Titel: | Ueber das Verfahren der Chinesen bei der Verfertigung der Tamtams und Zimbeln (Schallbeken). |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XLIX., S. 246 |
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XLIX.
Ueber das Verfahren der
Chinesen bei der Verfertigung der Tamtams und Zimbeln
(Schallbeken).
Aus der chinesischen
Encyclopaͤdie der Kuͤnste und Gewerbe in das
Franzoͤsische von Stanislas Julien
uͤbersezt. Annales de Chimie et de
Physique. November 1833, S. 328.
Verfahren der Chinesen bei Verfertigung der
Tamtams und Zimbeln.
Das Kupfer, welches man zur Verfertigung der musikalischen
Instrumente anwendet, muß mit BergzinnDie Chinesen haben zwei Sorten von Zinn, Berg- und
Flußzinn; beide bezieht man aus der Provinz Kouang-si. legirt werden, welches keine Spur von Blei
enthaͤlt.
Um Tamtams (Lo) etc. zu verfertigen,
nimmt man acht Pfund Kupfer, welches man mit zwei Pfd. Zinn
legirt. Zur Verfertigung von Gloͤkchen oder Zimbeln
muͤssen das Kupfer und Zinn viel reiner seyn als
fuͤr die Tamtams.
Um einen Tamtam zu verfertigen, darf man ihn nicht in der
Gestalt, die er haben soll, gießen und ihn dann durch
Hammerschlaͤge schmieden. Man faͤngt damit an, ein
dikes Metallblatt zu gießen, welches man rund schneidet und dann
mit Hammerschlaͤgen bearbeitet; zu diesem Ende legt man
das zugerundete Metallblatt auf den Boden, und wenn das
Instrument groß werden soll, stellen sich vier bis fuͤnf
Arbeiter im Kreise herum und versezen es mit Hammerschlagen. Es
breitet sich dadurch aus und sein Rand erhebt sich. Das
Instrument faͤngt dann an, Toͤne von sich zu
geben, welche die einer schallenden Saite nachahmen. Alle diese Toͤne gehen von den
Stellen aus, welche der Hammer getroffen hat.Woͤrtlich im Chinesischen: „gehen von
den. Stellen des kalten
Hammers aus.“ Das Wort kalt scheint anzuzeigen, daß
das Metall des Tamtams warm geschlagen wird. Versuche
haben ergeben, daß dieses Metall sproͤde ist,
wenn man es klopft, nachdem man es langsam erkalten
ließ.
In der Mitte dieser kupfernen Trommel bildet man einen Bukel oder
zugerundeten Vorsprung, klopft ihn dann, und die
Hammerschlaͤge geben ihm den Ton. Man unterscheidet bei
dem Tamtam den maͤnnlichen und weiblichen Ton. Der maͤnnliche und weibliche
Ton haͤngen von dem mehr oder weniger großen Vorsprung
ab, welchen man dem erhabenen Theil mit großer Genauigkeit geben
muß, je nachdem man den einen oder den anderen erhalten
will.
Verdoppelt man die Hammerschlage, so erhaͤlt das
Instrument einen tiefen Ton.Die Herausgeber der Ann. de
chim. theilten diesen Auszug aus der
chinesischen Encyclopaͤdie Hrn. Darcet mit, welcher ihnen
einige Bemerkungen daruͤber einschikte, die man
nicht ohne Interesse lesen wird, weil man durch sie die
wahre Verfertigung des Tamtams und der Zimbeln kennen
lernt.
Bemerkungen des Hrn. Darcet zu
vorstehendem Aufsaze.
Ich finde in dieser Notiz uͤber die Verfertigung der
Tamtams und Zimbeln nichts Genaues, ausgenommen die
Zusammensezung der Legirung, woraus diese Instrumente nach dem
chinesischen Schriftsteller fabricirt werden. Ich habe 7 Tamtams
und 22 Zimbeln analysirt und in Procenten nie ein anderes
Verhaͤltniß gefunden, als ungefaͤhr:
80 Kupfer.
20 Zinn.
–––––
100
Man hat mir zwar vor fuͤnf oder sechs Jahren einen
Originalbrief eines Missionaͤrs mitgetheilt, welcher dem
ehemaligen Minister, Hrn. Bertin
anzeigte, daß die Tamtams außer Kupfer und Zinn, acht Procent
Wismuth enthielten; die Eigenschaften dieser Legirung und die
oben angefuͤhrten Analysen beweisen aber, daß der
Arbeiter den Missionar mit dieser Angabe getauscht hat.
Ich sehe es daher als ganz erwiesen an, daß man die Tamtams und
Zimbeln mit einer aus 80 Kupfer und 20 Zinn bestehenden Legirung
verfertigen muß; diese Kenntniß reicht aber bei weitem nicht
hin, um sie wirklich verfertigen zu koͤnnen; denn diese
Legirung ist sproͤde wie Glas und wenn man sie so, wie
man sie durch den Guß erhaͤlt, anwenden wuͤrde, so
waͤre es nicht nur unmoͤglich sie zu schmieden,
sondern sogar sich der Instrumente, die bloß aus dieser Legirung
gegossen wurden, zu bedienen, ohne daß sie zerbrechen. Dieß
geschah mit dem nicht gehaͤrteten Tamtam, welcher in der
Schule zu Châlons fuͤr den Koͤnig von
Preußen verfertigt wurde und mit dem Tamtam der koͤnigl.
Oper, welcher, nachdem er einen Riß bekommen hatte,
rothgegluͤht wurde, um ihn mit Silberloth
auszubessern.
Die Legirung von 80 Kupfer und 20 Zinn ist so sproͤde,
besonders in der Waͤrme, daß man sie pulvern kann. Sie
hat eine große Dichtigkeit; ihr Korn ist sehr fein und auf dem
Bruch ist sie fast so weiß wie das Glokenmetall.
Die Tamtams und Zimbeln haben hingegen ein geringeres
specifisches Gewicht und einen faserigen Bruch, welcher die
Farbe der Legirung von 90 Kupfer und 10 Zinn, also des
Kanonenmetalles, zeigt.
Die Stuͤke von Tamtams und Zimbeln, weit entfernt unter
dem Hammer zu zerbrechen, platten sich ab und koͤnnen
sogar, ohne zu zerbrechen, gebogen werden, bis die beiden Seiten
des Stuͤkes unter sich einen Winkel von 130 bis 140
Graden bilden.
Aus dieser Vergleichung folgt offenbar, daß die Tamtams und Zimbeln nicht so verfertigt werden koͤnnen, wie es der
chinesische Schriftsteller angibt, sondern daß ein besonderes
Verfahren, ein Handgriff dazu
gehoͤrt, um die Legirung von 80 Kupfer und 20 Zinn bei
ihrer Fabrikation anwenden zu koͤnnen.
Dieser Handgriff besteht darin, daß man die Legirung haͤrtet; in der That
erhaͤlt sie auch sogleich alle physischen Eigenschaften
der Tamtams und Zimbeln, wenn man sie der dunklen
Kirschrothgluͤhhize aussezt und in kaltes Wasser taucht;
ich habe nach dieser Methode uͤber 60 Paare von Zimbeln
verfertigt und die Erfahrung hat meine Meinung ganz
gerechtfertigt.
In der chinesischen Beschreibung ist vom Haͤrten gar nicht
die Rede, und doch ist es ohne diese Operation rein
unmoͤglich Tamtams oder Zimbeln zu verfertigen. Bei einer
Legirung von 80 Kupfer und 20 Zinn ist es sogar, wenn man sie
haͤrtet, durchaus unmoͤglich sie zu schmieden oder
gar sie auszubauchen. Man muß daher annehmen, daß der
chinesische Schriftsteller in Betreff des Gießens der Legirung
in eine Platte und des Ausbauchens der Platte mit Hammerschlagen
zum Besten gehalten wurde.
Die Bemerkung des Uebersezers in der Note 48 (S. 246) ist
ebenfalls irrig; denn die Erfahrung lehrt, daß die Legirung von
80 Kupfer und 20 Zinn warm viel sproͤder ist als kalt,
selbst wenn man sie langsam hat erkalten lassen.
Der chinesische Arbeiter hat uͤberhaupt den Verfasser des
Artikels getaͤuscht, wie unsere Arbeiter die Neugierigen,
welche Fabriken besuchen, taͤuschen oder zu tauschen
suchen; von den Verfahrungsarten bei der Verfertigung der
Tamtams und Zimbeln muß man sich meiner Meinung nach folgende
Vorstellung machen.
Man schmiedet das Modell des zu verfertigenden Instrumentes aus
Kupfer oder Messing und gibt diesem Modell genau die verlangten
Formen, indem man die Pinne des Hammers auf den beiden
Oberflaͤchen mehr oder weniger hineindringen
laͤßt, so daß sich darauf die continuirlichen
sphaͤrischen Vertiefungen und vorspringenden Theile
bilden, welche man auf den Zimbeln und besonders auf den Tamtams
beobachtet. Wenn das Modell fertig ist, bedient man sich
desselben, um eine Form aus Sand, Lehm oder Gußeisen zu
verfertigen. Man bereitet sich eine Legirung, die in hundert
Theilen aus 80 reinem Kupfer und 20 feinem Zinn besteht, gießt
sie in eine Barre, schmilzt sie um und gießt daraus den
geformten Gegenstand. Dieser Gegenstand wird, so wie er aus der
Form kommt, beschrotet und dann so wie Stahl gehaͤrtet.
Wenn er sich warf, als man ihn rothgluͤhend in kaltes
Wasser tauchte, so gibt man ihm vermittelst des Hammers wieder
die gehoͤrige Form, indem man ihn mit kurzen
Schlagen ebnet. Man ertheilt ihm den geeigneten Ton, entweder
anfaͤnglich, indem man das Haͤrten mehr oder
weniger weit treibt oder nachher durch hinreichendes
Haͤmmern; man schabt ihn dann mittelst einer schlecht
centrirten Drehscheibe ab, wie man es bei den kupfernen oder
messingenen Kesseln thut und das Instrument ist fertig.
Dieses sind mit wenig Worten die Grundlagen der Kunst Tamtams und
Zimbeln zu verfertigen; die Details der Operation koͤnnen
natuͤrlich in einem bloßen Briefe nicht auseinandergesezt
werden; indessen habe ich der Gewerbsschule zu Châlons
und anderen Fabrikanten die noͤthige Anweisung gegeben,
um in Frankreich die Fabrikation der Zimbeln und Tamtams
einfuͤhren zu koͤnnen, und die naͤchste
Industrieausstellung wird, wie ich hoffe, beweisen, daß uns in
Bezug auf die Fabrikation dieser Instrumente nichts mehr zu
wuͤnschen uͤbrig ist.