Titel: | Bericht des Hrn. Baron Séguier über die von Hrn. Lefaucheux, Büchsenmacher in Paris, erfundenen, von der Kammer aus ladbaren Jagdflinten. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XVII., S. 146 |
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XVII.
Bericht des Hrn. Baron Séguier uͤber
die von Hrn. Lefaucheux, Buͤchsenmacher in Paris, erfundenen, von der Kammer aus
ladbaren Jagdflinten.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Maͤrz 1835, S. 97.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Bericht uͤber die von der Kammer aus ladbaren
Jagdflinten.
Schon seit außerordentlich langer Zeit weiß man, daß die Musketen, oder die Flinten
mir gezogenen Laufen viel weiter tragen, als alle uͤbrigen, und doch
beschaͤftigte man sich bisher nur sehr wenig damit, diese Vorzuͤge
auch den mit Schroten zu ladenden Jagdflinten zuzuwenden. Die Sache hatte auch
wirklich ihre Schwierigkeiten; und das einzige moͤgliche Mittel zur
Erreichung dieses Zwekes schien darin zu liegen, die Flinten mit Patronen zu laden,
an denen die Schrote durch eine Scheidewand, deren Durchmesser etwas groͤßer
gewesen waͤre, als jener des Flintenlaufes, von dem Pulver getrennt
waͤren. Eine derlei Patrone konnte aber nur mit großem Kraftaufwands bis in
die Kammer gebracht werden; und selbst in diesem Falle nicht ein Mal ohne einen
theilweisen Verlust der beabsichtigten Vortheile. Denn die zwischen das Blei und das
Pulver gebrachte Scheidewand wuͤrde sich doch gleich dem Durchmesser des
Laufes so angepaßt haben, daß sie kaum etwas besser gewesen waͤre, als ein
gut eingerammter Pfropf.
Allein nicht ein Mal diese Methode konnte fuͤglich in Anwendung gebracht
werden, weil eine Jagdflinte, wenn sie gut schießen soll, an ihrer Muͤndung
etwas enger seyn muß, als an der Kammer oder an der Schwanzschraube. Wenn daher der
fragliche Zwek erreicht werden soll, so muß die auf die angegebene Weise verfertigte
Patrone in eine Kammer gebracht werden, deren Durchmesser etwas groͤßer ist,
als jener des Laufes, und die sich kegelfoͤrmig mit lezterem verbindet.
Dergleichen Gewehre koͤnnen demnach nur von der Kammer oder von der
Schwanzschraube aus geladen werden, worauf denn auch gleich mehrere
Buͤchsenmacher eingingen, nachdem ein Mal die ersten Feuergewehre mit
beweglicher Schwanzschraube oder mit sogenanntem gebrochenem Laufe erfunden
waren.
Es ist hier nicht meine Aufgabe in eine historische Aufzaͤhlung aller der
Modificationen, welche bisher in dieser Hinsicht an den Feuergewehren angebracht
wurden, einzugehen; ich bemerke nur, daß Hr. Pauly der
erste war, der diese Art von Gewehren, die fruͤher nur fuͤr
Curiositaͤten galten, in den Handel brachte.
Hr. Lefaucheux, der lange in den Werkstaͤtten Pauly's arbeitete, und der dessen Erfindungen von Anfang an verfolgte, hat
der Gesellschaft die Zeichnungen der verschiedenen Modificationen vorgelegt, denen
er die Erfindung Pauly's unterwarf, um sie auf jenen Grad
von Vollkommenheit zu bringen, auf welchem sie sich gegenwaͤrtig befindet.
Die Erfahrung zeigte ihm die praktischen Nachtheile, die mit jeder der
fruͤheren Modificationen verbunden waren, und brachte ihn endlich auf eine
Flinte, welche sich vielfach bewaͤhrte, und welche er dem Urtheile der
Gesellschaft unterlegte.
Die Flinte des Hrn. Lefaucheux besteht aus einem Laufe,
der mittelst einem an seinem Umfange angebrachten Tangenten-Charnier an einem
im Winkel gebogenen Eisenstuͤke, gegen welches sich dessen unteres Ende
stemmt, befestigt ist. Mit diesem Stuͤke, welches als Kammer oder
Schwanzschraube dient, wird der Lauf mittelst eines Tfoͤrmigen Zugbandes, dessen Kopf zwischen zwei unter dem Laufe
angeschweißte Haken eingreift, in Beruͤhrung erhalten. Das die
Schwanzschraube bildende Stuͤk dient zugleich als Schwengelstuͤk oder
Schaukel, und ist wie gewoͤhnlich zwischen den beiden Schloßblechen in das
Holz eingelassen. Der Kopf des T ist so gebaut, daß er,
wenn man die Flinte zum Behufe des Abfeuerns schließen will, den Lauf gegen das die
Schwanzschraube bildende Stuͤk anzieht; waͤhrend er, wenn man eine
neue Patrone einlegen will, den Lauf leicht emporhebt, um die Adhaͤrenz der
verschiedenen Theile an einander zu uͤberwinden. Das T selbst wird bald mit einem eigenen Hebel, bald mit der
Buͤgelbruͤke in Bewegung gesezt. Das Pulver wird, wie
gewoͤhnlich, durch den Schlag eines Hahnes auf einen in den Lauf geschraubten
Piston entzuͤndet.
Man wird sich vielleicht bei genauer Untersuchung dieser Flinte fragen, warum das
Charnier, welches den Lauf mit dem Schafte verbindet, unter dem Lauf angebracht
wurde, und warum das Abfeuern nicht in der Achse geschieht. Auch uns draͤngte
sich diese Bemerkung auf, und wir wollen daher die Gruͤnde anfuͤhren,
die Hrn. Lefaucheux zur Befolgung dieser Methode
veranlaßten. Das Abfeuern in der Achse (le tirage dans
I'axe) kann, wenn das Ende des Laufes dicht an dem die Schwanzschraube oder
die Kammer bildenden Stuͤke erhalten werden soll, nur mit Huͤlfe von
Seitenplatten Statt finden, die aber, wie die Erfahrung lehrte, selbst nach kurzer
Zeit schon durch den Gebrauch des Feuergewehres eine so merkwuͤrdige
Veraͤnderung erleiden, daß ich mir einige Bemerkungen daruͤber
erlaube.
Es zeigt sich naͤmlich an dieser Art von Flinten selbst schon nach sehr kurzem
Gebrauche da wo sich der Lauf endigt, eine Art von Furche, die immer tiefer wird.
Ist nun diese Ausfurchung, welche im Stahle oder in Eisen, welches noch
haͤrter ist, indem es in Paketen gehaͤrtet und dann nicht mehr
angelassen wurde, entsteht, das Resultat einer mechanischen Wirkung, welche das Gas
bei seinem Entweichen ausuͤbt, oder ist sie vielmehr das Resultat einer
chemischen Wirkung, die durch eine Verbindung des Schwefels des Schießpulvers mit
dem Eisen bedingt ist? Wir haben Untersuchungen hieruͤber angestellt, und
dabei gefunden, daß die angegangenen Theile der Platte haͤrter geworden, als
alle uͤbrigen Stellen derselben, und daß an der Kupferplatte, welche zwischen
den beiden Laͤufen angebracht ist, damit sich das Feuer des einen nicht auch
auf den anderen fortpflanzen kann, gar keine oder wenigstens keine merkliche
Veraͤnderung dieser Art vorgegangen. Der gute Zustand der kupfernen
Zwischenplatten an Flinten, deren Seitenplatten bereits tief gefurcht waren, ließ
demnach keinen Zweifel, daß diese schnelle Abnuͤzung der lezteren, abgesehen
von den mechanischen Einfluͤssen, hauptsaͤchlich durch eine chemische
Verbindung bewirkt wird.
Hr. Lefaucheux haͤtte hierauf gestuͤzt
diesen Nachtheilen leicht dadurch ausweichen koͤnnen, daß er die
Seitenplatten mit Kupfer gefuͤttert haͤtte; er zog es jedoch vor diese
Seitenplatten lieber ganz entbehrlich zu machen, was ihm denn auch gelungen ist. Man
haͤtte glauben sollen, daß seine einfache Vorrichtung, die die Handhabung des
Gewehres leicht und bequem machte, die Jaͤger endlich zufrieden stellen
wuͤrde; dem war jedoch nicht so, denn je naͤher die neue Erfindung
ihrer Vollendung kam, um so hoͤher steigerte man die Anspruͤche an
dieselbe; und da man gegen deren Mechanismen nichts mehr vorzubringen wußte, so
machte man ihr den Vorwurf, daß Gas bei ihr verloren gehe.
Dieses Entweichen bewirkte nach der Ansicht der Mehrzahl eine Verminderung der
Schußweite, so wie denn, in dessen Folge auch die Finger beschwaͤrzt wurden.
Wir unsererseits fanden nur den lezteren dieser Vorwuͤrfe begruͤndet,
und so unbedeutend derselbe auch an und fuͤr sich ist, so machte sich Hr. Lefaucheux doch neuerdings an die Arbeit, um auch ihn zu
beseitigen. Er kam hiebei auf die gluͤkliche Idee die Schließmethode der
hydraulischen Pressen auch auf die Flinten anzuwenden. Man bedient sich an lezteren
naͤmlich bekanntlich einer ledernen Kapsel, deren Raͤnder sich mit um
so groͤßerer Kraft gegen die Waͤnde eines Gefaͤßes anlegen, je
mehr die darin enthaltene Fluͤssigkeit comprimirt wird, und mit je
groͤßerer Kraft sie folglich zu entweichen trachtet. Da es sich nun an den
Flinten nicht um das Entweichen einer Fluͤssigkeit, sondern um jenes eines
entzuͤndeten Gases handelte, so wendete Hr. Lefaucheux natuͤrlich kein Leder an, sondern er versah seine
Patrone mit einer Unterschale aus duͤnnem Kupfer. Die biegsamen Raͤnder
dieser Unterschale oder dieses Huͤtchens, welches die Form einer großen
Kapsel hat, dehnen sich im Augenblike der Explosion aus, und legen sich mit solcher
Genauigkeit gegen die Waͤnde des Laufes an, daß auch nicht das geringste
Entweichen von Gas moͤglich ist. Wir halten diese eben so einfache, als
sinnreiche Vorrichtung, die so gluͤklich von der hydraulischen Presse auf die
Flinten uͤbertragen wurde, fuͤr eine der wesentlichsten
Verbesserungen, die seit langer Zeit an den von der Kammer aus ladbaren Flinten
gemacht wurde. Wir glauben sogar, daß der ganzen Buͤchsenmacherkunst hiedurch
ein großer Dienst geleistet wurde, indem man nun selbst Schließungen, die nicht sehr
genau passen, nicht nur gegen das Entweichen von Gas verwahren kann, sondern indem
es nunmehr weniger auf die Genauigkeit, als auf die Festigkeit und Soliditaͤt
der Schließung ankommen wird, so daß eine der groͤßten Schwierigkeiten, die
die Verfertigung der Flinten mit gebrochenem Laufe darbot, gehoben seyn
duͤrfte. Wir bemerken nur noch, daß sich Hr. Lefaucheux die Vortheile, die er aus seiner Erfindung zu ziehen hoffen
darf, durch ein Patent gesichert hat.
Die Commission hat auf das Verlangen des Erfinders mehrere vergleichsweise Versuche
mit seiner neuen Flinte, deren Resultate wir hier mittheilen wollen, angestellt. Wir
bemerken vorlaͤufig nur, daß bei den Versuchen blaues halbgeleimtes Papier,
weißes Rosenpapier (papier blanc rose), und graues
ungeleimtes Papier angewendet ward, und daß saͤmmtliche Flinten mit gleichem
Papiere versucht wurden.
Erster Versuch mit weißem Rosenpapiere.
Lefaucheux's Flinte mit einer Ladung von 70 Gran Pulver
und einer Unze Blei Nr. 4 schlug durch 37, und bei einem zweiten Schusse mit
gleicher Ladung durch 49 Bogen Papier. Pottet's Flinte
mit einer Ladung von 55 Gran Pulver und einer gleichen Menge Blei schlug durch 41
Bogen. – Da hier wegen der Ungleichheit der Ladungen kein Vergleich
angestellt werden konnte, so wurden die Ladungen bei den naͤchsten Versuchen
gleich gemacht; und um vollkommene Gleichheit des Pulvers zu erzielen, wurde die
Flinte Lefaucheux's mit Patronen, die fuͤr die
Flinte Pottet's bestimmt waren, geladen. Doch muß bemerkt
werden, daß diese Patronen in erstere Flinte mit groͤßerer Leichtigkeit
paßten, als in leztere.
Zweiter Versuch. Pulverladung 55 Gran. Blei Nr. 4 eine
Unze. Die Flinte von Lefaucheux schlug durch 25, jene von
Pottet durch 31 Bogen blaues Papier. Die Patrone ward
mit einem Streifen Papier umwikelt, damit sie etwas genauer in die erstere einpaßte. Von dem weißen
Rosenpapiere durchschlug erstere 46 und leztere 50 Bogen; von dem grauen Papiere
hingegen durchschlug die Flinte von Lefaucheux 71, jene
von Pottet aber 74 Bogen, worauf dann erstere noch ein
Mal durch 51 Bogen trieb. Das Papier wurde bei diesem Versuche umgekehrt, und Lefaucheux schoß auf Papier, auf welches bereits von Pottet geschossen worden. Den zweiten Schuß hingegen
schoß Lefaucheux auf neues Papier ab.
Dritter Versuch. Vergleichung der Flinte von Lefaucheux mit jener von Robert. Ein Schuß aus der Flinte von Robert mit
55 Gran Pulver ohne Patrone drang durch 49 Bogen graues Papier; ein zweiter Schuß
mit einer Patrone zu 52 Gran Pulver hingegen drang durch 66 Bogen. Ein Schuß aus der
Flinte von Lefaucheux mit 52 Gr. Pulver einer Robert'schen Patrone, die in eine Patrone Lefaucheux's umgewandelt worden, schlug durch 73 Bogen.
Ein dritter Schuß aus Robert's Flinte auf Papier, welches
bereits getroffen worden, drang durch 73 Bogen, und ein zweiter Schuß aus Lefaucheux's Flinte auf Papier, welches gleichfalls
angewendet worden, drang ebenfalls durch 73 Bogen. Der Umstand, daß das Papier
bereits getroffen worden, muß deßhalb bemerkt werden, weil durch das Zaͤhlen
der Blaͤtter deren Aneinanderliegen vermindert wird, so daß die
Schuͤsse nicht so leicht durchdringen.
Vierter Versuch, angestellt zur Ermittelung der besten
Entzuͤndungsmethode, dieselbe mag von der Seite des Laufes oder von
Ruͤkwaͤrts geschehen. Die Versuche wurden mit zwei Flinten Lefaucheux's vorgenommen, die jedoch in Hinsicht auf die
Art der Entzuͤndung verschieden gebaut waren. Der erste Schuß, bei welchem
die Entzuͤndung von Ruͤkwaͤrts und in der Seele geschah, drang
mit einer Ladung von 70 Gr. Pulver durch 71 Bogen graues Papier; der zweite Schuß,
bei welchem die Entzuͤndung am Laufe erfolgte, drang bei einer gleichen
Ladung durch 72 Bogen.
Aus allen diesen Versuchen ergibt sich im Allgemeinen, daß es sehr irrig ist, wenn
man glaubt, daß die Schußweite einen um so groͤßeren Nuzeffect hat, als die
Pulverladung groß ist. Wir bedienen uns des Wortes Nuzeffect, weil wir durchaus
nicht behaupten wollen, daß die Entfernung, bis auf welche das Geschoß getrieben
wird, nicht mit der Triebkraft, die ihm die Bewegung mittheilte, steigt. Wir sind
uͤberzeugt, und die angefuͤhrten Versuche dienen als Beweis, daß das
Geschoß um so weniger tief eindringt, je mehr die Geschwindigkeit einen gewissen
Grad uͤbersteigt; man wird sich dieß auch sehr leicht erklaͤren
koͤnnen, wenn man bedenkt, daß ein Koͤrper um so schwerer eindringen muß,
je geringer die Zeit ist, die den Theilchen, auf die er trifft, gelassen wird, Ihre
Stelle zu verlassen. Auf diese Weise erklaͤrt sich auch ganz
natuͤrlich die anscheinend hoͤchst sonderbare Erscheinung, daß eine
ganz aus der Naͤhe abgeschossene Kugel sich an einer Planke abplattet,
waͤhrend sie aus groͤßerer Entfernung abgeschossen dieselbe
durchdringt.
Wir haben mir aller Strenge und Genauigkeit hergestellt, daß die Flinte des Hrn. Lefaucheux kein Gas mehr entweichen laͤßt, indem
die Jaͤger auf diesen Punkt, der unserer Ansicht nach nicht von so gar hohem
Belange ist, besonders großes Gewicht legen. Die Graͤnzen dieses Berichtes
gestatten uns jedoch nicht unsere Ansicht uͤber diesen Punkt
ausfuͤhrlich zu entwikeln; wir bemerken nur, daß sich unsere Ansicht auf eine
neue Art der Anschauung der mit der Entzuͤndung des Pulvers in Verbindung
stehenden Erscheinungen fußt, und daß wir glauben, daß man bisher die chemischen
Erscheinungen, wie z.B. die Erzeugung eines Gasts, noch nicht gehoͤrig von
den rein mechanischen Erscheinungen, wie z.B. von der Nuzanwendung einer erzeugten
Kraft unterschied. Die oben erwaͤhnten Versuche selbst bestaͤtigen
hierin unsere Ansicht; denn eine Robert'sche Flinte, an
welcher eine merkliche Menge Gas entweicht, traͤgt diesen Versuchen
gemaͤß eben so weit, als eine Flinte, an der alles erzeugte Gas nur an der
Muͤndung des Laufes allein entweichen kann.
Wir koͤnnen daher als die Vorzuͤge der Flinte des Hrn. Lefaucheux hervorheben, daß ihre Schließung sehr große
Festigkeit gewaͤhrt, indem wir mehrere Male ohne allen Nachtheil aus beiden
Laͤufen zugleich doppelte Ladungen abfeuerten; daß sie sich sehr leicht laden
und ohne viele Muͤhe reinigen laͤßt; daß ihre mit den Kapseln
versehenen Patronen, von denen erstere nach dem Abfeuern beinahe ganz herausgenommen
werden, das Schmuzigwerden der Kammer verhindern; und daß der Lauf durch den festen
Pfropf, der beim jedesmaligen Abfeuern ausgetrieben wird, jedes Mal so gereinigt
wird, daß er selbst nach einer großen Anzahl von Schuͤssen immer noch eben so
rein und brauchbar ist, wie vom ersten Anbeginn.
Obwohl es bei diesen Eigenschaften nicht sehr auf die Leichtigkeit des Zerlegens und
der Reinigung ankommt, so nimmt Hr. Lefaucheux doch auch
in Hinsicht auf Einfachheit des Baues den Vorzug fuͤr seine neue Flinte in
Anspruch; und wir muͤssen auch in dieser Hinsicht gestehen, daß dieselbe aus
weniger Theilen zusammengesezt ist, als die fruͤheren. Die
Lobspruͤche, die wir hier in allen diesen Hinsichten den Flinten Lefaucheux's zu machen gedrungen waren, haben auch
bereits den besten Pruͤfstein, naͤmlich die Gunst des Publicums fuͤr sich,
uͤber die wir in den Handelsbuͤchern des Erfinders die sprechendsten
Beweise fanden.
Der Erfindungsgeist des Hrn. Lefaucheux ist
gegenwaͤrtig auf verschiedene Modificationen gerichtet, die er an den
Feuergewehren der franzoͤsischen Armee, die immer noch an Vollkommenheit den
Gewehren anderer Armeen, wie z.B. der schwedischen, nachstehen, gerichtet. Hat er
hiebei wohl auch die Hindernisse erwogen, die ihm hierin im Wege stehen? Er hat hier
gegen alte Gewohnheiten und nach einander gegen alle die Vorschriften zu
kaͤmpfen, durch welche nicht nur zahlreiche Maͤngel verdekt, sondern
auch die unter Beihuͤlfe einer verstaͤndigen Theorie gemachten
Verbesserungen in Mißcredit gezogen werden. Hr. Olivier
wird jedoch uͤber die Arbeiten des Hrn. Lefaucheux
auf diesem Felde berichten, so daß wir der Gesellschaft nur noch im Namen der
Commission vorzuschlagen haben, den Erfinder einer jener Auszeichnungen zu
wuͤrdigen, womit sie dergleichen Verdienste zu belohnen pflegt.
Fig. 17 zeigt
eine mit allen ihren Theilen ausgestattete Flinte von der neuen Art.
Fig. 18 zeigt
eine aͤhnliche Doppelflinte mit abgebogenen Laͤufen, so daß sie zur
Aufnahme der Patronen bereit sind.
Fig. 19 ist
ein Laͤngendurchschnitt derselben in doppelt groͤßerem Maaßstabe
gezeichnet.
Fig. 20 zeigt
den Schluͤssel im Auf- und Grundrisse.
Fig. 21
stellt das sogenannte T im Aufrisse und Grundrisse
vor.
Fig. 22 zeigt
die Schraube des T im Aufrisse und von Unten.
Fig. 23 ist
eine mit ihrer Unterschale oder ihrer Kapsel versehene Patrone.
Fig. 24 zeigt
die Kapsel von Vorne.
Gleiche Buchstaben beziehen sich an allen Figuren auf gleiche
Gegenstaͤnde.
a, a ist der Lauf.
b, b sind Haken, die unter dem Pulversake angebracht
sind, und in welche eine Art von Riegel, das sogenannte T eingreift.
c ist eine Spindel, die wie ein Pfeifchen zugeschnitten
ist, und womit das T zuruͤkgehalten wird.
d ist der an dem Laufe angebrachte Rauchfang, der zur
Aufnahme der Zuͤndkapsel dient.
e ist ein unter der Schaukel angebrachter
Schluͤssel, welcher horizontal von Links nach Rechts umgedreht wird, wenn man
die Haken losmachen und die Laͤufe abbiegen will. In das Vierek dieses
Schluͤssels paßt das untere Ende des T, welches
durch eine Schraube darin zuruͤkgehalten wird.
f ist das sogenannte T; der
mit f' bezeichnete Theil desselben ist schraͤg
abgeschnitten, damit er gegen das schief abgeschnittene Ende der Spindel c geschoben werden kann. Eine Feder, die zwar in Fig. 19 nicht
sichtbar, dafuͤr aber in Fig. 18 angedeutet ist,
stemmt sich gegen das T, und haͤlt den
Schluͤssel waͤhrend des Ladens der Flinte entfernt.
g ist eine Schraube, welche den Schluͤssel an dem
T befestigt.
h ein Ring, der das T
umgibt; er ist an einem Theile seines Umfanges ausgeschweift, und zwar zum Behufe
der Aufnahme eines kleinen im Grunde der Schaukel befestigten
Zuͤngelchens.
i ein rechtwinkelig gebogenes Eisenstuͤk, die
sogenannte Schaukel, welches mit gehoͤriger Festigkeit an der Flinte
befestigt ist, und auf dessen Ende sich der Lauf dreht.
j eine durch das Charniergelenk der Schaukel gehende
Spindel, welche dem Lauf als Mittelpunkt der Bewegung dient.
k der Hahn.
l der Buͤgel.
m, m Druͤker.
n das Absehen.
o die Patrone.
p die kupferne Kapsel der Patrone.
Die Flinte wird auf folgende Weise gehandhabt. Man ergreift sie mit der rechten Hand,
fuͤhrt die linke unter den Lauf und druͤkt gegen den
Schluͤssel, der sich augenbliklich umdreht und die Haken c, c losmacht; in demselben Augenblike biegt sich dann
auch der Lauf ab, so daß sein Pulversak offen steht. In dieser Stellung, welche man
aus Fig. 18
ersieht, bleibt der Schluͤssel, indem er durch die Feder, die sich gegen das
T stemmt, verhindert wird zuruͤkzufallen.
Waͤhrend nun die Flinte mit der linken Hand gehalten wird, bringt man die
Patrone in den Lauf, worauf man diesen emporhebt, und den Schluͤssel wieder
in die aus Fig.
17 ersichtliche Stellung zuruͤkbringt, womit die Flinte geladen
ist. Es braucht dann nichts weiter, als daß man auf den Rauchfang d' eine mit Knallpulver gefuͤllte kupferne Kapsel
aufsezt und den Hahn spannt; denn, so wie man diesen losdruͤkt, wird das
Zuͤndkraut durch den Schlag entzuͤndet werden, und die
Entzuͤndung an die Ladung fortpflanzen. Nach dem Abfeuern wird zum Behufe
eines abermaligen Ladens dasselbe Verfahren wiederholt.
Der Fabrikpreis der Flinten des Hrn. Lefaucheux ist 150
bis 350 Fr.; jene mit bandirten Laͤufen kosten 550, und jene mit damascirten
Laͤufen 650 Fr.