Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XX., S. 171 |
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XX.
Miszellen.
Miszellen.
Beitraͤge zur Lebensgeschichte der
franzoͤsischen Mechaniker Pihet und Cavé.
Wenn England, sagte Hr. Baron Ch. Dupin in einer Rede,
welche er der Gelegenheit eines Lehrcurses der Mechanik hielt, seinen Maudsley hat, der sich vom einfachen Arbeiter bis zum
Schoͤpfer und Eigenthuͤmer der groͤßten und vollkommensten
mechanischen Werkstaͤtte emporschwang, so kann Frankreich gegenwaͤrtig
mit eben so vielem Ruhme seinen Pihet und seinen Cavé nennen. Pihet der
aͤltere fing im Jahre 1801 gleichfalls als einfacher Handarbeiter an, und
arbeitete 20 Jahre lang mit Ausdauer an der Gruͤndung seines großen
Vermoͤgens. Erst im Jahre 1821 konnte er mit Huͤlfe seines
juͤngeren Bruders und Zoͤglinges eine eigene Werkstaͤtte zum
Baue von Maschinen und Vorrichtungen verschiedener Art errichten. Zwei Jahre lang
arbeiteten beide nur mit Menschenkraͤften, bis sie endlich im Jahre 1824 eine
Dampfmaschine erwarben. In den Jahren 1826 und 1827 lieferten sie nebst vielen
anderen Gegenstaͤnden 30,000 eiserne Bettstellen fuͤr die Casernen; um
dieselbe Zeit warfen sie sich aber auch auf die Fabrikation von
Baumwollspinnmaschinen, worin sie bald solche Fortschritte machten, daß ihre
Maschinen nach Belgien und Preußen gingen, und in Flandern sehr gesucht waren,
obschon sie um 15 Procent theurer waren, als die belgischen. Zur Zeit der
Juliusrevolution beschaͤftigten sie gegen 500 Arbeiter in ihrer Fabrik; und
gluͤklicher Weise kam ihnen um diese Zeit die Fabrikation von Kriegsmaterial
zu Huͤlfe; denn sie lieferten im Jahre 1831 allein 60,000 eiserne
Bettstellen, und unternahmen auch die Lieferung von 120,000 Flinten, zu deren
Fabrikation, obschon sie sich fruͤher nie damit befaßten, sie schnell eigene
Mechanismen erfanden. Sie beschaͤftigten auf diese Weise im Jahre 1832 gegen
1200 Arbeiter. Gegenwaͤrtig, wo die Industrie wieder mehr Thaͤtigkeit
entwikelt, fabriciren sie hauptsaͤchlich mechanische Webestuͤhle
fuͤr Frankreich, Belgien und Spanien. – – Ein anderes, eben so
merkwuͤrdiges Beispiel liefert der beruͤhmte Cavé, welcher ein Tischlergeselle war, und nachdem er leinen
Militaͤrabschied bekommen, zu Paris mit 2 Fr. 75 Cent. Vermoͤgen als
Modellist bei einem der ersten Maschinenfabrikanten in Dienst trat. Er brachte,
nachdem er den ganzen Tag als solcher gearbeitet, seine Feierstunden in einer
Zeichenschule hin, und vollendete des Nachts die in dieser begonnenen Zeichnungen.
Im Jahre 1823 wagte er dem beruͤhmten Spinnmeister Hindenlang den Vorschlag zu machen, ihm eine Dampfmaschine zu verfertigen;
er ward abgewiesen, baute sie aber auf seine Gefahr, und zwar mit bestem Erfolge.
Nach achtjaͤhriger Arbeit hatte er sich endlich 5000 Fr. Vermoͤgen
erworben, welche saͤmmtlich in Werkzeugen und Apparaten stekten. Er hatte nun
das Ungluͤk, durch eine mißgluͤkte Speculation 2/5 seines kleinen
Capitals zu verlieren, ließ sich aber hiedurch nicht abschreken, sondern errichtete
seine anfaͤnglich ganz kleine Werkstaͤtte zum Baue von Dampfmaschinen.
Wie sehr er sich hiebei emporschwang, ist allgemein bekannt; denn er baute in 10
Jahren 123 Dampfmaschinen, die zusammen mit 2825 Pferdekraͤften arbeiten, und
welche also so viel leisten, als 40,000 Menschen! Außerdem erbaute Cavé noch viele andere und sehr mannigfaltige
Maschinen. Die Marine verdankt ihm sehr sinnreich gebaute eiserne Kniee, welche die
hoͤlzernen, die so theuer und selten sind, vortheilhaft ersezen; ihm verdankt
man eine Methode, das Eisenblech in großen Halbkugeln auszubauchen, wodurch dasselbe
zu Kesseln anwendbar wird, zu denen man fruͤher das Gußeisen wegen seiner
Bruͤchigkeit nicht brauchen konnte. Eben so zeichnete er sich in Hinsicht auf
die Dampfschifffahrt aus; denn er verfertigt aͤußerst leichte eiserne Boote
fuͤr die Flußschifffahrt, so wie er ein solches auch fuͤr den
Neufchateler-See und eines fuͤr den Thuner-See erbaute.
Gegenwaͤrtig baut Hr. Cavé ein Dampfboot
von 160 Pferdekraͤften. Die Jury ertheilte ihm bei der lezten
Industrieausstellung in Paris die goldene Medaille, und die Regierung
schmuͤkte ihn in Anerkennung seiner Verdienste mit dem Kreuze der
Ehrenlegion. (Aus dem Recueil industriel.)
Einiges zur Geschichte der Baumwollspinnerei.
Das Mechanics' Magazine gibt in seinen neueren Nummern
mehrere Auszuͤge aus Hrn. Baines's
History of the Cotton Manufacture, woraus wir Einiges
fuͤr unsere Leser ausheben, indem wir hoffen, ihnen hiedurch einen angenehmen
Dienst zu erweisen. Wir bemerken vorlaͤufig nur, daß Hr. Baines durch eine lange Deduction zu beweisen sucht, daß
die Erfindung der Cylinder-Spinnmaschine nicht dem beruͤhmt gewordenen
Sir Richard Arkwright, sondern lediglich dem John Wyatt zu verdanken sey. Das Mechanics' Magazine hingegen widerlegt dieß in einer eben so
gruͤndlichen als langen Gegenschrift, an deren Schluß es versichert,
„daß wenn irgend Jemand mehr Anspruͤche auf die Ehre der
Erfindung der fraglichen Maschine hat, als Richard Arkwright, dieß Lewis Paul und nicht John
Wyatt ist; und daß es nicht bezweifelt werden
kann, daß Arkwright, obschon Paul fruͤher als er die allgemeine Idee einer solchen Maschine
hatte, ohne alle Kenntniß des vor ihm Geschehenen fuͤr sich allein die
Maschine erfand, die die große Umwaͤlzung in der
Baumwollwaaren-Fabrikation erzeugte und seinen Ruhm
begruͤndete.“ Wir wollen nun im weiteren Verlaufe unserer
Auszuͤge hauptsaͤchlich Hrn. Baines selbst
sprechen lassen. „Als diese bewundernswerthe Maschine bekannt und mit ihr
besseres und wohlfeileres Garn gesponnen wurde, als man bisher in England
kannte, erhielt die Baumwollwaaren-Fabrikation einen maͤchtigen
Aufschwung. Die Weber konnten sich nun um einen maͤßigen Preis eine
unbeschraͤnkte Quantitaͤt Garn verschaffen, und Baumwollgarn statt
des bisher gebraͤuchlichen, weit kostspieligeren Leinengarnes als Kette
benuzen. Der Bedarf an Baumwollwaaren nahm wegen ihres niedrigen Preises
außerordentlich zu; der Schuͤze flog mit rastloser Thaͤtigkeit,
und Spinner sowohl als Weber verdienten außerordentlichen Lohn. Ueberall
errichtete man um den Bedarf an Baumwollgarn zu deken, Spinnmuͤhlen; der
Ruf Arkwrights ertoͤnte durch das ganze Land, und die Kapitalisten
draͤngten sich an ihn, um theils seine Maschinen, theils die Erlaubniß
sich ihrer bedienen zu duͤrfen, zu erkaufen. Nach einem maͤßigen
Anschlage nahm der Erfinder bis zum J. 1782 allein fuͤr solche
Erlaubnißscheine wenigstens 60,000 Pfd. Sterl. ein; er errichtete
uͤbrigens selbst zu Derbyshire und anderwaͤrts mit einigen
Teilnehmern Fabriken, die ihm mehr als 30,000 Pfd. an Gebaͤuden kosteten;
in Manchester erbaute er eine solche fuͤr 11,000 Pfd. Im J. 1785 waren
schon gegen 40,000 Individuen in den verschiedenen Fabriken, auf deren
Errichtung an Gebaͤuden und Maschinen uͤber 500,000 Pfd. verwendet
worden, beschaͤftigt, so daß man sagen kann, daß das Fabriksystem in
England eigentlich von dieser Zeitperiode an beginnt. Das Vermoͤgen
Arkwright's wuchs nicht bloß durch den Verkauf seiner Maschinen und der
Erlaubnißscheine zu deren Benuzung, sondern hauptsaͤchlich auch durch den
großen Gewinn, den er aus seinen eigenen mehrfachen Fabriken und durch
Theilnahme an vielen auf Actien errichteten Unternehmungen zog. Er war es, der
mehrere Jahre hindurch den Preis des Baumwollgarnes bestimmte, und nach welchem
sich alle uͤbrigen Spinner in dieser Hinsicht richteten. Die
auffallendsten Zuͤge in Arkwright's Charakter waren seine Emsigkeit,
seine Energie und seine Ausdauer; er arbeitete taͤglich von 5 Uhr Morgens
bis 9 Uhr Abends in seinen verschiedenen Geschaͤften; und als er bei
einem Alter von mehr dann 50 Jahren fand, daß ihm die fruͤhere
Vernachlaͤssigung seiner Erziehung in der Fuͤhrung seiner
Correspondenz und in der Leitung seiner Geschaͤfte sehr nachtheilig sey,
brach er sich taͤglich zwei Stunden Schlaf ab, um Unterricht in der
englischen Grammatik, Orthographie und Calligraphie zu nehmen. Charakteristisch
fuͤr ihn ist auch, daß er sich wenige Jahre nach seiner Verheirathung von
seiner Frau trennte, indem diese ihm, weil sie fuͤrchtete, er
moͤchte seine Familie durch vielerlei Projecte zu Grunde richten, einige
seiner Maschinen-Modelle zerschlug. Mit seiner Zeit war er sehr karg, und
aus diesem Grunde fuhr er stets vierspaͤnnig und mit außerordentlicher
Geschwindigkeit; bei den vielen Unternehmungen, in die er sich einließ, hatte er
eine solche umfassende Geschaͤftsgewandtheit, daß er selbst da gewann, wo
andere verloren. Das Vertrauen in seine Maschinerie war so außerordentlich, daß
er uͤber die Steuerdiscussionen laͤchelte, und sagte, er wolle die
Nationalschuld bezahlen; dabei war er in seinen Speculationen so verwegen, daß
er alle Baumwolle auf der Welt aufzukaufen im Sinne hatte, um aus diesem
Monopole einen außerordentlichen Gewinn zu ziehen. Einige seiner Freunde
fuͤrchteten daher auch, er moͤchte am Ende dennoch sein
Vermoͤgen einbuͤßen.“ – Unter den mehr
untergeordneten Verbesserungen an den Baumwoll-Spinnmaschinen, die in Arkwright's
Erfindungsgeist erwachten, verdient theils wegen ihrer Nuͤzlichkeit, theils
wegen der Hartnaͤkigkeit, womit man die Anspruͤche Arkwright's auf
deren Erfindung bestritt, der Winkelhebel und der Kamm, den er an der von Lewis Paul erfundenen
Cylinder-Kardaͤtsch-Maschine anbrachte, besonderer
Erwaͤhnung. An Paul's Maschine wurde die Wolle mit
sogenannten Nadelkruͤken (needle-sticks)
von dem Cylinder abgestrichen; Peel (der Großvater des
gegenwaͤrtig beruͤhmten Staatsmannes) bediente sich spaͤter der
Handkarden; und hierauf wendete man dann eine Walze an, an welcher zinnerne, den
Schaufeln oder Flossen eines Wasserrades aͤhnliche Platten angebracht waren,
und welche, indem sie sich mit großer Geschwindigkeit gegen den Cylinder umdrehte,
die Baumwolle von den Karden abstreifte. Da diese Vorrichtung sowohl der Baumwolle
als den Karden nachtheilig war, so brachte Arkwright eine
Platte in Anwendung, welche am Rande nach Art eines Kammes fein gezaͤhnt war,
und die, indem sie mittelst eines Winkelhebels in senkrechter Richtung in kurzen,
aber schnell auf einander folgenden Huͤben auf die Kardenzaͤhne
wirkte, die Baumwolle in einem ununterbrochenen Fließe von den Karden abstreifte.
Dieser Fließ wurde, indem er durch einen in geringer Entfernung von dem Cylinder
befindlichen Trichter lief, in eine Floͤthe verwandelt; und diese wurde
zwischen zwei Walzen zu einem festen flachen Bande, welches in Windungen in eine
Kanne fiel, zusammengedruͤkt. Diese Erfindung nun, behauptete man, habe Hr.
Arkwright Hrn. James Hargreaves gestohlen, indem lezterer sich derselben schon fruͤher
bediente, als ersterer sein Patent darauf nahm. Allein es ist jezt hergestellt, daß
Arkwright selbst diese Vorrichtung einige Zeit vor
der Ertheilung seines Patentes anwendete, und daß einer seiner Arbeiter eine Copie
davon an Hargreaves verkaufte. Hargreaves, der in dieser Hinsicht so schlecht an Arkwright handelte, hatte uͤbrigens seine eigenen Verdienste; denn
er erfand einige Jahre ehe Arkwright seine
Cylinder-Spinnmaschine vollendet hatte, die Spinn-Jenny, welche mit
ersterer an Nuͤzlichkeit wetteiferte. Er war ein armer, von seiner Handarbeit
lebender Weber, als er seine bewundernswerthe Erfindung vollendete; nicht richtig
aber ist es, wenn alle seine Biographen behaupten, daß er seine Tage seiner
Erfindungen ungeachtet in Armuth und Elend endete. Denn aus authentischen
Documenten, welche Hr. Baines vorlegte, geht hervor, daß
Hargreaves, wenn er auch kein solches Gluͤk
machte, wie Arkwright, dem er an
Geschaͤftsgewandtheit weit nachstand, sich durch seine mechanischen Talente
doch einiges Vermoͤgen erwarb, so daß er seine Familie keineswegs im Elend
ließ. Nach Paul, Hargreaves und Arkwright war Samuel Crompton der
naͤchste große Verbesserer der Baumwoll-Spinnerei; er brachte durch
Verbindung der Principien, auf denen die Jenny und die Wassermaschine (wie man die
Arkwright'sche Maschine gewoͤhnlich zu nennen pflegte, indem sie mit Wasser
betrieben wurde), eine dritte Maschine zu Tage, welche mehr leistete, als die beiden
fruͤheren. Diese Maschine hieß anfangs das Rad von Hall in-the-Wood, nach dem Wohnsize Crompton's; spaͤter nannte man sie das Musselin-Rad, weil
sie Garn von solcher Feinheit lieferte, daß Musselin damit erzeugt werden konnte;
und zulezt endlich bekam sie wegen ihrer doppelten Abkunft den Namen Mule (Bastard).
W. Baines sagt hieruͤber Folgendes:
„Diese vortreffliche Maschine, die die Jenny, und großen Theils auch
die Wassermaschine verdraͤngte, und welche die Baumwoll-Spinnerei
auf eine Stufe brachte, die sie sonst wohl kaum erreicht haben duͤrfte,
ist die Erfindung eines ehrenwerthen Webers, der unter mittelmaͤßigen
Umstaͤnden zu Hall-in-the-Wood bei Bolton lebte und
1753 geboren ward. Man gibt allgemein das J. 1775 als das Jahr ihrer Erfindung
an, allein Kennedy, der persoͤnlich mit Crompton bekannt war und dessen Biographie schrieb,
sagt, daß er seine Maschine im J. 1774 in einem Alter von 21 Jahren begann, daß
er 5 Jahre zu deren Vollendung brauchte, und also im J. 1779 damit zu Ende kam.
Crompton selbst schrieb an einen seiner Freunde:
„Ich hatte meine Maschine im J. 1779 vollendet, und war am Ende
des naͤchstfolgenden Jahres gezwungen, sie entweder bekannt zu machen
oder zu vernichten, indem es nicht in meiner Macht stand sie zu unterhalten
und zu betreiben; sie zu zerstoͤren war zu hart fuͤr mich,
indem ich waͤhrend wenigstens 4 1/2 Jahre alle Zeit und allen Aufwand
an Kosten und Nachsinnen, den ich zu machen im Stande war, ihr
zuwendete.“ Da Crompton
zuruͤkgezogen lebte und nicht ehrgeizig war, so nahm er kein Patent, er bedauerte
nur, daß der Zudrang der Neugierigen ihn hinderte von seiner Erfindung in seinem
Dachstuͤbchen selbst Nuzen zu ziehen, und sich durch seine eigenen
Haͤnde die Fruͤchte derselben zu verdienen. Die Vorzuͤge
des von ihm gesponnenen Garnes zogen von allen Gegenden Leute herbei, die die
Maschine sehen wollten, womit es erzeugt worden. Er sagte zu Hrn. Bannatyne, daß er bei der Erfindung seiner Maschine
fuͤr das Spinnen und Zurichten von Garn Nr. 40. 14 Schill, per Pfund erhielt; daß man ihm kurze Zeit darauf
fuͤr das Spinnen von Garn Nr. 60. per Pfd. 25
Schill, bezahlte; und daß er eine geringe Quantitaͤt Garn von Nr. 80
gesponnen habe, um zu zeigen, daß es nicht, wie man bisher glaubte,
unmoͤglich sey, Garn von solcher Feinheit zu spinnen; fuͤr
lezteres gab man ihm 42 Schill. per Pfd. Diese
Preise waren das Resultat der unuͤbertrefflichen Guͤte dieses
Garnes. Der ganze Werth der Crompton'schen Maschine
geht uͤbrigens erst deutlich hervor, wenn man bedenkt, daß man jetzt das
Pfd. Garn von Nr. 100 mit Einschluß der Kosten des rohen Materials, die 10 Den.
oder 1 Schill. betragen, zu 2 Schill. 3 Den. bis zu 3 Schill. bezahlte; und daß,
waͤhrend man es fruͤher unmoͤglich hielt, Garn von 80
Straͤhnen auf das Pfund zu spinnen, man gegenwaͤrtig welches
spinnt, wovon 350 Straͤhne auf das Pfund gehen, und von denen jeder
Straͤhn 840 Yards mißt, so daß ein Pfund Baumwolle einen 167 Meilen
langen Faden gibt.“ – Die Mule selbst durchwanderte jedoch
gleichfalls viele Verbesserungen. Crompton's erste
Maschine enthielt nur 20 oder 30 Spindeln und ihre Rollen bestanden aus Holz. Henry
Stones, ein gewandter Mechaniker von Horwich, brachte
metallene Rollen an, und sezte sie durch ein Uhrwerk in Bewegung, wodurch die Zahl
der Spindeln bis auf 100 erhoͤht wurde. Im J. 1799 wendete Hr. William Henry von den Lanark Mills statt des Uhrwerkes die
Wasserkraft an, wodurch bald darauf Hr. Wright,
Maschinen-Bauer in Manchester, in Stand gesezt wurde, eine doppelte Mule
herzustellen, die mit nicht weniger als 400 Spindeln arbeitete. Die Wasserkraft
fuͤhrte ihrerseits zur Anwendung der Dampfkraft, und gegenwaͤrtig
arbeiten zu Manchester Mulen, von denen jede 1100 oder das Paar 2200 Spindeln, die
ein einziger Spinner versieht, zaͤhlt. „Allein, sagt Hr. Baines, selbst hiebei blieb man nicht stehen, sondern
man erfand die sogenannten selbstthaͤtigen Mulen, an denen die ganze
Handarbeit darin besteht, daß Kinder die abgerissenen Faͤden
anstuͤkeln. Die erste Maschine dieser Art erfand W. Strutt von Derby (ein Sohn eines Compagnon's Arkwright's, welcher am
29. December 1830 starb) um das J. 1790; die Maschine ging jedoch wegen der
Unvollkommenheit der damaligen Arbeit nicht gut. Gelungen hingegen ist die
Maschine Roberts, von der Firma Sharp, Roberts u. Comp. in Manchester, mit
der gegenwaͤrtig beinahe alles feine Garn gesponnen wird. Diese Maschine,
welche im J. 1825 zuerst patentirt und im J. 1830 verbessert wurde, scheint sich
der groͤßten Vollkommenheit zu naͤhern; sie liefert eine
betraͤchtlich groͤßere Menge eines Garnes von
gleichmaͤßigerer Drehung, welches nicht so leicht bricht und ebener und
dichter auf den Cop aufgewunden ist, was besonders den Webern angenehm ist. Im
Maͤrz 1834 hatten die Patenttraͤger bereits 520
selbstthaͤtige Mulen mit beilaͤufig 200,000 Spindeln verfertigt,
und im Laufe dieses Jahres duͤrfte sich diese Anzahl mehr als verdoppeln,
indem diese Maschinen die Fabrikenbesizer von den Arbeitern beinahe
unabhaͤngig machen.“
Englische Methode, verschiedenen kupfernen
Gegenstaͤnden eine rothe Bronzirung zu geben.
Man befolgt in England folgende, wie es scheint auf dem Continente noch wenig
bekannte Methode, verschiedenen kupfernen Gegenstaͤnden, wie z.B.
Wasserkesseln, Pulverhoͤrnern und dergl. eine rothe Bronzirung zu geben. Man
vollendet die einzelnen Stuͤke so weit als moͤglich mit dem Hammer,
schneidet deren Raͤnder zu, und paßt sie, ohne sie zu befestigen, einander
an. Dann verzinnt man sie an der inneren Seite sorgfaͤltig, und selbst etwas
stark, worauf man sie von den Fleken, die sie waͤhrend der Verzinnung
bekamen, reinigt. Nachdem dieß geschehen, macht man mit Colcothar oder sogenanntem
Englischroth, d.h. mit Eisenperoxyd und Wasser einen Brei an, den man mit einem
Pinsel auf die Gegenstaͤnde austraͤgt. Die bestrichenen
Gegenstaͤnde sezt man dann, nachdem sie vorher an einer Kohlengluth getroknet
worden, der Flamme und der Hize eines Kohlenfeuers aus, welches in einem runden
Herdloche von 5 bis 6 Zoll im Durchmesser angezuͤndet wird, 6 bis 7 Zoll hoch
ist, und bestaͤndig mit einem Blasbalg angefacht wird. Ueber diesem Feuer
erhizt der Arbeiter den fraglichen Gegenstand, den er mit einer Zange faßt,
gleichmaͤßig so weit, daß die Verzinnung beinahe in Fluß geraͤth. Halt
er denselben fuͤr hinreichend erhizt, so laͤßt er ihn
abkuͤhlen, um ihn dann, nachdem er ihn abgebuͤrstet, einem anderen
Arbeiter zu uͤbergeben, der ihn auf einem der Form des Gegenstandes
entsprechenden Ambos durch kleine Schlage mit einem Hammer aus polirtem Stahle,
unter denen sich das Eisenoxyd abloͤst, polirt. Nach dieser Arbeit gibt er
den Gegenstand wieder dem ersten Arbeiter, der ihn neuerdings bestreicht und erhizt;
und dieses ganze Verfahren wird drei und selbst vier Mal wiederholt. Haben die
Stuͤke die gehoͤrige Farbe erlangt, so polirt man sie, aber bloß mit
dem Hammer, sezt sie zusammen, und reinigt sie im Inneren. Die Stellen, an denen
sich Loͤthungen oder Verzierungen befinden, die nicht mit dem Hammer polirt
werden koͤnnen, werden mit einem Gemenge aus Blutstein und Reißblei
geglaͤttet, und zulezt mit einem Rebfelle abgerieben. – Man hat
versucht auf aͤhnliche Weise mit Chromoxyd eine gruͤne Bronzirung auf
Kupfer zu erzeugen; allein das Kupfer wurde hiemit eben so roth, wie mit dem
Eisenoxyde: zum deutlichen Beweise, daß diese Metalloxyde nur dadurch wirken, daß
sie dem Kupfer von ihrem Sauerstoffe abgeben, und somit die oberste Schichte
desselben in Kupferoxydul verwandeln. (Aus dem Journal des
connaissances usuelles.)
Reinigungsmethode fuͤr angestrichene
Thuͤren.
An den weiß- oder graulich angestrichenen Thuͤren sezt sich bekanntlich
da, wo man sie beim Auf- oder Zumachen anzufassen pflegt, bald eine sehr
unangenehme Schichte Schmutz ab, wenn man an diesen Stellen, wie es in besseren
Haushaltungen der Fall ist, nicht ein Messingblech oder eine andere Verzierung aus
polirtem Messing anbringt. Dieser Schmuz wird gewoͤhnlich mit Seifenwasser
und durch Reiben mit einer Buͤrste beseitigt; zugleich wird hiebei aber auch
in kurzer Zeit der ganze Anstrich weggerieben. Um nun dieß zu vermeiden, und um
dennoch seine Thuͤren vollkommen rein zu erhalten, braucht man dieselben nur
mittelst eines Schwammes mit einer Fluͤssigkeit abzuwaschen, die man sich
bereitet, indem man einen Loͤffel voll Chlornatron oder Chlorkalk in einem
Glase Wasser aufloͤst. Der aͤlteste Schmuz laͤßt sich auf diese
Weise ohne vieles Reiben beseitigen, und man braucht die abgewaschenen Stellen nur
mit einem reinen, trokenen Tuche abzuwischen, um sie wie neu aussehen zu machen.
Eben diese Fluͤssigkeit laͤßt sich auch zur Reinigung der inneren
Oberflaͤche der uͤberfirnißten Reflectoren der Lampen, welche sich
schnell schwaͤrzen, anwenden. Auch diese werden wie neu, und der Anstrich
leidet durchaus nicht den Schaden, den er erleidet, wenn man Seifenwasser,
Aschenlauge u. dergl. zur Reinigung anwendet. (Aus dem Journal des connaissances usuelles.)
Ueber die franzoͤsischen Miniaturmahlerfarben im
Vergleich mit den englischen.
Wenn irgend ein Fabrikat ein Mal den Ruf der vorzuͤglicheren Beschaffenheit
errungen hat, sagt Hr. Mérimée in einem Bericht, den er der Société d'encouragement uͤber die
Wasserfarben des Hrn. Chénal zu Paris erstattete,
so erhaͤlt sich dieser Ruf lange Zeit, auch wenn er wirklich nicht mehr
gegruͤndet ist. Dieß ist auch der Fall mit den englischen Farbenzeltchen, in
Betreff deren ziemlich allgemein versichert wird, daß nur sie die einzigen zur
Aquarellmahlerei tauglichen seyen, obschon man sich nicht die Muͤhe gab, sie
mit jenen zu vergleichen, die nun seit 30 Jahren in Frankreich verfertigt werden,
und die namentlich Hr. Chenal zu Paris von einer
Guͤte liefert, daß sie den englischen vollkommen an die Seite gestellt werden
koͤnnen. Hr. Mérimée erhielt diese
Ueberzeugung durch Vergleichung der Chenal'schen Farben mit jenen Newmann's und Ackermann's, die
unter den englischen bekanntlich als die besten gelten; denn er fand hiebei, daß
sich erstere gleichmaͤßig unter dem Pinsel verteilen, und eben so
gleichmaͤßige Farben geben, wie die beste chinesische Tusche, einige franzoͤsische
Farben, wie z.B. das franzoͤsische Kobaltblau, schienen ihm sogar noch
besser, als das englische. – Ueber das Verfahren, welches Hr. Chénal (der in England lernte, allein bei
dreißigjaͤhriger Erfahrung selbst auf viele Verbesserungen kam) bei der
Bereitung seiner Farbenzelten befolgt, sagt uns Hr. Mérimée in dem angefuͤhrten Berichte nur Folgendes:
„Die meisten der rohen Farben, wie z.B. die Oker und Metalloxyde
werden zuerst aufs sorgfaͤltigste laͤvigirt, um alle
groͤberen Theile, so wie die allenfalls darin enthaltenen Salze daraus zu
entfernen. Dann werden sie auf großen Glasplatten mit porzellanenen Reibern von
10 bis 12 Kilogr. Schwere auf den hoͤchsten Grad von Feinheit zerrieben,
und hierauf in dem jeder Farbe zukommenden Verhaͤltnisse mit Gummi
versezt. Nachdem dieses geschehen, bringt man sie in duͤnnen Schichten
auf Marmorplatten, auf denen man sie so lange troknen laͤßt, bis sie die
Consistenz eines weichen Teiges erlangt haben. Da die Raͤnder dieser
Schichten schon troken sind, waͤhrend die mittleren Theile noch weich
sind, so schlaͤgt man erstere in leztere, walzt die ganze Masse ab, und
bringt sie in ein sehr reines, vollkommen bedektes Gefaͤß, in welchem man
sie 2–3 Tage lang schwizen laͤßt. Nach dieser Zeit knetet man den
Teig, und formt daraus Staͤngelchen von der Dike des kleinen Fingers,
welche in Stuͤke von der Groͤße der Model geschnitten, und
abermals in gut verschlossene Gefaͤße gebracht werden, damit sich die
Feuchtigkeit gleichmaͤßig darin vertheilt. Mit großer Sorgfalt wird
darauf gesehen, daß saͤmmtliche Stuͤke einen gleichen Grad von
Weichheit bekommen, damit die Zeltchen beim Troknen keine Spruͤnge
bekommen, und das Gepraͤge gut annehmen. Eine der
hauptsaͤchlichsten Bedingungen bei der Fabrikation ist auch noch, daß
aller Staub vermieden werde; weßwegen man nur mit feuchten Schwaͤmmen
abwischt.“ (Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. April 1835, S. 163.)
Sichere Bereitungsart eines schoͤnen
Goldpurpurs.
Von der Erfahrung ausgehend, daß nur diejenigen Metalloxyde, welche mehr als ein
Mischungsgewicht Sauerstoff enthalten, durch den kohlensauren Kalk leicht
praͤcipitirt werden (man vergleiche polytechn. Journal Bd. LIII. S. 303 und Bd. LVI. S. 129.), versuchte Hr. Hofrath J.
Nep. Fuchs in Muͤnchen das Zinnsesquioxyd auf
folgende Weise darzustellen: Aufgeloͤstes Zinnsalz (salzsaures Zinnoxydul)
wurde mit einer Aufloͤsung von salzsaurem Eisenoxyd gemischt, bis lezteres
seine Farbe verloren und einen schwachen Stich ins Gruͤnliche bekommen hatte;
zu diesem Gemische, was aus salzsaurem Zinnsesquioxyd und salzsaurem Eisenoxydul
bestand, wurde kohlensaurer Kalk gebracht, wodurch bei gelinder Erwaͤrmung in
der That sehr bald jenes Oxyd gefaͤllt wurde. Auf diese Weise kann man sich
also das Zinnsesquioxyd sehr leicht verschaffen, und wenn man einen Ueberschuß von
kohlensaurem Kalk vermeidet, so erhaͤlt man es ganz rein. Es war dabei
hauptsaͤchlich seine Absicht, dieses Oxyd zur Darstellung des Goldpurpurs
leichter zu bereiten, als er es fruͤher bereiten lehne (polytechn. Journ.
Bd. XLV. S. 293); allein zu diesem Zwek
ist es nicht einmal nothwendig, dasselbe zuerst zu praͤcipitiren und dann in
Salzsaͤure wieder aufzuloͤsen, indem dazu ohne weiteres das obige
Gemisch von Zinn- und Eisenaufloͤsung angewendet werden kann. Sezt man
naͤmlich dasselbe, nachdem es mit Wasser etwas verduͤnnt worden, zur
gehoͤrig verduͤnnten Goldaufloͤsung, so entsteht sogleich der
schoͤnste Purpur, indem das Eisenoxydul, was in der Aufloͤsung
zuruͤkbleibt, keinen nachtheiligen Einfluß darauf ausuͤbt. Da sich
dieses Gemisch in verschlossenen Gefaͤßen Jahre lang unveraͤndert
aufbewahren laͤßt, so kann man es sich in groͤßerer Menge
vorraͤthig bereiten, um es, wenn man Goldpurpur darstellen will, sogleich bei
der Hand zu haben. Selbst in offenen Gefaͤßen scheint es sich in langer Zeit
nicht merklich zu veraͤndern. Somit ist die Darstellung des Goldpurpurs, die
ehemals mit manchen Schwierigkeiten verbunden war, so einfach und leicht, daß in
diesem Betreff kaum mehr etwas zu wuͤnschen seyn moͤchte. Die
chemische Constitution desselben ist aber noch immer problematisch. Waͤre das
Gold metallisch darin enthalten, so muͤßte es ihm, sollte man glauben, im
frisch praͤcipitirten Zustande das Queksilber leicht entziehen
koͤnnen, aber dieses geschieht weder in der Waͤrme noch im
Sonnenlicht. Da er ein ausgezeichnet amorpher Koͤrper ist, so ließe sich
diese Anomalie, bemerkt Fuchs, vielleicht durch den
Amorphismus erklaͤren? (Journ. fuͤr prakt. Chemie, Bd. V. S. 318.)