Titel: | Ueber die sogenannten Sécrets de la poste, oder wie man ex officio Siegel nachmacht, wenn man Briefe öffnen will. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXXVII., S. 113 |
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XXXVII.
Ueber die sogenannten Sécrets de la poste, oder wie man ex
officio Siegel nachmacht, wenn man Briefe oͤffnen will.
Ueber die sogenannten Sécrets de la poste.
Hr. W. Baddeley gibt,
mit Umgehung der Teigsiegel, die die Frauenzimmer so schoͤn zu machen wissen,
im Mech. Mag.
N. 267, S. 125 folgende Methoden an.
Man loͤst arabischen Gummi in etwas rother oder schwarzer
Tuschaufloͤsung auf und gießt diese Gummiaufloͤsung auf das
Siegellaksiegel. Die auf diesem lezteren troken gewordene Gummiaufloͤsung
wird einen sehr scharfen Abdruk des Siegels darbieten, der aber den Nachtheil hat,
sich leicht zu werfen und leicht zu springen.
Eine zweite Methode besteht darin, den Brief mit dem Siegel auf einen Amboß oder auf
irgend eine harte vollkommen ebene Flaͤche, und auf das Siegel ein
Stuͤk Blei zu legen, dann mit einem schweren Hammer einen kraͤftigen
Schlag darauf zu fuͤhren. Das Siegel drukt sich auf diese Weise in dem Bleie
ab, und man erhaͤlt zuweilen in lezterem ein Siegel, das so gut ist, als das
Original selbst. Allein diese Methode erfordert viele Uebung und Geschiklichkeit,
und auch der geschikteste Postsecretaͤr kann nicht immer fuͤr
gluͤklichen Erfolg stehen. Im Falle des Mißlingens ist das Siegel auf dem
Briefe verdorben, und es wird unmoͤglich, einen neuen Abdruk zu erhalten.
Eine dritte weniger gefaͤhrliche Methode ist diese. Man macht rings um das
Siegel einen Rand von Papier, bestreicht das Siegel mittelst eines Pinsels mit Oehl,
und gießt Gyps, der mit Wasser in Rahmdike angeruͤhrt ist, in den papiernen
Ring auf dem Siegel, wodurch man von demselben einen Gypsabguß nach der
gewoͤhnlichen Weise erhaͤlt. Diesen Gypsabguß bestreicht man wieder
mit Oehl, und gießt ihn auf die vorige Weise mit Gyps ab, wodurch man einen
convexen, dem Siegel vollkommen aͤhnlichen Abguß erhaͤlt.
Dieser zweite Gypsabguß wird endlich zum Model fuͤr einen Abguß in
Letternmasse, die man ebenso, wie den Gyps bei Bildung des ersten Gypsabgusses,
uͤber denselben gießt, wodurch man nun einen Siegelstok erhaͤlt, der
sich ebenso gut, wie das Original selbst, abdrukt.