Titel: Ueber Hrn. Anton Bernhard's Kraftapparat.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LXXIX., S. 334
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LXXIX. Ueber Hrn. Anton Bernhard's Kraftapparat. Bernhard's Kraftapparat. Seit beinahe zwei Jahren hat Hr. Anton Bernhard aus Ungarn die Aufmerksamkeit des hiesigen Publikums in einem hohen Grade durch die Ankuͤndigung und Bekanntmachung eines von ihm entdekten, seit Jahrtausenden unbekannt gebliebenen, Naturgesezes, und eines darauf gegruͤndeten neuerfundenen Kraft- und Hebeapparates erregt, welcher in allen Arten der Anwendung die Dampfmaschinen uͤbertreffen und sie ganz entbehrlich machen soll. So lange die Einwirkung dieser Praͤtensionen nur auf das hiesige Publikum beschraͤnkt blieb, glaubte ich den Hrn. Bernhard, nachdem alle meine und meiner gelehrten Freunde Bemuͤhungen, ihm seinen Irrthum begreiflich zu machen, vergeblich gewesen, in seinen zweklosen Unternehmungen ruhig gewaͤhren lassen zu duͤrfen, uͤberzeugt, daß kein Sachverstaͤndiger dadurch getaͤuscht werden koͤnnte, und daß einigen Laien in der Physik und Mechanik, welche zu seiner neuen Lehre sich bekannt haben, fruͤher oder spaͤter durch eigenen Schaden die Augen geoͤffnet werden muͤssen. Nachdem er nun aber in einer Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 30. Julius d. J. mit seinen Behauptungen oͤffentlich aufgetreten ist, und durch seine Klagen uͤber Mangel an Unterstuͤzung und Anerkennung seiner Entdekung von Seite aller Gelehrten, aller wissenschaftlichen Gesellschaften und technischen Vereine in Bayern, auf eine indirecte Weise auch mich zur Rechtfertigung uͤber meinen ganz unverhohlen bekannten Unglauben aufgefordert hat, so glaube ich, eine oͤffentliche Widerlegung seiner falschen Behauptungen, welche ihm ohne Zweifel in auswaͤrtigen wissenschaftlichen und technischen Journalen bald reichlich zu Theil werden wird, um so weniger laͤnger zuruͤk halten zu duͤrfen, als es außerdem wohl scheinen moͤchte, es gaͤbe in Bayern keine Physiker und Techniker, welche das Irrige dieser angeblichen Entdekung und Erfindung eingesehen haͤtten.104) Durch ein mit Queksilber bearbeitetes Modell dieses sogenannten Kraftapparates, welches Hr. Bernhard dahier im mathematischmechanischen Institute des Hrn. Ertel im Monat September des vergangenen Jahres aufgestellt, und mit welchem er damals und in den Monaten Maͤrz, April und Mai des gegenwaͤrtigen Jahres zahlreiche Versuche vorgenommen hatte, glaubt er, das Factische seiner physikalischen Entdekung und die Wirklichkeit der angegebenen Vortheile seiner Erfindung schon hinlaͤnglich erwiesen zu haben, und durch ein großes Wasserhebewerk, mit dessen Bau in einem Thurme am Sendlinger Thore er seit einem halben Jahre beschaͤftigt, welches aber noch nicht vollendet ist, hofft er vollends alle Unglaͤubigen zu bekehren, und die ganze Welt von der Unfehlbarkeit seiner neuen Lehre zu uͤberzeugen, daß naͤmlich die fluͤssigen Koͤrper, unter den Umstaͤnden, in welche sein Apparat sie versezt, im Verhaͤltniß ihrer Erwaͤrmung, im tropfbar fluͤssigen Zustande, bis zu einer Hoͤhe sich verduͤnnen und ausdehnen lassen, welche man unendlich nennen koͤnnte, da sie jede brauchbare uͤbertrifft;“ so daß also durch den bloßen Druk der Atmosphaͤre, welcher im gewoͤhnlichen oder natuͤrlichen Zustande einer Wassersaͤule von hoͤchstens 32 Fuß das Gleichgewicht haͤlt, eine durch seine Kunst verduͤnnte, ausgedehnte und specifisch leichter gemachte Wassermasse, in concret-fluͤssigem Zustande, und ohne in Dampf verwandelt zu werden, auf eine senkrechte Hoͤhe von vielen tausend Fußen gehoben wuͤrde! – Daß diese eingebildete Entdekung eines neuen Naturgesezes nicht nur allen gesunden Begriffen von der Ausdehnung tropfbar fluͤssiger Koͤrper, sondern allen Erfahrungen widerspricht, und nur auf einer groben Taͤuschung beruht, und daß der beruͤhmte Kraft- und Hebeapparat nichts weiter ist, als ein complicirter Destillirapparat, welcher von den gewoͤhnlichen Vorrichtungen dieser Art hauptsaͤchlich nur darin sich unterscheidet, daß das Abkuͤhlungsgefaͤß, worin die aufsteigenden Daͤmpfe verdichtet werden, uͤber dem Kolben angebracht, und daß die Verdampfung durch einen im Kolben gemachten luftleeren Raum erleichtert und befoͤrdert wird daruͤber haben bereits alle Physiker und alle gruͤndlichen und wissenschaftlich gebildeten Techniker in London, in Berlin und hier einstimmig entschieden; und die Taͤuschung liegt fuͤr Jeden, der nur mit den Anfangsgruͤnden der Naturlehre bekannt ist, so klar am Tage, daß es ganz uͤberfluͤssig waͤre, sich hier in eine umstaͤndliche Beweisfuͤhrung daruͤber einzulassen.105) Daß aber dieser sogenannte Kraft- und Hebeapparat auch in technischer Hinsicht nichts taugt, und zu dem beabsichtigten Zweke, alle Dampfmaschinen mit Vortheil zu ersezen, durchaus unbrauchbar ist, davon kann sich vorlaͤufig Jedermann uͤberzeugen, welcher ein von mir dahier aufgestelltes Dampfmaschinenmodell sehen und die Wirkung desselben mit jenem des im Ertel'schen Institute producirten Queksilberapparates vergleichen will.106) Bei diesem lezteren stieg eine sehr unbedeutende Menge von Queksilber vom Roͤhrenkessel bis in den Abkuͤhlungs- (eigentlich Verdichtungs-) Apparat auf die Hoͤhe von 13 Fuß 1 1/2 Zoll; da es aber durch diesen Apparat und durch eine Ausleerungsroͤhre wieder 5 Fuß 8 Zoll herabfallen mußte, so betrug die eigentliche nuzbare Hoͤhe, zu welcher das Queksilber gebracht wurde, und wo dasselbe zum Vorschein kam, nur 7 Fuß 5 1/2 Zoll. Die Quantitaͤt des an dieser Stelle in einer bestimmten Zeit ausgelaufenen, oder vielmehr in einer engen glaͤsernen Roͤhre kaum sichtbar herabtraͤufelnden Queksilbers ist, so viel mir bekannt, bei keinem der vorgenommenen Versuche gehoͤrig gemessen worden, betrug aber, zufolge eines von dem hiesigen koͤnigl. Notar, Hrn. v. Hunkerkhausen am 23. Septbr. vorigen Jahres aufgenommenen Protokolls, gegen 40 Pfd. in einer Viertelstunde.107) Der mechanische Effect, welchen dieser Apparat hervorbrachte, oder das Product aus dem gehobenen Gewichte und der erreichten nuzbaren Hoͤhe, war daher in einer Viertelstunde 40 × 7,458 = 298,32. Die Mittel, wodurch diese Wirkung erhalten wurde, bestanden 1) in einem ziemlich lebhaften, unter dem Kessel bestaͤndig unterhaltenen Feuer, dessen Flamme das in dem Schornstein eingeschlossene eiserne Steigrohr von allen Seiten umspielte, und folglich hinlaͤnglich erhizte, um die darin aufsteigenden Queksilberdaͤmpfe unverdichtet bis zu dem Condensationsgefaͤße zu bringen; 2) in der Kraft eines Mannes, welcher oben eine Luftpumpe bearbeitete; 3) in der Kraft von zwei Maͤnnern, welche unten eine Drukpumpe bearbeiteten, durch welche das Verdichtungsgefaͤß mit einem bedeutenden Zufluß von kaltem Wasser ununterbrochen abgekuͤhlt wurde. Mein Dampfmaschinenmodell hingegen sezt durch eine sehr einfache Vorrichtung den Kolben einer gewoͤhnlichen Saug- und Hebpumpe in Bewegung, durch welche in jeder Minute 270 Pfd., also in einer Viertelstunde 4050 Pfd. Queksilber auf eine senkrechte Hoͤhe von 12 3/2 Fuß gehoben werden. Der hervorgebrachte mechanische Effect in einer Viertelstunde ist also 4050 × 12,75 = 51,637,5. Diese Wirkung wird durch einen cylindrischen Kessel von Eisenblech erhalten, dessen Dimensionen nicht groͤßer als jene bei dem Ertel'schen Queksilberapparate sind, mit einem Feuer von Fichtenholz, welches auf einem etwas kleineren Roste brennt. Mein Modell hebt also bloß durch die Wirkung des Feuers, und ohne alle Mitwirkung einer anderen Kraft, auf eine fast zwei Mal groͤßere Hoͤhe so viele Centner als der Ertel'sche Apparat mit demselben Aufwande von Brennholz und mit der Beihuͤlfe von drei Arbeitern Pfunde gehoben hat, und der mechanische Effectuͤbertrifft jenen des lezteren in dem Verhaͤltnisse von 173 zu 1. Dieses von einer Commission der mathematisch-physikalischen Classe der koͤnigl. Akademie der Wissenschaften, welche am 3ten des gegenwaͤrtigen Monats das Modell gepruͤft, einen vollstaͤndigen Versuch mit selbem vorgenommen, und daruͤber beiliegendes von dem Vorstande der Akademie, Hrn. Geheimenrath von Schelling, dem Classensecretaͤr Hrn. Hofrath Doͤllinger, dann den Mitgliedern: Hrn. v. Wiebeking, Hrn. Hofrath und Professor Fuchs, Professor Siber, Hofrath und Professor Oken und Hofrath Spaͤth unterzeichnetes Protocoll aufgenommen hat, liefert demnach, wenigstens im Kleinen, schon den Beweis, daß die Wirkung eines Bernhard'schen Apparates gegen jene einer guten Dampfmaschine unendlich weit zuruͤksteht; und da der Widerstand der Reibungen und der Aufwand von Brennmaterial bei groͤßeren Dampfmaschinen verhaͤltnißmaͤßig immer um Vieles geringer ist als bei Modellen oder kleineren Maschinen; da bei dem Apparate des Hrn. Bernhard der Betrieb der Luft- und Wasserpumpen noch einen sehr bedeutenden Kraftaufwand in Anspruch nimmt, welcher fuͤr die nuzbare Wirkung desselben verloren geht; da endlich der Effect einer durch gehobenes Wasser betriebenen Maschine wenigstens um ein Drittel schwacher ist, als das zum Heben dieses Wassers erforderliche Kraftmoment, so darf man mit der vollkommensten Sicherheit behaupten, daß ein nach Hrn. Bernhard's Plan im Großen ausgefuͤhrtes Maschinenwerk zu seinem Betriebe wenigstens zweihundert Mal so viel Brennmaterial erfordern werde als eine gute Dampfmaschine von gleicher Wirkung; oder, was gleich viel gilt: daß eine Dampfmaschine mit dem 1/200ten Theile von Brennmaterial mehr leisten werde als eine durch das im Baue begriffene Musterwasserwerk, welches Hr. Bernhard zum Wettkampfe mit den besten Dampfmaschinen aufzustellen erklaͤrt hat, betriebene Maschine. Die ungeheure Verschwendung von Brennstoff, welche bei diesem Apparate, im Vergleich mit dem fuͤr den Betrieb einer Dampfmaschine noͤthigen Aufwande, Statt haben muß, ist uͤbrigens schon a priori leicht zu begreifen, wenn man bedenkt, daß durch die Verdampfung eines Kubikfußes Wasser im Kessel einer Dampfmaschine mehrere Hundert Kubikfuß Wasser auf eine bedeutende Hoͤhe gepumpt werden koͤnnen, da hingegen bei der Bernhard'schen Vorrichtung alles Wasser, welches gehoben werden soll, zuerst gekocht werden muß! – Ich wuͤnsche daher nichts sehnlicher, als daß, zur vollstaͤndigen Heilung des Hrn. Bernhard (wenn er von seiner fixen Idee anders noch zu heilen ist) und zur Enttaͤuschung aller derjenigen, welche noch an seine neue Lehre und an seine verheißenen Wunder glauben, das große Wasserhebewerk am Sendlinger Thore dahier recht bald zu Stande komme, und daß sodann die Wirkungsart desselben, die Temperatur im Steigrohre, die Menge des aus dem Abkuͤhlungsgefaͤße ablaufenden Wassers, und die Menge des verbrauchten Brennholzes mit der groͤßten Genauigkeit untersucht und gemessen werden moͤge. Unterdessen erbiete ich mich vorlaͤufig zu jeder beliebigen Wette, daß die nuzbare Wirkung dieses großen Wasserwerkes im Vergleiche mir einer guten Dampfmaschine noch schwacher ausfallen werde, als diese mit dem Queksilberapparate bei Hrn. Ertel sich erwiesen hat. So duͤrften also, was die Wirksamkeit und den Aufwand von Brennmaterial betrifft, die Dampfmaschinen von dem Vertilgungskriege, welchen Hr. Bernhard ihnen durch seine neue Erfindung angekuͤndigt hat, vor der Hand noch nichts zu befuͤrchten haben. Aber auch die uͤbrigen Vorzuͤge, welche er seinem Apparate zuschreibt, erscheinen bei einer naͤheren Beleuchtung illusorisch. Er haͤlt sich Vieles darauf zu Gute, daß seine Vorrichtung ohne Pumpen, folglich ohne Kolben und Ventile, arbeitet; er scheint jedoch vergessen zu haben, daß er zum Heben des kalten Wassers auf seinen Verdichtungsapparat nicht nur Wasserpumpen, sondern zur Erzeugung und Erhaltung eines luftleeren Raumes noch weit kuͤnstlichere und schwerer zu unterhaltende Luftpumpen noͤthig hat. Er behauptet, daß der Bau seines Apparates einfacher und wohlfeiler als der einer Dampfmaschine sey. Da er aber mit diesem Apparate nur Wasser heben, aber kein Maschinenwerk unmittelbar betreiben kann, folglich neben seinem Kraftapparate noch eine zweite Maschine mit einem oberschlaͤchtigen Rade bauen muß, welche durch das gehobene Wasser betrieben wird, so wird die ganze Anlage nicht nur weit complicirter als die einer Dampfmaschine, durch welche jedes Maschinenwerk unmittelbar in Gang gesezt werden kann, sondern sie erfordert auch einen ungleich groͤßeren Raum, und der Aufwand an Materialien, an Arbeit und an Gebaͤuden muß offenbar denjenigen sehr bedeutend uͤbersteigen, welchen der Bau einer Dampfmaschine von gleicher Wirkung verursachen wuͤrde. Um ein oberschlaͤchtiges Wasserrad von 30 Fuß Durchmesser zu betreiben, muͤßte man einen Thurm von wenigstens 75 Fuß Hoͤhe bauen. – Aber auch in solchen Faͤllen, wo das Heben des Wassers der Hauptzwek ist, wie bei Entwaͤsserungen von Suͤmpfen und Seen, Gewaͤltigung der Grubenwasser in Bergwerken, Bewaͤsserung von Staͤdten und hoch liegenden Gruͤnden u. dergl. wird der Bernhard'sche Apparat unbrauchbar, oder dessen Anwendung mit großen Schwierigkeiten und praktischen Unbequemlichkeiten verknuͤpft seyn, und die gewoͤhnlichen Pumpwerke nie ersezen koͤnnen. Denn da diese Vorrichtung das Wasser aus keiner tieferen Lage einzuziehen oder einzusaugen vermag, so muß der ganze Apparat mit dem darunter angebrachten Feuerherde, Roste und Aschenfall immer um mehrere Fuß tiefer als der Bach oder Sumpf, von welchem das Wasser genommen werden soll, gestellt, folglich in eine Grube unter dem Niveau des Wassers versenkt werden. Wie nun da das Eindringen des Wassers, das Ersaufen des Apparates und das Ausloͤschen des Feuers verhuͤtet werden soll, ist schwer abzusehen. – Zur Gewaͤltigung der Grubenwasser muͤßte der ganze Apparat an der tiefsten Stelle eines Schachtes und unter dem Sumpfe angebracht, und der hiezu noͤthige, sehr bedeutende, Raum mit außerordentlichen Kosten gewonnen werden. – Gegen die von Hrn. Bernhard vorgeschlagene Bewaͤsserung einer Stadt wuͤrden die Einwohner ohne Zweifel auch aus dem Grunde Protestiren, weil sein Apparat ihnen statt frischen Quell- oder Brunnenwassers nur gekochtes, mattes und laues Theewasser liefern wuͤrde. Was endlich die Gefahr von Explosion betrifft, so ist davon freilich bei einem Destillirapparat nichts zu befuͤrchten; und wenn unter zehntausend Dampfmaschinen zufaͤlliger Weise jaͤhrlich Eine springt, so wird gewiß ein Ungluͤk dieser Art von Bernhard'schen Kraftapparaten nie erhoͤrt werden – weil man keinen derselben irgendwo ausfuͤhren und betreiben wird. Denn schwerlich werden auch die furchtsamsten, aͤngstlichsten und gewissenhaftesten Fabrikeigenthuͤmer ihre Gebaͤude und das Leben ihrer Arbeiter mit einer jaͤhrlichen Auslage fuͤr Brennmaterial assecuriren wollen, deren Betrag den gewoͤhnlichen Aufwand bei Dampfmaschinen zwei hundert Mal uͤbertrifft, da sie ja, wenn es ihnen vor Allem um die sicherste Erreichung dieses Zwekes zu thun ist, denselben uͤberall hundert Mal wohlfeiler und leichter durch Vorrichtung von Maschinen erreichen koͤnnen, welche von Pferden oder Menschen betrieben werden. Uebrigens hat man in den neuesten Zeiten verschiedene Vorrichtungen erfunden, durch welche, wenn sie gehoͤrig angewendet werden, das Bersten eines Kessels, selbst bei der hoͤchsten Spannung von Daͤmpfen, beinahe unmoͤglich gemacht wird; und wenn man diese Spannung nur nicht unnoͤthiger Weise uͤbertreibt, und den Dampfkessel vorher auf das Vier- oder Fuͤnffache des anzubringenden Drukes probt, so hat man, besonders bei Anwendung des Tubularsystems im Baue der Kessel, von einem bedeutenden Unfalle durchaus nichts zu befuͤrchten, da das Springen eines einzelnen Rohres keinen anderen Schaden als eine augenblikliche Unterbrechung im Gange der Maschine verursachen kann. Zum Schlusse wiederhole ich hier noch ein Mal, daß ich zu dieser oͤffentlichen Ablage meines Glaubensbekenntnisses uͤber die Entdekung und Erfindung des Hrn. Bernhard nur durch die herausfordernden Beschwerden desselben gegen mich und meine gelehrten Freunde und Kollegen veranlaßt worden bin, da ein gaͤnzliches Stillschweigen von unserer Seite wohl den Verdacht erregen koͤnnte, daß auch wir uns haͤtten taͤuschen lassen. Ich verwahre mich zugleich auf das Feierlichste gegen jede Beschuldigung von Eifersucht, persoͤnlicher Feindschaft oder gehaͤssigen Absichten gegen Hrn. Bernhard, den ich vielmehr aufrichtig bedaure, daß er so viel Geld, so viele Muͤhe und Zeit auf die unnuͤzeste und undankbarste Verfolgung eines wissenschaftlich – technischen Hirngespinnstes verschwendet hat. – Ist die Wahrheit auf seiner Seite, und kann er die Richtigkeit seiner neuen Theorie und die Wirklichkeit der von ihm angegebenen Vortheile seiner Erfindung durch voͤllig entscheidende und uͤberzeugende Versuche im Großen beweisen, so wird diese meine Opposition seinen Triumph nur erhoͤhen. Im entgegengesezten Falle aber kann diese meine Erklaͤrung ihm nicht mehr schaden, als er sich selbst durch seine irrigen und anmaßenden Behauptungen geschadet hat. –––––– Protocoll,welches uͤber die Wirkung einer von dem koͤnigl. Oberst-Bergrath und Akademiker, Herrn Ritter Joseph von Baader, dahier aufgestellten kleinen Dampfmaschine abgehalten worden. Muͤnchen, am 3ten August 1831. –––––– Gegenwaͤrtige. Der Vorstand der koͤnigl. Akademie der Wissenschaften, Herr Geheimerrath und Generalconservator von Schelling. – Hofrath und Professor Doͤllinger. – Oberst-Bergrath Joseph v. Baader. – Geheimerrath v. Wiebeking. – Professor Fuchs. – Hofrath und Professor Oken. – Professor Siber. – Hofrath und Professor Spaͤth. Protocollfuͤhrer. Herr Hofrath Doͤllinger, Sekretaͤr der mathematisch-physikalischen Classe. –––––––– Nachdem der koͤnigl. Oberst-Bergrath und Akademiker, Herr Ritter Joseph v. Baader, an die mathematisch-physikalische Classe der koͤnigl. Akademie der Wissenschaften das schriftliche Ansuchen gestellt hatte, ein von ihm dahier aufgestelltes Dampfmaschinen-Modell zu besichtigen und die Wirkung desselben zu untersuchen, so versammelten sich heute die nebenbenannten Mitglieder der Classe in dem koͤniglichen Hofbrunnhause am sogenannten Jungfernthurm, woselbst sie eine kleine Dampfmaschine von einer neuen und aͤußerst einfachen, von Herrn v. Baader erfundenen Construction fanden, welche durch einen 3 Fuß langen und 12 Zoll im Durchmesser weiten cylindrischen Kessel von Eisenblech betrieben wird, und mittelst eines kleinen Schwungrades und Hebels den Kolben einer eisernen Saug- und Hebe-Pumpe in Gang sezt. Nachdem durch die Wirkung eines kleinen Feuers die Elasticitaͤt des Wasserdampfes im Kessel so weit gesteigert war, daß sie dem Druke von drei Atmosphaͤren gleichkam, hob diese Maschine, mit 120 Kolbenzuͤgen in einer Minute, aus einem unter der Pumpe angebrachten Behaͤlter auf die Hoͤhe von 12 3/4 Fuß, in ununterbrochenem und gleichfoͤrmigem Strome, eine solche Masse von Queksilber, daß ein Gefaͤß, welches eine bayerische Maß hielt, in sechs Sekunden angefuͤllt war. Da nun ein Maß Queksilber 27 Pfund wiegt, so ergibt sich als Resultat der Wirkung dieser Maschine in jeder Minute: 10 Maß Queksilber = 270 Pfund, und in einer Viertelstunde: 150 Maß = 4050 Pfund, auf eine senkrechte Hoͤhe von 12 3/4 Fuß gehoben. Hiemit wurde gegenwaͤrtiges Protocoll geschlossen und von saͤmmtlichen Anwesenden unterzeichnet. Muͤnchen, den 3ten August 1831. (Folgen die Unterschriften.) Die woͤrtliche Übereinstimmung vorstehender Abschrift mit dem Original-Protocoll bestaͤtigt Muͤnchen, den 12ten August 1831. Progel,Registrator.