Titel: | Ueber den Mordant (zum Roth) der Indiennenfabrikanten, von Hrn. Köchlin-Schouch in Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. X., S. 30 |
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X.
Ueber den Mordant (zum Roth) der
Indiennenfabrikanten, von Hrn. Koͤchlin-Schouch in
Muͤlhausen.
Aus dem Bulletin de la Société industr. de
Mulhausen. N. 5. S. 277.
Koͤchlin-Schouch, uͤber den Mordant (zum Roth)
der Indiennenfabrikanten.
Mit der Benennung Mordant (Beize) belegt man alle Substanzen, welche einerseits zu
dem zu faͤrbenden Koͤrper und andererseits zu den Faͤrbestoffen
(Pigmenten) Verwandtschaft besizen, welche leztere sie in mehr oder weniger reinem
Zustande aus den Farbdecocten abscheiden, inniger durch ihre Dazwischenkunft auf dem
Zeuge befestigen und dabei noch ihren Glanz erhoͤhen.
In der Kattundrukerei versteht man unter Mordant oder Mordant zum Roth fast allgemein
einen Mordant, welcher Alaunerde als Basis enthaͤlt und den man uneigentlich
als einzig und allein aus essigsaurer Alaunerde bestehend betrachtet.
Der Ursprung der Alaunerdebeizen faͤllt in das graue Alterthum. Es scheint,
daß man sie vor undenklichen Zeiten in Indostan angewandt hat; wir haben jedoch nur
ungenaue Ueberlieferungen uͤber die Art, wie die Indier sie zubereiteten. Es
ist nicht wahrscheinlich, daß man damahls, wo die chemischen Kenntnisse sehr
beschraͤnkt waren, den Gebrauch des Bleizukers kannte, auch kann man, wie wir
spaͤter sehen werden, einen Alaunerde-Mordant erhalten, ohne daß man
noͤthig haͤtte, ein essigsaures Salz, dessen Basis mit
Schwefelsaͤure eine unaufloͤsliche Verbindung gibt, mit einem
schwefelsauren Salze durch doppelte Wahlverwandtschaft zu zersezen.
Mehrere Schriftsteller geben an, daß die Indier ihren Mordant zum Roth so bereiteten,
daß sie eine Alaunaufloͤsung mit Soda und vielleicht Dattel- oder
Reisessig versezten, weil sie sich einer jeden dieser Saͤuren bedienten, um
das essigsaure Eisen darzustellen, woraus ihre Beizen fuͤr Schwarz und
Violett bereitet wurden.
Die gemalten Zeuge, welche von den Indiern auf uns gekommen sind, zeigen in ihren
rothen u.s.w. Nuancen eine Schoͤnheit, woraus man folgern muß, daß sie einen
Mordant anwandten, der alle zur Erzielung eines guten Resultates noͤthigen
Bedingungen vereinigte. Man weiß nicht, zu welcher Zeit das essigsaure Blei zuerst
angewandt wurde. Nach einigen Schriftstellern war es damahls, wo die Kunst gemalte
Zeuge zu verfertigen nach Europa gebracht wurde. Diese Behauptung wird besonders
wahrscheinlich, wenn man die alten Recepte zu Rache zieht, welche in der Kindheit
der Kunst entstanden, und die Vorurtheile und altes Herkommen lange Zeit im Gebrauch
erhielten. Das essigsaure Blei wird darin mit Alaun, zugleich aber auch mit
unnuͤzen und manchmal sogar nachtheiligen Substanzen, wie Gruͤnspan
(essigsaurem Kupfer), Soda, Steinsalz, weißem Arsenik, Bleiweiß angewandt. Heut zu
Tage sind die Verfahrungsarten einfacher geworden, und haben sich auf die Anwendung
der unumgaͤnglich noͤthigen Substanzen beschraͤnkt. Man wendet
allgemein Alaun und Bleizuker (essigsaures Blei) an; aber die Verhaͤltnisse
dieser beiden Substanzen haben bis auf unsere Zeit immer variirt; jezt noch nimmt
man in verschiedenen Fabriken auch andere Quantitaͤten, und man ist noch
nicht im Reinen, welche Verhaͤltnisse die zwekmaͤßigsten sind, um
einen Mordant, der das beste Resultat gibt, zu erzeugen. Freilich hat der Practiker
es in vielen Faͤllen fuͤr noͤthig gehalten, die Menge des
Bleizukers abzuaͤndern, um verschiedene Wirkungen hervorzubringen. Dieses
veranlaßte mich, eine Reihe von Versuchen anzustellen, um diese Frage
aufzuklaͤren. Ich werde zugleich untersuchen, welches die chemische Natur
(Zusammensezung) des allgemein als essigsaure Alaunerde betrachteten Mordant
ist.
Ueber die chemische Natur der sogenannten essigsauren
Alaunerde (Mordant oder Ansaz zum Roth.)
Ich habe schon gesagt, daß man in allen Fabriken ein verschiedenes Verhaͤltniß
von Alaun und essigsaurem Blei zur Bereitung der essigsauren Alaunerde anwendet, und
da man von dem Bleisalze immer weniger als von dem Alaun nimmt, so wird lezterer
nicht ganz zersezt, so daß man in diesem Mordant saure essigsaure Alaunerde, basisch
schwefelsaure Alaunerde (oder Alaun mit Ueberschuß an Basis), schwefelsaures Kali
und schwefelsaures Natron finden muß, in dem Falle, wo man sich des Natrons bedient,
um die freie Saͤure zu neutralisiren. Dieses will ich nun zu beweisen
suchen.
Herr Sébille-Auger, Director der Fabrik in
Bouxwiller, dessen Arbeit uͤber die essigsaure Alaunerde mir viele Thatsachen
fuͤr diese Abhandlung lieferte, hat aus seinen Versuchen gefolgert, daß man ein wenig mehr als
125 Theile essigsaures Blei braucht, um 100 Theile Alaun zu zersezen, und daß, wenn
man zugleich das schwefelsaure Kali zersezen will, 164 Theile essigsaures Blei
noͤthig sind. Herr Sébille zieht daraus
folgenden Schluß:
Er sagt: da der Werth des Bleisalzes das Doppelte von dem des Alauns ist, so glauben
einige Fabrikanten zu ersparen, wenn sie bei der Bereitung ihrer essigsauren
Alaunerde die Menge des Bleisalzes vermindern, und die des Alauns vermehren. Sie
bedenken nicht, daß die Menge der entstandenen essigsauren Alaunerde im
Verhaͤltniß mit dem angewandten essigsauren Blei steht, und daß aller Alaun,
den sie uͤber diejenige Menge hinzusezen, welche das Bleisalz zersezen kann,
weit entfernt den Preis ihres Mordant zu vermindern, ihn im Gegentheil
erhoͤht, weil dieser uͤberschuͤssige Alaun unwirksam ist, und
bei dem Auswaschen und Walken verloren geht. So wuͤrden nach Herrn Sébille, 100 Theile Alaun und 100 Theile
essigsaures Blei dieselbe Wirkung hervorbringen, wie eine gleiche Menge von
essigsaurem Blei und nur 80 Theilen Alaun, was fuͤr den leztern einen Verlust
von 20 Theilen ausmachen wuͤrde; 100 Theile Alaun und 75 essigsaures Blei
wuͤrden dieselbe Wirkung hervorbringen, wie nur 60 Theile Alaun, von welchem
also 40 Theile verloren gehen wuͤrden; 100 Theile Alaun und 50 essigsaures
Blei wuͤrden eigentlich nur fuͤr 40 Alaun gelten; der Verlust
wuͤrde also 60 Theile betragen.Ueber diese Ansicht vergleiche man auch Hermbstaͤdt's Magazin der Faͤrbekunst Bd. 7. S. 248,
und Bd. 8. S. 38.A. d. R.
Gegen diese Theorie ließe sich in der That nichts einwenden, wenn bloß die reine
essigsaure Alaunerde als Mordant wirken wuͤrde; folgende Thatsachen aber
werden beweisen, daß sie durch die Erfahrung nicht bestaͤtigt wird, und daß
das Verfahren, welches gewoͤhnlich in den Fabriken befolgt wird, den Vorzug
vor demjenigen des Herrn Sébille zu verdienen
scheint, meil es wenige Faͤlle gibt, wo man reine essigsaure Alaunerde
anwenden oder so viel essigsaures Blei zur Bereitung des Mordant nehmen muß, daß
dadurch aller Alaun, selbst abgesehen von seinem Gehalt an schwefelsaurem Kali,
zersezt wird. Dieses waͤre zum Beispiel nur bei einem Mordant der Fall,
welcher fuͤr sich schwach feucht bleiben muͤßte, wie einem solchen,
der zu der Reservage fuͤr den Lapisdruk auf der Maschine gebraucht wird; da
das essigsaure Kali ein zerfließendes Salz ist, so wuͤrde es diesem Zwek gut
entsprechen.
In den meisten Faͤllen aber hat man nicht noͤthig, alle im Alaun
enthaltene schwefelsaure Alaunerde zu zersezen, und dann dient der Alaun, welcher
zuruͤkbleibt (wenn man ihm anders noch diesen Namen geben kann), eben so gut
als Mordant, wie die reine essigsaure Alaunerde, vorausgesezt, daß man ein
zwekmaͤßiges Verhaͤltniß angewandt hat.
Von dieser Art ist folgendes: 16 Theile Wasser, 4 Theile Alaun, dessen freie
Saͤure man durch den zehnten Theil seines Gewichtes Soda neutralisirt, und 3
Theile essigsaures Blei. In diesem Falle muͤssen nach der Berechnung des
Herrn Sébille 160 Theile Alaun unzersezt
bleiben.
Wir nehmen an, daß bei dieser Mischung derjenige Theil des Alauns, welcher nicht ganz
zersezt worden ist, in ein basisch schwefelsaures Salz verwandelt wird, welches sich
mit der basisch essigsauren Alaunerde verbindet, und daß dieses Doppelsalz mit der
sauren essigsauren Alaunerde aufgeloͤst bleibt; daß ferner bei dem Eintroknen
derselben auf dem Zeuge, wobei ein Theil der Essigsaͤure verdunstet, die frei
gewordene basisch essigsaure Alaunerde sich ebenfalls noch mit der basisch
schwefelsauren Alaunerde verbindet, und daß man endlich auch durch die Operation des
Kuhmistbades noch einen Theil der Essigsaͤure abscheidet, wodurch die
Vereinigung dieser basischen Alaunerdesalze mit dem Zeuge vollkommen wird. Da diese
basischen Alaunerdesalze in siedendem Wasser fast unaufloͤslich sind, so
geben sie wegen ihrer Verwandtschaft zu dem Zeuge einen Mordant, der geneigt ist,
sich mit den Faͤrbestoffen zu verbinden. Die folgenden Versuche sprechen
offenbar fuͤr unsere Meinung: daß die gebraͤuchlichen Mordans aus
saurer essigsaurer Alaunerde und mehr oder weniger basisch schwefelsaurer Alaunerde
bestehen.
1) Als basisch schwefelsaure Alaunerde mit Essigsaͤure behandelt wurde,
loͤste sie sich darin sehr leicht auf, und gab einen an Alaunerde sehr
reichen Mordant, welcher auf Zeug aufgedrukt dasselbe Resultat, wie der beste
Mordant gab.Dieser Versuch beweist gar nicht, was er beweisen sollte, weil die basisch
schwefelsaure Alaunerde sich in Essigsaͤure als neutrale schwefelsaure Alaunerde aufloͤst.A. d. R.
2) Verschiedene Mengen essigsaures Blei wurden mit gleichem Gewichte Alaun und
derselben Quantitaͤt Wasser versezt. Die aufgedrukten Mordans gaben gleiche
Nuancen, wenn das Verhaͤltniß des essigsauren Bleies 125 auf 100, oder auch
nur 75 auf 100 Alaun betrug; erst bei einer geringeren Menge essigsauren Bleies, als
die leztere ist, wurden die Nuancen schwaͤcher.
3) Als man dieselbe Menge essigsaures Blei und dieselbe Quantitaͤt Wasser
beibehielt, und bloß die Menge des Alauns abaͤnderte, zeigte sich, daß der
staͤrkste Mordant derjenige war, welcher 3 Theile essigsaures Blei auf 4
Alaun enthielt, waͤhrend nach Herrn Sébille
in diesem Falle 3 Theile essigsaures Blei noͤthig gewesen waͤren.
Haͤtte die essigsaure Alaunerde bei diesen Versuchen allein als Mordant gewirkt, so waͤren
die Nuͤancen gleich gewesen, weil in jeder Fluͤssigkeit eine gleiche
Menge von diesem Salze vorhanden war. Da aber mit derselben Beize die
Faͤrbeversuche oͤfters und zwar mit verschiedenen Farbestoffen
wiederholt wurden, so ist die Thatsache außer Zweifel gesezt.Die Sache laͤßt sich nur dann ganz außer Zweifel sezen, wenn die zu
den gegenseitigen Versuchen in Anwendung gekommenen, und in ihren
Zersezungsverhaͤltnissen abweichenden Mordans in verschiedenen
Verhaͤltnissen mit Wasser verduͤnnt angewendet, und eben so
die Pigmente in abweichenden Gewichtsverhaͤltnissen zum Neutralisiren
jener Mordans angewendet werden. Wir werden auf diesen wichtigen Gegenstand
gelegenheitlich zuruͤk kommen.A. d. R.
Endlich haben auch einige Drukversuche mittelst des Rouleau gezeigt, daß zum Farben
des Krapp-Rosaroths, und fuͤr Mordans die ohne Verdikung aufgedrukt
werden, fuͤr Grundfarben mit weißer Reservage der Mordant, welcher nur 75
Procent essigsaures Blei enthaͤlt, eben so gut, wo nicht in gewissen
Faͤllen noch vorzuͤglicher ist, als derjenige, welcher davon 100 oder
125 enthaͤlt.
Herr Sébille hat auch eine Reihe von Untersuchungen
angestellt, um den relativen Gehalt verschiedener Mordans an essigsaurer Alaunerde
zu bestimmen, und er hat daraus, was leicht vorauszusehen war, geschlossen, daß der
groͤßere oder geringere Gehalt daran nicht mit der Dichtigkeit in
Verhaͤltniß steht. Folgendes ist die Zusammensezung, welche er von einigen
Mordans angibt:
A.
Essigsaures Blei
100 Kilog.
180 Fr.
Alaun
100 –
50 –
Wasser
300 –
–
–
––––––––
–––––
500 Kilog.
230 Fr.
Schwefelsaures Blei
110 –
–
–
Klare Aufloͤsung
390 –
–
–
Von diesem Mordant kommt also der metrische Centner auf 59 Fr. zu stehen; seine
Dichtigkeit betraͤgt 9°, und er ist auf folgende Weise
zusammengesezt:
Essigsaͤure Alaunerde
8,5
Freier Alaun
5,0
Schwefelsaures Kali
4,0
Wasser
82,5
––––
100.
B.
Alaun
100 Kilog.
50 Fr.
Essigsaures Blei
75 –
135 –
Wasser
300 –
–
–
––––––––
–––––
475 Kilog.
185 Fr.
Schwefelsaures Blei
87
Klare Aufloͤsung
390
Dieses betraͤgt 47 Fr. 40 Cent, fuͤr den metrischen Centner. Dieser
Mordant, welcher 11° 1/2 zeigt, besteht aus:
Essigsaurer Alaunerde
6,5
Freiem Alaun
10,0
Schwefelsaurem Kali
3,0
Wasser
80,5
–––––
100
C.
Alaun
100 Kilog.
50 Fr.
Essigsaures Blei
77 –
120 –
60 Ct.
Wasser
300 –
–
–
– –
––––––––
––––––
–––––
477 Kilog.
170 Fr.
60 Ct.
Schwefelsaures Blei
87
Klare Aufloͤsung
390
Von diesem Mordant kommt also der metrische Centner auf 45 Franken zu stehen; er hat
eine Dichtigkeit von 11° 1/2 und besteht aus:
Essigsaurer Alaunerde
5,5
Freiem Alaun
11,2
Schwefelsaurem Kali
2,5
Wasser
80,8
–––––
100
D.
Alaun
100 Kilog.
50 Fr.
Essigsaures Blei
125 –
225 –
Wasser
300 –
–
–
––––––––
–––––
525 Kilog.
275 Fr.
Die Dichtigkeit dieses Mordans betraͤgt 8°, und seine Zusammensezung
ist:
Essigsaͤure Alaunerde
10,5
Schwefelsaures Kali
4,5
Wasser
85,0
–––––
100
Hieraus schließt Herr Sébille, daß wenn man den
Preis fuͤr den Mordant D berechnet, der keinen
freien Alaun enthaͤlt, und welcher 10,5 Procent essigsaure Alaunerde
enthaͤlt, der Preis des metrischen Centners zu 68 Franken 75 Cent. sich
berechnet, wobei der Grad seines Gehaltes nur auf 6 Franken 55 Cent. fuͤr 100
Kilogrammen zu stehen kommt, waͤhrend bei der Aufloͤsung C, welche mit der geringsten Menge Bleizuker bereitet
wurde, der Grad ihres Gehaltes 8 Franken 20 Cent, kostet. Hr. Sébille schloß ferner daraus, daß der Preis, wie schon gesagt
wurde, geringer ausfaͤllt, wenn man nur die noͤthige Menge Alaun
anwendet, als wenn er in Ueberschuß angewandt wird. Er bemerkt, daß die drei Aufloͤsungen A, B, C, obgleich sie weniger essigsaure Alaunerde
enthalten, als die vierte, doch dichter sind, was man dem unzersezten Alaun
zuschreiben muß.
Man muß gestehen, daß wenn Herr Sébille gemeint
hat, daß bloß reine essigsaure Alaunerde als Mordant dienen koͤnne, seine
Arbeit dadurch nichts an Interesse verliert, und daß die beinahe reine essigsaure
Alaunerde, welche man in Bouxwiller unter seiner Direction fabricirt, in mehreren
Fabriken vortheilhaft angewandt wird. – Aus dem so eben Angefuͤhrten
geht hervor, daß die reine essigsaure Alaunerde ein sehr guter Mordant ist, daß man
aber die Mordans, welche mehr oder weniger basisch schwefelsaure Alaunerde,
schwefelsaures Kali und Natron und essigsaures Kali enthalten, als solche betrachten
kann, die ihr nichts nachgeben, vorausgesezt, daß die lezteren Salze eine gewisse
Quantitaͤt nicht uͤberschreiten; und im Allgemeinen zeigt sich kein
merklicher Unterschied zwischen den Farben, welche die mit mehr oder weniger
essigsaurem Blei bereiteten Mordans geben, vorausgesezt, daß man davon nicht weniger
als die Haͤlfte des angewandten Alauns nimmt.
Ueber die Zubereitung der Mordans.
Es ist sehr wichtig, daß man einen recht reinen, schoͤn weißen, und besonders
eisenfreien Alaun anwendet. Ehemahls war der roͤmische Alaun der reinste,
welcher im Handel vorkam; der Alaun, welchen heut zu Tage die franzoͤsischen
Fabriken in großen Stuͤken liefern, und welcher der gemeinste ist,
enthaͤlt kaum eine Spur Eisen mehr, und der gereinigte in Krystallen von
mittlerer Groͤße vorkommende Alaun ist davon ganz und gar frei. Wenn mehrere
Fabrikanten in einigen Faͤllen gefunden haben, daß der roͤmische Alaun
eine bessere Wirkung hervorbringt, so scheint die Ursache diese zu seyn, daß er
etwas weniger sauer ist, und man kann ihn durch den gereinigten Alaun ersezen, wenn
man lezteren mit ein wenig Alkali versezt. Man hat mehrere Versuche in der
Faͤrbekunst angestellt, um sich zu versichern, ob der Alaun mit Kali als
Basis andere Resultate gibt als der Alaun, welcher Ammoniak als Basis
enthaͤlt. Der Kalialaun besteht nach Herrn Berzelius aus:
Schwefelsaurer Alaunerde
36,85
Schwefelsaurem Kali
18,15
Krystallwasser
45,00
––––––
100
Der Ammoniakalaun besteht nach Herrn Riffauld aus:
Schwefelsaurer Alaunerde
38,885
Schwefelsaurem Ammoniak
12,961
Krystallwasser
48,154
–––––––
100
Die erste dieser Alaunarten, obgleich weniger reich an schwefelsaurer Alaunerde als
die zweite, gibt dennoch eben so gute Resultate in der Praxis, wie schon bemerkt
wurde. Es scheint, daß der Alaun von Bouxviller, wovon man in Muͤlhausen eine
große Menge verbraucht, Ammoniak enthaͤlt; denn er entwikelt davon eine
merkliche Menge, wenn man ihn in kaustischem Kali aufloͤst.
Der Bleizuker muß in weißen Krystallen seyn, und das Wasser, worin man ihn
aufloͤst, nicht stark truͤben, weil sonst entweder kohlensaures Blei,
welches sich bei laͤngerer Einwirkung der Luft auf der Oberflaͤche
dieses Salzes bildet, vorhanden waͤre, oder das Wasser ein kohlensaures Salz
enthalten wuͤrde. Einige Tropfen Weinessig werden die Aufloͤsung
wieder klar machen.Enthielte das Waͤsser schwefelsaure oder salzsaure Salze in etwas
betraͤchtlicher Menge, so wuͤrde die Truͤbung auf Zusaz
von Essigsaͤure nicht verschwinden.A. d. R. – Man findet im Handel drei oder vier Sorten Bleizuker, welche sich
bloß durch die Art der Essigsaͤure, welche zur Aufloͤsung des
Bleioxydes angewandt wurde, unterscheiden: 1) solchen, welcher mit Holzessig
bereitet wurde; 2) solchen, der im mittaͤgigen Frankreich mit Weinessig
fabricirt wird; 3) solchen, der mit Bieressig dargestellt und aus Holland zu uns
gebracht wird; 4) man kauft in England ein braunes, holzsaures Blei, welches bei
seiner Aufloͤsung ein wenig Theer absezt: wegen seines maͤßigen
Preises wird es ebenfalls angewandt.
Die chemische Analyse dieser verschiedenen Bleisorten hat gezeigt, daß sie in ihrer
Zusammensezung nicht merklich verschieden sind; indessen glauben mehrere
Kattunfabrikanten mit solchem Bleizuker, der mittelst Wein- oder Vieressig
dargestellt wurde, bessere Resultate erhalten zu haben. Diese Herren wuͤrden
ihren Mitbuͤrgern durch die Mittheilung der in dieser Hinsicht gemachten
Beobachtungen einen Gefallen erweisen. Vielleicht ist der Holzessig weniger
fluͤchtig als der Weinessig, und die Saͤure des lezteren scheidet sich
vielleicht deßwegen bei dem Eintroknen des Mordans schneller ab, wodurch die
Verbindung der basischen Alaunerdesalze mit dem Stoff befoͤrdert wird.
– In Frankreich wendet man gewoͤhnlich den mit Holzessig bereiteten
Bleizuker an, welchen Herr Mollerat in Dijon (Côte-d'Or) in großer Menge in den Handel
bringt, wenn anders der Preis desjenigen, welcher im mittaͤgigen Frankreich
fabricirt wird, nicht geringer ist.
In fast allen Fabriken des Elsasses bereitet man den Mordant oder Ansaz zum Roth auf
folgende Weise: wenn der Alaun und Bleizuker abgewogen worden sind, stoͤßt
man ersteren und bringt ihn in eine tiefe Kufe, worauf eine gehoͤrige Menge
heißes Wasser zugegossen, und wenn er sich aufgeloͤst hat, ein Zehntel seines
Gewichtes krystallisirte Soda, um die freie Saͤure zu saͤttigen,
zugesezt wird. Hierauf mengt man das essigsaure Blei darunter, und da dieses Salz
sich sehr schnell aufloͤst, so wirkt es augenbliklich auf den Alaun. Das
Gemenge muß eine Stunde lang umgeruͤhrt werden. Man thut gut, die Operation
des Morgens anzufangen und von Zeit zu Zeit umzuruͤhren, ohne das
Gefaͤß zu bedeken, bis die Fluͤssigkeit ganz kalt geworden ist; denn
wenn man große Quantitaͤten in Arbeit genommen hat, um einen concentrirten
Mordant zu erhalten, und die Erkaͤltung zu langsam Statt findet, kann die
essigsaure Alaunerde in der Waͤrme eine anfangende Zersezung erleiden, worauf
sie sich nur langsam klaͤrt. – Wenn man den Mordant mit einem Alkali
versezt, so ist es nicht gleichguͤltig, ob man es am Ende der Operation oder
der Alaunaufloͤsung zusezt. In lezterem Falle hat man den Zwek die freie
Schwefelsaͤure zu saͤttigen, essigsaures Blei zu ersparen und einen an
essigsaurer Alaunerde reichen Mordant zu erhalten, worin ein Theil des Alauns als
basisches Salz aufgeloͤst ist. Im ersteren Falle hingegen saͤttigt man
nur die freie Essigsaͤure, und es bildet sich essigsaures Kali oder Natron,
je nachdem man ein Alkali anwendet.Daß die Aufloͤsung keine basische schwefelsaure Alaunerde enthalten
kann, versteht sich von selbst, weil dieses Salz in Wasser
unaufloͤslich ist; man vergleiche uͤbrigens die Anmerkung Nr.
14. Auch sieht man keinen Grund ein; warum die Aufloͤsung in dem hier
angefuͤhrten Falle verschiedene Salze enthalten soll, je nachdem man
vorher den Alaun oder nachher das Product seiner Zersezung neutralisirt. Daß
essigsaure Alkalien die schwefelsaure Alaunerde durch doppelte
Wahlverwandtschaft zersezen, bemerkt der Verfasser selbst weiter unten. A.
d. R. Dieses Verfahren kann nuͤzlich seyn, wenn man einen neutralen
Mordant, oder einen solchen, welcher feucht bleiben muß, noͤthig hat, um eine
zu schnelle Austroknung zu vermeiden. Da das essigsaure Kali ein sehr zerfließliches
Salz ist, so eignet es sich sehr gut fuͤr diesen Zwek. Zuweilen versezt man
ihn, um denselben Zwek zu erreichen, wie weiter unten bemerkt werden wird, mit
salzsaurem Zink, Kochsalz u.s.w. Folgende drei Mordans wenden wir fuͤr den
Druk vorzuͤglich an (das Maß, wovon hier die Rede
ist, wiegt 3 3/4 Pfund.)
Starker Mordant, Nr. 1.
100
Maß Wasser (wovon 20 Maß Farb-Decoct sind zum
Blenden),
150
Pfund Alaun,
15
Pfund krystallisirte Soda,
150
Pfund essigsaures Blei.
Dieser Mordant dient zu den Mordant-Reservagen, dem Lapis, zu dem
amarantfarbigen Grunde, dem Rothdruk mittelst des Rouleau u.s.w.
Mordant Nr. 2.
100
Maß Wasser (wovon 20 Farb-Decoct),
100
Pfund Alaun,
10
Pfund krystallisirte Soda,
75
Pfund essigsaures Blei.
Dieser Mordant wird nur fuͤr Gelb, verschiedene Gruͤnde u.s.w.
angewandt.
Mordant Nr. 3.
100
Maß Wasser (wovon 20 Farb-Decoct),
75
Pfund Alaun,
7,5
Pfund krystallisirte Soda,
50
Pfund essigsaures Blei.
Es gibt wenige Falle, wo ein staͤrkerer Mordant noͤthig waͤre,
als der von Nr. 1. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Mordant Nr. 2 stark genug ist,
um fast mit allen Faͤrbestoffen die intensivsten Nuͤancen
hervorzubringen, die sie durch vollstaͤndige Saͤttigung geben
koͤnnen; als man naͤmlich Zeuge mit moͤglichst starken Mordans,
und andere mit dem Mordant Nr. 2 vorbereitete und dann faͤrbte, war kein
Unterschied bemerklich. Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß diese
Saͤttigungscapacitaͤt bei verschiedenen Faͤrbestoffen eine
verschiedene ist, in dem die einen staͤrkere Mordans als die anderen
erfordern, um das Maximum der Intensitaͤt hervorzubringen.
Anstatt einen Normalmordant zu haben, um durch groͤßere oder geringere
Verduͤnnung desselben mit Wasser alle Abstufungen von Nuͤancen zu
erhalten, je nachdem man gerade eine Farbe wuͤnscht, ziehen es die
Fabrikanten allgemein vor, mehrere zusammenzusezen, welche sich in der Dichtigkeit
und dem Verhaͤltniß zwischen Alaun und Bleizuker unterscheiden, je nachdem
sie zu einem Artikel bestimmt sind, und zwar aus folgenden Gruͤnden:
1) Es gibt nur sehr wenige Faͤlle, wo man zum Druk einen sehr starken Mordant
anwenden muß, der eine groͤßere Menge Bleizuker erfordert, als ein Mordant
von mittlerer Dichtigkeit; wodurch die Anwendung des ersteren also kostspieliger
wuͤrde.
2) Ein starker Mordant haͤlt sich nicht so lange, wie ein Mordant von
mittlerer Dichtigkeit, zu dessen Bereitung weniger essigsaures Blei genommen wird.
Ersterer zersezt sich in kurzer Zeit in der Kaͤlte und sezt mehr basisch
essigsaure Alaunerde ab, als der zweite, weßwegen man bei der Verduͤnnung mit
Wasser nicht immer ein constantes Resultat erhalten wuͤrde.Der Verfasser gibt nicht an, auf welche Art er sich uͤberzeugte, daß
der aus der
unreinen essigsauren Alaunerde sich absezende Niederschlag ein basisches
essigsaures Salz ist, was um so noͤthiger gewesen waͤre, weil
bis jezt noch keine basische essigsaure Alaunerde bekannt ist. A. d. R.
3) Ein starker Mordant, worin die Essigsaͤure vorwaltet, taugt zu mehreren
Arten von Druk nicht, wie zum Beispiel fuͤr ein Muster mit zwei bis drei
Roth, wozu Mordans von verschiedener Dichtigkeit auf einander gedrukt werden. In
diesem Falle wuͤrden die Mordans ein wenig in einander verfließen und die
Farben nicht so deutlich werden.
4) Außerdem ist auch das Verfahren, einem Mordant Consistenz zu geben oder ihn zu
verdiken, verschieden, je nach der Art von Druk, wozu man ihn bestimmt, und ein
starker und saurer Mordant kann sich nicht so leicht mit allen Substanzen, die als
Verdikungsmittel dienen, verdiken, wie ein anderer.
5) Ein starker und saurer Mordant waͤscht sich nicht so leicht ab, wie ein
schwacher, z.B. die von Nr. 2 und 3. (Man sehe weiter unten den Artikel Kuhmistbad.)
In Betreff der Aufbewahrung der Mordans ist es wesentlich noͤthig, daß man
nicht zuviel davon auf Einmahl bereitet; denn sie sezen alle, wie schon bemerkt
wurde, mehr oder weniger basisch essigsaure Alaunerde ab. Der Mordant Nr. 2 sezt
weniger ab, als die fast reine essigsaure Alaunerde, besonders wenn sie sehr
concentrirt ist.
Diese Zersezung in der Kaͤlte findet sogar Statt, wenn der Mordant in
verschlossenen Flaschen aufbewahrt wird, und der gebildete Niederschlag, obgleich
aus basisch essigsaurer Alaunerde bestehend, loͤst sich nicht merklich in
Essigsaͤure auf. Alle Praktiker wissen, daß gewisse Mordans noch eine
Zersezung erleiden, wenn man sie erhizt, und daß der Niederschlag, welcher sich
alsdann bildet, sich beim Erkalten wieder aufloͤst, wie Hr. Gay-Lussac dieses sehr gut beobachtete. Man kann
die reine essigsaure Alaunerde bis zum Sieden erhizen, ohne daß sie sich zersezt. So
ist es aber nicht mit den Mordans, welche schwefelsaures Kali oder basisch
schwefelsaure Alaunerde enthalten. Leztere truͤben sich, wenn man sie erhizt,
und geben einen reichlichen Niederschlag, der sich beim Erkalten wieder
aufloͤst. Es ist bemerkenswert!), daß diese Zersezung in der Waͤrme
mit der Dichtigkeit des Mordant variirt, obgleich das Gewicht des essigsauren Bleies
und des Alauns in demselben Verhaͤltniß bleibt, was folgende Versuche
beweisen.
1) Ein Maß 3 3/4 Pfund) Wasser, ein halbes Pfund Alaun und ein halbes Pfund Bleizuker
geben einen Mordant, welcher 6 1/2° wiegt und beim Erhizen sich bei
68° (C.) truͤbt, und sich (gleichsam zu einer Gallerte) bei 73°
verdikt.
2) Ein Maß Wasser, ein Pfund Alaun und ein Pfund essigsaures Blei geben einen
Mordant, welcher 8° wiegt, sich bei 80° truͤbt und bei
85° gelatinirt.
3) Ein Maß Wasser, drei Pfund Alaun und drei Pfund essigsaures Blei geben einen
Mordant, dessen Dichtigkeit 15° ist und der sich selbst beim Sieden nicht
truͤbt.
Hr. Gay-Lussac hat gefunden, daß wenn man die reine
essigsaure Alaunerde mit Alaun oder schwefelsaurem Kali versezt, dieses Salz die
Eigenschaft erhaͤlt, in der Waͤrme einen Niederschlag zu geben. Dieser
Gelehrte sammelte den Niederschlag, und nachdem er ihn ausgesuͤßt
haͤtte, behandelte er ihn mit Schwefelsaͤure, um die Gegenwart der
Essigsaͤure zu erkennen, worauf er ihn in Salzsaͤure aufloͤste
und mit Barytsolution auf Schwefelsaͤure pruͤfte, und da er auf die
angegebene Weise keine dieser Saͤuren entdeken konnte, so schloß er daraus,
daß dieser Niederschlag reine Alaunerde sey. Hr. Gay-Lussac glaubt, daß die physikalische. Ursache dieser
Faͤllung in der Waͤrme die durch Einwirkung der Waͤrme bewirkte
Entfernung der Molekuͤle der Essigsaͤure und der Alaunerde ist, die
sie uͤber die Sphaͤre ihrer Activitaͤt hinaustreibt und dadurch
ihre Abscheidung veranlaßt. Sobald sich aber die Waͤrme vermindert,
naͤhern sich diese Molekuͤle einander wieder, ziehen sich an und
verbinden sich neuerdings. – Was aber auch die Ursache dieser Faͤllung
seyn mag, so beweisen folgende Versuche, daß der Niederschlag eine basisch
schwefelsaure Alaunerde ist, welche sich beim Erkalten in der sauren essigsauren
Alaunerde wieder aufloͤst, waͤhrend die Alaunerde (oder die basisch
essigsaure Alaunerde), welche sich durch Laͤnge der Zeit aus den Mordans
niederschlaͤgt, sich nicht mehr aufloͤst, selbst nicht in heißer
Essigsaͤure.
Als man 1000 Grammen des Mordant Nr. 3 bis zum Sieden erhizte, und sodann filtrirte,
erhielt man 14,15 Grammen trokenen Niederschlag. Als man denselben Versuch
wiederholte und mit siedendheißem Wasser aussuͤßte, um die Aufloͤsung
des Niederschlags beim Erkalten zu verhindern, erhielt man 22,65 Grammen trokenen
Niederschlag. Dieser Niederschlag, mit Schwefelsaͤure behandelt, entband
nicht merklich Essigsaͤure, aber in Salpetersaͤure aufgeloͤst,
gab er mit Baryt einen Niederschlag. Als man auf diese Art 5 Grammen mit
Salpetersaͤure behandelte, erhielt man 3,25 Gr. schwefelsauren Baryt, und als
sodann die Fluͤssigkeit mit Ammoniak gefaͤllt wurde, wurden 3,85 Gr.
Alaunerde erhalten, wonach die Zusammensezung seyn wuͤrde:
Schwefelsaͤure
100
Alaunerde
343,478.
Das neutrale schwefelsaure Salz besteht bekanntlich aus:
Schwefelsaͤure
100
Alaunerde
42,802.
Der erhaltene Niederschlag waͤre also ein basisches Salz, welches acht Mahl
mehr Alaunerde als das neutrale schwefelsaure Salz enthaͤlt. Diese Bemerkung
wird noch durch eine andere Thatsache unterstuͤzt; naͤmlich daß die
basisch schwefelsaure Alaunerde auch in dem folgenden Mordant vorkommt (welcher
Basis und Saͤure genau in demselben Verhaͤltnisse enthaͤlt; es
ist naͤmlich derjenige, dessen man sich hauptsaͤchlich zu der rothen
Reservage [Artikel Lapis] auf der Walzendrukmaschine bedient, weil er sehr reich an
Alaunerde ist und bisweilen sogar eine Dichtigkeit von 20° hat). Um diesen
Mordant zu erhalten, fangt man an, eine gesaͤttigte Aufloͤsung von
Alaun in kaltem Wasser zu bereiten (was gewoͤhnlich in einer großen Kufe
geschieht), worauf man die freie Saͤure des Alauns saͤttigt, in dem
man allmaͤhlich Kali zusezt und gut umruͤhrt: mit diesem Zusaze
faͤhrt man so lange fort, bis man bemerkt, daß die entstandenen Floken nicht
mehr verschwinden; dann erhizt man diese Aufloͤsung bis zum Sieden. In dem
Maße, als die Temperatur sich erhoͤht, schlaͤgt sich alle Alaunerde
als basisch schwefelsaure Alaunerde nieder: man gießt das heiße Wasser ab, sammelt
den Niederschlag und loͤst ihn in Essigsaͤure auf, welche sich damit
vollstaͤndig saͤttigt, besonders wenn man sie erwaͤrmt.
Schlaͤgt man eine Alaunaufloͤsung kalt mit Kali nieder, so
erhaͤlt man ein Alaunerdehydrat als Gelée, welches sich ebenfalls sehr
leicht in Essigsaͤure aufloͤst und auch einen sehr guten Mordant gibt.
Faͤllt man auf dieselbe Art eine heiße oder selbst kochende
Aufloͤsung, so loͤst sich der erhaltene Niederschlag nur in geringer
Menge in Essigsaͤure auf und noch weniger, wenn man ihn vorlaͤufig
getroknet hat. Anfangs war man geneigt zu glauben, daß alle diese gallertartigen
Niederschlaͤge basisch schwefelsaure Alaunerde seyen, die mehr oder weniger
Basis enthalten, je nachdem die Temperatur bei der Faͤllung erhoͤht
war, aber man fand nur in dem ersteren Schwefelsaͤure, wodurch also wieder
bestaͤtigt wird, daß die in Essigsaͤure aufgeloͤste basisch
schwefelsaure Alaunerde als Mordant dienen kann.
Es ist eine Thatsache, daß der Niederschlag, welcher entsteht, wenn man eine
Alaunaufloͤsung heiß faͤllt, nach vorlaͤufigem Troknen nur
wenig Neigung mehr hat, sich mit Essigsaͤure zu vereinigen; auch hat man
gefunden, daß die durch Ammoniak gefaͤllte Alaunerde weniger in dieser
Saͤure aufloͤslich ist, als die durch Kali gefaͤllte.
Man bereitet auch essigsaure Alaunerde aus schwefelsaurer. Das Verfahren besteht
darin, daß man allmaͤhlich und bei der gewoͤhnlichen Temperatur eine
Aufloͤsung von essigsaurem Blei so lange in eine Aufloͤsung von reiner
schwefelsaurer Alaunerde gießt, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Es ist aber
sehr schwierig, eisenfreie schwefelsaure Alaunerde durch den Handel zu beziehen,
denn da dieses Salz unkrystallisirbar ist, so kann man es nicht durch die
Krystallisation reinigen, nachdem es sich durch freiwillige Zersezung der
alaunerdehaltigen Schwefelkiese gebildet hat. Die Aufloͤsung der
schwefelsauren Alaunerde muß siedendheiß 29 oder 30° am (Beauméschen)
Araͤometer zeigen; dieses betraͤgt ungefaͤhr 31 bis 33°,
wenn sie erkaltet ist. Um nun daraus essigsaure Alaunerde zu bereiten, nimmt man 110
bis 115 Theile dieser Aufloͤsung und 100 Theile essigsaures Blei in dreißig
Theilen Wasser aufgeloͤst: man erhaͤlt dann beilaͤufig 200
Theile einer Aufloͤsung von essigsaurer Alaunerde, die am Araͤometer
15 bis 16° zeigt und 18 bis 19 Procent wasserfreie essigsaure Alaunerde
enthaͤlt. Dieses ist beilaͤufig die hoͤchste Concentration,
welche man sogleich durch gegenseitige Zersezung erhalten kann.
In Ermangelung von Essigsaurem Blei kann man essigsauren Kalk anwenden; da dieses
Verfahren oͤkonomischer ist, so wenden es gewoͤhnlich auch die
Fabrikanten chemischer Producte an, welche fluͤssige essigsaure Alaunerde in
den Handel bringen. Zu diesem Ende bedient man sich gewoͤhnlich des
holzsauren Kalks. 100 Theile Alaun, 100 Theile Wasser und 150 Theile holzsaurer Kalk
von 11 1/2° geben eine essigsaure Alaunerde, welche heiß 15° zeigt,
beim Erkalten aber ein wenig Alaun auskrystallisiren laͤßt und nur mehr 12
1/2° zeigt. Man muß sich wohl huͤten, das Kalksalz in Ueberschuß
anzuwenden, weil dieses Salz sodann der Schoͤnheit der Farben nachtheilig
werden kann.
Man bereitet noch einen Alaunerdemordant, welcher in England sehr haͤufig
angewandt wird, besonders zum Rothdruk auf der Maschine, wozu er fuͤr sehr
zarte Muster sehr vortheilhaft ist. Man erhaͤlt damit das Rosaroth und das
Roth so schoͤn, wie mit essigsaurer Alaunerde. Dieser Mordant ist eine
Aufloͤsung von Alaunerde in Kali (Alaunerde-Kali) und wird auf
folgende Weise bereitet: Man kocht eine halbe Stunde lang 80 Maß (à 3 3/4
Pfund) Wasser, 80 Pfund amerikanische Potasche und 32 Pf. gebrannten Kalk; die so
erhaltene kaustische Lauge wird abgegossen und davon werden 60 Maß auf 36
eingekocht, worauf sie sodann 35° am Araͤometer zeigt. Man
loͤst sodann darin bei der Siedhize 60 Pf. Alaun auf, gießt nach dem Erkalten
den klaren Theil von dem auskrystallisirten schwefelsauren Kali ab, waͤscht
lezteres mit ein wenig Wasser ab und sezt dieses der bereits abgegossenen
Fluͤssigkeit zu: auf diese Art muß man ungefaͤhr 40 Maß
Alaunerde-Kali erhalten, welches man mit geroͤstetem Staͤrkmehl
verdikt.
Waͤhrend dieser Mordant aufgedrukt wird, muß man nicht stark erwaͤrmen, und um die
Vereinigung der Alaunerde mit dem Zeuge und ihre Abscheidung von dem Kali zu
erleichtern, haͤngt man die Zeuge nach dem Druk in einem kalten und mehr
feuchten als trokenen Lokal auf. Wahrscheinlich scheidet die Kohlensaͤure der
Luft, in dem sie sich mit dem Kali verbindet, die Alaunerde von demselben ab. Wenn
man einen Strom kohlensaures Gas durch eine Aufloͤsung von Alaunerde in Kali
leitet, so wird alle Alaunerde niedergeschlagen und mit vielem Wasser
ausgesuͤßt, entbindet sie Kohlensaͤure auf Zusaz einer Saͤure.
Wird dieser Niederschlag in Salpetersaͤure aufgeloͤst, so
truͤbt er sich durch Baryt nicht. Die von der gefaͤllten Alaunerde
abgeschiedene Fluͤssigkeit besteht aus doppeltkohlensaurem und schwefelsaurem
Kali; sie enthaͤlt aber keine Alaunerde mehr, zum Beweis, daß diese Erde in
doppeltkohlensaurem Kali nicht aufloͤslich ist. Diese Eigenschaft wird ohne
Zweifel nuͤzliche Anwendung finden, besonders wenn man einen Alaunerdemordant
auf dem Zeuge zu neutralisiren hat.
Auch folgendes Praͤparat soll einen guten Mordant geben: man bereitet zuerst
essigsaures Natron, in dem man geradezu Soda mit Holzsaͤure neutralisirt und
kocht dieses essigsaure Natron mit Alaun. Durch doppelte Wahlverwandtschaft bildet
sich schwefelsaures Natron und essigsaure Alaunerde, woraus man die Basis nicht
abscheidet.Schwefelsaures Eisen zersezt sich mit essigsaurem Kali oder Natron auf
aͤhnliche Weise, so daß man ein mit schwefelsaurem Kali oder Natron
vermischtes essigsaures Eisen erhaͤlt. A. d. R. Es scheint, daß einige Fabrikanten diesen Mordant anwenden.
Ueber die Verdikung der Mordans.
Die Kunst, die Mordans zu verdiken, oder ihnen die Consistenz zu geben, welche
noͤthig ist, damit sie sich zu den verschiedenen Arten von Druk eignen,
erfordert eine lange Praxis, und ohne Zweifel haͤngt in sehr vielen
Faͤllen das Gelingen des Druks und die Vereinigung der Basen mit dem Zeuge
davon ab. Der Grad der Consistenz und die Natur des Verdikungsmittels wechseln und
richten sich nach der Concentration und Scharfe (vorwaltenden Saͤure) des
Mordant.
Es haͤngt oft von der Natur und groͤßeren oder geringeren Consistenz
des Verdikungsmittels ab, wenn ein Mordant waͤhrend des Troknens basische
Alaunerdesalze an den Zeug abgeben soll. Das Austroknen selbst kann wieder mehr oder
weniger schnell geschehen, je nach der Natur des Verdikungsmittels, und dieses hat
dadurch auf die Verfluͤchtigung der Essigsaͤure Einfluß, denn es kann
sich treffen, daß durch ein zu schnelles Troknen ein Theil dieser Saͤure von
einer diken Schichte Pfeifenerde oder Gummi mechanisch zuruͤkgehalten
wird.
Mangel an Raum hindert mich hier speciell die große Menge von Substanzen abzuhandeln,
welche als Verdikungsmittel dienen koͤnnen.Eine ziemlich vollstaͤndige Zusammenstellung der Verdikungsmittel,
deren man sich in den Drukereien zum Verdiken der Beizen bedient, hat Kurrer in Dingler's
neuem Journale fuͤr die Indiennen- oder Baumwollendrukereien
Bd. 1. S. 354–414 geliefert. A. d. R. Ich bemerke bloß, daß die am haͤufigsten angewandten:
Staͤrkmehl, arabischer Gummi, Weizenmehl, geroͤstete Staͤrke
(Staͤrke-Gummi), ein Gemenge von Gummi mit Pfeifenerde, Traganth und
Salep sind. Die beiden lezteren werden nur selten zum Verdiken der Alaunerdemordans
angewandt. – Wenn man essigsaure Alaunerde, besonders den Mordant Nr. 3 mit
Starkmehl kocht, schlaͤgt sich, wie schon bemerkt wurde, ein basisches
Alaunerdesalz nieder. Zwar erleichtert das Starkmehl, in dem es dasselbe hindert,
bis auf den Boden zu kommen, seine Aufloͤsung beim Erkalten, aber es
loͤst sich noch besser wieder auf, wenn man die Farbe so lange
umruͤhrt, bis sie kalt geworden ist. Aus diesem Grunde muß man sich
huͤten, diese Farbe noch heiß aufzudruken.
Wenn man in die Nothwendigkeit versezt ist, den Mordant mit vielem Wasser zu
verduͤnnen, wie zum Beispiel fuͤr das mit Staͤrke Verdikte
helle Rosaroth, so thut man gut, zuerst das Wasser zu verdiken und hierauf erst der
beinahe kalten Verdikung den Mordant zuzusezen. – Ein starker und saurer
Mordant verdikt sich nicht leicht mit Staͤrke, und die Farbe behaͤlt
die erforderliche Consistenz nicht bei. Man thut besser, einen solchen Mordant mit
Gummi oder gerbsteter Staͤrke zu verdiken. – Oft waͤhlt man
auch ein Verdikungsmittel wegen seines wohlfeilen Preises. – Man hat nie
bemerkt, daß die Mordans, welche sich truͤben, waͤhrend man sie
erhizt, ein weniger gutes Resultat in der Faͤrberei gaben. – Ein
Mordant, welcher uͤberschuͤssigen Alaun enthaͤlt, zum Beispiel
zwei Theile Alaun auf Einen essigsaures Blei, behaͤlt nach der Verdikung mit
Staͤrke seine Consistenz nicht bei, und zieht nach Verlauf eines Tages Wasser
an.Wenn man an den mit Staͤrke verdikten und waͤsserig gewordenen
Mordant etwas sein gestoßenen Traganth ruͤhrt, so huͤllt
dieser die Fluͤssigkeit ein, und der verdikte Mordant ist dann wieder
drukfaͤhig. A. d. R. Zwei Mordans, von derselben Zusammensezung, aber mit verschiedenen
Substanzen verdikt, geben Farben, deren Glanz und Intensitaͤt nach der Natur
des Verdikungsmittels verschieden ist; so zeigt sich, daß ein mit Staͤrke
verdikter Mordant sich leichter mit dem Zeuge verbindet und dunklere Farben gibt,
als derselbe Mordant, mit Gummi verdikt; fuͤr gewisse Farben aber ist das
Gummi vorzuziehen, weil es den Farben mehr Durchsichtigkeit ertheilt, in dem
ungeachtet des Walkens immer ein wenig Staͤrke mit dem Mordant
zuruͤkbleibt. Der Unterschied in der Intensitaͤt der Farbe
ruͤhrt zuweilen auch von der Vermehrung des Volumens her, die durch gewisse
Verdikungsmittel veranlaßt wird, welche man in groͤßerer Quantitaͤt anzuwenden
genoͤthigt ist, um eine gleiche Consistenz zu erhalten. Dadurch werden
naͤmlich die Theilchen der Alaunerde mehr oder weniger von einander entfernt.
Ein Mordant, welchen man durch Gummi stark verdikt, hat das Nachtheilige, daß er zu
schnell troknet und sich daher nur schwach mit dem Zeuge verbindet, also matte
Farben gibt, waͤhrend man ihn, ohne dieses zu befuͤrchten, mit
Staͤrke oder Weizenmehl, so stark, als es der Artikel erfordert, verdiken
kann. – Wenn man mehrere Mordans fuͤr verschiedene Farben auf einander
drukt, so muß man es zu vermeiden suchen, daß sie sich aufloͤsen und so in
einander verfließen. Dieses ist besonders dann noͤthig, wenn ein zartes
mittelst der Maschine aufgedruktes Muster mit einem Grund oder einer großen Menge
Mordant bedekt wird. Es ist dann unumgaͤnglich noͤthig, daß der erste
Druk einige Tage liegen bleibt, ehe der zweite hinzukommt, und daß man verschiedene
Verdikungsmittel anwendet; so wird die erste Farbe, welche immer die dunklere ist,
mit Staͤrke verdikt werden koͤnnen, und die zweite mit arabischem
Gummi oder geroͤsteter Staͤrke. Eine zarte Farbe, welche auf der
Maschine aufgedrukt wird, kann mit geroͤsteter Staͤrke verdikt werden,
und die aufzudrukende Grundfarbe mit arabischem Gummi.
In diesem Falle bleibt der erste Aufdruk unberuͤhrt, besonders, wenn das
Austroknen nicht zu langsam vor sich ging. In derselben Absicht versezt (blendet)
man den ersten Druk mit Blauholz-Decoct und bisweilen mit essigsaurem
Kupfer.
Bemerkungen uͤber das Aufdruken des Mordant und seine
Vereinigung mit dem Zeuge.
In den Drukstuben muß die Temperatur immer auf 15 bis 19 Grad erhalten werden; denn
die Temperatur und der hygrometrische Zustand der Luft haben den groͤßten
Einfluß auf die Vereinigung des Mordant mit dem Zeuge. Waͤhrend des Troknens
verfluͤchtigt sich ein Theil Essigsaͤure mit Wasser, und es bilden
sich basische Alaunsalze, die sich in dem Maße mit dem Zeuge vereinigen, als sie aus
ihren Aufloͤsungsmitteln abgeschieden werden. Durch das Kuhmistbad vereinigt
man endlich vollends mit dem Zeuge die Basis, welche dadurch, daß sie fast voll
aller Essigsaͤure und dem nicht mit dem Zeuge verbundenen Mordant getrennt
wurde, in Wasser unaufloͤslich geworden ist.
Wir wollen einen Augenblik bei der wichtigen Rolle verweilen, welche der
hygrometrische Zustand der Luft bei dem Eintroknen der Mordans spielt. Das in
Dampfgestalt vorhandene Wasser loͤst die Essigsaͤure auf, wovon ein
großer Theil abgeschieden werden muß, wenn sich die basischen Alaunerdesalze mit dem
Zeuge sollen verbinden koͤnnen. Eine feuchte und heiße Luft ist besonders noͤthig, wenn ein
zartes Muster auf der Maschine aufgedrukt und sogleich troken werden soll, oder
auch, wenn ein starker Mordant in großer Menge mit, Gummi und Pfeifenerde verdikt
wird, wie zu den Mordantreservagen des Lapisartikels. Bei dieser Art von Druk kommt
eine sehr dike Schichte Farbe auf den Zeug; die Essigsaͤure kann aber nicht
verdunsten, wenn das Austroknen zu schnell vor sich geht. (Wir haben bereits schon
gesehen, daß auch die Natur des Verdikungsmittels in diesem Falle von großem Einfluß
ist.) Dieß bringt oft großen Nachtheil, besonders wenn die Luft fast gar kein Wasser
enthaͤlt, wie im strengen Winter. Das Troknen findet dann schneller Statt,
und da die Essigsaͤure nicht Zeit hat, sich zu verfluͤchtigen, so
verbindet sich nur eine geringe Menge Mordant mit dem Zeuge, und sogar diese wird in
der Folge von dem nicht damit verbundenen Mordant fast ganz wieder
aufgeloͤst, wenn man die Zeuge in die blaue Kuͤpe oder das Kuhmistbad
taucht. Man kann diesem Nachtheile dadurch abhelfen, daß man in dem Lokal, wo
gedrukt und getroknet wird, Wasserdampf entwikelt. Auch kann man dem Uebel, wenn es
nicht zu weit gekommen ist, dadurch einigermaßen begegnen, daß man die Zeuge nach
dem Druke in einem etwas feuchten Lokal ausbreitet. Dort hat dann ein Theil
Essigsaͤure Gelegenheit, sich im Verlauf einiger Tage zu
verfluͤchtigen.
Manchmahl versezt man die Reservagen, wovon wir so eben gesprochen haben, mit
anscheinend unnuͤzen Substanzen, die aber den Zwek haben, dadurch, daß sie
die Feuchtigkeit anziehen, ein zu schnelles Austroknen zu verhindern, und so die
Verfluͤchtigung, der Essigsaͤure beguͤnstigen. In diesem Falle
wendet man oft salzsaure Salze und besonders salzsauren Zink an. Ein Zusaz von Oehl
leistet oft denselben Dienst. Aus dem Nachtheile, wovon wir gesprochen haben, gehen
nur unreine und stetige Farben hervor. Man hat oft bemerkt, daß von Zeugen, die mit
demselben Mordant an demselben Tage bedrukt wurden, ein Theil eine volle und satte
Farbe haͤtte, waͤhrend ein anderer Theil fast farblos war. Der leztere
Theil war derjenige, welcher am Morgen bei troken-kalter und mit
Elektricitaͤt beladener Luft gedrukt wurde, wenn die Drukstube noch nicht
warm genug war, um das von den eingetrokneten Farben abgeschiedene Wasser zu
verdunsten, oder eine große Menge Arbeiter zur Ausduͤnstung zu
veranlassen.
Das Gelingen des Walzendruks haͤngt fast noch mehr als das jedes anderen von
dem hygrometrischen Zustand der Luft ab. Die Atmosphaͤre ist manchmahl so
troken und so mit Elektricitaͤt uͤberladen, daß dieses Fluidum sich im
der Maschine und besonders am Walzentuch in solcher Menge anhaͤuft, daß man davon
Funken bis in der Entfernung eines Fußes ausstroͤmen sieht. In diesem Halle
kraͤuseln sich die Zeuge, die Wolle erhebt sich und der Druk wird
unvollkommen. Man hat bemerkt, daß alsdann ein starker und saurer Mordant dem Zeuge
nicht mehr Basis abgibt, als ein Mordant von mittlerer Dichtigkeit, weil er bei der
großen Trokniß der Luft zu schnell eintroknet. Ein zum Theil neutralisirter Mordant
wuͤrde alsdann vorzuziehen seyn. – Man kann sehr schnell und bei hoher
Temperatur troknen, wenn die Luft, worin die Zeuge circuliren, feucht ist und sich
leicht erneuern kann. Bei der Operation, welche man Platschen (placage) nennt), wobei die Zeuge ganz mit Mordant
impraͤgnirt werden, muß die Trokenstube, worin viele Zeuge auf Ein Mahl
getroknet werden, so angelegt werden, daß die große Menge Wasserdampf und
Essigsaͤure, welche sich entwikeln, leicht ausgetrieben werden
koͤnnen. Auch muß man in dem unteren Theile des Lokals Ausgange anbringen, so
daß ein Luftstrom entsteht, wodurch die aͤußere Luft hineintreten kann, die
man, so gut es thunlich ist, um die Roͤhren oder Heizer circuliren lassen
muß.
Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß die mit einem essigsauren Salze
impraͤgnirten Zeuge ganz ausgebreitet werden, ehe man sie troknet; denn da
sich die Essigsaͤure in der kleinsten Falte, welche den freien Zutritt der
Luft verhindern wuͤrde, anhaͤufen koͤnnte, so wuͤrde
hier in Wasser aufloͤsliche saure essigsaure Alaunerde entstehen, und zu
dieser hat der Zeug nicht so viel Verwandtschaft, daß er sie zersezen
koͤnnte. Es wuͤrden dadurch an den Stellen, wo der Mordant nicht mit
dem Zeuge verbunden ist, fast weiße Streifen entstehen. Dieser Nachtheil wird
besonders bemerklich, wenn man mit einem starken und sauren unverdikten Mordant
arbeitet. Man kann es nicht genug empfehlen, daß die Essigsaͤure durch einen
Luftzug ausgetrieben wird, denn wenn sie in wasserfreiem Zustande (wenn ich anders
diesen Ausdruk gebrauchen darf) uͤber den Zeug hinstreicht, oder sich im
Zustande von aufloͤslicher saurer essigsaurer Alaunerde auf demselben
befestigt, so aͤzt sie dadurch den Mordant weg oder verdirbt ihn, so daß der
Stoff nach dem Faͤrben eine weiße Wolle darzustellen scheint. Lezterer Fall
wird besonders dann beobachtet, wenn man mittelst eines Hizkamins (Hotflue) troknet, einer Art Kamin mit horizontaler
Woͤlbung, wobei der mit Mordant impraͤgnirte und ausgebreitete Zeug
uͤber die erhizte Roͤhre hinstreicht. Heute zu Tage hat man, um diesen
Uebelstand zu vermeiden, in diesem Kamin Ventilatoren angebracht, welche das
Austroknen beschleunigen und zugleich die Essigsaͤure in dem Maße, als sie
sich entwikelt, verjagen. Der angefuͤhrte Umstand tritt aber
vorzuͤglich in dem Fall ein, wo man die mit Mordant impraͤgnirten Zeuge
uͤber die Cylindermaschine laufen laͤßt, worin der Dampf circulirt.
Die obere Oberflaͤche, welche nicht unmittelbar mit den Cylindern in
Beruͤhrung ist, zeigt eine ganze Menge weißer Stellen nach dem Farben, was
nicht der Fall seyn wuͤrde, wenn man zwekmaͤßige Ventilatoren
anbrachte, um die Essigsaͤure in dem Maße, als sie verdunstet, zu verjagen.
Man weiß aus langer Erfahrung, daß es gut ist, wenn man die Zeuge noch einige Tage
in einem heißen Zimmer aufhaͤngt, ehe man sie in das Kuhmistbad bringt und
dann faͤrbt. Sie troknen naͤmlich dadurch vollkommen aus, und es wird
noch Essigsaͤure verfluͤchtigt.
Ueber den Zwek des Kuhmistbades und Walkens.
Diese beiden Operationen sind ohne Zweifel die wichtigsten in der Kattundrukerei. Ich
kann hier den Gegenstand nicht so weitlaͤufig abhandeln, als es seine
Wichtigkeit verdient, und fuͤhre daher nur so viel davon an, als er uns
einige Aufklaͤrung uͤber die Wirkung verschaffen kann, welche diese
beiden Operationen auf die Alaunerdemordans ausuͤben. Die Operation des
Kuhmistbades hat zum Zwek:
1) Die Bereinigung der basischen Alaunerdesalze mit dem Zeuge zu vollenden, in dem
dadurch fast alle Essigsaͤure abgeschieden wird, welche sich waͤhrend
des Eintroknens des Mordant nicht verfluͤchtigt hatte;
2) Einen Theil der Substanzen, welche als Verdikungsmittel gedient hatten,
aufzuloͤsen und dem Zeug zu entziehen;
3) Denjenigen Theil des Mordant von dem Zeug abzuscheiden, welcher damit nicht
verbunden und nur mechanisch in dem Verdikungsmittel vorhanden ist;
4) Durch die Substanzen, woraus der Kuhmist besteht, zu verhindern, daß der mit dem
Zeug nicht vereinigte Mordant und die Essigsaͤure, womit sich das Bad immer
mehr uͤberladet, sich auf die nicht bedrukten Stellen des Zeuges werfen und
dadurch dem Mordant nachtheilig werden.
Nachdem der Mordant durch das Kuhmistbad mehr oder weniger neutralisirt worden ist,
wird vermittelst des Reinigens oder Walkens (naͤmlich durch den großen Zufluß
des Wassers und das mechanische Reiben) dem Zeuge das noch
ruͤkstaͤndige Verdikungsmittel ganz entzogen u.s.w.
Man kann nur mehr oder weniger wahrscheinliche Vermuthungen uͤber die Wirkung
aufstellen, welche der Kuhmist ausuͤbt, weil er noch nicht analysirt worden
ist.Von dem Koth der Kuͤhe besizen wir eine aͤltere Analyse von Thaër und Einhof, von welcher Berzelius sagt:
„daß sie fuͤr ihre Zeit ein Meisterstuͤk gewesen
sey.“ Diese Analyse gab: Holzfaser 15,6 –
gruͤne schleimige Materie (welche in Wasser und Kali
unaufloͤslich ist und im Feuer den Geruch vegetabilischer
Koͤrper ausstoͤßt) 9,4 – etwas bittere thierische
Materie, mit Wasser eine farblose, sich an der Luft gelb und braun
faͤrbende Aufloͤsung bildend, die an der Luft in
ammoniakalische Faͤulniß uͤbergeht, und durch Weingeist nicht
durch Gaͤrbstoff gefaͤllt wird, salzsaures und phosphorsaures
Kali und phosphorsauren Kalk 2,4 – Wasser 91,9 – Sand 1,1.
Vergl. Gehlen's allgemeines Journal der Chemie
III. Bd. S. 276. A. d. R. Nach Analogie mit dem Koth anderer Thiere kann man ihn aber aus folgenden Substanzen
bestehend betrachten.
1) Aus einer animalisirten vegetabilischen Faser, die ungefaͤhr den zehnten
Theil seines Gewichtes ausmacht;
2) Eiweißstoff;
3) Thierschleim;
4) Einer der Galle aͤhnlichen Substanz;
5) Aus Kochsalz, salzsaurem und essigsaurem Ammoniak, phosphorsaurem Kalk und anderen
Salzen;
6) Moschus (oder Benzoë).
Vielleicht loͤst das heiße Wasser, worin der Kuhmist aufgeweicht wird, viel
davon auf, und der mit dem Zeug nicht verbundene Mordant wird in dem Maße, als er
sich in dem Bad vertheilt, durch den Eiweißstoff, den Thierschleim und die
Ammoniaksalze niedergeschlagen; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß der zum
Theil animalisirte oder mit einer animalischen Substanz bedekte Faserstoff dabei die
groͤßte Rolle spielt, denn die große Verwandtschaft dieser Substanzen zu den
Alaunerdesalzen ist bekannt. – Alle Praktiker wissen, wie sehr die
Verwandtschaft der Baumwolle zu den salzfaͤhigen Grundlagen durch ihre
Vereinigung mit Oehl oder thierischen Substanzen vermehrt wird, in dem sie dieselben
aus dem Kuhmistbad an sich zieht, was sie ohne diese vorlaͤufige Vereinigung
nicht kann. – Man sieht also, daß der Hauptzwek des Kuhmistbades dieser ist,
zu verhindern, daß der mit dem Zeuge nicht verbundene Mordant, welcher sich in dem
Kuhmistbad vertheilt, sich auf den ungebeizten Theil des Zeuges wirft, was bereits
bemerkt wurde; denn wenn man nur das Verdikungsmittel wegschaffen oder durch die
Abscheidung der Essigsaͤure die Vereinigung der Alaunerdebasis mit dem Zeuge
in unaufloͤslichem Zustande bewirken wollte, so haͤtte man keinen
Kuhmist noͤthig, und heißes Wasser allein waͤre hinreichend. In der
That bemerkt man in diesen Faͤllen, daß die zuerst in den Kessel gebrachten
Stuͤke sich gut faͤrben; wenn man aber schon eine gewisse Anzahl
hindurchgenommen hat, wirft sich der Mordant, welchen das Wasser aufloͤst,
auf die weißen Stellen des Zeuges, und die freie Saͤure, welche das Bad
zuruͤkhaͤlt, schadet den gebeizten Theilen, so daß diese keine
schoͤnen Farben mehr hervorbringen, und der weiße Theil beschmuzt wird.
Man kann den Kuhmist durch Weizenkleie ersezen; aber die Erfahrung scheint dennoch in
allen Faͤllen zu Gunsten des Kuhmistes entschieden zu haben; weil er die
Wirkung, welche man beabsichtigt, gut hervorbringt, und auch sehr leicht zu einem
maͤßigen Preise herbeigeschafft werden kann. Es gibt jedoch Fabriken, die
sich noch immer einzig und allein der Kleie bedienen. Man hat keinen Unterschied in
den Resultaten gefunden, als daß manchmal der Kuhmist viel von einer gruͤnen
Substanz enthaͤlt; dieses ist besonders dann der Fall, wenn man die
Kuͤhe mit vielem Gras genaͤhrt hat. Der Koth ertheilt alsdann den
weißen Stellen des Zeuges und dem Mordant eine Farbe, und verdirbt den Glanz zarter
Farben, wie die zarten gelben Farben, das Rosaroth und Lilas mit Cochenille sind,
ganz. Zu diesen Farben wenden wir in unserer Fabrik Kleie an. Wahrscheinlich ist die
Wirkung der Kleie bei dieser Operation derjenigen des Kuhmistes sehr analog, in dem
der unaufloͤsliche vegetabilische oder holzige Theil auch die groͤßte
Rolle spielt. Die Kleie ist bekanntlich mehr oder weniger mit Mehl vermengt, dem sie
als Huͤlse dient, und diese Huͤlse, so wie das Mehl, enthalten Schleim
und Kleber, die sich mit den Alaunerdesalzen verbinden koͤnnen u.s.w.
Es wurde schon bemerkt, daß der auf den Zeug aufgedrukte Mordant sich damit
waͤhrend des Troknens nicht ganz verbindet, daß diese Vereinigung mehr oder
weniger vollstaͤndig ist, nach der Staͤrke der Mordans und den
Umstaͤnden, welche sie waͤhrend des Troknens beguͤnstigen
koͤnnen; daß die Behandlung im Kuhmistbad oder die Passage durch heißes
Wasser erst vollends die Basis in einem Zustande, worin sie in Wasser
unaufloͤslich ist, mit dem Zeuge vereinigen; daß diese Basis noch eine sehr
geringe Menge Essigsaͤure und basisch schwefelsaure Alaunerde enthalten kann;
daß langes Sieden in Wasser dem Mordant nur wenig nachtheilig ist, und daß in diesem
Falle die Fluͤssigkeit keine merkliche Menge essigsaure oder basisch
schwefelsaure Alaunerde enthaͤlt. Es kommt sehr viel darauf an, wie man die
Zeuge in den Kuhmist taucht oder durchzieht. Da, wie bereits bemerkt wurde, nach dem
Troknen ein Theil des Mordant nicht mit dem Zeug verbunden ist, was besonders bei
allen Farben der Fall ist, die einen starken Mordant in großer Menge erfordern, so
wie auch bei den mit Mordant bedrukten Zeugen, so ist es in diesen Faͤllen
wesentlich noͤthig, daß die Zeuge gut ausgebreitet, und ohne Falten das
Kuhmistbad passiren; diesen Zwek erreicht man gewoͤhnlich durch Walzens
welche auf dem Boden und auf der Oberflaͤche des Bades angebracht werden, so
daß man den Zeug in seiner ganzen Breite circuliren lassen kann. Das Eintauchen muß
so schnell als moͤglich geschehen, denn in dem Augenblike, wo das heiße
Wasser den gebeizten Zeug
durchdringt, verlaͤßt die Essigsaͤure denselben, und wenn dieses
Eintauchen langsam oder Falte nach Falte geschehen wuͤrde, so wuͤrden
die Saͤure und der mit dem Zeuge nicht verbunden gewesene Mordant, welche in
Freiheit gesezt werden, Zeit haben, die schon mit dem Zeuge verbundenen basischen
Alaunerdesalze aufzuloͤsen, wodurch Ungleichheiten und schlechte Farben
entstehen wuͤrden. Dieses beweist folgender Versuch: Ein mit einem starken
Mordant bedrukter Zeug wurde in drei Theile getheilt, welche bald nach dem Troknen
in das Kuhmistbad getaucht wurden, wobei man folgendermaßen verfuhr: der erste gut
auf einem Stok ausgebreitet, wurde schnell hineingetaucht und unter Umruͤhren
eine Minute lang in dem Bade gelassen; der zweite, eben so ausgebreitet, wurde
langsam hineingetaucht, so daß der obere Theil erst eine halbe Minute nach dem
unteren in das Wasser kam; der dritte wurde zerknauscht, hineingetaucht und sogleich
herausgezogen, nachdem er befeuchtet war. Diese drei Muster wurden sodann
ausgewaschen und gefaͤrbt: Das erste nahm eine satte und volle rothe Farbe
au; das zweite eine schlechte und stetige; das dritte faͤrbte sich nur
schwach, stellenweise, und zeigte eine große Menge weißer Fielen. Folgende Thatsache
beweist auch noch, wie unumgaͤnglich noͤthig es ist, daß die gebeizte
Waare in das Kuhmistbad, und besonders in das Wasser schnell hineingetaucht wird. Es
gibt schlecht gebleichte Zeuge, wovon gewisse Theile fettig sind, die sich dann in
kaltem Wasser nicht befeuchten. Bedrukt man diese Zeuge mit Mordant, und
waͤscht sie in fließendem Wasser aus, so werden diese fetten Theile beim
Faͤrben sehr nachtheilig. Die Essigsaͤure und der nicht verbundene
Mordant loͤsen daselbst die basischen Alaunerdesalze wieder auf und
verursachen eben so viele weiße Fleken.
Es ist schwer, die Anzahl der Zeuge zu bestimmen, welche man ein aus bestimmten
Quantitaͤten Kuhmist und Wasser bestehendes Bad passiren lassen kann. Dieses
haͤngt von der groͤßeren oder geringeren Staͤrke und
Saͤuerlichkeit der Mordans und davon ab, ob die Dessins mehr oder weniger
uͤberladen sind. Die Anzahl wechselt gewoͤhnlich zwischen 20 bis 60
Stuten von 25 Ellen auf 40 bis 50 Muͤlhauser Maß (zu 50 Liter) Wasser und Ein
Maß Kuhmist. Die Dauer des Eintauchens ist nach der Concentration der Mordans und
nach der Natur des Verdikungsmittels verschieden. Die Temperatur richtet sich auch
nach der Natur der Mordans, und besonders nach dem Verdikungsmittel: so braucht man,
wenn Staͤrke oder Mehl angewandt wird, ein viel heißeres Bad, als fuͤr
Gummi u.s.w. Die Temperatur wechselt gewoͤhnlich zwischen 45 bis 100°
C. (36 bis 80° R.) Stuͤke, die stark mit Mordans bedrukt sind, welche
mit Staͤrke oder Mehl verdikt wurden, erhalten gewoͤhnlich zwei
Kuhmistbaͤder, und muͤssen zwischen den beiden Kuhmistbadern zweimahl gewalkt werden.
Ein starker und saurer, Mordant ist schwieriger im Kuhmistbad zu behandeln und
auszuwalken, als ein neutraler Mordant, besonders wenn er in Krapp
ausgefaͤrbt werden muß.
In gewissen Faͤllen sezt man, wenn mit starken Mordans und reichhaltigen
Dessins bedrukte Zeuge durch das Kuhmistbad gezogen werden, von Zeit zu Zeit ein
wenig kohlensauren Kalk (Kreide) zu, um die freie Essigsaͤure zu
neutralisiren. Doppeltkohlensaures Kali ist noch zwekmaͤßiger, weil dieses
Salz, wie schon bemerkt wurde, die Alaunerde nicht aufloͤst. Ohne diese
Vorsicht wird, wenn das Kuhmistbad sauer geworden ist, was jedesmal gegen das Ende
einer Operation geschieht, der Mordant der leztern dasselbe passirenden
Stuͤke zum Theil wieder aufgeloͤst.
Nach dem Kuhmistbad walkt man die Zeuge oͤfters aus, um die lezten Theile des
Verdikungsmittels abzuscheiden u.s.w. Diese Operation wird besonders noͤthig,
wenn man mit Krapp faͤrben will; dann kann der Mordant nicht zu sehr
neutralisirt und von allen jenen Substanzen gereinigt seyn, die seine unmittelbare
Beruͤhrung mit den Faͤrbestoffen verhindern koͤnnten.Durch eine Aufloͤsung von Jod in Wasser kann man sich
uͤberzeugen, ob die Staͤrke oder das Mehl ganz von dem Zeug
abgeschieden worden sind, oder nicht. A. d. O.
Man hat gefunden, daß eine zu hohe Temperatur des Bades und eine zu große Menge
Kuhmist den schwachen Mordans nachtheilig sind, wie solchen fuͤr Rosaroth,
Roth u.s.w. Auch hat man bemerkt, daß ein neutralisirter Mordant keine so
glaͤnzenden Farben gibt, besonders beim Gelbfarben. Lezteres erhaͤlt
man viel schoͤner, wenn man an Statt ein Kuhmistbad zu geben, die
Stuͤke eine Stunde lang in fließendem Wasser auswascht, vorausgesezt, daß es
nicht zu kalt ist. Im Winter zieht man sie durch ein Wasser, worin ein wenig Kreide
suspendirt ist; darauf werden sie gut ausgewalkt und in Quercitron oder Wau
gefaͤrbt.
Wenn der Mordant fast ganz neutralisirt ist, was der Fall ist, wenn man ein sehr
heißes Kuhmistbad mit einem Zusaz von Kreide angewandt hat, so kann man darauf nur
noch unvollkommen weiß aͤzen (enlever le blanc).
Man thut hierzu besser, ein weniger heißes Kuhmistbad anzuwenden und gut
auszuwalken. Heut zu Tage aͤzt man das Weiß gewoͤhnlich erst, nachdem
die Zeuge mit einem nicht mit Gummi verdikten Mordant bedrukt und ohne vorher
gewalkt zu seyn, getroknet worden sind, wenn anders die Beschaffenheit des Artikels
es gestattet.Der Bulletin der Soc.
industr. zu Muͤlhausen liefert a. a. O. nach dieser
Abhandlung den Bericht, welchen Herr Leonhard Schwartz der Gesellschaft daruͤber erstattete.
„Wenige Schriftsteller, sagt derselbe, haben bisher auf
genuͤgende Weise die Mordans abgehandelt, welche zum Druken und
Faͤrben des Kattuns angewandt werden. Berthollet handelt in seinen Anfangsgruͤnden der
Faͤrbekunst hauptsaͤchlich von den Mordans fuͤr
Wolle: Homassel und Bancroft*) erwaͤhnen die Mordans fuͤr Baumwolle
gar nicht; uͤberhaupt hat man auch viel mehr uͤber das
Faͤrben der Wolle, als uͤber das der Baumwolle
geschrieben, ohne Zweifel, weil ersteres schon laͤnger und
allgemeiner im Gebrauch ist.“ Er fuͤhrt sodann kurz
die Hauptresultate der Untersuchungen des Herrn Daniel Koͤchlin aus obiger Abhandlung an, und bemerkt noch:
„Diese Abhandlung muß fuͤr den Kattunfabrikanten das
groͤßte Interesse haben, weil dieser Gegenstand nie so
vollstaͤndig abgehandelt wurde: nur ein Mann von Fach konnte ihn
in allen seinen Details entwikeln, und man muß Herrn Daniel Koͤchlin Dank wissen, daß er mit so
großer Uneigennuͤzigkeit eine Theorie beschrieben hat, welche
noch wenige Fabrikanten so sehr ergruͤndet hatten.“
*) Dieß ist wenigstens bei der neueren Ausgabe seines Faͤrbebuchs
nicht der Fall. Man vergleiche die deutsche Uebersezung derselben, mit
Anmerkungen von Dingler und Kurrer (Nuͤrnberg 1818 bei Schrag) Bd. 1. S. 177 und 324. und Bd. II. S. 192, 372 und
549.A. d. R.