Titel: | Neue Methode, Hize anzuwenden, worauf sich die HHrn. Beale und Porter, Commercial Road, London, am 19. Julius 1828 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXXV., S. 109 |
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XXXV.
Neue Methode, Hize anzuwenden, worauf sich die
HHrn. Beale und
Porter, Commercial
Road, London, am 19. Julius 1828 ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem Register of Arts. N. 41. S.
267.
Beale's und Porter's neue Methode, Hize anzuwenden.
Die Patenttraͤger haben gefunden, daß man mehrere fluͤssige
Koͤrper als Mittel zur Mittheilung der Hize in verschiedenen Graden brauchen
kann, so wie naͤmlich diese Grade bei verschiedenen Fabrikarbeiten eben
nothwendig sind; daß man zu einer dieser Arbeiten also diesen, zu einer anderen
einen anderen oder eine Mischung aus mehreren anwenden kann, indem jede dieser
Fluͤssigkeiten unter dem gewoͤhnlichen Druke der Atmosphaͤre
einen bestimmten und unwandelbaren Siedepunct hat, dessen Hize sie dem
Koͤrper mittheilt, welcher ihrer Einwirkung unter diesem Grade ausgesezt
ist.
Aus der ungeheueren Menge dieser Fluͤssigkeiten wollen wir hier nur einige
anfuͤhren. Terpenthingeist siedet bei 316° Fahrenheit, und
stoͤßt dann dichte Daͤmpfe aus; er eignet sich also fuͤr jeden
Fall, in welchem dieser Grad von Hize hinreicht. Steinoͤhl, das wohlfeiler
ist als Terpenthin und bei derselben Temperatur siedet, wird noch mit groͤßerem Vortheile
angewendet werden koͤnnen. Naphthalin wird dort dienen, wo man eine
Temperatur von 400° braucht. Durch Destillation von Steinkohlentheer
erhaͤlt man verschiedene Fluͤssigkeiten, die verschiedene Grade von
Hize von 300 bis 700° Fahrenheit geben.
Hieraus erhellt nun, daß Man jedes Mahl das Maximum des Hizegrades ohne alle Gefahr
und ohne alle Geschiklichkeit von Seite des Heizers erhalten kann; daß kein
Anbrennen entstehen kann, außer man waͤhlte ein unzwekmaͤßiges Mittel,
was bei einer Menge von Fluͤssigkeiten, deren Siedepuncte zwischen 200 und
700° spielen, unmoͤglich ist.
Die Art, wie man diese Mittel oder diese Fluͤssigkeiten zum Sieden und
Destilliren anwendet, ist diese, daß man ein Gefaͤß mit doppelten
Waͤnden, oder ein Doppelgefaͤß nimmt, wovon das eine in dem anderen
stekt, so daß nur ein kleiner Zwischenraum zwischen den Waͤnden uͤbrig
bleibt. In diesen Zwischenraum kommt die Fluͤssigkeit, die als Hizungsmittel
dienen soll, in einer solchen Menge, daß der flache Boden
des Zwischenraumes oder des aͤußeren Gefaͤßes davon so hoch bedekt
wird, daß kein Nachtheil durch das Feuer davon entstehen kann. Wenn diese
Fluͤssigkeit nun bis zu ihrem Siedepuncte erhizt wird, so stoͤßt sie
Daͤmpfe von derselben Temperatur aus, die, so wie sie mit der
Oberflaͤche des inneren Gefaͤßes in Beruͤhrung kommen, ihre
Hize derselben mittheilen, und dadurch in ihre vorige tropfbar fluͤssige
Gestalt zuruͤktreten und auf den Boden des Gefaͤßes zuruͤk
hinabfallen, wo sie neuerdings erhizt und in Dampf verwandelt werden u.s.f. Zur
Unterhaltung einer Verbindung zwischen der heizenden Fluͤssigkeit und der
Atmosphaͤre, und zur Vermeidung aller Gefahr von Zerplazung des
aͤußeren Gefaͤßes, ist in dem Zwischenraͤume zwischen beiden
Gefaͤßen eine an ihren beiden Enden offene Roͤhre angebracht. Wenn
irgend ein grober Fehler bei der Heizung des aͤußeren Gefaͤßes
begangen werden sollte, so wird ein Theil des Dampfes durch diese Roͤhre
ausgestoßen, die durch einen Verdichter laͤuft, in welchem derselbe wieder in
fluͤssigen Zustand gebracht, und in den Zwischenraum zwischen beiden
Gefaͤßen zuruͤkgefuͤhrt wird, so daß wenig oder gar nichts von
der Fluͤssigkeit verloren geht.
Diese Art zu Sieden wurde bereits mit Vortheil bei dem Raffiniren des Zukers
angewendet, eines Koͤrpers, der sehr leicht von zu starker Hize leidet,
weßwegen man auch auf die zusammengeseztesten und kostspieligsten Vorrichtungen
verfiel, um die Gefahr des Anbrennens desselben zu verhuͤten: ein Nachtheil,
der bei der einfachen, sichernSicher koͤnnen wir diese Vorrichtung
durchaus nicht nennen; denn jeder weiß, wie leicht Terpenthingeist,
Steinoͤhl etc. sich entzuͤnden, wenn sie uͤber den
Siedepunct erhizt werden, und wie schnell lezteres geschieht. Es wird
dadurch nicht nur Feuersgefahr in der Werkstaͤtte, sondern selbst
auch das Anbrennen der Fluͤssigkeit, die in dem Terpenthin-
oder Steinoͤhlbade gesotten werden soll, vermehrt: denn wenn das
Steinoͤhl oder der Terpenthin in dem Zwischenraͤume durch zu
starke Hize in Flammen geraͤth, wird auch der innere Kessel sehr bald
gluͤhen. Metallbader aus gewissen Compositionen, die bei gewissen
Graden von Hize schmelzen, waͤren weit besser. A. d. Ueb. und wohlfeilen Vorrichtung der Patenttraͤger nie Statt haben kann. Man hat ferner noch
gefunden, daß bei dieser Art den Zuker zu sieden, derselbe sich besonders stark
koͤrnt und reich an Zukerstoff wird.
Bei der gewoͤhnlichen Methode, den Zuker zu sieden, wird bei dem ersten Sude
aus dem Safte des Zukerrohres beinahe ein Drittel des Zukerstoffes sogenannte
Molasse, obschon dieser Saft eben so gut Zukerstoff enthaͤlt, der sich
koͤrnen kann, und die Entstehung der Molasse nur von der schlechten Art
herruͤhrt, in welcher dieser Saft gesotten wird. Dadurch entsteht aber ein
dreifacher Verlust: 1) verminderter Werth des nicht krystallisirbaren Theiles; 2)
der Nachtheil, den die Molasse an der Farbe des Zukers erzeugt; 3) die Menge, die
aus dem Fasse waͤhrend der Ueberfahrt nach Europa ausstießt. Fuͤr die
Zuckersieder in Westindien wird diese Entdekung daher aͤußerst wichtig.
Aehnliche vortheilhafte Anwendung dieser Vorrichtung hat auch bei der Destillation
Statt, wo durch dieselbe jeder Grad von Hize und alle Gefahr des Anbrennens des
Meisches, aller brennzelige Geschmak vermieden wird.
In den Apotheken und in den Fabriken chemischer Maaren, wo die Wirksamkeit der
Arzneimittel und die Guͤte der Producte so sehr von dem gehoͤrigen
Grade der dabei angewendeten Hize abhaͤngt, wird diese Vorrichtung eben so
zwekmaͤßig dienen.
Fuͤr Faͤrber und Calicodruker ist sie bei Bereitung ihrer Farben eben
so wichtig und eben so nuͤzlich fuͤr Talg- und
Wachslichterfabrikanten.
Auch die Wallfischfaͤnger, die den Thran gleich auf dem Schiffe aussieden,
wenn sie viele Wallfische fangen, und denselben dabei oft so sehr anbrennen, daß die
Guͤte und der Werth desselben dadurch um viele Pfunde Sterling an der Tonne
vermindert wird, koͤnnen sich dieser Vorrichtung mit Vortheil bedienen.
Die Patenttraͤger hoffen dadurch auch Dampf von hohem Druke auf eine weit sicherere (?) Weise erzeugen zu koͤnnen. Sie haben
wirklich eine Dampfmaschine sechs Monate lang auf diese Weise im Gange erhalten, und
meinen ihre Vorrichtung bei Dampfmaschinen auf Dampfbothen und Dampfwagen anwenden
zu koͤnnen.