Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XCVIII., S. 402 |
Download: | XML |
XCVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die Dampfmaschinen mit schwingendem Cylinder.
Die Annales de l'Industrie française et
étrangère. Septbr. 1830, theilen S. 175. Zeichnung und
Beschreibung der Dampfmaschinen mit schwingendem Cylinder mit, welche man in
Frankreich, besonders in Paris, erst seit drei bis vier Jahren gebraucht. Diese
Maschinen wurden in Frankreich zuerst von zwei geschikten Mechanikern, Hrn. Manby in Charenton und Hrn. Hallette in Arras verfertigt; sie gaben sie aber bald wieder auf, ohne
Zweifel, weil sie keine befriedigenden Resultate damit erhielten. Seitdem haben die
Gebruͤder Cavé ein Etablissement errichtet,
wo sie deren viele verfertigen, theils fuͤr die Bergwerke, theils fuͤr
Dampfbothe; bis jezt hat sich außer ihnen kein anderer Mechaniker mit diesen
Maschinen beschaͤftigt. Ein Comité der Société industrielle zu Muͤlhausen hat eine solche
Maschine der HHrn. Gebruͤder Cavé sehr
sorgfaͤltig gepruͤft und gefunden, daß sie der Industrie durchaus
keinen groͤßeren Vortheil darbieten, als alle bekannten Dampfmaschinen mit
hohem Druk, und daß die Vortheile, welche die HHrn. Gebruͤder Cavé durch Beseitigung des Balanciers vermittelst
der Schwingung des Cylinders zu erreichen glaubten, eine Taͤuschung sind.
Dieser Bericht ist in den Ann. de l'Indust. a. a. O.
mitgetheilt.
Kuͤrzeste und laͤngste Dampfbothfahrt zwischen
Liverpool und Dublin.
Die kuͤrzeste dauerte 11 St. 11 Min.; die laͤngste 48 St. 8 Min. Man
klagt, daß die Passagiere abnehmen. (Galignani. N.
4930.)
Neue Dampfbothe-Gesellschaft in England.
Es bildet sich in England, wie wir aus dem Mech. Mag. Nr.
375, 16. Oct. 1830 sehen, eine neue Dampfbothe-Gesellschaft, an welcher die
angesehensten Mechaniker, Fawcett, Laird, Braithwaite und
Ericsson, Nimmo, Hartley, Vignoles, Price an der Spize stehen, und welche sich den Titel
„The South and West of England Steam
Navigation Company“ gibt. Sie fordert 600,000 Pfd. Sterling
Actien.
Die Dampfschifffahrt, sagt sie im Prospectus, ist in
England noch in ihrer Kindheit. Sie beschraͤnkt sich im Lande bloß auf die Fluͤsse Clyde, Thames,
Forth, Mersey und Liffey, waͤhrend die
britischen und irlaͤndischen Kuͤsten in vielen Streken noch kein
Dampfboth kennen. Man kann jezt leichter Heu aus der Mitte von Irland auf englischen
Maͤrkten finden, als aus Hampshire. Es ist jezt etwas Gewoͤhnliches,
heute Ochsen zu Dublin schlagen, und morgen ihr Fleisch zu Manchester, 150 englische
Meilen von der Schlachtbank, auf dem Markte zu verkaufen. Middlesex und Surrey
schikt mit dem, taͤglich aus der Themse nach Edinburgh fahrenden Dampfbothe
seine Producte dahin, und Devonshire erstikt in seinen Schaͤzen, weil es
keine Dampfbothe hat. Nach dem Auslande machte man bisher
meistens nur Fahrten, die zwei oder drei Tage dauern. Ein einziges Dampfboth von 300
Tonnen fuhr uͤber den westlichen Ocean; 2 oder 3 fuhren nach Ostindien;
einige fanden ihren Weg in das mittellaͤndische Meer.
Ueberdieß ist die Segel-Schifffahrt in England dort stehen geblieben, wo sie
bereits vor 100 Jahren war, und der heutige Act, durch welchen das Parliament den
Tonnengehalt der Schiffe bestimmt, naͤmlich nach Laͤnge und Breite,
ist ein Act zur Aufmunterung, schlechte Schiffe und kostbare
Hafen zu bauen. Die englischen Kauffahrdei-Fahrer bauen daher ihre
Schiffe tief, und segeln folglich schlechter als die schwedischen und
amerikanischen. Es ist daher dringendes Beduͤrfniß, mehr Dampfschiffe in
England zu bauen, Suͤd-Wales, Suͤd-Irland,
Land's-End mit England und unter sich, England mit dem
mittellaͤndischen Meere und Spanien und Italien, Liverpool mit Amerika in
Verbindung zu bringen. Bei den neuen Dampfbothen dieser Gesellschaft faͤllt
aller Rauch weg; sie
werden gar keinen Schornstein fuͤhren. Die Kessel werden um drei Viertel
kleiner und um zwei Drittel leichter seyn, als die bisherigen, und nicht halb so
viel Brennmaterial fordern; sie werden also mehr Waaren und Reisende laden
koͤnnen und die Bewegung des Schiffes wird sanfter seyn.
Dampfwagen Wilhelm IV.
Aus zwei Versuchen, welche am 14 und 17. Jan. auf der Liverpooler Eisenbahn mit dem
Dampfwagen Wilhelm IV. der HHrn. Braithwaite und Ericsson gemacht wurden, ergibt sich, daß 24 Cub. Fuß
Wasser in 30 Minuten in einem Dampfkessel verdampft wurden, welcher nur 1/5 der
Groͤße besizt, die gewoͤhnlich zur Hervorbringung einer solchen
Wirkung erfordert wird, und daß das ungeheuere Gewicht von 60 Tonnen in einer Stunde
10 Meilen weit dadurch gefahren werden konnte. (Examiner.
Galignani. N. 4951.)
Gefahr der Explosion beim Zerschlagen alter Congreve'scher
Raketen.
Ende Decembers wurden im Arsenale zu Woolwich Congreve'sche Raketen von 24 bis 36
Pfd. zerschlagen. Es scheint, daß dabei ein Funke sich entwikelte; denn 32 Feder
Raketcompositionen und eine Menge Raketen fingen Feuer. Gluͤklicher Weise
ging kein Leben verloren. (News. Galignani. N.
4929.)
Die volle Ladung zu concentriren.
Neue Versuche mit der Vorrichtung des Hrn. Kennish, die
volle Ladung zu concentriren, wurden neulich an Bord der Galathea mit dem besten
Erfolge angestellt. Von 21 Kugeln, welche gleichzeitig abgefeuert wurden, gingen 16
durch ein Brett von 6 □ Fuß in einer Entfernung von 1500 Fuß. (Chronicle Galignani. 4915.)
Ueber die in Frankreich vorgenommene Berichtigung des in
Europa bisher allgemein uͤblichen Coupellationsverfahrens, um
Silberlegirungen auf ihren Gehalt an feinem Silber zu probiren.
Der franzoͤsische Finanzminister Graf Chabrol wurde
durch die Beschwerden der franzoͤsischen Muͤnzmeister, welche sich
daruͤber beklagten, daß durch das bisherige Probirverfahren, mittelst der
Coupellation, die Gehalte der von ihnen gepraͤgten Muͤnzsorten nicht
richtig angegeben wuͤrden, veranlaßt, unterm 18. November 1829 eine
Specialcommission zur Pruͤfung dieser Beschwerden niederzusezen, welche unter
dem Vorsiz des Grafen Chaptal, aus dem Staatsrath Freville, den Academikern Thénard, Vauquelin (nach seinem Ableben Dulong) und Gay-Lussac, aus dem
Professor der Oeconomie industrielle
Say, aus dem Maître des
requêtes
Masson und aus dem Pariser Banquier Benoit Fould bestand.
Die Commission ließ Silberlegirungen von verschiedenen Gehalten, die mit großer
Sorgfalt auf synthetischem Wege aus chemisch reinem Silber und Kupfer erzielt waren,
deren Gehalte man also genau kannte, durch die Pariser Muͤnzwardeine, durch
die Pariser Wardeine fuͤr den Handelsstand, durch die in den groͤßeren
Staͤdten Frankreichs, angestellten Wardeine fuͤr die
Stempelungsaͤmter, und durch die Wardeine der vorzuͤglichsten
Muͤnzstaͤtten Europa's, zu verschiedenen Malen auf die bisher
uͤbliche Weise probiren. Sie erhielt dadurch die Ueberzeugung, daß durch das
bisherige Coupellationsverfahren die Gehalte im Allgemeinen zu gering angegeben
werden; daß das Coupellationsverfahren sehr ungleich ausgeuͤbt wird, indem
die Gehalte, die die verschiedenen Wardeine angeben, hoͤchst selten
uͤbereinstimmen, ja daß selbst wiederholte Proben ein und desselben Wardeins
selten gleiche Ergebnisse geben; daß die Differenzen der Gehaltsangaben im Auslande
noch weit groͤßer als in Frankreich sind; daß z.B. eine Legirung, die
900/1000 fein Silber enthaͤlt, durch die Pariser Muͤnzwardeine zu
einem Gehalt von 895/1000, durch den Wiener Muͤnzwardein zu einem Gehalt von
898/1000, durch den
Muͤnzwardein in Madrid zu einem Gehalt von 893/1000 und durch den
Muͤnzwardein in Neapel zu einem Gehalt von 891/1000 angegeben wird; daß diese
Differenzen der Gehaltsangaben groͤßtes Theils in der Ausuͤbung des
Coupellationsverfahrens, welche bei jedem Wardein anders ist, ihren Grund haben.
Die Specialcommission schlug daher vor, ein neues Probirverfahren, das sogenannte
Probirverfahren auf dem nassen Wege, welches ein Mitglied der Commission, Hr. Gay-Lussac, entdekt, schon seit laͤngerer
Zeit angewendet und hoͤchst genau gefunden hat, fuͤr die Folge zu
benuzen.
Das Verfahren selbst ist sehr einfach, wird leicht erlernt, und verlangt nur die
Fertigkeit, genau wiegen und messen zu koͤnnen.
Es begruͤndet sich auf die Eigenschaft des Silbers, daß wenn es in
Salpetersaͤure aufgeloͤst ist, es durch eine Aufloͤsung von
Kochsalz oder durch Chlorwasserstoffsaͤure (Salzsaͤure) zu
unaufloͤslichem Chlorsilber niedergeschlagen wird. Aber anstatt das Gewicht
des Chlorsilbers zu bestimmen (welches Verfahren hinsichtlich des richtigen Troknens
des Niederschlags nicht allein viel zu lang, sondern auch viel zu unsicher seyn
wuͤrde), so bestimmt man das Gewicht der Kochsalzaufloͤsung, die zum
Niederschlag nothwendig gewesen ist. Man bereitet sich zu diesem Zwek eine
Fluͤssigkeit aus Kochsalz und Wasser (oder aus Hydrochlorsaͤure und
Wasser) in solchen Verhaͤltnissen, daß 100 Grammen der Fluͤssigkeit
vollstaͤndig und genau zwei Grammen reines Silber (das heißt von einem Gehalt
von 1000/1000), die in Salpetersaͤure aufgeloͤst sind, niederschlagen.
Eine so bereitete Fluͤssigkeit gibt unmittelbar den wahren Silbergehalt jeder
Legirung von Silber und Kupfer durch das Gewicht an, das man davon verbraucht, um
zwei Grammen der Legirung, die in Salpetersaͤure aufgeloͤst sind,
niederzuschlagen. Wenn zum Beispiel 90,5 Grammen der Fluͤssigkeit
noͤthig sind, um die zwei aufgeloͤsten Grammen der Legirung
niederzuschlagen, so ist der Gehalt der lezteren an feinem Silber 905/1000. Die
Beendigung der Arbeit ist sehr bestimmt am Aufhoͤren der Truͤbung zu
bemerken, die, so lange noch 0,5/1000 fein Silber in der Aufloͤsung ist,
durch das Zugießen der Kochsalzaufloͤsung in der Silberaufloͤsung
entsteht. Die Arbeit selbst dauert nicht lange, und in geuͤbten
Haͤnden kaum laͤnger als das Abtreiben (Coupelliren). Vor der
leztgenannten Arbeit hat sie den Vorzug, daß sie von Jedermann leichter
auszufuͤhren ist, und nicht einer so langen Zeit bedarf, um erlernt zu
werden. Ganz besonders nuͤzlich wird sie aber denjenigen, die taͤglich
nur wenige Proben zu machen haben, und dabei an Zeit und Kosten ersparen werden.
Endlich sind die Gehaltsangaben dieses Verfahrens sehr sicher, und man kann bei
dessen Anwendung verlangen, daß der Gehalt bis auf ein halbes Tausendtheil richtig
angegeben werde.
Nachdem die Muͤnzcommission und Bureau de commerce et
des colonies einstimmig zum Vortheil des neuen Probirverfahrens, so wie
hinsichtlich der Unschaͤdlichkeit der Einfuͤhrung auf die inneren und
aͤußeren Handelsverhaͤltnisse Frankreichs berichtet hatten, erschien
auf den Antrag des Finanzministers Montbel unterm 6. Juni
1830 eine Ordonnanz von Karl X, welche bestimmte:
1) Daß jeder Wardein fuͤr die von ihm angegebenen Gehalte verantwortlich sey,
ihm aber die Wahl des Verfahrens, nach welchem er sie bestimmen will,
uͤberlassen bleibe.
2) Daß alle nach dem Gesez vom 9. Brumaire des Jahres 6
in der Pariser Muͤnze zu machenden Gegenproben von Barrensilber und
Silberwaaren fuͤr den Handel nur auf dem nassen
Wege zu machen seyen.
3) Daß Proben und Gegenproben uͤber den Gehalt der in den koͤniglichen
Muͤnzstaͤtten ausgepraͤgten Muͤnzsorten ebenfalls nur
auf dem nassen Wege gemacht werden sollen. – Daß es der
Muͤnzcommission in einzelnen Faͤllen zwar freistehen solle, das alte
Verfahren mit Benuzung von Berichtigungstafeln beim Probiren des Silbergeldes
beizubehalten, daß aber, sobald die Proben die Gehalte hoͤher oder niedriger,
als es die gesezliche Bestimmung erlaubt, angeben, die Verification immer auf dem
nassen Wege geschehen muͤsse.
Die Herren Gay-Lussac und d'Arcet sind uͤbrigens vom Finanzminister aufgefordert worden,
sobald als moͤglich ein neues Handbuch der Probirkunst herauszugeben, worin
das neue Verfahren, auf dem nassen Wege zu probiren, mit allen spaͤter
aufgefundenen Huͤlfsmitteln und Erleichterungen ausfuͤhrlich und genau
beschrieben ist.
Zusaz. Nach dem Druk der officiellen Verhandlungen, aus
welchen so eben ein Auszug mitgetheilt wurde, hat Hr. Gay-Lussac das Probirverfahren auf nassem Wege noch mehr
verbessert, und so vereinfacht, daß jeder Unerfahrene es leicht und mit Sicherheit
ausuͤben kann. Nach diesem einfacheren Verfahren ist nur eine Waͤgung noͤthig, die des zu pruͤfenden
Silbers. Dieß wird in einer Flasche mit eingeriebenem Stoͤpsel in
Salpetersaͤure aufgeloͤst und durch eine Kochsalzaufloͤsung von
bestimmter Staͤrke, die man in einer graduirten Pipette abmißt,
gefaͤllt. Durch starkes Umschuͤtteln der Fluͤssigkeit in der
Flasche ballt sich das Chlorsilber so zusammen und sezt sich so gut ab, daß die
daruͤber stehende Fluͤssigkeit schnell klar wird. Man sezt dann durch
eine andere Pipette ein Maaß einer schwaͤcheren Kochsalzaufloͤsung von
bestimmter Staͤrke hinzu, um sich durch eine neue Truͤbung zu
uͤberzeugen, ob alles Silber gefaͤllt worden oder nicht: Hat man im
Anfange zu viel Kochsalzaufloͤsung hinzugesezt, so kann man die Wirkung von
einem oder mehreren Maaßen derselben durch eine gehoͤrige Zahl von Maaßen
einer Aufloͤsung von salpetersaurem Silberoxyd von entsprechender
Staͤrke wieder aufheben. Richtet man das Gewicht der zu pruͤfenden
Legirung so ein, daß der darin enthaltene wahrscheinliche Silbergehalt durch die
mittelst der Pipette abgemessene Kochsalzaufloͤsung gefaͤllt wird, was
sehr leicht aus einer zu diesem Zwek berechneten Tafel zu ersehen ist, so gibt, wenn
zehn Proben auf einmal gepruͤft werden, dieß Verfahren in weit
kuͤrzerer Zeit bestimmte Resultate, als die Coupellation.Sollte Hr. Gay-Lussac sein neues
Probirverfahren umstaͤndlich in den Annales de
Chimie et de Physique beschreiben, so werden wir nicht
saͤumen es unseren Lesern mitzutheilen. A. d. R. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie
1830. N. 9.)
Englische Steinkohlen der besten Qualitaͤt, aus
Newcastle,
kommen, Dank dem weisen englischen Steuersysteme, in Aegypten
jezt wohlfeiler, als zu London, so daß die Fabriken des Bassa wohlfeileres
englisches Brennmaterial haben, als die Buͤrger Londons. (West-Briton. Galignani. Messeng. N. 4940.)
Ertrag einer Kupfergrube in England.
Die Kupfergrube, Great St. George, gibt jezt, bloß mit 12 Knappen belegt, einen
monatlichen reinen Gewinn von 2000 Pfd. Sterl. (24,000 fl.). (Herald. Galignani. N. 4936.)
Steigletz's Talghandlung
in Rußland, vorzuͤglich nach England, hat fuͤr
Talg allein eine Summe von 600,000 Pfd. Sterling bestaͤndig zu Disposition.
(Galign. N. 4953.)
Eine Brantweinbrennerei zu London
braucht in 24 Stunden 45 Chaldrons (36 Bushels) Steinkohlen.
(Courier. Galignani. N. 4928.)
Opiumbau, als Monopol der ostind. Gesellschaft in
Ostindien,
ist jezt von dieser Gesellschaft selbst in Ostindien
aufgegeben. (Galign. N. 4916.)
Watt's Patentmittel gegen thierische Gifte.
Ein Chirurg, Namens Jak. Watt, Stracey Street, Stepney,
Middlesex, hatte die Unverschaͤmtheit, sich am 29. April 1828 ein Patent auf
„Mittel“ ertheilen zu
lassen, „welche er entdekte, wo durch Einwirkung
eines gewissen chemischen Reagens thierisches Gift zerstoͤrt, und der
durch dasselbe entstehenden Krankheit vorgebeugt werden kann.
Diese Mittel sind nun ein Waschwasser zur Zerstoͤrung des
Anstekungs-Stoffes gewisser Krankheiten, welchen Stoff der elende Patent-Traͤger
thierische Gift nennt.
Wenn man sich die Krankheit bereits durch Beruͤhrung einer damit angestekten
Person zugezogen hat, so muß der Theil, welcher in Beruͤhrung kam, mit Seife
und Wasser gehoͤrig abgewaschen, und dann mit Wasser, welches stark mit
Chlorine geschwaͤngert ist, gewaschen werden. Der Theil muß, sagt der
Patent-Traͤger, damit gleichsam gebaͤhet, d.h. mit Lappen
bedekt werden, die in diese Fluͤssigkeit eingetaucht wurden.
Er empfiehlt das Wasser mit Chlor-Gas mittelst einer Drukpumpe in einem
geschlossenen Gefaͤße so zu schwaͤngern, wie man gewoͤhnlich
Soda-Wasser bereitet, und dieses Wasser dann in gut gestoͤpselten
Flaschen aufzubewahren.
In einigen Faͤllen wendet er auch die Chlorine oder das Chlor als Gas an;
empfiehlt aber, wo dieß nicht angeht, das Chlor-Wasser.
Das London Journal of Arts bemerkt allerdings N. 29. S.
274, daß fuͤr Patente auf Arzneimittel das Geld hinausgeworfen ist, indem es
jedem Arzte frei steht, sich des Patent-Mittels, wenn er will, mit oder ohne
Vorwissen des Patent-Traͤgers zu bedienen; das London-Journal haͤtte aber noch bemerken sollen, daß 1)
jeder Arzt oder Wundarzt, welcher ein geheimes Mittel, ein Arcanum anwendet, ein
Charlatan, ein Meineidiger ist, der seinen Schwur brach, welchen er bei Erlangung
der Licenz zur Praxis geschworen hat: „der leidenden
Menschheit nach allen seinen Kraͤften zu dienen.“
Dient man da der Menschheit, wenn man das Mittel, durch welches man ihr
nuͤzen kann, ihr vorenthaͤlt, geheim haͤlt? Die wahren Aerzte
aller Zeiten und Voͤlker beeilten sich mit der Bekanntmachung derjenigen
Mittel, welche sie zufaͤllig als nuͤzlich und wohlthaͤtig
fuͤr die Menschheit gesunden haben; nur Charlatane und Betruͤger
halten auf ihren Arcanen. 2) Daß Hr. Watt ein
unverschaͤmter Luͤgner ist, wenn er behauptet, Er habe die Entdekung gemacht, daß Chlor die Anstekungs-Stoffe
zersezt. Diese Entdekung hat der unsterbliche Procureur du Roy, Guyton-Morveau, vor mehr dann 50 Jahren gemacht,
und die Aerzte aller Voͤlker Europens fanden sie zeither in vielen
Faͤllen bestaͤtigt, jedoch nicht in allen; denn es gibt thierische
Gifte (anstekende und nicht anstekende), welche leider selbst dem Chlor zu
widerstehen vermoͤgen. Daß Hr. Watt das Publicum
prellen will durch sein Patent, ist unter den englischen Aerzten und
Wundaͤrzten, von welchen ein guter Theil zu den abgefaͤumtesten
Charlatanen gehoͤrt, kein Wunder; daß aber das Patent-Office den
Surgeon Watt noch fruͤher prellte, als er das
Publicum, zeigt die Moralitaͤt des englischen constitutionellen Justiz-Ministeriums, das nicht selten schlechter
ist als das empoͤrendste Verbrechen selbst.
Ertrag und Kosten der Verwaltung der englischen Colonien im
Jahre 1829.
Nach dem Court Journal und Galignani's Messenger Nr. 4939 betrugen:
die Einkuͤnfte von
Malta
103,072 Pfd.
die Ausgaben von Malta, mit
Inbegriff der Ausgaben fuͤr die
Festungswerke mit 11,154 Pfd.
103,610 –
der von den
Commissions-Mitgliedern
vorgeschlagene Betrag der
Ersparungen
15,000 Pfd.
die Einkuͤnfte von
Gibraltar, mit Inbegriff der Ruͤkstaͤnde pr. 11,498
Pfd.
45,966
–
die Ausgaben von Gibraltar
44,331 –
der Betrag der von den
Commissions-Mitgliedern vorgeschlagenen
Ersparnisse
12,000 –
die Einkuͤnfte von
Neu-Suͤd-Wallis vom Jahre 1828
122,722 –
die Ausgaben daselbst, fuͤr
das Civil und die Straͤflinge
240,435 Pfd.
fuͤr
das Militaͤr u. das Commissariat
81,833 –
fuͤr
den Transport der Straͤflinge
75,007 –
––––––––––
401,281 –
der Betrag der von den
Commissions-Mitgliedern vorgeschlagenen
Ersparnisse
5,426
–
die Einkuͤnfte von Van
Diemen's Land von 1828
45,989 –
die Ausgaben aller
Art daselbst
195,926 Pfd.
der Betrag der vorgeschlagenen
Ersparnisse
2,813 Pfd.
die Ausgaben von Swan River
fuͤr 1829
27,106 –
–––––––––
Summe der Ersparnisse
35,239 Pfd.
Ausgaben von Großbritannien
fuͤr Malta im J. 1829:
101,133 –
fuͤr Gibraltar im Jahr 1829:
195,073 –
fuͤr Australien im Jahr 1828:
454,604 –
Die Totalsumme der Ausgaben,
welche Großbritannien, mithin
fuͤr obige Colonien auf die
angegebenen Einkuͤnfte derselben
darauf bezahlt, betraͤgt
750,810 Pfd.
Der Dividend der Actien der ostindischen Gesellschaft
fuͤr das Jahr 1830
betrug 5 1/4 p. C., nicht mehr. (Galignani. N. 4926.)
Die London-Dock-Company.
Die Einnahmen im J. 1830 betrugen
131,396 Pfd.
Auslagen –
– –
73,097 –
Im J. 1829 war der Londoner
Tonnengehalt
999,678 –
1830
–
–
–
930,000 –
Im J. 1829 liefen auf den Docks ein:
137,737 Tonnen.
1830
–
–
–
136,020 –
Die Londoner Westindia-Dock-Company
theilte ihren Mitgliedern fuͤr das Jahr 1830 6 p. C.
(Courier. Galignani N. 4939.)
Ertrag der Zeitungs- und Kalenderstaͤmpel in
England, Schottland und Irland, im J. 1830.
In England:
438,667 Pfd. nebst
13,652 Pfd. Sterl. fuͤr besondere
Ankuͤndigungen.
– Schottland:
42,301
– –
17,592 –
– Irland
3,953,550 –
Fuͤr Almanache in England 39,789 Pfd. Sterl.; Schottland 59 (die Schotten
beziehen den Staͤmpel meistens unmittelbar aus England); Irland 1062 Pfd. 9
Shill. (Herald. Galignani. N. 4925.)
Ausfuhr und Einfuhr in England.
Die Ausfuhr englischer Manufacturwaaren war im verflossenen Jahre lebhafter als in
einigen der vorhergehenden Jahre. Der Hauptzuwachs hatte in Baumwollwaaren und
Baumwollgarn Statt, und zwar sowohl nach dem Continente, als nach Ost- und
West-Indien und anderen Gegenden. Der angegebene Werth der im Jahre 1830
ausgefuͤhrten Baumwollwaaren belaͤuft sich naͤmlich, der
Schaͤzung hieruͤber zu Folge, auf beinahe 32 Mill. Pfd. Sterl.,
waͤhrend er im Jahre 1829 unter 28 und im J. 1828 an 29 Millionen betrug. Die
Ausfuhr englischer Wollenwaaren nahm hingegen etwas ab, denn der Werth der im J.
1830 verschifften Waaren dieser Art wird nicht uͤber 5 1/2 Millionen
geschaͤzt, waͤhrend er sich im vorhergehenden Jahre auf 5 3/4
Millionen belief. Die Ausfuhr englischer Seidenwaaren nimmt langsam, aber
allmaͤhlich zu; denn der Werth der Ausfuhr dieser Artikel betrug im J. 1830
250,000 Pfd., im J. 1829 hingegen 180,000 Pfd. Die Frage nach englischen und
irlaͤndischen Manufacturwaaren fuͤr den Continent, die Colonien und
andere fremde Maͤrkte, war im J. 1830 nicht so lebhaft, als im J. 1829,
obwohl Waaren von einem angeblichen Werthe von 3 Millionen verschifft wurden. Die
Ausfuhr an Messing-, Kupfer-, Zinn- und Stahl-Waaren war groͤßer als
im J. 1829; und man erwartet, daß der Ueberschuß in anderen Zweigen der Ausfuhr im
Vergleiche mit dem J. 1829 beinahe einen Werth von 3 Millionen darstellen wird. In
dem Werthe der Ausfuhr fremder und Colonial-Waaren hatte nur ein geringer
Zuwachs Statt. An Baumwolle wurde im J. 1830 ein Werth von 2 1/4 Millionen, im J.
1829 aber nur von 1 1/2 Millionen ausgefuͤhrt; die Ausfuhr von Kaffee, Zuker
und Rum hingegen nahm ab. – Die Einfuhr war nicht so groß als in den 2 bis 3
vorhergehenden Jahren, und der Gesammtwerth der Einfuhr von 1830 betraͤgt
ungefaͤhr um eine Million weniger als jener der Einfuhr von 1829. Die Einfuhr
von Seidenzeugen und europaͤischen Baumwollwaaren, so wie von Baum-
und Schafwolle nahm ab. Der Werth der im J. 1830 eingefuͤhrten Baumwolle
betraͤgt beilaͤufig 7 1/4 Mill. Pfd. Sterl.; der amtliche Werth des
Thee's nicht viel uͤber 3 Mill., waͤhrend er im J. 1828 sich beinahe
auf 4 Mill. belief. Die Getreideeinfuhr uͤberstieg jene aller
fruͤheren Jahre, denn der angegebene Werth betrug 3 1/2 Mill.,
waͤhrend er im J. 1829 kaum 1 1/2 Mill. uͤberstieg. Die Einfuhr
indischer Baumwollenwaaren scheint allmaͤhlich zuzunehmen, und betrug im
lezten Jahre beinahe das Doppelte von jener des Jahres 1828, naͤmlich 500,000
Pfd. Die Einfuhr von Zuker, Kaffee und Gewuͤrzen im Allgemeinen steht unter
jener des Jahres 1829. Der Werth aller aus fremden Haͤfen
eingefuͤhrten Waaren ward im J. 1830 auf 42 1/4 Mill. Pfd. Sterl.
geschaͤzt. (Herald. Galignani. N. 4951.)
Literatur.
Italiaͤnische.
Lettere militari, con un Piano di riforma dell'
esercito Polacco del reGiovanni Sobiesckied altre de' suoi Segretarj Italiani, pubblicate da
Sebast.Ciampi, corrisp.
attivo in iscienze e lettere del Regno di Polonia in Italia etc. 8.
Firenze. 1830. p. Borghi.
Dizionario dello origini, invenzioni e scoperte nelle
arti, nelle scienze, nella geografia, nel commerzio, nell' agricoltura
etc. opera compilata da una Societá di Letterati Italiani. 8.
Milano. 1828–30. 15 Fascicoli di fogli 7 ciascuno.
Trattato del sistema armonico di Ant.Calegari, maestro
dell' insigne Cappella della Basilica di S. Ant. di Padova, proposte e
dimostrato da MelchiorreBalbi, nobile
veneto. 8. Padova. 1829. p. Valentino Crescini. 143 pag. et 9 tavole. 4
Lir. austr.
Trattato della Melodia considerata fuori de' suoi
rapporti coll' Armonia, seguito da un supplemento sull' arte
d'accompagnare la Melodia coll' Armonia quando la prima dev' essere
predominante. Di Ant.
Reicha
etc. 4. Milano p. Giov. Ricordi, Firenze p. Ricordi e
Comp. Senza data di anno. p. 70. 30 Francs.
Saggio teorico-pratico-musicale, ossia
nuovo metodo di contrappunto adorno di tavole analoghe e di varie
annotazioni, comporto da VincenzoColla, Maestr. d.
Capp. Opera unica, 2 d. ediz. corrett. ed ampliata. 4. Milano 1830 tip.
Malatesta di C. Tinelli. 97 pag. et VIII. Tavol. 24.