Bestimmung des mathematischen Gesezes, nach welchem die elastische Kraft des Dampfes mit der Temperatur desselben zunimmt.
Von Hrn. Roche, Prof. an der Marine-Artillerie-Schule zu Toulon.
LXIX.Bestimmung des mathematischen Gesezes, nach
welchem die elastische Kraft des Dampfes mit der Temperatur desselben zunimmt. Von Hrn.
Roche, Prof. an der
Marine-Artillerie-Schule zu Toulon.Aus dem Recueil industriel. Maͤrz 1829. S.
285.Roche's Bestimmung des mathematischen Gesezes etc.Man hat bereits anerkannt: 1) daß eine geringe Vermehrung der Temperatur die
elastische Kraft des Dampfes um vieles vermehrt; 2) daß diese Kraft beinahe in
geometrischem Verhaͤltnisse mit jeder Vermehrung um 30° F., 13
1/3° R., oder 16 2/3° hundertgr. Therm. zunimmt, und daß sie sich, vom
Siedepunkte des lezteren aus, fuͤr die auf einander folgenden Vermehrungen
von 16 2/3° verdoppelt.Indessen haben die Versuche der englischen und franzoͤsischen Physiker
gezeigt, daß die Spannung der Daͤmpfe sich bedeutend von diesem Geseze
entfernt, wenn die Temperatur sehr hoch ist, und man hat als Ausdruk der elastischen
Kraft verschiedene, mehr oder minder genaue, empirische Formeln vorgeschlagen. Die
des Hrn. de Laplace in Biot's
Physik ist folgende:F = 760m
× 10 ai + bi²
+ ci³ + etc.wo F die elastische Form in
Millimetern ausdruͤkt. 760m ist die Hoͤhe der Queksilbersaͤule,
die mit dem Druke der Atmosphaͤre im Gleichgewichte ist, und abc sind die bestaͤndigen Coefficienten,
die Herr Laplace durch Erfahrung zu bestimmen suchte. Er
fand a = 0,154547, b =
0,00625826 etc. Eine solche Formel ist, wie man sieht, sehr zusammengesezt, und,
wenn man sie auf hoͤhere Temperaturen anwenden will, so muͤßte man
Glieder auf i³, i⁴ etc. anwenden, wo i den Ueberschuß der
Temperatur uͤber 100° ausdruͤkt. Man koͤnnte aber eine
einfachere Formel finden, indem die elastische Kraft des Dampfes fuͤr jedes
Element der Temperatur um eine Groͤße zunimmt, die in zusammengeseztem
Verhaͤltnisse der bestehenden elastischen Kraft und der Zunahme der ausdehnenden Waͤrme (wie ich sie nennen will)
steht, und proportional mit dem Produkte der Temperatur und der Dichtigkeit ist,
welche sie dem Dampfe geben wuͤrde, oder dem Quotienten dieser Temperatur
durch das Volumen, welches sie dem Dampfe nach dem Geseze der Ausdehnung von Gay Lussac geben wuͤrde. Man, sieht, demnach, daß
das wahre Gesez folgendes ist:Die elastische Kraft waͤchst im geometrischen
Verhaͤltnisse, waͤhrend die ausdehnende Hize in fortschreitendem
arithmetischen Verhaͤltnisse zunimmt;und da diese ausdehnende Hize, wenn man den Ueberschuß der
Temperatur uͤber 100° = x sezt,
proportional mit
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
oder
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
ist (indem 0, 03/8 der Coefficient der Ausdehnung oder der
Zunahme des Volumens fuͤr jeden Grad) und da
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
so kann man die Zunahmen als proportional mit dem Quotienten
x/(11 + 0,03x)
betrachten, und die elastische Kraft wird dann durch folgende Formel
ausgedruͤkt:
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
wo n ein bestaͤndiger
Coefficient, und 760m der Druk der
Atmosphaͤre. Diese Formel wird, mit Logarithmen,
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
Wenn man F aus der Erfahrung kennt, und obige Gleichung
auf n bringt, so erhaͤlt man
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
Wenn man nun die Werthe von n, den logarithmischen Modulus der elastischen Kraft des Dampfes, nach der Tafel
der elastischen Kraͤfte des Institutes berechnet, die sich in Pouillet's Physik befindet, so erhaͤlt man als
mittleren Werth von n = 0,17, da die uͤbrigen
Werthe nur wenig abweichen, und die Formel wird
[Textabbildung Bd. 32, S. 330]
In einer Abhandlung, die ich dem Institute im Februar 1828 uͤberreichte, habe
ich gezeigt, wie man den Modulus der Daͤmpfe anderer Fluͤssigkeiten
finden, und darnach ihre Dichtigkeit berechnen kann, und ich habe gefunden, daß das
Maximum der elastischen Kraft des Wassers bei einer Temperatur von ungefaͤhr
770° Statt hat, wo die Dichtigkeit desselben beinahe gleich ist der mit ihm
in Beruͤhrung stehenden Fluͤssigkeit, und der Druk bis auf 4000
Atmosphaͤren erhoͤht ist.