Titel: | Ueber den gelben Färbestoff in den Maulbeerblättern. Von A. Vogel in München. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. CXXVIII., S. 558 |
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CXXVIII.
Ueber den gelben Faͤrbestoff in den
Maulbeerblaͤttern. Von A.
Vogel in Muͤnchen.
Vogel, uͤber den gelben Faͤrbestoff in den
Maulbeerblaͤttern.
Die Blaͤtter wurden im September, theils von jungen im
vorigen Jahre aus Italien gekommenen, theils von veredelten Baͤumen
angewendet, und 1/4 Stunde mit Wasser gekocht.
Der Absud hatte nach dem Filtriren eine hellgelbe Farbe.
Es wurden ferner die frischen Blaͤtter in einem hoͤlzernen Moͤrser, mit Zusaz von
etwas destillirtem Wasser, zu einem duͤnnen Breie geflossen, und in die
Presse gebracht. Der ausgepreßte Saft war sehr dik, klebrig, zog sich in
Faͤden, und war in Hinsicht seiner Consistenz dem Vogelleime ganz gleich. Als
die ausgepreßten Blaͤtter zum zweiten Mahle mit Wasser geflossen und
ausgepreßt wurden, gaben sie ebenfalls noch einen sehr klebrigen Saft.
Dieser schleimige Saft loͤst sich zwar in vielem Wasser auf, aber der
Weingeist ist geeigneter, die gelbe Farbe auszuziehen, und schlaͤgt dabei
eine große Menge von schwarzbraunen Floken zu Boden.
Wenn der Alkohol gelb bleiben soll, darf er mit dem Safte
nur eine kurze Zeit geschuͤttelt, und dann durch ein Tuch gedruͤkt
werden, sonst nimmt er eine gruͤne Farbe an, indem er bei laͤngerer
Beruͤhrung etwas vom Chlorophyll des Saftes mit aufloͤst.
Wird der ausgepreßte Saft ausgekocht, so koagulirt er, das Chlorophyll bleibt auf dem
Filtrum, und der Saft laͤuft hellgelb durch, ohne von seiner klebrigen
Consistenz betraͤchtlich verloren zu haben.
Der ausgepreßte, durch Aufkochen von Chlorophyll gereinigte, Saft enthaͤlt
uͤbrigens fast nichts mehr von dem in den Blaͤttern sich befindenden
animalischen Stoffe, indem er durch Gallaͤpfeltinktur nicht getruͤbt
wird.
Der Saft hat einen suͤßlichen Geschmak, und erleidet, mit Hefe vermengt, die
geistige Gaͤhrung, enthaͤlt daher etwas Zuker.
Die mit essigsaurer Thonerde gebeizte Wolle und Baumwolle nehmen von dem Dekokte der
frischen, so wie der getrokneten Blaͤtter eine dauerhafte zitronengelbe Farbe
an. Auch kann man durch Alaun-Aufloͤsung, welche mit dem Absude
vermengt wird, mit Huͤlfe der Pottasche einen Lak niederschlagen, welcher
eine schoͤne gelbe Farbe hat.
Sollte die Seidenzucht in Bayern gedeihen, wozu die Bemuͤhungen eines sehr
thaͤtigen Vereins gegruͤndete Hoffnungen geben, so koͤnnte man
bei einem großen Vorrathe von Maulbeerbaͤumen diejenigen Blaͤtter,
welche beim Futter der Seidenraupen uͤbrig blieben, zum Gelbfaͤrben
benuͤzen, um dadurch den Gebrauch von einigen fremden
Faͤrbematerialien zu vermindern.