Titel: | Ueber verschiedene Arten von Brot. |
Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XXV., S. 63 |
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XXV.
Ueber verschiedene Arten von Brot.
Aus dem Industriel belge 1829. S. 145. auch im Bulletin d. Scienc. techn. 1830. N. 2. S. 133. und in Gill's technolog. and microsc. Reposit. Junius 1830. S. 365.Wir fanden diesen Aufsaz auch in mehreren franzoͤsischen Journalen. Da nun
ein englisches Journal denselben gleichfalls, sogar uͤbersezt, liefert,
so duͤrfen wir Deutsche nicht zuruͤkbleiben. Wahrscheinlich wird
ein deutscher Baͤker Noten zu einem solchen Texte schreiben, und das
deutsche Publicum mag sich troͤsten, daß es besseres Brot, wenigstens in
Suͤddeutschland, ißt, als die Belgen und die Englaͤnder. A. d.
Ue.
Ueber verschiedene Arten von Brot.
Wir unterscheiden dreierlei Arten von Brot. Bei der ersten Art, welches ungesaͤuertes Brot, Brot ohne Sauerteig heißt,
wird das Mehl mit Wasser angeknetet, mit oder ohne Zusaz von Eiern, Butter, Zuker,
und der Teig wird dann entweder der Einwirkung der Waͤrme oder der Luft so
lang ausgesezt, bis er hart und fest wird. Dieses Brot ist nie schwammicht.Solche Bazen kennt man im suͤdlichen Deutschlande durchaus nicht. A.
d. Ue.
Bei der zweiten Art, die man gesaͤuertes Brot
nennt, wird das Mehl, nachdem es mit Wasser gemengt und zu einem fluͤssigen
Teige angeruͤhrt wurde, sich selbst mehrere Stunden lang uͤberlassen,
so daß durch die ganze Masse eine Brotgaͤhrung Statt haben kann, d.h., daß
der in dem Mehle enthaltene Zukerstoff in Alkohol und in Kohlensaͤure
verwandelt werden kann, welche leztere dann durch ihre Ausdehnung, wenn
Waͤrme noch hinzukommt, das Brot leicht und schwammicht machen.
Haͤufiger wird indessen, statt daß man die Masse sich selbst
uͤberlaͤßt, die Gaͤhrung dadurch erleichtert, daß man gewisse
Koͤrper zusezt, welche man Sauerteige, Fermente, nennt, und welche die ganze
Masse schneller umwandeln.
Bei der dritten Art Brotes lassen wir eine Art kuͤnstlicher Gaͤhrung
eintreten, indem wir dem Teige gewisse Koͤrper zusezen, welche, durch
Beihuͤlfe der Waͤrme, bestaͤndig Gas entweichen lassen, und
Blasen oder jene Zellen bilden, welche die Natur des Teiges veraͤndern, und
dem Brote jenes schwammichte Ansehen und jene Leichtigkeit ertheilen, welche, in dem
anderen Falle, durch die Gaͤhrung entstand. Dieses Brot hat keinen besonderen
Namen und die Baͤker bereiten es nur, wenn man dasselbe ausdruͤklich
von ihnen verlangt.
Die verschiedenen Arten Mehles sind nach der verschiedenen Menge Brotes verschieden,
welches sie gewaͤhren. Zu sogenanntem Hausbrote zieht man dasjenige vor, das
am wenigsten Wasser einsaugt: solches Mehl will jedoch der Baͤker nicht, und
die Ursache hiervon ist klar. Das Brot erhaͤlt verschiedene Eigenschaften, je
nachdem es auf verschiedene Weise geknetet wird, und man bedient sich hierzu
vorzuͤglich zwei verschiedener Methoden. Nach der ersten, deren man sich in
Frankreich und England bedient, wird eine große Menge Luft in den Teig geschafft,
und durch diese Arbeit wird Saͤure und zugleich auch ein Theil Zuker erzeugt.
Nach der zweiten Methode begnuͤgt man sich die Masse zu pressen, und in
diesem Falle scheint kein Zuker erzeugt zu werden. Auf diese Weise wird das Zwiebak
fuͤr die See bereitet.
Da die Gaͤhrung im Mehle langsam fortschreitet, so ist es unumgaͤnglich
nothwendig etwas zuzusezen, wodurch sie belebt, beschleunigt wird: dieß geschieht
mittelst des Sauerteiges. Es ist jedoch nicht noͤthig, den Sauerteig jedes
Mal zu bereiten, wo man Brot baken will; man darf nur etwas von dem bei dem lezten
Baken uͤbrig gebliebenen Teige zuruͤklegen, wodurch, man dann der
saueren Gaͤhrung gewiß ist. Dieser zuruͤkgelegte Teig kann in einen
Mehlsak gethan werden, oder man kann ihm taͤglich eine gewisse Menge frisches
Mehl und eine hinreichende Menge Wassers zusezen, um ihn stets in gleicher
Consistenz zu erhalten; oder, was noch besser ist, man kann diesen Teig troknen, und
dann laͤßt er sich eine unbestimmte Zeit uͤber aufbewahren. Im
noͤrdlichen Europa bedient man sich als Gaͤhrungsmittel des Schaumes,
welcher waͤhrend der Gaͤhrung des Bieres aufsteigt, und den man Hefen
nennt. Dieses Gaͤhrungsmittel wirkt schneller, als der Sauerteig. Man kann
auch leicht sich ein solches Gaͤhrungsmittel erzeugen, wenn man vierthalb
Pfund Weizenmehl zehn Minuten lang in drei Pinten Wasser kocht, zwei Pinten davon
abgießt und an einem warmen Orte aufbewahrt. Gaͤhrung wird ungefaͤhr
30 Stunden darauf anfangen. Man gießt dann vier Pinten auf eine aͤhnliche
Weise bereiteter Malzabkochung zu, und wenn die Gaͤhrung wieder
anfaͤngt, sezt man eine zweite aͤhnliche Menge zu, u.s.f. In Frankreich versteht
man unter Hefen nicht bloß den Schaum, sondern auch den Bodensaz des Bieres, der
eben so gut dient.So viel wir wissen, gibt es nur in Bayern ein eigenes Gewerbe mit den Hefen,
das der sogenannten Germsieder, obschon jeder
Brauer, Brantweinbrenner, Baͤker sich seine Hefen selbst bereiten
koͤnnte und sollte, und auch an das Publicum den noͤthigen
Bedarf hiervon verkaufen koͤnnte. Indessen herrscht in Bayern
uͤber Hefen (wer sollte dieß glauben!) noch so viel
religioͤses Vorurtheil, daß kein Baͤker nach dem
Ave-Maria-Laͤuten Sauerteig fuͤr einen Kranken
hergeben will. A. d. Ue. Zu Edinburgh, in Ungarn und in Schweden, hat man ein eigenes Verfahren um
sich Sauerteig zu bereiten: indessen beruhen alle diese verschiedenen
Verfahrungsweisen auf obigen Grundsaͤzen. Wenn der Baͤker nicht eine
hinlaͤngliche Menge leichten Teiges zu seinem Gebaͤke hat, so kann er
diesem Mangel dadurch abhelfen, daß er basisch kohlensaures Ammonium mit seinem
Mehle und Wasser mengt, und nach dem gehoͤrigen Kneten sogleich in den Ofen
einschießt.
Die Bakoͤfen sind gewoͤhnlich aus Ziegeln oder Baksteinen, oder aus
gehauenen Steinen: leztere halten die Hize laͤnger, und werden auch leichter
erhizt. Zu London wird der Ofen den ganzen Tag uͤber in der Hize gehalten,
was dadurch geschieht, daß man, nachdem der Ofen einmal gehoͤrig gehizt
wurde, auf einem kleinen in der Seite des Ofens angebrachten Herde frisches
Brennmaterial nachschuͤrt. Ein kreisfoͤrmiger Zug laͤuft unter
und rings um den Ofen von diesem kleinen Herde aus umher, und findet seinen Weg in
den Schornstein. Die Versuche des Hrn. Loth haben
erwiesen, daß es vortheilhaft ist in der Naͤhe des Bodens des Ofens einen
Rost anzubringen um die Hize zu unterhalten. Wenn der Ofen aus Baksteinen ist, muß
er bestaͤndig im Gange erhalten werden, indem man, wo man ihn kalt werden
laͤßt, nothwendig mehr Brennmaterial zur neuen Heizung braucht, und der Ofen
dann nicht so gut baken wird.
Man erkennt ein gut gebakenes Brot an folgenden Merkmalen:
1) Wenn der Leib von oben bis auf den Boden durchgeschnitten wird, muß er an den
Durchschnittsflaͤchen eine Menge Zellen zeigen, welche von unten nach oben zu
in ihrem Durchmesser immer groͤßer werden, jedoch niemals zu groß. 2) muß der
Leib in der Mitte nicht feuchter seyn, als in der Naͤhe der Rinde, und darf
sich beim Schneiden nicht zu viel broͤseln oder broͤkeln, denn sonst
wuͤrde dieß von zu viel Wasser im Brote zeugen.Vielleicht sollte es heißen, „sich nicht an die Flaͤche des
Messers anlegen,“ an derselben haͤngen bleiben. A. d.
Ue. Fuͤnfzehn Pfund guten Weizenmehles sollen nicht mehr Wasser aufnehmen
als zehn Pfund, wenn der Teig gut werden soll, und diese fuͤnf und zwanzig
Pfund Teig muͤssen, wenn sie gut gebaken sind, mehr als zwanzig Pfund Brot
geben.
Londoner Brot. Die gewoͤhnlichste Methode
gegohrenes Brot zu bereiten, ist zu London folgende.
In sechs und dreißig Pfund warmen Wassers loͤst man bei einer Temperatur von
48° F. (+ 7° Réaum.)Hier ist offenbar ein Fehler; denn diese Temperatur wird man sich nur selten
verschaffen koͤnnen; es laͤßt sich auch nicht absehen, wozu
man diese Lufttemperatur brauchen sollte, wenn das Wasser warm ist. A. d.
Ue. vier bis sechs Pfund Salz auf, und sezt dann 3 Pints „(Ein Pint
haͤlt ein Apotheker-Pfund, 24 Loth, Wasser)“ Hefen zu.
Daneben macht man mitten in einem Haufen von zweihundert achtzig Pfund
durchgesiebten Mehles ein Loch, und mit der Aufloͤsung des Salzes und einer
fuͤr die Menge Mehles hinreichenden Menge Hefen aus diesem Mehle einen Teig
von gehoͤriger Dike, den man Viertelschwamm (quarter sponge) nennt. Diese Masse bedekt man mit noch
mehr Mehl, und den Knetetrog, in welchen sie gethan wird, mit Flanell. Nach
ungefaͤhr drei Stunden sezt man dreihundert und sechzig Pfund kochenen
Wassers zu, und knetet die Masse mit einer neuen Menge Mehles an. Dieß nennt man nun
den halben Schwamm. Nach fuͤnf Stunden werden
wieder hundert und acht Pfund heißes Wasser zugegossen, und mit dem Reste des Mehles
wenigstens eine Stunde lang durchgearbeitet. Die Masse wird nun in Bissen
geschnitten, mit Mehl bedekt, und in einer Eke des Troges in Ruhe gelassen. Vier
Stunden darauf werden diese Bissen eine halbe Stunde lang durchgeknetet, zu Leiben
geformt und in den Ofen geschossen. Die gehoͤrige Ofenhize wird nach einer
Prise Mehles beurtheilt, die man in den Ofen wirft: wenn das Mehl, ohne sich zu
entzuͤnden, augenbliklich schwarz wird, so ist der Ofen gehoͤrig
geheizt. Man schießt die Leibe so nahe an einander in dem Ofen ein, daß wenn sie
sich heben, sie einander druͤken, und folglich Wuͤrfel bilden. Man
laͤßt sie zwei Stunden und eine halbe in dem Ofen, und wenn man sie
herausnimmt, so dekt man sie so sorgfaͤltig als moͤglich zu, damit sie
nichts an Gewicht verlieren. Der Verlust im Baken betraͤgt ein Neuntel des
ganzen Gewichtes, und doch kommen die Leibe drei Mal groͤßer aus dem Ofen,
als sie in denselben gelangten. Zu London gibt man ein halbes Pfund Alaun statt eben
so viel Salz als Wuͤrze in das Brot. In aͤrmeren Gegenden auf dem
Lande nimmt man gleich viel Salz und Alaun.Niemand, der nicht das erbaͤrmliche Londoner Brot gegessen hat, kann
sich eine Idee von der Schlechtigkeit desselben machen: es ist ganz so
schlecht, als die constitutionelle Verfassung Englands selbst, und als die
Polizei dieses Landes. Wuͤrde ein Baͤker in Deutschland Alaun
dem Brote zusezen, so wuͤrde er auf dem Pranger stehen
muͤssen; in England ist dieß constitutionell. Das englische Brot (das
Londoner) hat weder Gestalt (keine glatte braune Rinde) noch Geschmak; es
ist ein weicher bleicher Bazen, ungefaͤhr wie die
Ziegenkaͤse- (Quark-) Ziegel hier und da in
Deutschland, und hat den Geschmak einer altgewordenen Semmel, Kein
Suͤddeutscher kann solches Brot essen; auch ißt der Englaͤnder
es nur mit Butter, oder in Plaͤzchen geschnitten geroͤstet,
und als Zubiß bei Tische. Waͤren sechs Wiener Baͤker zu
London, und buͤken dort so gutes weißes gemischtes und schwarzes
Brot, wie in Wien, und dann auch noch nebenher die Luxusartikel ihrer Kunst,
das Eier- und Milchrahm-Brot in allen seinen verschiedenen
Formen und Sorten, so wuͤrde jeder, wo er Capital genug auf Material
wenden koͤnnte, in Einem Jahre Millionaͤr werden
koͤnnen. Er wuͤrde aber vielleicht auch von den Londoner
Baͤkern constitutionell gesteinigt werden, weil er
unconstitutionelles, d. i. aufrechtes, unverfaͤlschtes, gutes Brot
bakt. A. d. Ue.
Hausbrot. Nur wenige Baͤker baken solches Brot;
man findet es meistens nur in Familien, die ihr eigenes Brot baken. Da braunes Mehl
eine weit groͤßere Menge Wassers als weißes enthaͤlt, so bleibt dieses
Brot laͤngere Zeit uͤber frisch, als weißes, broͤkelt sich aber
leicht. Da es in der Regel nicht gut geknetet ist, so hat es einen eigenen Geschmak,
welcher, wenn auch etwas sauer, doch den meisten Gaumen angenehm ist. Es hat ferner
alle Mangel eines Brotes, das in einem Ofen gebaken wird, der kalt geworden ist,
alle Fehler des sogenannten ersten Einschusses in einem lang nicht geheizten Ofen.
Daher zieht man jezt auch Ofen aus Eisenblech zu solchem Gebaͤke vor, und
macht das Gewoͤlbe wenigstens aus Gußeisen oder aus Eisenblech statt aus
Ziegeln: solche eiserne Oefen dienen auch zum Baken anderer Speisen. Holmes's Ofen ist ein solcher Ofen: er erhaͤlt
seine Hize von einer Masse Gußeisen, die an den Seiten desselben in den Feuerherd
hervorragt, so daß keine Zuͤge noͤthig sind.Der Herausgeber (Hr. Gill) besizt einen solchen
Holmes'schen Ofen, und kann bezeugen, daß er
sehr bequem und sehr nuͤzlich ist. Hr. Holmes wurde schon vor vielen Jahren von der Society of Arts fuͤr diese
nuͤzliche Erfindung belohnt. A. d. Hrn. Gill. Man versucht das Gewicht des Brotes aus verschiedene Weise zu vermehren, im
Ganzen jedoch immer auf Kosten seiner Nahrungsfaͤhigkeit. Nach Hrn. d'Arcet laͤßt sich aber Knochengallerte mit
Vortheil hierzu anwenden.Der Himmel bewahre uns vor dieser Gallerte im Brote. A. d. Ue.
Seezwiebak. Um das beste Seezwiebak, die sogenannten amerikanischen Kracher (american
crackers) zu machen, verfertigt man einen guten duͤnnen Teig, und
walgt und legt ihn mehrmals zusammen, wie zu dem sogenannten Windteige (puff-paste). Das gemeine Seezwiebak unterscheidet
sich von diesem dadurch, daß es nicht so oft zusammengelegt wird. Man macht einen
diken Teig ohne Sauerteig und Salz, und so wie er sich unter den Fuͤßen, mit
welchen man ihn knetet, ausdehnt, schneidet man den Rand weg, wirft ihn in die
Mitte, und knetet ihn neuerdings. Auf diese Weise erhaͤlt man ein Zwiebak,
das sich in Platten bricht. Diese Platten werden in einem niedrigen Ofen gebaken,
der einer Muffel gleicht.
Ingwerbrot. (Gingerbread,
Spicedbread). Man loͤst ein Loth Potasche und etwas Alaun in heißem
Wasser auf; schmilzt dann in demselben zwei Loth Butter, und knetet in schnellen
Stoͤßen drei Viertelpfund Syrup damit ab, und zwei Loth von allerlei
Gewuͤrzen, zu welchen man bald dieses, bald jenes nimmt: meistens aber nimmt
man Ingwer, Zimmt, Muskatnuß, und die vier Gewuͤrze. Kuͤmmel-
und Anis-Samen, Korinthen, Mandeln und anderes Confect werden gleichfalls
zuweilen zugesezt. Man kann den Alaun weglassen und die Potasche durch kohlensaure
Bittererde ersezen, wo man dann, da selbst wenig von lezterer stark wirkt, folgende
Mischung erhaͤlt, naͤmlich: zwei Pfund Mehl, Ein Loth Bittererde,
anderthalb Pfund Syrup, vier Loth Butter, und die zum Kneten hinlaͤngliche
Menge Wassers, in welchem zwei Quentchen Weinsteinsaͤure aufgeloͤst
sind: der Teig, welchen man hieraus erhaͤlt, wird in einer halben Stunde
anfangen zu gehen. In Frankreich macht man dieses Gewuͤrzbrot mit Honig und
Reißmehl ohne Butter und Wasser.Man kann sich nichts elenderes denken, als dieses Ingwerbrot. Da ist Tyroler
Klezenbrot weit besser. A. d. Ue.
Franzoͤsisches Brot. Die Baͤker in
Frankreich fangen ihre Arbeit um fuͤnf Uhr des Morgens an. Sie mengen
fuͤnf Pinten Wasser mit drei Pfund Sauerteig, den sie vom lezten Baken her
aufbewahrten, und so viel Mehl, als zu einem guten Teige nothwendig ist: lezterer
wird dann ungefaͤhr 17 Pfd. waͤgen. Zehn Stunden spaͤter werden
noch zehn bis eilf Pinten Wasser mehr zugesezt, und so viel Mehl als noͤthig
ist um eine Teigmasse von 120 Pfund zu bilden. Von diesem Teige werden drei Pfund
weggenommen, welche dann bei dem naͤchsten Baken als Sauerteig dienen. Vier
Stunden spaͤter werden neuerdings hundert Pfund Mehl zugesezt und siebzig bis
achtzig Pinten Wasser, wornach also eine Teigmasse von ungefaͤhr dreihundert
Pfund zum Vorscheine kommt. Nun faͤngt man an den Teig zu klopfen, und wenn
er hinlaͤnglich durchgeknetet ist, werden achtzig Pfund weggenommen, welche
bei dem naͤchsten Baken als Sauerteig dienen. Dieser Teig ist so
duͤnn, daß die Leibe nicht ehe ihre Form halten koͤnnen, als bis sie
der Ofenhize ausgesezt wurden. Beim zweiten Baken sezen sie, nachdem sie die
gehoͤrige Menge Mehles zugeknetet haben, den Teig zu, welchen sie vom vorigen
Baken aufbewahrten, und wenn die Masse durchgearbeitet ist, nehmen sie wieder
achtzig Pfund von derselben weg fuͤr das naͤchste Baken, u.s.f. bis
sie zwoͤlf Mal nach einander gebaken haben. Auf diese Weise arbeiten sie
mehrere Tage nacheinander fort, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei jedem vierten Baken etwas frischen, oder wie sie
sagen jungen Sauerteig dem Teige zusezen, der durch das
fortgesezte Bearbeiten schwach geworden ist, oder gelitten hat. Wenn sie dem Teige Salz oder Sauerteig
zusezen wollen, so verduͤnnen sie denselben gehoͤrig mit Wasser,
welches Salz oder Sauerteig in Aufloͤsung enthaͤlt. Zu dem weichen Brote bedienen sie sich auch der Hefen. Ein
Viertelpfund Bierhefen wirkt so viel, als acht Pfund von jenem mit Sauerteige
angekneteten Teige, so daß also acht Loth Hefen zwanzig Pfund Teig gleich kommen.
Ein Teig, welcher Hefen enthaͤlt, darf jedoch nicht mit einem Teige gemengt
werden, welcher Sauerteig enthaͤlt.
In Frankreich rechnet man auf eine Person taͤglich 2 1/4 Brot mit Einschlusse
desjenigen, was in der Suppe genossen wird; in England kaum 13 Unzen oder 26
Loth.Weil es in England zu schlecht ist, als daß man es fuͤr sich essen
koͤnnte. A. d. Ue.
Franzoͤsisches Seezwiebak. Auf hundert Pfund Mehl
werden zehn Pfund Sauerteig zugesezt, der jedoch aͤlter ist als jener beim
Brote, und mit Wasser ein duͤnner Teig angeruͤhrt, der gut
abgeschlagen wird. Zulezt wird er in Bissen von bestimmter Schwere geschnitten,
welche mit einer Walze ausgewalgt und uͤberall mit Loͤchern
durchstochen werden. Es wird zwei Stunden lang gebaken.
Deutsches Brot, d.h. Semmel.
Es wird aus feinem Weizenmehle und aus Hefen gebaken, und der Teig wird immer nur
wenige Stunden vor dem Baken angemacht. Die großen Semmeln wiegen jede
ungefaͤhr ein halbes Pfund, die besten aber nicht uͤber vier Loth. Sie
haben eine laͤngliche Form und haͤngen zuweilen in Reihen von 5 bis 6
Duzenden zusammen. Mit Ausnahme dieser Semmeln ist das in Deutschland
gewoͤhnliche Brot aus Roken- und Weizenmehl in verschiedenem
Verhaͤltnisse. Die Oefen sind oval, und das Gewoͤlbe ist ziemlich
erhaben. Die russischen Oefen sind aus Gußeisenplatten.Wenn der Verfasser dieses Aufsazes das englische und franzoͤsische
Brot nicht besser beschrieben hat, als das deutsche, so lernen wir nicht
viel; da indessen Hr. Gill keine Anmerkungen
beifuͤgte, so scheint bei dem Englischen nichts auszusezen. A. d.
Ue.