Titel: | Ueber die Behandlung der Trauben in den Reben-Häusern. Von Hrn. Wilh. Griffin, Gärtner bei Samuel Smith, Esquire, zu Woodhall in Hertfordshire. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. CX., S. 498 |
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CX.
Ueber die Behandlung der Trauben in den
Reben-HäusernWir haben schon oͤfters von Rebenhaͤusern gesprochen, die man in
Deutschland in denjenigen Gegenden, wo die Rebe nicht gedeiht, nicht einmahl dem
Namen nach kennt. Wir ziehen in mehreren Gegenden an unseren
Garten-Waͤnden Trauben, deren Saft hoͤchstens als Verjuͤs
zu saurem Senfe taugt, und zahlen die faulen Trauben, die uns die Tiroler, und
die herben Schlehen-Beeren, die uns die Wuͤrzburger und
Wuͤrtemberger, als Weintrauben verkaufen, mit schwerem Gelde. Fuͤr
denselben Preis koͤnnten wir, wenn unsere Gaͤrtner soviel
Betriebsamkeit besaͤßen, als die hollaͤndischen und englischen,
die schmakhaftesten Muscate aus den Rebenhaͤusern bekommen, die
Gaͤrtner konnten wohlhabend, und das Publicum vergnuͤgt bei diesem
Genuße koͤstlicher Trauben werden. Wir uͤbersezen diese Anleitung,
Trauben in Rebenhaͤusern zu ziehen (aus der Feder eines Mannes, den die
Horticultural-Society mit ihren Preis-Medaillen
beehrte) einstweilen fuͤr wohlhabende Privatleute, die ihre
Gaͤrten zu wahrem Lebensgenusse zu benuͤzen verstehen. A. d.
Ueb.. Von Hrn. Wilh.
Griffin, Gärtner bei Samuel Smith, Esquire, zu Woodhall in Hertfordshire.
Aus den Transactions of the London Horticultural
Society im Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. Februar 1825. S. 165.
Griffin, über die Behandlung der Trauben in den
Reben-Häusern.
Im Garten zu Woodhall befinden sich mehrere
Rebenhaͤuser, um die Familie des Gartenbesizers das ganze Jahr uͤber
mit dem noͤthigen Bedarfe an Trauben zu versehen. Eines dieser
Haͤuser, welches ich fuͤr das hierzu geeigneteste halte, ist auf
folgende Weise gebaut. Es ist 15 Fuß weit. Die Hintere Wand ist, von der oberen
Flaͤche der Vordermauer an gerechnet, 13 1/2 Fuß hoch. An der Vorderseite
sind aufrechte Fenster, welche sich schieben lassen, auf der Vordermauer angebracht:
sie sind beinahe 18 Zoll hoch. Die Laͤnge der Dachsparren, auf welchen die
schiefliegenden Fenster liegen, betraͤgt folglich etwas mehr als 18 Fuß. Wuͤrde
ich das Haus neu zu bauen haben, so wuͤrde ich den aufrechten Fenstern
vielleicht um Einen Fuß mehr Hoͤhe geben, wodurch das untere Ende der
Dachspaͤrren mehr gehoben, und diese weniger geneigt, und folglich
kuͤrzer wuͤrden. Das Haus ist 120 Fuß lang, und in zwei gleiche Theile
getheilt, und beide haben in ihrer Laͤnge 14 Sparren, ohne diejenigen, die
sich an den beiden Enden derselben befinden. Jede Abtheilung hat ihren eigenen Zug,
welcher von der Hinterseite des Hauses, wo die Heizung sich befindet, laͤngs
der Mitte desselben, 6 Fuß weit von der Hinterwand hin- und laͤngs der
Vorderwand zuruͤk in den Schornstein bei der Heizung laͤuft. Die
Seitenwaͤnde der Zuͤge ragen uͤber die Beete empor; der Boden
des mittleren Theiles derselben, ist einige Zoll tiefer, als die obere
Flaͤche der Vordermauer; der obere Theil ihrer vorderen Flaͤche aber
ist gleich hoch mit derselben: die Vorderseite ist also niedriger als die
Mittel-Linie. An der Vorderseite stehen sie von der Vordermauer ab, und bilden einen
Mittelraum von 6 Zoll Weite. Ich lege auf diese Einrichtung der Zuͤge keinen
besondern Werth (andere Vorrichtungen moͤgen eben so gut seyn); nur halte ich
die Trennung derselben von der Vordermauer fuͤr wesentlich. Der Gang, welcher
2 1/2 Fuß breit seyn muß, laͤuft hinter dem Zuge in der Mitte des Hauses hin,
und zwischen demselben und der Mauer ist ein Beet angelegt, so hoch, als die obere
Flaͤche der Vordermauer, und 3 1/2 Fuß breit, auf welchem man Winter-Salat
und Fruͤh-Gemuͤse baut. Die hintere Wand wird nicht benuͤzt;
die Trauben gerathen nicht wohl an derselben, und andere Obstbaͤume vertragen
sich nicht gut mit den Reben, die hier der Hauptzwek sind. Das Beet zwischen den
beiden Zuͤgen ist niedriger, als das hintere Beet, und senkt sich gegen die
Vorderseite des Hauses nieder. Es ist mit Pfirsigbaͤumen bepflanzt, die an
einem niedrigen Gelaͤnder aufgezogen werden: ihr Ertrag ist jedoch nur
Nebensache, und es waͤre vielleicht besser, wenn man sie gaͤnzlich
beseitigte, und das Beet nur mit niedrigen Gewaͤchsen bepflanzte. Die Reben
sind in einem Beete außen an der Vorderseite des Hauses gepflanzt, und werden dicht
unter der Vorderwand des Hauses in dasselbe hineingezogen.
Die Vorderwand des Hauses, die ich beschrieben habe, und die in jedem Falle so seyn
sollte, erhebt sich vier Fuß uͤber die Oberflaͤche des Gartengrundes.
Der Garten zu Woodhall ist an einem gegen Suͤden gekehrten Abhange gelegen,
und man braucht folglich weniger Stufen zu den Thuͤren des Rebenhauses, als
wenn sich dasselbe auf ebenem Boden befaͤnde.
Die erste Anlage des Beetes, in welchem die Reben gepflanzt werden, ist von der
hoͤchsten Wichtigkeit; ist dasselbe nicht gehoͤrig zubereitet, so
koͤnnen die Reben nicht gedeihen. Der dazu bestimmte Plaz muß wenigstens 20
Fuß vorne an dem Hause einnehmen, und nur in dieser Entfernung, und nicht
naͤher, darf ein beschuͤtteter Weg angebracht werden. Die Zurichtung
des Beetes geschieht auf folgende Weise. Man graͤbt Einen Fuß tief Erde
uͤber die ganze Flaͤche hinaus. Dann wird ein Abzug-Graben parallel
mit dem Hause an dem Ende des Beetes gezogen, der Einen Fuß tiefer liegt, als der
Grund des Beetes. In diesen Graben laufen kleinere diagonal von dem Hause her quer
uͤber das Beet. Alle diese Graͤben werden mit Steinen
ausgefuͤllt. Die Quergraͤben halten das Beet vollkommen troken; wenn
aber der Untergrund Schutt, Kalk, oder Stein ist, so sind diese Graͤben nicht
noͤthig. Wenn die Abzug-Graͤben alle fertig sind, wird der Boden des
Beetes mit Ziegeln, Steinen, oder mit Kalk-Schutt, ungefaͤhr 6 Zoll hoch,
belegt, und auf dieses die Erdmischung fuͤr die Reben aufgetragen.
Diese Erdmischung (Compost) besteht aus 2 Theilen gutem
Lehmboden mit dem darauf wachsenden Rasen, 1 Theil reichem, festen, alten
Duͤnger, und 1 Theil Ziegel und Kalkschutt. Der Rasen muß gehoͤrig
verfault, und die Erde und der Duͤnger muͤssen durch oft wiederholtes
Umschlagen gehoͤrig gemengt werden, ehe diese Erdmischung selbst auf obige
Weise vorgenommen wird. Erst dann, wann die beiden ersteren Gemengtheile zubereitet,
und gehoͤrig verkoͤrpert sind, dann erst, und nicht fruͤher,
darf der Ziegel- und Kalkschutt zugesezt werden. Dieses Gemenge (der Compost) wird
nun in die ausgegrabene Vertiefung eingefuͤllt, und so hoch uͤber dem
Boden aufgefahren, daß es, zunaͤchst an dem Hause, so hoch steht, als die
obere Flaͤche der Vordermauer, deren Vorderseite es gaͤnzlich bedeken
muß. Es wird sich bedeutend sezen; man muß ihm daher, bis dieß gehoͤrig
geschehen ist, Zeit lassen, ehe man die Reben in dasselbe einlegt, und so viel von der Erdmischung
nachfuͤhren, als nothwendig ist, um die durch das Sezen entstandene
Vertiefung wieder auszufuͤllen, und das Beet in der gehoͤrigen
Hoͤhe und Staͤrke zu erhalten, welche an der Hinterseite 5, an der
Vorderseite 4 Fuß betraͤgt: die Tiefe unter der Oberflaͤche mit
gerechnet. Auf diesem so zubereiteten Beete darf, außer den Reben, nichts anderes
gepflanzt werden.
Die beste Zeit, die jungen Reben zu pflanzen, ist der April. Bei dem Baue der
Vordermauer muͤssen unter jedem Sparren Loͤcher belassen werden, durch
welche die Reben in das Haus eingezogen werden koͤnnen. Diese Loͤcher
muͤssen außen 9 Zoll unter der oberen Flaͤche der Vordermauer stehen;
und in einer schiefen Richtung durch die Mauer laufen, so daß sie sich innenwendig dicht an der oberen Flaͤche der
Vordermauer oͤffnen. Einem jeden solchen Loche gegenuͤber wird die
einstweilen im Topfe gezogene Rebe in das Beet gesezt, und der Stamm derselben durch
das in das Haus fuͤhrende Loch durchgezogen, und die Wurzeln werden mit etwas
feinerer und besserer Erde umschuͤttet, als die Erdmischung in dem Beete
selbst ist. Auf diese Weise wird die Rebe außen so tief in der Erde vergraben, daß
kein Frost derselben zu schaden vermag.
Im ersten Jahre werden die jungen Reben auf folgende Weise behandelt. Nachdem der
Stamm durch die Vordermauer in das Haus gezogen wurde, kuͤrzt man denselben
in der Naͤhe seines Eintrittes so, daß nur ein einziges gutes Auge
uͤbrig bleibt, aus welchem ein Leitungs-Schoß hervortreiben wird. Dieser
Schoß muß dicht an dem naͤchsten Sparren, ohne Verkuͤrzung, aufgezogen
werden; nur die Seitentriebe koͤnnen, wenn sie schwach sind, bis auf ein
Auge, wenn sie staͤrker sind, bis auf zwei Augen abgeknikt werden; denn, wo
nur ein Auge, wenn sie stark sind, uͤbrig gelassen wird, koͤnnten sie
aufbrechen und wachsen. Um Weihnachten muß der im vorigen Jahre getriebene Schoß bis
auf 2 oder 3 Fuß uͤber der Erde niedergeschnitten werden: die
Seiten-Schoͤßlinge werden dicht an dem Stamme weggeschnitten bis zur Knospe
an dem Gliede; wenn aber die Knospe ausblieb oder beschaͤdigt wurde, was
zuweilen der Fall ist, dann muß uͤber den ersten Seiten-Auge
eingekuͤrzt werden. Da die Knospen, welche man laͤßt, die Basis der
kuͤnftigen Triebe bilden, aus welchen die Trauben kommen, so ist es offenbar, daß es
nie gut seyn kann, die Seiten-Augen zu benuͤzen, außer wenn es durchaus
noͤthig wird; denn, wo man dieses Auge benuͤzt, wird der Trieb, aus
welchem die Traube kommt, sich von dem Hauptstamme an dem ersten Gliede des
Seiten-Schoͤßlinges trennen. Wenn dieß jedoch nicht vermieden werden kann, so
muß es geschehen, indem sonst so viele fruchttragende Theile verloren gehen
wuͤrden. Wenn man die Seiten-Schoͤßlinge bis auf die Augen
niederschneidet, so muß in jedem Falle nicht bis dicht an die lezteren
niedergeschnitten werden, sondern man muß ungefaͤhr ein Drittel Zoll
uͤber dem Auge von dem Schoͤßlinge uͤbrig lassen.
Im zweiten Jahre wird der Leitungs-Schoß schon viel staͤrker seyn, als in dem
vorigen; er muß seiner ganzen Laͤnge nach an dem Sparren aufgezogen, und auf
dieselbe Weise und zu derselben Zeit (um Weihnachten) so weit niedergeschnitten
werden, bis man auf das gesunde Holz kommt, und man darf nur etwas Mark in der Mitte
lassen.
Wenn die Rebe gesund ist und gehoͤrig behandelt wurde, so wird der gesunde
Theil von diesem Jahre zugleich mit dem Holze des vorigen, nach dem oben
beschriebenen Einkuͤrzen, zwischen 10 und 15 Fuß laͤngs dem Sparren
betragen. An den Trieben fuͤr die kuͤnftigen Trauben, welche sich an
dem Schoße des zweiten Jahres bilden, werden die besten Trauben in den folgenden
Jahren zum Vorscheine kommen, und die Aussicht des Gaͤrtners haͤngt
folglich von den zwei wesentlichen Bedingungen der Schoße ab, von gutem Holze
naͤmlich, und von der Kuͤrze der Glieder. Die
Seiten-Schoͤßlinge muͤssen an diesem Jahres-Schoße eingekuͤrzt,
und in der Folge bis auf die Augen niedergeschnitten werden, wie man es fuͤr
das vorhergegangene Jahr empfohlen hat. Waͤhrend der Leitungs-Schoß
waͤchst, werden die an dem Holze des vorigen Jahres aufgesparten Augen
aufbrechen, und Fruͤchte zeigen; die Schoͤßlinge, auf welchen die
Fruͤchte sich zeigen, muͤssen bis auf zwei oder drei Augen von der
Frucht, eingekuͤrzt werden, und wenn die Zeit zum Beschneiden kommt,
muͤssen diese eingekuͤrzten Schoͤßlinge bis auf einzelne Augen
an der Basis eines jeden derselben niedergeschnitten werden nach derselben Weise,
deren man sich im vorigen Jahre bediente. Nach zwei oder drei Jahren werden jedoch die
Triebe, aus welchen die Trauben kommen, und die durch das Niederschneiden des jungen
Holzes bis auf ein Auge entstanden sind, zwei oder mehrere Schoͤßlinge
treiben, welche Frucht tragen werden. Wenn man diese Schoße im Herbste
niederschneidet, kann man jedem derselben ein Auge lassen, so daß mit der Zeit, wie
die Tragtriebe aͤlter werden, mehrere Augen uͤbrig bleiben, und an
jedem derselben selbst bis zu sechs und acht uͤbrig bleiben.
Im dritten Jahre muß man den Leitungs-Schoß fortwachsen lassen, ohne ihn aufzuhalten,
bis in den Winter, wo er an dem oberen Ende des Sparrens abgeschnitten werden muß,
und die Seiten-Schoͤßlinge auf die oben angebene Weise behandelt und
eingekuͤrzt werden muͤssen. Die Augen des ein- und
zweijaͤhrigen Holzes werden in diesem Jahre tragen, und muͤssen so,
wie die des vorigen Jahres, behandelt werden.
Der Sparren hat jezt einen einzelnen Stamm von Trag-Holz seiner ganzen Laͤnge
nach; die einzelnen Augen, die nach dem Beschneiden im Winter uͤbrig bleiben,
werden an jedem Gliede in jedem Jahre Trauben bringen, und mehrere Jahre lang
fortfahren, dieses zu thun. Der Stamm behaͤlt seine Neigung, aus seinem Ende
einen starken leidenden Schoß zu treiben, dem man aber nicht gestatten darf, in
seiner ganzen Laͤnge auszuwachsen; er muß, waͤhrend des Sommers, in
seinem Wachsthume aufgehalten werden, und man darf ihm nicht mehr, als
hoͤchstens 3 bis 4 Glieder lassen, und diese muͤssen zu seiner Zeit,
bei dem Schneiden, bis auf das alte Holz, oder beinahe bis auf dasselbe,
weggeschnitten werden. Zuweilen muß, damit das Obertheil des Hauses nicht zu sehr
uͤberladen wird, etwas von dem obersten alten Holze gleichfalls
weggeschnitten, und dann durch die Schoße des naͤchsten Jahres ersezt
werden.
Das wiederholte Schneiden wird, mit der Zeit, rauhe und runzelige Fruchttriebe an dem
alten Stoke bilden; es ist daher wuͤnschenswerth, daß, wenn der Stamm
ungefaͤhr 10 Jahre alt wird, er gaͤnzlich weggeschnitten werde,
nachdem man vorlaͤufig in den zwei zunaͤchst auf einander folgenden
Jahren einen jungen Stamm an seiner Stelle aufgezogen hat.
Die obigen Bemerkungen beziehen sich auf die Behandlung eines einzigen Schosses. Mit der
Zeit wird jedoch die Pflanze stark genug, um, von dem Puncte aus, wo sie in das Haus
trat, Holz genug fuͤr einen zweiten und dritten Schoß zu bilden, und in
einigen Faͤllen, selbst fuͤr einen vierten. Diese Schoße
muͤssen daher nach und nach gefoͤrdert, und an den benachbarten
Sparren aufgezogen werden, so daß an jeden ein tragbarer Schoß kommt, und die
uͤbrigen Pflanzen, die die Sparren bekleideten, muͤssen
gaͤnzlich beseitigt werden.
Die Trauben, die ich auf obige Weise zog, sind vorzuͤglich folgende:
1. The Black
Hamburgh,
2. The Black
Prince,
3. The Black
Damascus,
4. The Black
Tripoli,
5. The Black
Tartarian,
6. The Grisly
Frontiniac,
7. The White
Frontiniac,
8. The Sweet Water,
9. The White
Muscadine,
10. The Ciotat or Parsley-leavedEine
woͤrtliche Uebersezung dieser englischen Namen wuͤrde ohne
allen Ruzen seyn, indem, wenn man diese Sorten echt will, man dieselben,
waͤre es auch nur zur Vergleichung, sich wird aus England
muͤssen kommen lassen. A. d. Ueb..
Alle diese Sorten halten sehr gut aus, und vielleicht taugt meine Methode mehr
fuͤr diese haͤrteren Sorten, als fuͤr die zarteren, wie der Muscat of Alexandria etc.
Den Ertrag eines jeden Sparrens rechne ich im Durchschnitte auf ungefaͤhr 40
Pfund Trauben, da gewoͤhnlich zwei Trauben an jedem Fruchttriebe zum
Vorscheine kommen: ich breche im Durchschnitte zwischen 50 und 100 Trauben von jedem
Sparren, und jede Traube wiegt ungefaͤhr 1/2 Pfund. 100 Pfund Trauben von
einem Sparren scheint mir ein ziemlich artiger Ertrag, und von echten
Black-Hamburgh-Rebe hatte ich selbst zuweilen noch mehr.
Wenn das Haus im Treiben steht, haͤnge ich dies Schoße an Bindfaden von 2 bis
3 Fuß Laͤnge auf, welche ich auf Naͤgeln an Haken zu jeder Seite des Sparrens
befestige. Auf diese Weise kann ich dieselben von den Fenstern herablassen, wann ich
Nachtheil von dem Froste besorge, und dieselben, wo es die Witterung erlaubt, wieder
in die Hoͤhe ziehen. Ich habe auch eine Vorrichtung angebracht, um die
Schoͤßlinge, waͤhrend sie tragen, auf jeder Seite der Sparren unter
dem Glase auszubreiten, jedoch so, daß sie nicht mit ihren Blaͤttern den
ganzen Raum der Fenster einnehmen, denn ich halte es fuͤr sehr vortheilhaft
fuͤr die Trauben, wenn die Sonne freien Zutritt zu denselben durch die Mitte
einer jeden Glastafel hat.
Ich fange fruͤhezeitig im Jaͤner an zu treiben, und trage dann die
Fenster auf. In der ersten Woche wird nicht geheizt; in der zweiten Woche wird jeden
zweiten Tag Feuer angeschuͤrt; in der dritten wird die Hize auf 50 bis
52° Fahrenh. (+ 8 bis + 8,8° R.) unterhalten, ohne daß die Temperatur
uͤber 55° (F. + 12,78 R.) vermehrt wird, bis endlich die Knospen
aufbrechen. Von dieser Zeit bis zur Bluͤthe halte ich die Temperatur zwischen
52 und 57° (F. + 8,8° R. bis + 13,89° R.), und waͤhrend
der Bluͤthezeit erhoͤhe ich die Temperatur bis zwischen 57 und
65° (F.; + 13,89 R. und + 18,33° R.). Waͤhrend aller dieser
Perioden wird, bis zur Erscheinung der Bluͤthe, reichlich Luft gegeben: bei
der Bluͤthe hingegen wird das Haus geschlossen, außer wenn die Sonne sehr
stark scheint. Nach der Bluͤthezeit muͤssen die Trauben ausgelichtet
werden: hierauf wird die Hize regelmaͤßig unterhalten, und je nachdem die
Witterung es gestattet, Luft gegeben; je mehr die Sonne scheint, desto mehr Luft muß
gegeben, das Haus aber immer Nachmittags bei Zeiten geschlossen werden. Meine
Haupt-Weinlese ist immer in der lezten Haͤlfte des Julius.
Die Staͤmme der Reben muͤssen, vorzuͤglich unten in der
Naͤhe der Zuͤge, sobald man anfaͤngt das Haus zu heizen, bis zu
der Zeit, wo die Trauben anfangen sich zu zeigen, mittelst einer Sprize immer etwas
feucht erhalten werden, damit sie nicht austroknen und erhaͤrten. Lezteres
ist zur Erzeugung gesunder und guter Fruͤchte wesentlich nothwendig.