Titel: | Dorn's Dachbedekung für flache Dächer. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XXIV., S. 123 |
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XXIV.
Dorn's Dachbedekung fuͤr flache
Daͤcher.
Dorn's Dachbedekung fuͤr flache Daͤcher.
Wo flache Daͤcher angewandt werden sollen, verdient die Bedekungsmethode von
Dorn gewiß alle Beruͤksichtigung, indem sie
bei voͤlliger Wasserdichtheit so leicht ist, daß sie keinen viel
staͤrkeren Dachstuhl erfordert, als ein Stroh- oder Schindeldach.Eine dreijaͤhrige Erfahrung hat bereits die Vortheile von Dorn's Dachbedekung bewaͤhrt und der
Verein zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in
Preußen beschloß daher, dem Erfinder nicht nur
eine goldene Medaille, sondern auch eine Summe
von 500 Thalern zur Fortsezung seiner Versuche zuzuerkennen.A. d. R. Man findet diese Methode ausfuͤhrlich beschrieben in der Schrift:
„Praktische
Anleitung zu Ausfuͤhrung der neuen Dachbedekung u.s.w.
von J. F. Dorn,
koͤnigl. preuß. Fabr. Commissionsrath etc. (Berlin
1835),“ woraus Riecke in seinem Wochenblatt 1837, Nr. 2,
folgenden Auszug mittheilt:
Soll der Raum unter Dach zu bloßen Vorrathsboͤden benuzt werden, wobei es auf
eine schraͤge Deke nicht ankommt, so wird die obere Flaͤche der Sparren bis auf das Gesims hinaus mit Latten oder mit
schmalen, durch die Saͤge getrennten Brettern benagelt, indem breite Bretter
sich leicht werfen und damit nachteilig auf die Dekung wirken. Zwischen den Latten
bleiben die Fugen 1/4 – 3/8'' offen. Soll der
Dachraum zu Zimmern mit waagerechter Deke bestimmt werden, so wuͤrde hiezu
eine Balkenlage erforderlich seyn, auf welcher alsdann die schraͤgen
Dachflaͤchen, welchen man sogar nur einen Fall von 6–12'' auf die Ruthe geben kann, mit schwachem Holze
gebildet werden koͤnnten. – Bei laͤndlichen
Wirtschaftsgebaͤuden u. dergl. koͤnnen der Wohlfeilheit wegen zu
diesem Behufe auch die sogenannten Spaltlatten (gespaltene Stangen) verwendet
werden, wobei alsdann dieselben, nachdem sie zuvor durchs Behauen mit dem Beile
moͤglichst gleichmaͤßig stark gemacht werden, ein breites Ende gegen
ein schmales, mit der flachen Seite auf die Sparren festgenagelt werden. Auch
ungespaltene Stangen von gehoͤriger und nicht zu ungleicher Staͤrke
koͤnnen, wenn die dabei entstehenden Vertiefungen mit der weiter unten
angegebenen Verbindung von Lehm und Gerberlohe ausgeglichen sind, hiezu dienen.
Um den Wasserfall einige Zoll uͤber das Gesims hinaus zu leiten,
koͤnnen entweder Dachplatten oder Streifen Eisenblech, Zink u.s.w. genommen
werden. Wendet man erstere an, so werden sie, nachdem man zuvor die Nasen
abgeschlagen hat, so auf das Dach in schwachen Lehm gelegt, daß deren breite Seite
in einer Linie etwa 4'' uͤber das Gesims
hinausreicht.
Hierauf wird frisch gebrauchte Gerberlohe in dem Verhaͤltniß mit Lehm und
Wasser durcheinander gearbeitet, daß von der Lohe gerade so viel hinzugefuͤgt
wird, um eine Masse zu bilden, die sich leicht mit der Maurerkelle verarbeiten
laͤßt, wozu etwa 2/3, bisweilen etwas mehr Lohe und 1/3 Lehm dem
koͤrperlichen Inhalte nach erforderlich sind. – Die Gerberlohe wird so
naß, wie sie vom Gerber erhalten wird, hiezu verwendet; je langfaseriger dieselbe
ist, desto besser. Man hat aber bei Durcharbeitung der Masse vorzuͤglich
darauf zu sehen, daß die Lohe in allen ihren Theilen gleichmaͤßig mit dem
Lehme in Verbindung gebracht wird. Daß der Lehm rein, ohne Steinchen u. dergl. seyn
muß, versteht sich von selbst; eben so, daß zu fettem Lehme etwas Sand beigemischt
werden muß. – Mit dieser Masse wird nun die ganze Dachflaͤche etwa
1/3'' stark belegt, und zwar so, daß diese erste
Lage etwa 1–2'' breit auch auf die Dachplatten,
das Blech oder den Zink, die den Dachtrauf uͤber dem Gesimse bilden,
schraͤg auslaufend zu liegen kommt. Beim Troknen werden sich kleine Risse zeigen,
die mit uͤberstreutem Sande mittelst eines Haarbesens verstopft werden
muͤssen. Hierauf wird der Lehmstrich mit Steinkohlentheer, welcher mit einem
Maurerpinsel aufgetragen wird, getraͤnkt, der nach 24 Stunden ganz
eingedrungen ist. Dann wird die Flaͤche noch ein Mal mit einer Mischung aus 5
Theilen Steinkohlentheer und 1 Theil Pech oder Harz uͤber Kohlenfeuer in
einem Kessel zusammengeschmolzen, moͤglichst stark bestrichen. So wie eine
Flaͤche von 1/2 – 1 Quadratruthe bestrichen ist, uͤberwirft man
sie mit scharfem Mauersande (wofuͤr auch zerstoßene Scherben u. dergl.
angewendet werden koͤnnen) so dik, daß von dem Theeranstriche nichts mehr zu
sehen ist. Ist auf diese Weise das ganze Dach behandelt, so wird der
uͤberfluͤssige Sand abgefegt und hierauf die ganze Operation
(Lehmbezug, Theeranstrich, Ueberziehen mit der Mischung von Theer und Pech u.s.w.)
noch ein Mal wiederholt, so daß der fertige Estrich eine Dike von etwa 5/4'' erlangt. Auf den lezten Theeranstrich kann man auch
ganz zwekmaͤßig Hammerschlag streuen; doch ist gewoͤhnlich Mauersand
hinreichend. Uebrigens ist anzurathen, die Anfertigung des beschriebenen Estrichs in
der heißen Jahreszeit vorzunehmen.
Auf 400 Quadratfuß waͤre etwa erforderlich 1 1/2 Tonne Steinkohlentheer und 20
Pfd. Harz. Der Preis dieser Dekung berechnet sich nach Berliner Maaß und Geld auf
7–7 1/2 Silberpfennig pro Quadratfuß.
Das Gewicht eines Quadratfußes von diesem Estrich ist ungefaͤhr 7 Pfd.,
waͤhrend eine kleine Flaͤche Doppeldach von Ziegeln 13 Pfd. wiegt. Im
Allgemeinen kann angenommen werden, daß die Kosten dieser Dachdekung die
Haͤlfte der eines Doppeldaches von Ziegeln betragen, wobei der leichtere
Dachstuhl noch weiter zu Gunsten des Lehmdaches in Rechnung zu bringen ist.
Obgleich zu dieser Dekart brennbare Materialien mit verwendet werden, so
gewaͤhrt sie doch eine vollkommene Sicherheit gegen Feuersgefahr, indem die
Verbindung von Lehm und Sand mit den brennbaren Koͤrpern diesen ihre
Entzuͤndbarkeit so benehmen, daß auf einem solchen Dache ohne Gefahr Feuer
angemacht werden koͤnnte.
Mehrere auf diese Weise in Berlin angefertigte flache Dachdekungen erhalten sich seit
3–4 Jahren ohne Tadel.