Titel: | Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. VIII., S. 21 |
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VIII.
Ueber die Fortschritte in der
Buchdrukerkunst.
Aus dem Register of Arts. S. 149 und
165.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst.
Hr. Cowper, dem die
Buchdrukerkunst selbst einige ihrer neuesten Verbesserungen zu danken hat, hat in
dem Quarterly Journal of Science
einen sehr lehrreichen Aufsaz uͤber die Fortschritte, welche diese Kunst in
den neuesten Zeiten gethan hat, mitgetheilt. Das Register of
Arts theilt denselben wieder mit, und verspricht in seinen folgenden
Nummern die noͤthigen Ergaͤnzungen nachzutragen. (Sie folgen hier
weiter unten.)
Hr. Cowper sagt: „Es ist eine
merkwuͤrdige Thatsache, daß von Erfindung der Buchdrukerei bis zum Jahre
1798, also in einer Periode von beinahe 350 Jahren, keine Verbesserungen in
dieser wichtigen Kunst gemacht wurden. In Hrn. Dibdin's interessanter Nachricht uͤber Buchdrukerei (im Bibliographical Decameron) sieht man Abbildungen der
aͤltesten Buchdrukerpressen, die unseren heutigen hoͤlzernen
Pressen auf ein Haar aͤhnlich sind. Die unendlichen Vorzuͤge der
Drukerpresse vor der Feder veranlaßten vielleicht jenen allgemeinen Glauben, daß
es nichts Vollkommneres mehr geben kann, oder daß sie im Stande ist. Alles zu
leisten, was man nur immer von ihr fordern mag.“
„Es ist indessen eine neue Aera in dieser Kunst aufgegangen: die Journale
und Zeitungen fordern jezt von dem Druker mehr, als seine gewoͤhnliche
Presse nicht mehr zu leisten vermag.“
„Die erste wichtige Verbesserung an der gewoͤhnlichen Drukerpresse
ist eine Erfindung des sel. liebenswuͤrdigen Lords Stanhope. Seine Presse ist ganz aus Eisen. Die Tafel, auf welcher der
Saz ruht, und die Platte, oder jene Flaͤche, welche den Abdruk macht, ist
vollkommen horizontal. Seine Presse hat besseres Material, ist besser
gearbeitet, und hat eine wunderschoͤne Hebelverbindung, um die Schraube
in Bewegung zu sezen, und die Platte mit abnehmender Geschwindigkeit
niedersteigen zu lassen, und folglich mit zunehmender Kraft, bis sie endlich den
Saz erreicht, wo sie eine sehr große Kraft aͤußert. Man hat vielleicht 20
Vorrichtungen zu diesem Ende versucht; als Presse
wurde jedoch Lord Stanhope's Presse noch nie
uͤbertroffen; sie ist aber auch nur eine Presse, und hat in Hinsicht auf
Schnelligkeit wenig vor der hoͤlzernen
Presse voraus, in dem sie nur 250 Abdruͤke in Einer Stunde
liefert.“
„Lord Stanhope war auch der gluͤkliche
Wiedererweker des Stereotypengusses; er verfuhr auf folgende Weise. Rings um den
Saz wird ein
messingener Rahmen gelegt, und Gyps mit Wasser zur Rahmdike angeruͤhrt
auf denselben gegossen. Der uͤberfluͤssige Gyps wird hierauf
abgeschaben. Nachdem der Gyps gehoͤrig erhaͤrtet ist, wird er
mittelst des messingenen Rahmens abgehoben, von welchem er leicht los geht. Er
wird nun in einem Ofen gebaken, und wenn er vollkommen troken und noch ganz heiß
ist, in eine eiserne Buͤchse oder in einen Gußtopf gethan, der
gleichfalls im Ofen erhizt wurde. Mit diesem wird er jezt in einen großen, mit
fluͤssiger Letternmasse gefuͤllten Topf gesenkt, und
ungefaͤhr zehn Minuten lang unter der Oberflaͤche derselben
gehalten, damit das Metall durch seine Schwere in alle, auch in die feinsten
Theile der Lettern eintritt. Nachdem Alles erkaltet ist, wird der Model
zerbrochen, weggewaschen, und die Platte wird auf dem Ruͤken in der
Drehebank abgedreht.“
„Diese Stereotypengießerei wurde im Großen getrieben. Hr. Clowes, Eigenthuͤmer einer der groͤßten
und besten Drukereien zu London, hat in seinen Magazinen zwischen 700–800
Tonnen (14000–16000 Ztr.) Stereotypplatten, die verschiedenen
Buchhaͤndlern angehoͤren, und deren Werth auf 200,000 Pf. St.
(2,400,000 fl.) geschaͤzt wird.“
„Bei Gelegenheit der Stanhope'schen Presse will ich im Vorbeigehen auch
einer kleinen Verbesserung erwaͤhnen, die ich im Notendruke machte, und
worauf ich mir ein Patent geben ließ. Ich seze naͤmlich die Linien aus
kleinen Kupferstreifen in kleine Holzbloͤke und verfertige die Noten
gleichfalls aus Kupfer, das ich wieder in besondere Holzbloͤke einseze.
Zwei Notenbloͤke und zwei Linienbloͤke kommen nun auf die Tafel
der Stanhope'schen Presse, in welcher ich dem gewoͤhnlichen Dekel noch
einen zweiten Dekel beifuͤgte, der sich in der Richtung seiner
Flaͤche auf einem Stifte in dem gewoͤhnlichen Dekel dreht. Zwei
Bogen Papier kommen unter zwei Nahmen, die mittelst eines Angelgewindes mit dem
sich drehenden Dekel verbunden sind. Wenn nun gedrukt wird, so erhaͤlt
man auf einem Blatte die Noten, auf dem anderen die Linien, und wenn nun der
drehbare Rahmen gedreht wird, und die Bogen ihre Lage gewechselt haben, und
wieder gedrukt wird, so sind beide Blaͤtter fertig. Auf diese Weise
werden gegenwaͤrtig in Hrn. Clowes's Drukerei
(da ich ihm mein Patentrecht uͤbertrug) Musikalien gedrukt.
„Es war im J. 1790, daß Hr. Wilh. Nicholson
sich ein Patent auf gewisse Verbesserungen in der Buchdrukerei geben ließ. Man
erstaunt uͤber die umfassenden Ideen dieses Mannes, wenn man sein Patent
liest. Ihm gebuͤhrt die erste Idee des
Walzendrukes; daran kann Niemand zweifeln.“
„Er sagt in seiner Patenterklaͤrung (mit Umgehung der elenden juridischen
Schnoͤrkeleien in der Patentsprache): ich gieße Lettern, wie andere; ich
mache sie aber zugleich auch auf eine neue Art, in dem ich die Kegel immer
duͤnner und duͤnner werden lasse, so daß diese Lettern (wie er
irrig sagt) auf eine Cylinderflaͤche gesezt werden koͤnnen, was
meine Erfindung ist.“
„Ich trage 2)“ sagt er, „die Schwaͤrze
mittelst eines mit der Drukerschwaͤrze bestrichenen Cylinders auf die
Lettern etc. dadurch auf, daß ich diese Walzen daruͤber hinlaufen lasse,
oder auch die Lettern mit dem Cylinder in Beruͤhrung bringe. Die
Schwaͤrze muß durchaus gleichfoͤrmig auf dem
Schwaͤrzcylinder aufgetragen werden, und hierzu bediene ich mich zweier
oder drei oder mehrerer anderer Cylinder, die ich Vertheilungswalzen nenne, und
die der Lange nach gegen den Schwaͤrzcylinder angelegt sind, so daß sie
von demselben getrieben werden. Wenn die Schwarze sehr duͤnn ist, so
bediene ich mich einer stumpfen, vollkommen geraden Kante von Metall oder Holz,
die an dem Schwaͤrzcylinder anstreift.“
„3) druke ich bloß mittelst eines Cylinders oder einer cylindrischen
Oberflaͤche, d.h. ich lasse das Papier zwischen zwei Walzen durchlaufen,
auf deren einer die Lettern gesezt sind, und einen Theil der Oberflaͤche
derselben bilden, und wovon die andere mit Tuch uͤberzogen ist, und das
Papier an die obere Walze andruͤkt, nachdem die Schwaͤrze auf
diese aufgetragen wurde, oder ich lasse das auf einer mit Wolle
gefuͤtterten Walze aufgezogene Papier uͤber den Letternsaz
hinlaufen. Er beschrieb auch noch die Art, wie der Cylinder gehoben wird, damit
er nicht von der Schwarze befielt wird.“
„Fig.
11. zeigt Nicholson's Methode bei Lettern,
die auf den Cylinder gesezt sind, Fig. 12. bei dem
gewoͤhnlichen Saze.“
„Wenn der sel. Nicholson auf irgend einen Theil
seiner Erfindung dieselbe Aufmerksamkeit verwendet haͤtte, die er ohne
Erfolg auf seine Idee, Lettern auf einen Cylinder zu sezen, verwendete, oder
wenn er die Kunst verstanden haͤtte, Stereotypplatten zu biegen, so
waͤre er der erste Erfinder einer Maschine zur Buchdrukerei geworden,
waͤhrend er so nur die Grundsaͤze andeutete, nach welchen man eine
solche verfertigen kann.“
„Die erste wirklich arbeitende Buchdrukmaschine hat ein Sachse erfunden:
Hr. Koͤnig. Er theilte seine Idee Hrn. Bensley, dem beruͤhmten Buckdruker, und Hrn.
R. Taylor, dem gelehrten Herausgeber des Philosophical Magazine mit. Diese beiden Herren
unterstuͤzten ihn freundschaftlich bei seinen Bemuͤhungen, und er
bezahlte im J. 1811 die engl. Regierung fuͤr ein Patent auf
Verbesserungen an der Buchdrukerpresse, das indessen keine guͤnstigen
Resultate gegeben hat. Er wendete spaͤter seine Aufmerksamkeit auf den
Cylinderdruk, und
errichtete zwei Drukmaschinen, mit welchen das Zeitungsblatt: the Times, am 28. November 1814 zum ersten Mahle
mittelst der Dampfmaschine gedrukt wurde.“
„In diesen Maschinen lief der Letternsaz unter dem Cylinder hin, um
welchen das Papier geschlagen und mittelst Baͤndern fest gehalten wurde.
Die Schwaͤrze war in einer walzenfoͤrmigen Buͤchse, aus
welcher dieselbe mittelst einer kraͤftigen Schraube herausgedruͤkt
wurde, die einen genau passenden Staͤmpel niederdruͤkte, und dann
zwischen zwei eiserne Walzen fiel. Unter diesen waren mehrere andere Walzen, von
welchen zwei, außer ihrer umdrehenden Bewegung, auch noch eine Bewegung von
einer Seite zur anderen, d.h. eine Laͤngenbewegung hatten. Dieses ganze
Walzensystem endete sich in zwei Walzen, die die Schwarze auf die Lettern
auftrugen.“
„Fig.
13. zeigt Hrn. Koͤnig's Vorrichtung,
um Eine Seite eines Blattes zu bedruken.“
„Um eine groͤßere Anzahl von Abdruͤcken von derselben Form
zu erhalten, ist ein Papiercylinder, d.h. ein Cylinder, um welchen das Papier
geschlagen ist, auf beiden Seiten des Schwarzapparates angebracht, so daß die
Form unter beiden durchlaͤuft. Diese Maschine gab 1100 Abdruͤke in
Einer Stunde, und spaͤter mit einigen Verbesserungen 1800.
„Der naͤchste Schritt war die Erfindung einer Maschine, mittelst
welcher das Papier auf beiden Seiten zugleich bedrukt werden konnte: gleichfalls
eine Erfindung des Hrn. Koͤnig. Sie glich zwei
einfachen Maschinen, die mit ihren Cylindern einander in einer Entfernung von
zwei bis drei Fuß gegen uͤber gestellt waren. Baͤnder leiteten das
Papier von einem Bogen auf den anderen. Der Zug, den das Papier nahm, glich
einem horizontalen lateinischen S, also ∾,
und dadurch ward das Papier umgekehrt, wie man in Fig. 14. sieht, wo
Hrn. Koͤnig's Vorrichtung, ein Blatt auf
beiden Seiten zu bedruken, dargestellt ist.“
„Auf der ersten Walze nahm das Papier den Druk von der ersten Form, auf
der zweiten Walze von der zweiten Form auf. Die Maschine drukte 750 Bogen in
Einer Stunde auf beiden Seiten. Die Maschine wurde fuͤr Hrn. T. Bensley errichtet, und war die einzige, die Hr.
Koͤnig zum Ducken auf beiden Seiten verfertigt hat. Dieß war im J.
1815.“
––––––––
In der vorstehenden Abtheilung dieses Aufsazes wurde in Hinsicht auf
Erklaͤrung der Figuren, wie das Register of Arts
jezt S. 165 bemerkt, vergessen anzugeben, daß
die schwarz gehaltenen Theile den Schwarzapparat,
die Diagonallinien die Papierwalzen,
die senkrechten Linien die Letternformen,
die Pfeile den Zug des Papieres bezeichnen.
„Beilaͤufig um dieselbe Zeit haben die HHrn. Donkin und Bacon gleichfalls eine
Drukmaschine versucht, und im J. 1813 ein Patent dafuͤr bezahlt. Die
Formen stehen hier auf einem sich drehenden Prisma. Die Schwarze wird mittelst
einer Walze aufgetragen, die mit den Unregelmaͤßigkeiten des Prismas
steigt und faͤllt, und das Papier war um ein anderes Prisma geschlagen,
das mit den Unregelmaͤßigkeiten des ersteren genau
uͤbereinstimmte. Eine solche Maschine ward fuͤr die
Universitaͤt von Cambridge vorgerichtet, und war ein Muster von
sinnreicher Erfindung und trefflicher Ausfuͤhrung; sie war jedoch zu
complicirt;Was gewoͤhnlich bei neuen Erfindungen der Fall ist.A. d. Ueb. der Schwaͤrzapparat war
fehlerhaft, und sie wurde wieder aufgegeben. Indessen hat man auch durch diese
Maschine einen großen Schritt vorwaͤrts gethan; denn die Schwarzwalzen
waren hier zum ersten Mahle mit einer Composition aus Syrup und Leim
uͤberzogen: an Koͤnig's Maschine waren
sie mit Leder bedekt, und das wollte nie gut thun.“ Vergl. Fig. 15.
„Im J. 1815 bezahlte ich ein Patent fuͤr gekruͤmmte
Stereotypplatten, die ich auf einem Cylinder aufziehen ließ. Mehrere dieser
Maschinen, die in Einer Stunde 1000 Bogen auf beiden Seiten bedrukten, sind noch
jezt im Gange, und 12 Maschinen dieser Art wurden fuͤr die Bank von
England gemacht, kurz vorher, ehe das Gold ausgegeben wurde.“
Fig. 16 und
17. zeigt
die einfache und doppelte gekruͤmmte Stereotypmaschine.
„Es ist sonderbar, daß dieselbe Idee die HHrn. Nicholson, Donkin und Bacon und mich
beschaͤftigte: naͤmlich Umdrehung der Form. Nicholson versuchte dieß durch eine neue Form der Lettern, die er wie
Steine in einem Gewoͤlbe zuspizte; Donkin und
Bacon versuchten dieß durch ein sich drehendes
Prisma; zulezt gelang es mir mittelst einer gekruͤmmten
Stereotypenplatte.“
„In diesen Maschinen laufen zwei Papierwaren seitwaͤrts neben
einander, und gegen jede derselben laͤuft ein Cylinder, welcher die
Stereotypformen haͤlt. Jeder dieser vier Cylinder hat ungefaͤhr 2
Fuß im Durchmesser. Auf der Oberflaͤche der Formencylinder befinden sich
vier bis fuͤnf Schwarzwalzen von ungefaͤhr 3 Zoll im. Durchmesser;
sie werden durch ein Gestell an jedem Ende des Formencylinders in ihrer Lage
erhalten; die Zapfen derselben laufen in Kerben dieses Gestelles und
gewaͤhren auf diese Weise denselben freie Bewegung ohne alle besondere
Stellung.“
„Das Gestell, welches die Schwaͤrzwalzen fuͤhrt (das wogende
Gestell, waving frame genannt), ist durch
Angeln mit dem Hauptgestelle verbunden, und die Kante des Formcylinders ist
gezaͤhnelt, reibt sich gegen das wogende Gestell, und macht, daß lezteres
sich hin und her schwingt, und da dieses die Schwarzwalzen mit sich
fuͤhrt, bewegt es dieselben ihrer. Laͤnge nach, oder gibt ihnen
die sogenannte Diese Walzen vertheilen die Schwaͤrze auf drei Vierteln
der Oberflaͤche des Formencylinders, waͤhrend das vierte Viertel
desselben von der gekruͤmmten Stereotypplatte bedekt ist. Die Schwarze
befindet sich in einem Troge, der parallel mit dem Formencylinder steht, und
besteht aus einer metallnen Walze, die sich gegen die Kante einer eisernen
Platte dreht, und waͤhrend ihrer Umdrehung mit einer sehr duͤnnen
Schichte von Schwarze bedekt wird, die dann auf die Formenwalze mittelst einer
zwischen beiden schwebenden Walze aufgetragen wird. Da die Formen unter den
Schwaͤrzwalzen, durchlaufen, so werden sie mit Schwaͤrze belegt,
und da der Cylinder fortfahrt sich zu drehen, kommen die Formen in
Beruͤhrung mit einem Bogen Papier auf dem ersten Papiercylinder, von
welchem dieser mittelst Baͤndern auf den zweiten Papiercylinder
uͤbergetragen und dann auf der Ruͤkseite mit den Formen auf dem
anderen Cylinder bedrukt und also vollendet wird.“
Unsere Leser werden bemerken, daß weder Beschreibung noch Figur ganz deutlich
ist. A. d. Ueb.
„Diese Maschine taugt bloß fuͤr Stereotypplatten; sie legte aber
den Grund zu dem weiteren Gelingen, unserer heutigen Druckmaschinen, in dem sie
die beste Methode zeigte, Schwarze aufzutragen und zu vertheilen.“
„Um diese Methode auf eine Drukmaschine zu uͤbertragen, die mir
gewoͤhnlichen Lettern drukt, war es bloß noͤthig, auf einer
geraden Flaͤche dasselbe zu thun, was oben auf einer gekruͤmmten
Cylinderflaͤche geschehen ist. Ich verfertigte also eine Maschine, um
einen Bogen auf beiden Seiten mit Lettern zu bedruken, und sicherte mir meinen
Schwarzapparat mittelst eines Patentes, so wie die Art, den Bogen mittelst
Trommeln und Baͤndern von einem Papiercylinder auf den anderen
uͤberzutragen. Diese Maschine ist in Nicholson's
Operative Mechanic und in dem Supplement to the Encyclopaedia britannica vollkommen beschrieben; in
lezterer heißt sie, durch ein Versehen, „Bensley's Machine“ Eine
kuͤrzere Beschreibung, und auch ein Holzschnitt, der diese Maschine
darstellt, findet sich in der
„London Literary Gazette.“ Wir
haben eine Zeichnung hiervon, die wir bei der ersten Gelegenheit mittheilen
werden.“
Mein Freund, Hr. A. Applegath, war
Miteigenthuͤmer an diesen Patenten, Fig. 18 und 19., und
er bezahlte noch Patente fuͤr verschiedene andere Verbesserungen. Ich
habe den Vertheilungswalzen eine Endbewegung gegeben, in dem ich dieselben in
dem Gestelle, in welchem sie sich befanden, hin und her laufen ließ. Hr. Applegath haͤtte die Idee, diese Walzen in
einer diagonalen Richtung quer uͤber die Formen hinzustellen, und
erzeugte dadurch die Endenbewegung auf eine einfachere Weise. Eine andere
Vorrichtung des Hrn. Applegath bestand darin, daß er
die Haͤlfte meines Schwarzapparates auf einer Seite des Drukcylinders
anbrachte, und die andere Haͤlfte auf der anderen, damit die eine
Haͤlfte der Form an einer, die andere Halste an der anderen Seite
geschwaͤrzt wird, und folglich die Walze nicht so weit zu laufen
hat.“
„Noch eine andere Vorrichtung des Hrn. Applegath war diese, daß er zwei Speiser an demselben Drukcylinder
anbrachte; diese lezteren Verbesserungen taugen aber mehr fuͤr
Zeitungsdruk, als fuͤr die eigentliche Buchdrukerei.“
„Wir haben mehr als 60 Maschinen nach unserer vereinigten Patentart
verfertigt, und sie auf fuͤnf und zwanzig verschiedene Weisen
abgeaͤndert, z.B. zu eigentlichem Buͤcherdruke, Banknotendruke,
Zeitungsdruke etc. Sie haben Herrn Koͤnig's
Maschine in Herrn Bensley's Drukerei (Hr. Bensley war der Haupteigenthuͤmer von Hrn. Koͤnig's Patente) verdraͤngt, so wie
auch in der Drukerei der Times, wie diese Zeitung selbst vor einigen Tagen
verkuͤndete.“
„Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤssig zu bemerken, daß
nicht weniger als 40 Raͤder von Hrn. Koͤnig's Maschine beseitigt wurden, als Hr. Bensley uns um unsere Verbesserungen
anging.“
„Da wir bei dem ersten Versuche unserer Maschinen die Entdekung machten,
daß die Schwaͤrzwalze und Schwarztafel ohne Vergleich besser arbeiten,
als die bisherigen Ballen; so wendeten wir jene alsogleich auf die gemeine
Drukerpresse an, und zwar mit dem besten Erfolge. Fig. 20. Diese
Erfindung wurde jedoch sogleich in unserem Koͤnigreiche selbst gestohlen
(infringed) und in Frankreich, Deutschland und
America nachgeahmt. Es waͤre hier eben so vergebens gewesen gegen die
Patentverlezung (infringement of the patent)
kaͤmpfen zu wollen, als es bei dem Kaleidoskop der Fall war.“
Daß es bei dem Kaleidoskope ein Crimen laesae
humanitatis war (wie Kaiser Joseph die Patente nannte), ein Patent
darauf in England zu ertheilen, da das Kaleidoskop eine deutsche Erfindung
ist, ist offenbar.
A. d. Ueb.
„Durch diese Verbesserung wurde die Kunst der Drukerei uͤberhaupt
gehoben. Wir finden in den meisten fruͤheren Buͤchern bald blasse
bald uͤberladene Stellen, oder wie wir Englaͤnder sie nennen,
„Moͤnche und Bruͤder“ (monks and friars); wir haben diese Moͤnche
und Bruͤder jezt reformirt, alle wie sie
waren.“
„Die Hauptsache bei einer Zeitungsmaschine ist, eine große Anzahl von
Abdruͤken von derselben Form zu erhalten, oder
Eine Seite des Bogens; nicht zwei Seiten, wie bei dem gewoͤhnlichen
Buͤcherdruke.“
„Bei der Maschine, die die „Times“ drukt, die von Herrn Applegath nach unseren vereinten Verbesserungen eingerichtet wurde,
laͤuft die Form unter vier Drukcylindern hin, die von vier Jungen mit den
Bogen versehen werden, und nachdem diese Bogen gedrukt wurden, kommen sie vier
anderen Jungen in die Haͤnde. Auf diese Weise koͤnnen 4000 Bogen
in Einer Stunde auf Einer Seite gedrukt werden.“
„Mit Maschinen nach unseren vereinten Patenten werden gedrukt:
the Morning Chronicle,
Bell's Messenger,
St. James's Chronicle,
John Bull,
Morning Herald,
Standard,
Whitehall Evening Post,
Atlas,
Examiner,
Sphynx etc.“
Sunday Times,
„Vergleicht man die Erzeugung obiger Maschinen, so gibt
Stanhope's Presse
250 Abdruͤke
in Einer Stunde.
Koͤnig's Maschine
1800
–
d.h. 900 auf beiden Seiten.
Cowper's Stereotypen
2400
–
d.h. 1200 auf beiden Seiten.
Applegath und Cowper (Buchdruk)
2000
–
d.h. 1000 auf beiden Seiten.
Applegath und Cowper
(Zeitungsdruk)
2000
–
Chronicle.
2400
–
Herald.
4000
–
Times = 66 in der Minute.“
„Eine Menge Maschinen wurde von anderen erfunden; sie moͤgen
vielleicht keinen Erfolg gehabt haben, weil ich sie nicht kenne; Hm. Napier's Maschinen zum Zeitungsdruke kenne ich
aber.“
„Ich habe, glaube ich, deutlich genug gesagt, daß Hrn. Koͤnig bis Ehre gebuͤhrt, die erste
gelungene Maschine verfertigt zu haben; Hrn. W. Nicholson die Ehre, die ersten Ideen hierzu entwikelt zu haben; und daß ich auf
diese Weise den Ursprung, die Fortschritte und den Erfolg der neueren
Verbesserungen in der Drukerkunst der Wahrheit gemaͤß angegeben habe.
(Die Fortsezung folgt.)