Titel: | Verfahren, Sammt zu färben und zu druken, worauf Hr. Schutte zu Köln sich in Paris ein Brevet ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XII., S. 55 |
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XII.
Verfahren, Sammt zu faͤrben und zu druken,
worauf Hr. Schutte zu
Koͤln sich in Paris ein Brevet ertheilen
ließ.
Aus der Description des Brevets, T. IX. und den
Archives des
Découvertes 1826, p. 336. Auch im Repertory of
Patent-Inventions. August. S. 97.
Schutte's Verfahren, Sammt zu faͤrben und zu
druken.
Wenn Sammt gedruͤkt werden soll, so muß die Seide hierzu vorlaͤufig mit
weißer Marseiller Seife in Wasser weiß gesotten werden, worauf der Sammt auf die
gewoͤhnliche Weise aus dieser Seide verfertigt, und wieder auf obige Art
gesotten wird, damit nicht der mindeste Schmuz zuruͤk bleibt.
Nachdem hierauf der Sammt vollkommen getroknet wurde, wird er auf einer Tafel
ausgebreitet, und das Haar an demselben mittelst einer einfachen Walze niedergelegt.
In diesem Zustande ist er zum Druken fertig.
Wenn man nun dem Sammte entweder bloß Eine Farbe geben, oder Ein Muster auf demselben
abdruken will, so faͤngt man damit an, daß man Platten oder Model, die mit
einer Beize gefuͤllt und mit Filz gefuͤttert sind, auf denselben
anbringt, damit die Farbe der Beize eindringt. Diese Beize besteht aus einer
Aufloͤsung von 30 Kilogramm (66 Pf. avoir d.
poids) roͤmischen Alaunes in 136 Liter (beinahe 300 Pf.) Wasser,
welcher Aufloͤsung man 7 Kilogramm (15,44 Pf.) Bleizuker (essigsaures Blei), 2 Kilogramm (2,4
Pf.) Salmiak, 1 Kilogramm gemahlene Kreide, eben so viel essigsaures Kupfer, ein
halbes Liter (30,5 Kub. Zoll) gesaͤttigte Zinnaufloͤsung und ein
halbes Kilogramm mit Salpeter verpufften Arsenik zusezt.Dieß ist eine der unsinnigsten Zusammensezungen, die man sich nur denken
kann. Die Zusammensezung des unter N. 3. S. 39
in diesem Hefte von Herrn Koͤchlin
angegebenen Mordant oder Beize gibt fuͤr diesen Zwek ein
verlaͤßliches Resultat auch eignet sie sich fuͤr die weiter
unten folgenden Zusaͤze. A. d. R.
Nachdem mal, diese Mischung 48 Stunden lang stehen ließ, sezt man derselben
Staͤrke zu im Verhaͤltnisse von 1/8 Kilogramm (1920,5 Gran) auf das
Liter (61 Kub. Zoll), um derselben die zum Druken gehoͤrige Dike zu
geben.
Der Sammt, auf welchen diese Beize aufgetragen wurde, wird in der Folge von dieser
Beize befreit, in dem man ihn in warmes Wasser und Weizenkleie von 40° R.
(104 F.) erhizt, und dann in fließendem Wasser waͤscht. Mehr ist nicht
noͤthig, um die Farben, die man demselben mittheilen will, auf demselben
halten zu machen.
Wenn er nun z.B. roth, schwarz oder gelb gedrukt werden soll, werden, nachdem die
Theile, welche roth werden sollen, bereits obige Beize erhalten haben, die Muster,
welche schwarz werden sollen, mit einer anderen Beize gedrukt, die nichts anderes,
als eine gewoͤhnliche Eisenauflosung ist, worauf der Sammt in eine andere
Fluͤssigkeit kommt, welche auf folgende Weise bereitet wird.
Man nimmt 2 Kilogramm seelaͤnd'schen Krapp und 3 Kilogramm Weizenkleie auf
jedes Kilogramm Sammt, waͤrmt diese Mischung in einem kupfernen Kessel,
bringt den Sammt in denselben, und zieht ihn in diesem Bade mittelst eines Haspels
uͤber dem Kessel auf und nieder bis die Farbe dunkel wird, worauf man ihn in
fließendem Wasser ausspuͤlt, und dann durch ein Bad aus Weizenkleie und Seife
zieht, und noch ein Mahl in reinem Wasser wascht, um alle Unreinigkeit zu
beseitigen.
Dieses Krappbad dient der rothen und schwarzen Farbe mehr Glanz zu geben. Es wirkt
nicht auf die Theile, welche gelb werden sollen, und die waͤhrend der ganzen
Arbeit uͤber weiß bleiben, weil sie keine Beize zur Annahme irgend einer
Farbe erhalten haben.
Um die gelben Theile in der Folge gelb zu machen, nimmt man Ein Viertel Kilogramm
(3861 Gran) Kurkuma auf jedes Kilogramm Sammt, kocht es in Wasser, und taucht den
Sammt in diese gelbe Fluͤssigkeit so lang, bis er die gehoͤrige Farbe
erhalten hat. Hierauf wascht man ihn in reinem Wasser, und nachdem man ihn durch
eine warme schwefelsaure Fluͤssigkeit laufen ließ, waͤscht man ihn
noch ein Mahl im Wasser.
Das Kurkumabad wirkt nicht auf die schwarze und rothe Farbe, die vorher auf den Sammt
gedrukt wurde.
Um dem Sammte noch andere Farben zu geben, als die obigen, wird es nothwendig, der
Beize noch andere Ingredienzen beizusezen.
Zur braunen Farbe sezt man der Beize ein Viertel, die Haͤlfte oder Drei
Viertel Eisenaufloͤsung zu, je nachdem man die Farbe Heller oder dunkler
haben will.
Zur blauen Farbe sezt man zu jedem Liter der Beize ein Viertel Liter Wasser und 29
Gramm (= 448 Gran) blauen Vitriol (schwefelsaures Kupfer) in Weinessig
aufgeloͤst zu, und faͤrbt dann mit Bresilholz nach.
Karmesin erhaͤlt man, wenn man zu jedem Liter der Beize 30 Gramm (463 Gran)
Zinnaufloͤsung zusezt, und dann den Sammt mit Fernambuk oder mit Cochenille
ausfaͤrbt.
Man mag was immer fuͤr eine Farbe geben wollen, so muß obiges Verfahren
befolgt werden; nur muß man sich huͤten, Seife anzuwenden, wenn Holz zum
Faͤrben gebraucht wurde.
Wenn man mehr als drei Farben auf dem Sammte anbringen will, so muͤssen die
Nebenfarben mit dem Pinsel dann erst aufgetragen werden, wann die drei Hauptfarben
vollendet sind.
Ehe der Sammt troken geworden ist, wird er auf dem Gummirgestelle ausgebreitet, und
von unten mittelst Holzkohlenfeuers stark erhizt, wo dann das Haar mittelst einer
schnell daruͤber gestrichenen Buͤrste wieder aufgerichtet wird.
Wenn der Sammt eine gewisse Steifheit erhalten soll, so muß man die Ruͤkseite
desselben mit einer Mischung aus Leinsamen, Fischleim und Branntwein reiben.Herr Schutte haͤtte fuͤglich sein
Geld, das er zur Erlangung eines Patentes, nach diesem Verfahren Sammt zu
druken und zu faͤrben ausgegeben hat, ersparen koͤnnen, weil
wohl Niemand so wissenschaftles seyn wird, dieses unpractische Verfahren
nachzuahmen.A. d. R.