Titel: | Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote. Bericht der HHrn. Henry (d. Vaters), Deyeux und Boutron-Charlard. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XXII., S. 117 |
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XXII.
Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote.
Bericht der HHrn. Henry (d. Vaters), Deyeux und Boutron-Charlard.
Im Auszuge aus dem Journal de Pharmacie. Februar 1830.
S. 58.
Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote.
Die haͤufige Anwendung, welche einige Baͤker in den belgischen
Niederlanden seit einigen Jahren vom Kupfer- und ZinkvitriolWir haben von dieser Brotverfaͤlschung oder vielmehr Vergiftung
bereits im vorigen Jahre im Polytechn. Journ.
Bd. XXXI. S. 325., und XXXIV. S. 445. Nachricht gegeben.A. d. R. (schwefelsaurem Kupfer und Zinke) beider Brotbereitung machten, und die mehr
oder minder nachtheiligen Folgen, welche unter verschiedenen Umstaͤnden,
durch den Genuß eines solchen Brotes entstanden, erregten die Aufmerksamkeit der
niederlaͤndischen Regierung, welche, um diesem Verbrechen zu steuern, ein
eigenes Gesez erließ, wodurch die Anwendung aller giftiger Koͤrper bei der Brotbereitung auf
das Strengste untersagt wird.
Nach dem Berichte des Staatsrates de Boisbertrand an den
Praͤfecten des Nord-Departements schien, im vorigen Sommer, der
Gebrauch dieser Salze sich auch in mehreren Staͤdten des sogenannten
franzoͤsischen Flandern verbreitet zu haben. Mehrere Baͤker wurden,
dieses Betruges uͤberwiesen, den Gerichtshoͤfen uͤberliefert;
man hat aber bald eingesehen, daß Zwangsmittel in den Haͤnden von Magistraten
gegen solche Verbrechen nicht ausreichen.
Um diesem Magistratsfehler abzuhelfen, hat Hr. de
Boisbertrand den Wunsch geaͤußert, daß die Academie Versuche anstellen moͤchte, durch welche man zu einem
sicheren, einfachen und wohlfeilen Verfahren gelangen koͤnnte, die Gegenwart
des dem Brote beigemengten Kupfer- und Zinkvitrioles in demselben zu
entdeken. Das ministerielle Schreiben war mit einem Memoire des Hrn. Derheims, Apothekers zu St.
Omer, begleitet, welches den Titel fuͤhrt: „Considerations chimiques sur l'emploi du deutosulfate de cuivre dans
la panification“ und welches derselbe vor der Société
d'Agriculture dieser Stadt vorgelesen hat: man glaubte, daß man aus
demselben einige Winke entnehmen koͤnnte. Diese Papiere wurden der Section de Pharmacie zugetheilt, welche die HHrn. Deyeux, Boutron-Charlard und mich als
Commissaͤre ernannte. Wir legen der Academie gegenwaͤrtig die
Resultate unserer Versuche vor.
Da die Korntheuerung in Frankreich in den Jahren 1828–29 den Preis des Mehles
so sehr erhoͤhte, so sah man weniger auf die Guͤte desselben, und
kaufte in einigen Departemens Mehl mit Erdapfelmehl, mit Bohnenmehl, mit
Erbsen- und mit Faseolenmehl gemengt. Bei so schlechtem Mehle ward das
Brotbaken natuͤrlich schwerer; das Brot fiel nicht so weiß aus, wie
gewoͤhnlich, es ward schwer, hohlrindig, und die Baͤker nahmen zu
allerlei Mitteln Zuflucht diesen Nachtheilen abzuhelfen, uͤber welche die
Abnehmer taͤglich mehr und mehr zu klagen gezwungen wurden: sie geriethen auf
die Anwendung verschiedener Salze.
Wenn man in den Werken nachschlagt, die uͤber Verfaͤlschungen
uͤberhaupt handeln, so sieht man, daß das Brot nur zu oft schon ein
Gegenstand vielfaͤltiger Betruͤgereien geworden ist. Remer in seiner gerichtlichen
pharmaceutisch-chemischen Polizei, Fr. Accum in
seiner chemischen Abhandlung uͤber die Baͤkerkunst und in seiner
Abhandlung uͤber die Verfaͤlschung der Nahrungsmittel bezeichnen den
Alaun, die Bittererde, die Kreide, die basisch kohlensaure Potasche, die Soda,
Salmiak und selbst Gyps als Verfaͤlschungsmittel, mittelst welcher man in verschiedenen
Laͤndern das Brot weißer, flaumiger und besser zu machen suchte.Mit Schwererde hat man Brot in England verfaͤlscht; zu Wien hat ein
Militaͤrbaͤker Brot ein Mal mit Sand verfaͤlscht, und
wurde dafuͤr gehenkt.A. d. Ue.
Schon in fruͤheren Zeiten wurde Kupfervitriol dem Brote beigemengt; indessen
entging diese Verfaͤlschung der Aufmerksamkeit der Regierungen, entweder weil
man den Betrug sehr geheim hielt, oder weil man so wenig davon nahm, daß dadurch
kein Nachtheil fuͤr die Gesundheit entstehen konnte. Heute zu Tage ist es
aber etwas anders; die sogenannten Materialisten oder Specereihaͤndler
verkaufen Kupfervitriol, so viel man haben will,Es ist wirklich laͤcherlich, wie in manchem Staate medicinische
Polizei gehandhabt wird. Den Apothekern z.B. ist es unter der schwersten
Strafe geboten, die Gifte in einem eigenen Kaͤstchen unter
Schluͤssel zu halten und dieselben nur bei Unterschrift eines Arztes
zu dispensiren; der Specereihaͤndler, der
Gewuͤrzkraͤmer, selbst der Landkraͤmer darf aber alle
Gifte zentnerweise verkaufen jedem der sie verlangt. Dem unendlichen
Unheile, das dadurch so zu sagen taͤglich geschieht, ließe sich auf
die einfachste Weise dadurch abhelfen, daß man zu dem classischen Geiste des
Alterthumes zuruͤkkehrte, und eigene Gifthaͤndler aufstellte,
„Pharmaeopolae,“
die allein befugt sind mit Giften zu handeln. Von diesen
Gifthaͤndlern ist in neueren Zeiten nur mehr der Name uͤbrig
geblieben; sie haben sich nach und nach in Apotheker verwandelt. Unsere Apotheker werden aber, so wie die
Medicin sich nach und nach vereinfachen, und zu dem Geiste des classischen
Alterthumes, zur hippokratischen Medicin, zuruͤkkehren wird, so wie
das Publikum nach und nach aufgeklaͤrter wird, und endlich den
elenden Hocus Pocus der gewoͤhnlichen
Aerzte und Apotheker durchschauen muß, groͤßerntheils zu Grunde gehen
muͤssen: man vergleiche das Volumen der Pharmacopoea Augustana vor 100 Jahren, mit ihrem heutigen, und man
wird sich von der Richtigkeit dieser Bemerkung uͤberzeugen. Man muß
nicht glauben, daß, weil die Leute Jahrhunderte lang dumm gewesen sind, und
gutmuͤthig alles fraßen, was Doktor und Apotheker ihnen einnarrte,
sie immer so einfaͤltig bleiben werden. Wer, gaͤnzlich
unwissend in den ersten Elementen der Geographie, im Herbste nach Melville-Island versezt wuͤrde, und
dort 102 Tage lang nach einander keine Sonne aufgehen sieht, wuͤrde
sehr falsch schließen, wenn er behauptete, es wuͤrde dort nimmer mehr
Tag werden. Ueber Alles auf Erden, mag die Mystik es noch so dicht in Nacht
und Nebel huͤllen, geht nach und nach die Sonne auf, die selbst die
cimerischen Naͤchte und die aͤgyptischen Finsternisse zu
erhellen wußte. Diejenigen Staaten, welche in der Cultur fortschreiten, und
dem alten classischen Ziele zuerst sich naͤhern werden, werden ihre
medicinische Polizei zuerst besser regeln, und nicht zugeben, daß in den
Kraͤmerladen nach alphabetischer Ordnung der Zimmt neben dem Zinkvitriol im
Kramkasten liegt. Sie werden den Verkauf der Gifte nur denjenigen gestatten,
die wissen was Gift ist, und der Baͤker, den man zum
Gifthaͤndler gehen sieht, um dort Materiale fuͤr seine
Bakstube zu holen, wird wenig Zuspruch von seinen Mitbuͤrgern in
seinem Brotladen haben.A. d. Ue. und die Baͤker nehmen so viel davon zum Brote, daß toͤdtliche
Folgen dadurch entstehen.
Die Abhandlung des Hrn. Derheims, die diesen Papieren
beiliegt, ist nicht ohne Interesse, und obschon wir nicht alle Ansichten ihres
Verfassers theilen, finden wir es doch fuͤr zwekmaͤßig, eine Idee von
derselben hier mitzutheilen. Hr. Derheims ist der
Meinung, die einzige Absicht der Baͤker bei Anwendung des blauen oder
Kupfervitrioles zum Brotbaken bestehe darin, den Teig staͤrker aufgehen zu
machen, und dadurch
ein leichteres flaumigeres Brot zu, erhalten. Dieß mag seyn; allein es konnte ihnen
auch die Bemerkung nicht entgehen, daß die Schattirung von einem leichten Lichtblau,
die der Kupfervitriol dem Brote mittheilt, wenn er nicht zersezt wird, dem Brote die
natuͤrliche Farbe nimmt.
Er behauptet ferner, daß, wenn das schwefelsaure Kupfer in sehr kleiner Menge
zugesezt wird, dasselbe gaͤnzlich zersezt wird, daß es aber nur zum Theile
zersezt wird, wenn man mehr davon nimmt. Diese Annahme scheint aber
unzulaͤssig, und man wird nicht leicht zugeben, daß, wenn 9,216 Theile Teig 2
Theile schwefelsaures Kupfer zersezen, sie nicht auch 6 Theile gleichmaͤßig
zersezen.
Er geht endlich zur Untersuchung der verschiedenen Hypothesen uͤber, durch
welche man die Weise, wie der blaue Vitriol beim Brotbaken wirkt, zu
erklaͤren suchte, und glaubt bei der Meinung stehen bleiben zu
muͤssen, welche die HHrn. Chevreul und Henry (der Sohn) vor einigen Jahren, und neuerlich noch
Hr. Vogel zu Muͤnchen aͤußerten: lezterer
behauptet, daß schwefelsaure Verbindungen, wenn sie eine gewisse Zeit uͤber
mit organischen Stoffen in Verbindung stehen, immer zersezt werden. Wir
muͤssen hier bemerken, daß die Versuche des Hrn. Vogel, welche diese Thatsache erweisen, ganz verschieden von denjenigen
sind, mir welchen Hr. Derheims sie vergleicht. Hr. Vogel hatte es mit Aufloͤsungen zu thun, welche zu
ihrer Zersezung einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren fordern, waͤhrend das
schwefelsaure Kupfer dem Brotteige zugesezt, eine beinahe augenblikliche Zersezung
erleidet. Es ist uͤbrigens nicht hinlaͤnglich erwiesen, daß das Gas,
welches sich bei lezterer entwikelt, geschwefeltes Wasserstoffgas ist, wie dieß bei
dem Versuche des Hrn. Vogel der Fall ist. Hr. Derheims sagt zwar in Hinsicht auf diesen Versuch, daß,
wenn man eine Silberplatte in dem Augenblike der Brotgaͤhrung in einen Teig
stekt, der Kupfervitriol enthaͤlt, dieselbe sehr bald schwarz wird; da er
aber ein paar Zeilen weiter unten sagt, daß beinahe dasselbe Phaͤnomen auch
bei dem Teige Statt hat, der kein schwefelsaures Salz enthaͤlt, so glauben
wir nicht, daß man die Erzeugung des geschwefelten Wasserstoffgases als ein
positives Resultat betrachten kann.
Was die Mittel betrifft, welche Hr. Derheims angibt, um
das Daseyn des Kupfers im Brote zu entdeken, so finden wir sie zu diesem Zweke nicht
scharf genug. Hr. Derheims aͤschert das Brot in
kleinen Quantitaͤten in einem Platinnatiegel ein: er nahm 100 Gramm Brot und
sezte demselben ein Gran Kupfer zu. Die erhaltene Asche behandelt er mit Wasser, um
alles, was aufloͤsbar ist, aus demselben auszuziehen; die filtrirte
Fluͤssigkeit pruͤft er dann mit geschwefeltem
schwefelwasserstoffsaurem Kali (hydrosulfate sulfuré de potasse), mit
Ammonium, mit eisenblausaurem Kali (hydrocyanate
ferruré de potasse), mit Phosphor, welche alle das Daseyn des
Kupfers auf eine ziemlich deutliche Weise anzeigen. Der Ruͤkstand der mit
Wasser ausgelaugten Asche zeigt, mit Schwefelsaͤure behandelt, wie er sagt,
keine Spur mehr von der Gegenwart des Metalles. „Dieß laͤßt
uns,“ sagt er, „annehmen, daß alles Kupferoxyd sich mit der
Essigsaͤure verbunden hat, welche durch die Brotgaͤhrung erzeugt
wurde, und daß das Deutero-Acetat des Kupfers sich gaͤnzlich im
Wasser aufgeloͤst hat.“
Diese Stelle scheint uns einen Irrthum zu enthalten, den wir nicht mit Stillschweigen
uͤbergehen zu duͤrfen glauben. Wenn man mit Hrn. Derheims annimmt, daß das Oxyd des schwefelsauren Kupfers sich mit der
Essigsaͤure verbindet, welche sich waͤhrend der Brotgaͤhrung
erzeugt, so kann man diese Ansicht, obschon sie nicht wahrscheinlich ist, allenfalls
noch zulassen: wenn man aber annimmt, daß das Kupfer-Deutero-Acetat,
welches durch die geringste Hize zersezt wird, durch die Einaͤscherung nicht
zersezt wird, so werden alle Chemiker diese Ansicht zuruͤkweisen. Wir glauben
auch, daß diese Pruͤfungsart zu mangelhaft ist, als daß wir bei derselben
laͤnger verweilen koͤnnten.
Wir glauben ferner, daß man Statt der Schwefelsaͤure, mit welcher Hr. Derheims den Ruͤkstand der Asche behandelt, mit
Vortheil Salpeter- oder Hydrochlor-Saͤure nehmen konnte, und es
ist uns sehr wahrscheinlich, daß, wenn man durch dieses Mittel keine Anzeige von der
Gegenwart des Kupfers erhielt, dieß daher ruͤhrt, daß es im Zustande der
Concentration angewendet wurde.
Die Resultate der Abhandlung des Hrn. Derheims, der
uͤbrigens keinen anderen Zwek hatte, als die Kupfersalze aufzusuchen,
scheinen uns nicht in aller Strenge genau. Um dem Wunsche des Ministers
Genuͤge zu leisten, glaubten wir einige Versuche mit Brot anstellen zu
muͤssen, welches schwefelsaures Kupfer und schwelsauren Zink
enthaͤlt.
Die Entdekung einer geringen Menge dieser Salze im Brote bietet, ohne daß man zur
Einaͤscherung seine Zuflucht nimmt, Schwierigkeiten und Hindernisse von mehr
als einer Art dar; unter diese gehoͤrt zuvoͤrderst die Eigenschaft des
Brotes eine große Menge Wassers zu verschlingen, und die Schwierigkeit, mit welcher
diese Fluͤssigkeiten durch die Zwischenraͤume des Papieres
durchlaufen. Wenn ferner, wie es sehr wahrscheinlich ist, ein großer Theil des
schwefelsauren Kupfers sich waͤhrend der Brotbereitung zersezt und in den
Zustand eines Oxydes zuruͤktritt, so wird die geringe Menge des lezteren, in
einer großen Menge Brotes vertheilt, nur schwer von den sauren Fluͤssigkeiten
angegriffen werden, welche man damit in Beruͤhrung bringt.
Diese Betrachtungen veranlagen uns also das Brot, welches wir zu untersuchen hatten,
vorlaͤufig zu troknen, zu puͤlvern und einzuaͤschern. Diese
Einaͤscherung, die bei dem Brote, welches schwefelsaures Kupfer enthielt,
viele Vortheile gewaͤhrte, war aber vielleicht nicht ohne Nachtheile bei dem
Brote, welches schwefelsauren Zink enthielt. Das Oxyd des lezteren konnte, bei der
Einaͤscherung, zum Theile sich wieder in metallischen Zustand herstellen, und
Zink bilden, welcher, im metallischen Zustande, sich verfluͤchtigt. Wir
hielten es daher fuͤr unerlaͤßlich, ein anderes Verfahren hier
einzuschlagen, und zwar folgendes.
Wir nahmen 125 Gramm von einem 500 Gramm schweren Brote, das ein Decigramm
schwefelsaures Kupfer enthielt; wir trokneten es, puͤlverten es und brachten
es in einen Platinnatiegel mit ungefaͤhr 100 Gramm reiner
Salpetersaͤure von 36°. Den auf Kohlen gestellten Tiegel erhizten wir
so lang, bis die Masse auf ein kleineres Volumen zuruͤkgebracht wurde, wobei
wir sorgfaͤltig Saͤure nachgossen, so wie dieselbe verdampfte. Der
Ruͤkstand, der aͤußerst schwarz war, wurde mit einer geringen Menge
schwacher Salpetersaͤure behandelt; die Fluͤssigkeit wurde
durchgesiehen und derselben Ammonium bis zum Ueberschusse beigesezt, um allen
phosphorsauren Kalk und alle phosphorsaure Bittererde abzuscheiden; dann neuerdings
filtrirt, wieder mit Salpetersaͤure gesaͤuert und endlich bis auf eine
geringe Masse verdampft. In diesem Zustande gab sie, mit Ammonium und mit
eisenblausaurem Kali im ersten Falle eine um so mehr gesaͤttigte blaue Farbe,
als mehr Kupfer zugegen war, und im zweiten Falle einen kastanienbraunen
Niederschlag.
Eben dieses Verfahren wurde auch bei dem mir schwefelsaurem Zink bereiteten Brote
angewendet, nur mit dem Unterschiede, daß die saure Fluͤssigkeit zuerst mit
einem Ueberschusse von kaustischem Kali behandelt wurde, um den phosphorsauren Kalk
und die phosphorsaure Bittererde, und das Eisenoxyd zu beseitigen. Nachdem diese
Salze durch Filtriren weggeschafft wurden, wurde sie mit Salpetersaͤure
leicht gesaͤuert, auf ein Drittel ihres Volumens abgedampft und mit neutralem
schwefelwasserstoffsaurem Kali gepruͤft, wodurch ein weißer Niederschlag aus
schwefelwasserstoffsaurem Zink entstand, und durch Ammonium und kaustischem Kali ein
weißer Niederschlag von Zinkoxyd, der in uͤberschuͤssigem Alkali
aufloͤsbar war.
Wenn man vorlaͤufig sicher waͤre, daß das Brot nur Kupfervitriol
enthielt, koͤnnte man dasselbe einaͤschern, ohne zu einem Zusaze von
Salpetersaͤure seine Zuflucht nehmen zu muͤssen, und dann die
Einaͤscherung so weit treiben, daß die Asche bis auf ein sehr kleines Volumen
zuruͤkgebracht wird, dieses mit Salpetersaͤure behandeln, und
uͤbrigens so, wie oben, verfahren. Wir haben aber bemerkt, daß es nothwendig ist, diese Asche in
einem Moͤrser aus Achat zu zerreiben, indem der Grad von Hize, welchem sie
ausgesezt ist, den Zusammenhang derselben vermehrt, und die Salpetersaͤure
schwerer auf dieselben einwirken laͤßt.
Mittelst dieser Verfahrungsweisen, welche, mit Ausnahme der verschiedenen Reagentien,
nach Belieben angewendet werden koͤnnen, haben wir in 500 Gramm Brot ein
Decigramm schwefelsaures Kupfer und ein Decigramm und ein halbes schwefelsauren Zink
entdekt. Wenn die Menge dieser Salze geringer ist, so sind die Erscheinungen weniger
bemerkbar; allein, es ist sehr wahrscheinlich, daß die Baͤker eine weit
groͤßere Menge davon nehmen; denn bei einer so geringen Menge fanden wir
nicht, daß der Teig besser aufgeht, was, wie es scheint, der Hauptzwek ist, den die
Baͤker dadurch zu erhalten suchen.
Da das ministerielle Schreiben wuͤnscht: „daß die Resultate unserer
Versuche in der Folge als deutliche und genaue Anweisung dienen koͤnnen,
welche die Akademie dann abfassen koͤnne,“ so glaubten wir in
unserem Beschlusse das von uns befolgte Verfahren wieder zusammenstellen zu
muͤssen.
Beschluß.
Wir sind der Meinung, daß, um zu erkennen, ob ein Brot Kupfer- oder
Zink-Vitriol (schwefelsaures Kupfer oder schwefelsauren Zink)
enthaͤlt, man bei folgendem Verfahren stehen bleiben kann.
Verfahren zur Entdekung des Kupfervitrioles im
Brote.
Man nimmt 125 Gramm des Brotes, welches man untersuchen will, pulvert es zu einem
groͤblichen Pulver und gibt es mit ungefaͤhr 100 Gramm
Salpetersaͤure von 36° in einen Platinnatiegel. Der Tiegel wird auf
Kohlen gestellt und so lang gehizt, bis die Masse auf ein kleines Volumen reducirt
ist, wobei man die Saͤure, so wie sie verdampft, wieder nachgießt. Man
behandelt nun den Ruͤkstand, welcher von ziemlich dunkler Farbe ist, mit
schwacher Salpetersaͤure, filtrirt die Fluͤssigkeit, und sezt Ammonium
im Ueberschusse zu, um die phosphorsaure Kalkerde und Bittererde und das Eisenoxyd
abzuscheiden. Man filtrirt neuerdings und saͤuert wieder mit etwas
Salpetersaͤure, worauf Alles bis auf ein sehr kleines Volumen abgedampft
wird. Wenn man dann in diesem Zustande diese ruͤckstaͤndige
Fluͤssigkeit mit Ammonium und eisenblausaurem Kali pruͤft, wird sie,
im ersten Falle, eine blaue Farbe geben, die desto gesaͤttigter ist, je mehr
schwefelsaures Kupfer genommen wurde, und, im zweiten Falle, einen kastanienbraunen
Niederschlag.
Verfahren zur Entdekung des Zinkvitrioles im
Brote.
Um das Daseyn des schwefelsauren Zinkes im Brote zu erkennen, aͤschert man das
Brot, wie bei dem vorigen Hersuche, mit Salpetersaͤure ein, und nachdem es
bis zu einer kleinen Masse zusammengebrannt wurde, behandelt man es mit schwacher
Salpetersaͤure, worauf man der filtrirten Fluͤssigkeit
uͤberschuͤssiges kaustisches Kali zusezt, das die phosphorsaure
Kalkerde, Talkerde und das Eisenoxyd niederschlagt. Nachdem man hierauf die
Fluͤssigkeit von diesem Niederschlage durch Filtriren abgeschieden hat,
saͤuert man sie etwas, und dampft sie bis auf ein Drittel ihres Umfanges ein.
Diese Fluͤssigkeit wird nun mit neutralem schwefelwasserstoffsaurem Kali
gepruͤft, welche einen weißen Niederschlag von schwefelwasserstoffsauren Zink
gibt, und mit Ammonium und Kali, welche einen weißen Niederschlag von Zinkoxyd
geben, der in einem Ueberschusse dieser Alkalien aufloͤsbar ist.Es ist offenbar, daß, wenn die Baͤker einen zwekmaͤßigen
Unterricht in ihrem Handwerke erhielten; wenn sie wuͤßten, daß
Kupfervitriol und Zinkvitriol Gifte sind, welche, in groͤßerer Menge
genossen, toͤdtlich werden, in den kleinsten Dosen aber Ekel und
Mangel an Eßlust erregen, sie gewiß ihre Kundschaften weder um das Leben,
noch weniger aber um ihren guten Appetit bringen wuͤrden, von welchem
der Ertrag ihres Gewerbes abhaͤngt. Es ist unglaublich, wie sehr die
Kunst des Brotbakens in gewissen Laͤndern selbst unter den
Baͤkermeistern noch zuruͤk ist: namentlich in England und
Frankreich, und noch unglaublicher ist es, wenn man es nicht mit eigenen
Augen gesehen, mit eigenem Gaumen geschmekt hat, wie sehr die Kunst des
Brotbakens auf dem Lande unter den Bauern zuruͤk ist. Wenn man
bedenkt, daß Brot die Hauptnahrung des Landmannes und seiner Familie ist;
und wenn man das schwere, saure, fast immer versaͤuerte, so
haͤufig noch dazu schlecht gebakene, derbe oder rindhohle Brot in den
Huͤtten der Bauern sieht; so wird man in dieser schlechten und
ungesunden Nahrung die Quelle einer Menge von Krankheiten unter dem
Landvolke finden, die sich leicht und sicher verhuͤten ließen, wenn
die Baͤuerinn aus ihrem guten Rokenmehle nur auch gutes Rokenbrot zu
baken wuͤßte. Wenn die Regierungen sehr wohlthaͤtig
fuͤr Verbreitung der Apotheken auf dem platten Lande sorgen, so
waͤre es noch weit mehr zu wuͤnschen, daß sie fuͤr
Verbreitung der Baͤkereien auf dem platten Lande nach dem
schoͤnen Plane des erfahrnen ehemaligen Baͤkermeisters zu
Wien, Hrn. Simon Frank sorgen moͤchten.
Erhaltung der Gesundheit ist weit wichtiger
als Wiederherstellung derselben, wenn sie durch Ursachen verloren ging, die
sich leicht, und selbst zum finanziellen Vortheile des Staates, entfernen
lassen.A. d. Ue.