Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LXXIX., S. 314 |
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LXXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die Grundprincipe der Bewegung und die Anwendung
derselben in der hoͤheren Mathematik und dieser auf praktische
Gegenstaͤnde
findet sich eine interessante Abhandlung in Silliman's American Journal of Science Vol. XIV. N. 2. Julius 1828. S. 297, worauf wir Techniker, die
Kenner und Freunde der Mathematik sind, aufmerksam machen zu muͤssen
glauben.
Dampfsteinsaͤge des Herrn Tulloch und Comp., Esher-Street,
London.
Um Marmorplatten zur Verzierung der Gebaͤude so wohlfeil und schnell als
moͤglich zu liefern, haben die Herren Tulloch und
Comp. eine Steinsaͤge vorgerichtet, die aus einem Marmorbloke vierzehn Platten auf Ein Mal schneidet. Es ist
unglaublich, was dadurch an Zeit und Arbeit erspart wird. Dieselbe Maschine, welche
die Platten schneidet, schleift und polirt sie auch zugleich, und weit
schoͤner als es bisher durch Menschen-Haͤnde nicht
moͤglich war. Diese Herren haben ferner auch Maschinen, um Gesimse aus Marmor
zu schneiden, Saͤulenschaͤfte und Pilaster zu fluten, wodurch die
langweilige Steinmezarbeit gaͤnzlich erspart, und Alles weit wohlfeiler,
schneller und schoͤner gearbeitet wird, als durch einzelne
Menschenhaͤnde. Bald wird der Dampf in England die Hunderttausende von
Sclavenhaͤnden ersezen, mit welchen die Roͤmer allein im Stande waren,
ihre Meisterschaft in der Baukunst in Marmor zu verewigen. London Journal of Arts, Oktober 1828. S. 29.
Saltonstall's Verbesserung an
Gewehrschloͤssern.
Das Franklin-Journal theilt im Juniushefte, S. 419
einen Auszug aus einem Patente mit, welches Herr Nathaniel Saltonstall, d. juͤng., zu
New-London, Connecticut, sich auf ein verbessertes Gewehrschloß geben ließ,
welches nicht zufaͤllig los gehen kann. Es ist sehr zu bedauern, daß dieser
Auszug so unvollstaͤndig, und ohne Abbildung so unverstaͤndlich ist,
daß man aus dieser ganzen Anzeige so viel wie nichts lernt. Bei dem
hundertfaͤltigen Ungluͤke, das jaͤhrlich durch das Losgehen der
Gewehre geschieht (wodurch erst neulich das Leben einer sehr erlauchten Person in
Gefahr gerieth), waͤre es sehr zu wuͤnschen, daß das Romershausen'schen Sicherheitsschloß, wovon wir im
polytechn. Journale Bd. XXIV. S. 496 eine
Beschreibung mit Abbildungen lieferten, allgemein eingefuͤhrt
wuͤrde.
Ueber den Compaß und geodaͤtische Instrumente
hat Herr Lucius
Lyon eine hoͤchst interessante Abhandlung in Silliman's American Journal of Science and Arts Bd. XIV.
Nro. 2. S. 268 mitgetheilt. Wir beeilen uns, unsere deutschen Landmesser auf
dieselbe aufmerksam zu machen, da wir sie ihres Umfanges und des
beschraͤnkten Raumes unserer Blaͤtter wegen nicht in einer Uebersezung
liefern koͤnnen. Wahrscheinlich erscheint sie ohnedieß bald in einem der
Physik und Mathematik geweihten deutschen Journale. Die Fortschritte, die die
Nordamerikaner in der Landvermessungskunst machten, sind wirklich ungeheuer. Die
englischen Compasse sind ihnen alle zu schlecht; sie haben bessere. Die
nordamerikanischen Landmesser haben aber auch ein Feld fuͤr Erfahrung; sie
haben bereits nicht weniger als 140 Millionen Acres Landes vermessen, und 150
Millionen sind noch zur Vermessung uͤbrig.
Libri's Theorie uͤber
Davy's
Sicherheitslampe.
Bekanntlich erklaͤrte Sir Humphry
Davy die Wirkung seiner Lampe durch die hohe Leitungskraft der
Waͤrme in den Drahtfaden, und nahm an, daß die Hize der Flamme durch diese
Drahtsaden so sehr abgeleitet wird, daß die Flamme die entzuͤndbare Mischung
außer dem Drahtgeflechte nicht mehr zu entzuͤnden vermag. Herr Libri machte in der Sizung der
Georgofili zu Florenz eine Bemerkung bekannt, die ihm auffiel, naͤmlich
diese, daß wenn man zwei Staͤbe, sie moͤgen nun gute oder schlechte
Waͤrmeleiter seyn, einer Flamme naͤhert, diese leztere allzeit von
jenen zuruͤkgeworfen wird; daß diese Kraft, die Flamme zuruͤkzuwerfen,
sich gerade wie die Masse der Staͤbe, und umgekehrt, wie der Abstand
derselben von der Flamme verhaͤlt; daß diese Kraft auch durch die
hoͤchste Temperatur dieser Staͤbe, in welcher sie keinen
Waͤrmestoff von der Flamme mehr aufzunehmen vermoͤgen, nicht
vermindert wird, daß ferner zwei Flammen, die man einander naͤhert, obschon
die Temperatur einer jeden erhoͤht wird, sich doch wechselseitig abstoßen.
Die Drahtfaden werfen also, sagt Libri, die Flamme
zuruͤk im Verhaͤltnisse ihrer Durchmesser, und wenn zwei derselben so
nahe neben einander stehen, daß ihr Abstand nicht dem doppelten Halbmesser der
Repulsionssphaͤre gleich ist, so werden sie die Klamme nie zwischen sich
durchlassen, außer dieselbe wuͤrde von einer hoͤheren Kraft
angetrieben. Wenn diesen beiden Staͤben noch zwei andere beigefuͤgt
werden, so entsteht ein fuͤr die Flamme undurchdringbares Gewebe. Es scheint
Herrn Libri daher, daß die
Anzahl der horizontalen Drahte in Sir Davy's Lampe viel zu groß ist; daß man nur so viele davon braucht,
als zur Befestigung der senkrechten Drahte nothwendig ist, und daß die Lampe dann,
bei gleicher Sicherheit, ein weit helleres Licht geben wuͤrde. Er hat diese
Behauptungen durch Versuche zu erweisen gesucht. London
Journal of Arts, Oktober 1828. S. 32.
Vortheilhaftes Verfahren zur Darstellung des Chromoxyduls im
Großen, vom Geheimen Bergrath Frick.
Die bisher bekannten Verfahrungsarten, aus dem chromsauren Kali reines Chromoxydul
darzustellen, sind fuͤr die Arbeiten im, Großen mit manchen Schwierigkeiten
verknuͤpft. Durch das Gluͤhen von chromsaurem Kali mit Schwefel,
welches Verfahren zu dem angegebenen Zwek von Lassaigne
vorgeschlagen wurde, entsteht schwefelsaures Kali, welches sich durch
Aussuͤßen bei seiner Schweraufloͤslichkeit nur muͤhsam
fortschaffen laͤßt. Bei anderen, z.B. dem von Woͤhler angegebenen Verfahren, muß die durch Gluͤhen des
Chormeisens mit Salpeter gewonnene Lauge erst mit Sauren neutralisirt und
krystallisirt werden, wodurch die Arbeit kostspielig wird. Das nachfolgende
hoͤchst einfache Verfahren umgeht die angegebenen Schwierigkeiten und
fuͤhrt auf eine hoͤchst einfache Weise zum Ziele.
Die durch das Aussuͤßen des gegluͤhten Gemenges von
Chromeisensteinpulver und Salpeter gewonnenen Laugen, die oft dunkel
smaragdgruͤn gefaͤrbt sind, werden in einem reinen eisernen Kessel
sehr stark eingekocht, nach dem Abkuͤhlen in große glaͤserne
Gefaͤße gegossen, und durch Abgießen und Filtriren vom Bodensaz
abgeklaͤrt, dieser ausgesuͤßt und fortgeworfen.
Die klaren gelben Laugen enthalten außer chromsaurem Kali noch unzersezten Salpeter,
und eine bedeutende Menge freien Kalis.
Man kocht diese Lauge in einem reinen eisernen Kessel mit hinzugesezten
Schwefelblumen so lange, bis sich der entstandene Niederschlag von gruͤnem
Chromoxydul nicht vermehrt. Man pruͤft zu dem Ende die uͤber dem
Niederschlag sich klaͤrende Lauge durch Kochen mit einer neuen
Quantitaͤt Schwefelblumen, ob solche beim Einsieden noch einen gruͤnen
Niederschlag fallen lassen. Ist dieß nicht mehr der Fall, so wird der gruͤne
Niederschlag mit. destillirtem Wasser hinreichend ausgesuͤßt, hierauf in
verduͤnnter Schwefelsaure in der Waͤrme aufgeloͤst, die
Aufloͤsung mit Wasser verduͤnnt, vom ruͤkstaͤndigen
Schwefel getrennt, und die ganz klare gruͤne Aufloͤsung mit reinem
kohlensaurem Natron niedergeschlagen, ausgesuͤßt und getroknet. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie Bd. XIII. S.
494.)
Ueber die Zusammensezung der russischen Platinerze.
Hr. Prof. Osann glaubte in der
lezteren Zeit mehrere neue Metalle in den russischen Platinerzen entdekt zu haben.
Unsere bisherigen Kenntnisse von den Eigenschaften des Iridiums, Osmiums, Rhodiums
und Palladiums erlaubten naͤmlich nicht, eine solche analytische Methode
aufzufinden, wodurch sie vollstaͤndig von dem Platin und eines von dem
anderen getrennt werden konnten, so daß man im Lauf der Analyse immer Gemenge derselben zu erhalten
erwarten mußte. Berzelius hat nun ausfuͤhrliche
Untersuchungen uͤber die Eigenschaften der das Platin begleitenden, bisher
nur unvollkommen bekannten Metalle angestellt, und ist dadurch zu einer analytischen
Methode gelangt, welche eine ziemlich scharfe Trennung derselben moͤglich
macht. Wir verweisen auf seine Abhandlung (uͤbersezt in Poggendorff's Annalen
der Physik Bd. XIII. S. 435 und 527) und theilen hier nur die Resultate seiner
Untersuchung der russischen Platinerze mit.
1) Platinerz von Nischne Tagilsk. Dieses Erz hat eine sehr
dunkelgraue Farbe und enthaͤlt sehr viele magnetische Koͤrner, welche
zum Theil polarisch sind, und die groͤßeren in dem Grade, daß sie kleine
Stuͤke von Stahldraht heben. Die magnetischen und die unmagnetischen
Koͤrner wurden fuͤr sich analysirt. Die Resultate mehrerer Analysen
sind zwar nicht absolut gleich, aber doch so wenig verschieden ausgefallen, daß sich
deutlich daraus ergibt, daß sowohl die unmagnetischen als die magnetischen
Koͤrner eine besondere und constante Zusammensezung besitzen. Berzelius fuͤhrt von jeder Analyse nur eine an,
und waͤhlt diejenige aus, welche er fuͤr die zuverlaͤssigste
haͤlt.
UnmagnetischeKoͤrner
MagnetischeKoͤrner
Platin
78,94
73,58
Iridium
4,97
2,35
Rhodium
0,86
4,15
Palladium
0,28
0,30
Eisen
14,04
12,90
Kupfer
0,70
5,20
Osmium-Iridium in
Koͤrnern
1,00
–
–
– Flitterchen
0,96
Ungeloͤstes
2,30Gemenge von Osmium-Iridium in Koͤrnern und Flitterchen,
nebst Sandkoͤrnern.
–––––––––––––––––––––––
98,75
97,86
2) Platinerz von Goroblagodat. Dieß Erz ist ganz
unmagnetisch und dadurch merkwuͤrdig, daß es ganz frei von Iridium ist. In
einer Probe fand jedoch Berzelius eine Spur davon, so daß
hier und da, aber sparsam, wohl iridiumhaltige Koͤrner vorkommen
koͤnnen.
Platin
86,50
Rhodium
1,15
Palladium
1,10
Kupfer
0,45
Eisen
8,32
Osmium-Iridium
1,40
–––––
98,92
Bei allen diesen Verlusten besteht ein Theil des Verlustes aus Osmium, das bei der
Loͤsung mit der Saͤure uͤberdestillirte. – Zur
Vergleichung machte Berzelius noch eine.
3) Analyse des Platinerzes von Barbacoas in der
columbischen Provinz Antioquia. Dieses Platinerz besteht aus sehr großen, oft wohl
einen Gramm wiegenden Koͤrnern, die mit kleineren in geringer Menge vermischt
sind. Fuͤr die groͤßeren Koͤrner fand Berzelius folgende Zusammensezung:
Platin
84,30
Rhodium
3,46
Iridium
1,46
Palladium
1,06
Osmium
1,03
Kupfer
0,74
Eisen
5,31
Quarz
0,60
Kalk
0,12
–––––
98,08
Ueber Wootzbereitung in Ostindien
theilt Herr Gill im technological Repository,
Oktober, S. 216 einen Bericht aus Drs. Franc. Buchanan Journey from Madras
mit, der allerdings einen historischen und kaufmaͤnnischen, aber
obschon die Ofen und die kleinen Tiegel, die nur ungefaͤhr 1 Pfund Wasser
fassen, hier abgebildet sind, wenig oder gar keinen technischen Werth besizt. Das
Einzige, was uns auffiel bei dieser indischen Stahlbereitung, ist dieses, daß man
die kleinen Tiegel, deren man sich statt der Caͤmentirbuͤchsen
bedient, aus ungebranntem Thone verfertigt, der bloß mittelst Reißkleien
zusammengehalten wird, und daß man statt des Kohlenpulvers, Holz von der Cassia auriculata und ein paar gruͤne
Blaͤtter zu dem Eisen legt, das man in Stahl verwandeln will. Der Zentner
solchen Stahles gilt 2 Pf. Sterling oder 24 fl. – Sollte es, da der Wootz der
beste Stahl ist, besser seyn, das in dem Tiegel eingeschlossene Eisen mit Holz statt
mit Kohlenpulver in Stahl zu verwandeln? Nimmt das Eisen den Kohlenstoff des Holzes,
waͤhrend dasselbe an seiner Seite im geschlossenen Tiegel zur Kohle wird,
besser auf, als den Kohlenstoff der neben ihm gluͤhenden, aber bereits
fruͤher gebrannten Holzkohle?
Bestimmung hoͤherer Grade von Hize in den Oefen.
Herr M'Sweeny schlaͤgt,
in Erwaͤgung, daß die bisherigen Pyrometer von geringem practischen Nuzen
sind, in Gill's technolog. Reposit., Oktober, S. 239 vor, ein
gewoͤhnliches Thermometer in der Naͤhe eines an beiden Enden hohlen
Kegels, der an der inneren Flaͤche polirt und in einer gewissen Entfernung
von dem Ofen (sein weiteres Ende gegen denselben gekehrt) aufgestellt ist,
anzubringen, und an diesem Thermometer den Stand des Queksilbers bei der
gehoͤrigen Hize des Ofens zu bemerken, so daß man, je nachdem das Thermometer
steigt oder faͤllt, die Hize in dem Ofen vermehren oder vermindern kann. Die
Vorrichtung, deren Herr M'Sweeny sich bedient, um das Barometer an dem Kegel anzubringen,
ist etwas umstaͤndlich, und sie scheint Herrn Gill's Beifall eben so wenig gefunden zu haben,
als den unsrigen. Herr Gill
schlaͤgt daher vor, einen Hohlspiegel in einer gewissen Normalentfernung von
dem Ofen anzubringen, und die von jenem bei dem gehoͤrigen Hizgrade des Ofens
aufgesammelten und concentrirt zuruͤkgeworfenen Waͤrmestrahlen auf die
Kugel eines Thermometers fallen zu lassen. Das Thermometer wird dann jedes Mal, wenn
es, zugleich mit dem Hohlspiegel, unverruͤkt in derselben Entfernung vom Ofen
gehalten wird, eine mit der Hize des Ofens correspondirende Temperatur zeigen, und
man hat bloß jenen Punkt am Thermometer zu bemerken, der mit der verlangten Ofenhize
correspondirt, um leztere jedes Mal durch das von dem Ofen entfernte Thermometer zu
erkennen. – Die Temperatur der Luft zwischen Hohlspiegel und Ofen ist aber zu
vielem Wechsel ausgesezt, als daß sich hier sehr genaue Resultate erwarten
ließen.
Beleuchtung der Steinkohlengruben mit Gas.
Herr Pinkus aus Philadelphia
beschaͤftigt sich mit Ausfuͤhrung eines Planes, die Steinkohlengruben
mittelst Leuchtgases zu beleuchten, und hofft dadurch den Gefahren der schlagenden
Wetter vorzubeugen. Er hat bei seinem Apparate die Sicherheitslampe angebracht und
verbessert. London Journal of Arts, October 1828. S.
26.
Caesalpinia Coriaria, ein neues
Gaͤrbematerial.
Nach Hamilton's Columbia gaͤrben drei Tonnen
Huͤlsen der Caesalpinia Coriaria gerade so viel
Leder, als sieben Tonnen und 16 Ztr. Eichenrinde. Wenn sich die Versuche des Herrn
Hamilton auch in
europaͤischen Gaͤrbereien bestaͤtigen, so wird die Caesalpinia Coriaria bald einen bedeutenden
Handelsartikel fuͤr Columbia bilden. Mechan.
Magaz. 18. October. Nro. 271. S. 192.
Ueber Moder an Schiffen.
Jas. Borron, Commodore an der Nordamerikanischen Flotte,
gab vor wenigen Monaten eine sehr interessante kleine Schrift uͤber den Moder
an Schiffen (On the Causes of Dry Rot in Public and Privat ships and its
Remedy) zu Norfolk in den Vereinigten Staaten heraus, aus welchem das
Juniusheft des Franklin-Journal S. 407 einen
Auszug mittheilt. Herr Borron
findet die Ursache dieses furchtbaren Nebels nicht in der Natur des amerikanischen
Holzes, wie man faͤlschlich glaubt, sondern in dem fehlerhaften, zu sehr
geschlossenen, der Luft allen Zutritt verwehrenden Baue der Schiffe, in dem
Vorurtheile, nach welchem man den Kiel immer mit stinkendem Wasser gefuͤllt
laͤßt etc. Es waͤre sehr der Muͤhe werth, daß diese kleine
Schrift des Herrn Commodore
Borron fuͤr unsere norddeutschen Schiffbaumeister und
Seefahrer uͤbersezt wuͤrde.
Ertrag eines Zwiebelbeetes und eines Birnbaumes in
England.
In einem Garten zu Newburgh wuchsen auf einem Flaͤcheninhalte von 190 □
Yards (ein Yard = 3 Fuß) 141 Bushel Zwiebel; das Bushel zu 4 1/2 Stone oder 63 Pf.
Ein zwoͤlfjaͤhriger Birnbaum in einer unguͤnstigen Lage trug
4850 Birnen. Galingn. Mess. N. 4229.
Veredlung des Obstes.
Die Kunst, das Obst zu veredeln, ist belgischen Ursprunges, und wenn auch die
Akademie zu Muͤnchen an der Moͤglichkeit dieser Kunst zweifelte, und
einer Abhandlung, die das Gegentheil behauptete, den Preis zuerkannte,Man thut der Academie zu Muͤnchen hier Unrecht; nicht sie war es,
sondern eines ihrer Mitglieder, dem in Ermangelung eines Besseren diese
Abhandlung zur Beurtheilung zugetheilt wurde. Dieses Mitglied (das jezt
nicht mehr unter den Lebenden wandelt) hat nie in seinem Leben einen Baum
gepflanzt, es gab sich aber das Ansehen, als ob es nicht bloß Birnen zu
braten, sondern auch zu pflanzen und zu veredeln verstuͤnde; es war
mit einem Worte ein Jesuite, und die Academie zu Muͤnchen vermochte
zu jener Zeit nichts gegen die Jesuiten. A. d. Ueb. so hat diese Kunst doch in den Niederlanden seit dieser Zeit unendliche
Fortschritte gethan. Man will damit nicht sagen, daß niemals neue Fruͤchte
aus Samen gezogen wurden, sondern nur daß die Kunst, neue Fruͤchte aus Samen
zu ziehen, noch nie nach wissenschaftlichen Grundsaͤzen betrieben wurde
(durch Kreuzung etc.) Der Zufall hat zu allen Zeiten und in allen Laͤndern
neue Obstsorten hervorgebracht 5 nur in Belgien alleinUnd in Oesterreich zu Wien, wo Franz Schmidt, der
beruͤhmte Verfasser der classischen oͤsterreichischen
Baumzucht, Baron von der Luͤhe, der
Saͤnger der Hymnen an Flora und Ceres, und Dr.
Gall, der Kraniolog, unter dem Schuze des
damaligen Ministers, des edlen Grafens von Saurau, die Schoͤpfer der Obstbaumzucht fuͤr den
oͤsterreichischen Kaiserstaat geworden sind. A. d. Ueb. hat man aber am Ausgange des achtzehnten Jahrhundertes Obstbaͤume in
großer Menge aus Samen gezogen, bloß in der Absicht, neue und bessere Sorten zu
erhalten. Seit dieser Zeit wurden jaͤhrlich Tausende von Saͤmlingen zu
Bruͤssel gezogen, und man erhielt dadurch viele und vortreffliche neue
Obstsorten, wie die Incomparable Fondante des Bois, die
Pastorale und andere Birnensorten, die unsere
pomologischen Schaͤze bereicherten. Prof. van Mons hat das Resultat dieser
Bemuͤhungen in einem eigenen Kataloge zu Loͤwen im J. 1823
herausgegeben. – Messager des Sciences et des Arts.
Gardener's Magazine
Mechanics' Magazine. N. 271. 18. Oktober 1828. S. 192.
Ueber Straßenbau.
So vortrefflich die englischen Landstraßen auch sind, so ist man doch noch mit
denselben nicht zufrieden, und findet sie im Sommer zu staubig, im Winter zu kothig.
Um diesen Nachtheilen abzuhelfen, sucht man immer mehr und mehr den besten Straßen
in der Welt, den altroͤmischen und den gegenwaͤrtigen
hollaͤndischen, nahe zu kommen, und sie ganz aus Steinen auszumauern. Wo es
an natuͤrlichen Steinen fehlt, sucht man mit kuͤnstlichen auszuhelfen.
So hat man jezt auf einer Streke außer Highgate, nachdem man den Grund der Straße
durch Abzugsgraben vollkommen troken gelegt hat, den Mittelkoͤrper derselben
aus kuͤnstlichen Steinen aufgemauert, die man sich hierzu aus
Geroͤlle, Sand und roͤmischem Moͤrtel, (Roman-Cement) in regelmaͤßigen Formen verfertigte. London Journal of Arts, October. S. 28.
Ueber die Nothwendigkeit der Wetterableiter auf Kirchen
findet sich ein interessanter kleiner Aufsaz im Mechanics' Magazine. N. 272, 28. Octbr. S. 201 bei
Gelegenheit des großen Ungluͤkes, das die Gemeinde zu Claremorris in der
Grafschaft Mayo vor wenigen Tagen traf. Der Bliz fuhr naͤmlich in den
Kirchthurm, schlug diesen so nieder, daß er auf das Dach der Kirche fiel, und da
dieses hierdurch einstuͤrzte, Pfarrer und Gemeinde, die eben zum Gebete in
der Kirche versammelt waren, unter den Ruinen begrub. Der Verfasser dieses Aufsazes
zeigt die Notwendigkeit, die Kirchen, als diejenigen Gebaͤude, in welche der
Bliz am haͤufigsten faͤhrt, und wo er am meisten Unheil anrichten
kann, mit Wetterableitern zu versehen, und das Vorurtheil, das man in England aus
uͤbelverstandener Froͤmmigkeit noch immer gegen Wetterableiter hegt,
und das Lient-Green erst vor wenigen Wochen in Schuz nahm und vertheidigte,
endlich einmal aufzugeben. Der Verfasser dieses Aufsazes weiß nicht, daß der gewiß
fromme Ludwig XVIII. befahl, daß alle Kirchen in
Frankreich mit Wetterableitern versehen werden sollen, und daß Hr. Gay-Lussac hieruͤber
einen eigenen Aufsaz schreiben mußte, den wir im polytechn. Journ. Bd. XVI. S. 145 mitgetheilt haben. Man sollte
es billig jeder Gemeinde zur Pflicht machen, ihren Kirchthurm mit einem
Wetterableiter zu versehen.
Ueber die sogenannten Loostage fuͤr Landwirthe.
Es gibt kein Land, wo nicht irgend ein Heiliger oder eine Heilige, oder gar die
heilige Jungfrau, vierzehn Tage oder vier Wochen lang regnen laͤßt, wenn es
an den Festtagen derselben regnet. Wenn man alle diese geheiligten Wasserhosen in
allen Laͤndern zusammenrechnet, so ergibt sich netto soviel, daß es in keinem
Jahre uͤber der ganzen Erde einen schoͤnen Sommer geben kann; denn
diese Loostage, auf die man in verschiedenen Laͤndern mit aller Andacht
aufmerkt, stehen im Kalender so nahe an einander, daß es unmoͤglich ist, daß
es nicht an 4 oder 5 derselben regnen, folglich 16 oder 20 Wochen lang regnen
muͤßte. Diese Loostage, die das Wetter auf 14 Tage bis 4 Wochen
spaͤter verkuͤnden sollen, werden nicht bloß von dem armen Bauern, dem
man Kameellasten von Aberglauben aller Art aufbuͤrdet sondern selbst von
Leuten, von welchen man glauben sollte, daß ihr Verstand sie uͤber
aͤhnliche kindische Vorurtheile erheben sollte, mit aller Aufmerksamkeit
beachtet, und ihr Resultat wird steinfest geglaubt. Wer sollte denken, daß Friedrich
der Einzige, der Unsterbliche, der Mann aller Maͤnner, an diesem Vorurtheile
eben so schwer geisteskrank gewesen ist, als der steinglaͤubigste seiner
maͤrkischen Bauern; Es war aber doch so. Hr. Reylonvajhm verdient daher allen Dank, daß er
seinen koͤhlerglaͤubigen Landsleuten auf der großen Insel, genannt
England, durch ein langes Register meteorologischer Beobachtungen beweiset, daß es
barer Unsinn ist zu glauben, daß, wie ganz England festiglich und andaͤchtig
glaubt, wenn es am St. Swithin's Tag, d.i. am 15. Julius
in England regnet, es taͤglich bis zum 24. August regnen muß. Die Jahre, wo
es am St. Swithin's Tage in
England regnete, und doch zwischen dem 15. und 34, August schoͤn Wetter
blieb, hat dieser Feind des Aberglaubens im Mech. Mag.
N. 269. 4. Oct. 1828. S. 149 verzeichnet, und dadurch jedem, der Augen und
Ohren hat, die Albernheit eines solchen Koͤhlerglaubens deutlich erwiesen.
Moͤchten auch deutsche Meteorologen in Volksblaͤttern durch
aͤhnliche sorgfaͤltig gesammelte Beobachtungen aͤhnliche
Vorurtheile unter dem guten deutschen Volke bekaͤmpfen helfen, das an dem h.
Medardus einen Heubrunzer fuͤrchtet, das
zittert, wenn es an M. Heimsuchung regnet, und Hopfen und Wein fuͤr verloren
haͤlt, wenn der h. Aegidius regnen laͤßt. Schaͤmt euch, so
schließt Hr. Reylonvajhm,
Ihr Britten schaͤmt Euch, und glaubt nicht solchen Luͤgen,
Mit deren argen Ast die Moͤnche euch betruͤgen.
Ein Heiliger spielt nie den Menschen Schabernak,
Auch fuͤhrt kein Heiliger den Wind bei sich im Sak;
denn der Wind ist der Wettermacher, nicht die Heiligen,
Litteratur.
Lehrbuch der darstellenden
Geometrie nach Monge Géometrie
descriptive vollstaͤndig bearbeitet, auch unter dem Titel: Kursus der darstellenden Geometrie, nebst ihren
Anwendungen auf die Lehren der Schatten und der Perspektive, die Constructionen in
Holz, und Stein, das Defilement und die topographische Zeichnung, von Guido Schreiber, vormaligem Lieutenant in der Großherzoglich
badischen Artillerie, Lehrer der geometrischen und topographischen Zeichnung an der
polytechnischen Schule zu Karlsruhe. Erster Theil,
welcher die Reine Geometrie enthaͤlt. Karlsruhe
und Freiburg in der Herder'schen Kunst- und Buchhandlung. 1828. 4.Hievon
erschien bis jezt die erste Abtheilung mit 27 Drukbogen und 33 Tafeln; die
zweite Abtheilung, mit 15 Drukbogen und 12 Tafeln, wird nach einer
Ankuͤndigung des Verlegers naͤchstens erscheinen und eben so
verkauft werden, naͤmlich gebunden fuͤr 4 fl. 30 kr. oder 2
Thlr. 12 gr. saͤchs.
Monge's Lehrbuch der beschreibenden Geometrie verdankt seine Entstehung den
Vortragen, welche dieser große Mathematiker, der Erfinder dieser Doctrin, an der
Normalschule zu Paris hielt, welches Institut bekanntlich im Jahre 1794 nach dem
Sturze der Schrekenregierung in der Absicht gegruͤndet wurde, eine Masse von
Lehrern fuͤr den Bedarf von ganz Frankreich zu bilden; Monge, mit der Organisation dieser Anstalt, an deren Spize die
ausgezeichnetsten franzoͤsischen Gelehrten damaliger Zeit berufen waren,
beauftragt, trug hier zum ersten Male seine Géometrie
descriptive vor.
Das klassische Werk, welches dieser beruͤhmte Gelehrte uͤber die
beschreibende Geometrie herausgab, umfaßt jedoch die Wissenschaft nicht in ihrem
ganzen Umfange, wie sie in spaͤterer Zeit von Monge selbst und von seinen Schuͤlern ausgebildet wurde. Dieß war
die Veranlassung, daß Professor Hachette, der wuͤrdige Nachfolger Monge's an der Normalschule (welche bald ihren
Namen mit dem der polytechnischen vertauschte) im Jahre 1811 ein Supplement zu
demselben herausgab, welches hauptsaͤchlich die windischen Flaͤchen
zum Gegenstande hat, und im Jahre 1818 noch ein zweites.
Ein zwekmaͤßiges und vollstaͤndiges Lehrbuch
der darstellenden Geometrie, wie sie sich in der neuesten Zeit gestaltet hat, fehlte
bisher in Deutschland gaͤnzlich, was um so mehr zu bedauern war, da Monge von dieser Wissenschaft so wahr sagte: daß ihre Methoden den Kuͤnstlern so nothwendig sind,
wie Lesen, Rechnen und Schreiben. Hr. Guido Schmidt hat sich daher durch die
Herausgabe eines solchen kein geringes Verdienst erworben. Bei der Bearbeitung des
ersten Theiles seines Werkes haben Monge's Géometrie descriptive und
Hachette's erstes
Supplement dazu, als Grundlage gedient, und der Verfasser hat sich dabei mit Recht
bemuͤht, sich von dem Gange und der Eintheilung des Originals so wenig zu
entfernen, als es thunlich war, so daß bei der Einflechtung eines so mannigfaltigen
Stoffes von der Einheit und wunderbaren Rundung jenes unuͤbertrefflichen
Werkes nicht zu viel verloren ging.
Wir empfehlen hiemit dieses Werk jedem Techniker zum Selbststudium,
vorzuͤglich aber auch als Lehrbuch fuͤr
technische Lehranstalten, fuͤr welche es der Verfasser auch
insbesondere berechnete, indem er nirgends andere Vorkenntnisse bei seinen Lesern
vorausgesezt hat, als die der Elementargeometrie. – Dieses macht auch die
baldige Erscheinung der Fortsezung wuͤnschenswerth. Fuͤr die
aͤußere Ausstattung, besonders hinsichtlich der Tafeln, hat die
Verlagshandlung ihr Moͤglichstes gethan, und uͤberdieß auch durch die
Wohlfeilheit des Preises eine große Verbreitung desselben moͤglich
gemacht.