Titel: | Fabrikmäßige Bereitung des Salmiaks, des Glauber-Salzes und des Riechsalzes in England . |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LIV., S. 329 |
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LIV.
Fabrikmäßige Bereitung des Salmiaks, des
Glauber-Salzes und des Riechsalzes in England Aus G. Broling's
Resa i England. Stokholm 1817. 8 III Deelen. p. 298, frei
uͤbersezt vom Hofkammerrath und Prof. Dr. Blumhof in
Gießen..
Fabrikmäßige Bereitung des Salmiaks, des Glauber- und
Riechsalzes.
Da der Salmiak (salzsaures Ammoniak) sowohl in der Heilkunde,
als auch in Kuͤnsten und Gewerben so manichfachen Nuzen gewaͤhrt, und
da sich die zur Bereitung erfoderlichen rohen Stoffe uͤberall in
hinreichender Menge finden, so habe ich geglaubt, daß die Beschreibung der Methode,
nach welcher man jezt in England diese Waare im Großen bereitet, nicht ohne Nuzen
seyn duͤrfte.
In den Apotheken wird der Salmiak zur Bereitung von caustischem Ammoniak, Eau de Luce, des kohlensauren und essigsauren Ammoniaks,
des Eisensalmiaks, des Riechsalzes etc. gebraucht. In Kuͤnsten und Handwerken
bedienen sich desselben die Kupfer- und Messingschlaͤger zu der
sichersten und dauerhaftesten Verzinnung. Optische und mathematische
Instrumentenmacher und andere Metallarbeiter brauchen ihn zum Loͤthen mit
Zinn. Außerdem dient der Salmiak zu manchen technischen und oͤkonomischen
Behufen, wie in Kattunfabriken, Faͤrbereien, Schnupftabaksfabriken, zum
Verkitten der Dampfmaschinen, zum Lichtziehen, in Feuerwerkereien etc.
Der Salmiak oder das salzsaure Ammoniak ist ein vollkommenes Neutralsalz, bestehend
aus Salzsaͤure in Verbindung mit Ammoniak. Er hat einen scharfen und
stechenden Geschmak, ohne daß darin die Saͤure oder das Alkali vorherrschend
waͤre; wird in 2,72 Theilen kalten und in gleichen Theilen kochend heissen
Wassers geloͤst. Er besteht, nach Berzelius, aus
50,86 Saͤure, 31,95 Ammoniak und 17,19 Wasser. Oder nach der neuesten Angabe aus gleichen Volumen wasserhaltigem
Salzsaͤuregas und Ammoniakgas. G. Berzelius Lehrbuch der Chemie, uͤbersezt von Bloͤde.
Bd. I. Abth. 2. S. 913. A. d. Ueb.
Der Salmiak ist unter den Namen Sal ammoniacum, armonicum,
ammonium etc. schon aus aͤlteren Zeiten her bekannt gewesen, wodurch
einige Schriftsteller veranlaßt wurden, den ersten Ursprung des Salmiaks von den
Sandfeldern der Umgebung des Jupiter Ammons Tempels in Lybien, welcher ehedem sehr
viel besucht wurde, herzuleiten, indem sie glaubten, daß er sich dort im Sande aus
dem Urin der Kameele erzeuge, wodurch er den Namen Ammons Salz erhalten habe. Einige
glauben, daß dieses Salz, welches ehemals aus Armenien kam, deßhalb Sal Armeniacum oder Armenianum genannt worden sey, und andere halten dafuͤr, daß es den
Namen Ammonium von Ammonia
im Cyrenaͤischen Lande, woselbst eine Menge desselben aus der Erde gesammelt
seyn soll, erhalten habe. Uebrigens ist die Veranlassung zu diesen Benennungen
ziemlich gleichguͤltig. Der erste zuverlaͤssige Bericht von der
Bereitung dieses Salzes in Aegypten hat zum Verfasser einen Jesuiten, P. Sicard, welcher in einem Briefe von Cairo, im Jahre 1716,
die Anfertigung dieses Salzes zu Damayer auf der Insel Delta kuͤrzlich
beschreibt. Ueber die aͤltere Geschichte des Salmiaks ist vorzuͤglich Beckmann's vortreffliches Werk:
„Beitrage zur Geschichte der Erfindungen,“ Bd. V.
Leipzig 1805. 8. S. 254. f. nachzulesen. A. d. Ueb.
Durch die Fuͤrsorge der koͤnigl. franzoͤsischen Akademie der
Wissenschaften wurde diese Sache noch mehr entwikelt, indem in den Memorien
fuͤr 1720 eine Nachricht des fraͤnz. Consuls Lemere in Cairo, mit Bemerkungen des juͤngeren Geoffroy uͤber die Eigenschaften und die
Zusammensezung des Salmiaks erschien. Mémoires de l´Acad. de Paris,
1720. p. 245, der Holland. Ausgabe: der Pariser: p. 191. A. d. Ueb. Diese Angaben wurden in der Folge durch den Englaͤnder Schaw bestaͤtigt Reisen. Leipzig 1765. 4. S. 416. A. d. Ueb. , dessen Reisen in die Barbarei und Levante im Jahre 1738 herauskamen.
Meines Wissens hat indeß Niemand eine ausfuͤhrliche Beschreibung von der
aͤgyptischen Methode der Salmiakbereitung geliefert, als unser
beruͤhmte Landsmann Hasselquist. Abhandl. der koͤnigl. schwed. Akad. 1751. S. 266. der Kestner'schen
Uebers. – Reise, S. 577. Vergl. Riebuhr's
Reisebeschreib. nach Arabien. 1. S. 153. Anmerk. d. Ueb. Aus dieser steht man, daß der Stoff, dessen man sich dazu bedient, bloß aus
dem Ruße besteht, welcher sich beim Verbrennen des Mistes von Pferden, Eseln,
Kameelen, Ochsen, Kuͤhen, Buͤffeln, Schaafen, Ziegen etc., die
saͤmmtlich von frischen salzartigen Pflanzen leben, als Salicornium, Mesembryanthemum und Chenopodium etc. sammelt. Es ist also sehr natuͤrlich, daß der Mist
von solchen Thieren, welche Stroh oder trokenes Gras fressen, weniger zwekdienlich
ist.
Daß man in Aegypten eine so ansehliche Menge dieses Russes haben kann, ruͤhrt
aus zwei Ursachen her: Erstlich ist dieses Land sehr holzarm, so daß die armen Leute
den Mist sehr sorgfaͤltig zu Brennmaterial sammeln, und dann braucht man
auch, wegen der wohlthaͤtigen Ueberschwemmung des Nils, diesen Stoff nicht
zur Duͤngung der Aeker zu verwenden.
Der gesammelte Ruß wird in Glaskolben von 2 Kannen Inhalt, und mit ganz kurzen
Haͤlsen von 2 zoͤlliger Oeffnung, gethan, jedoch werden diese Kolben
nicht bis an den Hals voll gefuͤllt. Vor dem Einfuͤllen
uͤberstreicht man sie mit sandvermengtem Thon, und sezt sie in das
Gewoͤlbe eines hiezu aufgemauerten Ofens, in welchem passende Loͤcher
fuͤr diese Kolben angebracht sind. Leztere stehen gewoͤhnlich in 5
Reihen, 10 in der Laͤnge und 5 in der Breite, mithin zusammen 50, die auch
zugleich abgewartet werden.
Im Anfange heizt man sehr vorsichtig, und zwar mit demselben Brennmaterial, wie
vorhin erwaͤhnt, und welches also bei seiner Verbrennung wieder einen neuen
Stoff zur Salmiakbereitung liefert. Nach und nach wird das Feuer verstaͤrkt,
und ganze 72 Stunden lang unterhalten. Der Salmiak sublimirt sich dann nach der Hand
im oberen Theile des Kolbens, und wenn die Operation beendigt ist, so werden die
Kolben zerschlagen, und man erhaͤlt ein Stuͤk Salmiak, welches
inwendig weiß, außerhalb schwarz, unten platt und oben nach dem Gefaͤße,
worin es sublimirt worden, geformt ist.
Chaptal hat vergleichende Versuche mit verbranntem Miste
von Pferden und Rindvieh aus der Gegend des mittellaͤndischen Meeres
angestellt, indeß erhielt er daraus nur im Winter Salmiak, weil das Vieh alsdann die
salzigen Pflanzen fressen mußte, die es im Sommer verschmaͤhte.
Baume, legte nachher die ersten Salmiakfabriken in Europa
an; er destillirte Ammoniak aus festen thierischen Theilen. Hiemit wurde die in der
Mutterlauge des Kochsalzes befindliche salzsaure Magnesia gefaͤllt, das Klare
abgedampft, getroknet und sublimirt.
In der Folge hat man an mehrern Orten zur Production dieser Handelswaare verschiedene
Wege eingeschlagen. In Holland soll Salmiak aus einem Gemenge von pulverisirten
Steinkohlen, Ruß, Thon, Salz und Wasser bereitet werden. Das Neueste und Nuͤzlichste der Chemie etc. XX. S. 218. 219. A. d.
Ueb. Hieraus macht man eine Menge Ziegel, welche getroknet. und in einen
besondern Ofen mit Knochen geschichtet, gebrannt werden. Der Rauch wird in
gewoͤlbte Behaͤlter geleitet, woselbst sich ein salmiakhaltiger Ruß
absezt, der dann durch Sublimation Salmiak gibt.
Leblanc und Dize in St. Denis
bei Paris haben mittelst der Mischung von Ammoniak und Salzsaͤure, beide in
Gasgestalt, Salmiak bereitet. Ersteres wurde durch Destillation aus animalischen
Stoffen, leztere aber aus Kochsalz mit Zusaz von Schwefelsaͤure entwikelt.
Journal de Physique. 1794. T. II. p. 134. A. d.
Ueb.
Nach Goͤttling's Methode wird zuerst schwefelsaures
Ammoniak bereitet. Dieses wird mit salzsaurem Natron zersezt. Das erzeugte
schwefelsaure Natron wird nachher durch Abduͤnstung und Kristallisirung von
dem Salmiak geschieden und der leztere endlich durch Sublimation gereinigt. F. A. F. Goͤttling, chemische Versuche
uͤber eine verbesserte Methode den Salmiak zu bereiten. Weimar 1782.
8. Anmerk. d. Ueb.
Gren empfiehlt, als am vortheilhaftesten, aus Kochsalz
und Alaun schwefelsaures Natron und salzsaure Thonerde zu bereiten. Diese leztere
wird mit Ammoniak von destilirtem Urin niedergeschlagen. Die Lauge wird zur Trokne abgedampft und
sublimirt. Crell's neueste Entdekungen in der Chemie, VII.
S. 19. A. d. Ueb.
ChaptalDie Chemie in ihrer Anwendung auf Kuͤnste und Handwerke. A. d. Franz.
von Hermbstaͤdt. Bd. II. S. 370. A. d. Ueb. schlaͤgt vor, aus thierischen Stoffen Ammoniak zu destilliren und
dieses Gas in eine Vorlage mit fluͤssiger Salzsaͤure stroͤmen
zu lassen, bis die Saͤure gesaͤttigt ist.
In Deutschland pflegt man Ammoniak aus Urin zu destilliren.Das Neueste und Nuͤzlichste der Chemie. etc. XX. S. 226. f, A. d.
Ueb. Hiemit faͤllt man eine Loͤsung von schwefelsaurem Eisenoxidul
(Eisenvitriol). In der k. k. pr. chemischen Fabrike zu Nußdorf bei Wien wird das von Urin
destillirte Ammonium mit Gyps (schwefelsaurem Kalk) behandelt und das
schwefelsaure Ammonium, wie das durch Zersezung des schwefelsauren Eisen
erhaltene, weiter auf Salmiak bearbeitet. Bei dem niederen Preis der
Schwefelsaͤure duͤrfte es sehr oͤkonomisch seyn, das
Ammonium, sowohl das aus Urin wie das aus der troknen Destillation
thierischer Stoffe gewonnene unmittelbar an dem Destillir-Apparat mit
Schwefelsaͤure zu verbinden. In Leimfabriken aus Knochen, wo die
Knochensubstanz durch Salzsaͤure abgeschieden wird, kann die
salzsaure Kalkerde zwekmaͤßig auf Salmiak verarbeitet werden. Man
laͤßt das Ammonium in den fluͤssigen salzsauren Kalk
streichen, versiedet das salzsaure Ammonium zur Kristallisation und
sublimirt die stark getroknete Kristalle. D. Das kohlensaure Eisenoxidul sinkt zu Boden, und die klar gewordene Lauge,
welche schwefelsaures Ammoniak ist, wird mit einer gewissen Portion Kochsalz
versezt, wobei die Stoffe durch eine doppelte Wahlverwandschaft ihre Bestandtheile
verwechseln; die Salzsaͤure verbindet sich mit dem Ammoniak und bildet
Salmiak. Das Natron vereinigt sich mit der Schwefelsaͤure, und bringt
schwefelsaures Natron (Glaubersalz) hervor. Beide Salze werden abgedampft und durch
Kristallisation und Sublimation geschieden.
Unter allen diesen Arten der Salmiakbereitung hat die leztere mit der in England
gebraͤuchlichen die meiste Aehnlichkeit, jedoch mit dem Unterschied, daß der
zulezt erwaͤhnte rohe Stoff schwerlich, wo nicht unmoͤglich, in
hinreichender Menge herbeizuschaffen seyn duͤrfte, da hingegen an demjenigen,
welchen man in England
braucht, naͤmlich Knochen von allen Thierarten, nicht leicht irgendwo Mangel
entstehen kann, wenn zum Sammeln derselben die noͤthigen Anstalten getroffen
werden. – In London allein sind sechs dergleichen Werke angelegt, wo die
Bereitung des Salmiaks aus folgenden Operationen besteht: 1) aus dem Sieden der
Knochen, 2) dem Destilliren zur Gewinnung von liquiden basisch kohlensaurem
Ammoniak; 3) aus dem Vermengen der Stoffe, und 4) aus dem Sublimiren des Salmiaks.
– Ich will diese Geschaͤfte nach derselben Ordnung, zugleich mit dem
Reinigen des Glaubersalzes und der Zubereitung des Riechsalzes beschreiben.
1. Das Knochensieden.
Um das in den Knochen enthaltene Fett abzusondern, muͤssen diese zuerst in
kleinere Stuͤke zerhauen werden; dieses geschieht mit einem Handbeil, dessen
Schneide nicht duͤnner geschliffen ist, als daß sie einen Winkel von 20 bis
30 Grad bildet. Diese Knochenstuͤke legt man in eine Siedepfanne (Tab. VI.
Fig. 1, 2.), die halb
voll Wasser gefuͤllt ist. Diese Pfanne ist etwa 6 Viertel-Ellen tief
und von gleich großem Durchmesser, auf gewoͤhnliche Weise eingemauert, und
mit einem Schornstein versehen. Oben auf der Pfannenmauer stehen zwei Buͤtten
zum Aufnehmen des auskochenden und oben auf schwimmenden Fettes, welches
abgeschaͤumt wird. Sobald die Knochen kein Fett mehr geben, werden sie mit
einem durchloͤcherten eisernen Kochloͤffel herausgenommen. Das Fett
wird wieder geschmolzen, nochmals abgeschaͤumt, durch ein Spahnsieb gesiebt
und an die Lichtgießer verkauft.
2. Das Destilliren der Knochen.
Von den Salmiakwerken, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, und welche zwar in der
Hauptsache einander gleich, aber in Hinsicht der Bauart, der Lage und Groͤße
der Pfannen etwas verschieden sind, will ich hier nur dasjenige beschreiben, welches
mir die bequemste Einrichtung zu haben schien, und nachher bei der von Hrn.
Apotheker Plagemann in Stokholm gemachten Anlage zum Muster gedient hat.
Das Gebaͤude selbst war von Stein, etwa 15 Ellen lang und im Lichten 12 Ellen
breit. (Tab. VI.
Fig. 2, 3.) An der einen Wand ist ein
etwa 4 Ellen hoher Ofen. Das Schuͤrloch des Ofens ist 18 Zoll hoch und 15
Zoll breit; das Aschenloch, etwa von gleicher Groͤße, liegt, wie es in
England allgemein gebraͤuchlich ist, unter dem Boden, mit einigen Tritten zu
demselben hinab. Diese Einrichtung ist in Hinsicht der Raum- und
Kostenersparung vorteilhaft, und verdient also da, wo es das Local erlaubt,
nachgeahmt zu werden.
Ueber einem gemeinschaftlichen Roste liegen drei Destillirpfannen von Gußeisen, und
werden also durch ein und dasselbe Feuer geheizt. (Fig. 3.) Die zwei
untersten liegen 1 1/2 Ellen von einander, und 1 Elle seitwaͤrts unter der
obern. Indeß hielt man die Lage dieser leztern beinahe fuͤr zu hoch. Der
Durchmesser einer solchen Pfanne betraͤgt ungefaͤhr 1 Fuß, und die
Laͤnge derselben von der Muͤndung bis zu dem etwas concaven Boden
gegen 2 1/2 Ellen. (Fig. 4.) Die obere Pfanne sollte ein wenig laͤnger als die andern
seyn. – Die Dekel der Pfannen sind mit Handgriffen versehen, und in die
Muͤndungen der Pfannen eingepaßt. Der Heizraum ist 2 1/2 Ellen lang, und quer
uͤber dem Rost 18 Zoll breit. Die Feuerstaͤtte wird oberhalb mit einem
18 Zoll hohen Gewoͤlbe von Baksteinen bedekt. Am Ende der Feuerstaͤtte
ist ein Loch, welches die Flammen nach den Pfannen leitet, auch gibt es in jeder
Wand 3 bis 4 dergleichen Loͤcher. Die Flamme streicht uͤber beide
Seitenpfannen, waͤhrend sie zugleich den untern Theil der obern Pfanne
waͤrmt, worauf sie zum Boden herunter und durch zwei an jeder Seite des Ofens
befindliche Schornsteine ausgeht.
Die Erfindung, drei Pfannen uͤber eine Feuerstaͤtte zu stellen, ist
recht artig und es wird dadurch auf mehrere Weise gespart.
Auf einem andern Werke waren 4 Destillirpfannen neben einander eingemauert, die noch
etwas groͤßer als die vorgedachten waren, woraus man schließen kann, daß die
Groͤße der Pfannen keine Hauptsache ist, sondern von dem Vermoͤgen des
Eigenthuͤmers, dem Locale und anderen Nebenumstaͤnden abhaͤngt.
Auf einem Werke waren diese bis 4 Ellen lang und von 6 Viertelellen Durchmesser.
Hier wurden 5 Tonnen oder Recipienten nach einander gebraucht, die durch ganz kurze,
3 Zoll weite bleierne Roͤhren mit einander verbunden waren.
Von den Destillirpfannen auf dem hier beschriebenen Werke treten gußeiserne
Roͤhren von 5 Zoll Durchmesser durch die Ofenmauer selbst hinauf (Fig. 4). Von
diesen gehen noch andere trichterfoͤrmige Roͤhren, ebenfalls von
Gußeisen, aus. Die uͤbrigen Theile der Roͤhren bestehen, 2 bis 3 Fuß
lang, aus Blei, und erstreken sich mit sehr wenig Neigung in verschiedenen
Richtungen durch die Waͤnde ins Freie hinaus, etwa 4 bis 6 Ellen lang (Fig. 2) in
Tonnen oder Recipienten, von denen die zunaͤchst den Roͤhren stehenden
von Blei gemacht sind.
Diese Bleitonnen sind 3 Ellen hoch und von 5 Viertelellen Durchmesser. Die
hoͤlzernen Faͤsser haben 4 Ellen Hoͤhe und in der Mitte 6 bis
7. Viertelellen Durchmesser. Indeß sagte man, daß diese bald mit andern von Blei
vertauscht werden muͤßten.
Eine von den Roͤhren aus einer der Knochen-Destillirpfannen, die ich am
beßten betrachten konnte, lief in den obern Boden einer Bleitonne herab, welche
durch 1 1/2 Fuß lange und 6 Zoll weite Bleiroͤhren mit zwei hoͤlzernen
Tonnen verbunden war.
In dem mittlern Theile der Tonne, welche am weitesten von der
Destillirpfannen-Roͤhre entfernt steht, befindet sich ein Loch von 2
Zoll Durchmesser, welches waͤhrend dem Destilliren offen bleibt. Durch dieses
Loch geht jedoch kein Ammoniak verloren; dagegen muß dasselbe, sobald die
Destillation beendigt ist, genau zugemacht werden; denn sonst wuͤrde die
dadurch hineintretende atmosphaͤrische Luft in Verbindung mit der
entzuͤndbaren Gasart, die noch in der Pfanne zuruͤk ist, eine
Explosion verursachen koͤnnen, falls die gekohlte Knochenmasse, wie es
zuweilen sich ereignet, selbst entzuͤndbar (pyrophore) seyn sollte. Wegen dieser Ursache soll auch beim Oeffnen der
Pfannen viele Vorsicht noͤthig seyn.
Gleich uͤber den Boͤden dieser 3 Tonnen befanden sich hoͤlzerne
Pfloͤke, unter denen eiserne Toͤpfe standen, um das jenige, was
waͤhrend der Destillation durch die Undichtigkeit des Zapfens
heraustraͤufeln koͤnnte, aufzunehmen.
Die Destillation geschieht auf folgende Weise: Die Destilirpfannen werden mit Knochen
angefuͤllt, wovon auf jede Pfanne etwa 3/4 Tonne geht. Weil die Arbeit
gewoͤhnlich Nacht und Tag fortdauert, so werden die Knochen ein- und
ausgeschaufelt, ohne das Abkuͤhlen der Pfannen abzuwarten. Der Pfannendekel wird eingeschoben,
mit gewoͤhnlichen sandigen Thon verkittet, und das Destilliren dauert 24
Stunden.
In den ersten 3 Stunden wird schwaches Feuer gegeben, dieses jedoch in den folgenden
18 Stunden allmaͤhlich bis zu dem hoͤchst noͤthigen Grade
verstaͤrkt, oder bis der Theil der Bleiroͤhre zunaͤchst der
Pfannen sich etwas abgekuͤhlt zeigt, worauf das Feuer in den lezten 3 Stunden
wieder nach und nach vermindert wird. – Da die oberste Destillirpfanne das
staͤrkste Feuer bekommt, so geht die Destillation in derselben einige Stunden
eher zu Ende, worauf indeß keine Ruͤksicht genommen, sondern dieselbe eben so
wie die uͤbrigen behandelt wird.
Bei dieser Destillation geht das basisch kohlensaure Ammoniak theils in liquider, mit
einer Menge schwarzbraunen brandigen Oels in die der Pfanne zunaͤchst
stehende Tonne uͤber; theils wird das erwaͤhnte Ammoniaksalz bei
seinem Durchgange durch die Roͤhre in concreter Form, als eine Kruste auf der
innern Flaͤche der Roͤhre abgesezt, welche sich bei jeder neuen
Destillation vermehrt, so daß die Roͤhre dann und wann weggenommen und
gereinigt werden muß. Wenn die Fluͤssigkeit in der Bleitonne bis zur
Communicationsroͤhre hinaufsteigt, so fließt das Oel in die zunaͤchst
liegende Tonne ab. Man braucht deßhalb mehrere Tonnen, damit kein Ammoniak verloren
gehe, und wenn die erfoderliche Quantitaͤt von fluͤssigem Ammoniak da
ist, so wird dieselbe abgezapft. Das Ammoniak, welches nicht zur Salmiakbereitung
gebraucht wird, kaufen die Apotheker; eben so wird das obenauf fließende brandige
Oel, welches waͤhrend der Destillation entsteht, in den Apotheken unter dem
Namen Oleum Cornu Cervi foetidum als Hausmittel
fuͤr den gemeinen Mann verkauft.
Die Knochen sind nach dem Ausschaufeln aus der Pfanne noch ganz schwarz, wenn sie
aber waͤhrend sie noch warm sind, in große Haufen gelegt werden, verbrennen
sie von selbst, werden weiß, und man benuzt sie als Knochenasche. Gegenwaͤrtig werden sie sorgfaͤltig als Kohle erhalten, und um
hohen Preis an die Zukerraffinerien abgegeben. Dieses sezt die Chemiker in
England in Stand, Salmiak und Ammonium um einen so geringen Preis
loszuschlagen, daß unsere deutsche Salmiakfabrikanten diesen
Geschaͤftszweig bald ganz aufgeben muͤssen. D.
Die Fluͤssigkeit
in den Tonnen ist fast jederzeit von gleicher Staͤrke, und enthaͤlt
gewoͤhnlich 1/3 ihres Gewichts basisch kohlensaures Ammoniak, mit brandigem
Oele verunreinigt.
Waͤhrend die Destillation fortgeht, beschaͤftigen sich die Arbeiter
mit
dem Vermischen der Stoffe zur Erhaltung von Salmiak und
Glaubersalz.
In einem mit Blei ausgefuͤtterten Mengekasten von Bohlen (Tab. VI., A.), welcher außen an der Wand der
Werkstaͤtte steht, 5 Ellen lang, 2 1/4 Ellen breit, und 7/4 Ellen tief, dabei
8 Zoll hoch vom Boden mit einem hoͤlzernen Zapfen versehen ist, der so stark
ist, daß man einen Eimer darauf haͤngen kann, – werden 24 bis 25
EimerEin solcher Eimer (bytta) ist 19 Zoll tief, 12
Zoll im obern Durchmesser, und unten etwas kleiner, und faßt etwa 6 Kannen
(Tab. VI. B). voll des in den Tonnen erhaltenen liquiden Ammoniaks und eben so viel Eimer
voll von der Mutterlauge aus den Wachsbingen eines benachbarten Eisenvitriolwerks,
geschuͤttet. – Bei der Vermischung entsteht einiges Aufbrausen,
obgleich nicht geruͤhrt wird, deßhalb, weil das Ammoniak mehr
Kohlensaͤure haͤlt, als das Eisenoxydul in der Vitriollauge zu binden
vermag, und nach dem diese Mischung 4 bis 5 Stunden gestanden hat, faͤllt das
kohlensaure Eisenoxydul zu Boden.
18 Eimer voll der vorgedachten Fluͤssigkeit, welche eine Verbindung von
Schwefelsaͤure und Ammoniak ist, werden abgezapft und in einen andern
Mengekasten (Tab. VI.
Fig. 2.)
geschuͤttet, der, ebenfalls unter freiem Himmel, dem erstern schief
gegenuͤber steht, und gleichfalls mit Bleiplatten ausgefuͤttert ist.
Die Laͤnge desselben betraͤgt 4 1/2 Ellen, die Breite 2 Ellen, und die
Tiefe 5/4 Ellen. Ungefaͤhr 6 Zoll uͤber dessen Boden geht eine
duͤnne bleierne Roͤhre aus diesem Behaͤlter durch die Wand in
die Werkstatt, deren Ende mit einem hoͤlzernen Zapfen verschlossen ist, so
daß man die Mischung abzapfen kann, ohne hinauszugehen. – Zu den
leztgedachten 18 Eimern, welche in diesen Behaͤlter geschuͤttet
wurden, werden jezt, nach Verhaͤltniß des schwefelsauren Ammoniakgehalts,
gewoͤhnlich 1 oder 1 1/2 Eimer Kochsalz gesetzt, und wohl umgeruͤhrt, damit es sich desto
besser aufloͤst. Darunter sezt sich etwas Eisenoxid, und es dauert selten
uͤber 2 Stunden bis das Kochsalz aufgeloͤst und die ganze Mischung zum
Abzapfen fertig ist.
Die also nunmehr aus Kochsalz und schwefelsaurem Ammoniak zusammengesezte Mischung
wird abgezapft und in eine bleierne Pfanne geschuͤttet, in welcher sie
gewaͤrmt und so lange eingekocht wird, als die Lauge keine Kristalle von
schwefelsaurem Natron absezt. Dieses Einkochen dauert 8 bis 12 Stunden, je nachdem
man Schnelligkeit und Waͤrme anwendet. – Jemehr die Aufloͤsung
jezt eingekocht wird, desto geschwinder geht das naͤchste Kochen, wie gleich
erwaͤhnt werden soll.
Die erwaͤhnte Bleipfanne (Tab. VI.
Fig. 5, 6, 7,) hat beinahe
1/4 Zoll Bleidike, etwa 3 1/2 Ellen Laͤnge, 6/4 Ellen Breite und etwas
weniger als 1 Elle Tiefe. Sie steht auf einer 2 bis 3 Zoll diken Eisenplatte, welche
auf der Pfannenmauer liegt. Ungefaͤhr 18 Zoll darunter befindet sich der Rost
und die Eisenplatte liegt unmittelbar uͤber der Feuerstaͤtte, welche
unter dem vordern Ende der Pfannen, 3/4 Ellen lang und 12 Zoll breit angebracht ist.
Die Klappe der Feuerstaͤtte hat Handgriffe, und ist von gleicher
Beschaffenheit wie die bei den Sublimirungsoͤfen gebraͤuchlichen
Klappen.
Ist das Einkochen so weit vorgeruͤkt, wie oben erwaͤhnt, so legt man
eine bleierne Roͤhre von der ersten Siedepfanne bis zur zweiten, welche
gleich darneben steht, und mit der ersten ganz gleiche Beschaffenheit hat,
ausgenommen, daß diese leztere ein bleiernes Rohr hat, welches vom Boden derselben
durch die Wand in einen im Freien liegenden bleiernen Behaͤlter tritt. (Tab. VI.
Fig. 2,
E.)
Die noch warme Fluͤssigkeit wird mit einer hoͤlzernen Schaale durch die
Rinne in die leere Siedepfanne gefuͤllt, ohne zu erkalten, und man braucht 2
Pfannen, um nur Zeit zu gewinnen.
In der zweiten Pfanne faͤngt das Salz fast augenbliklich an, zu Boden zu
fallen, und dieses Salz ist nichts anders als sogenanntes Glaubersalz, oder
Schwefelsaͤure in neutraler Verbindung mit Natron, welches hier Purgirsalz (Purgingsalt)
genannt wird, und dessen Raffinirung weiter unten vorkommt.
Man darf nicht vergessen, das Salz, sobald es anfaͤngt zu Boden zu fallen,
mittelst eines Besens vom vordern Ende der Pfanne dahin zu kehren, wo es dem
Schornstein zunaͤchst und weniger warm ist, weil sonst die Bleipfanne leicht
schmelzen kann. Sobald eine Menge Salz niedergefallen und gesammelt ist, wird es mit
einer eisernen Schaufel herausgenommen, und in einen auf der Pfannenmauer stehenden
Korb geschuͤttet. Diese Koͤrbe halten 18 bis 19 Zoll im Durchmesser, sind 14 Zoll tief,
und haben der Bequemlichkeit wegen 4 Handgriffe. (Tab. VI. C)
Man sagte mir, daß ein solcher Korb in Zeit von 4 bis 5 Stunden mit Glaubersalz
gefuͤllt werden koͤnne, worauf auch alsdann nichts mehr
niederfaͤllt. Gleichwohl wird mit dem Sieden noch 5 bis 6 Stunden
fortgefahren, je nachdem man das Feuer mehr oder minder achtsam regiert. –
Wenn sich endlich auf der Oberflaͤche eine Haut zu zeigen anfaͤngt,
dann ist die Loͤsung hinlaͤnglich concentrirt.
10 bis 12 Stunden, zuweilen etwas mehr, pflegen uͤberhaupt zu verfließen, bis
18 Eimer Fluͤssigkeit aus dem andern Mischungsbehaͤlter, mit ihrem
Zusaz von Kochsalz, eingesotten sind.
Diese Siedungen muͤssen gleichwohl mit vieler Vorsicht, und nicht mit zu
heftigem Feuer geschehen.
Die Salmiaklauge wird nun aus der leztern Pfanne in einem
Kuͤhlbehaͤlter (Cooler) von purem Blei,
der etwa 2 Ellen lang. 6/4 Ellen breit, und 3/4 Ellen tief ist, gezapft. Nach 4 oder
6 Stunden sezt sich der Salmiak als ein Gemenge auf dem Boden des
Kuͤhlbehaͤlters. Die uͤber demselben stehende klare
Fluͤssigkeit wird mit einem hoͤlzernen Schoͤpfer, der wie eine
Schoͤpfkelle gegen den Stiel zu vertieft ist, heraus, und zu weiterm
Versieden mit neuer Zumischung in die andere Bleipfanne geschoͤpft.
Damit nichts umkomme, so werden in einer von den bleiernen Pfannen 18 Eimer Wasser
gewaͤrmt, aber nicht gelocht, welche man auf den in den
Mischungsbehaͤltern, nach 3 bis 4maligem Zumischen noch uͤbrigen
Eisenocher schuͤttet, und solchen mit einem Besen wohl umruͤhrt. Weiterhin sezt man 4
Eimer fluͤssiges Ammoniak, und gegen 1 Eimer Kochsalz, aber kein
Vitriolwasser zu, worauf man die Mischung sich sezen laͤßt, und dann dieselbe
wie vorhin abzapft und einkocht. Auf diese Art wird aller Bodensaz zweimal
gewaschen, indeß darf man von dem Spuͤhlwasser keine so große Ausbeute als
von der ersten Mischung erwarten.
Das solchergestalt geschlaͤmmte Eisenoxid wird in Korbe geschaufelt, und
uͤber denselben Mischungsbehaͤlter, woraus es genommen ist, zum
Abtropfen gestellt. Nachdem es etwas getroknet hat, bringt man es in einem
Schiebkarren ins Freie, und verkauft es als eine wohlfeile Farbe zum Anstreichen der
Bretter, zum Zeichnen der Schaafe etc., zuweilen auch an die
Berlinerblaufabriken.
Der Bodensaz oder das Gemengsel von Salmiak, welches jezt noch im
Kuͤhlbehaͤlter zuruͤkgeblieben ist, wird mit einer
hoͤlzernen Schaufel herausgenommen, in Koͤrbe gethan, und einen ganzen
oder halben Tag lang zum Abtropfen uͤber den Behaͤlter gestellt,
worauf es in die gleich zu erwaͤhnenden Trokenoͤfen gebracht wird.
An der Seite der Destillirpfannenmauer befindet sich ein Trokenbehaͤlter F (Tab. VI
Fig. 2
3), welcher
durch den liegenden Theil des Schornsteins, der unter denselben tritt,
erwaͤrmt wird. Der Boden desselben besteht aus einem flachen großen Stein,
die Seiten aus gewoͤhnlichen Baksteinen. Die lange des Behaͤlters
betraͤgt 2 Ellen, dessen Breite 1 1/2 Ellen, und die Tiefe 3/4 Ellen.
– In diesen werden nun die Salmiaksfoͤrbe ausgeleert, und zu einer Art
von Vertroknung stehen gelassen.
Außer diesem leztgedachten befindet sich auf der Haube des Destillirofens noch ein
anderer Trokenofen G (Fig. 2, 3), 2 1/2 Ellen lang, 2
Ellen breit, und 1/2 Elle tief, von gewoͤhnlichen Baksteinen; auch gibt es in
der Seite des Ofens eine Art Trokenkiste H, 3 bis 3 1/2
Ellen lang, 1 Elle breit, und 3/4 Ellen hoch, welche zwei Oeffnungen hat,
naͤmlich eine im Dache der Ofenmauer von 1 Elle Laͤnge und 3/4 Ellen
Breite, und eine an der Vorderseite von 2 bis 3/4 Ellen ins Gevierte.
Nachdem der Salmiak in dem zuerst erwaͤhnten Oͤfen so lange getroknet hat, daß er
einigermaßen handthierlich wird, so wird er zuerst in den auf der Ofenhaube
befindlichen Trokenofen gebracht, und dann in den auf der Seite stehenden
Behaͤlter geschaufelt, damit er hier immer voͤllig troken liegen, und
von da nach Erfodern in die Kruͤge gefuͤllt werden kann. Die beiden
Oeffnungen werden mit hoͤlzernen Klappen verschlossen. Alle diese
Trokenraͤume werden durch die bestaͤndige Ofenwaͤrme
erwaͤrmt.
Kann man in der Nahe keine Mutterlauge von irgend einem Vitriolwerke haben, so
bedient man sich statt deren eine. Aufloͤsung von 1 Theil Eisenvitriol in 7
Theilen kalten Wassers.
4. Die Sublimirung des Salmiaks.
Die große Verschiedenheit, welche es in Hinsicht der Construction der Pfannen zur
Destillation des basisch kohlensauren Ammoniaks gibt, findet man auch in der
Einrichtung der Sublimiroͤfen zu Salmiak. Auf einem Werke sah ich einen
solchen Ofen, welcher 3 1/2 Ellen im Durchmesser, und 1 1/2 Ellen Hoͤhe
hatte, worin 21 Kapellen, naͤmlich 14 ringsherum und 7 in der Mitte, Raum
hatten. Bei demjenigen Werke hingegen, dessen Beschreibung ich hier gebe, war der
Ofen zum Sublimiren viel kleiner, und hatte bloß Raum fuͤr 7
Sublimirkruͤge, wie aus Fig. 8, 9, 10, 11 (Tab. VI.) naͤher zu ersehen ist. Das
Gebaͤude fuͤr diesen Sublimirofen ist rund, 1 1/2 Ellen hoch vom
Boden, oben von 3 Ellen Durchmesser und unten etwas weiter. Es hat 6
Heizloͤcher in gleicher Entfernung von einander, jedes mit einem 12 Zoll
vierkantigen Rost und Aschenfall, wie Fig. 10 zeigt. Die
Bedekung dieses Ofens wird durch eine aus vier Theilen zusammen gegossene
Eisenplatte gebildet. An der Peripherie derselben sind 6 runde Loͤcher, und
eins in der Mitte, zu eben so vielen gegossenen eisernen Kapellen. Die Lage
derselben ist so, daß jede Kapelle durch zwei an den Seiten befindliche
Heizloͤcher gewaͤrmt wird, wo die siebente Kapelle ihre Waͤrme
von allen Heizlochern mittelst dreier Loͤcher erhaͤlt.
Von den Heizloͤchern wird das Feuer nach einem zuerst niedergehenden, nachher
liegenden und zulezt aufrecht stehenden Schornstein geleitet, und zwar durch die in
den 3 Waͤnden befindlichen 3 Loͤcher von vier Zoll ins Gevierte.
Da der Zug wegen der so ungleichen Richtung des Schornsteins im Anfange des Heizens
sehr schwach ist, so hat man an den stehenden Schornstein ein Loch in K angebracht, welches zwischen durch mit einem Bakstein
gedekt wird, worin man eine angezuͤndete Hand voll Stroh stekt, wo dann
sogleich durch die Wirkung her verduͤnnten Luft ein Zug entsteht, und da
Steinkohlen bekanntlich vielen Ruß absezen, so bedient man sich dieses Auswegs, zum
Ausbrennen desselben, jedoch mit dem Unterschiede, daß das Stroh vor dem
Anzuͤnden in Knochenoͤl getaucht wird.
Statt der Klappen von Eisenblech mit Hospen, welche gewoͤhnlich vor den
Heizloͤchern gebraͤuchlich sind, waren hier vierkantige gußeiserne
Platten L (Tab. VI).
davor gestellt, die in der Mitte einen angegossenen Stiel von geschmiedetem Eisen
hatten, und da die Muͤndungen der Heizloͤcher pyramidalisch sind, so
kann der Zug durch das mehrere oder wenigere Einschieben dieser Platten nach
Erfodern moderirt werden.
Auch die eisernen Kapellen (Fig. 12. Tab. VI). sind auf verschiedenen Werken eben so
ungleich, als die Sublimirkruͤge eine ungleiche Groͤße haben. Die bei
diesem Werke gebraͤuchlichen eisernen Kapellen sind 18 Zoll tief und von 12
Zoll Durchmesser, oben mit einem Falz umgeben, auf welchem sie in der Eisenplatte
haͤngen.
Die Sublimirkruͤge werden von gewoͤhnlichem Toͤpferthon, 3/4
Zoll dik im Scherben, 16 Zoll tief und 10 Zoll weit gemacht. Man troknet solche sehr
vorsichtig wie Zukerformen, und brennt sie auf die gewoͤhnliche Art im
Toͤpferofen.
Zu diesen Kruͤgen werden passende, auf der untern Seite concave und in der
Mitte mit einem 3/4 Zoll weiten Loche versehene Dekel gemacht, welche inwendig mit
einer guten Glasur uͤberzogen sind. Diese Sublimirkruͤge
koͤnnen 2 bis 3 mal gebraucht werden, wenn man vorsichtig damit umgeht. Indes
springen sie oft waͤhrend der Operation, wo dann die Risse mittelst eines
Pinsels mit Kitt uͤberstrichen werden; damit kein Salmiak durchdringe.
Um nun diese Sublimirgefaͤße zu fuͤllen, wird der in der Trokenkiste
H aufbewahrte rohe Salmiak ausgeschaufelt, und man
fuͤllt damit die Kruͤge bis oben an den Rand voll. Der Dekel wird, wie die der
Destillirpfannen, mit sandgemengtem Thon verkittet.
Auf dem Boden der einen der obgedachten eisernen Kapellen thut man 2 Zoll hoch grob
zerstossene Beinasche, und sezt dann den Sublimirkrug vorsichtig hinein, so daß er
von den Seiten der ihn umgebenden Kapelle gleich weit absteht, und der Rand von
beiden gleich hoch ist, worauf der Zwischenraum mit Beinasche ausgefuͤllt
wird. Der Dekel selbst liegt also uͤber der Kapelle; weil aber auch diese mit
Beinasche bedekt werden muß, so bedient man sich zum Festhalten desselben eines 7
bis 8 Zoll hohen Cylinders von starkem Schwarzblech (M, Tab. VI). Beim Einstampfen der Beinasche stekt der Arbeiter in das Loch
des Krugdekels einen kegelfoͤrmigen hoͤlzernen Pflok, damit keine
Beinasche in den Krug falle, und bilder dasselbe mit dem Finger so lange, bis es das
Ansehen von Fig.
12. erhaͤlt.
Auch die Eisenplatte selbst wird mit Beinasche bedekt, theils um die kalte Luft
abzuhalten, theils um diese Asche zum allenfalsigen Gebrauch waͤhrend der
Operation vorraͤthig zu haben.
Nachdem alle 7 Kruͤge auf diese Art gefuͤllt sind, faͤngt man
an, die Kapellen gelinde zu heizen, und verstaͤrkt dann allmaͤhlig den
Grad des Feuers bis aufs Hoͤchste, womit so lange fortgefahren wird, als noch
wasserhaltiger Dampf aus den in dem Dekel befindlichen Loͤchern aufsteigt,
welches meistens 10 bis 12 Stunden zu dauern pflegt. Wenn dieser Rauch weiß wird,
und die Loͤcher in den Dekel der Sublimirkruͤge sich mit Salmiak
fuͤllen, dann werden sie mit ein wenig Thon verstrichen, und es wird etwa 24
Stunden lang mittelmaͤßige Hize gegeben. In den folgenden 12 Stunden wird der
Grad der Hize immer mehr der mindert, die Cylinder nebst der Beinasche werden
weggenommen und die Kruͤge in den Kapellen ein wenig geluͤftet.
Waͤhrend der lezten sechs Stunden laͤßt man das Feuer ganz ausgehen
und alle Zuͤge zustopfen.
Nach etwa 48 Stunden, vom Einsezen der Kruͤge an gerechnet, pflegt
gemeiniglich das ganze Sublimirungsgeschaͤft beendigt zu seyn, und der
Salmiak findet sich alsdann in großen Klumpen, wie Fett, im Dekel der Kruͤge
festsizend, welche leztere sanft abgeklopft und auf ein Brett gestellt werden, wo
sich die Klumpen beim Erkalten loͤsen und abfallen.
Dieses Sublimirgeschaͤft haͤlt man uͤberhaupt wegen der beim
Regieren des Feuers erfoderlichen Uebung und Achtsamkeit, fuͤr sehr
beschwerlich, woher es auch kommt, daß bei derselben Menge der Materialien das
Gewicht des producirten Salmiaks 10 bis 20 Pfund differiren kann. Gewoͤhnlich
liefern alle 7 Kruͤge zusammen 55 bis 60 Pfund, und fuͤr jedes
uͤberschießende Pfund erhaͤlt der Arbeiter ein angemessenes
Trinkgeld.
Glaubersalz. (Schwefelsaures Natron).
Dieses Neutralsalz, welches nicht bloß in den Apotheken als ein abfuͤhrendes
Mittel, sondern auch zur Bereitung der kristallisirten Soda, und ganz neuerlich in
Deutschland mit Vortheil zur Glasfabrikation angewendet wird, findet sich sehr
haͤufig in Mineralquellen, in der Asche verschiedener Pflanzen, als Tamarix gallica etc., wird
aber besonders aus der Mutterlauge auf verschiedenen Salzwerken gewonnen.
Es wurde zuerst von Glauber entdekt, von welchem es auch
den Namen hat, und vormals Sal mirabile Glauberi
(Glaubers Wundersalz) genannt wurde. Es besteht, nach Berzelius, aus 22,31 Theilen
Schwefelsaͤure, 20,39 Theilen Natron und 56,8 Theilen Kristallwasser. Sein
Geschmak ist kuͤhlend und bitter; es schießt in lange, klare, platte Prismen
an, schmelzt in seinem eigenen Kristallwasser, und zerfaͤllt an der freien
Luft zu Pulver. Wenn dieses Pulver mit kaltem Wasser uͤbergossen wird, so
entsteht Waͤrme, wogegen das kristallisirte Salz mit dem Wasser Kaͤlte
hervorbringt.
Schwefelsaures Natron erhaͤlt man auch bei der Bereitung verschiedener
Praͤparats als ein Nebenproduct, wie z.B. bei dem obengedachten Salmiakwerke,
und bei der Destillation der Salzsaͤure aus Kochsalz mittelst
Schwefelsaͤure.
Nachdem das obenerwaͤhnte rohe Glaubersalz waͤhrend dem Sieden aus der
Bleipfanne gethan und in die Koͤrbe geschaufelt worden, wird es in einen
andern Raum gebracht, woselbst ebenfalls zwei Abduͤnstungspfannen von Blei
stehen, die den vorhin beschriebenen (Fig. 5, 6, 7, Tab. VI) ganz gleich sind, nur daß diese 7/4 Ellen
tief sind, und unten am Boden hervorstehende außen mit hoͤlzernen
Pfloͤken verstopfte Bleiroͤhren haben.
In eine dieser Bleipfannen schuͤttet man des Abends 10 Eimer Wasser, welches
nicht aufgekocht, sondern nur so warm gemacht wird, daß man kaum die Hand darein halten kann. Hierauf
werden 15 Eimer rohes Glaubersalz hineingeschuͤttet, und das specifische
Gewicht desselben gepruͤft, wovon weiter unten.
Nachdem das rohe Salz in dem warmen Wasser mittelst Umruͤhren
aufgeloͤst worden, nimmt man das Feuer vom Roste weg, und schließt die
Ofenthuͤr zu, worauf die Aufloͤsung, welche sich uͤber Nacht
warm erhaͤlt, bis zum andern Morgen in der Pfanne gelassen wird,
waͤhrend der Bodensaz vom Eisenocher sich auf dem Boden der Siedepfanne sezt,
daselbst unter 3 bis 4 Siedungen stehen gelassen, nachher aber abgeschlaͤmmt
und endlich, wie oben gesagt, ins Freie gebracht wird.
Die Aufloͤsung, welche sich am naͤchsten Morgen klar befindet, wird
abgezapft und in einen vierekigen bleiernen Behaͤlter (Cooler), von 6 Viertel-Ellen Breite, 3
1/2 Ellen Laͤnge und 1 Elle Tiefe geschuͤttet. Hierin laͤßt man
die Aufloͤsung ein bis zweimal 24 Stunden unangeruͤhrt stehen, wo das
Salz anschießt, aber noch braun und unrein ist, weßhalb dieser Anschuß Blacklead
genannt wird.
Dieser an sich ungereimte Name entstand vermuthlich daher, daß das Salz noch sehr
unrein ist. – Die uͤber demselben stehende Fluͤssigkeit wird
wieder in die Siedepfanne gebracht, um solche mit frischem Salze erwaͤrmen
und anschießen zu lassen.
Das vorhin erwaͤhnte Wagen zur Bestimmung des Salzgehalts in Wasser, ist zur
Bequemlichkeit der Arbeiter eingerichtet, und es verhaͤlt sich damit also:
Die Wage ist ein gewoͤhnlicher Wagebalken, von 10 Zoll Laͤnge, welcher
am einen Ende mit einem Haken, woran eine glaͤserne Flasche haͤngt,
versehen ist. Am andern Ende desselben ist eine 3 Zoll ins Gevierte, große, und mit
der Glasflasche gleich schwere bleierne Schaale befestigt. Die Gewichte bestehen aus
3 Bleistuͤken. Das groͤßte waͤgt 1 1/2, das folgende 1 und das
kleinste 1/2 Unze. Glaubt der Arbeiter, daß sich rohes Salz aufgeloͤst habe,
so fuͤllt er die Flasche mit der Aufloͤsung, welche, wenn sie
hinlaͤnglich stark ist, gegen 2 Unzen waͤgen muß; im Gegentheil wird
mehr Salz aufgeloͤst u.s.w.
Auf diese Weise wird fortgefahren, bis das ganze zu dieser ersten
Blacklead-Operation gehoͤrige Salzquantum aufgeloͤst ist.
Raffinirung des Glaubersalzes.
Das auf dem Boden des vorgedachten Blacklead-Kuͤhlbehaͤlters
angeschossene braune und unreine Glaubersalz wird in Koͤrbe gethan und in der
zweiten Siedepfanne aufgeloͤst, wobei es ganz auf die vorige Weise zugebt,
nur mit dem Unterschiede, daß keine so große Menge von Salz zugesezt, das Feuer
unter der Pfanne nicht weggenommen wird, und die Thuͤre des Rosts
uͤber Nacht offen steht, um die Solution am andern Morgen noch desto
waͤrmer zu haben. Die Probeflasche muß also jezt nicht uͤber 1 1/2
Unzen waͤgen.
Bei dieser Aufloͤsung sezt sich auch jezt etwas Eisenocher zu Boden. Die
Aufloͤsung wird in einen gleich beschaffenen Kuͤhlbehaͤlter
abgezapft, bleibt darin 24 Stunden stehen, worauf das nun angeschossene Salz etwas
reiner wird, und den Namen Second Lead
erhaͤlt.
10 bis 12 Koͤrbe voll des bei der vorigen Operation erhaltenen Salzes werden
nun zum drittenmal, wie vorhin, aufgeloͤst, gewaͤrmt, gewogen und in
einem Kuͤhlbehaͤlter von 2 Ellen ins Gevierte und 12 Zoll Tiefe
abgezapft, wo es anschießt und jezt, als ziemlich rein, White-Lead genannt wird.
Weil aber dieses Salz noch nicht vollkommen rein ist, so wird die Aufloͤsung
noch einmal mit Zusaz von 2 Handvoll Kalk in der Siedepfanne wiederholt, und bleibt
nach dem Umruͤhren mit dem uͤbrigen uͤber Nacht stehen. Der
Kalk verbindet sich mit der das Eisen begleitenden Schwefelsaͤure, und
faͤllt nebst dem Eisenocher zu Boden; die braune Farbe, welche diesem Salze
sonst so hartnaͤkig beiwohnt, verschwindet. Die Aufloͤsung wird in
einen der kleinern Kuͤhlbehaͤlter zum Anschiessen gelassen, und das
Salz wird nun voͤllig rein.
Will man jedoch dasselbe vollkommen weiß haben, so muß diese Operation noch einmal
mit Zusaz von einer Hanvoll Kalk erneuert werden, worauf das Salz alsdann nach dem
Anschiessen den Namen raffinirtes Glaubersalz
erhaͤlt.
Die Kunst, dieses Salz in kleinen, feinen Kristallen zu erhalten, ist sehr einfach
und besteht darin, daß man den Behaͤlter nach dem lezten Anschießen mit einem
Rechen durchzieht, wodurch die Bildung groͤßerer Kristalle verhindert
wird.
Die ganze Raffinirung gruͤndet sich darauf, zuerst durch wiederholte
Loͤsungen im warmen Wasser und durch die darauf folgende Ruhe die Salzlauge
vor der Kristallisation das Eisenoxid absezen zu lassen, und zulezt den geringsten
Ruͤkstand davon mit Kalk niederzuschlagen, auch bei den Abzapfungen genau zu
beobachten, daß die Lauge klar und frei vom Bodensaze rinnt.
Ausser den obengedachten drei, in England sehr bedeutenden Fabrikaten
beschaͤftigt man sich bei diesen Werken mit der Bereitung von
Riechsalz (Smell-Salt)
basisch kohlensaurem Ammoniak.
Dieses Ammoniaksalz wird in einem vierekigen Destillirofen (Tab. VI.
Fig. 13)
uͤbergetrieben. Eine Sublimirpfanne N von
Gußeisen, 1 Elle lang und 14 Zoll im Durchmesser, liegt unbedekt quer uͤber
dem Roste, und hat bloß eine Oeffnung, worin eine Roͤhre tritt, die
zunaͤchst der Pfanne aus Eisen und nach, her aus Blei besteht, im Ganzen 1
Elle lang ist und 8 Zoll im Durchmesser hat. Das andere Ende der Roͤhre geht
in einem Recipienten O von Blei, 2 Ellen hoch und 3/4
Ellen im Durchmesser. Das obere Ende wird von einem fest lutirten Dekel bedekt,
welcher die Beschaffenheit eines Schachteldekels hat. Ungefaͤhr 1/2 Elle vom
Boden des Recipienten ist ein kleines 1/4 zoͤlliges Loch a zur Ableitung des Dunstes angebracht, welches
waͤhrend der ganzen Operation mit einem hoͤlzernen Pflok offen
gehalten wird, indem es sich sonst bald fuͤllen wuͤrde.
Die Roststabe sind 3/4 Ellen lang und das Schuͤrloch 1/2 Elle breit. Der
Heizraum ist unter der ganzen Pfanne offen. 40 Pfund auf der Haube dieses kleinen
Ofens getroknete gemalne Kreide wird durch Umruͤhren mit 40 Pfund troknen,
fein zerstossenen rohen Salmiak, so wie er aus der Trokenkiste im
Knochendestillirofen gewonnen wird, vermengt. Das Mengen geschieht so geschwind als
moͤglich, und die Masse wird durch das Loch der Roͤhre mittelst eines
hoͤlzernen Spatens in die Sublimirpfanne gebracht: darnach wird die Masse,
nachdem solche einigermassen gleichfoͤrmig ausgebreitet worden, mit 10 Pfund
trokner Kreide bedekt.
Die Roͤhre wird nun an der Pfanne und dem Recipienten festgekittet, und unter der
Pfanne ein allmaͤlig verstaͤrktes 30 bis 36 stuͤndiges Feuer
unterhalten, worauf man solche in 3 Stunden abkuͤhlen laͤßt. –
Der Dekel des Recipienten wird sanft abgeklopft und das Riechsalz herausgenommen.
Diese Arbeit geht Nacht und Tag fort, bis das noͤthige Quantum gewonnen
ist.
Dieses Salz muß jedoch noch weiter raffinirt werden, zu welchem Ende eine eiserne
Pfanne, P, mit flachem Boden (Tab. VI.
Fig. 14) von
8 Zoll Tiefe und 6 Zoll Durchmesser gebraucht wird: in diese legt man einen
Sublimirungskolben R, welcher 6 Viertelellen lang ist,
und in seiner groͤßten Weite 12 Zoll hat. Dieser Kolben, welcher eine
Oeffnung von 4 Zoll hat, wird umgekehrt in die Pfanne, und zwar 1/2 Zoll tiefer als
der obere Rand der Pfanne, gestellt, so daß das Glas die Oeffnung der Pfanne ganz
ausfuͤllt, und ausserdem mit Thon verklebt.
Um die Waͤrme waͤhrend der Arbeit besser zu conserviren, umwikelt man
den Sublimirungskolben mit 3 bis 4 Bogen Papier, und damit derselbe nicht aus seiner
Lage verruͤkt werde, so wird er von einer an der Deke der Werkstaͤtte
oder am Schornstein befestigten duͤnnen Schnur festgehalten (Tab. VI.
Fig. 3).
Die Pfanne steht auf einer 1/2 Zoll diken Eisenplatte und wird durch den vorhin
erwaͤhnten liegenden Schornstein erhizt. Sie erhaͤlt dadurch alle
Waͤrme, welche zu dieser Operation erfoderlich ist, wird aber niemals
waͤrmer, als daß man die Hand an die Pfanne halten kann. – Rings um
die Pfanne wird Beinasche aufgehaͤuft, um die aͤußere kalte Luft
abzuhalten.
Von dem bei der vorigen Operation erhaltenen Riechsalze werden 5 Pfund in die Pfanne
gethan, das Glas aufgesezt und verlutirt; die Pfanne kommt auf ihre Platte zu
stehen, und nach Verlauf von 12 Stunden hat sich das Salz ganz weiß im Glase
sublimirt. Hiemit wird fortgefahren, bis man 50 bis 60 Pfund Riechsalz gewonnen hat,
welche das gewoͤhnliche Quantum zu seyn pflegt, das man auf einmal macht, wo
das Glas zersprengt und das Salz herausgenommen wird.
Was in der Pfanne zuruͤkbleibt, ist eine fluͤssige braune Materie, welche in Flaschen
verkauft, von den Arbeitern Hirschhorn (Hartshorn)
genannt wird, und sehr stark riecht.
Das weiße trokne Salz wird unter dem Namen Smellsalt
(Riechsalz) in Riechflaschen etc. etc., so wie auch zum Apothekerbedarf unter dem
Namen Alcali ammoniacum siccum verkauft.