Titel: Ueber einen Pflug mit fünf Scharen, fünfschariger Cultivator genannt. Von Hrn. L. Valcourt.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. XV., S. 63
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XV. Ueber einen Pflug mit fuͤnf Scharen, fuͤnfschariger Cultivator genannt. Von Hrn. L. Valcourt. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement, 1831. Fevrier S. 137. Mit Abbildungen auf Tab. I. Valcourt, uͤber einen Pflug mit fuͤnf Scharen. Die erste Idee dieses Cultivators kam mir bei Durchlesung der Werke Arthur Young's uͤber die Landwirthschaft. Ich ließ mir damals einen bauen, dessen Scharen 6 Zoll breit waren; allein da ein Theil meiner Gruͤnde sehr schweren und thonigen Boden hat, so fand sich, daß sich die Erde an die Schar und an die beiden Seiten ihres Schaftes anlegte, und eine Art von Schuh von der ganzen Breite der Schar uͤber dieselbe bildete. In Folge hiervon konnten die Fluͤgel, da sie nicht mehr uͤber den Erdschuh der Schar hervorragten, nicht laͤnger schneiden, so daß die Wirkung dieses Instrumentes ungefaͤhr jener von Fellenberg's Exstirpator mit 7 oder 9 Zaͤhnen aͤhnlich war. Ein anderer groͤßerer Nachtheil desselben lag aber noch darin, daß die Schafte der Scharen nur 10 Zolle von einander entfernt waren, und daß daher kein groͤßerer Stein und keine Erdscholle zwischen denselben durch konnte, so daß sich das Instrument bestaͤndig verstopfte. Solche enggestellte Scharen taugen bloß auf leichtem lokeren Boden, wenn er frei von Queken und Steinen ist. Diese Erfahrungen bestimmten mich im Jahre 1817, die Zahl der Scharen auf 5 herabzusezen, dieselben in einer Entfernung von 2 Fuß von einander zu stellen, und ihnen von L zu L (siehe Fig. 13.) 13–14 Zoll Breite zu geben. Dieses Instrument entsprach mir vollkommen; der Erdschuh bildet sich zwar auch zwischen der Schar und ihrem Schafte; allein er hat bloß 6 Zoll Breite, wie ihn die punktirten Linien an Fig. 4. zeigen, so daß 8 Zolle der Fluͤgel, d.h. 4 Zoll auf jeder Seite, rein bleiben, und mithin die Erde und alle darin enthaltenen Wurzeln vollkommen durchschneiden koͤnnen. Die Schaͤfte koͤnnen sich, da sie 2 Fuß von einander entfernt sind, nicht mehr verlegen. Dieß sind mithin die Vortheile der breiten Scharen. Ich bediente mich immer des Vordergestelles des gewoͤhnlichen Pfluges, um das Ende der Langwied (haie) A, Fig. 11., zu tragen, und die Tiefe der Arbeit dadurch zu reguliren; allein Hr. Bella, Director des koͤnigl. Pachtgutes Grignon, ließ das Vordergestell weg, und regulirt das Instrument mit dem Regulator B des Dombasle'schen Pfluges; er fand, daß dasselbe auf diese Weise leichter ging. Um den Cultivator am Ende des Feldes leichter umwenden zu koͤnnen, brachte ich noch das kleine Rad C an, welches, wie es Fig. 10. zeigt, waͤhrend des Pfluͤgens, durch den Strik D, den man in E einhaͤngt, in der Hoͤhe gehalten wird. Will man umwenden, so haͤngt man den Ring E aus, und jenen bei F dafuͤr ein, wodurch das Rad eine Stellung erhaͤlt, welche die punktirte Zeichnung P darstellt. Hr. Mathieu de Dombasle ließ im Jahre 1820 meinen Cultivator nach dem Plane desselben machen, um den er mich ersucht hatte; er aͤnderte den Staͤnder oder den einzigen Schaft, Q Fig. 15., welchen er so einrichtete, daß er mehr oder weniger entfernt werden kann, waͤhrend er an meinem Instrumente keine Veraͤnderung zuließ (siehe Annales de Roville 1e. livrais.). Er aͤnderte auch den Namen meines Instrumentes, und nannte es Exstirpator statt Cultivator; ich kann jedoch diesen Namen nicht billigen, weil dasselbe sonst mit Fellenberg's Exstirpator verwechselt werden koͤnnte, dessen ich mich gleichfalls mit Erfolg bediente. Ueber die Vortheile des Cultivators mag man die Annales de Roville, 1stes Heft S. 173. nachlesen; der Bericht uͤber denselben, welchen Hr. Bella am 20. April 1830 erstattete, lautet wie folgt: „Der fuͤnfscharige Cultivator des Hrn. L. Valcourt, auch Exstirpator genannt, hat zu Grignon eben so oͤkonomische als regelmaͤßige Arbeiten geliefert. Es wurde nach dem Baue von Erdaͤpfeln nicht gepfluͤgt; zwei Zuͤge mit dem Cultivator uͤber Kreuz haben den Boden geebnet, und ihn 4–5 Zoll tief aufgelokert. 60 Morgen wurden nach der Bearbeitung mit diesem Instrumente mit Sommergetreide besaͤet; sie zeigen den schoͤnsten und gesundesten Stand, und die Cultur derselben kostete um die Haͤlfte weniger, als die Bearbeitung mit dem Pfluge gekostet haben wuͤrde. Der Cultivator geht, wenn er mit spizigen Pflugeisen bewaffnet ist, auch in steinigem Boden sehr gut; er hat nicht nur mehr Kraft und Festigkeit, sondern er arbeitet im Allgemeinen auch besser.“ Ich bearbeite vor dem Winter den Boden, den ich im Fruͤhjahre mit Hafer bestellen will. Um diese Zeit, und sobald die Erde ein wenig abgetroknet ist, saͤe ich und fuͤhre den Cultivator ein Mal der Laͤnge, und ein Mal der Quere nach uͤber den Aker, wenn die Breite desselben Lezteres gestattet; darauf ege ich. Spaͤter, wenn der Hafer aufgegangen, ege ich zum zweiten Male, um die Erde zu reinigen, und lasse dann die Walze daruͤber gehen, wenn der Boden nicht weiß ist, und keine Kruste macht. Sind aber zu viele und zu große Schollen vorhanden, so lasse ich zuerst den Cultivator ein oder zwei Mal uͤber den Aker gehen, ehe ich saͤe, und bringe dann den Samen mit meiner großen Ege unter die Erde. In schwerem Boden laͤßt der Cultivator die durch den Frost loker gemachte Erde oben, er ebnet sie und mischt sie leicht mit der tiefer liegenden Erde; die Wurzeln der Disteln, des Huflattichs etc. werden durch denselben zerschnitten. In leichtem Boden wird der tiefer liegende Grund nicht in die Hoͤhe gebracht und der Luft ausgesezt; er behaͤlt daher seine Feuchtigkeit laͤnger; ich wende deßhalb im Fruͤhjahre auch nie den Pflug auf solchen Gruͤnden an, die ich mit Sommergetreide bestellen will, sondern brauche statt desselben immer den Cultivator. Sezen wir, es soll ein Stuͤk Landes, welches nicht zu sehr uͤberwachsen ist, und welches im Herbste nicht umgebrochen wurde, im Fruͤhjahre mit Hafer bebaut werden. Um eine Streke von 5 Fuß Breite gehoͤrig zu bearbeiten, muͤßte man mit einem gewoͤhnlichen Pfluge, der einen Fuß Breite hat und mit drei Pferden bespannt ist, fuͤnf Zuͤge machen. Macht man aber dafuͤr mit meinem, mit vier Pferden bespannten, Cultivator (der 5 Fuß 2 Zoll Breite hat) vier oder selbst nur drei Zuͤge, von welchen der folgende immer etwas tiefer greift, als der vorhergehende, so wird man zwar weder an Zeit noch an Gespann gewinnen, die bei beiden Methoden ungefaͤhr gleich hoch zu stehen kommen werden; allein man wird den großen Unterschied in der Zerkleinerung und Puͤlverung der Erde sehen. Wenn ein Boden, der sehr grasig, voll Queken und thonig ist, mit dem Pfluge umgebrochen wurde; so laͤßt dieser denselben in großen Schollen liegen; will man hierauf den Cultivator auf diesem Boden anwenden, so muß man warten bis derselbe wieder einige Festigkeit erlangt hat, indem der Cultivator sonst die Schollen vor sich herstoßen und aufhaͤufen wuͤrde, da er, bei dem geringen Widerstande, welchen diese leisten, nicht im Stande seyn wuͤrde, sie zu zerschneiden. Man darf aber auch nicht warten bis der Boden zu hart ist, sondern man muß den geeigneten Zeitpunkt waͤhlen. Wenn im Sommer, wo eine anhaltende Trokenheit den Boden hart gemacht hat, nur ein kleiner Regen faͤllt, der denselben nur auf 1–2 Zoll Tiefe befeuchtet, so laͤßt sich der Pflug nicht anwenden; allein mit großem Vortheile bedient man sich in solchen Faͤllen des Cultivators, der nur so tief eindringt, als der Regen den Boden befeuchtete, und der alles Unkraut zerstoͤrt; die Arbeit geht schnell, da das Instrument 5 Fuß Breite hat. Ich habe auch unmittelbar den Tag nach dem Einbringen der Garben des Getreides mit großem Vortheile eine halbe Saat Roken in die Stoppeln gebaut, worauf ich gleich den Cultivator, den man in diesem Falle nur 2 Zoll tief eindringen lassen soll, daruͤber gehen ließ. Beim Schneiden des Getreides faͤllt immer ein Theil des besten Samens aus; der Cultivator bedekt diesen und den eingebauten Roken mit Erde, und zerstoͤrt das Unkraut, ehe es seinen Samen zur Reife bringen konnte. Da dieses Getreide im Monat Julius gebaut wurde, so gibt es am Ende des Herbstes, und vorzuͤglich am Ende des Winters und am Anfange des Fruͤhjahres eine herrliche Weide fuͤr Schafe und Laͤmmer, welche um diese Zeit im Freien kein anderes Futter finden. Etwas spaͤter bringt man Alles, was nicht gefressen wurde, unter die Erde, und baut Erdaͤpfel in die selbe. Man kann immer unmittelbar, nachdem das Getreide eingebracht ist, den Cultivator arbeiten lassen, und nie soll man mehrere Tage warten. Gut ist es, wenn man unter den Rokensamen etwas Winterreps (colza d'hiver)Wahrscheinlich versteht der Hr. Verf. unter Colza d'hver hier den Winterreps der Deutschen oder den rape navew oder cole-seed der Englaͤnder, welcher in Frankreich auch navette d'hiver, und in der scientifischen Sprache nach Decandolle Brassica Napus oleisera heißt. Allein auch die Brassica campestris oleifera, die eigentliche Colza der Franzosen, geht in Frankreich und Deutschland als Winterreps. Der Unterschied zwischen beiden mag vielleicht hier, wo es sich um Viehfutter handelt, nicht so bedeutend seyn, als wenn Oehlgewinnung der Zwek des Anbaues waͤre, indem nach Gaujac's Erfahrungen, die sehr genau sind, eine Hectare Landes, mit ersterer Art Reps bebaut, nur 700 Kilogr. Oehl gibt, waͤhrend dieselbe Streke, mit lezterer bestellt, einen Ertrag von 955 Kilogr. Oehl abwirft. A. d. Ue. mischt, weil dadurch die Weide sehr an Guͤte gewinnt. Man kann mit dem Cultivator auch den suͤdlichen Klee (tréfle du midi oder farouch)Wir sind nicht vollkommen gewiß, was Hr. Valcourt unter trèfle midi oder farouch versteht. Moͤchten sich doch die HHrn. Oekonomen dazu verstehen, den technischen Namen auch die scientifischen beizusezen, damit sie ihren Collegen auf dem ganzen Erdballe mit Bestimmtheit verstaͤndlich werden. Vor den Buchstabenkraͤmern, d.h. den Philologen, welche gewoͤhnlich, die Woͤrterbuͤcher zusammenstoppeln, muͤssen wir dieselben sorgfaͤltig warnen;, denn diese Leute haben sich fast nie auch nur die oberflaͤchlichsten Kenntnisse in Naturgeschichte und Technologie erworben, obwohl sie so oft von Uebersezungen des Vater Plinius etc. schwaͤzen; sie wissen nichts in diesen Dingen, und ihre Schulplaͤne zeigen, daß sie wollen, daß auch andere eben so beschraͤnkt bleiben sollen, als sie selbst es sind. A. d. Ue. in die Stoppeln bauen. Fig. 10. stellt den Cultivator im Aufrisse oder Profil, Fig. 11. im Grundrisse dar. Fig. 12. zeigt den Rahmen des Raͤdchens von Hinten gesehen; Fig. 13. die Schar und ihren Schaft, gleichfalls von Ruͤkwaͤrts gesehen; Fig. 14. ist die Schar mit ihrem gewoͤlbten Pflugeisen bewaffnet; Fig. 15. stellt die Schar und das Pflugeisen einzeln dar. Die Scharen sind aus Eisenblech von 4 Linien Dike verfertigt; sie muͤssen an den beiden Seiten gestaͤhlt seyn, wie es durch die punktirten Linien HH angedeutet wird. Der vordere Staͤnder oder Schaft, JJ, muß schneidend seyn wie ein Pflugeisen; bei dem Hinteren, JJ, ist dieß nicht noͤthig. An den ersten Scharen, welche ich verfertigen ließ, hatte ich nur einen einzigen Schaft, Q Fig. 15., in der Mitte der Schar anbringen lassen; allein die Erfahrung lehrte mich, daß zwei derselben besser seyen, weil dadurch die Schar fester und ihr Eindringen sicherer geregelt wird. Die Spizen, K, der Scharen muͤssen um 4–5 Linien tiefer seyn, als die Fersen derselben, L; so daß, wenn der Cultivator auf einer ganz ebenen Flaͤche steht, nur die fuͤnf Spizen K dieselben beruͤhren duͤrfen, waͤhrend die Fersen 4–5 Linien uͤber derselben stehen muͤssen; dieß ist einer der wesentlichsten Punkte, auf welchen man bei der Zusammenrichtung dieses Instrumentes wohl Ruͤksicht zu nehmen hat; man regulirt diese nothwendige Stellung der Scharen leicht durch die vier Vorsteknaͤgel, oo. Die Tiefe, bis zu welcher die Scharen in den Boden eindringen sollen, regulirt man dadurch, daß man den Regulator B, in welchen die Wage M, eingehaͤngt ist, mehr oder weniger hebt oder sie sinken laͤßt. Wenn das Instrument auf diese Weise gut gestellt ist, braucht der Fuͤhrer desselben die Handhaben N beinahe gar nicht zu halten. Ist der Boden sehr steinig, so bringe ich vor jeder Schar ein gekruͤmmtes Pflugeisen, P Fig. 14 und 15. an, dessen Hals R, schneidend ist. Die Spize der Schar ist ein wenig erhoͤht, wie man es in S sieht, und paßt in ein kegelfoͤrmiges Loch an der Ferse des Pflugeisens. Fig. 14. zeigt die Schar und das Pflugeisen in ihrer gehoͤrigen Lage; man kann dann auch nur Einen Schaft Q, anbringen, obwohl auch hier zwei schwaͤchere besser sind. Einer der Cultivatoren des Hrn. Bella, welchen er Cultivateur à pointe nennt, ist auf diese Weise gebaut; der andere, der fuͤr leichte und nicht steinige Gruͤnde bestimmt ist, hat kein Pflugeisen. Das Raͤdchen C und sein beweglicher Rahmen, Fig. 12. kann an mehreren Akerbaugeraͤthen mit Vortheil angebracht werden, um dieselben am Ende der Furchen leichter anwenden zu koͤnnen; so z.B. an dem Saͤepfluge, an dem Pfluge mit zwei Scharen, an dem Karste, der von einem Pferde gezogen wird etc. Das Raͤdchen kann, da es waͤhrend der Arbeit aufgezogen ist, der Regelmaͤßigkeit des Ganges des Instrumentes keinen Schaden bringen, und da es dann weiter herabsteigt als die Scharen, so braucht man die Handhaben N, nicht viel zu erheben, um die Scharen beim Umkehren uͤber die Erde empor zu halten. Die Scharen wiegen ungefaͤhr 12 Pfund, rechnet man das Pfund zu 1 Fr., so macht dieß 60 Fr. fuͤr die fuͤnf Scharen. Rechnet man ferner das Holz und die Arbeit eben so hoch, so kostet der Cultivator beilaͤufig 120 Fr.; zu Toul, Departement de la Meurthe, verfertigte man mir aber einen um 80 Fr.

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