um
welches es sich hier handelt.
Der Bergspiegel (miners mirror), wie ihn der Erfinder
nennt, besteht aus einer kreisrunden- gußeisernen Scheibe von 5 1/4 Zoll im
Durchmesser und 1/4 Zoll Dike, an deren einer Seite sich in der Mitte ein
halbkugelfoͤrmiger Vorsprung von 1 1/2 Zoll im Durchmesser befindet. An der
anderen oder Kehrseite der Scheibe und concentrisch mit ihr ist einen Zoll von ihrem
Rande entfernt ein reifartiger Vorsprung von einem Zoll in der Hoͤhe angebracht, welcher,
damit die Scheibe beim Gießen leicht aus dem Formsande genommen werden kann, an der
Basis 1/4 und an der Kante etwas uͤber 1/16 Zoll dik ist. Innerhalb dieses
Reifens, welcher 3 Zoll im Durchmesser mißt, wird mittelst etwas Glaserkitt, den man
in den am Grunde des Reifens befindlichen Winkel bringt, ein Spiegel, den man fest
auf den Kitt druͤkt, eingesezt. Dieser Spiegel wird an dem Ende eines Brettes
von 14 Zoll Laͤnge, 5 Zoll Breite und 11/2 Zoll Dike befestigt, indem man
vier Schrauben durch vier Loͤcher treibt, welche in einer Entfernung von
einem halben Zoll von dem Rande der Scheibe und in gleichen Zwischenraͤumen
von einander durch die Scheibe gebohrt worden sind. Der am Ruͤken der Scheibe
befindliche halbkugelfoͤrmige Vorsprung, der die Scheibe in einer kleinen
Entfernung von dem Brette erhaͤlt, gestattet die Adjustirung des Spiegels
mittelst der Schrauben. Man kann, um den Spiegel zu schuͤzen, an dem Reifen
einen blechernen Dekel anbringen; im Allgemeinen wird jedoch schon der Schuz, den
der Reifen selbst gewaͤhrt, hinreichen.
Dieses Instrument soll nun den Bergknappen leiten, wenn er in Kohlengruben oder bei
irgend einem anderen Bergbaus in gerader Linie nach einer bestimmten Richtung, es
sey horizontal oder schraͤg, und zugleich gegen einen bestimmten Punkt einen
Stollen (heading or drift) zu treiben hat.
Wenn z.B. von einer Kohlengrube zu einer anderen, in betraͤchtlicher
Entfernung befindlichen, ein Stollen getrieben werden soll, so treibe man die ersten
5 oder 6 Yards ohne Anwendung des Spiegels so gut als moͤglich in der
gewuͤnschten Richtung. Dann bringe man an dem Ende dieses Baues einen
Bergcompaß an, und zwar so, daß sich seine Absehen in der Richtung der beiden
Gruben, welche vorher uͤber der Grube ausgemittelt worden sind, befinden.
Hierauf treibe man das Brett des Spiegels in der Nahe des Bodens in eine der
Waͤnde des Stollens, in welche man es solcher Maßen einkeilt, daß sich der
Spiegel in der Linie der Absehen des Compasses befindet. Wenn dann der Spiegel mit
Huͤlfe der Schrauben so adjustirt worden ist, daß er das Licht einer Kerze in
der Linie der Absehen reflectirt, so kann der Arbeiter mit dem Treiben des Stollens
fortfahren. Er kann sich naͤmlich, wenn diese Vorkehrung getroffen ist, in
jedem Augenblike uͤberzeugen, ob er die wahre Richtung einhaͤlt; denn
er braucht nur die Kerze, bei der er arbeitet, zwischen sein Auge und den Spiegel zu
bringen: sieht er hiebei das reflectirte licht im Spiegel, so hat er die wahre
Richtung; sieht er es hingegen nicht, so ist er auf falschem Wege. Wenn sich der
Arbeiter eine bedeutende
Streke weit, z.B. 50 oder 60 Yards, von dem Spiegel entfernt hat, so soll dieser
wieder naͤher gebracht und abermals auf die beschriebene Weise fixirt werden,
indem man das Kerzenlicht in einer solchen Entfernung nicht mehr deutlich genug
sieht. Jeder gewoͤhnliche Bergknappe kann demnach mit Huͤlfe dieser
Vorrichtung eine beliebige Streke weit Stollen in der noͤthigen Richtung
treiben.
Man kann bewirken, daß der Spiegel das Bild der Kerze genau in horizontaler Richtung
reflectirt, wenn man den Spiegel solcher Maßen adjustirt, daß das reflectirte Bild
mit dem Absehen einer Wasserwaage correspondirt. Eben so kann man ihm auch eine
solche Adjustirung geben, daß das Bild der Kerze unter irgend einem Elevationswinkel
reflectirt wird; der Reflex braucht in diesem Fall nur mit dem Absehen einer
Wasserwaage mit einem graduirten Bogen, welche unter einer gehoͤrigen
Elevation fixirt worden ist, zu correspondiren. Man kann demnach den Spiegel auch
zum Treiben von Stollen, die irgend ein Gefall haben, benuzen.
Das ganze Instrument, welches sich durch seine Einfachheit, und durch die
Leichtigkeit und Genauigkeit, womit der Knappe jeder Zeit seine Arbeit zu
pruͤfen im Stande ist, auszeichnet, kostet nur 1 Schill. 6 D.