Titel: | Verfahren mehrere Farben in der Oehl-Mahlerei eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-Mahlerei, künstliche Edelsteine und wohlfeile und unschädliche Glasuren für Töpfer-Geschirre und Fayence darzustellen, und der neuesten Methode Eisen zu bronziren, von dem sel. Hrn. de la Boulaye Marillac, Directeur der Färbereien in der k. Gobelins-Manufaktur. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXVI., S. 75 |
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XXVI.
Verfahren mehrere Farben in der Oehl-Mahlerei
eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-Mahlerei38) , künstliche Edelsteine und wohlfeile und unschädliche Glasuren für
Töpfer-Geschirre und Fayence darzustellen, und der neuesten Methode Eisen zu bronziren,
von dem sel. Hrn. de la Boulaye
Marillac, Directeur der Färbereien in der k.
Gobelins-Manufaktur.
Aus dem VI. B. der Brevets
d'invention im Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie
nationale. N. 243. S. 258.
de la Boulaye Marillac's, Verfahren mehrere Farben in der
Oehl-Mahlerei eben so dauerhaft zu machen, als in der Email-Mahlerei.
Dieses Verfahren besteht darin, die verschiedenen Metall-Oxide
nicht bloß durch Phosphor-Saͤure und Alaunerde, sondern auch durch alkalische und erdige
phosphorsaure Verbindungen, welche zuweilen unerlaͤßlich sind, zu
fixiren.
Die auf diese Weise dauerhaft und unveraͤnderlich gemachten Farben sind:
1tens, das unwandelbare und halbdurchscheinende Weiß, aus Spießglanz-Oxid im Maximum
der Oxidation, vollkommen mit Phosphorsaͤure gesaͤttigt. Diese Farbe
widersteht im Tiegel selbst der Dunkelroth-Gluͤhhize.
2tens, das undurchsichtige (dekende) Weiß, Bleiweiß, wird gleichfalls durch
Phosphorsaͤure und Kochen unwandelbar.
3tens, das unwandelbare Schmaragdgruͤn, aus Einem Theile phosphorsauren Kupfer
und zwei Dritteln Alaunerde in gallertartigem Zustande, durch Calcination fixirt.
Dieses Verhaͤltniß der Basis ist unerlaͤßlich, denn mir etwas weniger
Alaunerde zieht die Farbe in's Blaue.
4tens, dasselbe Gruͤn sammtartig, und so daß es an den Fingern
abfaͤrbt, aus phosphorsaurem Kupfer und phosphorsaurem Kalke oder
Knochenerde.
5tens, dasselbe aus chromsaurem Blei durch Calcination fixirt mit phosphorsaurer Soda
und einem Zehntel Knochenerde.
6tens, Gelb aus chromsaurem Blei durch Calcination fixirt mit phosphorsaurer Soda, als
Fluß, und phorphorsaurem Kalk.
7tens, Violett aus Braunstein-Oxid mittelst phosphorsaurer Soda, Alaunerde und
Calcination fixirt. Wenn man Knochenerde substituirt, so wird die Farbe sammtartig,
und faͤrbt an den Fingern ab.
8tens, Violett aus Kobalt, durch halbes Schmelzen des phosphorsauren Kobaltes und der
Alaunerde oder des phosphorsauren Kalkes mittelst eines Zusazes von phosphorsaurer
Soda. Da dieser Fluß die glasartige Durchdringung des phosphorsauren Kobaltes und
der Erde bei einer niedrigen Temperatur viel leichter macht, so fixirt sich der
violette Phosphorsaure Kobalt noch ehe, als die Hize denselben in das Blaue
uͤbergehen lassen koͤnnte.
9tens, Dasselbe Kobalt-Violett, durch Calcination mit phorphorsaurer Bittererde
fixirt.
10tens, Kobaltblau, sammtartig, und so daß es an den Fingern abfaͤrbt und zur
Miniatuͤr-Mahlerei verwendet werden kann, wenn man phossauren Kalk oder
Knochenerde statt Alaunerde nimmt. Dadurch wird es so sanft und markig, wie
aͤchtes Ultramarin. Wenn man, als Fluß, etwas Kochsalz zusezt, so wird diese
Farbe noch mehr sammtartig.
11tens, Strohgelb, durch Calcination von phosphorsaurem Titan.
12tens, Rothbraun, das mit calcinirter Sienna-Erde (terre de
Sienne) uͤbereinkommt, aus phosphorsaurem Eisen und Alaunerde.
13tens, Dunkelroth, durch Calcination des phosphorsauren Eisens beinahe im Maximum,
und des phosphorsauren Kupfers mit Alann- oder Knochenerde. Wenn das
Verhaͤltniß des phosphorsauren Kupfers vorherrscht, so erhaͤlt man
Karmesinroth.
14tens, Unwandelbares Purpurroth erhaͤlt man aus Gold Oxid, welches entweder
auf trokenem oder auf nassem Wege fixirt wird; naͤmlich:
a) durch Calcination des phosphorsauren Goldes und der
Alaunerde;
b) durch Fixirung des Purpurs des Cassius mit Alaunerde,
Gallerte und Gerbestoff mittelst Kochens. Diese Temperatur, welche ohne Zusaz den
gewoͤhnlichen Purpur des Cassius beym Sieden augenbliklich schwaͤrzt,
aͤndert den sinnen Purpur durchaus nicht, so daß dieses zweite Verfahren auch
noch zum Faͤrben der Wolle der Gobelins, die unwandelbar purpurfarben werden
soll, dienen kann39) .
15tens. Man erhaͤlt auch noch aus phosphorsauren Molybdaͤn, und aus
Knochenerde reines Blau, Schmaragdgruͤn und Purpurviolett durch mehr oder
minder starke Calcination.
16tens, Nikel-Oxid, durch Calcination des phosphorsauren Nikels mit Alaunerde fixirt,
gibt unwandelbares Zeisiggruͤn.
Phosphorsaure Soda ist, als Zusaz zu den phosphorsauren Metall-Verbindungen, zuweilen
unerlaͤßlich, um den halben Fluß sehr leicht reducirbarer Oxide bei einer
sehr niedrigen Temperatur zu erleichtern; ein Fluß, der durchaus nothwendig ist, um
die Farbetheilchen gleichartig zu machen: zur Fixirung mehrerer derselben ist die
Soda geradezu zutraͤglich. Dem phosphorsauren Kalke an der Stelle der
Alaunerde verdanken die unwandelbaren Farben das Markige (leur moëlleux) in dem Pinsel, und die Eigenschaft, an den Fingern
abzufaͤrben, oder an denselben kleben zu bleiben. Sie vereinigen nicht nur
alle erforderlichen Eigenschaften zur Oehl-Mahlerei, zur Miniatuͤr-Mahlerei,
sondern auch zur Email-Mahlerei, weil sie eben so fest und bestaͤndig, wie
diejenigen, sind, deren man sich in dieser lezteren Kunst bedient, und weil sie,
infoferne sie weder Blei noch Kieselerde enthalten, den kostbaren Vortheil besizen,
sich weit leichter anwenden zu lassen.
(Diese Farben wurden im J. 1814 der Academie des sciences
vorgelegt, die ihren Beyfall hieruͤber dem Verfertiger derselben zu erkennen
gab. Man vergleiche den Bericht des Hrn. Berthollet, Bulletin
de la Société, 1814, p. 238.)
Zusaͤze zu dem vorhergehenden Brevet.
Diese Zusaͤze begreifen:
1tens, die weißen Farben aus phosphorsaurem Zinn, Zink, und allen erdigen Vasen zur
Verfertigung des Emails und der kuͤnstlichen Edelsteine.
2tens, das reine unwandelbare Roth zur Oehl-, wie zur Email- oder Porzellan-Mahlerei
mittelst Calcination des Kupferschlages, oder besser, eines genauen Gemenges aus
oxidirtem Kupfer-Metalle durch Eisen niedergeschlagen, mit phosphorsaurer Soda und
Alaunerde, oder mit anderen erdigen Basen, um demselben nach Belieben mehr oder
minder Durchscheinenheit oder Dichtigkeit zu geben.
3tens, das Karmesinroth durch Calcination des phosphorsauren Goldes mit Alaunerde und
allen phosphorsauren erdigen Basen.
4tens, den unwandelbaren Purpur auf trokenem Wege, oder durch Calcination des
phosphorsauren Goldes und Zinnes mit Alaunerde und mit denselben Basen.
5tens, Orangegelb, aus chromsauren Bleie durch bloße Calcination, oder mit denselben
Basen und Zutritt der Luft.
6tens, Gelb, weit schoͤner als das gewoͤhnliche Neapolitaner-Gelb,
durch langes Sieden dieser lezteren Farbe mit schwacher Salpetersaͤure,
wodurch das gelbe Spießglanz-Oxid frey, und die Alaunerde und das
uͤberschuͤssige Blei abgeschieden wird.
7tens, Anwendung des phosphorsauren Silbers zur Verfertigung des Emails und der
kostbaren Steine.
8tens, Unwandelbares Berliner-Blau durch langes Kochen mit Kochsalzsaͤure und
Reinigung desselben auf diese Weise: a) von allem mit
der Blausaͤure nicht verbundenen Eisen, dessen gelbliche Farbe mit der Zeit
dieses reiche Blau in eine harte und gruͤnliche blaue Farbe uͤbergehen
macht; b) durch Substitution des phosphorsauren Zinnes
und der Alaunerde an die Stelle dieser erdigen Basis um den Glanz der Farbe zu
vermehren.
9tens, unwandelbares Kupfergruͤn, welchem man durch etwas weniger Alaunerde
und Zusaz von phosphorsaurem Eisen mehr Koͤrper gibt.
10tens, Ultramarin-Gruͤn, durch Calcination des phosphorsauren Kupfers mit
phosphorsaurem Kalke.
11tens. Dieselbe phosphorsaure Verbindung, die auch ohne Calcination vollkommen
unwandelbar ist, und allein, oder mit Alaunerde gemengt, sehr gut die Stelle ger sogenannten
Blauasche (cendres bleues) vertreten kann.
12tens, Anwendung, der Phosphorsaͤure als neues Beizmittel, um auf eine
unvergleichbare Weise den Glanz und die Festigkeit aller Lake und
Faͤrberfarben mit Alaunerde oder Zinn als Basis, welche in Saͤuren,
angefrischt werden koͤnnen, wie Karmin und Scharlach, zu erhoͤhen40) .
13tens, Ein neues Verfahren zur Vervollkommnung der Email- und Porzellan-Mahlerei:
a) dadurch, daß man alle obige im Brennen
unwandelbare Farben, die im Pinsel vollkommen markig sind, an die Stelle der
zerriebenen Emaile oder ehevor angewendeten Metall-Oxide nimmt; b) phosphorsaure Soda statt der Alkalien braucht. Dieser
Fluß ist unerlaͤßlich, um dieselben zu ersezen, indem er den Vortheil besizt,
den phosphorsauren Metall-Verbindungen die Beize, die sie fixirt, nicht zu
entziehen, wie dieß bei der Soda und bei der Pottasche der Fall ist.
14tens, Verfertigung kuͤnstlicher Edelsteine, die den natuͤrlichen in
Hinsicht auf Durchscheinenheit, Glanz und Haͤrte gleich kommen.
Dieses Verfahren haͤngt unmittelbar mit der Entdekung der unwandelbaren Farben
zusammen; denn die einzige Schwierigkeit, die man bisher bei Verfertigung aller
kuͤnstlichen sehr harten Edelsteine hatte, ruͤhrte lediglich von der
Wandelbarkeit der Farbe der faͤrbenden Oxide in sehr hohem Feuer her, indem
man mittelst Kieselerde und Phosphorsaͤure eben so hartes durchsichtiges
Glas, wie Bergkrystall, erzeugt; so daß also, wenn man unwandelbare Farben, oder
metallische phosphorsaure Verbindungen nimmt, welche aller Einwirkung des Feuers
wiederstehen, es keinen Edelstein gibt, den man nicht nachahmen koͤnnte.
Auf diese Weise erhaͤlt man aus einer Mischung von Kieselerde und
Phosphor-Glas oder phosphorsaurer Soda oder phosphorsauren Erden, mit oder ohne
phosphorsaurem Blei, sehr harte kuͤnstliche Rubine, wenn man die glasige
Masse mit phosphorsaurem Golde faͤrbt. Topase mittelst gelben
Spießglanz-Oxides oder
phosphorsauren Silbers; Opale und Achate mittelst phosphorsauren Zinnes und Zinkes;
Carneole mittelst einer Mischung aus phosphorsaurem Golde und Eisen, oder rothem
chromsauren Eisen; Schmaragde mittelst phosphorsauren Kupfers und Eisens; Sapphire
mittelst phosphorsauren Kobaltes; Amethyste mittelst Braunstein-Oxides mit
phosphorsaurer Soda und denselben Basen ohne Phosphorsaͤure etc.41)
15tens, sehr wohlfeile und vollkommen gesunde Glasuren auf Fayance und
Toͤpferwaaren; nur durch die gaͤnzliche Umwandlung des alten
Verfahrens, und dadurch, daß man phosphorsaures Blei und phosphorsauren Kalk an die
Stelle des Alkali sezte, konnte man dazu gelangen.
Diese Glasuren koͤnnen durchsichtig oder undurchsichtig, weiß oder
gefaͤrbt, und mehr oder minder schmelzbar seyn, je nachdem die Natur der
Toͤpferwaaren es fordert, so wie es auch bei den bisher
gebraͤuchlichen Glasuren der Fall war, von welchen sie sich, mit einem Worte,
nur dadurch unterscheiden, daß keine Pottasche dabei gebraucht, und alles Blei-Oxid
vollkommen neutralisirt wird, welches mit der schlecht gebrannten Thonmasse der
gewoͤhnlichen Toͤpferwaaren nicht vereint bleibt. Was sie aber
wesentlich unterscheidet, ist der Vortheil, daß sie vollkommen unschaͤdlich
fuͤr die Gesundheit sind, die Waare mag wie immer gebrannt seyn; daß sie
weder von dem Essige noch von den Fetten und Pflanzensaͤuren angegriffen
werden, und daß sie endlich weit wohlfeiler zu stehen kommen, als alle andere. Man
erhaͤlt sie durch wechselseitigen Niederschlag des Bleisalzes und des
phosphorsauren Kalkes, oder noch wohlfeiler dadurch, daß man die Aufloͤsung
des lezteren uͤber Bleiglaͤtte so lang kocht, bis diese vollkommen
weiß wird.
Durch diese vollkommene Saͤttigung des giftigen Bleioxides mittelst der
Phosphorsaͤure und Beimischung des neutralen phosphorsauren Kalkes ist man
sicher: a) sehr wohlfeile, durchscheinende, der
Gesundheit vollkommen unschaͤdliche, und, nach Belieben, mehr oder minder
schmelzbare Glasuren zu erzeugen, je nachdem man verschiedene Mengen von diesen beiden
phosphorsauren Verbindungen zu den sogenannten englischen Toͤpferwaaren
nimmt; b) durch Zusaz von schwefelsaurem Kalke zu der
vorigen Mischung eine undurchsichtige, weiße, sehr wohlfeile Glasur (Email)
fuͤr Fayence zu bilden. Dieses erdige Salz, (der Gyps), welches sich
uͤberall findet, zersezt das phosphorsaure Blei, waͤhrend die Glasur
schmilzt, nicht, indem das gebrannte schwefelsaure Blei mit dem phosphorsauren Kalke
sich in eine Schwefelverbindung umwandelt, was im ersten Falle nicht geschieht. Der
so gemeine schwefelsaure Kalk, welcher sich noch uͤberdieß in dem
Ruͤkstande der Bereitung des phosphorsauren Kalkes durch
Schwefelsaͤure befindet, biethet demnach das wohlfeilste Mittel dar, die
Stelle des Zinn-Oxides bei den undurchsichtigen und unschaͤdlichen
Fayence-Glasuren zu vertreten. Man kann gleichfalls alle diese Glasuren durch Zaffra
oder phosphorsaures Kupfer blau gefaͤrbt erhalten, oder gruͤn durch
lezteres und durch Eisen, oder rothbraun, durch Eisenoxid im Maximum der Oxidation,
oder braun und schwarz, durch Kupfer und Braunstein.
16tens, Das neueste Verfahren das Eisen zu bronziren und vollkommen gegen den Rost zu
sichern, besteht darin, auf das bereits bronzirte Metall mehrere Lagen
Nikel-Aufloͤsung in Salpeter-Kochsalzsaͤure aufzutragen, sie mit
warmen Wasser zu waschen, nachdem sie troken wurden, mit Wolfszaͤhnen zu
poliren, und mit Firniß zu uͤberdeken, um ihnen mehr Glanz zu geben. Man
zieht das gut vom Roste gereinigte Eisen durch Nikel, wie man das Kupfer mit dem
Korke vergoldet. Dieses Verfahren kann auch bei Jagdflinten und Musketen dienen42) .