Titel: Verfahren um Gewebe aus Eisendraht im Zinnbade zu verzinnen. Von Hrn. Allard.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. IV., S. 23
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IV. Verfahren um Gewebe aus Eisendraht im Zinnbade zu verzinnen. Von Hrn. Allard. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Septbre 1830. S. 363. Allard, uͤber das Verzinnen des Eisendrahtes. Diese Verzinnung findet ihre Anwendung vorzugsweise bei solchen Geweben, die aus Draht verfertigt sind, der nicht ausgegluͤht wurde, indem nicht nur der Draht an denselben weniger entnervt, sondern indem auch das Reinigen leichter ist und gleichfoͤrmiger wird. Im Allgemeinen geben solche Gewebe, die aus dem glaͤnzendsten Drahte verfertigt wurden, und die gut vor Rost geschuͤzt waren, die schoͤnsten Verzinnungen. Das Verfahren beim Verzinnen, von welchem hier die Rede ist, besteht aus drei Operationen, welche streng und ohne Unterbrechung in folgender Ordnung ausgefuͤhrt werden muͤssen: das Reinigen, das Verzinnen und das Schlagen. Das Reinigen. Zum Reinigen des Gewebes koͤnnen verschiedene chemische Reagentien, namentlich die verduͤnnte Schwefelsaͤure, angewendet werden, welche auch die Blechschmiede zum Verzinnen ihres Eisendrahtes benuzen. Allein es scheint dem Verfasser, daß sein Reinigungsmittel den Vorzug verdient. Wasser zum Reinigen. Es besteht aus 1 Volumen Salzsaure, gemengt mit drei Volumen gemeinen Wassers. Nachdem man das Gewebe in so viele und so große vierekige Stuͤke geschnitten, als man wuͤnscht oder braucht, taucht man das Stuͤk, welches man verzinnen will, ungefaͤhr eine Minute lang in ein irdenes Gefaͤß, in welchem obige Aufloͤsung enthalten ist; man kehrt dabei dasselbe von Zeit zu Zeit um, jedoch mit Vorsicht, damit es nicht zerknittert wird. Hierauf zieht man das Stuͤk senkrecht heraus, und taucht es in eine Wanne8) mit gewoͤhnlichem Wasser, in welcher es, um ihm das gebildete Oxyd zu nehmen, schief gelegt wird; die Entfernung des Oxydes geschieht nun, indem man das Gewebe auf beiden Seiten mit einem Schwamme oder Lumpen reibt. Hierauf wird es sogleich herausgenommen, etwas erschuͤttert, um es von dem uͤberschuͤssigen Wasser, das sich in den Maschen anhaͤngt, zu befreien, und auf beiden Seiten mittelst eines Siebes mit gestoßenem Terpenthinharz bestreut. In demselben Augenblike bringt man es auf das Schlageisen9) und befestigt es darauf. Es befindet sich nun in gehoͤrigem Zustande, um in das Bad gebracht zu werden. Wenn das Stuͤk, welches man verzinnen will, eine vierekige Form haben soll, so muß man dasselbe der Laͤnge nach auf das Eisen legen; soll es aber, wie es gewoͤhnlich der Fall ist, eine runde Form bekommen, so ist es besser, wenn man das Stuͤk nach der Quere legt, und seine Eken uͤber den Rahmen zuruͤkbiegt. Das Verzinnen. Man schmilzt in einem eisernen Gesaͤße von einem Umfange, der der Groͤße und der Zahl der Gewebe, die man verzinnen will, angemessen ist, eine Quantitaͤt feinen Zinnes, sogenannten Zinnes in Koͤrnern, die gleichfalls mit der Menge der Gewebe im Verhaͤltnisse steht. Wenn die Verzinnung nicht vollkommen rein zu seyn braucht, so kann man dem Zinne auch Blei bis zum dritten Theile des Gewichtes des Zinnes zusezen. Dieses Bad wird nun so stark als moͤglich und als nothwendig ist, erhizt, jedoch so, daß das verzinnte Gewebe beim Herausnehmen aus dem Bade nicht gelb wird. Man uͤberzeugt sich hiervon durch Eintauchen von kleinen Parallelogrammen des Gewebes, welche auf die oben beschriebene Weise zubereitet wurden. Ist dieß geschehen, so bringt man, waͤhrend man mit einer Hand das geschmolzene Metall mittelst eines Schabeisens10) bliken macht, mit der anderen Hand das Schlageisen, welches das zugerichtete Gewebe traͤgt, unmittelbar in das Bad, und fuͤhrt es darin waͤhlend einer Minute langsam bis auf den Grund desselben. Darauf wird es mit derselben Vorsicht herausgenommen, und sogleich flach auf ein Brett oder irgend einen festen Koͤrper geschlagen. Das Metall macht man bliken, indem man die blecherne Platte des Schabeisens einen Zoll tief in das geschmolzene Metall einsenkt, und damit in einem Zuge uͤber die ganze Laͤnge des Bades faͤhrt. Auf diese Weise nun verfaͤhrt der Arbeiter jedes Mal, so oft er das Schlageisen in das Bad bringen oder herausnehmen muß. Das Schlagen. Diese Operation muß mit Schnelligkeit geschehen, und erfordert von Seite des Arbeiters einige Geschiklichkeit und Uebung; sie besteht darin, daß man mit dem Schlageisen zwei oder drei lebhafte und schnell auf einander folgende flache Schlaͤge auf ein Brett macht, und daß man diese Schlaͤge so leitet, daß die Erschuͤtterung und die Beruͤhrung des Eisens mit dem Brette an dem Durchschnittspunkte der Kreuzung Statt habe, so daß auf diese Weise starke Schwingungen hervorgebracht werden, durch welche das Gewebe von allem dem Zinne befreit wird, welches nicht zur Verzinnung des Drahtes unmittelbar gehoͤrt. Diese Operation muß daher auch an einem Orte geschehen, dessen Temperatur nicht zu niedrig ist; in freier Luft und bei Frost wuͤrde die Arbeit nicht gelingen. Um der Arbeit nun ihre Vollendung zu geben, laͤßt man dieselbe durch eine Plaͤttmaschine laufen, welche weit genug gestellt ist, damit sich die Faden an den Kreuzungsstellen nicht gegenseitig durchschneiden. Soll das Gewebe die Schichte des Zinnes, welche durch das Verzinnen gleichmaͤßig auf demselben angebracht wurde, streng in ihrer ganzen Dike behalten, so bringe man es zwischen ein Blatt Papier, und laͤßt es so durch die Plaͤttmaschine laufen; mit dieser Vorsicht wird es seine Vollendung erhalten, und noch an Weiße gewinnen.