Titel: | Ueber die Unklugheit der Ausfuhr der Maschinen etc. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXXI., S. 91 |
Download: | XML |
XXXI.
Ueber die Unklugheit der Ausfuhr der Maschinen
etc.
Fortsezung aus Gill's technical Repository. Novemb.
1824. S. 306 (Vergl. polytechn. Journ. Bd.
XV. S. 474.)
Ueber die Unklugheit der Ausfuhr der Maschinen etc.
Am 22. Maͤrz 1824 wurde Hr. Peter Ewart, Mechaniker und Baumwollen-Spinner zu Manchester vorgerufen. Er
sagte auf die an ihn gerichteten Fragen aus:
„Daß auch die Seiden-Manufakturen zu Manchester in Aufnahme kommen; daß
zwar immer eine sogenannte Halbseidenzeug-Fabrik sich daselbst befand, daß aber
erst seit drei Jahren Organsin-Muͤhlen daselbst errichtet wurden, wodurch
mehrere Maschinen-Fabrikanten angeeifert wurden, die Einrichtung derselben zu
verbessern, und daß auch wirklich bedeutende Verbesserungen an denselben gemacht
worden seyn sollen; daß durch Aufhebung des Einfuhrs-Zolles auf Seide diese
Fabriken sich sehr heben werden; daß ihm die gegenwaͤrtig bestehenden Geseze, wie ihm die
Rechtsgelehrten dieselben erklaͤrten, hoͤchst unvollkommen und
keineswegs zwekmaͤßig scheinen, indem sich seit der Zeit des Erlasses
derselben das Fabrikwesen ganz anders gestaltet hat; daß, wenn das Gesez klar
ist, und derjenige, der uͤber das Ausfuhr-Verboth zu wachen hat, Verstand
und Ehrlichkeit besizt, keine Maschine ausgefuͤhrt werden kann, deren
Ausfuhr verbothen ist; daß es daher immer schwer halten wird, das Gesez, welches
die Ausfuhr verbiethet, in strenge Ausfuͤhrung zu bringen, wenn nicht
Fabrikanten selbst auf den Mauthaͤmtern damit beauftragt sindDiesen Vorschlag, den Fabrikanten die Besorgung der Mauth zu
uͤberlassen, hat ein Mitarbeiter an unserem polyt. Journ. schon
laͤngst vergebens gemacht. A. d. Ueb.; wie dieß hinsichtlich der Baumwolle, deren Einfuhr aus fremden Colonien
verbothen ist, bereits wirklich geschieht; „ich wuͤrde es auf
der Stelle erkennen,“ sagt Hr. Ewart,
„wenn in einer Kiste Stuͤke einer Maschine, die nicht
ausgefuͤhrt werden darf, unter Stuͤken einer Maschine
vergraben liegen, deren Ausfuhr erlaubt ist. Ich kenne alles, was zu
Baumwollen-Manufactur-Maschinen gehoͤrt, beim ersten Blike, und in
wenigen Wochen kann jeder Visitator an einer Mauth dasselbe so gut lernen,
wie ich es gelernt habe. Meine Arbeiter koͤnnten auf der Stelle
solche Visitatoren werden. Die Geseze sind aber von der Art, daß man nicht
wissen kann, was ausgefuͤhrt werden darf, oder nicht.“
„Glaubt ihr, daß, wenn die Ausfuhr-Verbothe streng gehandhabt
wuͤrden, auch die Verbothe der Auswanderung gegen die Kuͤnstler
verschaͤrft werden muͤßten?“„Das weiß ich nicht, antwortete Hr. Ewart; wenn
man mich aber fragte, was die naͤchste Folge der erlaubten Ausfuhr der
Maschinen seyn wird, so kann ich sagen, daß, wenn man die Ausfuhr der Maschinen
erlaubt, sehr viele Kuͤnstler noͤthig seyn werden, um dieselben im
Gange zu erhalten, und zwar aus dem Gruͤnde, weil es allgemein bekannt
ist, daß man auf Baumwollen-Spinnmuͤhlen eben so viele Leute zum
Ausbessern als zur Verfertigung derselben noͤthig hat. Ob noch mehr
Kuͤnstler auswandern werden, wenn man die Ausfuhr der Maschinen
verbiethet verbiethet, dieß mag ich nicht entscheiden. „Die
gegenwaͤrtigen Geseze erschweren, aber sie hindern nicht. Er weiß nur
einen einzigen Fall, wo sie die Ausfuhr wirklich hinderten.“ Die
Untreue der Agenten der Auslaͤnder muß diese lezteren selbst, wie uns,
von der Ausfuhr unserer Maschinen abschreken; wir Maschinen-Fabrikanten
fuͤrchten alle diese Agenten“ Verhaͤltnißmaͤßig
wird wenig von Baumwoll-Maschinen ausgefuͤhrt.
Hr. Ewart bemerkt, daß wir Auslaͤnder an unseren
Maschinen oft sehr gute Arbeit besizen, gewoͤhnlich aber am unrechten Orte,
und daß nichts an denselben gehoͤrig zusammen, paßt; daß, wenn wir auch
einige gute Maschinen haben, wir doch deren nicht soviel besizen, als die
Englaͤnder. Er kann nicht glauben, daß Hr. Callas
in Frankreich so gute Spinn-Maschinen verfertigt, als in England gemacht werden,
obschon derselbe einige Englaͤnder, als Arbeiter, hat. Es fehlt an
Unterabtheilung der Arbeit. Frankreich verbraucht uͤberdieß ungefaͤhr
nur den vierten Theil der Baumwolle. welchen England jaͤhrlich verarbeitet,
obschon seit sechs bis acht Jahren in Frankreich die jaͤhrlich verbrauchte
Wolle von 50,000 Saͤken auf 200 000 stieg. Hr. Ewart glaubt ferner, daß, wenn die Ausfuhr der Maschinen ganz freigegeben
wuͤrde, England in commercieller Hinsicht, d.h., durch diesen Handel mit
Maschinen, nur wenig gewinnen wuͤrde.
Er bemerkt ferner, daß die Franzosen bloß dadurch mit seinen Landsleuten anfangen im
Handel mit Baumwollen-Garn, vorzuͤglich in der Schweiz, in Concurrenz zu
treten, weil sie mehr erzeugen, als sie in ihrem Lande brauchen, nicht aber mit
Baumwollenzeugen.
„Fuͤrchtet ihr nicht, daß die Ausfuhr unseres Baumwollengarnes das
Ausland in den Stand sezen wird, auch in Baum-Wollenzeugen mit uns auf den
Maͤrkten zu concurriren?“
Ewart. Allerdings!
„Wenn nun das Ausland soviel Garn erhalten kann, als es braucht, da die
Ausfuhr desselben bei uns nicht verbothen ist, was liegt daran, wenn wir die
Ausfuhr der Maschinen verbiethen?
Ewart. Die Franzosen nehmen kein Garn von uns; die
Einfuhr unseres Garnes ist in Frankreich verbothen, obschon man mit unserem Garne in
Frankreich die Baumwollen-Waaren noch wohlfeiler erzeugen koͤnnte. Ich bin
nicht fuͤr Verboth der Ausfuhr des Baumwollengarnes.
„Wenn nun durch Ausfuhr der Maschinen zu Baumwollen-Fabrikaten die
Erzeugung derselben im Auslande gefoͤrdert wird, und die Ausfuhr des
Baumwollengarnes dieselbe dem Auslande gleichfalls erleichtert; warum wollt ihr
diese erlauben und jene verbiethen?“
Ewart. Es ist hier eine doppelte Unterscheidung zu
machen. Wenn wir Baumwollen-Garn ausfuͤhren, so fuͤhren wir nicht
zugleich auch dadurch die Mittel aus dem Lande, Baumwollen-Garn zu erzeugen;
fuͤhren wir aber die Maschinen aus, so sezen wir das Ausland in den Stand,
sich mit dem Bedarfe an Garn selbst zu versehen. Ferner ist die Ausfuhr des Garnes
ein Gegenstand von hoher commercieller Wichtigkeit; er betraͤgt mehr dann 2
Millionen Pfund Sterl. (24 Millionen Gulden); waͤhrend die Ausfuhr der
Maschinen zur Baumwollen-Manufactur stets nur eine unbedeutende Kleinigkeit ertragen
wird. Man wuͤrde also, durch Ausfuhr der Maschinen, ein großes Opfer
fuͤr einen sehr kleinen Vortheil bringen.
„Wenn dieses fuͤr 2 Millionen verkaufte Baumwollengarn im Lande
bliebe, und daselbst zu Baumwollenzeugen verarbeitet wuͤrde,
wuͤrden dadurch nicht mehr Menschen, als gegenwaͤrtig,
beschaͤftigt werden koͤnnen?“
Ewart. Was mit Arbeit beschaͤftigt werden kann,
ist bei uns beschaͤftigt. Die Weber waren zwar zuweilen
unbeschaͤftigt; allein; sie wuͤrden auch zuweilen ohne
Beschaͤftigung bleiben, wenn alle Garn-Ausfuhr verbothen waͤre. Die
Beschaͤftigung der Weber haͤngt von dem Schwanken in der Menge der
bestellten Waaren ab, welche immer Statt haben wird, man mag viel oder wenig weben
lassen. Aehnliches Schwanken hat auch in dem Preise der Baumwollenwaaren Statt.
Hr. Ewart ist der Meinung, daß durchaus keine
Baumwollen-Worsted- und Flachs-Spinn-Maschinen ausgefuͤhrt werden sollen.
Soviel er weiß, sind nur wenige englische Arbeiter, die Spinnmaschinen verfertigen
koͤnnen, ausgewandert; der groͤßte Theil der ausgewanderten englischen
Maschinen-Fabrikanten kanten besteht bloß aus solchen, die man auf Eisenwerken und in
Dampfmaschinen-Fabriken brauchen kann.
„Glaubt ihr, daß die freie Ausfuhr der sogenannten Maschinen-Stuͤhle (power-looms)
nach dem festen Lande fuͤr die englischen Fabriken nachtheilig werden
koͤnnte?“
Ewart. Sie wird alsogleich ihre nachtheilige Wirkung
aͤußern muͤssen, weil dann unsere eigenen Fabriken mit denselben nicht
so schnell werden versehen werden koͤnnen, wie sie dieselben
gegenwaͤrtig nothwendig haben. Bei der Ausfuhr aller unserer zur
Baumwollen-Manufactur gehoͤrigen Maschinen, die Maschinen-Stuͤhle ausgenommen, besteht der Nachtheil fuͤr
uns bloß darin, daß das Ausland die Baums Wollen-Fabrikate wohlfeiler, aber nicht besser machen kann. Wenn
wir aber auch die Maschinen-Stuͤhle ausfuͤhren lassen, so machen die
Auslaͤnder ihre Baumwollen-Waaren besser, und zugleich wohlfeiler.
„Meint ihr, daß diese Maschinen-Stuͤhle uns einen Vorsprung vor dem
Auslande geben, obschon das Taglohn im Auslande um vieles niedriger ist, als bei
uns?“
Ewart. Ja! Vorzuͤglich in Hinsicht auf die Presse
der Provisionen und des Taglohnes in Schlesien, wo diese beiden geringer sind, als
in irgend einem Theile von Europa. Man webt dort Leinwand um die Haͤlfte des
Preises, fuͤr welchen man sie in dem wohlfeilsten Theile von Rußland nicht
weben kann. Die Schlesischen Weber sind auch sehr geschikt.
„Wißt ihr nicht, ob diese Weber auch Baumwollen-Zeuge zu weben
anfangen?“
Ewart. Von Schlesien weiß ich es nicht. Daß man aber jezt
in Rußland anfaͤngt, Baumwolle zu weben, das weiß ich.
„Braucht man jezt nicht allgemein mehr Baumwollen? Waaren in jedem Lande,
als ehevor?“
Ewart. Die Leinwand-Manufakturen sind aber auch in
Aufnahme, besonders die russischen.
„Sind unsere Muslins so gut wie die Schweizer Muslin?“
Ewart. Wir fuͤhren Musline nach der Schweiz
aus.
(Fortsezung folgt.)