Titel: | Welches Medium eignet sich besser für hydromechanische Pressen, Wasser oder Oehl? Von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XVIII., S. 85 |
Download: | XML |
XVIII.
Welches Medium eignet sich besser fuͤr
hydromechanische Pressen, Wasser oder Oehl? Von Dr. Ernst Alban.
Alban, uͤber hydromechanische Pressen.
Diese Frage ist meines Wissens bisher noch nicht
gehoͤrig zur Sprache gekommen, obgleich beiderlei verschiedene Medien, wie
ich bestimmt weiß, schon in Anwendung sind. Als ich mit Hrn. Francis Bramah in London uͤber diesen Gegenstand zu
sprechen Gelegenheit hatte, entschied sich derselbe mehr fuͤr die Anwendung
des Wassers. Er sey so gluͤklich gewesen, sagte er mir, seine
hydromechanischen Pressen lange Zeit mit Wasser immer in beßter Ordnung zu sehen,
und ein Versuch, den er einmahl mit Oehl gemacht, habe keine so guͤnstigen
Resultate gegeben, als er davon erwartet. So sehr viel Auktoritaͤt die
Erklaͤrung eines solchen Mannes uͤber diesen wichtigen Gegenstand auch
haben mag, so muß ich mich, durch eigene Erfahrung geleitet, dennoch gegen dieselbe
aussprechen, indem ich zugleich durch einige, gewiß nicht unwichtige Gruͤnde
dazu bestimmt werde, die Hr. Bramah, dem ich sie
mittheilte, auch zu beachten schien. Eine Hauptursache des Mißlingens der Versuche des
Hrn. Bramah liegt vielleicht in der Beschaffenheit der in
England gebraͤuchlichen wohlfeilen Oehle,Solche wuͤrden wohl nur bei groͤßeren Pressen angewandt werden
koͤnnen. die fast alle Fischoͤhle und nicht gehoͤrig gereinigt sind,
auch sehr schnell eine Haut sezen und harzig werden. Haͤtte Herr Bramah seine Versuche mit raffinirtem
Repsoͤhle,Dieses ist in London und England sehr theuer. wovon in Meklenburg die hundert Pfund nicht mehr als 10 bis 11 Rth. kosten,
angestellt, so wuͤrde er gewiß eben so gluͤkliche Resultate als ich
erhalten haben.
Das von mir gebrauchte raffinirte Repsoͤhl ist durch Schwefelsaͤure von
allen schleimigen Bestandtheilen gereinigt, dann mit Vorsicht von der
uͤberschuͤssigen Saͤure befreit und zulezt filtrirt worden. Ich
habe gefunden, daß es sich sehr lange haͤlt, ohne harzig oder ranzig zu
werden. Die hydraulische Presse, worin ich es anwandte, befand sich stets im besten
Zustande, selbst nach langen Pausen und Unterbrechungen, deren eine einmahl
uͤber ein halbes Jahr dauerte, waͤhrend welcher Zeit sich niemand um
die Presse bekuͤmmert hatte. Obgleich die Hauptorgane der Presse, d.h.
Preß- und Drukcylinder und Ventile, von Messing construirt waren, so habe ich
doch die gefunden, daß lezteres Metall durch die stete Einwirkung des Oehls im
Geringsten gelitten, oder eine schaͤdliche Quantitaͤt Gruͤnspan
abgesezt haͤtte. Alle reibenden Flaͤchen waren stets wie polirt, und
die Ventile (gewoͤhnliche Kegelventile) allezeit in der
wuͤnschenswerthesten Ordnung. Auch das Leder der Liederungen hielt sich, wenn
es von guter Beschaffenheit, richtig und dauerhaft eingesezt wurde, sehr lange Zeit
(eine Liederung war einmahl 2 Jahre darin).
Ehe ich zum Gebrauche des Oehls schritt, war ich bei der Anwendung des Wassers in
steten Calamitaͤten. Die Wirkung der Presse wurde alle Augenblike durch
Unfaͤlle an den Ventilen, vorzuͤglich nach laͤngeren Pausen,
unterbrochen. Das Leder brach oͤfter, kurz die Presse war in einer steten
Reparatur, obgleich ich alles Wasser fuͤr dieselbe durch Loͤschpapier
filtriren ließ, stets fuͤr weiches Wasser sorgte und die Cisterne immer auf
das Sorgfaͤltigste vor allem Schmuze und Staube bewahre hielt.
Wenn nun auch diese Erfahrung fuͤr mich hinreicht, den Gebrauch des Oehles
beizubehalten, so will ich fuͤr diejenigen, die in derselben nicht
Ueberzeugung genug finden sollten, hier auch noch alle die Gruͤnde hersezen,
die bei mir fuͤr die ausschließliche Anwendung desselben sprechen.
1) Das Oehl haͤlt sich viel reinlicher. Es sezt bei laͤngerem Stehen in
der Cisterne keine Haut, wie das Wasser, wird auch nicht faulig, truͤbe und flokig
und bringt dem genauen Schluͤsse der Ventile keine Gefahr. Wegen seiner
groͤßeren specifischen Leichtigkeit sinken Staub und Unreinigkeiten, die die
regelmaͤßige Wirkung der Ventile unterbrechen, leichter darin zu Boden, als
im Wasser, worin sie sich schwebend erhalten, und so in der Presse mit in Umlauf
kommen.
Anmerkung. Bei einer laͤngeren Unterbrechung in
der Arbeit der Presse das Wasser abzuzapfen, um es nicht faulig und flokig werden zu
lassen, ist durchaus zu widerrathen. Die abwechselnde Fuͤllung und Entleerung
derselben beguͤnstigt naͤmlich, vorzuͤglich wenn sie, wie
gewoͤhnlich, von Eisen gebaut ist, sehr das Rosten ihrer inneren
Waͤnde und ihrer edleren Theile auch der (meistens gußeisernen) Cisterne. Der
Rost vermengt sich dann bei ihrer Wiederfuͤllung mir dem Wasser, wird sogar
theilweise von demselben aufgeloͤst, und dieses wird truͤbe und
unrein.
2) Das Oehl verdunstet nicht, man hat also keine Aufmerksamkeit nach einem
kuͤrzeren oder laͤngeren Stillstande der Presse noͤthig, um die
Cisterne immer wieder gehoͤrig mit Wasser zu versehen, damit die Presse nicht
Luft ziehe, ein Umstand, der große Unannehmlichkeiten verursacht. Eine Cisterne
einmahl mit gutem reinen Oehle gefuͤllt, kann Jahre lang ohne Nachtheil
fuͤr die Presse stehen. Dieserhalb kommt der Kostenaufwand, den die
Anschaffung des Oehles verursacht, auch nur bei der ersten Aufstellung der Presse in
Anspruch, indem der nachherige Ersaz desselben kaum so viel betraͤgt, als die
bei Anwendung des Wassers noͤthige Schmiere fuͤr die
Staͤmpel.
3) Bei dem Gebrauche des Oehles werden alle arbeitenden Theile der eigentlichen
Presse in einem besseren Zustande erhalten. Dieser Umstand scheint mir
vorzuͤglich Gewicht bei eisernen Pressen zu haben, in welchen uͤber
lang oder kurz der Rost immer Zerstoͤrungen anrichtet, waͤhrend das
Oehl sie davor schuͤzt. Zugleich erhaͤlt dasselbe alle
Reibungsflaͤchen in beßter Schmiere, und es bedarf dazu keiner besonderen
Mittel und keiner Aufmerksamkeit von Seiten des die Presse bedienenden Individuums.
Das Leder der Liederung bleibt ferner im Oehle stets schluͤpfriger, wodurch
die Reibung sehr vermindert wird, auch widersteht es laͤnger dem Verderben
und der Faͤulniß; das Vertauschen der Lederringe mit neuen ist daher nicht so
oft noͤthig.Ich habe in England vielfaͤltig klagen hoͤren uͤber das
so oft noͤthige Vertauschen der Lederringe, was nicht allein eine
theilweise Auseinandernahme der kolossalsten Organe der Presse verlangt,
sondern auch in Ruͤksicht des Zurichtens der Lederringe und des
Einsezens derselben große Vorsicht und Akkuratesse fordert.
Stubbendorf im Monate November 1827.