Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. CIIXCIII., S. 394 |
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CIIXCIII.
Miszellen.
Miszellen.
Hrn. Dobrée's Filzbeschlag des Keiles der Schiffe.
Das Journal, Le Breton, (17. Mai 1827) und aus diesem der
Bullet. d. Scienc. technologiques, Septbr. 1828, S.
218, gibt Nachricht von dem trefflichen Erfolge, den der Filzbeschlag am Kiele der
Schiffe zur Sicherung desselben gegen die Verheerungen der Bohrwuͤrmer
gewaͤhrt. Nachdem man sich in England schon seit laͤngerer Zeit dieser
Bekleidung des Kieles der Schiffe bei Kriegs- und Kauffahrdeischiffen
bedient, hat endlich die franzoͤsische Regierung auch fuͤr ihre Flotte
90,000 Filztafeln bei Hrn. Dobrée bestellt, um ihre Schiffe damit zu bekleiden.
Dampfbothe als Zugbothe.
Der Aufsaz uͤber die beste Benuͤzung der Dampfkraft auf Schiffen von
Capt. M'Konochie, welchen wir im polytechn. Journ. Bd. XXIX. S. 349 aus dem Edinburgh-New-Philosophical Journal
mittheilten, ist nun in einer neuen Auflage als eigene Broschuͤre unter dem
Titel:
On the most effective Employment of Steam-Power in
maintaining a Ferry. By Capt. M'Konochie
, 8. 14 S.
erschienen. Hr. M'Konochie ließ noch eine zweite Broschuͤre unter dem
Titel:
Draught of a Memorial proposed to be laid before the Trustees
of the Queen's Ferry Passage. 8. Lond. Blackwood, 40 S.
folgen. Das Mechan. Mag. N. 273,
1. Novbr. l. J. schenkt dem Vorschlage des Hrn. M'Konochie vollen Beifall, und schließt mit der
Bemerkung: „Die Americaner haben, nach ihrem gewohnten Scharfsinne, das
Zugsystem bereits uͤberall eingefuͤhrt, und bedienen sich
desselben unter allen Umstaͤnden. Wir zweifeln nicht, daß es in Kurzem
auch in Europa allgemein angenommen werden wird.“
Wasserkanonen.
Hr. Braithwaite wirft mittelst
einer Dampfmaschine einen Wasserstrom von 2 1/2 Zoll im Durchmesser 70 Fuß hoch mit
solcher Gewalt in die Hoͤhe, daß er in Einer Minute vier bis fuͤnf
Quadratfuß starkes Mauerwerk damit niederschmettert. Er braucht nur 10 Minuten, um
seine Maschine in Gang zu bringen. (Chronicle. Galign. Mess.
N. 4244.)
Ueber den Bau der Kuppeln an Gebaͤuden,
sowohl in Hinsicht auf Festigkeit als Eleganz, hat der
hochwuͤrdige Dr. Lardner in den Transactions of the royal Irish Academy, vol. XIV. p. 75 einen aͤußerst lehrreichen Aufsaz
geliefert, die wir jenen Baumeistern empfehlen, die in die Geheimnisse der
Ellipsoide, Hyperboloide und Paraboloide eingeweiht sind, und die Monge's Lehren uͤber die
Ellipsoide (der der Schoͤpfer dieses Systemes im 2. Hefte des 4. Jahrganges
des Journal de l'école polytechnique war) noch
nicht vergessen haben.
Lancellotti's
Spiegelbelegung.
Man loͤset drei Theile Blei in zwei Theilen Queksilber auf, und nachdem man
das auf der Oberflaͤche dieser Mischung befindliche Haͤutchen (das
Oxyd) abgenommen hat, gießt man es auf das vollkommen reine und polirte Spiegelglas,
welches eben so warm seyn muß, wie dieses Amalgam selbst. Lezteres wird dann an dem
Glase haͤngen, und die Lichtstrahlen sehr rein zuruͤkwerfen. (Register of Arts. N. 47. 20. Octbr. S. 365.)
Ueber specifische Schweren der Mineralkoͤrper,
die so oft in technischer Hinsicht angewendet werden, hat Hr.
Beudant im Augusthefte der Annales de Chimie S. 398 eine Reihe von Versuchen
angefuͤhrt, aus welchen erhellt, daß ein und derselbe Mineralkoͤrper
nach dem verschiedenen Gefuͤge, in welchem er vorkommt, oft weit
groͤßere Verschiedenheiten in Hinsicht auf specifische Schwere darbietet, als
zwei ganz verschiedene Geschlechter von Mineralien. So bietet z.B. reiner
kohlensaurer Kalk Differenzen von 1,348, Gyps von 0,064, Malachit von 0,2411 etc.
dar. Je mehr sich ein Mineralkoͤrper seinem krystallinischen Zustande
naͤhert, desto groͤßer wird seine specifische Schwere, und je kleiner
diese Krystalle, desto groͤßer ihre specifische Schwere und umgekehrt. Der
Unterschied betraͤgt bei Krystallen desselben Koͤrpers, wenn ihre
Groͤße sehr verschieden ist, oft 1 bis 2 Procente. Feinfaserige und
feinblaͤtterige Mineralien haben immer eine groͤßere specifische
Schwere, als die groͤberen, und dieß im Verhaͤltnisse zur Feinheit
ihrer Fasern und Blaͤtter. Nur wenn die verschiedenen Formen eines und
desselben Minerales gepuͤlvert und in Pulver von gleicher Feinheit gebracht
werden, zeigt sich dieselbe specifische Schwere, die Hr. Beudant allein als charakteristisches Merkmal
benuͤzt wissen will.
Notiz fuͤr Goldarbeiter und Juweliere.
Das neueste Mechanics' Magazine, N. 272, 25. October
1828. S. 208 erzaͤhlt uns, daß die englischen Juweliere und Goldarbeiter
bisher ihr sogenanntes Waschwasser, in welchem sie ihre Goldarbeiten wuschen
(verduͤnntes Koͤnigswasser) wegschuͤtteten, und daß ein Mann,
der sie fuͤr 5 Guineen jeden lehrte, Eisenvitriolaufloͤsung in dieses
Waschwasser zu gießen, und „den Niederschlag mit
Salpeter zu behandeln, um das mit dem Golde verbundene Eisen zu oxydiren und
das Gold rein zu erhalten,“ ein schoͤnes
Vermoͤgen erwarb. Ist es moͤglich, daß die Juweliere so unwissend seyn
konnten, ihr Waschwasser wegzuschuͤtten? Ist es moͤglich, daß der
Redacteur des Mechanics' Magazine nicht weiß, daß hier
kein Eisen niedergeschlagen wird, folglich auch keines durch Salpeter oxydirt wird?
Der Salpeter gibt hier dem Golde, das rein metallisch und ohne alles Eisen
niedergeschlagen wird, hoͤchstens eine schoͤnere Farbe.
Moͤchten doch alle Juweliere und Goldarbeiter fleißig Stratingh's Handbuch fuͤr Goldarbeiter a. d. Hollaͤnd.
uͤbersezt. Augsburg 1823. b. v. Jenisch und Stage lesen, so koͤnnen sie sich 5 Guineen
fuͤr solche Kunststuͤke ersparen.
Wie in Cornwallis Zinn geschmolzen wird.
Man hizt das Erz in einem Reverberirofen mit ungefaͤhr dem achten Theile
Kohlenstaub sechs Stunden lang, und verjagt auf diese Weise allen Schwefel und
Arsenik. Das Metall schmilzt endlich und der Ofen wird angestochen. Das aus
demselben ausfließende Metall muß aber noch ein Mal geschmolzen werden, wenn es
Blokzinn geben soll. Bei diesem lezten Schmelzen stekt man, ehe man das Zinn in
Model gießt, ein Stuͤk gruͤnes Aepfelholz unter die Oberflaͤche
des fluͤssigen Zinnes, welches gruͤne Holz darunter anfaͤngt zu
sieden und die Schlaken durch die entwikelten Daͤmpfe schnell auf die
Oberflaͤche wirst. 100 Theile Schwarzzinn (Zinnerz) geben 65 Theile
Zinnmetall oder sogenanntes Weißzinn. Guide to Mount's Bay.
Reg. of Arts, N. 47. S. 366.
Kuͤnstliche Diamanten.
In der Sizung der Pariser Akademie der Wissenschaften am 5. November theilte Herr
Gannal in einem Schreiben
das Resultat seiner Untersuchungen uͤber die Wirkung des Phosphor auf den
Schwefelkohlenstoff mit. Er hatte naͤmlich Gelegenheit, eine
betraͤchtliche Quantitaͤt Schwefelkohlenstoff zu bereiten, und suchte
nun den Schwefel davon zu scheiden, um reinen Kohlenstoff zu erhalten. Dieß gelang
ihm mittelst des Phosphor und er erhielt nach einem von ihm genau beschriebenen
Verfahren als Praͤcipitat eine krystallisirte Substanz, die den
Sonnenstrahlen ausgesezt, alle Regenbogenfarben reflektirte. Er sammelte gegen
zwanzig einzelne Krystalle, wovon drei die Groͤße eines Hirsenkorns hatten.
Die drei leztern wurden von Herrn Champigny, dem Director der Juwelenhandlung des Herrn Petitot, als wahre Diamanten
begutachtet. Ein anderer franzoͤsischer Chemiker, Herr Cagnart Delatour hatte sich ebenfalls mit diesem
Gegenstand beschaͤftigt und glaubte auf einem ganz verschiedenen Wege zu demselben
Resultat gelangt zu seyn. Die Untersuchung des Herrn Thenard ergab aber, daß seine Krystalle nichts
als Kieselerde waren. Die Academie hat mehrere ihrer Mitglieder beauftragt, Hrn.
Gannal's Verfahren mit 8
Unzen Schwefelkohlenstoff zu wiederholen. (Allgemeine Zeitung 1828. Nro. 333 und
334.) Offenbar wird erst die Beschreibung des Verfahrens bei der Darstellung des
reinen Kohlenstoffs und der Bericht des chemischen Commité's zeigen, ob es
jezt schon moͤglich ist, bei der Darstellung des schaͤzbarsten
Edelsteins den Producten der Natur ziemlich nahe zu kommen, und seinen Zwek auf eine
nicht zu kostspielige Weise zu erreichen. Wir wollen hier nur noch bemerken, daß das
beste Verfahren Schwefelkohlenstoff (fruͤher faͤlschlich
Schwefelalkohol genannt) darzustellen, dieses ist, Schwefeldaͤmpfe durch eine
bis zum voͤlligen Rothgluͤhen erhizte Porcellanroͤhre, welche
gut ausgebrannte Holzkohle enthaͤlt, zu leiten. Man findet das Verfahren
hiebei in allen neueren Lehrbuͤchern der Chemie beschrieben, am besten in dem
Lehrbuch von Berzelius. Dresden 1825. Bd.i. S. 299.
Longchamp's
Salpeterplantagen.
Hr. Beudant hat im Namen einer
Commission, welche aus den HHrn. Vauquelin, Marmont, Cordier und ihm selbst bestand, der pharmaceutischen Gesellschaft in
Paris am 15. Octbr. 1828 Bericht uͤber Longchamp's kuͤnstliche Salpetererzeugung
(vergl. polyt. Journ. Bd. XXIII. S. 450)
erstattet, wovon Folgendes ein Auszug ist:
Hr. Longchamp sagt, daß die
salpetersauren Salze in Materialien vorkommen, welche weder eine vegetabilische noch
eine animalische Substanz enthalten, und auch niemals mit den Ausfluͤssen der
Thiere in Beruͤhrung kamen. Er behauptet, daß die Salpetersaͤure nur
durch die Elemente der Atmosphaͤre erzeugt wird, und daß man daher
Salpeterplantagen ohne Anwendung stikstoffhaltiger Substanzen errichten sollte.
Die Commission findet nicht, daß die von Hrn. Longchamp angefuͤhrten Thatsachen
unwiderlegbar beweisen, daß die Salpetersaͤure sich ohne Beihuͤlfe
thierischer Substanzen und ausschließlich durch die Elemente der Atmosphaͤre
bildet.
Als die Commission sodann untersuchte, ob Salpeterplantagen nach der von Hrn.
Longchamp angegebenen
Weise eingerichtet, fuͤr Frankreich vortheilhaft waͤren, fand sie, daß
diese Salpeterhuͤtten gewiß nicht mehr Salpeter hervorbringen wuͤrden,
als diejenigen, welche vegetabilische und animalische Substanzen enthalten, und
dieses auch nicht viel schneller; da nun von dem Salpeter, welchen man aus den
Salpeterplantagen (zum Beispiel denjenigen in Preußen) erhaͤlt, der Regierung
dieses Landes das Kilogramm auf 2 Franken 40 Cent, zu stehen kommt (das heißt
theurer, als unsere Salpetersieder uns den Salpeter liefern, der auch fuͤr
unsere Beduͤrfnisse hinreicht), und mehr als zweimal so hoch, als man den
Salpeter aus Indien kaufen koͤnnte, wenn unsere Regierung die Einfuhr
desselben aus diesem Lande erlauben wuͤrde; so schließt die Commission
daraus, daß der Vorschlag des Hrn. Longchamp wegen Salpetergewinnung in oͤkonomischer Hinsicht
nicht annehmbar ist, aber in wissenschaftlicher Hinsicht Beruͤksichtigung
verdient. (Journal de Pharmacie. Novbr. 1828. S.
583.)
Pruͤfung des chromsauren Kalis auf salzsaure und
schwefelsaure Salze.
Ueber diesen Gegenstand enthaͤlt der Bulletin de la
Société industr. de Mulhausen N. 6 eine Abhandlung von Hrn.
Johann Zuber, Sohn. Der
Verfasser schlaͤgt vor, die Aufloͤsung des chromsauren Kalis mit
Weinsteinsaͤure zu behandeln, wodurch die Chromsaͤure in eine
gruͤne Verbindung umgeaͤndert wird, welche mit Baryt- und
Silbersalzen keinen Niederschlag mehr gibt, und sie dann auf gewoͤhnliche
Weise mit den genannten Reagentien auf schwefelsaure und salzsaure Salze zu
pruͤfen, natuͤrlich darf bei diesem Verfahren die
Weinsteinsaͤure nicht in Ueberschuß angewandt werden. Der Verfasser
haͤtte diese umstaͤndliche Methode, das chromsaure Kali auf seine
Reinheit zu untersuchen, gewiß nicht in Vorschlag gebracht, wenn er gewußt
haͤtte, daß der chromsaure Baryt in Salzsaͤure, und das chromsaure
Silber in Salpetersaͤure leicht aufloͤslich ist; daher man bekanntlich die
verduͤnnte Aufloͤsung des chromsauren Kalis nur mit
uͤberschuͤssiger Salpetersaͤure und dann mit
Silberaufloͤsung zu versezen braucht, um sie auf salzsaure Salze, und mit
uͤberschuͤssiger Salzsaͤure und Barytaufloͤsung, um sie
auf schwefelsaure Salze zu pruͤfen.
Verbindung des Chlors mit blausaurem Kali.
Hr. James Johnston theilt in
Brewster's Journal eine Abhandlung uͤber
obigen Gegenstand mit, wovon Folgendes ein Auszug ist.
Die neue in dieser Abhandlung beschriebene Verbindung wird als
Chloreisencyan-Kalium betrachtet, und besteht aus:
1 Atom Chloreisencyan4 Atome
Kalium
= 31= 20
51
Die neue Saͤure kann man fuͤr sich durch verschiedene Verfahrungsweisen
erhalten, welche Hr. Johnston
in einer kuͤnftigen Abhandlung auseinanderzusezen verspricht. In reinem
Zustande bildet sie schoͤne rothe vierseitige Nadeln, die im Aeußern von
denjenigen irgend eines ihrer Salze nicht verschieden sind. Hr. Johnston hat diese Saͤure mit
verschiedenen Basen verbunden und gibt folgende allgemeine Eigenschaften ihrer Salze
an:
1) Sie haben alle eine tiefrothe Farbe und krystallisiren in vierseitigen Pyramiden
und rhomboidalen Prismen. In kleinen Nadeln ist ihre Farbe goldgelb.
2) In feuchtem Zustande werden die Krystalle durch Licht und Waͤrme zersezt,
werden auf der Oberflaͤche gruͤn, und lassen beim Aufloͤsen
einen gruͤnen Ruͤkstand.
3) Sie sind in Wasser leichtaufloͤslich, aber in Alkohol, selbst in
betraͤchtlich verduͤnntem, unaufloͤslich.
4) Ihre Aufloͤsungen haben, wenn sie heiß und concentrirt sind, einen
eigenthuͤmlichen Geruch, der sich einem schwachen Chlorgeruch naͤhert;
mit Ausnahme des Bleisalzes haben sie alle einen bittern Geschmak, waͤhrend
die Bleiverbindung so angenehm wie die anderen Salze dieses Metalles schmekt.
5) Schwefelwasserstoff zersezt diese Aufloͤsungen, indem sie gruͤn
werden und Schwefel absezen. Einige schwefelwasserstoffsaure Salze wirken ebenso,
aber Wasserstoffgas zersezt sie nicht.
6) In Pulver mit Schwefelsaͤure behandelt geben sie Chlorgas aus. Die
Strontian-, Baryt- und Bleisalze entbinden solches zum Theil bei
gelindem Erwaͤrmen.
7) Ihre Aufloͤsungen werden auch durch metallisches Queksilber zersezt, indem
sie zuerst gruͤn, dann gelblichgruͤn werden und einen blauen
Niederschlag absezen, und geben dann nicht mehr einen rothen, sondern einen weißen
Niederschlag mit salpetersaurem Silber. Sie wirken auch stark auf metallisches
Eisen, indem sie es augenbliklich mit Berlinerblau uͤberziehen.
8) Sie geben alle aͤhnliche Niederschlaͤge mit den Metalloxyden.
9) In trokenem Zustande erleiden sie durch Aussezen an die Luft keine
Veraͤnderung, das Cadmiumsalz ausgenommen, welches zerfließt.
10) Die meisten decrepitiren beim Erhizen, und koͤnnen in der Flamme eines
Lichtes verbrannt werden, indem sie helle weiße Funken ausspruͤhen und einen
dunkelbraunen Ruͤkstand hinterlassen. Das Barytsalz schmilzt, ohne merklich
zu brennen, und das Bleisalz brennt ruhig wie Zunder, indem es kleine
Kuͤgelchen von metallischem Blei gibt. (The phil. Mag.
and Annals of Philos. Novbr 1828. S. 385.)
Verbindungen des Alkohols.
Graham hat die Zusammensezung der gesaͤttigten
Aufloͤsung verschiedener wasserfreien Salze in Alkohol untersucht, und dabei
gefunden, daß der Alkohol zu dem Salze in stoͤchiometrischem
Verhaͤltnisse steht. Er nennt diese fluͤssigen Verbindungen Alcoates; so verbinden sich z.B.
9 Atome
Alkohol
= 25,875
mit
1 –
salpetersaurer Bittererde
= 9,25;
5 –
Alkohol
= 14,375
mit
2 –
salpetersaurem Kalk
= 20,5;
3 –
Alkohol
= 8,625
mit
1 –
Manganchloruͤr
=
8;
1 Atome
Alkohol
= 2,875
mit
2 –
Chlorzink
= 17,5
(The philos. Magaz. and Annales of
Phil. October 1828, S. 265 und Nov. 1828, S. 331.) Das Verfahren, wie er
den wasserfreien Alkohol zu seinen Versuchen bereitete, ist in diesem Hefte, S. 342
mitgetheilt worden.
Ueber den Einfluß des arabischen Gummis bei dem Faͤllen
des Bleies durch schwefelsaure Salze.
Nach Hrn. A. J. Walcker bringt
schwefelsaures Natron nach wenigen Minuten einen Niederschlag in einer
Aufloͤsung von krystallisirtem essigsaurem Blei hervor, wenn lezteres nur ein
1/3000 Theil der Aufloͤsung ausmacht. Wenn aber das Wasser zugleich 1/50
seines Gewichtes arabischen Gummi enthielt, wurde erst mit 1/1000 des essigsauren
Salzes ein Niederschlag erhalten. Mit 1/1500 des essigsauren Salzes erhielt man
nicht einmal nach einigen Stunden einen Niederschlag, und dasselbe war der Fall,
wenn die Fluͤssigkeit 1/20 arabisches Gummi erhielt und das essigsaure Salz
1/1000 betrug. Die Ursache dieser Anomalie kann nicht diese seyn, daß der
Niederschlag von der klebrigen Fluͤssigkeit suspendirt erhalten wird; denn
die Faͤllung erfolgt auch nicht, wenn man die Fluͤssigkeit einige Tage
stehen laͤßt oder zum Sieden bringt, waͤhrend einige Tropfen
Essigsaͤure, Salpetersaͤure oder Schwefelsaͤure sogleich einen
Niederschlag hervorbringen. (The phil. Mag. and Annals of
Philosophy. Novbr. 1828. S. 385.)
Ueber Pflanzenwachs,
welches man in verschiedenen Laͤndern aus Urtica galactodendrum, Rhus Vernix, Myrica cerifera,
pensylvanica, cordifolia et quercifolia, Ceroxylon andicola, Croton sebiferum et
moluccanum erhaͤlt, findet sich in Dr.
Hensman's
Repertoire de chimie ein interessanter Aufsaz des Hrn.
Brancken, aus welchem der
Messag. d. Sciene. and Arts de Gand 1827–28
p. 325 und der Bullet. d.
Scienc. techn. Septbr. 1828. S. 196 einen Auszug enthaͤlt. Leider
geht aus demselben aber nur so viel hervor, daß wir alle diese Wachssorten nicht mit
so gutem Erfolge benuͤzen koͤnnen, als unser gewoͤhnliches
europaͤisches Bienenwachs.
Ueber Selbstentzuͤndung oder natuͤrliche
Pyrophore.
Ein Herr C. D. macht im Mechan. Magaz. N. 275. 1. Nov. l.
J. auf die Notwendigkeit aufmerksam, das Publicum von Zeit zu Zeit an die
Koͤrper zu erinnern, die sich von sich selbst entzuͤnden, wenn sie
aufgehaͤuft uͤber einander liegen. Graf Morozzo hat in den Abhandlungen der Academie zu
Turin einen gehaltreichen Aufsaz uͤber diesen Gegenstand eingeruͤkt,
der wieder verdient aus der Vergessenheit hervorgezogen zu werden. Herr C. D.
fuͤhrt hier als Beispiele die Selbstentzuͤndungen von Wachsleinwand,
geroͤstetem Korne und Samen, Lampenschwarz, Lumpen, Pech, Theer,
Eisenspaͤnen, Steinkohlen auf. Er haͤtte auch Baumwolle hier
anfuͤhren sollen, die sich an feuchten Orten eben so von selbst
entzuͤndet, wie nasses Heu.
Zusaz zu Barrell's Abhandlung uͤber Staͤrkebereitung aus
Erdaͤpfeln in Bd. XXIX. S. 388 dieses
Journales.
(Aus einem Schreiben an den Herausgeber.)
– „Wir freuten uns, daß das Verfahren des Herrn Barrell zur
Staͤrkebereitung aus Erdaͤpfeln in Ihrem verdienten Journal
bekannt gemacht worden ist, da schon die Aufnahme dieses Aufsazes beweist, daß
dieses Verfahren nicht so bekannt ist, als es bekannt zu werden verdient; neu
ist es aber nicht, indem der Einsender dieser Bemerkungen, es schon im Jahre
1817 im genfer Hospital angewendet sah, wo der Mehlbedarf selbst fuͤr
Zeiten der Theuerung darnach bereitet wurde.“
„Auch auf den Guͤtern des Freiherrn von Cotta in Dotternhausen in Wuͤrtemberg, wird es angewandt, und
dort, so wie in Genf, konnte auch die Reinigungsmaschine der Erdaͤpfel
eingesehen werden, die ganz einfach ist; sie besteht naͤmlich aus einem
durchloͤcherten Cylinder, in welchen man die Erdaͤpfel durch eine
Thuͤr bringt, worauf man ihn mittelst einer Kurbel in einem Wassertrog
dreht und das in lezterem befindliche Wasser so oft erneuert, bis es ganz rein
bleibt; hierdurch werden die Erdaͤpfel, ohne daß irgend ein
Buͤrsten noͤthig waͤre, so rein gewaschen, daß nicht das
mindeste Fremdartige daran klebt.“
Bereitungsart des Grenoble-Ratafia.
Hr. Chevallier gibt im Journal des connaissances usuelles N. 39 (Bullet. d. Scienc. technol. Septbr. 1828. S. 207)
folgende Weise an, wie man zu Grenoble Ratafia aus
Kirschen bereitet, der von den Lekermaͤulern sehr gesucht wird, und wovon zu
Grenoble allein jaͤhrlich an 300 Hektoliter (das Hektoliter zu 60 Franken im
Durchschnitte) erzeugt werden. Man sammelt die reifen Kirschen in Kufen,
druͤkt sie in denselben ein, und laͤßt sie nur so lang darin, daß sie
nicht sauer werden und gaͤhren koͤnnen; hierauf bringt man sie, sobald
eine hinlaͤngliche Menge vorraͤthig ist, in eine Oehlmuͤhle, in
welcher man sie sammt dem Kerne unter dem Steine zerquetschen laͤßt. Dieser
zerquetschte Kirschenbrei wird sammt dem Safte in Kessel gethan, und in denselben 2
oder 3, auch wohl 6 Stunden lang, je nachdem die Kirschen mehr oder minder reif
sind, gekocht, und waͤhrend des Kochens fleißig umgeruͤhrt, damit
nichts an den Kesseln sich anlegt. Nachdem der Brei hinlaͤnglich ausgesotten
wurde, wird er in Binsenkoͤrbe geschlagen, und unter die große Presse
gebracht, wo aller Saft ausgepreßt wird, den man dann noch lau in Faͤsser
fuͤllt, in welchen man ihn abkuͤhlen laͤßt und demselben 1/4,
1/5 oder 1/6 Alkohol von 33° zusezt. Sobald der Alkohol zugesezt ist,
schließt man die Faͤsser hermetisch. Jeder Fabrikant sezt diesem Kirschensafte (jus de
cerises), der mit der staͤrksten Dosis Alkohol Ratafia genannt wird, noch allerlei Ingredienzen bei, die aber jeder
geheim haͤlt.
Ueber Seidenraupenzucht
findet sich im 6. H. des Giornale
agrario toscano 1828 ein interessanter Aufsaz von Hrn. Lambruschini, welcher in jenen
Staaten Deutschlands, in welchen man auf Seidenraupenzucht einen vernuͤnftigen Bedacht nimmt, eine deutsche
Uebersezung verdiente.
Ueber kuͤnstliche Blumenmacherei.
Man kann nicht laͤugnen, daß die Pariser bisher die schoͤnsten
kuͤnstlichen Blumen verfertigten. Einige ihrer Techniker haben auch
uͤber einzelne Theile dieser Kunst interessante kleinere Aufsaͤze
geliefert, die wir im polyt. Journale seiner Zeit mittheilten. Gegenwaͤrtig
gibt ein Hr. Ferlier zu Paris
ein eigenes Werk uͤber diesen wichtigen Zweig der eleganten Industrie unter
dem Titel:
Flore artificielle; par Ferlier.
Premier ouvrage consacré aux dames sur l'art de faire les fleurs. 8.
Paris 1828 chez l'auteur, dépôt direct de tous les articles pour
fleurs artificielles, rue St. Denis, N. 326,
heraus. Die erste Lieferung, von 79 S. und 3 lithographirten
Tafeln, ist bereits erschienen, und kostet nur 3 Franken. Die noch uͤbrigen 4
Lieferungen werden jede nur 2 Franken kosten. Dieses Werk wird im Bullet. d. Sc. technol. sehr gepriesen, und verdiente
nach der Art, wie es daselbst empfohlen ist, allerdings eine deutsche Uebersezung,
um unsere Frauenzimmer zu lehren, kuͤnstliche Blumen nach Pariser Art bei
Hause zu verfertigen, und das Geld, das dafuͤr jaͤhrlich in nicht
unbedeutender Menge uͤber den Rhein geht, zu ersparen.
Zahl der Linienschiffe, die auf der Werfte zu Petersburg von
der Admiralitaͤt vom J. 1712–1825 erbaut wurden.
Der Bullet. d. Sc. technol. Septbr. 1828 gibt S. 224 aus
den Otieschestvennia Zapisski, Octbr. Novbr. 1825
folgende Uebersicht der auf der Werfte zu Petersburg vom J. 1712–1825
erbauten Schiffe:
Vom J.
1712 bis 1725
40
1725 – 1745
26
Vom J.
1745 bis 1763
40
1763 – 1797
93
1797 – 1801
10
1801 – 1825
44
In 115 Jahren 253 Linienschiffe, ohne die Fregatten, Schaluppen etc. Fast alle
Linienschiffe sind aus kaukasischem Eichenholze.
Das Dampfboth „The
North-America.“
Dieses Dampfboth faͤhrt (nach einem Auszuge eines Schreibens des Professors
Renwick an Capit. Edw. Sabini im Quarterly Journal, der im Register of Arts, N. 47, S. 364 mitgetheilt ist) auf dem
Hudson zwischen New-York und Albany 160 (englische) Meilen binnen 12 Stunden,
also, bei neun Maligem Anlanden an verschiedenen Oertern, 14 englische Meilen in
Einer Stunde. Ein Mal fuhr es sogar in 10 Stunden diese Streke.
Es ist auf dem Verdeke 178 Fuß lang, in der Mitte 28 Fuß breit, und im Hohlraume 9
Fuß tief. Man koͤnnte seine Figur mit jener des Vordertheiles eines
Eßloͤffels vergleichen. Der Wasserschneider (Cut-water) bildet einen großen Vorsprung in gleichfoͤrmiger
und regelmaͤßiger Kruͤmmung, und alle Kruͤmmungen am Kiele sind
regelmaͤßig und ohne alle abgebrochene Winkel. Der Hinterbalken ist, zur
Verstaͤrkung des Ruders, senkrecht, und eine ungewoͤhnlich große Menge
todten Holzes ist gegen das Hintertheil hin angebracht, waͤhrend sich nur
wenig davon in der Mitte befindet.
Der North-America fuͤhrt zwei
Verdichtungsmaschinen, jede von der Kraft von 85 Pferden. Diese und ihre Kessel sind
auf einer eigenen Buͤhne angebracht, die von verlaͤngerten Balken des
Verdekes gebildet wird, und sich nach dem Hintertheile zu verschmaͤlert,
wodurch viel an Breite gewonnen und ein freier Gang zwischen den Maschinen erhalten
wird. Die Kajuͤten werden durch Schubthuͤren in eine ganze Enfilade
von Zimmerchen verwandelt.
Die Raͤder sind 13 1/2 Fuß breit, und halten 21 Fuß im Durchmesser. Um den Bau
dieser Raͤder sich vorstellen zu koͤnnen, sagt Professor Renwick, darf man nur das Wasserrad
in drei Theile zersaͤgt sich denken, wovon ein Theil um Ein Drittel, und der
andere um zwei Drittel hinter dem eigentlichen Plaze des ersten Nuders und des
zunaͤchst darauf folgenden zuruͤkgestellt ist. Dadurch entsteht also
ein dreifaches Wasserrad, und da jedes Ruder eine nicht viel breitere Bahn macht,
als es selbst breit ist, so schlaͤgt jedes derselben viel ruhiges Wasser. Der
Schlag eines jeden einzelnen Ruders ist indessen nur der dritte Theil eines ganzen
Ruderrades; allein die einzelnen Schlaͤge fallen so schnell auf einander, daß
diese drei getrennten Ruder so gut, wie ein eben so langes ganzes Ruder wirken, und
sich wechselweise als Flugrad dienen.
Die Maschinen sind beinahe vollkommen so, wie Watt's Maschine. Die Luftpumpe wirkt jedoch
kraͤftiger, als gewoͤhnlich, und unterhaͤlt noch einen leeren
Raum, selbst wenn der Dampf einen groͤßeren Druk aͤußert, als bei den
gewoͤhnlichen Maschinen. Herr Rob.
L. Stevens, der dieses Both baute, meint, daß die Kessel 12 bis 14
Zoll Dampf waͤhrend eines ganzen Stoßes liefern koͤnnen, und die
Luftpumpe waͤhrend dieser Zeit Kraft genug besizt, einen leeren Raum zu
unterhalten. Die Wogen vor dem Bothe sind kleiner, als vor Bothen, die nicht halb so
schnell fahren. Die Kessel sind von Kupfer. Es ist eine Vorrichtung statt der
parallelen Bewegung von Watt angebracht, durch welche Kraft verloren geht; allein
die Maschine ist dafuͤr gedraͤngter und staͤrker.
Dampfschiffe als Kriegsschiffe.
Die englische Regierung laͤßt gegenwaͤrtig 6 Dampfschiffe, jedes von
1600 Tonnen, bauen, und durch eine Dampfmaschine von der Kraft von 180 Pferden
treiben. Jedes solches Dampfschiff wird 50 schwere Kanonen fuͤhren. Man
glaubt, daß ein solches Dampfschiff es fuͤglich mit einem Linienschiffe von
74 Kanonen aufzunehmen vermag. Mechanics' Magazine, N.
272, 25. October 1828. S. 208.