Titel: | Ueber das Verfahren, welches im nördlichen Frankreich angewendet wird, um der bereits gebrauchten thierischen Kohle ihre früheren Eigenschaften wieder zu geben, oder sie wieder zu beleben. Von Hrn. ***. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XCIII., S. 419 |
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XCIII.
Ueber das Verfahren, welches im
noͤrdlichen Frankreich angewendet wird, um der bereits gebrauchten thierischen
Kohle ihre fruͤheren Eigenschaften wieder zu geben, oder sie wieder zu beleben.
Von Hrn. ***.
Aus dem Agriculteur-Manufacturier. April 1831.
S. 1.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber das Verfahren die gebrauchte thierische Kohle wieder zu
beleben.
Von dem Auswaschen der gebrauchten Kohle.
Man bringt in dem Kessel Fig. 13 60 Liter reines
Wasser zum Sieden, und wirft in dieses siedende Wasser 100 Pfund Kohle in dem
Zustande, in welchem man dieselbe hat, sie mag eben aus den Filtrirapparaten kommen,
in welchen sie angewandt wurde, oder einige Zelt in dem Hofe gelegen, und daselbst
mehr oder weniger gegohren haben. Diese Masse ruͤhrt man sogleich und so lang
um, bis sie durch das Sieden emporgehoben wird, und bis sie dem Instrumente, welches
zu dieser kleinen Arbeit dient und Fig. 15 dargestellt ist,
kein Hinderniß mehr darbietet. Ist die Kohle ein Mal zum Sieden gekommen, so
ruͤhrt man nur wehr fuͤnf Minuten um, laͤßt dann den Schaum
aussteigen, und zieht den Kessel in diesem Zustande vom Feuer, um ihn in demselben
Augenblike so zu schaukeln, daß bloß das Wasser allein in den hoͤlzernen
Zuber Fig. 14
ausgegossen wird. Dieses erste Wasser nimmt Fett und feine Kohle mit sich fort,
welche leztere verloren geht, da das Wasser auf den Mist gegossen wird. Den Zuber
bringt man nun sogleich unter den Schnabel des Kessels, damit er die am Boden
zuruͤkgebliebene Kohle aufnehme, welche mit demselben Instrumente, das zum
Umruͤhren diente, herausgenommen wird. Die Kohle wird dann alsogleich, und
noch heiß, noch zwei Mal abgewaschen, indem man jedes Mal zwei Eimer oder 24 Liter
reines kaltes Wasser darauf gießt und stark umruͤhrt. Das Wasser entfernt man
jedes Mal dadurch, daß man dem Gefaͤße eine Neigung gibt, und daß man
dasselbe zulezt in dieser Stellung so lang abtropfen laͤßt, bis man wieder
bei dem Sude nachzusehen hat, der in der Zwischenzeit Statt fand. Ein einziger, mit
dieser Arbeit beschaͤftigter, Mensch kann in 12 Stunden Arbeit 15–16
Sude besorgen; er erhaͤlt bloß in dem Augenblike, in welchem der Zuber
herbeigetragen, und der Sud ausgeladen werden muß, von dem Arbeiter Huͤlfe,
der mit der Aufsicht uͤber die Cylinder und den Ofen beauftragt ist. Die
ausgewaschene Kohle wird, wie sie aus dem Zuber kommt, auf eine geneigte
hoͤlzerne Flaͤche geworfen, so daß das Wasser, welches sie noch
enthielt, großen Theils ablaͤuft. Diese hoͤlzerne Tafel koͤnnte
man, so lang es nicht friert, mit Vortheil dem Luftzuge aussezen.
Von dem Troknen der Kohle.
Die Kohle, welche man bloß auf der schiefen Flaͤche abtropfen ließ, muß
vollkommen getroknet werden, und dieß hat, da dieselbe noch 25 Procent Wasser
enthaͤlt, seine Schwierigkeiten. Im Sommer laͤßt sie sich leicht in
der Sonne troknen, indem man sie in duͤnnen Schichten auf Leinwand bringt,
welche auf dem Boden ausgespannt ist, und indem man sie von einem Kinde
bestaͤndig mit hoͤlzernen Ruhen umkehren laͤßt. Wenn der Boden
feucht ist, und selbst in allen Faͤllen ist es gut, wenn man die Leinwand auf
etwas trokenes Stroh oder auf Weidengeflechte bringt, damit die Luft freien Durchzug
unter derselben habe. Im Winter hingegen ist das Troknen schwieriger und
kostspieliger; es gelang uns endlich auf diese Weise, daß wir die Kohle in Schichten
von 2 Zoll Dike auf erhizte Platten von Eisenblech bringen, und sie darauf mit
Staͤben bestaͤndig umruͤhren lassen. Um eine zwekmaͤßige
Einrichtung und wohlfeile Erhizungsweise dieser Platten ausfindig zu machen, mußten
wir vorerst einige Versuche anstellen. Wir brachten daher zuerst eine Platte von 15
Fuß Laͤnge und 5 Fuß Breite uͤber unserem Cylinderofen an, und
erhizten dieselbe durch einen Theil des Rauches des Ofens, der durch zwei kleine
vierekige Oeffnungen von 1 1/2 Zoll geht, welche an den beiden Seiten der
Woͤlbung einen Fuß unter dem Schlußsteine an der Seite des Eingangs
angebracht sind. Die Hize verbreitet sich unter der Platte, indem sie durch die
kleinen, mit Oeffnungen versehenen, Mauern dringt, auf welchen die Platte ruht, und
zulezt durch eine vierekige Oeffnung von 2 bis 3 Zollen im Gevierte in den Rauchfang
gelangt. Da jedoch diese Platte kaum hinreichte, um des Tags 500 Pfunde Kohlen zu
troknen, so mußten wir zu einem anderen Mittel unsere Zuflucht nehmen. Wir brachten
daher in einer Entfernung von 8 Fuß vom Rauchfange eine gewoͤhnliche Pfanne
an, umgaben diese mit einem Mauerwerke, dessen Grundmauer wir bis gegen den
Rauchfang laufen ließen; auf diese Grundmauer brachten wir eine Platte von
Eisenblech von 8 Fuß Laͤnge und 3 Fuß Breite, welche auf diese Weise sowohl
durch den oberen Theil der Pfanne als durch ihren Zug bis zum Rauchfange erhizt
wird. Diese Platte nun, welche Tag und Nacht Dienste leistet, troknet in 24 Stunden
gleichfalls 500 Pfund; allein dessen ungeachtet begegnete es uns, daß wir, um in
sechs Tagen 6000 Pfund zu troknen, auch noch den Trokenboden zu Huͤlfe nehmen
mußten, der zum Troknen der Cosseten,Cossettes nennt man in Frankreich die getrokneten
Wurzeln, welche zur Fabrikation des inlaͤndischen, oder
Cichoriencaffee dienen. A. d. O. welche wir aus den Wurzelchen der Runkelruͤben erhalten, bestimmt
ist.
Die Idee, 6000 Pfunde Kohlen in einem Tage zu troknen, beschaͤftigt uns fortwaͤhrend.
Wie wir oben gesehen haben, gelangen wir mit einer erhizten Flaͤche
Eisenblech von 15 Fuß Laͤnge auf 5 Fuß Breite, und mit einer anderen
aͤhnlichen von 8 Fuß Laͤnge auf 3 Fuß Breite, welche leztere Tag und
Nacht arbeitet, was im Ganzen eine Oberflaͤche von 123 Fuß Eisenblech
fuͤr 12 Stunden gibt, nur dahin 1000 Pfunde Kohle zu troknen. Wenn wir aber
in Anschlag bringen, daß die Flaͤche von 75 Fuß nicht vollkommen erhizt ist,
indem wir nur einen Herd brennend haben, so glauben wir schließen zu duͤrfen,
daß eine gut erhizte Oberflaͤche von 5–600 Fuß hinreichen
wuͤrde, um in 12 Stunden 6000 Pfunde Kohlen zu troknen, vorausgesezt daß sie,
wie es bei uns der Fall ist, sorgfaͤltig umgeruͤhrt werden. Es handelt
sich aber nun darum, wie eine so große Flaͤche zugerichtet und erhizt werden
koͤnne, und in dieser Hinsicht glauben wir unseren Zwek erreichen zu
koͤnnen, wenn wir die Oberflaͤche uͤber den
Cylinderoͤfen noch viel weiter ausdehnen, als wir es bereits thaten; dessen
ungeachtet waͤren aber 5–6 Oefen nothwendig, um in einem Tage 6000
Pfunde Kohle wieder zu beleben. Die Oberflaͤche eines jeden Ofens
betraͤgt genau 36 Fuß; allein entfernt man den Rauchfang, so kann man auch
die Waͤrme des horizontalen Zuges benuzen, welche vor ihrem Uebergange in den
Rauchfang eine beliebig ausgedehnte Flaͤche Eisenblech bestreichen
koͤnnte. Wir wiederholen jedoch noch ein Mal, daß eine Flaͤche von
5–600 Fuß hinreichen wuͤrde. Sechs Cylinderoͤfen nehmen eine
Linie von 36 Fuß ein, so daß, wenn der Rauchfang 15 Fuß hinter denselben steht, dieß
ein Vierek von 36 Fuß Laͤnge auf 15 Fuß Breite, oder eine Oberflaͤche
von 540 Fuß gibt, die der verlangten Oberflaͤche entspricht.
Von dem Calciniren.
Das Calciniren geschieht in Reverberiroͤfen (siehe Fig. 18, 19, 20) und in Cylindern aus
Gußeisen D, welche horizontal, auf ihre Achse
gestuͤzt, und so uͤber einander angebracht werden, daß sie
gleichmaͤßig erhizt werden. In diesen Apparaten wird nun die thierische Kohle
auf zweierlei Weise calcinirt oder wiederbelebt: entweder mit Zusaz von frischen
oder neuen Knochen, oder ohne Zusaz von Knochen oder irgend etwas anderem.
Von dem Calciniren ohne Knochen.
Man bringt in jeden Cylinder 60–65 Pfunde ausgewaschene und sehr gut
getroknete Kohle, wobei man den Cylinder Fig. 16 in einen
hoͤlzernen und an einer Seite offenen Dreifuß g
bringt. Der untere Dekel wird vorher schon angebracht, der obere dann, wann der
Cylinder voll ist. So wie dieß geschehen ist, verkittet man die Fugen mit Thon, und
wenn sechs Cylinder auf diese Weise zugerichtet sind, so dringt man sie mit einem
eisernen Karren Fig. 17, in den Ofen. Diese Weise die Cylinder einzuschießen,
laͤßt, wenn sie nur ein oder zwei Mal von den Arbeitern eingeuͤbt
wurde, nichts zu wuͤnschen uͤbrig. Hierauf wird sogleich Feuer
gegeben; jedoch darf man nicht vergessen, vorher die Schloßplatte J, die so gut als moͤglich schließen muß, und
bloß die sechs Enden der Achsen der Cylinder durchgehen lassen darf, an ihren Ort zu
bringen. Diese Platte, welche bei jedem Brande mit Thon verkittet werden muß,
schließt den vorderen Theil des Ofens, indem sie sich gegen die Seiten
stuͤzt; zwischen den beiden Seiten bleibt ein vierekiger Raum von einem Fuße,
um das Feuer zu unterhalten und zu reguliren, Kohle einzutragen etc. Eine bewegliche
Platte aus Gußeisen verschließt diese vierekige Oeffnung nach Belieben. Damit die
Cylinder gleichmaͤßig erhizt und zum Gluͤhen gebracht werden, dreht
man sie mit einem eisernen Schluͤssel, mit welchem man das aus dem Ofen
herausstehende Ende der Achse faßt, alle Viertelstunden um. Der erste Brand, welcher
natuͤrlich jedes Mal langsamer geht, da er erst Alles in Gang bringen und
durchwaͤrmen muß, dauert 5 Stunden; die folgenden hingegen nur 4 bis 4 1/2.
Die Cylinder muͤssen durch und durch rothgluͤhen; sind sie aber ein
Mal bis zu diesem Punkte gelangt, so braucht man das Feuer bloß zu unterhalten, ohne
es weder zu erhoͤhen noch zu vermindern. Die Entweichung der Gase merkt man
an den Spruͤngen, welche die Verkittung bekommt; werden diese Spruͤnge
zu groß, so findet man in den Cylindern zuweilen eingeaͤscherte Kohle, woraus
sich schließen laͤßt, daß die Verbrennung unter dem Zutritte der Luft, die
durch die Spruͤnge des Kittes eindrang, Statt hatte. Ist der Brand beendigt,
so nimmt man die Cylinder, so wie man sie in den Ofen brachte, mit dem eisernen
Karren wieder heraus, und laͤßt sie vorsichtig so lang auf dem Boden liegen,
bis man sie beruͤhren kann. Um sie auszuleeren, nimmt man den Kitt ab, indem
man mit einem hoͤlzernen Hammer daran schlaͤgt, damit die Haken oder
Ohren nicht brechen, mit welchen der Dekel an den Cylinder befestigt ist. Die Kohle,
welche man auf diese Weise erhaͤlt, ist, wenn sie abgekuͤhlt ist, und
wenn alle angegebenen Operationen mit Sorgfalt vorgenommen wurden, neuerdings zum
Filtriren geeignet; waͤre sie aber schlecht ausgewaschen worden, oder mit
Erde oder Kohlenstaub vermischt, so muͤßte sie, um zu obigem Zweke zu taugen,
durch Sieben von den fremdartigen Theilen befreit werden. Wir haben in solchen
Faͤllen ein seidenes, von einem Kinde in Bewegung geseztes, Sieb angewendet;
allein ein festeres und doch eben so feines Sieb, das auf eine einfache und bequeme
Weise eingerichtet waͤre, waͤre zu diesem Behufe sehr
schaͤzenswerth; Hr. Hallette mußte sich damit eben so wie mit der Mahlmuͤhle
beschaͤftigen.
Die Kohle erleidet beim Calciniren einen Verlust von 9 bis 10 Procent. 6480 Pfund,
die aus 108 Cylindern mit 60 Pfund kommen, sind das Resultat einer
sechstaͤgigen Arbeit.
Die Kosten der Fabrikation sind:
6 Taglohne zu 1 Fr. 50 Cent., 6 zu 1 Fr. 40
Cent.,13 zu 60 Cent. und 6 zu 50 Cent., zusammen
28 Fr.
20 C.
Brennmaterial
23 –
30 –
Abnuzung der Vorrichtungen
6 –
80 –
–––––––––––
Summe
58 Fr.
20 C.
Dieß gibt mithin 90 Centimen auf 100 Pfunde, oder 1 Fr. 80 C. auf 100 Kilogramme,
wobei jedoch der Verlust von 10 Procent noch zu rechnen ist. Nehmen wir nun an, daß
der Fabrikant 100 Kilogramme frische thierische Kohle um 20 Francs kauft, so
muͤßte man noch 2 Fr. hinzufuͤgen, so daß 100 Kilogr. wiederbelebte
Kohle auf 3 Fr. 80 Cent. kaͤmen. Wir glaube aber nicht, daß diese Kohle eben
so gut ist, wie jene, welche mit 15 Procent neuer Kohle gemischt ist, und welche wir
auf eine andere Weise erhalten.
Von dem Calciniren mit Zusaz von Knochen.
Die Zurichtung, das Verkitten, das Einschießen in den Ofen, so wie die Behandlung der
Cylinder und des Ofens ist wie bei dem vorhergehenden Verfahren, bloß die Behandlung
der Kohle ist verschieden. Man hakt Knochen mit einer Hake in Stuͤke, und
fuͤllt damit ein Maß, welches 9–10 Pfunde faßt. Beim Fuͤllen
des Cylinders bringt man nun abwechselungsweise ein Maß von beilaͤufig 6
Pfunden wiederzubelebender Kohle und eine Handvoll Knochenstuͤke in den
Cylinder, bis derselbe auf diese Weise voll ist; die lezte Schichte muß aus Kohle
bestehen. In diesem Zustande wird der Cylinder geschlossen, verkittet und auf die
oben beschriebene Weise weiter behandelt. Ist der Brand beendigt und der Cylinder
abgekuͤhlt, so schuͤttet man dessen Inhalt, der aus einem Gemische von
wiederbelebter Kohle und halbverbrannten Knochen besteht, in eine flache Kiste auf
den Boden. Ein Kind wirft dieses Gemeng auf ein Sieb aus Zink oder leichtem Kupfer
mit Loͤchern von 2–3 Linien im Durchmesser, auf welchem die Knochen
zuruͤkbleiben, waͤhrend die Kohle, mit den kleineren
Knochenstuͤken gemischt, schnell durchlaͤuft. Diese Kohle muß daher
noch gesiebt werden, und dieß geschieht mit einem gewoͤhnlichen Haarsiebe.
Ein Kind, welches 50 Centimen des Tages erhaͤlt, ist im Stande
taͤglich 1200 Pfunde durch das metallene Sieb und durch das Haarsieb gehen zu
lassen. Es waͤre uͤbrigens zu wuͤnschen, daß die Kohle noch ein
drittes Mal gesiebt wuͤrde, um allen Kohlenstaub, der aus fremden
Koͤrpern bestehen koͤnnte, und der fuͤr jeden Fall als feine Kohle angewendet
werden koͤnnte, zu entfernen. Wir bringen in jeden Cylinder 50 Pfund
wiederzubelebende Kohle und 10 Pfund ungebrannte Knochen; folglich enthalten die 6
Cylinder, aus denen Ein Brand besteht, 300 Pfunde Kohlen und 60 Pfunde Knochen. Die
60 Pfunde Knochen, welche halbgebrannt aus den Cylindern kommen, muͤssen noch
ein Mal in den Ofen; sie werden hierzu etwas zerstoßen und in einen einzigen
Cylinder gebracht, worauf sie zum zweiten Male gebrannt, und dadurch vollkommen
calcinirt werden. Das Resultat unserer Erfahrungen hieruͤber in Hinsicht auf
das erhaltene Product ist:
6 Cylinder, welche 302 Pfunde Kohle und 60 Pfunde Knochen enthielten, gaben 256
Pfunde Kohle und 46 Pfunde halbgebrannte Knochen.
Die 46 Pfunde halbgebrannte Knochen gaben nach dem zweiten Brennen 41 Pfunde Kohle,
welche nur mehr zerkleinert zu werden brauchte.
Der Abgang kann freilich nach der Art und dem Zustande der Knochen mehr oder weniger
bedeutend seyn. Man sieht auch, daß 302 Pfunde gewaschene und getroknete Kohle,
welche sich in 6 Cylindern befanden, nur 256 Pfunde wiederbelebte Kohlen gaben, so
daß ein Verlust von 15 Procent Statt hatte, der uns zu einigen Nachforschungen
veranlaßte.
Wir brachten 200 Pfund frische thierische Kohle auf ein Filtrum, benuzten dieselbe
auf die gewoͤhnliche Weise, und nahmen sie dann wieder herab; hierauf wuschen
wir sie im Kessel ans und ließen sie abtropfen, wodurch wir 301 Pfund Kohlen
erhielten, so daß sich hieraus ergibt, daß die nicht getroknete Kohle nach dem
Abtropfen 33 Procent Wasser enthaͤlt. Wir werden jedoch sogleich zeigen, daß
dieser Gewichtsuͤberschuß nicht lediglich aus Wasser besteht; wir ließen
naͤmlich die 301 Pfund abgetropften Kohlen auf der Eisenblechplatte troknen,
und erhielten dadurch 218 Pfunde, woraus sich ergibt: daß 1) der Ueberschuß, von
welchem oben die Rede war, aus 22 Procent Wasser und 9 Procent Substanzen bestand,
welche durch das Wasser nicht entfernt worden waren; 2) daß das
urspruͤngliche Gewicht der 200 Pfunde frischer, auf das Filtrum gebrachter,
Kohle um 9 Procent vermehrt wird, so daß der Verlust von 15 Procent, der sich bei
dem Calciniren ergibt, auf 6 Procent herabsinkt. Wir wollen jedoch annehmen, daß
derselbe wegen des wirklichen Verlustes an Kohlen bei den verschiedenen
Manipulationen 9 Procent betrage, besonders wenn der Kohlenstaub, der offenbar aus
fremdartigen Koͤrpern besteht, die durch das Waschen nicht ausgezogen, und
durch das Feuer in Pulver verwandelt wurden, durch Sieben entfernt wird. Wenn sich
nun hier aus ergibt, daß
der Verlust 9 Procent betraͤgt und selbst 10 Procent ausmachen kann, so wird
es vortheilhaft seyn, demselben durch den Zusaz von Knochen waͤhrend der
Operation abzuhelfen. Die 6 Cylinder enthielten daher 302 Pfunde gewaschene und
getroknete Kohle und 60 Pfunde Knochen. Nun muß man annehmen, daß die 302 Pfunde
getroknete Kohlen urspruͤnglich nur 275 Pfunde Kohlen
vorstellen
275 Pfd.
Nach dem Calciniren erhielten wir
ausden 6 Cylindern
256 Pfd.
Der Kohlenstaub, der durch das
Siebenwegfaͤllt, betraͤgt beilaͤufig
8 –
–––––––
so daß Rest bleiben:
248 –
–––––––
was einen Verlust gibt, von
27 Pfd.
Wir nahmen ferner 60 Pfund frische Knochen, die bei vollkommener Calcinirung auf 41
Pfunde zusammenschmolzen, bei deren Koͤrnung noch ein Verlust von Einem
Pfunde entsteht, so daß nur 40 Pfunde uͤbrig bleiben. Es kommen mithin 40
Pfund frische Kohle auf die 27 Pfund, welche bei dem Wiederbeleben der 275
Pfundeverloren gingen, so daß sich also 10 Procent Verlust und 15 Procent Zunahme
ergeben. In oͤkonomischer Hinsicht ergibt sich folgendes Resultat:
Das Product einer 6taͤgigen Arbeit mit 108 Cylindern betraͤgt 4608
Pfunde wiederbelebte Kohle und 738 Pfunde verkohlte Knochen. Die Kosten dabei
sind:
6 Tagloͤhne zu 1 Fr. 50 Cent.; 6 zu
1 Fr. 40 C.;13 zu 60 Cent.; 6 zu 50 Cent.; zusammen:
28 Fr.
20 Cent.
1080 Pfunde frische Knochen, das Pfund zu 2
Fr.
21 –
60 –
12 1/2 Hectoliter Kohlen, den Hectoliter zu
1 Fr.50 Cent.
18 –
75 –
Verlust an dem Apparate durch
Abnuͤzung
6 –
55 –
––––––––––––
75 Fr.
10 Cent.
Dieß gibt mithin 1 Fr. 40 Cent. auf 100 Pfunde, oder 2 Fr. 80 Cent. auf 100
Kilogramme.
Wir haben bisher die Knochen frisch, so wie wir sie kauften, angewendet, und diesem
schreiben wir den unertraͤglichen Geruch zu, den die wiederbelebte Kohle
besaß. Dieser schlechte Geschmak und Geruch theilt sich dem Syrupe mit, und obwohl
er beim Sieden desselben wieder verschwindet, so waͤre es doch besser, wenn
man denselben vermeiden koͤnnte. Wir glauben, daß wir dieß dadurch bezweken
koͤnnten, daß
wir die Knochen vorher kochen ließen, um ihnen das Fett zu entziehen. Das Fett,
welches man hierdurch erhielte, wuͤrde die Arbeit abbezahlen.
Die Menge der Cylinder, mit welchen man arbeitet, ist ein wichtiger Punkt in Hinsicht
auf die Ausgaben; man braucht deren aus folgenden Gruͤnden fuͤr jeden
Ofen 18. Sechs Cylinder werden um 6 Uhr Morgens eingeschossen; um 11 Uhr werden sie
rothgluͤhend herausgenommen; sogleich werden dann 6 andere Cylinder in den
Ofen gebracht, die zwischen 3 und 4 Uhr herauskommen, worauf abermals 6 neue
Cylinder eingesezt werden, indem die zuerst gebrauchten noch nicht gehoͤrig
abgekuͤhlt sind. Wir konnten bisher kein Mittel finden, um mit weniger
Cylindern drei Braͤnde des Tags zu machen, allein mit denselben 18 Cylindern
lassen sich in einem Tage auch vier Braͤnde machen; denn jene, welche um 11
Uhr aus dem Ofen kamen, koͤnnen um 8 Uhr Abends kalt seyn, und neuerdings
gebraucht werden. Bei diesem lezten Brande ist nur 2 1/2 Stunde lang Aufsicht
noͤthig; dann koͤnnen sich die Arbeiter mit Zuruͤklassung eines
guten Feuers zuruͤkziehen.
Wir glauben hiernach, daß 4 gut besorgte, und mit 72 Cylindern versehene, Oefen
fuͤr Bearbeitung einer Quantitaͤt Kohlen von 6000 Pfunden hinreichen
wuͤrden. Die Cylinder muͤssen aus Gußeisen seyn, welches etwas
geschmeidig ist, damit man einen neuen Schließhenkel an denselben anbringen kann,
wenn zufaͤllig einer brechen sollte. Jeder Cylinder wiegt 120 bis 130
Pfunde.
Zum Schlusse muͤssen wir noch bemerken, daß der Cylinder, welcher sich mitten
uͤber dem Feuer befindet, oͤfter umgedreht, und um eine Stunde
fruͤher herausgenommen werden muß, als die uͤbrigen.
Beschreibung der verschiedenen Geraͤthe und Apparate
zur Wiederbelebung der Kohlen.
Fig. 13
Kessel, in welchem die thierische Kohle ausgekocht wird; b der Ofen, auf welchem sich derselbe befindet. Der Kessel reicht, wie man
bei c sieht, einige Zolle weit in das Gemaͤuer
hinein; er wird mit Menschenarmen dirigirt; die Ringe d
dienen dazu, um ihn aufzuheben, und auf den vorderen Theil des Ofens zu tragen.
Fig. 14,
Zuber, der zuerst das Waschwasser, und spaͤter die Kohle aufnimmt, welche in
dem Kessel 13 gesotten wurde.
Fig. 15,
Umruͤhrer aus Messing zum Umruͤhren der Kohle in dem Kessel; er hat
die Gestalt einer Schaufel, und ist mit Loͤchern durchbohrt.
Fig. 16,
Cylinder aus Gußeisen, in welchen man die getroknete Kohle bringt, welche calcinirt
werden soll. Er ist an seinen beiden Enden durch die Dekel ee geschlossen, welche mittelst Ohren oder
Henkeln, die sich an anderen, am Koͤrper des Cylinders befindlichen, Ohren
festhalten,
befestiget werden. Diese Dekel tragen die Achsen ff, auf welchen der Cylinder im Ofen ruht. Der Cylinder ist hier in der
Stellung dargestellt, welche man ihm gibt, wenn er gefuͤllt werden soll; er
wird durch das hoͤlzerne Dreiek g in dieser
Stellung erhalten. Der Schluͤssel h dient dazu,
um den Cylinder bei seinen Achsen umzudrehen; man braucht zu diesem Behufe nur das
einspringende Vierek i dieses Schluͤssels an das
vorspringende Vierek j einer der Achsen zu bringen, und
mit dem Hebel des Schluͤssels, je nachdem es nothwendig ist, rechts oder
links zu drehen.
Fig. 17,
Karren aus Eisen, mit welchem man die Cylinder in den Ofen hinein und wieder heraus
bringt. Die Cylinder werden hierzu auf das Ende k des
Karrens gebracht, wo sie durch die halbmondfoͤrmigen Stuͤke ll in ihrer Lage erhalten werden. Der Karren wird
durch den Griff x, der einen Hebel bildet,
gefuͤhrt. Alle Stuͤke dieses Wagens sind aus Eisen.
Fig. 18,
Calcinirofen im Aufrisse mit hinweggenommener Schließplatte J. n, Eingang zum Herde; o Bogen aus Eisen,
auf dessen Scheitel die Achse eines der Cylinder ruht. ppppp Haken zur Aufnahme der Achsen der uͤbrigen Cylinder. Diese
Haken sind an einer Eisenstange von 6 Linien Dike und 18 Linien Breite befestigt;
diese Eisenstange ist beilaͤufig wie die Woͤlbung des Ofens geformt,
und unten an der Platte aus Gußeisen q, die das Dach des
vorderen Theiles des Ofens bildet, befestigt; nach Oben ist dieselbe durch zwei, an
dem Scheitel ihrer Kruͤmmung angeschweißte Schweife an die Woͤlbung
des Ofens eingerammelt.
Fig. 19
Horizontaler Durchschnitt des Ofens nach der Linie AB in Fig. 18; man sieht hier die Einrichtung des Rostes r und der Platte aus Gußeisen q.
Fig. 20,
Senkrechter Durchschnitt des Ofens nach der Linie CD in Fig. 19. Die Buchstaben sssss
bezeichnen die Oeffnungen in der Mauer, welche den Haken ppppp und der Aushoͤhlung o entsprechen, und die gegen den Grund des Ofens
gerichteten Achsen der Dekel der Cylinder aufnehmen. Diese Loͤcher sind aus
kleinen, gußeisernen, in das Gemaͤuer eingerammelten Buͤchsen
gebildet. t Oeffnung, durch welche der Rauch in den
Rauchfang geht, und die von einer Roͤhre aus Gußeisen gebildet wird.
Fig. 21,
Schließplatte zum Verschließen des vorderen Theiles des Ofens; sie hat 6
Loͤcher, welche den Achsen der vorderen Cylinderdekel entsprechen. An ihr
befindet sich der Griff v und ein kleines
Thuͤrchen x, welches zur Leitung der Calcinirung
dient. Wird diese Platte an ihre gehoͤrige Stelle gebracht, so stuͤzt
sie sich gegen die Eisenstange p, und schließt auf diese
Weise ziemlich genau mit den Waͤnden des Ofens. Um diese Schließung noch
vollstaͤndiger zu machen, verkittet man die Fugen mit Thon, wie er zum
Ofenbaue dient.
Fig. 22.
Thuͤre des Herdes.