Titel: | Verbesserte Methode, Stämpel aus Gußstahl weich und hart zu machen. Von Joh. Oldham, Esq., an der Bank von Irland. |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CI., S. 373 |
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CI.
Verbesserte Methode, Staͤmpel aus Gußstahl
weich und hart zu machen. Von Joh.
Oldham, Esq., an der Bank von Irland.
Aus dem London Journal of Arts. Junius 1828. S.
129.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Oldham's Methode, Staͤmpel aus Gußstahl weich und hart zu
machen.
Die Wichtigkeit des gehoͤrigen Haͤrtens
staͤhlerner Staͤmpel und anderer Werkzeuge aus Stahl ist bekannt. Ich
will hier mein Verfahren und die Resultate meiner Erfahrungen bei demselben angeben.
Eine Skizze meines Apparates hierzu liegt bei.
Ich habe eine große Menge von Versuchen uͤber das Hatten des Stahles
angestellt, und zwar nach den Angaben der ausgezeichnetesten Meister in dieser Kunst
in England; ich habe dabei meine eigenen Erfahrungen, die sich mir von Zeit zu Zeit
dargeboten haben, benuͤzt, um alle Zufaͤlligkeiten zu beseitigen, die
bei dieser bisher noch so unsicheren Arbeit bestaͤndig vorkommen; ich meine
1) das sogenannte Brennen des Stahles bei dem Erweichen desselben, wodurch der Stahl oͤfters
so verdorben wird, daß man ihm nicht mehr helfen kann, 2) das Abschuppen desselben
an seiner Oberflaͤche, wodurch die staͤhlernen Artikel
Spruͤnge, ja sogar Spalte bekommen, und das Werfen oder Verschrumpfen
desselben bei dem Haͤrten, wodurch mancher Artikel gaͤnzlich
unbrauchbar wird.
Durch wiederholte Versuche habe ich gefunden, daß folgendes Verfahren mich von allen
diesen Unannehmlichkeiten befreite. Herr Perkins
empfiehlt Hammereisenfeile, und ich finde, daß diese eben so gut, wo nicht besser,
als jedes andere Material zum Erweichen des Gußstahles ist, vorzuͤglich wenn
dieselbe absichtlich aus weichem schwedischen Eisen bereitet wurde, um sie von allem
fremden Stoffe vollkommen frei zu erhalten.
Der Staͤmpel oder jeder andere Artikel wird ungefaͤhr einen Zoll hoch
in einer Buͤchse aus Eisenblech, und diese wieder in einer zolldiken
Buͤchse aus Gußeisen mit einer zolldiken Sanddeke uͤberall an den
Wanden und oben und unten bedekt. Das Ganze wird dann auf dem Dekel mit einer Lage
gedekt, und kommt auf sechs (in einigen Faͤllen auf zwoͤlf) Stunden
in's Feuer, nach der Groͤße der Artikel und dem Grade der Weichheit, den man
denselben geben will: sie duͤrfen nicht aus dem Feuer gezogen werden, bis sie
nicht ganz kalt sind. Das Feuer muß so stark als moͤglich seyn, ohne jedoch
durch Zug oder Geblaͤse verstaͤrkt zu werden. Alle diese
Vorsichtsmaßregeln finde ich fuͤr noͤthig, um das Anbrennen des
Stahles zu verhuͤten, das sich, wie ich eben sagte, durch kein mir bekanntes
Mittel wieder gut machen laͤßt.
Um den Staͤmpel oder die staͤhlernen Artikel zu Haͤrten,
verkohle ich auf gewoͤhnliche Weise Abschnizel von neuem Leder, und versenke
sie darin noch so lang als sie warm sind; sorge aber dafuͤr, daß sie
abgesondert in der Blechbuͤchse mit Kohle auf Einen Zoll Tiefe gehalten
werden. Diese Buͤchse bringe ich, genau lutirt, in eine senkrechte Muffel,
die ich mit einem losen darauf gelegten Dekel bedeke, und umhuͤlle Alles mit
einem reinen Kohkfeuer (das nie uͤber die Farbe des rothen Siegellakes
erhoͤht werden darf) so lang, als der Staͤmpel oder der Artikel, der
gehaͤrtet werden soll, es erfordert.
Bei dem Herausnehmen der gehaͤrteten Artikel zum Eintauchen nehme ich zum
ersten Mahle nie Wasser, aus dem Grunde, weil der heiße Stahl dasselbe zersezt, und
Sauerstoff und andere Gasarten aus demselben entwikelt, von welchen ersterer eine
solche Verwandtschaft mit dem Stahle hat, daß er die Oberflaͤche desselben
zerstoͤrt. Wasser ist uͤberdieß ein sehr starker Waͤrmeleiter,
und kuͤhlt die Oberflaͤche desselben zu schnell, zieht sie zu stark
zusammen. Die weit staͤrkere ausdehnende Kraft der Hize, die noch in dem Inneren des
Stahles enthalten ist, uͤberwaͤltigt sehr bald die abkuͤhlende
Kraft des Wassers, und erzeugt Spruͤnge an dem Staͤmpel, oder macht,
daß er sich wirft. Ich nehme daher Baumoͤhl, oder, was noch besser ist,
Naphtha, die ich vorher bis auf 200° (Fahrenh.) erhize: denn Oehl und Naphtha
laͤßt bei Zersezung derselben durch die Waͤrme den Kohlenstoff fahren,
der in dem einen, wie in der anderen, zwischen 70 bis 80 p. Cent betraͤgt.
Dieses Material ist mit dem Stahle mehr freundschaftlich verwandt, und traͤgt
wesentlich zur Haͤrtung desselben bei. Es wird hier beinahe gar kein Gas
entwikelt, und da diese beiden Fluͤssigkeiten nicht ein so starker
Waͤrmeleiter sind, als das Wasser allein ist, wird der Stahl, wie ich
gefunden habe, nicht springen, oder sich werfen. In diesen beiden
Fluͤssigkeiten halte ich indessen den zu haͤrtenden Stahl nur so lang,
bis das durch das Einsinken des Stahles, in denselben entstandene Sieden
aufhoͤrt, wo ich dann den Stahl herausnehme, und denselben in eine
kuͤnstliche Quelle von kaltem Wasser tauche, in welche ich ihn so lang lasse,
bis er. vollkommen kalt geworden ist.
Auf diese Weise kommen die zu haͤrtenden Artikel, vollkommen rein heraus, und
so hart, als es nur immer moͤglich ist, den Stahl zu haͤrten, wenn er
voll allen Spruͤngen, und Maͤngeln frei seyn und sich nicht im
Geringsten werfen soll.
Groͤßere Artikel oder Staͤmpel lassen sich, wo es noͤthig ist,
sehr leicht an, oder werden sehr leicht temperirt, wenn man sie in der Muffels,
waͤhrend sie roth gluͤhend sind, so lang haͤlt, bis sie
strohgelb werden; bei irgend einer besonderen Arbeit aber, vorzuͤglich bei
kleinen Artikeln, ziehe ich dasselbe Oehl, bis auf 400° (F.) erhizt, vor, und
lasse diese Artikel in demselben erkalten.
Ich kann dafuͤr, wie ich glaube, buͤrgen, daß wenn man die von mir so
eben empfohlene Methode befolgt, man in der Behandlung der Staͤmpel aus
Gußstahl von allen den Plakereien frei bleibt, die den Kuͤnstler so oft
belaͤstigen; ich will hier, nicht von dem bedeutenden Schaden an Geld
sprechen, der durch den Verlust an Staͤmpeln entsteht, auf welche man bereits
viele Muͤhe und viele Auslagen verwendet hat.
Fig. 5. und
6., sind
Durchschnitte, meines Stahlofens, c, c, sind die Seiten
und das Vordertheil aus Gußeisen, d, d, ist ein Mantel
zur Beseitigung der laͤstigen Hize: der Zwischenraum zwischen diesem und dem
Ofen kann mit irgend einem nicht leitenden Materiale ausgefuͤllt werden. e, e, sind Loͤcher in den Seiten. i, i, i, sind Fuͤße, die auf einer Unterlage aus
feuerfestem Steine oder Stourbridgeziegeln stehen, mit einer Metallplatte aus
Gußeisen in Form eines
kreisfoͤrmigen Tellers oben auf denselben, und mit einem Loche in derselben
fuͤr Roststangen. k, k, m, m, ist die Aschengrube
mit einer genau schließenden Thuͤre, um noͤthigen Falles allen Luftzug
abzuhalten. Der Nuzen der Teller ist eine Art von Aschenlutirung zu bilden, damit
die Luft von dieser Seite nicht einzudringen vermag. f,
ist die senkrechte Muffel von beiden Seiten, g, ist die
innere eiserne Buͤchse zur Aufnahme der Staͤmpel. Sie wird von, h, und von dem Dreifuße, o, o, o,
o, getragen: einer Wiege aus vier Armen von geschlagenem Eisen, in welchen
die Muffeln aufgehaͤngt, und dann oben in der Muͤndung des Ofens
eingehaͤkelt werden, a, a, ein Hut aus
Eisenblech, mit einer Thuͤre, b, und einem
Schornsteine, n, n, etc.
Bei einem solchen Ofen kann ich immer eine durchaus gleichfoͤrmige Temperatur
unterhalten. Ich glaube auch, daß es in einzelnen Faͤllen gut waͤre,
einen Daͤmpfer im Schornsteine anzubringen, und der daher auch noch
beigefuͤgt werden kann, obschon ich mich nie eines solchen bediene, indem,
wie ich gefunden habe, das Oeffnen der Thuͤre, b,
eben so viel leistet.
Fig. 7. ist
die kuͤnstliche Quelle. r, ist ein offenes, mit
Blei ausgefuͤttertes Gefaͤß, mit der Ablaßroͤhre, t. p, ist ein doppeltes kupfernes Gefaͤß, das in
demselben steht, und dessen innerer Boden, q, mit feinen
Loͤchern durchbohrt ist. s, ist eine
Roͤhre von hinlaͤnglicher Weite, die von einem in der Hoͤhe
befindlichen Behaͤlter herabfuͤhrt, und einen Hahn, u, mit einem Griffe hat. z,
ist ein kleiner Hahn, zur Entleerung der Fluͤssigkeit aus, p, nach, r. Die
Roͤhre, s, ist immer offen, so lang der Stahl
abgekuͤhlt werden soll.
Dieß ist das Wesentliche meines Verfahrens, das ich besser fand, als jedes andere mir
bekannte, und das ich Ihnen zum Nuzen Ihrer Leser und des Publicums
uͤberhaupt hier mistheile.