Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. CV., S. 460 |
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CV.
Miszellen.
Miszellen.
Statuten des technischen Instituts zu Stokholm.
I. Ueber den Zwek dieses
Instituts.
§. I. Das technische Institut ist eine Lehr-Anstalt, deren
Hauptzwek ist: diejenigen Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln und
mitzutheilen, welche erforderlich sind, um die Gewerbe, oder was man
gewoͤhnlich Handwerke und Fabriken nennt, vortheilhaft betreiben zu
koͤnnen.
Diese Bestimmung wird das technische Institut erfuͤllen:
1) Durch Unterrichten derjenigen, welche entweder sich den Gewerben widmen
wollen, oder schon zu denselben uͤbergegangen sind.
2) Dadurch, daß es den Gewerbtreibenden Rath und Aufklaͤrungen
mittheilt.
3) Durch Berichte uͤber den Zustand und die Fortschritte der Gewerbe,
nebst oͤffentlicher Ausstellung einheimischer
Gewerbs-Erzeugnisse.
4) Durch Aufklaͤrungen, welche es den betreffenden Behoͤrden
uͤber Gewerbs-Gegenstaͤnde ertheilt.
§. 2. Der Unterricht muß folgende Kenntnisse und Fertigkeiten
umfassen.
1) Die Vorkenntnisse, welche zur Erwerbung der uͤbrigen
unumgaͤnglich noͤthig sind, als Elementar-Mathematik, die
Anfangsgruͤnde der Sprachen, die Buchhaltungskunst u.s.w. und die
entweder in den Buͤrger-Schulen, so wie sie jezt bestehen, nicht
einzeln erworben werden koͤnnen, oder den Lehrlingen theils wegen ihres
Alters, theils wegen der Verhaͤltnisse, in welchen sie schon zu dem
Gewerbe stehen, nicht anders beigebracht werden koͤnnen. Wie dieser
Unterricht ertheilt werden soll, und wie weit er gehen muß, wird nach dem
verschiedenen Beduͤrfnisse der Zoͤglinge besonders bestimmt.
2) Die Elemente der allgemeinen Naturkunde, oder Physik und Chemie, mit
besonderer Ruͤksicht auf diejenigen Naturgeseze, welche in den Gewerben
am allgemeinsten Anwendung finden.
3) Die Kunst, die nothwendigsten Untersuchungen uͤber die physischen
Eigenschaften oder die chemische Natur der Koͤrper anzustellen. Hierher
gehoͤren z.B. die Kenntnisse der Einrichtung und des Gebrauchs aller
Arten von Probir-Waͤgungs- und Meß-Instrumenten, und
der Anwendung der sogenannten Reagentien u.s.w.
4) Die Kunst, die Veraͤnderungen in dem physischen Zustande der
Koͤrper hervorzubringen, welche der Gegenstand der wichtigsten und
gewoͤhnlichsten Verrichtungen in den Gewerben sind, und wodurch die
unmittelbaren Naturproducte in veredelte Waaren oder Gewerbserzeugnisse
verwandelt werden: eigentliche Technologie.
5) Die Kenntnisse der allgemeinen Grundsaͤze, worauf die Ausuͤbung
der Gewerbe beruht, oder der Bedingungen eines vortheilhaften Betriebs der
Gewerbe im Allgemeinen; in Verbindung mit der statistischen Kenntniß der
vorzuͤglichsten uns zu Geboth stehenden Naturkraͤfte, rohen Stoffe
und veredelten Waaren, in staͤter Beziehung auf die
gewoͤhnlichsten Gewerbe des Vaterlandes, und das besondere von den
Zoͤglingen gewaͤhlte Fach.
6) Die Kenntniß der wichtigsten einzelnen Gewerbe, in so weit sie sich auf
wissenschaftliche Grundsaͤze stuͤzen, nebst Anleitung zu ihrer
weiteren Vervollkommnung bei ihrem Betriebe im Großen in den
Privat-Etablissements.
7) Die Kenntnisse und Anleitungen, deren diejenigen Gewerbtreibenden beduͤrfen, welche, um
sich in ihrem Gewerbszweige zu vervollkommnen, fremde Laͤnder besuchen
wollen; die Direction des Instituts wird fuͤr dergleichen Reisen solche
Zoͤglinge des Institutes, besonders Handwerksgesellen, in Vorschlag
bringen, und mit Geld unterstuͤzen, welche sich in dem Institute
hinreichend ausgebildet haben, und wegen ihrer Geschicklichkeit, ihres Fleißes
und gesezten Betragens zu der Hoffnung berechtigen, daß sie sich dereinst in
ihrem Fache hervorthun werden.
Der Unterricht soll im Allgemeinen mehr populaͤr und praktisch, als streng
wissenschaftlich seyn, und moͤglichst anschaulich und anwendbar durch
Vorzeigung von Proben, Anstellung von Versuchen und eigenes Handanlegen gemacht
werden. Jeder Zoͤgling muß nach seiner Neigung Gelegenheit bekommen,
durch das sogenannte Linear- und Maschinen zeichnen, Riffe entwerfen zu
lernen, und durch Verfertigung von Modellen, Uebung im Verarbeiten solcher
Stoffe zu erlangen, die wie z.B. das Holz und die Metalle, entweder als rohe
Stoffe oder als Werkzeuge in den meisten Gewerben angewandt werden.
§. 3. Als eine Anstalt, die den einzelnen Gewerbtreibenden Rath ertheilt,
soll das technische Institut: durch Sammlung und Bereithaltung sowohl
literarischer als durch Besuch von Werkstaͤtten und Fabriken erhaltener
Nachrichten; durch Herausgabe derselben im Druke; durch Vermehrung einer
moͤglichst vollstaͤndigen Sammlung roher Stoffe und verarbeiteter
Waaren, von welchen Proben als Muster oder zur Vergleichung vorgezeigt werden
koͤnnen; durch Anschaffung nuͤzlicher Werkzeuge, Verfertigung von
Zeichnungen (Rissen) und Modellen wichtiger Geraͤthschaften; durch
Vorschlage fuͤr den Einkauf solcher aus dem Auslande, und vor allem durch
Anstellen eigener Versuche, so weit es moͤglich ist, den schon etablirten
Gewerbtreibenden mit Aufklaͤrungen und Anleitung an die Hand gehen.
§. 4. Dem technischen Institute liegt ob, nach Umstaͤnden jedes
dritte oder vierte Jahr eine oͤffentliche Ausstellung der
Kunsterzeugnisse zu veranstalten, und zugleich durch den Director einen Bericht
abzugeben uͤber die Fortschritte der nuͤzlichen Kuͤnste im
Vaterlande, so wie uͤber die eigenen oder auslaͤndischen
Erfindungen oder Verbesserungen, zu deren Verbreitung oder Einfuͤhrung
das Institut beigetragen hat; durch diese Ausstellungen und Berichte kann der
Zustand und das Beduͤrfniß der einheimischen Gewerbe leichter erforscht,
nuͤzliche Erfindungen verbreitet, gut und billig gemachte Waaren mehr
bekannt und gewuͤrdigt werden, und so den Gewerbtreibenden allgemeine
Anerkennung ihrer Verdienste zu Theil werden.
§. 5. In Angelegenheiten, welche unmittelbar die Gewerbe betreffen,
naͤmlich deren Erhaltung und die Befoͤrderung ihrer Fortschritte;
in Untersuchungen, betreffend die Wirklichkeit und den Werth einer neuen
Erfindung in ihrem Gebiethe; in Beziehung auf Belohnungen, Aufmunterungen,
Ersazleistungen, oder ausschließliche Gerechtigkeiten (Patente), wozu die
Geschiklichkeit und das Verdienst einzelner Personen Anlaß geben koͤnnen,
so wie in Beziehung auf die Aechtheit und Vollkommenheit der Waaren,
muͤssen die betreffenden Behoͤrden, nachdem andere noͤthige
Aufklaͤrungen daruͤber eingeholt sind, das technische Institut
befragen, welches an diese Behoͤrden das schließliche Gutachten abzugeben
hat.
II. Einrichtung des technischen
Institutes.
§. 6. Zur Erreichung der oben benannten besonderen Zweke soll das
technische Institut versehen werden:
1) Mit einem moͤglichst vollstaͤndigen Lehrapparate, nebst
erforderlichen Materialien; 2) mit einem eigenen passenden Lokale; 3) mit dem
noͤthigen Personale und einer dirigirenden Behoͤrde.
§. 7. Das technische Institut soll nach und nach mit folgenden.
Lehr- und Versuchs-Apparaten versehen werden:
1) mit einer Bibliothek, bestehend aus allen erforderlichen in schwedischer und fremden Sprachen
herauskommenden Schriften, welche die sogenannten nuͤzlichen
Kuͤnste und Gewerbe betreffen, so wie mit den vorzuͤglichsten
Lehrbuͤchern und anderen literarischen Arbeiten, welche dieses Gebieth
angehen, und welche fuͤr die Gewerbskunde theils vorbereitende, theils
Huͤlfs-Wissenschaften sind.
2) Mit einem Archive oder einer geordneten Sammlung literarischer und anderer
Anzeigen, Beschreibungen und Zeichnungen, welche die nuͤzlichen
Kuͤnste, Gewerbe und den inneren Haushalt, und die eigentlichen
technischen Zweige des allgemeinen oder Staatshaushaltes betreffen, diesem
Archive sollen auch alle oͤffentlichen Verhandlungen, welche bei dem
Institute bleiben, einverleibt werden, auch muͤssen die betreffenden
Behoͤrden, zur Untersuchung und Verwahrung in dem technischen Institute,
diejenigen Beschreibungen, Zeichnungen, Modelle und Proben einsenden, welche
beim Nachsuchen um Privilegien, Unterstuͤzung, und Belohnungen
eingereicht werden. Das Institut hat diese Beschreibungen dem Publicum durch den
Druk bekannt zu machen.
Das technische Institut, hat gleich dem statistischen Bureau, das Recht bei dem
resp. Behoͤrden alle Akten, welche die Gewerbe betreffen, ohne
Gebuͤhren Hur Einsicht zu requiriren.
3) Mit einem Apparate von den vorzuͤglichsten Instrumenten und
Praͤparaten, Behufs des Elementar-Unterrichts in der Physik und
Chemie.
4) Mit Instrumenten zu den allgemeinsten und wichtigsten physischen und
chemischen Untersuchungen, die bei den Gewerben vorkommen koͤnnen.
5) Mit einer besonderen technischen Sammlung roher Stoffe und verarbeiteter
Waaren, nebst Modellen und Werkzeugen, Geraͤtschaften und Maschinen, nach
den einzelnen Verrichtungen, die in den nuͤzlichen Kuͤnsten
vorkommen, geordnet.
6) Mit Werkzeugen und Geraͤthschaften zu Modellen, welche verfertigt
werden, um neue mechanische Erfindungen in's Werk zu sezen, und zu
pruͤfen, so wie auch zum Unterrichte in gewissen mechanischen Gewerben.
Auch muͤssen die besonderen Lehrapparate in den eigenen
Werkstaͤtten des Instituts, so weit es moͤglich ist, verfertigt
werden koͤnnen.
7) Mit dem noͤthigen chemischen Apparate zum Unterrichte in der
technischen Chemie und zur Anstellung von neuen Versuchen.
§. 8. Das Lokal des technischen Instituts muß mit Zimmern zu folgenden
Zweken versehen seyn:
1) fuͤr die Bibliothek und das Archiv. 2) fuͤr den
Elementar-Unterricht in den Sprachen, der Mathematik u.s.w. 3)
fuͤr den Unterricht in der Physik, in der Kunst physikalische
Untersuchungen anzustellen, und der Theorie der physikalischen Technologie; so
wie auch fuͤr den Unterricht in der Chemie, in der Kunst chemische
Untersuchungen anzustellen, und in der Theorie desjenigen Theiles der
Technologie, welcher die Production chemischer Mittel zum Zweke hat. 4)
fuͤr den Lehrapparat, und die Instrumenten-Sammlung zu jeder der
beiden leztbenannten Wissenschaften. 5) fuͤr die technologischen
Sammlungen. 6) fuͤr die Werkstaͤtten Behufs praktischer
Unterweisungen in gewissen Handarbeiten (Zoͤglings-Werkstatt), zur
Verfertigung von Modellen (Modellwerkstatt) und zur Verfertigung
groͤßerer Maschinen (Grobwerkstatt) und um damit Versuche anzustellen
(mechanisch-technisches Experimentir-Zimmer). 7) fuͤr den
praktischen Unterricht in demjenigen Theile der Technologie und der einzelnen
Gewerbe, deren Zwek die Erzeugung chemischer Praͤparate ist; dazu wird
naͤmlich erfordert: ein Laboratorium in kleinerem Maßstabe, und ein
anderes fuͤr Operationen, welche in Oefen verrichtet werden, nebst einem
Lokale fuͤr allenfalsige groͤßere Versuche in einzelnen
Industriezweigen; endlich die hierzu gehoͤrige Materialkammer. 8)
Wohnungszimmer fuͤr den Director, die Modell-Arbeiter und die
Bedienung.
§. 9. Das Personale des technischen Instituts soll bestehen aus
1) einem Director oder Vorstand, der die Leitung und Aufsicht uͤber das
Ganze hat, und fuͤr den ordentlichen Gang der Geschaͤfte
verantwortlich ist, – der ferner alle oͤffentlichen Angelegenheiten,
die in dem Bereiche des Instituts liegen, besorgt, – der Rath und
Aufklaͤrung den einzelnen Gewerbtreibenden, die ihn darum angehen,
ertheilt, – der fuͤr die Bildung der Lehrer sorgt, und selbst in
den allgemeinen Grundsaͤzen der Industrie Unterricht ertheilt, so wie bei
dem Unterrichte in einzelnen Gewerbszweigen behuͤlflich ist, – dem
zunaͤchst die Besorgung der oͤffentlichen Ausstellungen und die
Aufsicht daruͤber obliegt, woruͤber er Bericht zu ertheilen hat,
– der nach und nach Abhandlungen und Berichte in Betreff, der Gewerbe
herausgibt, – und der endlich alle Effecten des Instituts unter seiner
unmittelbaren Verwahrung hat.Man darf Schweden in der That Gluͤk wuͤnschen, daß es den
Mann, der diesem allem zu entsprechen im Stande ist, in der Person des
Hrn. Directors Ritter von
Schwarz besizt, und wuͤnschen, daß man auch bei
uns, wo man sich endlich ein Mahl mit der Gruͤndung einer
polytechnischen Lehr-Anstalt zu befassen scheint, eine eben so
entsprechende Wahl in der Person des Directors treffen moͤge.A. d. Red.
2) Zwei Professoren, von denen der eine den Unterricht in der Physik und allen
den technischen Operationen ertheilt, welche sich auf diejenigen Naturgeseze
gruͤnden, die diese Wissenschaft zum Gegenstande hat, der andere aber in
der reinen und angewandten Chemie unterrichtet.
3) Drei Adjunkten; von ihnen ist einer dem Director als Secretaͤr
beigegeben, besonders fuͤr das Archiv und die Expeditionen, welche
jedesmal von ihm contrasignirt werden, so wie auch fuͤr die Redaction der
Schriften, die durch das Institut zum Druke besorgt werden; die beiden anderen
sind bei dem Unterrichte den Professoren als Unterlehrer behuͤlflich.
Außerdem ist der chemische Adjunkt der Laborant des Instituts, und der andere
hat als Vorsteher der Werkstaͤtten die unmittelbare Leitung der
Modellarbeit und der mechanischen Versuche auf sich zu nehmen.
4) Zwei Lehrern in den Vorbereitungs- (Elementar-) Kenntnissen.
5) Einem Registratur- und Actenschreiber.
6) Einem Zeichenmeister fuͤr den Unterricht im Maschinenzeichnen, und
fuͤr den Entwurf von Zeichnungen im Allgemeinen, und die Arbeitsplane
fuͤr die Modellwerkstatt. Er nimmt auch Theil an der Aufsicht
uͤber die Arbeiter in dieser Werkstatt, und hilft ihnen Anleitung zu
ertheilen.
7) Nach Maßgabe zwei oder drei Arbeiter in der Modellwerkstatt, welche zugleich
bei Unterweisungen in gewissen Handarbeiten behuͤlflich sind.
8) Einem Zimmerdiener, der zugleich Handlanger im Laboratorium ist.
9) Einem Hausmeister, der zugleich die allgemeine Reinhaltung besorgt.
§. 10. 1) Die Direction wird gebildet, von dem Staatssecretaͤr des
Handels und der Finanzangelegenheiten, als hoͤchstem Beamten, von dem
Director des Instituts und 3 anderen Mitgliedern, welche der Koͤnig
ernennt.
2) Der Direction liegt ob: die Aufsicht uͤber das Ganze zu fuͤhren,
und in Uebereinstimmung mit den festgesezten allgemeinen Statuten des
Institutes, alle besonderen oder reglementarischen Einrichtungen auszuarbeiten;
– bei Erledigung der Stelle des Direktors einen der Professoren oder
Adjunkten des Instituts zur provisorischen Besorgung der Geschaͤfte des
Directors zu ernennen, und nach Verlauf eines Jahres Seiner Koͤnigl.
Majestaͤt einen Director vorzuschlagen, – das uͤbrige
Personale des Instituts zu ernennen, welches von dem Director vorgeschlagen
wird. (Niemand kann jedoch zum Professor oder Unterlehrer vorgeschlagen werden,
der nicht entweder vorher schon in dem Institute studirt oder wenigstens eine
Zeitlang daselbst gedient hat); – die oͤffentlichen Ausstellungen
einheimischer Gewerbsproducte zu veranstalten, und Seiner Koͤnigl.
Majestaͤt zu
berichten, was hierbei besondere Aufmerksamkeit verdient, oder irgend einer
allgemeinen Mitwirkung bedarf; – Seiner Koͤnigl. Majestaͤt
vorzuschlagen, was die Direction zur Erreichung des Zwekes des Institutes
fuͤr vorzuͤglich nuͤzlich haͤlt; –
sorgfaͤltig daruͤber zu wachen, daß die Mittel, welche fuͤr
das Institut bestimmt sind, gemaͤß den Bestimmungen Sr. Koͤnigl.
Majestaͤt und den in den Statuten vorgezeichneten Zweken verwendet
werden, so wie auch uͤber die Ausgaben gehoͤrige Rechenschaft
abzulegen, woruͤber die Rechnungen jaͤhrlich im Monat Maͤrz
abgeschlossen, und gehoͤrigen Ortes zur Pruͤfung abgeliefert
werden. – Aufsicht uͤber das Gebaͤude und die Effecten zu
fuͤhren, welche dem technischen Institute angehoͤren; auch
uͤber leztere ein Inventarium aufzunehmen, und sie selbst zu besichtigen;
– fuͤr die Veraͤnderungen und Reparaturen, welche das
Instituts-Lokale erheischt, Sorge zu tragen, und daruͤber die
Beschluͤsse zu fassen; das Oberbauamt schikt auf Ansuchen der Direction
einen Architecten, der dabei behuͤlflich ist. –
3) Die Direction versammelt sich wenigstens einmahl zu Anfang eines jeden Monats,
wo sodann die Geschaͤfte von dem Director vorgetragen, und
daruͤber von dem Secretaͤr ein Protocoll gefuͤhrt wird.
Gewerbs-Schule zu Chalons und Angers.
Diese von dem unsterblichen Napoleon auf des weisen Rochefoucauld Antrage gestiftete Schule, die Frankreich
bereits mehr Nuzen brachte, und noch bringen wird, als seine Sorbonne, wurde im
Jahre 1817 auch von den Bourbons bestaͤtigt, und
erhielt im December 1826 eine neue (noch von de la
Rochefoucauld herruͤhrende) Einrichtung. Die Statuten dieser Schule
sind im Bullet. des Sciences technol. S. 217. abgedrukt,
und koͤnnen jedem Ministerium des Cultus und des Unterrichtes, welches
Gewerbsschulen fuͤr sein Land allenfalls zwekmaͤßiger findet, als
Nonnen- und Franciscaner-Kloͤster, zur Belehrung dienen.
Dampf-Maschinen in England.
Man schaͤzt gegenwaͤrtig die Zahl der Dampfmaschinen in England auf
15,000. Von der groͤßten, mit der Kraft von 600 Pferden in Cornwallis, bis
zur kleinsten, scheinen alle eine Masse von Kraft von 375,000 Pferden, oder die
Kraft eines Pferdes, nach Watt, = 5 1/2 Menschen gesezt,
von 2,000,000 Menschen zu besizen. England erspart an den 375,000 Pferden 750,000
Acres Landes, um Brod fuͤr seine Einwohner darauf zu bauen.
Hrn. Perkins's verbesserte Dampf-Maschine.
Das London Journal of Arts theilt uns in seinem
April-Hefte S. 99 einige Notizen uͤber Hrn. Perkins's Dampf-Maschine mit, die beinahe
an das Unglaubliche grenzen. Ein Druk von 56 Athmosphaͤren ohne alle Gefahr
(oder 1500 Pfd. auf den □Zoll) und bei 27 Athmosphaͤren 60
Stoͤße in einer Minute; dabei Ersparung der Haͤlfte des
Brenn-Materials und eines Drittels an Raum ist doch mehr als aller Ehre
werth. Wir sehen der Bekanntmachung des Patents, und noch mehr der allgemeinen
Anwendung dieser Maschine mit Sehnsucht entgegen.
Ueber das Bersten der Dampfkessel
las Caval. Morosi in der ersten
dießjaͤhrigen Sitzung des Instituto I. R. di Scienze,
L. ed. Arti zu Mayland eine interessante Abhandlung vor. Dieses Bersten
scheint ihm nicht so sehr von der Spannung des in dem Kessel eingesperrten Dampfes,
als von einer ruͤkgaͤngigen Bewegung desselben in dem Augenblike, wo
der Stempel still steht, um die Richtung seiner Bewegung zu andern,
herzuruͤhren. Die ganze Dampf-Masse sagt er, wird dann in ihrer
Bewegung aufgehalten, und stuͤrzt mit Gewalt in den Kessel zuruͤk, wie im
hydraulischen Widder das Wasser, und stoͤßt, als fester Koͤrper, an
die Waͤnde des Kessels. Nach seiner Berechnung ist dieser Stoß einer
Wassersaͤule gleich, die den Kessel zur Grundflaͤche, und eine mit dem
Druke des Dampfes gleichmaͤßige Atmosphaͤren-Hoͤhe hat,
und mit gleicher Schnelligkeit sich bewegt. Es geschieht hier dasselbe, sagt er, was
bei dem Bersten der Roͤhren durch Fluͤssigkeiten von hoher
Hoͤhe herab geschieht. Bei Dampfmaschinen von hohem Druke ist diese Gefahr
weit groͤßer; er findet, daß ein Kessel einer solchen Maschine, die nur mit
einem Druke von 2 Atmosphaͤren arbeitet, eine Staͤrke besizen muß, die
einen Druk von 15 Atmosphaͤren auszuhalten vermag, wenn er einem solchen
Stoße widerstehen soll. Selbst die sogenannten Sicherheits-Klappen
koͤnnen, nach seiner Ansicht, sogar zur Veranlassung der Berstung beitragen,
indem sie gerade in dem Augenblike den Dampf zuruͤkjagen, wo er entweichen
will. Die Metallplatten von leicht fluͤssiger Metall-Composition
haͤlt er deßwegen fuͤr unnuͤtz, weil die Hitze des Dampfes
nicht die Ursache der Berstung ist. Um den Ungluͤksfaͤllen durch
Berstung der Dampfkessel vorzubeugen, will er 1tens alle Dampfmaschinen mit hohem
Druke, zumahl auf Dampfbothen, beseitiget wissen, indem dort noch mehrere Ursachen
zur Berstung der Dampfkessel mitwirken. 2tens Sollen die Kessel nur aus reinem,
guten, geschlagenen oder gehaͤmmerten, nicht bloß durch Walzen gestrekten
Eisen seyn. 3tens Soll ein großer Luftbehaͤlter zur Aufnahme des
zuruͤkfallenden Dampfes, wie bei den hydraulischen Maschinen von großer
Kraft, angebracht seyn. 4tens Sollte der Dampf nur nach und nach in seiner Bewegung
gesperrt werden, damit er nicht so ploͤzlich zuruͤkfaͤllt.
5tens Sollte in den Kesseln auf den Dampfbothen uͤber der
gewoͤhnlichen Hoͤhe des Wassers eine horizontale durchloͤcherte
Scheidewand angebracht seyn, damit das Wasser in dem Kessel bei den Bewegungen des
Schiffes nicht so maͤchtig schwanket. 6tens Sollten die
Sicherheits-Klappen mit einem Fluͤgel versehen seyn, damit sie sich
nicht zu schnell schließen, wenn die Gewalt des Dampfes sie geoͤffnet hat,
und dadurch einen Ruͤkstoß desselben veranlassen. 7tens Sollte bei der
Bedienung der Dampfmaschine mehr Ordnung im Dienste, und bei Verfertigung derselben
mehr Genauigkeit eingefuͤhrt werden.
Drachen-Fahrt.
Man konnte glauben, daß die im polytechn. Journ. XXII. S. 506. angezeigte Drachen-Fahrt
nur ein Hoax war; ich bin aber selbst damit auf der
Hounslow-Heide bei London gefahren, und wir waren unser sieben auf dem Wagen,
und mußten, weil der Wind zu stark war, oͤfters einsperren. Hr. Pocock, Prof. der Mathematik zu
Bristol, und Erfinder dieser aͤolischen Bespannung, fuhr oͤfters 7
engl. Meilen in Einer Stunde auf diese Weise. Die Drachen, die wir hatten, waren,
der eine 10 Fuß, die anderen 1–20 Fuß hoch. Man ließ den kleinen zuerst
steigen, und nachdem er 80 bis 100 Meter Schnur abgerollt hatte, ließ man den
groͤßten nach, dessen Schnur auf dem Ruͤken des ersten befestigt ist,
und der dann eben so hoch steigt. Wenn dieser eben so hoch gestiegen ist, befestigt
man seine Schnur an dem Wagen, und faͤhrt, die Vorderraͤder mittelst
einer Kurbel lenkend. Chev. Beyerley. (Bullet. d. Scienc. technol. Maͤrz. 1827. Journ. d. connaiss. usuelles. Februar. 1826. S.
227.)
Ueber das Gas, welches sich in den Rindern findet, die sich an
Klee uͤberfraßen.
Man hielt dieses Gas bisher fuͤr ein Gemenge aus kohlensaurem Gase und
Schwefel-Wasserstoffgase. (Bullet. d. Pharm. I.
358.) Hr. Pluger zu Solothurn
fand aber, daß es Kohlenstoff-Oxid-Gas und kohlensaures Gas ist, und
zwar bald 2/5 des ersteren, und 3/5 des lezteren; bald 4/5 des ersteren und 1/5 des
lezteren. (Bibl. Univ. Janv. 1827. Giornale di Fisica. T. X. 2. Bimestre. p. 159.)
Oehlgas-Beleuchtung zu Amsterdam.
Man hat zu Amsterdam eine Oehlgas-Beleuchtungs-Anstalt mit tragbaren
Lampen errichtet. 100 Kubikfuß Oehlgas kommen auf 2 fl. 50 St. Ein Kubikfuß brennt
Eine Stunde.
Ueber Material-Verschwendung an Roͤhren.
Das Mechanics' Magazine, N. 192, 28. April l. J. S. 268
bemerkt aus dem „Treatise on
Hydrostatics“ in der sehr schaͤzbaren Sammlung, die jezt
unter dem Titel: Library of useful knowledge zu London
ausgegeben wird, daß man haͤufig an Metallroͤhren, die zu
Wasserleitungen verwendet werden, und senkrecht stehen, viel Metall unnuͤz
verschwenden sieht, indem man diese Roͤhren oben und unten in ihrer Wandung
gleich dik macht. Wenn man sie kegelfoͤrmig machen wuͤrde, da sie nur
unten starken Druk zu ertragen haben, wuͤrde man sehr viel Material ersparen.
So fehlt man auch bei dem Wasserbaue haͤufig dadurch, daß man die
Waͤnde oben und unten gleich dik macht, da sie nur unten den
staͤrkeren Druk auszuhalten haben.
Wieder eine Thurm-Uhr zu London beleuchtet.
Die Uhr auf dem Thurme der Kirche St. Giles zu London ist nun auch des Nachts
beleuchtet. Das Zifferblatt ist von gefaͤrbtem Glase und die Ziffer, welche
die Stunden bezeichnen, sind von Guß-Eisen. Dabei hat man an dem Uhrwerke
eine Vorrichtung angebracht, wodurch diese Uhr, sobald es dunkel wird, sich von
selbst beleuchtet, und bei Sonnen-Aufgang das Licht von selbst
ausloͤscht. (Mechanics' Magazine, N. 192, 28.
April. 1827. S. 260.)
Canal durch die Meerenge von Panama.
Die Regierung von Guatimala hat Hrn. A. H.
Palmer und andern Buͤrgern von Neu-York das Recht
ertheilet, durch die Landenge von Panama einen Canal zu graben. Der
nordamerikanische Geschaͤftstraͤger bei dem Staate Guatimala, Oberst
Williams, und Oberst Beneski, als Agent der Gesellschaft, leiteten die Unterhandlungen. Man
wird den Nikaragua-See und den Fluß St. Juan benuͤzen, und so nur 17
Meilen zu graben haben, um den atlantischen Ocean mit dem stillen Meere zu
verbinden. Die Schleusen-Werke werden auf dieser ganzen Streke nur 200 Fuß
auszugleichen haben, und man rechnet den Canal binnen 18 Monaten mit 6000 Arbeitern
vollendet zu haben. Die Compagnie, die diese so wichtige Unternehmung macht,
fuͤhrt die Firma „Atlantic and Pacific Ocean
Compagny.“ Eine aͤhnliche Gesellschaft
Englaͤnder versuchte dieselbe Unternehmung; die Regierung von Guatimala
beguͤnstigte aber sehr natuͤrlich ihre halben Landsleute. (Lond. Journ. of Arts. April 1827. S. 108.)
Fortschritte des Stollenbaues unter der Themse.
Man ist bereits 270 Fuß weit unter dem Flußbette vorgeruͤkt. Der Schacht,
durch welchen gesaͤubert wird, hat 400 Fuß Tiefe. Am lezten
Dreikoͤnigs-Tage gaben die Directoren dieses Baues ein Gastmahl in
diesem merkwuͤrdigen Baue, zu welchem die Gerichte durch den Schacht
herabgelassen wurden. (Galign. Messenger. Bull. d. Scienc. technol. 2. p. 154.)
Die Gesellschaft, die diese herkulische Arbeit unternahm, ließ, da ihr Werk beinahe
vollendet ist, das Publikum am Ende Maͤrzes einige Tage lang dasselbe beschauen. Der
Fahrweg unter der Themse durch, ist durch eine Reihe von Boͤgen von dem Wege
fuͤr die Fußgaͤnger getrennt. Dieser Gang durch die Unterwelt ist mit
Gaslicht beleuchtet. (Lond. Jour. of arts. April 1827.
S. 16.)
Ueber das Einrammeln der Pfloͤcke.
Lesern, die sich mit mathematischen Streitigkeiten gern unterhalten, und an der absoluten und comparativen
Kraft, mit welcher der Ramm auf den Pflock faͤllt, besonderen Antheil nehmen,
empfehlen wir einen Aufsaz im Mechanics' Magazine, N.
192, 28. April, S. 270.
Theorie der Weingeist-Wasserwage.
Hr. J. Nixon hat in dem
April-Hefte des Philos. Magazine N. Ser. S. 256.
einen interessanten Aufsaz uͤber diesen fuͤr die Meßkunst, zumahl beim
Canal-Baue so aͤußerst wichtigen Gegenstand mitgetheilt, worauf wir
unsere deutschen Meßkuͤnstler und die Redaktoren der deutschen Journale
fuͤr Physik und Mathematik aufmerksam machen wollen.
Erdaͤpfel-Schlicht.
Die Nachtheile der gewoͤhnlichen Schlicht sind bekannt, und die Samen des
sogenannten Canarien-Futters (der Phalaris
canariensis) gaben bisher die einzige gute
Schlicht, weil sie hygrometrisch, oder vielmehr hygroskopisch, war. Diese
Hygroscopicitaͤt, wie die gelehrten Herren sagen, oder diese Eigenschaft,
Feuchtigkeit anzuziehen, und die Kettenfaden immer feucht zu erhalten, hat Hr.
Duboc zu Rouen dadurch
erhalten, daß er dem Erdaͤpfel-Staͤrkmehle salzsauren Kalk
zusezt, in dem Verhaͤltnisse von 6 bis 10 Gr. auf Ein Pfund, und noch 2 Loth
Leim beifuͤgt. Auf diese Weise kommt seine Schlicht auf 75 Hundertel
Geldeswerthes, waͤhrend die gewoͤhnliche auf 110 steht; also um 35 p.
C. wohlfeiler. Er zerruͤhrt das Erdaͤpfel-Staͤrkmehl im
Wasser und kocht es, sezt dann den Leim, der 12 Stunden lang in kaltem Wasser
geweicht, und einige Minuten lang gesotten wurde, zu. Dieser Mischung wird dann noch
der hydrochlorsaure Kalk beigefuͤgt. Je mehr man von lezterem bei trokener
Witterung zusezt, desto mehr zieht die Schlicht Feuchtigkeit an. Man hat diese
Schlicht zu Rouen bereits allgemein eingefuͤhrt, und die alte
gaͤnzlich aufgegeben.Moͤchten sie doch auch die armen Battist-Weber in den
Niederlanden aufgeben, von denen die meisten wassersuͤchtig sterben,
weil sie nur in den nassesten Winkeln oder in Kellern ihre feinen Battiste
weben koͤnnen. A. d. Ueb.
Zuker aus Melonen.
Hr. Payen erhielt aus dem Safte
der Melonen, die in der Gegend von Paris gezogen wurden, auf dieselbe Weise, wie man
Runkelruͤben-Zuker bereitet, anderthalb per Cent schoͤnen
weißen krystallisirten Zuker. (Nouv. Bullet. d. Sc. d. l.
Soc. philomat. Sept. 1826. Bullet. d. Scienc.
techn. Maͤrz. 1827. S. 165.) (Die Chemiker Ungarns, wo Melonen,
beinahe keinen Werth haben, koͤnnten Payen's Versuche wiederholen.)
Ausmittlung des Arseniks bei Vergiftungen.
Das Edinburgh philos. Journ. Maͤrz 1827
enthaͤlt S. 338–341 eine Abhandlung uͤber die Ausmittlung des
Arseniks bei Vergiftungen von Berzelius, welche nichts
als eine Uebersezung desjenigen ist, was
Berzelius uͤber diesen Gegenstand in der neuesten
Ausgabe seines Lehrbuches der Chemie (Dresden 1826) Bd. 2. S. 47–55 sagt, und
auf welche wir hiemit aufmerksam machen, da sie schwerlich allen denjenigen bekannt
seyn duͤrfte, welchen dieser Gegenstand von Wichtigkeit seyn muß. Es wird in
obiger Uebersezung ein einziger neuerer Versuch von Berzelius in einer Anmerkung angegeben, welcher dazu dienen soll, den
Arsenik leicht und sicher im Schwefel-Arsenik zu erkennen. Man nimmt ein
Stuͤk Barometerroͤhre, welche man in eine feinere Roͤhre von
dem Durchmesser einer Striknadel auszieht, und schmilzt dann die feinere
Roͤhre einige Zoll weit von der Ausziehungsstelle zu. In den engeren Theil
dieser Roͤhre bringt man nun eine sehr geringe Quantitaͤt des
Schwefel-Arseniks; sodann stekt man ein etwa einen Zoll langes Stuͤk
Klavier-Eisendraht (von N. 11.) in die Roͤhre so weit, bis es die
Oberflaͤche des Schwefelmetalles erreicht. Der Stahldraht wird nun zuerst auf
einer Weingeistlampe erhizt, (wobei man die Roͤhre horizontal haͤlt)
und die Hize allmaͤhlich so gesteigert, daß das Schwefelmetall in
Dampfgestalt uͤber die Oberflaͤche des gluͤhenden Eisens
streicht. Man erhaͤlt auf diese Art Schwefel-Eisen und sublimirten
metallischen Arsenik. Eisenfeile kann man nicht zu dem Versuche anwenden, weil sich
der Arsenik mit ihr verbindet, ohne sich zu sublimiren.
Methode, brandigen Weizen zu reinigen und brauchbar zu
machen.
Hr. Th. Hughes, Muͤller
zu Newberry in Berkshire, ließ sich am 23. Mai 1826 ein Patent auf folgende Methode
den brandigen Weizen zu reinigen ertheilen, woruͤber das Repertory of Patent-Inventions, Maͤrz
1827, S. 180, einige Bemerkungen mittheilt. Der brandige Weizen wird, nach Hrn.
Hughes's Verfahren in eine
Kufe voll Wasser geschuͤttet, und eine kurze Zeit uͤber in demselben
gelassen, damit er nicht zu viel Wasser einzieht. Die schweren gesunden
Koͤrner fallen zu Boden, und die brandigen und die Brandklumpen schwimmen
oben, und muͤssen dann abgenommen werden. Die nassen gesunden Koͤrner
werden nun in geflochtene Koͤrbe oder in duͤnn gewebte Saͤke
gethan, in welchen man sie abtroͤpfeln laͤßt. Nachdem sie vollkommen
abgetroͤpfelt sind, bringt man sie in einen Trog von gehoͤriger
Laͤnge, und wenigstens 3 Fuß Breite, dessen Boden aus Latten besteht,
zwischen welchen das Wasser durchlaufen kann, und der mit grober Leinwand oder mit
grobem Tuche ausgelegt ist, und mit demselben abgerieben wird. Der auf diese Weise
gereinigte Weizen wird endlich in der Sonne auf einer reinen Unterlage ausgebreitet
oder auf der Sohle eines maͤßig geheizten Bakofens oder in einer Trokenstube
vollkommen getroknet. Zuweilen ist es gut, Kleie unter den feuchten Weizen zu
mengen, um denselben schneller zu troknen; die Kleie wird in der Folge durch
Durchsieben wieder weggeschafft. Der Patent-Traͤger behauptet, daß
noch feuchter Weizen in feuchten Saͤken ehe troken wird, als in vollkommen
trokenen, was der Redaction des Repertory of
Patent-Inventions nicht einleuchtet. Es ist offenbar, daß man auf
diese Weise nur Weizen fuͤr die Muͤhle, nicht aber als Saatkorn
brauchen kann, indem durch die Hize der Darre wohl die Keimkraft der
Weizenkoͤrner, nicht aber die Pilze zerstoͤrt werden, welche Banks und
andere Naturforscher als die Ursache des Rostes und Brandes betrachten. Ueber den
Brand im Weizen finden sich zwei interessante Aufsaͤze in Nicholson's philosoph. Journal; der eine von Cumberland,
Bd. XII. S. 145, der andere von Harrup, Bd. XIII. S. 113.
Hr. Cumberland schreibt den
Brand dem Mangel an gehoͤriger Vegetation im Korne in Folge schlechter
Witterung oder schattiger Lage zu, und bemerkt, daß, unter solchen
Umstaͤnden, Pilze weit leichter sich entwikeln, und folglich mehr Wirkung als
Ursache sind. Er bemerkt zugleich, daß Weinschaͤdling (Berberizen) an
Erzeugung des Brandes ganz unschuldig sind. Hr. Harrup fand in den Brandkluͤmpchen mit
dem Mikroscope eine Menge Insecten, die wohl durch Kalk, aber nicht durch Salz, vertilgt werden, und
haͤlt diese fuͤr die Ursache des Brandes. Die Redaktion des Repertory haͤlt Mangel an gehoͤriger
Befruchtung des Fruchtknotens fuͤr die Ursache des Brandes, indem dadurch
derselbe gleichsam ein todter Koͤrper und ein wahres Nest fuͤr Pilze
und Insecten wird.
Die amerikanische Buche ist kein Leiter fuͤr den
Bliz.
Das Edinburgh phil. Journ. Maͤrz 1827 bemerkt S.
392 aus einem Schreiben des Dr. Beeton an Dr. Mitchill zu New-York, daß auf die Buche
(naͤmlich, die breitblaͤtterige oder amerikanische Varietaͤt
von Fagus sylvatica) die atmosphaͤrische
Elektricitaͤt, soviel bekannt ist, niemals gewirkt hat. Diese Thatsache, sagt
er, kennt man so gut, daß man es in Tenesee fast fuͤr unmoͤglich
haͤlt, vom Blize getroffen zu werden, wenn man unter den Aeften einer Buche
Schuz sucht. Sobald der Himmel ein drohendes Aussehen annimmt, und der Donner zu
rollen anfaͤngt, beeilen sich die Indianer unter die naͤchste Buche
sich zu stellen, bis der Sturm voruͤber ist; die Beobachtung hat
naͤmlich diese scharfsinnigen Kinder der Natur gelehrt, daß, waͤhrend
andere Baͤume oft zersplittert werden, das elektrische Fluidum niemals von
der Buche angezogen wird. Sollten fernere Beobachtungen die nicht leitende
Eigenschaft der amerikanischen Buche bestaͤtigen, so koͤnnte man,
bemerkt der Correspondent, darraus offenbar großen Vortheil ziehen, wenn man von
solchen Baͤumen Heken um die ausgedehnten Verzaͤunungen pflanzen
wuͤrde, worin man das Vieh haͤlt, ferner wenn man sie in Gruppen oder
einzeln in den Anlagen anbrachte, welche an den Landguͤtern sind.
Echte Rhabarber.
Bekanntlich wußte man bis zur Stunde nicht, von welcher Pflanze man die echte
sogenannte russische Rhabarber erhielt. Linne
erklaͤrte abwechselnd Rheum, Rhabarbarum,
undulatum und palmatum dafuͤr,
waͤhrend Pallas, der so viel in Rußland reiste,
zwischen Rheum undulatum und compactum schwankte. Sievers der
Gefaͤhrte des unsterblichen Pallas, reiste 7 Jahre
lang vergebens, um die echte wilde Rhabarber zu suchen. Diese bare Unwissenheit
wurde indessen, so wie manche andere in Ruͤksicht auf die
gebraͤuchlichsten auslaͤndischen officinellen Gewaͤchse, in
unseren Pharmakopoͤen mit dem Mantel pedantischer Allwissenheit gedekt, und
man schaͤmte sich nicht lieber zu zweifeln, als zu glauben. Erst in dem
vorigen Jahre lernten wir in Europa die Mutterpflanze der echten Rhabarber kennen.
Dr. Wallich, der thaͤtige Direktor des
botanischen Gartens zu Calkutta, schikte an Hrn. Colebrooke zu London getroknete Pflanzen und
Samen der echten Rhabarber, die von den Bewohnern des Himalaya-Gebirges
fuͤr Russen, Chinesen und Englaͤnder gesammelt wird. Dr.
Colebrooke theilte einige Samen Hrn. Lambert mit, und sie gediehen
praͤchtig unter der Hand dieses Lord-Schazmeisters der Goͤttin
Flora. Dr. Wallich nennt dieses Rheum, vermuthlich nach der Gegend, Rheum
Emodi; die aus dem Samen aufgegangenen Pflanzen stimmen aber genau mit Rheum australe Don, welches im Prodromus Florae Nepalensis S. 75. kurz beschrieben ist,Rheum australe; foliis subrotunde-cordatis,
obtusis, planis, subtus margineque scabris, sinu baseos dilatatis;
petiolis sulcatis teretiusculis cum ramis pedunculisque
papillososcabris; perianthii foliolis ovali-oblongis, apice
crenulatis Don l. c. von welchem man aber nicht wußte, daß es die echte
Rhabarber ist. Die ganze Pflanze ist dicht mit zahlreichen kleinen
borstenfoͤrmigen knorpelartigen Punkten besezt, weßwegen sie sich sehr rauh
anfuͤhlt. Die Blaͤtter sind dunkelgruͤn, und die Blattstiele
roth und tief gefurcht. Die wildwachsenden Stoͤke haben viel kleinere
Blaͤtter als die gezogenen; sie sind an bluͤhenden Exemplaren, selten
mehr als drei oder vier Zoll breit. Die Blattstiele sind 4 Zoll lang, und
duͤnn, und die ganze bluͤhende Pflanze wird nicht hoͤher, als
zwei Fuß. Dieses Rheum Emodi waͤchst im mittleren
Asien zwischen dem 31 und 46° noͤrdlicher Breite in den hochliegenden
Ebenen (11,000 Fuß uͤber dem Meere) haͤufig, und es ist daher kein Zweifel, daß sie unser
europaͤisches Klima sehr wohl vertragen wird. Man fuͤhrt aus den
Thaͤlern um den Himalaya jaͤhrlich ungeheuere Mengen nach China aus;
Die Russen sortiren die Wurzeln zu Kiachta sehr genau, werfen die schlechtem
Stuͤke weg, und daher ist die russische Rhabarber, die man auch sehr
ungeschikt zuweilen die tuͤrkische nennt, die schoͤnste und beßte. Bei
der weltbekannten Liberalitaͤt des edlen Lambert
laͤßt sich nicht zweifeln, daß das Reum Emodi
bald uͤber ganz Europa sich verbreiten, und derjenige Staat der erste seyn
wird, der des laͤstigen Tributs so vieler Tausend Thaler fuͤr
Rhabarber in das Ausland sich entheben wird, welcher bisher am meisten fuͤr
botanische Gaͤrten und fuͤr Botanik gethan hat. Dieser Staat wird
Preussen seyn, wo seit Friedrich dem Einzigen eine nuͤtzliche Pflanze dem
Staate mehr galt, als ein ganzes Capuciner- oder Franciskaner-Kloster,
oder ein ganzes Bureau muͤssiger, federnkauender Schreiber. Vergl. Don Remarks on the Rhabarb of Commerce im
Maͤrzhefte des Edinburg. New. Philosophical
Journal S. 304.
Patent-Pruͤgel.
Hr. Savaresse,
Saiten-Fabrikant zu Paris, der zu Rom durch mehrere Jahre die Kunst gute
Saiten zu verfertigen lernte, und bei seiner Ruͤkkehr nach Paris sich ein
Patent auf Verfertigung derselben ertheilen ließ, das man ihm abkaufen wollte, das
er aber nicht abließ; der auch die besten Saiten bei dem Concurse der Société d'Encouragement verfertigte, und
auf die redlichste Weise dabei zu Werke ging, wurde Abends, als er von dem Concurse
nach Haufe ging, in der Stadt in einer abgelegenen Gasse von Kerlen, die mit
Stoͤken bewaffnet waren, angegriffen, durchgepruͤgelt, und starb in
Folge eines darauf eingetretenen Fiebers. Die Société d'Encouragement wies seiner Wittwe 500 Franken
an.
Literatur.
a) Englische.
Materia indica; or some Account of those Articles;
which are employed by the Hindoos and other Eastern Nations in their
Medicine, Arts and Agriculture etc. By WhitelawAinslie, M. D. 8.
London. 1826. by Longman. 2. vol. 2 tb. Sterl.
Domestic Economy and Cookery for Rich and Poor. By
Lady. etc. 12. London. 1826. Bei Dems.
10 Shill.
The Shipmasters Assistant and Owner's Manual. By
Dav.Steel. 17. Edit. 8.
London. 1826. Bei Dems. 1086 Seiten m.
Kupf. 21 Shill.
An Encyclopaedia of Gardening byLoudon. 2. edit. 8.
London. 1827. Bei Dems. 2 Pfd.
The Gardener's Magazine and Register of rural and
domestic improvements. By J. C.Loudon. 8. London. 1826 Bei Dems. 13 Sh. 6
P.
An Encyclopaedia of Plants. 8. Lond. 1827. Bei
Ebendems.
Conversations on Chemistry: 10. Edit. 12. Lond.
1827. Bei Dems. 2 vol. 14. Shill.
An Elucidation of Colours. BySowerby. 4.
London. Bei Dems.
The Miner's Assistant, by R.Thomas. 8. Lond.
1827. Bei Dems.
The natural and agricultural history of
Peat-Moss and Turf-Bog etc. by Andr.Steele. 8 Edinb. et
Lond. 1827 b. Longman.
Turner's
Chemistry. 8. Edinb. and Lond. 1827.
A Collection of the Lacos relative to the Chespeake
and Delawars Canal etc.
Suggestions on the Canal Policy of Pennsylvania. By
J. L.Sullivan. 8.
1824.
Annual Report of the President and Managers of the
Union-Canal-Company of Pennsylvania. 8. 1825.
b) Franzoͤsische.
Dictionnaire des Inventions et découverts,
parBosquillion. 12.
Paris. 1826.
Mémoire sur la connaissance des terres etc.
par P. H.Pontier. 8. Paris
1826.
Mémoire sur les Moulins à pilons, sur
les routes â aubes, et en général sur
l'établissement d'une usine hydraulique quelleconque par Mr.
Lermier
etc. 8. Paris. 1826. p. Bachelier.
Gèometrie appliquée à
l'industrie. Sommaire des leçons donées à Metz par
M. C. L.Bergery. 8. Metz.
1825. ch. Lamort.
Instruction sur un nouveau pressoir á doubles
leviers et à Danaïde; par M. J. A.Comoy. 12. Nevers.
1826. ch. Lefebure.
Effets de l'enseignement populaire de la lecture, de
l'écriturc, de l'arithmétique, de la
géométrie et de la mécanique appliquèe aux
arts sur la prosperité de la France. Par le Bar. Ch.Dupin. 8. Paris
1826. 48 S.
Les divers Systêmes de filature en usage aux
Indes, en Angleterre, en France etc.; par C. M.Molard. 8. Paris.
1826. chez Thomine.
Sur un nouveau pont suspendu en fil de fer, etabli en
1825 sur les fossés d'enceinte de la ville de Genève; par
le L.Doufour. (Bibl.
univ. Janv. 1826. p. 74.)
Notice sur le Canal des Ardennes, par L. J.Rousseau. 1. P.
Paris 1826. ch. Carillan Goeury.
Traité abrégé de Chimie et de
ses applications aux arts; par M.Desmarest. 12.
Paris. 1826 chez Malher frères.
Rapport gènéral à S. Exc. le
Ministre de la Marine et des Colonies, sur l'institution d'un
enseignement de la mécanique et de la géometrie
appliquées aux arts dans les villes maritimes de la France. Par
le B. Ch.Dupin. 4. Paris.
1826. Impr. roy.
Théorie des Bateaux Aqua-moteurs,
propres à remonter les fleuves ou à les descendre avec
plus de rapidité par la seule action de leur Courant. Par
Th.Barrois. 8. Lille.
1826. chez Danel, Paris chez Bachelier. (73 S. und eine
Kupferplatte.)
(Ein sehr interessantes Werk, das allerdings eine deutsche Uebersezung
verdiente.)
Géometrie des Artistes et des Ouvriers en 20
leçons; par M. A.Teyssédre. 12. Paris. 1827. ch. Audin.
L'art du Charpentier. Par Mr.Lepage. 12. Paris.
1826 chez Malher.
Rapport contenant l'exposition du Systéme
adopté par la Commission des Phares pour éclairer les
côtes de France. 4. Paris. 1825. Impr. roy. 56 S.
Manuel du Relieur, par M. L. S.Le Normand . 18.
Paris. 1827. ch. Roret. av. fig. 3 1/2 Fr.
Recueil de cinq tables 1° pour faciliter et
abréger les calculs des formules relatives au movement des eaux
dans les canaux découverts et les tuyaux de conduite. 2. pour
présenter les resultats de 167 expériences
employées pour l'établissement de ces formules;
précédé d'une introduction et de l'exposition d'un
procédé nouveau pour déterminer
très-exactement, sans calculs et sans opérations
graphiques, et dans une grande longueur, une suite de points
situés sur une même surface horizontale; par Mr.
de Prony. 4. Paris
1825.
Cours élémentaire, théorique et
pratique, de construction; par J. P.Douliot. 4. Paris
1826. 348 S.u. 16 Taf. chez Carilian-Goeury.
Détail des prix de tous les ouvrages de
batimens, à l'usage des architectes, entrepreneurs et
propriètaires; parPot-Seurrat. 8. Paris 1826. T. I. 190 S. Ebendas.
Mémoires sur les avantages d'un canal de
navigation paralléle à l'Adour; par le
Lieutenant-general MaxLamargne. 8. Paris.
1826. ch. Lenormand. 35 S.
(Dieses kleine Werk sollte man in Bayern uͤbersezen, da es
eigentlich bloß ein Nachhall von den Pyrenaen her der Worte unseres alten,
so tief verkannten, Riedl, ist. Es wird aber
wahrscheinlich noch so viel Tinte aus den Tintenfaͤssern unserer
Schreiber fließen muͤssen, als die Isar Wasser hat; oder ein neues
Franciskauer-Kloster wird eine zweite Auflage von Gargantua's Stute
erlangen, und die Frauen-Thuͤrme noch ein Mahl unter Wasser
sezen muͤssen, bis Riedl's Wuͤnsche fuͤr sein Vaterland
erfuͤllt werden.)
Instruction relative à la regle logarithmique;
par M.Artur. 8. Paris
1828 chez Lénoir, rue St. Honoré. N. 340.
Hr. Jomard erstattet
in Bulletin de la Société
d'Encouragement, N. 272. S. 53. einen sehr vorteilhaften Bericht
uͤber dieses Werk, durch welches die Arbeiter an oder mit Maschinen
in Frankreich den bequemen Gebrauch eines der nuͤzlichsten
Instrumente, das sogenannte Rechnungs-Lineal, kennen lernen sollen.
„Wenn man sieht“ sagt Hr. Jomard, wie der gemeinste Arbeiter in
England, der eine Dampfmaschine zu besorgen hat, sein
Rechnungs-Lineal (sliding rule, regle
glissante) aus der Tasche zieht, und mittels desselben in einem
Augenblike den koͤrperlichen Inhalt des Cylinders, Schwere und
Groͤße eines jeden Theiles, das Volumen des gehobenen Wassers, die
Hoͤhe der Wassersaͤule u. d. gl. bestimmt, und dadurch die
langweiligen Berechnungen sich ersparet, so muß man wahrlich den Gebrauch
dieses Instrumentes auch in Frankreich allgemein eingefuͤhrt zu sehen
wuͤnschen.“ Und wer wird dann nicht auch wuͤnschen,
dieses Instrument, fuͤr dessen Einfuͤhrung wir schon oft das
Wort sprachen, durch eine zwekmaͤßige deutsche Uebersetzung des oben
angezeigten und so sehr empfohlenen Werkes auch in Deutschland allgemein
verbreitet zu sehen.
c) Italiaͤnische.
Sulla Erogazione de' sussidj elemosinarj e sulla
institutizione delle case d'industria, di ricovero etc. Pensieri
economici di FolchinoSchizzi. 8.
Cremona. 1826. p L. de Micheli. 45 S.
Almanacco pei dilettanti di giardinaggio etc. di
Gaet.Savi, coll'
aggiunta di alcune osservazioni agronomiche d'Ippol.Pindemonte. 12.
Pisa. 1826. p. Nistri Prosa.
Metodo per far, migliorare e conservare il vino. Da
C.Bajoni. 3. Bergamo.
1823.
Osservazioni sopra le Macchine in moto etc. 8.
Torino. 1825. 47 S. und 1 Tafel.