Titel: | Neue Einrichtung und Verbindung von Metallblöken zur Verfertigung von Kastenwerken, Brükenpfeilern, Kayen, Uferbauten, Leuchtthürmen, Grundfesten, Wällen, und überhaupt zu solchen Gebäuden, zu welchen Metallblöke sich verwenden lassen, und worauf Edw. Barnard Deeble, Baumeister in St. James Street, Westminster, sich am 12. Julius 1827 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XLIII., S. 234 |
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XLIII.
Neue Einrichtung und Verbindung von
Metallbloͤken zur Verfertigung von Kastenwerken, Bruͤkenpfeilern, Kayen,
Uferbauten, Leuchtthuͤrmen, Grundfesten, Waͤllen, und uͤberhaupt zu
solchen Gebaͤuden, zu welchen Metallbloͤke sich verwenden lassen, und
worauf Edw. Barnard Deeble,
Baumeister in St. James Street, Westminster, sich am 12. Julius 1827 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Jaͤner 1829. S.
203.
Mit AbbildungenWir haben von diesen hohlen Gußeisenbloͤken als Baumaterial im Polyt. Journ. Bd.
XXVIII. S. 283 u. XXX. S. 228.
bereits Nachricht gegeben, und einiges pro und contra angefuͤhrt. Die Journale, aus welchen
wir diese Notizen entlehnten, enthielten aber bloß Bruchstuͤke, und das
London Journal bringt erst jezt einen
vollstaͤndigen Auszug aus dem Patente selbst mit den dazu
gehoͤrigen Abbildungen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß nicht bloß der
Rost, sondern die in Laͤnge der Zeit unvermeidliche Verwandlung des
Eisens in Graphit, ein wichtiger Einwurf gegen die Anwendung dieser Kasten aus
Gußeisen ist. Indessen kann es doch mehrere Faͤlle geben, wo sie
zwekmaͤßiger und wohlfeiler seyn koͤnnen, als jedes andere
Baumaterial, und es darf wohl auch die Frage gestellt werden: „ob in
Laͤndern, in welchen Mangel an Brenn-Material und Mangel an
Steinen ist, wie in vielen Gegenden Ungerns gegenwaͤrtig ist, und
einst gewiß noch in vielen anderen Laͤndern Europens seyn wird,
aͤhnliche Kasten aus Gußeisen, mit Lehmen oder Sand gefuͤllt,
nicht als vortheilhafteres Bau-Material zu Gebaͤuden
benuͤzt werden koͤnnten, als die Foͤrste
verwuͤstenden Ziegel, und die an der Sonne getrokneten Ziegel zum
sogenannten Pisé-Baue. Wenn die alten und die heutigen
Indianer mit schlecht gebrannten hohlen Toͤpfen bauen, die sie auf
die Kante stellen, so koͤnnten auch wir mit hohlen eisernen
Buͤchsen bauen. Fuͤr jeden Fall koͤnnen Zimmer-
und Baumeister aus diesen Figuren Material sparen, und doch vollkommene
Festigkeit gewaͤhren lernen; heute zu Tage ist aber gerade das
Gegentheil Sitte. A. d. U.
auf Tab. VI.
Deeble's neue Einrichtung und Verbindung von
Metallbloͤken.
Die vielen Faͤlle von Einbruͤchen, welche die See jaͤhrlich in
den Kuͤsten Englands und anderer Laͤnder macht, veranlaßten den
Patent-Traͤger auf einen Uferbau zu denken, der die maͤchtigen
Vortheile einer weit groͤßeren Schnelligkeit im Baue vor jedem Wasserbaue mit
Bausteinen voraus haben, und viel wohlfeiler, und eben so fest oder noch fester seyn
soll, als die gewoͤhnliche Art des Wasserbaues.
Das neue Baumaterial und die neue Bauart des Patent-Traͤgers besteht in
Kasten aus Gußeisen, die reihenweise nach Erforderung der Umstaͤnde
eingesenkt werden. Diese Kasten werden durch Schwalbenschweif-Gefuͤge
in einander gefuͤgt, und, da sie hohl sind, nachdem sie in gehoͤriger
Lage angebracht wurden, mit Steinen oder anderen Materialien gefuͤllt, so daß sie dann eine
dichte und große Masse bilden.
Tafel VI. zeigt verschiedene Formen dieser Kasten, die
so zu sagen, fuͤr alle moͤgliche Lagen und Umstaͤnde berechnet
sind. Fig. 1.
zeigt die einfachste Form: eine laͤngliche Kiste mit
Schwalbenschweif-Gefuͤge. Diese Form laͤßt sich uͤberall
anwenden, wo in gerader Linie gebaut wird, entweder beim Eindaͤmmen der See,
oder beim Landbaue zu Grundfesten großer Gebaͤude, Unterlagen u. dergl. unter
der Erde. Diese Form erlaubt bei ihrer Anwendung nur wenige Abaͤnderungen; in
Bezug auf Staͤrke und Schwere aber kann die Dike der Waͤnde nach
Bedarf verstaͤrkt werden.
Fig. 2. ist,
wie es scheint, die allgemeinste Form, die ausgedacht werden kann, um fuͤr
die meisten Faͤlle zu passen. Sie laͤßt sich in's Unendliche
vervielfaͤltigen, und bleibt doch immer in sich vollkommen, so daß die Form
der Seiten nicht veraͤndert werden darf, wenn man irgend ein Werk mittelst
derselben vollenden will.
Fig. 3. ist
die Radial-Form, die zu einer wellenfoͤrmigen Linie an einer Kiste
gebraucht werden kann, wo große Staͤrke nothwendig ist. Der punktirte
Vorsprung a ist ein halber Schwalbenschweif, der zur
Verbindung mit einem Kreuzgefuͤge nothwendig ist. Ein solcher
Radial-Kasten dient, wenn es noͤthig ist eine andere
wellenfoͤrmige Linie mit der vorigen zu verbinden, als Bogen und
Gegenbogen.
Fig. 4. ist
ein Radial-Kasten mit besonderen Schwalbenschweifen, um die Hauptlinie mit
einem Walle zu verbinden, wie in Fig. 12. Auf diese Weise
kann diese Verbindung unter jedem Winkel geschehen, je nachdem man demselben eine
andere Lage gibt.
Fig. 5. kann
so abgeaͤndert werden, daß man entweder ein gleichseitiges oder ein
gleichschenkeliges Dreiek erhaͤlt. Dieser Kasten ist außerordentlich stark
und einfach. Eine Idee von der Wichtigkeit dieser Form kann man sich aus Fig. 15.
machen, wo sie wiederholt vorkommt.
Fig. 6.
besteht aus zwei rechtwinkeligen Dreieken. Man bildet auf diese Weise Vertiefungen
und Vorspruͤnge, wodurch, wie man in Fig. 16. sieht, wieder
ein Schwalbenschweif-Gefuͤge entsteht.
Fig. 7. ist
das Sechsek. Es verbindet sich eben so durch Vertiefungen und Vorspruͤnge
(Kehlen und Zungen), gibt aber keinen vollkommenen oder sicheren Bau, bis nicht drei
oder mehrere derselben unter einander verbunden sind, wie in Fig. 17; dann
erhaͤlt es aber eine erstaunliche Staͤrke, und dient als Grundfeste
fuͤr Leuchtthuͤrme, Festungswerke, Waarenhaͤuser, und
uͤberhaupt fuͤr groͤßere Gebaͤude, die man in
Sand- oder Marsch-Land oder an Ufern von Fluͤssen
auffuͤhren muß.
Fig. 8. ist
der tragbare Schwalbenschweif, den man dort braucht, wo zwei Kasten mit ihren
Schwalbenschweif-Kehlen an einander stoßen, was in dem Inneren großer
Gebaͤude sich haͤufig ereignen kann.
Fig. 9. ist
die halbkreisfoͤrmige Form, die sich an den aͤußeren
Schwalbenschweifen der Universalform, Fig. 2., anbringen
laͤßt, wie man in Fig. 19. sieht.
Fig. 10. ist
eine Verbindung von Fig. 1 u. 2. Sie zeigt die Anwendung des laͤnglichen Kastens, Fig. 1., zu
Kreuzverbindungen, wo eine groͤßere Metall-Masse reine Verschwendung
seyn wuͤrde.
Fig. 11. ist
eine Wiederholung der allgemeinen Form. Man sieht an derselben einen Beweis
fuͤr die allgemeine Anwendbarkeit derselben, und erhaͤlt eine Idee von
der Staͤrke, die sie den mit ihr verbundenen aͤhnlichen Kasten
mittheilt, und durch dieselben zugleich wieder zuruͤk erhaͤlt.
Fig. 12.
zeigt einen Theil eines Walles (Spornes, Bastey) und die Verbindung desselben mit
der Hauptlinie.
Fig. 13. ist
die Wellenlinie mit einer angebrachten Kreuzverbindung bei a. Wenn eine andere Wellenlinie damit verbunden, und ein Bogen vor dem
anderen vorgesprengt wird, so laͤßt sich dadurch eine große Festigkeit
erhalten.
Fig. 14.
zeigt den tragbaren Schwalbenschweif, Fig. 8, in Verbindung mit
zwei laͤnglichen Kasten, Fig. 1.
Fig. 15.
zeigt die Verbindung zweier dreiekigen Kasten. Der Schwalbenschweif ist an dem
Scheitelwinkel, und zeigt, daß jede andere Form daselbst noch angebracht werden
kann. Wenn aber der Schwalbenschweif der See zugekehrt ist, muß er schief gegen die
Kasten, die er schuͤzt, abgedacht seyn, so daß er stumpfe Winkel darbietet,
die durch punktirte Linien, a und b, angedeutet sind.
Fig. 16.
wiederholt die Fig.
6. in ihrer Verbindung, und taugt fuͤr jedes Werk, das sehr stark
seyn soll. Wenn außen Schwalbenschweife angebracht werden, so laͤßt diese
Form auch eine groͤßere Breite im Baue zu. Diese Form wird vorzuͤglich
dort hoͤchst nuͤzlich, wo ein kleines Werk einen außerordentlichen
Druk aushalten soll, indem jeder Theil des Inneren dieser Bauart gleiche
Staͤrke bei dieser Einrichtung erhaͤlt.
Fig. 17. ist
die sechsekige Form von außen in Verbindung gebracht. Kehle und Zunge in den
Zwischenwinkeln bei a kann hier auch wegbleiben. Diese
Form kann beim Uferbaue an den Seekuͤsten von großem Nuzen seyn.
Fig. 18. ist
eine Form fuͤr leichtere Baue, kann auf allen Seiten ziemlich leicht gegossen
werden, und wird dessen ungeachtet sehr stark seyn.
Fig. 19.
zeigt die halbkreisfoͤrmige Form (Fig. 9.) Sie dient sowohl
zur Verstaͤrkung als zur Verschoͤnerung.
Fig. 20.
zeigt den Durchschnitt einer Batterie an der See, oder eines abgedachten Uferbaues:
der Winkel kann hier nach Umstaͤnden abgeaͤndert werden. Da die Kasten
hier eine groͤßere Laͤnge haben, so koͤnnen sie mit zwei
Schwalbenschweifen versehen werden, wie bei a und b. Alle Batterie-Kasten sind hier mit der Mauer
in Einer geraden Linie verbunden, mit Ausnahme des obersten Kastens c, der einen Theil der Mauer bildet, und uͤber
die oberen Kasten hervorragt, und sie dadurch um so fester zusammen
haͤltDer Uebersezer erlaubt sich hier die Bemerkung, daß diese Batterie wohl gut
seyn mag, wenn man aus derselben schießt, nicht
aber wenn man auf dieselbe schießt; denn Gußeisen
zerstaͤubt wie Glas unter einer Kanone. Wenn Hr. Deeble seine Kasten fuͤr Batterien aus
gewalztem Eisen verfertigen, und mit Baumwolle oder Werg, statt mir Steinen
oder Sand fuͤllen laͤßt, dann mag sie auch passiv als Batterie dienen koͤnnen. A. d.
U..
Fig. 21.
zeigt drei verschiedene Arten, nach welchen die Seiten dieser Kasten offen, oder
wenigstens leichter verfertigt werden koͤnnen, sowohl in Hinsicht auf Metall,
als auf Kosten.
Fig. 22.
stellt eine Art von Verbindung dar, durch welche mittelst diagonaler Streber, die
Staͤrke auf eine unendliche Weise vermehrt werden kann. Sie ist hier nur im
leichteren Baue gezeigt, als innerer Bau von Bruͤkenpfeilern und
Waͤllen gegen die See.
Fig. 23. ist
dieselbe Bauart, nur in weit groͤßerem Maßstabe der Schlußkasten a ist weniger lang gestrekt und besizt desto
groͤßere Staͤrke.
Fig. 24.
zeigt eine andere Art, Kreuzverbindungen anzubringen. Der Central-Kasten
zwischen den beiden Diagonal-Strebern kann von der Universal-Form,
Fig. 2,
etwas abweichen, und zu beiden Seiten Schwalbenschweif-Kehlen fuͤhren,
dafuͤr aber eine Zunge an jeder aͤußeren Eke haben. Die schief
zulaufenden Kasten d und e
werden sich zu jeder Seite des Central-Kastens anschließen.
Der Patent-Traͤger sagt, daß er sich vorzuͤglich auf
Kuͤstenbau und Wasserbau uͤberhaupt beschraͤnkt, indem er
gefunden hat, daß seine Methode hier oͤfters gelang, wenn jede andere
vergebens versucht wurde; daß indessen diese Bauart auch zu verschiedenen anderen
Bauen, sowohl in Hinsicht auf Schnelligkeit in der Auffuͤhrung als auf
Stoͤrke, verwendet werden kann. Er findet Gußeisenfasten sicherer und
wohlfeiler als SteinLezteres ist fuͤr England richtig, und mag auch fuͤr Preußen
gelten, dessen Eisengußwerke sich so sehr gehoben haben: nur die Dauer ist
zweifelhaft. A. d. U..
Die Verbindung dieser Kasten mittelst des sogenannten Schwalbenschweifes, oder
richtiger Taubenschweifes (dovetail) ist, mathematisch betrachtet, von solcher Staͤrke, daß
man sie beinahe fuͤr vollkommen erklaͤren kann. Da sie aus Gußeisen
sind, so kann man sie so
schwer machen, als die Umstaͤnde es erfordern, ohne daß man in Form und
Verbindung einer Abaͤnderung bedarf. Die Verbindung selbst ist allgemein, in
jeder Richtung anwendbar, schief, horizontal und senkrecht. An Kosten, gegen Stein,
kommen sie, die Wandelbarkeit der Preise in Anschlag genommen, „(in
England)“ im Durchschnitte um Ein Drittel wohlfeiler, als Stein. An
Zeit erspart man hingegen im Baue, was weit wichtiger ist, volle vier Fuͤnftel.
Die Formen dieser Kasten lassen sich in's Unendliche vervielfaͤltigen, und
ihre Staͤrke wird in den meisten Faͤllen die Staͤrke eines
Schlußsteines seyn, ohne daß sie so vielen Zufaͤlligkeiten ausgesezt
waͤren, wie dieser.
Der Bau eines solchen Kastens uͤberlaßt dem Techniker, sowohl in Hinsicht auf
Material als auf Form, ein weites Feld: er kann denselben so stark wie Stein, und
noch weit staͤrker machen. Als metallner, gewoͤhnlich oben und unten
hohler, Kasten kann man die Waͤnde von einem halben Zoll bis auf Einen Zoll
und daruͤber verdiken, je nachdem man nach Umstaͤnden mehr oder
weniger Staͤrke nothwendig hat. Bei gewoͤhnlichem Werftenbaue und bei
Canal-Ufern braucht die Wasserseite nur drei Viertel Zoll dik zu seyn: wo
allenfalls ein staͤrkerer Druk der See Statt hat, etwas mehr. Die anderen
Seiten koͤnnen duͤnner seyn. Der innere hohle Raum wird mit
fluͤssigem Kalke und kleinem Steingeroͤlle, oder mit anderem
tauglichen, an Ort und Stelle vorkommenden, Materiale ausgefuͤllt, so daß
eine feste Masse gebildet wird, die das Metall-Gehaͤuse
einschließt.
Die Kasten, welche die unterste Lage bilden, muͤssen mit einem Boden versehen
seyn. Der Patent-Traͤger schlaͤgt vor, diese Kasten sieben Fuß
lang, drei Fuß hoch, und zwei bis fuͤnf Fuß breit zu machen, je nachdem das
Werk seiner Anlage und Staͤrke nach diese oder jene Breite fordert.
Wenn bloß eine einzelne Mauer an einem einfachen Werke nothwendig ist, so ist nur an
jedem Ende des Kastens eine Schwalbenschweif-Verbindung nothwendig; soll aber
eine dreifache Mauer aufgefuͤhrt werden, und diese Eine Masse bilden, so wird
jeder Kasten, obschon nur 5 Schwalbenschweif-Gefuͤge vorhanden sind,
von 6 anderen verstaͤrkt werden, und eben so vielen seine Staͤrke
mittheilen. Wenn fuͤnfzig und mehr solche Kasten-Reihen der Breite
nach nothwendig waͤren, so bleibt, dessen ungeachtet, die Form der Kasten
immer dieselbe.
Wenn man mehrere Lagen von Kasten auf einander aufsezen muß, so muͤssen, was
kaum erinnert werden darf, die horizontalen Gefuͤge (wie man sagt) gebrochen
werden, was dadurch geschieht, daß man die Reihen abwechselnd mit einem halben
Kasten anfaͤngt. Auf diese Weise bilden dann alle Reihen zusammen eine dicht
geschlossene Masse,
indem so jede Reihe mit der zunaͤchst daruͤber und darunter
befindlichen verbunden wird.
Der Patent-Traͤger theilte dem Herausgeber des London Journal noch folgende Bemerkungen uͤber seine Bauart
mit.
„Was die Kosten dieser Metall-Kasten betrifft, so laͤßt sich
hieruͤber nichts mit Bestimmtheit angeben, da die Preise des Gußeisens
sehr schwanken, und die Ortsverhaͤltnisse selbst die Preise des Eisens
sowohl als der Steine sehr verschieden stellen. Ich kann, nach Rechnungen, die
ich in Haͤnden habe, nur so viel versichern, daß die Ersparung bei
Anwendung dieser Gußeisen-Kasten in einigen Faͤllen 20 p. C., in
anderen 30, in anderen selbst 50 p. C. und daruͤber
betraͤgt.“
„Der große Gewinn, den man bei Wasserbau jedes Mal macht, wenn man Zeit
erspart, ist offenbar von noch hoͤherer Wichtigkeit. So wie man
gegenwaͤrtig am Wasser baut, geht oͤfters der schoͤnste
Bau, der beinahe schon fertig ist, augenbliklich durch neue ploͤzliche
Einbruͤche des Elementes, das man gewaͤltigen will, zu Grunde,
weil man um einige Tage zu spaͤt fertig wurde, die Steine nicht bei der
Hand hatte, der Bau zu langsam vorwaͤrts schritt, etc. Je mehr man daher
das Fortschreiten solcher Unternehmungen beschleunigen kann, desto sicherer ist
man auch des Erfolges derselben.“
„Ich habe gesagt, daß man bei meinem Baue ungefaͤhr 4/5 an Zeit
erspart, und ich glaube ich habe zu wenig gesagt. Ein Baumeister zu London, der
viele Erfahrung im Wasserbaue besizt, versicherte mich, daß das Zuhauen der
Granitbloͤke, wie man sie an der neuen Londoner Bruͤke braucht, so
langsam hergeht, daß man beim Wasserbaue an einer Kuͤste, die den
Stuͤrmen haͤufig ausgesezt ist, sich derselben nimmermehr bedienen
kann, und ein großer Guͤterbesizer in Schottland, welcher der See bereits
viele Morgen Landes abgewoͤnnen hat, sagte mir, daß er, obschon er den
schoͤnsten Granit auf seinen Guͤtern besizt, und zwar in der
Naͤhe der Kuͤste, wo er ihn am besten brauchen konnte, meine
Bauart der seinigen vorzieht, und fortan nicht mehr mit Granit bauen
wird“Gerade diese Wohlfeilheit und der Gewinn an Zeit wird ein großes Hinderniß
bei Einfuͤhrung dieser Bauart seyn; denn, so viel wir aus Erfahrung
wissen, ist gerade dieser Zeit- und Geldgewinn dasjenige, was gewisse
Aemter und gewisse Leute in gewissen Laͤndern am meisten scheuen.
Vergebens versuchte der unsterbliche Mederer von
Wuthwehr die Pluͤnderungen der Feldapotheken-Regie
aus den, Militaͤr-Spitaͤlern zu verbannen, und bewies
an mehr als 20,000 Kranken, deren aͤrztliche Behandlung seiner
Oberleitung anvertraut war, daß in großen Spitaͤlern drei Pfennige
des Tages an Arzeneien fuͤr jeden Kranken hinreichen. Obschon in seinen Feld-Spitaͤlern bei dieser
hoͤchst einfachen Behandlung mitten unter den Drangsalen des Krieges
weit weniger Kranke starben, als in den mit allen Bequemlichkeiten versehenen
Civil-Spitaͤlern der Hauptstadt, so gelang es ihm doch nicht,
der Hydra des Charlatanismus und Buͤreaukratismus alle ihre
Koͤpfe abzuschlagen, und der edle Greis hatte bis an sein Grab mit
Charlatanen und mit Schreibern zu kaͤmpfen, die sich in die Beute
theilten, die sie an dem großen Beutel, genannt Aerarium, zu machen sich
nicht entbloͤdeten. Vergebens lehrte der unsterbliche Baron v. Born, wie Bergbau getrieben werden soll; selbst
der edle Graf v. Wrbna konnte dieser Lehre nicht
Eingang verschaffen. Vergebens kaͤmpfte der vortreffliche Lenoble von Edlersberg
mehr denn 40 Jahre lang gegen den Schlendrian des Salinen-Wesens; es
ist, einige kleine Verbesserungen abgerechnet, noch das alte Chaos, das die
Goͤtter der Finsterniß beherrschen. Wahrlich einer der achtbarsten
Lehrer der Wiener-Universitaͤt unter Joseph II. und am Ende
des vorigen Jahrhundertes, der Hr. Professor der Chirurgie v. Leber, hatte sehr Recht. wenn er das bekannte
„mundus vult
decipi“ mit den Worten uͤbersezte: „große Herren wollen bedient seyn.“
Wenn heute ein Arzt zeigte, wie Kranke in Spitaͤlern mit drei
Pfennigen taͤglich fuͤr Arzeneien so geheilt werden
koͤnnen, daß hoͤchstens Einer von dreißig stirbt; man wird
sein Verfahren mißbilligen, und dasjenige loben, nach welchem ein Kranker
taͤglich 24 Xr. fuͤr Arzeneien braucht, und von 10 bis 12
Kranken Einer stirbt. Wenn heute ein Halurge zeigte, wie der Staat am Salze
sechs Mal so viel gewinnen kann, als er gegenwaͤrtig gewinnt; man
wird ihn in's Tollhaus sperren. Wenn ein anderer zeigte, wie 4/5 von den
gegenwaͤrtigen Schreibern uͤberfluͤssig sind; wie der
Staat zwei Drittel seiner Ausgaben ersparen kann; man wird ihn zu dem
Halurgen verweisen. „Mundus vult
decipi.“
„Es wuͤrden wenige Leute in die Kirche gehen,“
sagte der fromme alte v. Leber, „wenn
die Messen umsonst gelesen werden muͤßten, und wenige
wuͤrden sogar in die Komoͤdie gehen, wenn sie nicht
dafuͤr zahlen muͤßten, daß sie lachen
duͤrfen.“ A. d. U..
„Die Leichtigkeit, mit welcher diese Gußeisen-Kasten eingesenkt und
befestigt werden koͤnnen, wurde von allen eingestanden, die die Modelle
gesehen haben, sowohl von Baumeistern als von Baulustige.
„Ein Baumeister, dem ich sehr viel verdanke, versicherte mich, daß er,
unter gewissen Umstaͤnden, waͤhrend Einer Ebbe hundert Yards (300
Fuß) mit meinen Metall-Kasten an der See ausdaͤmmen zu
koͤnnen glaubte; daß man den Kuͤstenbau in den neueren Zeiten viel
zu sehr vernachlaͤssigte, weil man durch ungluͤkliche Versuche,
die nochwendig mißlingen mußten, sich abschreken ließ; daß bei den Verheerungen,
die die See jaͤhrlich an den Ufern verursacht, alles, was den Wasserbau
zu beschleunigen vermag, die hoͤchste Aufmerksamkeit verdient, indem die
herrlichsten Unternehmungen, die Kuͤsten gegen die Einbruͤche der
See zu schuͤzen, oͤfters nur deßwegen mißlangen, weil sie nicht
schnell genug ausgefuͤhrt werden konnten, und so in Einem Sturme alles zu
Grunde gerichtet wurde, was seit Monaten gebaut ward, weil es in Monaten noch
nicht fertig werden konnte. Auf diese Weise dauerten nicht bloß die Verheerungen
der See fort, sondern es ging mit dem Lande zugleich auch das Geld verloren, das
man zur Rettung desselben verwendet hat. Er meint, daß durch diese Kasten dem
Meere viele Tausend Morgen Landes abgewonnen, und die Einwohner unserer Insel,
die jezt aus Hunger auswandern muͤssen, dem Staate erhalten werden
koͤnnten.“
„In vielen unserer Colonien muß Wasserbau unterhalten werden, und es fehlt an Steinen. Der
Transport solcher Gußeisen-Kasten auf Schiffen ist moͤglich,
waͤhrend Steine nicht auf denselben dahin verfahren werden
koͤnnen“Um den Leser uͤber die Ausdehnung und Zusammenziehung des Gußeisens
bei Wechsel der Temperatur zu beruhigen, bemerkt Hr. Deeble am Ende, daß die Ausdehnung eines Gußeisen-Kastens
von 7 Fuß Laͤnge vom Frierpunkte bis zum Siedepunkte nur 1/30 Zoll
betraͤgt. A. d. U..