Titel: | Hochofen zur Anthracit-Heizung. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. VI., S. 64 |
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VI.
Hochofen zur AnthracitAnthracit, auch Kohlenblende (Blonde charbonneuse, Houillite,
Anthracolite) ist ein Mineral, das dem aͤußeren Ansehen nach,
der Steinkohle sehr aͤhnlich, zerreiblich und dunkel schwarz ist, und auf
lichteren Koͤrpern, die damit gerieben werden, einen fest anklebenden
schwarzen Strich zuruͤklaͤßt. Er findet sich in mehreren Gegenden
Frankreichs. A. d. O.-Heizung.
Aus dem Recueil Industriel. Januar
1829.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Hochofen zur Anthracit-Heizung.
Frankreich (und noch weit mehr Deutschland) erzeugt nichts weniger als seinen Bedarf
an Gußeisen, wie Hr. Heron de Villefosse erwiesen hat;
wir brauchen noch mehr Hochoͤfen, und diese brauchen wohlfeileres
Brenn-Material. In dieser Absicht theilen wir den Hochofen mit, den Hr.
Joshua Malin zur Heizung mit Anthracit in
Nord-Amerika erbaut. Vor ihm hat Niemand, wenigstens in Nord-Amerika,
Anthracit zur Heizung der Hochoͤfen verwendet. Hr. Malin versichert, daß diese Art von Steinkohle, wenn sie gehoͤrig
angewendet wird, eine groͤßere Hize gibt, und die Erze schneller in Fluß
bringt, als jede andere Art von Steinkohle.
Der Schornstein muß innenwendig oval oder vielmehr rund seyn, damit sich kein
Anthracit in den Eken anzulegen vermag; denn dadurch wuͤrden die Erze
langsamer schmelzen, indem sie durch Beruͤhrung mit dem Anthracit
erkalten.
Die Luft muß in diese Oefen unter einem Druke von wenigstens 2 1/2 Pf. auf eine
Kreisflaͤche von Einem Zoll im Durchmesser geblasen werden, und die Menge
derselben muß, im Minimum, in Einer Minute 7 Kubikfuß auf eine Kreisflaͤche
von Einem Kubikzoll im Durchmesser betragen. Da man die Flaͤche des Ofens auf
der Hoͤhe des Geblaͤses 20 Zoll im Durchmesser hat, so sind in Einer
Minute wenigstens 2800 Kubikfuß erforderlich.
Hr. Malin raͤth denjenigen, die die ovale Form der
runden vorziehen wuͤrden, die Roͤhren des Geblaͤses an den
beiden Enden der großen Achse des Ovales anzubringen; denn er bemerkt:
„daß der Ofen, in welchem er viele Versuche anstellte, auf der
Hoͤhe des Geblaͤses nur 11 Zoll im Durchmesser hatte; daß er, als
er denselben auf 14 Zoll erweiterte, sich uͤberzeugte, daß es
unmoͤglich war mit der Menge Luft, die er bisher anwendete, zu arbeiten;
denn das Metall und die Schlaken erkuͤhlten sich so sehr, daß sie an der
Roͤhre des Geblaͤses eine Art von Roͤhre bildeten.
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 5. stellt
den Ofen im Grundrisse, Fig. 6. im Durchschnitte
und Aufrisse dar.
A, ist der sogenannte Tiegel des Ofens, dessen Boden der
Stein, C, bildet, der auf einem Sandlager, C, ruht.
B, Bauch des Ofens; ein Theil der Hoͤhlung
(Kufe), in welchem das Erz geschmolzen wird.
D, Stein, auf welchen die Schlaken ausfließen. Er wird
durch eine Ziegelmauer, auf welcher eine Gußeisenplatte ruht, von außen
gestuͤzt.
E, E, Roͤhren, welche mit dem Geblaͤse in
Verbindung stehen.
F, F, Waͤnde des Ofens, welche aus feuerfesten
Ziegeln gebaut sind.
G, G, leerer Raum, der mit Staub aus gestoßenen Ziegeln
oder Ofensteinen ausgefuͤllt ist, um die Hize zu concentriren und den
Waͤnden zu erlauben sich auszudehnen, ohne daß das Mauerwerk dadurch
litte.
H, Tafel aus Gußeisen, die den Schlußstein, der den
Eingang des Tiegels schließt (la dame),
traͤgt.
I, I, Schwellen aus Gußeisen, die den oberen Theil der
Windloͤcher stuͤzen.
K, K, Windloͤcher, durch welche die
Roͤhren ziehen.
L, Stichloch, durch welches das geschmolzene Metall
ausfließt.
M, eine andere Weitung vor dem Stichloche (la tympe).
N, Stein oder Masse aus Gußeisen (la dame), die den Eingang zum Tiegel schließt.
O, O, Mauerwerk.
Diese Beschreibung, so unvollkommen sie auch ist, mag hinreichen, um die Unterschiede
zwischen den Oefen, die mit Anthracit, und jenen die mit Kohks oder Holzkohlen
geheizt werden, darzustellen.
Hr. Malin hat uns gelehrt, ein Mineral als Brennmittel zu
gebrauchen, das man bisher fuͤr unverbrennlich und fuͤr unbrauchbar
hielt.