Titel: | Resultate einiger Versuche über die an Wagen auf gewöhnlichen Straßen im Zuge wirklich angewendete Kraft. Von B. Bevan, Esq. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXVII., S. 375 |
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LXXVII.
Resultate einiger Versuche uͤber die an
Wagen auf gewoͤhnlichen Straßen im Zuge wirklich angewendete Kraft. Von B. Bevan, Esq.
Aus dem Philosoph. Mag. and Annals of Philosophy.
April 1830. S. 286.
Bevan, uͤber Versuche an Wagen.
Die wirkliche Zugkraft (actual force of draught), mit
welcher Wagen auf gewoͤhnlichen Straßen gezogen werden, ist ein wichtiger und
interessanter Gegenstand geworden, nicht bloß wegen der Grundsaͤze, auf
welchen die Eisenbahnen beruhen, sondern weil hieraus die Nothwendigkeit erhellt,
auf die Oberflaͤche der Straßen vorzuͤglich Acht zu geben. Ich nehme
mir daher die Freiheit, Ihnen die Resultate einiger Versuche mitzutheilen, die ich
schon im J. 1824 mit Sorgfalt angestellt habe.
Diese Versuche wurden alle theils auf vollkommen ebenen Wegen angestellt, theils auf
solche reducirt, damit die mechanische Kraft, die durch die Neigung der
Flaͤche oder durch den Fall entsteht, von der zur Ueberwindung der Reibung an
dem Wagen nochwendigen Kraft vollkommen abgeschieden, und die Einwirkung der
Beschaffenheit des Weges auf leztere vollkommen deutlich wird. Um diese Versuche mit
anderen bereits
angestellten oder noch anzustellenden vergleichen zu koͤnnen, habe ich die
Last im Ganzen, d.h. den Wagen sammt seiner last, in 1000 gleiche Theile getheilt
betrachtet.
Art des Weges
oder der Straße.
Zugkraft.
In
losem Sande
222240165163166190240215240
–––––––
Mittel
204 oder 1/5.
Neu beschuͤttete Chaussee
121130180
–––––––
Mittel
143 oder 1/7.
Gewoͤhnlicher
Beiweg
91121
–––––––
Mittel
106 beinahe 1/9 1/2.
Harter
fester Lehmen
61 36 61
–––––––
Mittel
53, beinahe 1/19.
Trokener
harter Wiesengrund
40 40
–––––––
Mittel
40 oder 1/25.
Chaussee,
etwas
kothig. – etwas
mehr do.
30 39
–––––––
Mittel
34 1/2 oder 1/29.
Chaussee, frei von
Schutt und
Koth
30 30 31
–––––––
Mittel
30 1/2 oder 1/33.
Man sieht hieraus, daß fuͤnf Pferde auf einer guten
Chaussee eben so leicht so viel ziehen, als dreiunddreißig Pferde in losem lokeren Sande! Oder, wenn wir das Fuhrlohn
fuͤr die Tonne (20 Ztr.) auf die engl. Meile auf einer guten Chaussee zu Sir
Pence (18 kr.) rechnen, so kommt es
auf trokenem harten Wiesengrunde auf
0
Shill.
7 1/4
Pence.
(22 kr. 3 Pfg.)
–
–
–
Lehmen
0
–
9 1/2
–
(28 1/2 kr.)
– gewoͤhnlichem
Beiwege
1
–
7
–
(37 kr.)
– neu beschuͤtteter
Chaussee
2
–
2
–
(1 fl. 18 kr.)
– in losem lokeren Sunde
3
–
1
–
(1 fl. 51 kr.)Diesen wichtigen Unterschied in der Staatswirthschaft sowohl als im
Handel, der 6 Pferde zu demselben Dienste nothwendig macht, den Ein
Pferd bequem leisten kann, der also 35 Menschen bei jeder zu
foͤrdernden Pferdelast Grund und Boden zum jaͤhrlichen
Unterhalte entzieht, hat man im noͤrdlichen Deutschland, im
suͤdlichen in Franken, im oͤstlichen Europa in Ungarn
und Polen seit Jahrtausenden nicht eingesehen) und selbst in
Laͤndern, wo man den Vortheil der Chausseen fruͤher
erkannte, weiß der arme Landmann nicht, daß, wenn er seine Dorfwege
besser unterhielte, er um die Haͤlfte weniger Pferde
brauchen, und folglich fuͤr jedes Pferd, das er weniger
braucht, den 7faͤltigen jaͤhrlichen Mannesbedarf an
Getreide zu Markte fuͤhlen koͤnnte. Es scheint, daß
selbst manche Landrichter dieß nicht wissen; denn sonst
wuͤrden die Dorfwege in manchen Gegenden nicht so furchtbar
schlecht seyn koͤnnen. A. d. Ue.
.