Titel: | Beschreibung einer einfachen Vorrichtung, um schwere Lasten auf Karren oder Wagen zu heben. Von Hrn. J. W. Boswell. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XIX., S. 103 |
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XIX.
Beschreibung einer einfachen Vorrichtung, um
schwere Lasten auf Karren oder Wagen zu heben. Von Hrn. J. W. Boswell.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. N. 1. S.
41.Hr. Boswell erzaͤhlt im Eingange zu dieser
Beschreibung, daß mehrere von ihm dem Publicum mitgetheilte Notizen von anderen
oͤfters benuͤzt wurden, ohne seiner zu erwaͤhnen. So ließ
z.B. Jemand sich ein Patent auf seine Idee geben, Schiffe durch
zusammengedruͤkte Luft in Bewegung zu sezen, die er im Repertory of Arts, April, 1815, bekannt machte,
welches er aber, als Erfinder, annulliren ließ. Eine andere Idee, die er in Nicholson's
Philosphical Journal mittheilte, hat man an der
Schemnizer Kunst-Maschine benuͤzt. A. d. Ueb.
(Im
Auszuge.)
Boswell's, Beschreibung einer einfachen Vorrichtung um Lasten zu
heben.
Als ich vor einiger Zeit mehrere große Gefaͤße aus Gußeisen, wovon einige mehr
als eine Tonne wogen, versenden mußte, gerieth ich, da ich keinen Krahn bei der Hand
hatte, auf eine einfachere, wohlfeilere und weniger gefaͤhrliche Methode,
diese Last auf den Wagen zu heben, als Menschen-Arme nicht gewaͤhren
koͤnnen.
Ich hatte nichts bei der Hand, als einige Foͤhren-Sparren, einige Bretter und
ein starkes Seil, womit Perlasche Faͤsser zugebunden waren: mit diesen
Materialien versuchte ich eine Vorrichtung, die ich eben so einfach, als leicht
ausfuͤhrbar und wohlfeil fand, und die ich hier, da sie anderen eben so gut
dienen kann, ausfuͤhrlich beschreiben will.
Aus drei der oben erwaͤhnten Sparren errichtete ich einen so genannten
Dreifuß, indem ich sie oben mit Striken zusammenband, und unten so weit aus einander
zog, daß sie fest stehen konnten. An dem obersten Theile dieses Dreifußes befestigte
ich mittelst eines mehrere Mahle umgewundenen Strikes ein Buchen-Brett in seiner
Mitte so, daß es auf der Kante zu stehen kam, d.h. einen senkrechten Winkel mit dem
Horizonte bildete. Dieses Blatt war beinahe 14 Fuß lang, 10 Zoll breit, und
ungefaͤhr 2 1/2 Zoll dik. An das eine Ende dieses Brettes hing ich eine große
Waagschale, deren man sich zum Waͤgen schwerer Dinge bedient, und befestigte
sie an jedem Ende mit dreifachen Striken. Hierauf zog ich das andere Ende des
Brettes so tief nieder, daß die Waagschale uͤber dem Niveau des Wagens zu
stehen kam, und band diese mit mehreren Windungen eines starken Seiles an die Last,
die ich zu heben wuͤnschte. Hierauf belastete ich die Waagschale mit schweren
Massen (Gewichten, Eisenstuͤken, Ziegeln etc.) solang, bis sie mit der Last
im Gleichgewichte stand, wodurch diese leicht gehoben, und in den Wagen
hinaufgeschoben werden konnte, wo man dann die Gewichte abnahm, und die Vorrichtung
wieder leicht aus einander legen konnte.
Ich bediente mich dieses Apparates in der Folge oͤfters, und es scheint mir,
daß, wenn man denselben taͤglich braucht, man statt der Sparren einen
einzigen senkrechten Pfosten von ungefaͤhr 10 Fuß Hoͤhe brauchen
konnte, der nach der gewoͤhnlichen Weise gehoͤrig befestigt wird. Oben
an dem Pfosten wird ein Loch, 1 1/2 Fuß tief, senkrecht eingebohrt, und mit einer
eisernen Kappe, die uͤber diesem Loche eine Oeffnung hat, gehoͤrig
verstaͤrkt. In dieses Loch paßt ein starker eiserner Schenkel, der oben
gabelfoͤrmig gespalten ist, um den Mittelpunct eines Wagebalkens aufzunehmen,
und mit einem Loche an jedem Gabel-Ende versehen ist, durch welches, so wie durch
den Wagebalken in der Mitte desselben, ein Zapfen gestekt wird. An dem einen Ende
dieses Wagebalkens ist eine Wagschale mit Ketten befestigt, so daß sie beinahe 4 Fuß
uͤber der Erde steht, wenn die Last an dem anderen Ende des Balkens befestigt
ist, oder etwas hoͤher, als das Gestelle eines gewoͤhnlichen Wagens;
an dem anderen Ende des Wagebalkens ist eine kurze Kette mit einem Haken, um die
Last damit zu fassen. Eine Anzahl vierekiger Halbzentner-Gewichte, die man
vorraͤthig haͤlt, und die mit Griffen versehen sind, so daß man sie
leicht handhaben und mit Sicherheit auf der Wagschale aufthuͤrmen kann,
werden auf dieselbe aufgelegt. Der Schenkel mit der Gabel laͤßt sich in dem
Pfosten horizontal drehen, um die Last mit aller Bequemlichkeit auflegen zu koͤnnen: es ist daher
gut, wenn er gehoͤrig zugerundet, und mit einem Stiefel an der Basis versehen
ist, damit man ihn mit aller Leichtigkeit drehen kann.
Hr. Boswell schlagt fuͤr diese Art von Krahn, wenn
er jemahls allgemein gebraucht werden sollte, den Namen Wag-Krahn (Balance crane) vor. Er bemerkt, daß
alle Krahne den Fehler haben, daß sie beinahe eben so viele Zeit brauchen eine
leichte Last zu heben, als eine schwere, obschon in dem ersteren Falle die Kurbel
oder das Rad an demselben leichter gedreht werden kann: der Arbeiter treibt aber
oder tritt darum nicht schneller. An dem Wag-Krahne steht der Zeit-Aufwand immer mit
der Last im Verhaͤltnisse. Man hat zwar, sagt er, diesen Fehler an den
Krahnen durch eigene Raͤderwerke fuͤr leichtere Lasten abgeholfen;
allein, dadurch entsteht nur noch weit groͤßerer Aufwand. Ueber eine andere
Art von Krahn wird er ein anderes Mahl seine Ideen mittheilen.