Titel: | Ueber künstliche Waldanlage. Von Karl Fyshe Palmer, Esqu. M. P. zu Wokingham, Berks. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. LII., S. 415 |
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LII.
Ueber künstliche Waldanlage. Von Karl Fyshe Palmer, Esqu. M. P. zu Wokingham, Berks.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce. Im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXLII. Julius 1822. S. 98. Frei im Auszuge uͤbersezt.
Mit Abbildungen auf Tab. VII.
Herr Palmer erhielt fuͤr diese Mittheilung die große goldene Medaille.
Palmer über künstliche Waldanlage.
Auf 280 AcresEin Acre ist
1125 Wiener □ Klafter. A. d. Ueb. so schlechten Heiden
Landes, daß dasselbe nimmermehr die Kosten der Urbarmachung getragen haben
wuͤrde, pflanzte Hr. Palmer in den Kirchspielen
Wokingham und Finchampstead Berks 556,400 schottische Foͤhren (Pinus sylvestris)In
ganz England ist keine wildwachsende Foͤhre, nur in Schottland; und
auch dort kommt keine Fichte und keine Tanne vor. A. d. Ueb.
110,000 norwegische Fichten, (Pinus Abies Linn.) 68,700
Lerchen, 66,200 Weiden, 48,000 weiße Ahorne (Acer
Pseudo-Platanus) 30,200 Eichen, 3,200 Eschen, 700 Birken, 20
Kastanien, in Allem 883,420 Baͤume, deren guten Stand eine Menge Kommissionen
und Zeugen beurkunden, deren Zeugnisse wir hier weglassen. Er verfuhr bei dieser
Forst-Anlage auf folgende Weise.
Statt des gewoͤhnlichen Doppelpfluges zum Aufreißen des Landes bediente er
sich, da bald an dem einen bald an dem anderen Pfluge etwas fehlte, und die Arbeit
dadurch aufgehalten
wurde, eines anderen, wodurch der vierte Theil an Arbeit und Auslage erspart, und
mit der Haͤlfte von Pferden eben so viel als im Jahre vorher umgerissen
werden konnte.
Er suchte vor allem die Oberflaͤche des Bodens von dem Heide-Unkraute
zu reinigen, und den Grund unter demselben so aufzulokern, daß er zur Aufnahme der
zarten Wurzelfasern geschikt ward, und diese sich so lang frei in demselben
verbreiten konnten, bis die Baͤumchen groß und stark genug wurden, um mit
ihrer Pfahl-Wurzel tiefer in die Erde einzudringen.
Er ließ in dieser Hinsicht eine dreiekige Reißschar von 2 Fuß Breite verfertigen, und
an der Spize, und an den Seiten mit dem besten und haͤrtesten Eisen versehen,
das Herr Galloway zu Holbourn zu liefern vermochte. An dieser Reißschar ließ er zwei
Streichbretter, Deichsel und Pflugstuͤrze eines gemeinen Pfluges befestigen,
und reinigte auf diese Weise mittelst vier vorgespannter Pferde die
Oberflaͤche von dem Heide-Unkraut mit Leichtigkeit und Schnelligkeit,
indem er bei jedem Striche 2 Fuß breit reines Land erhielt.
Um nun den so gereinigten Boden in der Tiefe aufzulokern, von den verstrikten Wurzeln
des Unkrautes zu befreien, und zur Aufnahme der Baͤumchen geschikt zu machen,
bediente er sich eines sehr starken Pfluges, ohne alle Streichbretter mit einem 15
Zoll langen Haupte, an welches er eine sehr starke, mit 8 Zoll breiten
Fluͤgeln versehene, Pflugschar anpaßte. Mit Huͤlfe von 6 vorgespannten
Aker-Pferden drang er mit diesem Pfluge 15 Zoll tief in die Erde, und lokerte
den Grund durch und durch langsam und regelmaͤßig auf. Als Beweis, daß er auf
diese Weise den Boden gehoͤrig vorbereitete, bemerkt er, daß er bloß solche
Baͤumchen in denselben pflanzte, von welchen das Tausend bei den
Baumhaͤndlern um 18 PfennigeD.i. I 1/2
Shilling oder II 1/4 Grosch. saͤchs. – Zu solcher Wohlfeilheit haben
es unsere Gaͤrtner auf dem festen Lande noch nicht gebracht, obgleich
bei uns alles 3–4 mal wohlfeiler ist, als in England. A. d.
Ueb. verkauft wird.
Durch dieses Verfahren gewann er den Vortheil, 1tens die Baͤumchen, wo einer ausblieb, alsogleich nachpflanzen zu
koͤnnen. 2tens gegen Feuer, bei dem
gewoͤhnlichen Abbrennen der Heiden, wodurch man in England so oft Schaden
erleidet, gesichert zu seyn.
Die Reihen, in welchen die Baͤumchen gepflanzt sind, stehen fuͤnf Fuß,
und die Baͤumchen selbst in jeder Reihe drei Fuß von einander.
Hr. Palmer hat seine Reißschar und den Pflug der
Gesellschaft in Natura mitgetheilt, und die hier beigefuͤgten Zeichnungen
sind in verjuͤngtem Maßstabe zu einem halben Zoll auf einen Fuß
entworfen.
Die Reißschar besteht aus folgenden Theilen, und zwar das hoͤlzerne
Geruͤst an derselben Fig. 23, Tab. VII. aus
der Deichsel und den Pflugstuͤrzen (die hier, von oben angesehen, durch
punktirte Linien (aa die Stuͤrzen, b die Deichsel) angedeutet sind,) und aus den zwei
Streichbrettern cc, die zwei Fuß drei Zoll lang,
neun Zoll breit, und zwei Zoll dik sind: die unteren Kanten und die Spizen sind mit
Eisen beschlagen. Die Pferde (4 bis 6) werden unmittelbar uͤber den Spizen
der Streichbretter angespannt. Die Schar selbst, Fig. 24, besteht aus
einer flachen Eisenplatte dd, welche
ungefaͤhr drei Achtel Zoll dik, und an ihren schneidenden Kanten, welche
besonders aufgeschraubt sind, besonders gehaͤrtet sind. Diese Schar wird an
das hoͤlzerne Geruͤst mittelst vier Schrauben-Bolzen befestigt,
wovon zwei durch jedes Streichbrett laufen, und dasselbe bei ee befestigen, die zwei anderen aber durch die
Deichsel gehen, an ihrem unteren Ende sich hakenfoͤrmig enden (siehe Fig. 25), mit
diesen Haken in die
beiden Augen ff eingreifen, und hierauf mittelst
der Schraubenniete fest angezogen werden. gg
stellt in Fig.
23 und 26 ein Stuͤk Holz dar, welches zwischen den Streichbrettern und
unmittelbar auf der Schar liegt: dasselbe hat unten zwei Einschnitte, um den Haken
die Verbindung mit den Augen zu gestatten, und ist an den Streichbrettern mittelst
zwei eiserner Stangen (wovon man das untere Ende bei h,
Fig. 26
sieht) befestigt, und mit der Deichsel und dem Pflugstuͤrzen verbunden. Mit
dieser Reißschare wurde der harte Boden gereinigt: auf leichterem Boden wurde ein
anderes Instrument angewandt, das, in Bezug auf sein hoͤlzernes Gestell,
nicht wesentlich verschieden, nur etwas leichter war. Daran wird, beinahe auf die
oben Fig. 23
angezeigte Weise, eine Schar, von der in Fig. 28 dargestellten
Form, angebracht, an welcher die vorderen und die Seiten-Kanten schneidend
sind. Um zu verhindern, daß die Schar nicht zu tief in die Erde einsinkt, oder mit
dem losen Boden verlegt wird, ist vor demselben ein krummes Stuͤk Holz
angebracht, i in Fig. 27, eilf Zoll lang,
und drei breit, welches an einem Stiele befestigt ist, der durch ein Loch in der
Deichsel laͤuft, wodurch zugleich die Hoͤhe und Tiefe desselben nach
Belieben gestellt werden kann. Die schraffirten Theile in Fig. 27 zeigen, wie hoch
die Streichbretter mit Eisen beschlagen sind.
Der Pflug, mit welchem nach vorhergegangener Reinigung der Oberflaͤche die
Erde in betraͤchtlicher Tiefe aufgelokert wird, besteht aus einer starken
Deichsel k, Fig. 29, und aus den
Pflugstuͤrzen 1; erstere hat an ihrem unteren Ende sechs Quadratzoll im
Gevierte, und ist zwischen den Stuͤken m, m, m,
die, so weit die Schraffirung geht, mit Eisen beschlagen, und durchaus zwei Zoll
stark sind, befestigt. Vor diesen Stuͤken m, m,
m, geht ein Sech o, und ein Streicher n voraus. An der unteren Seite der Stuͤke m, m, m, oder des Pflugkastens ist die Pflugschar, Fig. 30 befestigt, welche
aus einer Eisenstange, zwei Zoll breit, ein Zoll hoch, besteht, und an einer Seite
zwei Fluͤgel an der andern einen angeschraubt hat, die an ihrer
aͤussern Kante schneidend, an der innern ungefaͤhr ein viertel Zoll
stark sind. Die Schleife p dient bloß zur Befestigung
derselben an dem Holze. Die Vorlegewage wird an dem eisernen Zapfen q befestigt, und die Deichsel, wie gewoͤhnlich,
von zwei Raͤdern getragen.