Titel: | Dr. Romershausen's selbstthätiges Sicherheitsschloß für Feuergewehre, zur Verhütung von Unglüksfällen durch zufälliges Losgehen derselben. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. CXII., S. 496 |
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CXII.
Dr. Romershausen's selbstthaͤtiges
Sicherheitsschloß fuͤr Feuergewehre, zur Verhuͤtung von
Ungluͤksfaͤllen durch zufaͤlliges Losgehen derselben.Der Herr Dr.
Romershausen wurde fuͤr diese wichtige Erfindung von Sr. Majestaͤt dem juͤngst verstorbenen
Koͤnige von Sachsen mit dem
Civil-Verdienst-Orden geziert. A. d. R.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Romershausen's, selbstthaͤtiges Sicherheitsschloß
fuͤr Feuergewehre.
In unsern Tagen, wo man dem Bergmanns Davys Sicherheitslampe gab, wo man die zerstoͤrende Macht
gefaͤhrlicher Miasmen sorglich beschraͤnkte, wo man Rettungsanstalten
aller Art erbauete, wo sich uͤberhaupt Kunst und Wissenschaft mehr als je
vereinigten, um das menschliche Leben freundlich zu beschuͤzen und zu
bewahren, da muß es auffallend seyn, daß man so wenig noch zur Bewachung des
feindseligen Daͤmons that, welcher im Schießpulver lauert, und dessen
Tuͤke weit mehr Schlachtopfer fordert, als alle jene uns drohenden Uebel. Bei
unsern so sehr vervollkommten Schießgewehren, vertrauen wir immer noch dem Zufalle
und der unsichern Vorsicht des vergeßlichen Menschen, den so loker ruhenden
Todespfeil, und taͤgliche schauderhafte Erfahrungen des unvorsezlichen Mordes
und verstuͤmmelnder Verlezungen durch zufaͤlliges Losgehen der
Gewehre, mahnen uns dringend auf diese gefaͤhrliche Vernachlaͤßigung
aufmerksam zu seyn. Man hat nun zwar bereits mehrere verschiedenartig construirte
Sicherheit-Vorrichtungen an den Gewehrschloͤssern angebracht worunter
die einfachste und zugleich zwekmaͤßigste immer noch das gewoͤhnliche
lederne Steinfutteral blieb, allein die Sicherung dieser und aller seither bekannt
gewordenen
Gewehrsperren haͤngt doch theils nur von dem Willen und der absichtlichen Vorsicht des
Menschen ab, theils koͤnnen sie im militaͤrischen Gebrauche, wie auf
der Jagd, nicht ununterbrochen angewendet werden, indem der Schuͤze stets
schußfertig seyn muß. Wenn sie daher auch bei wirklicher Benuͤzung, das
zufaͤllige Losgehen der Gewehre vollkommen verhuͤten, so
gruͤnden sie ihren Schuz doch saͤmmtlich auf die eigene Vorsicht des Menschen, welche indessen, vorzuͤglich unter
dem Klange der Jagd- und Schlachthoͤrner, so leicht der Uebereilung
und Vergeßlichkeit unterliegt; sie sind daher zu vollkommner und ununterbrocher Sicherstellung
keineswegs zureichend, und wir erlebten deßhalb eben so viel traurige
Unfaͤlle mit solchen Gewehren, welche mit dergleichen
Sicherheits-Vorrichtungen versehen waren, als mit denen, welchen sie
mangelten.
Aus dieser Darstellung ergeben sich nun von selbst die Bedingungen, welche allein ein
Schießgewehr mit vollkommner Sicherheit vor dem zufaͤlligen Losgehen bewahren
koͤnnen; es sind folgende:
1) Die Sicherheits-Vorrichtung darf auf keine Weise von dem Willen und der
Aufmerksamkeit des Menschen abhaͤngig seyn – sie muß vielmehr durch
einen eignen selbstthaͤtigen Mechanismus ganz ohne
Bewußtseyn und Zuthun dessen wirken, der das Gewehr fuͤhrt.
2) Die Sicherung muß erst in demselben Augenblike aufhoͤren, wenn der
Schuͤze das Gewehr zum Zielen anlegt und abdruͤkt. So wie das Gewehr
abgenommen wird, muß sie sogleich, selbst bei noch gespanntem Hahne, wieder
vollstaͤndig eintreten. Eben so muß sie nach dem Abfeuern, waͤhrend
der neuen Ladung (welches vorzuͤglich fuͤr Doppelgewehre wichtig ist),
vollkommen schuͤzend vorhanden seyn.
3) Das Gewehr selbst muß, um allen Militair- und Jagd-Erfordernissen zu
entsprechen, in jedem Augenblike schußfertig seyn; die
Sicherheits-Vorrichtung muß sich daher ebenso, ganz ohne den Willen und das
Bewußtseyn des Schuͤzen, bei dem Zielen und Abdruͤken, durch die
bloße, gewoͤhnliche Operation des Schießens von selbst beseitigen. Das Gewehr
muß uͤberhaupt, weder unbequemer zu behandeln, noch der neue Mechanismus im
geringsten hinderlich seyn.
4) Die Vorrichtung muß einfach und Jedem verstaͤndlich, dauerhaft und wenig kostbar
seyn; sie muß an jeder Art von Gewehren und Gewehrschloͤssern, also auch an
allen bereits vorhandenen, leicht angebracht werden koͤnnen, damit ihrer
allgemeinern Benuͤzung nichts im Wege stehet.
Diesen Bedingungen entspricht nun das hier darzustellende und bereits praktisch
bewahrte Sicherheitsschloß. Die beigefuͤgte Zeichnung des betreffenden
Gewehrtheiles Fig.
1. in wirklicher Groͤße, macht diese Vorrichtung in der Art
anschaulich, daß sie die innere Einrichtung dieses Schlosses nach Hinwegnahme des
Hahnes zu vollkommner Deutlichkeit, von außen sichtbar darstellt. Es ist dabei
voͤllig gleichguͤltig, ob die Vorrichtung bei dem aͤltern Feuerschloͤsse oder dem neuern Durchschlagschlosse angebracht wird.
Fig. 1. zeigt
das Gewehr mit dem gewoͤhnlichen Messingbuͤgel, N, B. Dieser Buͤgel wird bei x, und,
e, durchschnitten, und der hintere Theil desselben
auf den aͤußern Arm, b, des starken
staͤhlernen Hebels, b, g, c, fest
geloͤthet.Bei einer staͤhlernen Garnitur wird dieser Hebeltheil aus einem
Stuͤke gearbeitet, und bei einer hoͤlzernen, wird er in den
Holzbuͤgel fest eingelassen. A. d. O. Die Einrichtung dieses Hebels ist vollkommen aus der Zeichnung deutlich: er
tritt bei b, g, in den Gewehrschaft hinein, und hat
seinen Drehepunct bei s, in einer starken Hervorragung
der hier breitern Abzugsplatte, l', l, f, welche er (wie Fig. 2. bei x, s, g, naͤher anzeigt) in der Mitte
durchbricht. Bei g, wendet sich alsdann dieser Hebel zur
Seite nach dem Schlosse, S, hin, geht neben dem Abzuge
vorbei und greift, wenn sich der Hahn in der Ruhe befindet, mit dem aufrechten
Theil, c, hinter die Hemmung, a,
t, der Nuß, indem er sich zugleich nach hinten
zu gegen ein auf der Schloßplatte befestigtes Metallstuͤk, k, mit vollkommenster
Sicherheit anlehnt. Die auf der Abzugsplatte bei f, befestigte starke Feder, m, erhaͤlt ihn stets in dieser Lage.
Um den aͤußern Hebelarm, B, in stetiger Lage zu erhalten, und bei der Bewegung stets sicher zu
fuͤhren, ist bei o, ein starkes, mit dem
Drehepunct, s, concentrisches vierseitiges
Stahlstuͤk, o', o, damit verbunden, dieses tritt
durch eine genau passende Oeffnung, p, eines in den
Schaft eingelassenen Messingstuͤks, und bewegt sich unwandelbar zwischen zwei
auf diesem Stuͤke
parallel befestigten Messingblaͤttchen, n, so daß
dadurch jede Seitenbewegung verhindert, und nur die geringe Bewegung nach oben
moͤglich ist. Zu dem Ende ist auch bei e, noch
ein kleiner staͤhlerner Fuͤhrer, i,
angebracht, welcher sich in einer gleichfoͤrmigen Oeffnung des abgetrennten
Buͤgel-Fußstuͤkes, d, bewegt.
Ueber o, ist der aus der Zeichnung deutliche Messingcylinder, z, in den
Schaft eingelassen, dessen innere Mutterschraube, u, die
staͤhlerne, oben vierkantig gearbeitete Stellschraube, r, aufnimmt. Die Stellschraube kann vermittelst eines dazu passenden
Schluͤssels bis auf o, herab geschroben werden,
und verhindert alsdann jede Bewegung des Hebels, B.
Fig. 2. zeigt
unter gleichen Buchstaben ganz dieselbe Einrichtung fuͤr Doppelgewehre, von unten nach Hinweglassung des
Buͤgels, N, gesehen.
B, ist der aͤußere Theil des Hemmungs-Hebels, s,
der Drehepunct desselben; bei g, tritt er nach innen
unter die Abzugsplatte, w, w, w, w, er theilt sich hier
gabelfoͤrmig in zwei Arme, g, c, und, g, c'. Der mittlere Fortsaz, r,
r, wird von der bei f, auf der Abzugsplatte
befestigten Feder, m, m, gefaßt, welche den
Hemmungs-Hebel in der in Fig. 1. bezeichneten Lage
erhaͤlt, und die nach oben in die Schloͤsser eingreifenden
Stuͤke, c, c', gegen die Hemmung, a, der Nuß anlehnt. v, v,
sind die gewoͤhnlichen Oeffnungen fuͤr die Abzuͤge.
Alle uͤbrigen Schloß- und Gewehrtheile bleiben bei dieser Einrichtung
die gewoͤhnlichen, auch ist die Anbringung der hier sichtbaren neuen
Zusaͤze von außen kaum bemerklich.
Nach dieser Darstellung wenden wir uns nun zu der Wirkungsweise dieses Sicherheitsschlosses.
In der Lage, welche Fig. 1. angibt, ist es voͤllig unmoͤglich, daß das Gewehr
losgehen kann, denn der zwischen k, u. a, sicher und unverruͤkbar festliegende Eingriff,
c, des Hemmungs-Hebels laͤßt den Hahn
auf keine Weise niedergehen. Der Hahn kann aber ungehindert, wie gewoͤhnlich,
gespannt werden, wobei a, weiter vorwaͤrts tritt,
und den Eingriff, c, frei laͤßt; aber auch jezt
kann er, wenn ein aͤußerer Gegenstand den Abzug beruͤhrt, nicht
weiter, als in die Lage der Zeichnung zuruͤk fallen, wo ihn die
hoͤchst sichere und dauerhafte Einrichtung der Hemmung stets aufhaͤlt.
Sobald man aber das
Gewehr zum Schießen anlegt, umfaßt die rechte Hand den Gewehrhals, A, und druͤkt ihn unwillkuͤhrlich wegen
des sichern Zielens und des Ruͤkstoßes des Gewehres, kraͤftig
zusammen, wobei nothwendig und dem Schuͤzen unbewußt der Hebeltheil, B, so weit es die Stellung gestattet, niedergehet;
mithin steigt in demselben Augenblike des Zielens und Abdruͤkens der
Eingriff, g, c, des Hemmungshebels unter, k, herab, wodurch die Hervorragung, a, t, der Nuß frei wird; a,
t, gleitet uͤber k, hinweg, der Hahn
schlaͤgt ungehindert nieder, und der Schuß erfolgt.
Sobald man aber das Gewehr abnimmt, und die Hand den Theil, A, frei laͤßt, druͤkt die Feder, m, den Eingriff wieder an; bei dem Aufziehen des Hahnes gleitet, a, t, uͤber c,
hinweg, und der Eingriff faͤllt augenbliklich in die hemmende Lage der
Zeichnung zuruͤk. Die neue Ladung erfolgt nun in vollkommenster Sicherheit,
selbst bei noch gespanntem Doppelrohre; uͤberhaupt kann nie ein Unfall ohne
des Schuͤzen Willen erfolgen, da erst der Augenblik des Zielens und
Abdruͤkens die Sicherheit aufhebt. Auch kann der Hemmungs-Hebel keinen
anderen, als einen absichtlichen Niederdruk erleiden, indem die mit der Operation
des Schießens von selbst verbundene Kraftaͤußerung zur Festhaltung des
Gewehres bei A, schon eine starke Feder, m, erlaubt, der Schwerpunct des Gewehres
uͤberberhaupt aber bei dem Tragen und Handhaben desselben, nicht in A, sondern stets vor das Schloß in den Hintertheil des
Laufes faͤllt.
Der Schuͤze bemerkt indessen diese stets vorhandene Sicherung nicht, er ist in
keinem Augenblike im gewoͤhnten Gebrauche des Gewehres verhindert, und kann
allenthalben unbesorgt mit gespanntem Hahne gehen; sobald er anlegt und zielt, ist
der Schuß bereit, und selbst die geringe Hebelbewegung ist ihm bei dem Schießen
unbemerkbar.
Um aber endlich bei dem Transporte, oder im Hause sowohl jeden Ungluͤksfall
unter den Haͤnden Unkundiger unmoͤglich zu machen, als auch jeden
Andern vom absichtlichen Gebrauche des Gewehres abzuhalten, schraubt man nur mit dem
dazu passenden Schluͤssel die Schraube, r, auf,
o, herab, wodurch der Hemmungs-Hebel
unbeweglich fest stehet, und also auch jeder absichtliche Mißbrauch voͤllig
beseitigt ist.
Die Vorrichtung selbst ist in allen ihren Theilen einfach und wenig kostbar, sie ist sehr
dauerhaft, und an allen Arten von Gewehren leicht anzubringen. Selbst bei manchen
aͤltern Gewehren, wo man die Anfertigung einer neuen Nuß nicht anwenden will,
kann der Einfall des Hemmungs-Hebels außerhalb in einem Einschnitte des
Hahnes erfolgen. Der Hebelarm, g, c, laͤuft
alsdann innerhalb des Buͤgels, N, außen neben dem
Abzuge in einem Einschnitte des Schaftes fort, und wendet sich außerhalb der
Schloßplatte nach oben, wo er in einen gleichfoͤrmigen Einschnitt, a, t, des Hahnes einfaͤllt; die Feder wird in
diesem Falle ebenfalls außen unter B, angebracht.
Das Sicherheitsschloß erfuͤllt also nach dieser Darstellung und den bereits
gemachten Erfahrungen, die oben aufgestellten Bedingungen saͤmmtlich und
vollstaͤndig. Es kann naͤmlich bei seiner selbsttaͤtigen, vom menschlichen Willen unabhaͤngigen
Wachsamkeit, kein zufaͤlliges Ungluͤk bei dem Tragen und
Handhaben des damit versehenen Gewehres Statt finden. Ganz unmoͤglich ist es,
sich mit demselben selbst zu verlezen, indem dieses eine
absichtliche und umstaͤndlichere Vorbereitung nothwendig machen
wuͤrde. Jede Verlezung Anderer kann aber dem
Thaͤter imputirt werden, indem der Schuß nur bei absichtlichen Spannen des
Hahnes, Zielen und Abdruͤken erfolgen kann. Auf Reisen und in dem Hause
erlaubt endlich diese Vorrichtung das Gewehr augenbliklich so ganz
unschaͤdlich zu machen, daß selbst jeder Dritte vom absichtlichen Gebrauche
desselben voͤllig abgehalten ist. Die Anwendung dieser Einrichtung bei dem
Militair gestattet dagegen ohne Gefahr, eine zur Schonung der
Gewehrschloͤsser und zu sichereren Schusse nicht unwichtige, leisere Stellung
des Abzugs, und beseitigt das dem vorsichtigen Jaͤger, so oft zur Unzeit
hinderliche Steinfutteral.
Ob nun gleich dieses Sicherheitsschloß ohne allen Kunstwerth ist, so werden doch die
wohlthaͤtigen Folgen seiner Anwendung, demselben, wie ich hoffe, bald eine
allgemeinere guͤnstige Aufnahme gewaͤhren; selbst die gesezliche
Einfuͤhrung desselben, ist in meinem innigen Wunsche fuͤr Menschenwohl
begruͤndet, indem ich uͤberzeugt seyn darf, daß sie hinfort viel
Ungluͤk verhuͤten, und Viele vor lebenslaͤnglichem
unverschuldetem Kummer bewahren wird.
Nachtrag.
I. Ueber Anbringung des
Sicherheitsschlosses an Percussions-Gewehren.
Der hauptsaͤchlichste Grund, weßhalb die sonst so trefflichen
Percussionsgewehre in neuerer Zeit, so uͤberhaͤufte
Ungluͤksfaͤlle veranlaßten, liegt unstreitig in dem Umstande, daß
der Hahn bei dem Tragen des Gewehres, auf das aufgesezte
Zuͤndhuͤtchen niedergelassen wird, um dasselbe vor dem Herabfallen
zu sichern. Die von den Feuerschloͤssern haͤufig beibehaltene,
fast uͤberall noch zu starke Federkraft des Hahnes, bedarf
naͤmlich, in dieser Lage, oft nur des leisesten Stoßes, um die Explosion
hervorzubringen. Diese Gefahr laͤßt sich nun zwar leicht durch ein
einfaches, aufzusezendes Futteral beseitigen, allein der Unkundige ist sich
derselben um so weniger bewußt, da ihm das fruͤher gewohnte, abgespannte
Feuerschloß, die Idee vollkommner Sicherheit eingefloͤßt hat. Es ist
daher nicht zu laͤugnen, daß schon die gewoͤhnliche Stellung des
Hahnes in der Ruhe, weit weniger Ungluͤksfaͤlle erzeugt haben
wuͤrde, als dieses mißliche Niederlassen desselben; allein diese Stellung
in die Ruhe kann erst dann bei dem Tragen des Gewehres Statt finden, wenn das
Zuͤndhuͤtchen, auch ohne Bedekung voͤllig gegen das
Hoͤrabfallen geschuͤzt ist.
Seither gab man der Zuͤndroͤhre groͤßtentheils eine conische
Form, wie sie Fig. 3. a, darstellt, um sie, bei der
leider immer noch nicht normalen Groͤße der Zuͤndhuͤtchen,
fuͤr mehrere Formen derselben, leidlich passend zu machen. Dieser
geringfuͤgige Umstand veranlaßt aber zwei wesentliche Nachtheile. Einmahl
sizt das Zuͤndhuͤtchen, b, bei seiner
cylindrischen Form, alsdann auf dem Kegel der Zuͤndroͤhre, a, nur am Rande seiner Basis fest, es wird daher bei
jeder gelegentlichen Beruͤhrung leicht wakelnd und faͤllt herab,
wenn es der niedergelassene Hahn nicht schuͤzt. Sodann veranlaßt diese
Einrichtung ein haͤufigeres Versagen des Gewehres; da naͤmlich bei
dem Niederschlage des Hahnes, das Zuͤndhuͤtchen, b, durch die keilfoͤrmig wirkende Kegelform
der Zuͤndroͤhre, a, schon
fruͤher mechanisch zerrissen wird, ehe noch der Schlag die
Zuͤndmasse trifft, so hat nachher das Feuer bei etwaiger Verstopfung der
Roͤhre einen freien Ausgang zur Seite, und ist daher nicht
genoͤthigt, das obwaltende Hinderniß mit derselben Kraft zu durchdringen,
welche das
Zerspringen des noch unversehrten Zuͤndhuͤtchens erfordert. Beide
Nachtheile werden indessen sogleich verhuͤtet, wenn man der
Zuͤndroͤhre eine dem Normalmaße des Zuͤndhuͤtchens
aufs genaueste anpassende Cylinderform gibt, wie Fig. 4. deutlich
macht. Man darf alsdann der Zuͤndrohre nur unten nahe an der Basis des
aufzusezenden Huͤtchens, b, einige feine,
nach unten geschaͤrfte, und nach drei Seiten hin gerichtete Feilhiebe
geben, welche in das weiche, beim Aufdruͤken etwas federnde Kupfer
eingreifen, so sizt das Zuͤndhuͤtchen unwandelbar fest, und das
oben erwaͤhnte Versagen ist zugleich voͤllig vermieden.
Bei dieser, also in jeder Hinsicht zu empfehlenden Einrichtung der
Zuͤndroͤhre ist nun die Stellung des Hahnes in die Ruhe
vorzuziehen, und die Anbringung des Sicherheitsschlosses bei dem
Percussionsgewehre, ganz dieselbige, wie bei dem aͤltern Feuergewehre.
Sie ist aber bei dem Percussionsgewehre noch nothwendiger, als bei dem
Feuergewehre, weil lezteres, wenn es aus der Ruhe losgeht, leichter versagt
– und diese Unvollkommenheit desselben schon so manches große Unheil
verhuͤtet hat.
II. Die Anbringung des
Sicherheitsschlosses bei Doppelgewehren.
Bei dem einfachen Gewehre koͤnnte der Einschnitt zur Ruhe in der Nuß, ohne
Nachtheil ganz hinwegbleiben, wenn der Hemmungs-Hebel, g, c,
Fig. 1.
bei c, schraͤg in die Hervorragung, a, der Nuß eingreift, und so dicht anschließt, daß
der Hebel in der Ruhe nicht niedergedruͤkt werden kann; indessen schadet
aber der Einschnitt zur Ruhe nichts, indem er die Sicherheit nur
erhoͤhet. Dagegen muß bei dem Doppelgewehre, die Ruhe in der Nuß
nothwendig beibehalten werden; der Hemmungs-Hebel, g, c, darf hier in der Ruhe, mit dem Eingriffe, c, nicht dicht an die Hemmung, a, der Nuß
anschließen, sondern muß so viel Spielraum behalten, daß der Hebel auch in der
Ruhe niedergedruͤkt werden kann. Dieses ist nothwendig, um jeden Lauf
gesondert abfeuern zu koͤnnen. Wird naͤmlich nur ein Schloß
gespannt, und das andere bleibt in der Ruhe, so wuͤrde das gespannte
nicht abgedruͤkt werden koͤnnen, wenn der dicht eingreifende
Hemmungs-Hebel, g, c, durch das andere Schloß
bei c, a, festgehalten wuͤrde. Diese
Einrichtung ist auch
hinsichtlich der Sicherung voͤllig gleichguͤltig, und vermindert
dieselbe auf keine Weise, denn ist der eine Lauf abgefeuert, so springt
sogleich, wie der Hahn, zur nothwendigen Aufsezung des
Zuͤndhuͤtchens, oder Aufschuͤttung des Pulvers aufgezogen
wird, die Sicherung wieder in beide Schloͤsser ein, und das Losgehen des
Gewehres ist fuͤr beide Laͤufe, selbst bei gespanntem Hahne auch
waͤhrend der Ladung unmoͤglich.
III. Die Anbringung des
Sicherheitsschlosses an alten Gewehren.
Bei alten Gewehren ist oft die Anbringung dieser Sicherung durch zwei
Umstaͤnde behindert, einmahl fehlt der Nuß die Hervorragung, a, t – und sodann ist der Theil des Schaftes
unter dem Schlosse oft zu schwach gearbeitet, um dem Hemmungs-Hebel nach
Fig.
1. gehoͤrig anordnen und einlassen zu koͤnnen. Was den
ersten Umstand betrifft, so kann die Hervorragung, a,
t, an jeder Nuß leicht angesezt werden, wenn man ein passendes
Stahlstuͤk mit einem sogenannten Schwalbenschwanze einfuͤgt,
verschraubt und dicht verloͤthet, wodurch die vollkommenste Dauer
erreicht wird. Die geringe Staͤrke des Schaftes kann dagegen auf
zweifache Weise ersezt werden. Einmahl dadurch, daß man das neu anzufertigende
Abzugsblech etwas weniges woͤlbt, wodurch man den geringen, etwa 1 1/2
Linie betragenden Spielraum des Hemmungs-Hebels leicht erlangt. Oder
dadurch, daß man selbst mit Beibehaltung des alten Abzugsblechs, die in Fig. 5,
6 und
7.
dargestellte Einrichtung macht.
Der Hemmungs-Hebel, w,
b, g, t, Fig. 5. bestehet hier
aus einem geraden, leicht durchzustekenden Stahlstuͤk, welches bei t, gegen die Hemmung, a,
der Nuß anstoͤßt. n, ist ein in die
Schloßplatte einzulassender Stift, welcher die Bewegung des Hebels nach oben
beschrankt. l', l, f, ist die alte
gewoͤhnliche Abzugsplatte, an welche bei, s,
ein kleines Charnier zur Aufnahme des Hebeldrehpunctes geniethet und
angeloͤthet wird. Fig. 6. zeigt dieses
Abzugsblech von oben nebst der Einrichtung der anzubringenden Feder, m, n – und Fig. 7. macht die Form
und Seitenbiegung des Hebels anschaulich, welcher leicht unter dem Schloßraume
seine Stelle findet. Bei Doppelgewehren bestehet, um der leichtern Einbringung
wegen, dieser Hebel aus zwei zusammen zu schraubenden gabelfoͤrtigen
Stuͤken. Die uͤbrige Einrichtung und Wirkungsweise ist ganz
dieselbige oben
dargestellte – sie ist bereits vielfach im praktischen Gebrauche, und
empfiehlt sich durch Einfachheit und Billigkeit in der Ausfuͤhrung.