Titel: | Programm |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCVII., S. 450 |
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XCVII.
Programm
der von der Société
d'encouragement pour l'Industrie nationale in der General-Sizung
vom 29. December 1830 fuͤr die Jahre 1831, 32, 33 und 35 ausgeschriebenen
Preise.Im Programm sind die Preisaufgaben mit mehr oder weniger ausgedehnten, oft bloß
historischen, Abhandlungen uͤber die Gegenstaͤnde, fuͤr
welche Preise ausgeschrieben sind, begleitet; wir begnuͤgen uns aus
denselben das Interessantere und weniger Bekannte auszuziehen, um unsere Leser
nicht zu ermuͤden. A. d. Ue.
Programm der von der Société d'encouragement
ausgeschriebenen Preise.
Preise fuͤr das Jahr 1831.
Mechanische Kuͤnste.
1) Zwei Preise, jeder zu 12,000 Franken fuͤr Mittel
zur Sicherstellung gegen die Explosionen der Dampfmaschinen und
Dampfkessel.
Das große Unheil, welches das Zerplazen von Dampfmaschinen und Dampfkesseln
gewoͤhnlich mit sich bringt, veranlaßte verschiedene Erfindungen um
demselben vorzubeugen. Schon Papin brachte zu diesem
Behufe die Sicherheitsklappen an, welche spaͤter, mit verschiedenen
Abaͤnderungen, allgemein angenommen wurden, und die mit Recht fuͤr
eines der vorzuͤglichsten Mittel zur Verhuͤtung von dergleichen
Ungluͤksfaͤllen gehalten werden, wenn sie zwekmaͤßig
eingerichtet sind. Die franzoͤsische Regierung befahl, nach eingeholtem
Gutachten der Akademie, nicht bloß die Einfuͤhrung der Sicherheitsklappen
an den Hochdruk-Dampfmaschinen und an den Dampfmaschinen aller Art auf
Dampfbothen, sondern sie befahl auch, die Kessel, Siedroͤhren etc. vorher
zu probiren, und an den Kesseln zwei Metallscheiben aus einem leicht
schmelzbaren Metalle anzubringen. (Hieruͤber, so wie uͤber einige
andere Anordnungen zur Bezwekung groͤßerer Sicherheit vergl. die
Ordonnanz vom 25. Mai 1828 im Polytechn. Journ. Bd. XXXII. S. 260.)
Ungeachtet des guten Erfolges dieser Vorkehrungen begnuͤgte man sich nicht
hiermit; man erfand die sogenannten Sicherheitsroͤhren und die Explosionsplatten oder
Kugeln, welche entweder statt der Sicherheitsklappen, oder zugleich mit diesen
angewendet werden sollten. – Alle diese verschiedenen Vorrichtungen haben
jedoch die Eigenschaft mit einander gemein, daß sie dem Dampfe einen Ausgang
gestatten, wenn er einen bestimmten Grad von Spannung erreicht hat; so daß sie
jeder Explosion vorbeugen, welche durch ein langsames und allmaͤhliches
Zunehmen der Spannung des Dampfes im Kessel hervorgebracht werden
koͤnnte. Entwikelt sich aber ploͤzlich, mit Blizesschnelle, an
irgend einem Theile des Apparates eine große Menge Dampf, so werden sie alle
unnuͤz seyn, und der Kessel wird zerplazen, als wuͤrde er mit
Pulver gesprengt. Man erzaͤhlt auch wirklich mehrere Faͤlle, in
welchen sich das Zerplazen des Dampfkessels bloß aus einer aͤhnlichen
Ursache erklaͤren laͤßt, indem alle Apparate und der Gang der
Maschine unmittelbar vor dem Zerplazen in vollkommener Ordnung waren. Man kann
annehmen, daß in diesen Faͤllen das Wasser ploͤzlich auf einige
Theile des Kessels geschleudert wurde, die zufaͤllig auf einen hohen Grad
erhizt waren, wodurch ploͤzlich eine wahre Detonation des Dampfes
entstand. Diese groͤßere Erhizung und selbst das Rothgluͤhen
einzelner Stellen kann erfolgen, wenn sich ein Bodensaz oder eine Incrustation
in dem Kessel bildet, oder wenn die Wasserflaͤche unter die
Circulationskanaͤle der Flamme sinkt. Loͤst sich in einem solchen
Falle die Incrustation von selbst oder durch die Bewegung des Dampfbothes los,
oder bringt die Speiseroͤhre ploͤzlich Wasser in einen Kessel, in
welchem die Wasserflaͤche laͤngere Zeit gesunken war, oder hat der
Druk des Dampfes im Kessel sich stark vermindert, so erfolgt ein heftiges,
tumultuarisches Aufsieden, das Wasser kommt mit den gluͤhend gewordenen
Stellen in Beruͤhrung, und der Kessel zerspringt. Einige Schriftsteller
glaubten auch, auf die Versuche Klaproths und
Perkins's
gestuͤzt, daß sich, durch eine gewisse Erhoͤhung der Temperatur
der Waͤnde des Kessels oder der Siedroͤhren, zwischen diesen
Waͤnden und dem Wasser, welches sie einschließen, eine
Dampfatmosphaͤre bilden koͤnne, und daß, durch eine spaͤter
erfolgende Verminderung der Temperatur, die ploͤzlich wieder hergestellte
Beruͤhrung der Wassermasse mit den stark erhizten Waͤnden einen
Dampf erzeugen koͤnnte, der haͤufig und stark genug waͤre,
um den Apparat zu zersprengen. Endlich kann auch noch eine Detonation von
gekohlstofftem Wasserstoffgase, welche in den, im Inneren der Kessel
befindlichen, Feuerherden Statt hat, eine Berstung veranlassen. Diese
verschiedenen Faͤlle werden zwar selten vorkommen, allein es ist genug,
daß sie Statt finden koͤnnen.
Um Ungluͤksfaͤllen vorzubeugen, ist daher zu bemerken: 1) daß das
Feuer immer mit groͤßter Regelmaͤßigkeit geleitet werden muß, daß man dasselbe
nicht durch Ueberladung des Rostes mit Steinkohlen erstiken, und nie das
Register des Rauchfanges ganz schließen darf. 2) daß man die verschiedenen
Vorsichtsmaßregeln zur Vermeidung, Zerstoͤrung und Entfernung des
Bodensazes und der Incrustationen durchaus nicht vernachlaͤssigen darf.
3) daß es durchaus nothwendig ist, die groͤßte und unausgesezte Sorgfalt
darauf zu verwenden, daß die Speisung immer den Verbrauch an Dampf und jeden
Verlust an Wasser compensire, und daß die Wasserflaͤche im Kessel immer
uͤber den Kanaͤlen fuͤr die Flamme stehe. 4) daß es zur
sicherern Erreichung dieses Zwekes sehr nuͤzlich ist, die
Speiseroͤhre und die Speisepumpe gehoͤrig einzurichten, und
dieselbe auch mit einem Schwimmer oder irgend einer anderen Vorrichtung zu
versehen, damit obige Wirkung auch ohne das Zuthun des Fuͤhrers der
Maschine erreicht werde. 5) daß es fuͤr den Fall, in welchem, ungeachtet
aller angewendeten Maßregeln, aus einem unvorhergesehenen Grunde, die
Oberflaͤche des Wassers im Kessel gesunken waͤre, sehr
vortheilhaft ist, eine Art von Orgelpfeife an dem Kessel anzubringen, durch
welche der Dampf einen Laut hervorbringt, wenn das Wasser unter ein bestimmtes
Niveau gesunken ist, so daß der eingeschlafene, oder zufaͤllig abwesende
Fuͤhrer oder Waͤchter der Maschine aufmerksam gemacht wird. 6) daß
man, um zu verhindern, daß die Waͤnde des Kessels aus irgend einem Grunde
einen zu großen Hizgrad erreichen, etwas unter der Wasserflaͤche, und
selbst an verschiedenen Tiefen unter dieser Flaͤche, Scheiben oder
Pfroͤpfe aus einem Metallgemische anbringen soll, das bei einer
Temperatur schmilzt, welche die gewoͤhnliche Temperatur dieser
Waͤnde auch nur um einige Grade uͤbersteigt; auf diese Weise
wuͤrde naͤmlich durch das erfolgende Ausstroͤmen des Gases
und des Wassers jeder weitere Unfall verhindert werden. 7) endlich, daß man
sich, wenn man es nicht verhindern konnte, daß der Kessel Wassermangel litt, und
an einigen Stellen rothgluͤhend wurde, wohl huͤtet, den Dampf
schnell abzukuͤhlen, oder ihm durch eine Entladungsklappe oder Hahn
Ausgang zu verschaffen, sondern daß man vorher das Feuer ausloͤschen muß,
ehe man das Wasser und den Dampf ausleert. Verbindet man mit diesen
Vorsichtsmaßregeln die Anwendung der verschiedenen Instrumente und Apparate,
welche in jedem Augenblike zeigen, wie hoch das Wasser im Kessel steht (wie die
Proberoͤhren, die Glasroͤhre, der Schwimmer etc.); wie groß die
Spannung und Temperatur des Dampfes ist (wie die Manometer, Barometer,
Thermometer etc. am Kessel, am Cylinder und Verdichter); wie groß die
Schnelligkeit der Maschine ist (wie die Zaͤhler, Tachometer etc.); so wie
ferner den Gebrauch der Vorrichtungen zur unwandelbaren Regulirung des Feuers
(wie des Regulators mit Luft, es mag einer à main oder à flotteur seyn etc.); zur Regulirung des
Spieles des Kolbens oder Staͤmpels (wie des kegelfoͤrmigen
Pendels, der Pumpe etc.); zur Verhinderung der Beschaͤdigung des Kessels,
wenn der innere Druk schwaͤcher wuͤrde, als jener der
atmosphaͤrischen Luft (wie der Luftklappe), und zur Anzeige mittelst
eines Schlagwerkes oder eines anderen Mittels, daß der Druk des Dampfes, dessen
Temperatur oder die Schnelligkeit der Bewegung die bestimmten Graͤnzen
uͤberschreiten; und uͤbt man endlich bestaͤndig in jeder
Hinsicht die groͤßte Wachsamkeit aus, so wird man den Hauptbedingungen
zur Vermeidung von Ungluͤksfaͤllen entsprochen haben.
Die Société d'encouragement hat
(obschon sie von der Wirksamkeit der bisher angewendeten oder vorgeschlagenen
Mittel gegen die Explosionen der Dampfmaschinen uͤberzeugt ist), in
Betracht, daß diese Mittel sowohl in Hinsicht auf Verfertigung, als Unterhaltung
und Ausbesserung der dazu erforderlichen Instrumente und Apparate verschiedene
Verbesserungen zulassen; und in Betracht, daß es sehr zu wuͤnschen
waͤre, daß ein Dampfkessel ausgedacht wuͤrde, dessen Einrichtung
so getroffen waͤre, daß er ohne alle Gefahr bersten koͤnne,
beschlossen, zwei Preise auszuschreiben, und zwar „den
einen fuͤr denjenigen, welcher die bisher in Anwendung oder in
Vorschlag gebrachten Versicherungsmittel gegen das Bersten der
Dampfmaschinen und Dampfkessel verbessern und vervollstaͤndigen, oder
statt derselben bessere angeben wird; den zweiten hingegen fuͤr
denjenigen, der eine Form oder eine Einrichtung ausfindig macht, durch
welche jeder Gefahr einer Berstung vorgebeugt, oder jede Gefahr beim Bersten
aufgehoben wuͤrde.“
Jeder dieser Preise wird aus 12,000 Franken bestehen, und wird in der allgemeinen
Sizung des zweiten Semesters des Jahres 1831 jedem Franzosen oder
Auslaͤnder zuerkannt werden, der desselben wuͤrdig befunden wurde,
und der folgende Bedingungen erfuͤllte: 1) Die Mittel, welche von den
Preisbewerbern vorgeschlagen werden, muͤssen einfach, leicht anwendbar,
wenig kostspielig, und auf alle Dampfmaschinen von irgend einem Druke, so wie
auf alle Dampfkessel anwendbar seyn. 2) Diese Mittel muͤssen durch eine
ununterbrochene, 6 monatliche Erfahrung an einer Hochdruk-Dampfmaschine
von der Kraft von wenigstens 10 Pferden oder an einem Dampfkessel mit hohem
Druke bewaͤhrt seyn, welcher wenigstens eine solche Quantitaͤt
Dampf liefert, als fuͤr eine Maschine von der angegebenen Kraft
noͤthig ist. 3) Die Wirksamkeit dieser Mittel und die Dauer der Probe
muͤssen durch authentische Zeugnisse beurkundet werden, welche die HHrn.
Praͤfecten eingeladen werden, auf die Berichte der Straßen- und
Bruͤken-Ingenieure oder der Berg-Ingenieure hin,
auszustellen. 4) Die
Preisbewerber entsagen der Befugniß ein Patent auf ihre Erfindung zu nehmen, und
uͤberlassen dieselbe der Société
d'encouragement, welche sich vorbehaͤlt sie bekannt zu machen.
5) Die Abhandlungen, Zeichnungen oder Modelle, Berichte und Zeugnisse
muͤssen vor dem 1. Jul. 1831 eingesendet werden.
2) Preis von 1000 Franken fuͤr eine
Handmuͤhle zum Schaͤlen der
Huͤlsenfruͤchte.
(Genau wie im Polytechnischen Journale, Bd.
VII. S. 108. Die Concurrenten muͤssen bis zum 1. Jul. 1831 ein
arbeitendes Modell ihrer Erfindung oder eine Zeichnung derselben nach dem
Maßstabe, nebst den Zeugnissen der Ortsbehoͤrden daruͤber, daß die
Muͤhle mit gutem Erfolge angewendet wurde, und die verlangten Resultate
gab, eingesendet werden.)
Chemische Kuͤnste.
3) Preis von 3000 Franken fuͤr die Fabrikation eines
Papieres, welches alle Eigenschaften des besten chinesischen Papieres
besizt, das zum Abziehen von Kupferstichen und Steindruk angewendet
wird.
Hieruͤber vergleiche man Polytechnisches Journal, Bd. VII. S. 244, wo das Wesentlichste
vorkommt. Das Programm gibt hier eine vollstaͤndige Uebersezung des
japanesischen Verfahrens, welches Kaͤmpfer in
seinen Amoenitatibus exoticis mit seiner gewohnten
Genauigkeit beschreibt. Wir liefern dieselbe unten, da des trefflichen Kaͤmpfer's Werk nicht
bekannt genug ist. Das Programm bemerkt ferner, daß es nicht die leichte
Faͤrbung ist, wegen welcher die Kupferstecher das chinesische Papier so
schaͤzen, sondern daß sie dasselbe lieber ebenso weiß, wie das
europaͤische, haͤtten; der große Vorzug des chinesischen Papieres
liegt in seinem seidenartigen Aussehen, und in seiner aͤußerst feinen und
schwammigen Masse, welche die Schwaͤrze gieriger aufnimmt, als unser
Papier. Es ist daher wohl zu bemerken, daß die Rinde des
Papier-Maulbeerbaumes (Brous sonetia
papyrifera) einer jener Faserstoffe ist, die am meisten von jener
klebrigen Substanz enthalten, welche die Papiere aus gruͤnem Zeuge
fuͤr Kupferstiche untauglich machen. Die Preisbewerber muͤssen
daher diesen Ueberschuß der klebrigen Substanz durch eine lange und gutgeleitete
Maceration zerstoͤren, und duͤrfen ihr Papier nicht pressen.
– Obschon die Rinde des Papier-Maulbeerbaumes das geeignetste
Material zur Nachahmung des chinesischen Papieres ist, indem sie von den
Chinesen selbst dazu verwendet wird, so duͤrfen doch die Preisbewerber
jedes in- oder auslaͤndische Material anwenden, nur muß dasselbe
leicht zu erhalten seyn, und bestimmt angegeben werden. Kurz, woraus das
Papier immer bestehen mag, so wird die Aufgabe erfuͤllt seyn, wenn das
Papier alle Eigenschaften des besten chinesischen Papieres besizt, und nicht zu
theuer ist. – Ein großer Nachtheil des chinesischen Papieres ist, daß es
wegen seiner Duͤnne auf ein anderes Blatt Papier aufgeleimt werden muß,
wodurch Insecten angelokt werden, und wodurch das Reinigen eines solchen
Kupferstiches in der Zukunft sehr schwierig wird; deßwegen waͤre es gut,
wenn das von den Preisbewerbern eingesendete Papier wenigstens zum Theil die
Dike unseres Kupferstich-Papieres haͤtte.
Der Preis von 3000 Franken wird in der zweiten allgemeinen Sizung des Jahres 1831
zuerkannt werden. Die Gesellschaft verlangt von den Preisbewerbern nur Einen Riß
im Format Jésus; allein sie verlangt von ihnen auch wenigstens 50 Bogen
von der Dike des Papieres, wie es zu Abdruͤken von Kupferstichen
angewendet wird. Die Papiere muͤssen vor dem 1. Jul. 1831 eingesendet
werden.)
Kaͤmpfer gibt in seinen Amoenitatibus exoticis folgende sehr ausfuͤhrliche Beschreibung
der Art und Weise, auf welche die Japaneser ihr Papier bereiten. „Man
schneidet im December, wenn die Blaͤtter abgefallen sind, die
Jahrestriebe, besonders die staͤrkeren, ab, und bildet daraus
Buͤndel von beilaͤufig 3 Fuß, welche in Wasser, das mit Asche
gemischt wurde, gekocht werden. (Sollten die Buͤndel vor dem Kochen
getroknet worden seyn, so muͤßte man sie vor demselben 24 Stunden
lang in gewoͤhnlichem Wasser einweichen.) Zu diesem Behufe bindet man
dieselben fest zusammen, und stellt sie aufrecht in einen Kessel, worin man
sie so lang laͤßt, bis die Rinde in Folge ihres Zusammenziehens,
einen halben Zoll des Holzes unbedekt laͤßt. Dann werden sie
herausgenommen, und nach dem Abkuͤhlen gespalten, um die Rinde
herabzunehmen. Hierauf schabt man das Oberhaͤutchen und den Splint,
welcher den Bast bedekt, ab, entfernt sogleich die Rinde, welche sich in der
Naͤhe der Knoten befindet und beseitigt alle anderen schlechten oder
schadhaften Theile; Alles dieß wird mit der Rinde, die schon uͤber
ein Jahr alt ist, bei Seite gelegt, und dient zur Verfertigung einer
mittelmaͤßigen Sorte Papier.“
„Das beste und weißeste Papier wird aus der diken Rinde, welche
waͤhrend eines Jahres wuchs, bereitet; waͤhrend die
duͤnne Rinde, welche die jungen SproͤßlingeOhne Zweifel ist dieß die Rinde der Herbsttriebe, welche zu reich an
Splint ist. Anm. d. Progr. bedekt, nur schwaͤrzliches und schlechtes Papier
gibt.“
„Sind die Zubereitungen beendigt, so laͤßt man die Rinde in
einer alkalischen, klaren und filtrirten Lauge kochen, wobei man
bestaͤndig mit einem Stabe umruͤhrt und von Zeit zu Zeit Lauge zusezt, um das
Aufsieden zu maͤßigen und das zu ersezen, was durch die Verdampfung
verloren ging. Dieses Kochen wird so lang fortgesezt, bis die Substanz so
erweicht ist, daß sie nur mehr einen faserigen Teig zwischen den Fingern
bildet.“
Nun beschreibt der gute alte Kaͤmpfer, wie die
Asche hierzu ausgelaugt wird, und faͤhrt dann folgender Maßen fort:
„Das Auswaschen der Rinde, welches nun folgt, ist nicht ohne
Einfluß und Folgen auf die Fabrikation des Papieres; denn geschieht es zu
schnell, so wird das Papier wohl stark, aber grob und von geringem Werthe
seyn; wird es hingegen zu lang fortgesezt, so wird das Papier wohl sehr
weiß, allein zum Fließen geneigt, und daher zum Schreiben untauglich
werden:Zu bemerken ist, daß dieß fuͤr Kupferstiche gerade das beste
Papier waͤre. Anm. d. Progr. es ist daher sowohl das eine, als das andere dieser beiden Extreme
sorgfaͤltig zu vermeiden. Die Rinde wird in einer Wanne in fließendes
Wasser gebracht, und darin mit den Haͤnden und den Armen
bestaͤndig umgeruͤhrt, bis sie ganz in weiche und
duͤnne Fasern aufgeloͤst ist. Um feines Papier zu verfertigen,
wiederholt man das Auswaschen, und bedient sich dabei eines Tuches statt
einer Wanne, um die duͤnnen Fasern waͤhrend des
Umruͤhrens zuruͤkzuhalten und am Entweichen zu hindern. Die
groͤberen Fasern, welche beim ersten Aussuchen uͤbersehen
worden, werden hierbei beseitigt.“
„Nun bringt man die Substanz auf einen ebenen und diken,
hoͤlzernen Tisch, wo sie von 2 bis 3 Arbeitern mit Staͤben aus
hartem Holze so lang geschlagen wird, bis sie den Grad von Feinheit
erhalten, welchen man wuͤnscht; sie wird dadurch in der That gekautem
Papiere aͤhnlich, und faͤhig, sich wie Mehl im Wasser zu
vertheilen. Diese Art von Brei gibt man in eine kleine Wanne, und sezt ihm
dikes Reißwasser und den klebrigen Aufguß der Orenj-WurzelDer Orenj ist eine Pflanze aus der Familie der Malvaceae, statt dessen man die Wurzel der Pappelrose (Althaea rosea) anwenden koͤnnte.
A. d. Pr. zu; diese drei Substanzen werden nun mit einem sehr
zwekmaͤßigen Stabe so lang umgeruͤhrt, bis sie eine ganz
gleichfoͤrmige Masse von der gehoͤrigen Consistenz bilden. Die
Mischung erfolgt in einem kleinen Kuͤbel besser; spaͤter wird
sie aber in Kufen gegossen, die jenen unserer Papierfabriken aͤhnlich
sind, nur daß sie keinen Ofen haben. Aus diesen Kufen wird ein Bogen nach
dem anderen mit einer Form gehoben, die aus duͤnnen
Bambus-Blaͤttchen, statt aus Messingdraͤhten gemacht
ist.“
„Von der Form werden die Bogen auf einen Tisch, der mit zwei Matten
bedekt ist, gelegt und aufgeschichtet; die untere Matte ist groͤber;
die obere hingegen besteht aus feineren und weiter von einander entfernten Fasern, so
daß sie das Wasser leicht durchlaͤßt. Zwischen jedes Blatt wird
uͤberdieß eine kleine Bambus-Platte gelegt, welche an den
Raͤndern vorsteht, und die zum Aufheben der Blaͤtter dient,
wenn die Zeit dazu gekommen ist. Auf die Stoͤße Papier werden
duͤnne Platten gelegt, auf die man Anfangs nur leichte Gewichte
bringt, damit durch einen staͤrkeren Druk die noch feuchten
Blaͤtter nicht fest an einander kleben. Nach und nach wird jedoch der
Druk verstaͤrkt, um das uͤberschuͤssige Wasser
auszupressen. Den Tag darauf hebt man die Blaͤtter mittelst der
kleinen eingelegten Bambus-Platte ab, und leimt sie dann mit der
flachen Hand auf langen, ebenen Brettern, an denen sie wegen des geringen
Grades von Feuchtigkeit, den sie noch besizen, leicht ankleben.In einer Sammlung chinesischer Gemaͤhlde, auf welchen die
Fabrikation des Bambus-Papieres dargestellt ist, sieht man,
daß das Leimen mit Huͤlfe einer Buͤrste geschieht, wie
es unsere Ankuͤndigungen-Ankleber auch machen. Im
Winter wird das Papier auf glatten, und durch einen Ofen
erwaͤrmten Mauern geleimt. A. d. Progr. In diesem Zustande werden dieselben der Sonne ausgesezt, und wenn
sie troken sind, beschnitten und in die Form gebracht, in welchen sie im
Handel vorkommen.“
„Das Reißwasser ist zur Papierfabrikation durchaus nothwendig. Die
gummiartige Substanz, welche in demselben enthalten ist, gibt
naͤmlich dem Papiere Consistenz; uͤberdieß erhaͤlt es
durch dieses Wasser auch die Weiße, die es auszeichnet. Reißmehl
wuͤrde nicht dieselben Dienste leisten, weil es diesen gummiartigen
Bestandtheil nicht enthaͤlt.Sollte der gummiartige Bestandtheil bloß in der Oberflaͤche
des Reißes enthalten seyn? Jod zeigt, daß Staͤrkmehl im
chinesischen Papiere enthalten ist. A. d. Progr. Zur Bereitung dieses Reißwassers bringt man den vorher befeuchteten
Reiß in einen nicht uͤberfirnißten, irdenen Topf, ruͤhrt ihn
gegen die Waͤnde des Gefaͤßes, gibt ihn dann in ein Tuch, und
zieht den gummiartigen Bestandtheil aus, indem man kaltes Wasser darauf
gießt. Dieses Verfahren wird so oft wiederholt, bis kein Extractivstoff mehr
im Reiß enthalten ist. Der japanesische Reiß ist besser als jeder andere
asiatische Reiß, indem er eine groͤßere Quantitaͤt von dem
leimenden Bestandtheile enthaͤlt.“
Der Aufguß der Orenj-Wurzel wird auf folgende Weise bereitet: man
schneidet die Wurzel in kleine Stuͤke, die man in reines Wasser bringt,
worin man sie uͤber Nacht liegen laͤßt; das dadurch schleimig
gewordene Wasser wird durch ein Tuch geseiht.
„Die Eigenschaften dieses Aufgusses, sagt Kaͤmpfer, sind nach den Jahreszeiten verschieden. Im Sommer
ist er, wegen der Hize, fluͤssiger, weßwegen man dann eine
groͤßere Menge davon nimmt, als im Winter. Im Allgemeinen gilt: daß
wenn man zu viel davon nimmt, das Papier dadurch zu duͤnn wird;
waͤhrend im Gegentheile, wenn man zu wenig nimmt, der schlecht
vertheilte Zeug ein wolkiges und ungleiches Papier gibt. Eine gute
proportionirte Menge dieses Aufgusses bewirkt vorzuͤglich, daß der
Zeug sich gleichmaͤßig auf der Form absezt. Uebrigens ist es immer
Zeit dem Mangel oder dem Ueberschusse an Orenj-Schleim
abzuhelfen.“ (Man vergl. unten S. 464 den Preis auf Reinigung der
Rinden.)
4) Drei Preise, jeden zu 3000 Franken fuͤr
Verbesserungen an dem Baue der Oefen.
(Genau wie im Polytechnischen Journale Bd. XIX.
S. 205. Die Abhandlungen und Tabellen mußten bis zum 1. Jul. 1831
eingesendet werden.)
5) Preis von 3000 Franken fuͤr Errichtung einer
Fabrik im Großen zur Erzeugung von feuerfesten Schmelztiegeln.
(Das Programm ist genau dasselbe, wie jenes im Polytechnischen Journale Bd. VII. S. 494; nur hat die Gesellschaft
sehr weise den Preis von 2000 Fr. auf 3000 erhoͤht. Die Muster und
Abhandlungen mußten bis zum 1. Jul. 1831 eingesendet werden.)
6) Preis von 2400 Franken fuͤr Entdekung eines
Verfahrens, mittelst welchem man die Vermischung des Getreide-Mehles
mit Sazmehl erkennen kann.
Die Vermischung des Getreide-Mehles mir dem Sazmehle aus Erdaͤpfeln
oder verschiedenen Huͤlsenfruͤchten vermindert das
Ertraͤgniß an Brod und die naͤhrenden Eigenschaften desselben.
Wenn auch das Mikroskop immer ein Mittel an die Hand gibt, um die Gegenwart
dieser fremden Koͤrper zu erkennen, so ist doch der hohe Preis dieses
Instrumentes, und die Uebung, welche der Gebrauch desselben erfordert, ein
großes Hinderniß fuͤr die taͤgliche Anwendung dieses Mittels. Es
ist daher sehr nothwendig, daß ein Mittel ausfindig gemacht werde, durch welches
der Baͤker in Stand gesezt wird, selbst, und in allen Faͤllen
diese Verfaͤlschung zu erkennen. Ehedem, wo man das Sazmehl bloß durch
einfaches Beuteln mit dem Mehle vermischte, konnte man dasselbe leicht mit
freiem Auge oder mit Beihuͤlfe einer schwachen Lupe erkennen; seit man
aber das Sazmehl mit der Gruͤze unter die Muͤhlsteine bringt, wird
es so zerbrochen und von Mehl eingehuͤllt, daß man es nicht mehr auf
diese Weise zu erkennen im Stande ist.
Die Anwalte der Baͤkerinnung zu Paris lieferten, in der Absicht dem Handel
Mittel an die Hand zu geben, durch welche sich ein, fuͤr ihre Interessen
so nachtheiliger, Betrug entdeken ließe, die Fonds zu einem Preise, dessen
Programm sie die Société
d'encouragement zu redigiren baten. Dieser Preis von 2400 Franken wird
demjenigen zuerkannt werden, der ein einfaches, leichtes und schnelles, von
allen Baͤkern anwendbares, und kein besonderes Studium erforderndes
Mittel angibt, durch welches sich die Vermischung des Mehles mit
Erdaͤpfel-Staͤrkmehl erkennen, und das Verhaͤltniß,
in welchem dieselbe Statt fand, beilaͤufig oder wenigstens innerhalb
weiter Graͤnzen bestimmen laͤßt, damit der Baͤker nicht in
Irrthum uͤber den Werth des Mehles gefuͤhrt werden koͤnne.
Da man sich jedoch nicht des Staͤrkmehles allein zur Verfaͤlschung
des Mehles bedient, sondern da man auch Bohnen-, Erbsen-,
Feldbohnen-Mehl etc. und Staͤrke aus Getreide dazu verwendet, so
muͤssen die Preisbewerber auch die Mittel zur Erkennung der
Verfaͤlschung mit diesen Substanzen angeben, indem alle bisher
angewendeten Entdekungsmittel keine hinlaͤnglich einfachen und genauen
Charaktere abgeben. Die von Hrn. Rodriguez (Polytechn. Journ., erstes Januarheft 1831 S. 89)
bekannt gemachten Verfahrungsarten zur Entdekung der verschiedenen Sazmehlarten
im Mehle, sind nicht fuͤr Baͤker anwendbar. Die approximative
Bestimmung der Menge der fremden Substanz im Mehle wird ebenfalls von der
Gesellschaft beruͤksichtigt werden, ohne daß jedoch diese Bedingung
durchaus nothwendig waͤre.
Die Preisbewerber muͤssen, wenn es noͤthig seyn sollte, die
besonderen Mittel angeben, welche die verschiedenen Arten Mehl, die auf den
Getreidemarkt von Paris kommen, erfordern; kurz sie muͤssen den
Baͤker selbst in Stand sezen, daß er sich gleich beim Kaufe mit Gewißheit
von der Natur irgend eines Mehles versichern kann. Der Preis wird in der
oͤffentlichen Sizung des zweiten Semesters des Jahres 1831 zuerkannt
werden.)
Oekonomische Kuͤnste.
7) Preis von 1500 Franken und von 4000 Franken fuͤr
Errichtung von Runkelruͤbenzuker-Fabriken mit
landwirthschaftlichen Benuzungen.
(Die schnelle Vermehrung der Runkelruͤbenzuker-Fabriken, welche in
den lezten Jahren besonders im noͤrdlichen Frankreich Statt fand, deuten
an, daß dieser Fabrikationszweig bald eine bedeutende Ansdehnung erhalten, und
daß Frankreich einst selbst die Menge Zukers erzeugen wird, die es bedarf. Bis
jezt entstanden jedoch nur große Fabriken, die vorzuͤglich die Nachtheile
einer Wirthschaft haben, die vieler Menschenhaͤnde bedarf, denen die
Schwierigkeiten, welche daraus entspringen, daß die Zeit der Ernte mit jener der
Aussaat zusammenfaͤllt, und vorzuͤglich die Schwierigkeiten der
Aufspeicherung und
guten Aufbewahrung mehrerer Millionen Kilogramme Runkelruͤben große
Hindernisse machen. Bei einer sehr großen Fabrik ist es sehr schwer eine
gehoͤrige Koppelwirthschaft einzurichten, und die
Ruͤkstaͤnde der Fabrikation so vortheilhaft als moͤglich zu
benuzen. Selten besizt eine solche Anstalt einen so großen Viehstand, als er zur
Verzehrung des ruͤckstaͤndigen Markes noͤthig ist, so daß
dasselbe um einen niedrigen Preis weggegeben werden, oder ganz zu Grunde gehen
muß. Alle diese Nachtheile verschwinden bei kleineren Anstalten oder bei solchen
großen Fabriken, welche durch Vereinigung vieler Oekonomen in einem kleinen
Bezirke gegruͤndet werden. Dadurch wird die Cultur verbessert, die Ernte
und Aufbewahrung in vieler Hinsicht erleichtert, und die Verwendung der
Ruͤkstaͤnde zur Viehmastung ohne Verschleuderung moͤglich
gemacht werden. Der Viehstand Frankreichs wird sich durch den
Runkelruͤbenbau, welcher fuͤr den ganzen Winter, und selbst
fuͤr den ersten Theil des Fruͤhjahres Futter abwirft, bedeutend
vermehren koͤnnen, und durch die Vermehrung des Duͤngers als Folge
davon wird sich wieder eine Verbesserung der Cultur des Bodens ergeben.
Die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation ist heute zu Tage so einfach
geworden, daß sie wohl in die Haͤnde einfacher Oekonomen gelegt werden
darf. Die Ausgaben, welche sie erfordert, moͤchten zwar fuͤr
kleine Besizer zu groß seyn; allein jeder etwas Beguͤterte wird sie
bestreiten koͤnnen, wenn er sich auf das durchaus Noͤthige, und
auf einfache und leicht anwendbare Verfahrungsweisen, die keine zu kostspieligen
Apparate erfordern, beschraͤnkt. Arbeitet ein solcher
Guͤterbesizer jaͤhrlich nur mit 75 bis 100,000 Kilogrammen
Runkelruͤben, so kann er dadurch sein Einkommen bedeutend
erhoͤhen; er kann, wenn er seine Arbeit gut dirigirt, Handarbeit und eine
Menge Ausgaben ersparen, welche in großen Fabriken mit baarem Gelde bestritten
werden muͤssen. Ebenso vortheilhaft oder noch vortheilhafter waͤre
es, wenn sich mehrere solche Eigenthuͤmer zur Errichtung einer
gemeinschaftlichen, gleichsam bannherrlichen, Fabrik vereinigen moͤchten,
in welcher taͤglich die Bearbeitung der Runkelruͤben
geschaͤhe, welche jeder Eigenthuͤmer bringt. Das Reiben, Pressen,
die Anwendung der chemischen Reagentien, die Eindikung des Saftes etc.
koͤnnte um einen Preis geschehen, uͤber welchen man sich
verstaͤndigt haͤtte; jeder Eigenthuͤmer bliebe fuͤr
die Qualitaͤt seiner Runkelruͤben verantwortlich, und die
Quantitaͤt Zuker, die man erhaͤlt, wuͤrde fuͤr jeden
einzeln berechnet. Nur das Mark wuͤrde taͤglich an die
Eigenthuͤmer im Verhaͤltnisse zu der Menge Runkelruͤben
vertheilt, welche sie sich nach der Ernte der Anstalt zu liefern anheischig
machen.
Aehnliche, gemeinschaftliche Fabriken findet man in der Schweiz und in der
Franche-Comté zur Kaͤsefabrikation; in neuerer Zeit
vermehren sich sogar diese Anstalten in der alten Franche-Comté
bedeutend, ein Beweis, daß jeder Eigenthuͤmer seinen Vortheil dabei
findet. In diesen Gegenstaͤnden nun ließen sich auch am ersten
gemeinschaftliche Runkelruͤbenzuker-Fabriken einfuͤhren,
indem die Bewohner schon mit den Einrichtungen solcher Communal-Fabriken
bekannt sind, und indem ihnen diese Fabrikation im Winter hinlaͤngliche
Nahrung fuͤr ihr Vieh gewaͤhrte; so daß sie auch im Winter die
Kaͤsefabrikation fortsezen koͤnnten, und nie gezwungen
waͤren, im Winter ihr Vieh zu verkaufen (wie dieß aus Mangel an Futter
der Fall ist), um es im Fruͤhjahre theuer zu kaufen.
Die Société d'encouragement sezt, in
der Ueberzeugung der Vortheile, welche die Vermehrung der
Runkelruͤbenzuker-Fabriken fuͤr Frankreich bringen
wuͤrde, folgende zwei Preise aus, die in der zweiten allgemeinen Sizung
des Jahres 1831 werden zuerkannt werden:
Einen Preis von 1500 Franken fuͤr denjenigen,
welcher diese Fabrikation mit einer Landwirthschaft verbindet, und dieselbe so
gut als moͤglich mit dieser lezteren in Einklang bringt, und zwar, sowohl
in Hinsicht auf Wechsel- oder Koppel-Wirthschaft, als in Hinsicht
auf Vermehrung des Viehstandes und des Duͤngers. Um den Preis zu erlangen
muß der Bewerber eine Unternehmung gegruͤndet haben, welche anderen
derlei Fabriken als Muster dienen koͤnnte, und welche Ersparniß bei der
Anschaffung des Materiales der Fabrik, und Einsicht in der Wahl der Instrumente
und des Verfahrens beurkundet. Er muß in einer Abhandlung alle Berechnungen
liefern, welche die Vortheile beweisen, die er aus der Zukerfabrikation, als
Nebensache seiner Oekonomie, welche immer die Hauptsache bleiben muß, zog. Er
muß wenigstens mit 100,000 Kilogr. Runkelruͤben gearbeitet, und
wenigstens 5000 Kilogr. Rohzuker erzeugt haben.
Der zweite Preis von 4000 Franken wird jener
Gesellschaft von Landwirthen zuerkannt werden, die wenigstens aus 15 bis 20
Mitgliedern besteht, und die sich dazu verbanden eine
Runkelruͤbenzuker-Fabrik zu gruͤnden, deren Hauptzwek
waͤre, daß jeder einzelne dadurch die Cultur seines Bodens verbesserte,
indem er durch dieselbe in Stand gesezt wuͤrde seinen Viehstand zu
vermehren. Die Société verlangt, daß
das Material der Anstalt auf Kosten der Gesellschaft angeschafft werde; daß in
derselben jede zur Fabrikation des Zukers erforderliche Arbeit geschehe, und daß
taͤglich das Mark, welches zur Nahrung des Viehes bestimmt ist, vertheilt
werde. Die Cultur, das Aufbewahren und das Zufuͤhren der
Runkelruͤben zur Fabrik kann von den einzelnen Mitgliedern geschehen.
Die Société fordert ferner, daß die
Anstalt wenigstens 25,000 Kilogrammen Rohzuker erzeugt habe. Die Gesellschaft
muß ihre Existenz durch amtliche Zeugnisse beurkunden, und jedem beliebigen
Abgeordneten der Société
d'encouragement jene Aufschluͤsse geben, die erforderlich sind,
um sie zu uͤberzeugen, daß die von ihr verlangten Bedingungen getreulich
erfuͤllt sind.
8) Preis von 5000 Franken auf Austroknung des
Fleisches.
(Bis auf Veraͤnderung des Datums genau wie im Polytechnischen Journale
Bd. VII. S. 247. Vergl. auch Bd. XIII. S. 123.)
Preise, die fuͤr das Jahr 1831 verschoben
wurden.
Mechanische Kuͤnste.
9) Preis von 6000 Franken auf Verbesserung der durch Wasser
getriebenen Saͤgemuͤhlen.
(Das Programm ist beinahe woͤrtlich, wie jenes, welches wir im
Polytechnischen Journale Bd. XXI. S. 82
gaben; nur ist der Preis auf 6000 Franken erhoͤht. Wird die Aufgabe nicht
geloͤst, so wird der Preis auch dieß Mal in zwei, jeden zu 3000 Fr.
getheilt, und fuͤr die a. a. O. angegebenen Verbesserungen
zuerkannt.)
10) Preis von 3000 Franken fuͤr Fabrikation von
Naͤhnadeln.
(Das Programm enthaͤlt in Bezug auf Fabrikation nichts Wesentliches, was
nicht schon im Polytechnischen Journale Bd.
VII. S. 95 angegeben waͤre. Die Bedingung, daß die Fabrik
jaͤhrlich wenigstens Waaren im Werthe von 10,000 Franken in den Handel
bringen muß, ist beibehalten. Auch gesteht die Gesellschaft ein, daß Frankreich
noch immer bei Weitem nicht seinen eigenen Bedarf an Naͤhnadeln
verfertigt.)
Chemische Kuͤnste.
11) Sechs Preise fuͤr Vervollkommnung des
Steindrukes.
(Die fruͤher von der Gesellschaft ausgesezten Preise (vergl. polytechn.
Journ. Bd. XXIII. S. 274) haben bereits
sehr große Fortschritte in dem Steindruke bewirkt; allein noch immer bleibt
Vieles zu wuͤnschen uͤbrig. Die Gesellschaft schreibt daher zur
Foͤrderung dieser Kunst neuerdings folgende Preise aus:
1) Einen Preis von 600 Franken fuͤr ein Recept zur
Verfertigung der
besten lithographischen Kreide. (Wie polytechn. Journ. Bd. XXIII. S. 281.)
2) Einen Preis von 800 Franken fuͤr denjenigen, der genau das Verfahren
zur Bereitung einer lithographischen Tinte, die
besser ist, als die bisherige, beschrieben und Muster von derselben eingesendet
haben wird. (Wie polytechn. Journ. a. a. O. S. 281.)
3) Einen Preis von 600 Franken fuͤr denjenigen, der das beste Recept zur
Bereitung des Firnisses zur Schwaͤrze
fuͤr die Tinte, wie fuͤr die Kreide geben wird. (Wie polyt. Journ.
a. a. O. S. 281.)
4) Einen Preis von 500 Franken fuͤr Verfertigung einer Walze, die besser ist als die bisherigen, und bei
welcher die Naht oder die Vereinigung der Enden, wenn eine vorhanden ist, keinen
Einfluß auf das Auftragen der Schwaͤrze hat. (Wie polyt. Journ. a. a. O.
S. 282.)
5) Einen Preis von 1500 Franken fuͤr irgend ein Mittel um die Schwaͤrze auf die Steine aufzutragen, welches
von der Walze verschieden, von den Nachtheilen derselben frei ist, und welches
so wenig als moͤglich von der Geschiklichkeit des Drukers
abhaͤngt, so daß man, wie beim Abziehen der Kupferstiche, immer gleiche
Abdruͤke erhaͤlt.
6) Einen Preis von 2000 Franken fuͤr Verbindung der
Buchdrukerkunst mit dem Steindruke fuͤr Landkarten. Die
Versuche, welche Graf Lasteyrie hieruͤber anstellte, gaben sehr
gluͤkliche Resultate, und die von Didot in
Drukerlettern ausgefuͤhrte Karte von Frankreich beweist, daß diese beiden
Kuͤnste auf eine sehr vortheilhafte Weise zusammenwirken, und dadurch
Landkarten liefern koͤnnten, welche weit wohlfeiler waͤren, als
die in Kupfer gestochenen. Die Gesellschaft fordert von den Preisbewerbern, daß
die ihr vorgelegten Karten, bei gleicher Groͤße und Arbeit, wenigstens um
die Haͤlfte wohlfeiler seyen, als die gewoͤhnlichen
Landkarten.
Alle Mittheilungen der Preisbewerber mußten vor dem 1. Jul. 1831 eintreffen. Die
Gesellschaft wird uͤberdieß alle Erfindungen und Verbesserungen an dem
Steindruke, die ihr vorgelegt werden sollten, wuͤrdigen, und den
Entdekern Belohnungen zuerkennen, die mit der Wichtigkeit ihrer Erfindungen im
Verhaͤltnisse stehen.)
12) Preis von 2000 Franken fuͤr den Steindruk mit
Farben.
(Vor 26 Jahren war die Abziehung der Kupferstiche mit Farben noch so weit
zuruͤk, daß die Abdruͤke in Kunstwerth kaum hoͤher standen,
als die gewoͤhnlichen Spielkarten. Seither machte diese Kunst aber
Fortschritte, welche, wenn man die kostbaren Pflanzengemaͤhlde Redouté's und einige
Platten der Description de l'Egypte betrachtet, zu
wahrer Bewunderung hinreißen. Ist es nicht moͤglich, fragt die Société d'encouragement, dieselben Resultate auf eine
wohlfeilere Art mit dem Steindruke zu erhalten? Die raschen Fortschritte dieses
Lezteren lassen dieß erwarten. In der Absicht die Erreichung dieses Zwekes zu
beschleunigen, sezte die Gesellschaft einen Preis von 2000 Franken fuͤr
denjenigen aus, der ein sicheres und wohlfeiles Verfahren entdekt, um den
Steindruk mit Farben zu bewerkstelligen, und der dasselbe mit solchem Erfolg
anwendete, daß er 1) wenigstens 1000 Abdruͤke von jedem Gegenstande,
entweder vollendet, oder (in Faͤllen, in welchen man einen hohen Grad von
Vollendung erfordert), in einem so weit vorgeruͤkten Zustande, daß die
Colorirung mit geringen Kosten vollkommen beendigt werden kann, zu liefern im
Stande ist; und daß er 2) weniger kostspielige, und doch eben so gute, Resultate
liefert, als man mit dem Kupferstiche erhaͤlt. Die Gesellschaft macht es
nicht zur Bedingung, daß nur ein Stein hiezu angewendet werden duͤrfe.
Sie verlangt eine genaue Beschreibung des Verfahrens, die Berechnung der Kosten,
und Proben mehrerer verschiedener Tafeln, aus denen sich ein vergleichsweises
Urtheil ziehen laͤßt. Die Abhandlungen und Proben mußten vor dem 1. Jul.
1831 eingesendet werden.
13) Preis von 2000 Franken fuͤr Verfertigung von
Fischleim.
(Ganz wie das Programm im polytechn. Journale Bd. VII. S. 105, mit den Bd. XXIII.
S. 270 angefuͤhrten Zusaͤzen; nur ist der Schluß so
gestellt: Nach welchem Verfahren und aus welchen Substanzen der Preisbewerber
immer seinen Leim bereitet haben mag, so wird er doch den Preis erhalten, wenn
sein, der Gesellschaft vorgelegtes, Resultat im Stande ist, bei der
Klaͤrung des Bieres die Hausenblase zu ersezen, wenn das Kilogramm davon
nicht uͤber 10 Franken kostet, und wenn man sich eine hinreichende Menge
davon im Handel verschaffen kann. Hieraus ergibt sich, daß die Franzosen es in
der Kunst Bier zu brauen, noch immer nicht weiter gebracht haben, als bis zur
Klaͤrung ihres Gewaͤsches mit Hausenblase.)
14) Preis von 2400 Franken fuͤr eine andere Belegung
der Spiegel, als die bisher bekannten.
(Genau wie im polytechn. Journ. Bd. VII. S.
100.)
15) Preis von 1500 Franken fuͤr Verbesserung der in
der Kupferstechkunst angewendeten Materialien.
(Ganz wie im polytechn. Journ. Bd. VII. S.
116.)
16) Preis von 3000 Franken fuͤr Entdekung eines
Metalles oder einer Legirung, welche sich nicht so leicht wie Stahl und
Eisen oxydirt, und zu Werkzeugen, durch welche weiche Nahrungsmittel zerkleinert
werden sollen, anwendbar ist.
(Wie im polytechn. Journ. Bd. VII. S.
122.)
17) Preis von 1200 Franken fuͤr Reinigung der
Rinden, aus welchen Papier bereitet wird.
(Aus dem, bei der Bereitung des chinesischen Papieres angefuͤhrten,
japanesischen, von Kaͤmpfer beschriebenen
Verfahren, um das Oberhaͤutchen und den Splint der Rinde des
Papiermaulbeerbaumes von dem Baste zu trennen, welcher allein zur
Papierfabrikation geeignet ist, erhellt nur zu deutlich, wie langsam und
muͤhselig diese Arbeit ist. Die Gesellschaft ist uͤberzeugt, daß
man auf eine viel schnellere und wohlfeilere Weise zu demselben Resultate
gelangen wird, und sezt daher einen Preis von 1200 Franken fuͤr
denjenigen aus, der ein besseres Verfahren als das Kaͤmpfer'sche
auffindet, um den Bast von dem Oberhaͤutchen und dem Splinte zu trennen.
Das Oberhaͤutchen ist es vorzuͤglich, welches entfernt werden muß;
denn der Splint kann beim Bleichen und Stampfen verschwinden, waͤhrend
die geringste Menge des Oberhaͤutchens, welche zuruͤkbliebe, das
Papier verderben wuͤrde. Vielleicht ließe sich das Roͤsten mit
Vortheil benuzen, da es auch bei der Lindenrinde, aus welcher Strike verfertigt
werden, und von den Bewohnern der Suͤdsee zur Entfernung des
Oberhaͤutchens der Maulbeerbaumrinde mit Vortheil angewendet wird. Das
neu aufzufindende Verfahren muß nicht bloß fuͤr die Rinde des
Papiermaulbeerbaumes, sondern fuͤr jede andere Art von Rinde, die sich
zur Papierfabrikation eignet, taugen. Die Abhandlungen und Resultate mußten vor
dem 1. Jul. 1831 eingesandt werden.)
Oekonomische Kuͤnste.
18) Preis von 2000 Franken fuͤr Aufbewahrung des
Eises.
Das Programm enthaͤlt dieselben sechs Bedingungen, die im polytechn.
Journale Bd. XVI. S. 101 angegeben sind;
nur ist der Preis, welcher fuͤr ein Kilogramm Eis zugestanden wird, von 2
Centimen auf 5 erhoͤht; auch wird es bei der vierten Bedingung nicht
durchaus gefordert, daß man Gefaͤße mit Nahrungsmitteln, die man
aufbewahren will, in den Apparat bringen koͤnne. Die fruͤher von
der Gesellschaft gegebenen Rathschlaͤge sind dieß Mal weggelassen, ohne
daß andere dafuͤr gegeben wurden.)
Akerbau.
19) Preis von 600 Franken fuͤr eine Vorrichtung zum
Reinigen des Heidekornes.
(Wie im polytechn. Journ. Bd. VII. S.
127).
20) Zwei Preise, einer zu 2000, der andere zu 1000 Franken
fuͤr Einfuͤhrung und Cultur von Pflanzen in Frankreich, welche
fuͤr den Akerbau, die Kuͤnste und Manufacturen nuͤzlich
sind.
(Wie im polytechn. Journ. Bd. VII. S.
242. Enthaͤlt gar keine Details, aus welchen etwas neues
Wissenswerthes hervorgeht.)
(Die Fortsezung folgt.)