Titel: | Reise-Observatorium oder transportables Sommerhaus. Von Henry D–. |
Fundstelle: | Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LVII., S. 249 |
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LVII.
Reise-Observatorium oder transportables
Sommerhaus. Von Henry
D–.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 403. S.
130.
Mit Abbildung auf Tab.
V.
Ueber ein transportables Sommerhaus.
Jede Expedition, welche zur Untersuchung des Inneren eines fremden Landes unternommen
wird, muß vorher mit jeder moͤglichen Bequemlichkeit ausgeruͤstet
werden, vorzuͤglich wenn durch dieselben zugleich auch der Grundzwek der
Unternehmung unterstuͤzt werden kann. Es scheint, daß es zu diesem Behufe
sehr nuͤzlich und wohlthaͤtig waͤre, wenn man in solchen
Faͤllen ein Haus haͤtte, was sich auf einem Wagengestelle oder Karren
fortschaffen ließe, und welches man, nachdem es auf den Boden gestellt, 25–30
Fuß hoch machen, und in drei abgesonderte, uͤber einander befindliche Zimmer abtheilen
koͤnnte, die durch kurze Leitern innen mit einander in Verbindung
stuͤnden. Da ein Haus dieser Art sehr leicht zu transportiren ist, da es an
Oerter gebracht werden kann, an welchen ein feststehendes Haus Gefahr bringen und
selbst Gefahr laufen koͤnnte, und da es leicht durch irgend ein Wetterdach
gegen den Ungestuͤm der Witterung zu schuͤzen ist, so verdient
dasselbe auch den Besizern von Landguͤtern empfohlen zu werden. Diese
koͤnnten naͤmlich solche Haͤuschen sehr leicht an ihren
Lieblingspunkten, und an jenen Stellen errichten, welche vorzuͤgliche
Aussichten und Ansichten gewaͤhren, und auf diese Weise wesentlich zur
Verschoͤnerung ihres Besizthumes und zum Vergnuͤgen ihrer eigenen
Person sowohl, als anderer beitragen. Der Grundsaz, nach welchem das Haus gebaut
ist, welches ich vorschlage, ist jener der wohlbekannten Zugroͤhren, wie sie
zu Fernroͤhren und anderen optischen Instrumenten benuzt werden. So wie
dasselbe in der Zeichnung vorgestellt ist, wuͤrde es einer chinesischen
Pagode aͤhnlich sehen, eine Form, welche allgemein zur Verschoͤnerung
von Gegenden benuzt, und deren Effect auch uͤberall bewundert wird. Ich will
nun einige Worte uͤber seine Einrichtung sagen. Das Haus besteht aus drei
Zimmern, von welchen die oberen immer kleiner werden; das untere, welches ich von
der Groͤße einer gewoͤhnlichen Caravane annehme, muß im Stande seyn
die beiden kleineren aufzunehmen; man sieht dasselbe in Fig. 20. gepakt und auf
Raͤder gestellt; das Dach gibt dem Ganzen in dies m Zustande, in welchem die vorspringenden Rinnen, die man an dem
aufgerichteten Hause bemerkt, nicht sichtbar sind, vollkommenen Schuz. An den Seiten
des Wagens haͤngen die acht Pfaͤhle ab, cd, von welchen vier gekniet, die
uͤbrigen aber gerade sind. Die ersteren, ab, gehoͤren zum Einschrauben in die Eken des Bodenzimmers, um das
Gewicht der oberen Zimmer zu tragen; die geraden, cd, dienen dem oberen Zimmer als Stuͤzen. Um das Eindringen des
Regens an den Fugen zu verhindern, befindet sich an den kleineren Zimmern ein
breites Band von wasserdichtem Cannedaß, welches an der Außenseite so um den unteren
Rand befestigt ist, daß es aufwaͤrts gegen die Seiten geschlagen werden kann,
wenn die Zimmer in einander geschoben werden. Um die Festigkeit des Baues zu
unterstuͤzen, kann man einen Pfahl durch die Mittelpunkte der beiden Zimmer
gehen lassen, welcher, da das unterste Zimmer nicht gedielt wird, leicht in den
Boden eingerammelt werden kann. Man mag nun einen solchen Pfahl in der Mitte
anbringen oder nicht, so benuzt man zur Befestigung des Hauses noch Strike, welche,
wie bei der Errichtung von Zelten, von dem Dache gegen Pfosten gezogen werden, die
fest in die Erde eingerammelt sind. Meine Erfindung ist jedoch ein bloßer roher
Entwurf, dessen Vervollkommnung und Verbesserung ich geschikteren Kuͤnstlern
uͤberlasse, als ich bin. Ich bemerke daher nur noch, daß das, was die
groͤßte Schwierigkeit zu seyn scheint, naͤmlich die Arbeit die Zimmer
uͤber einander zu heben, kaum mehr als die gewoͤhnliche Winde, von 3
bis 4 Haͤnden in Bewegung gesezt, zu seiner vollkommenen Beseitigung
erfordern wird. Zuerst werden die beiden oberen Zimmer zugleich mit einander in die
Hoͤhe gehoben und auf vier Pfaͤhle, wie ab, gestellt; dann wird das kleinste Zimmer empor gehoben, und auf dieselbe
Weise durch die geraden Pfaͤhle cd, welche in den
Eken des Mittelzimmers befestigt werden, in dieser Stellung erhalten.
Ein solches Haus kann auch benuͤzt werden, um Ansichten von niedrigen ebenen
Gegenden, von welchen man auf keine andere Weise einen Prospekt erhalten kann,
aufzunehmen; auf Reisen koͤnnen auf diese Weise die Bewohner desselben
allenfalls uͤber sumpfigen Boden erhoben werden, um dadurch den
schaͤdlichen Einfluͤssen eines solchen Bodens zu entgehen;
uͤberdieß kann es zugleich zur Aufnahme der Bagage und anderer
Geraͤthschaften dienen.