Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XLVIII., S. 378 |
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XLVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Verschiedene Kitte. Von Hrn. Th. Gill. (Aus dessen technical Repository. Mai 1822. S. 373.) Yate's wasserdichter Leim oder Kitt.
Man nehme 8 Loth von dem beßten irlaͤndischen
Tischlerleime, und vier Loth Fischleim, loͤse beide bei maͤßigem Feuer
in neuem (nicht alten) englischen Oel (Weizenbiere) in einem gewoͤhnlichen
Leimtopfe auf, so, daß sie die Konsistenz von starkem Leime erhalten; seze sodann
drei Loth gut gekochtes Leinoͤl nach und nach zu, und menge alles durch
fleißiges Umruͤhren gehoͤrig unter einander. Will man den Leim noch
staͤrker haben, so kann man noch mehr Fischleim zusezen.
Dieser Leim oder Kitt laͤßt sich nicht bloß zum Leimen aller Arten von
Holzgeraͤthe, sondern auch zum Kitten aller Arten von irdenen Waaren, von
Porzellan und Glas gebrauchen, wenn die Theile gehoͤrig aneinander
gedruͤkt werden koͤnnen: auch muß ihnen hinlaͤngliche Zeit
gelassen werden, damit sie sich sezen moͤgen.
Wenn dieser Kitt kalt, und in Kuchen geformt wird, sieht er beinahe aus wie Kautschuk
oder elastischer Gummi, und ist auch, wie dieser, elastisch. Er kann, so oft man
seiner bedarf, mittelst gelinder Waͤrme in einem reinen eisernen oder
glasirten Gefaͤße aufgeloͤst werden, in welches man vorher etwas
frisches Bier gegossen hat, um das Anbrennen desselben am Boden des Gefaͤßes
zu hindern, um ihm sodann die zum Gebrauche noͤthige Konsistenz zu geben,
darf man nur etwas mehr Bier zusezen. Um Leder, Geschirre, Riemen an Maschinen etc.
zusammenzukitten, richte man die zu verbindenden Stuͤke so, als ob sie
zusammengenaͤht werden sollten, her; trage den Kitt heiß auf; lege, wenn dieß
geschehen ist, ein Gewicht auf die gekittete Stelle, und lasse dieses sechs Stunden
lang liegen, ehe man die gekitteten Stuͤke gebraucht: die Enden werden
beinahe so fest aneinander halten, als wenn sie aus einem Stuͤke Leder
bestuͤnden. Wenn man etwas Werk zu dieser Mischung mengt, so gibt dieß einen
herrlichen Kitt zum Verstopfen der Leke etc. an Faͤßern. Der Verfasser
erhielt dieses Recept von Hrn. H. Yates im Jahr 1811.
Leim- und Harz-Kitt.
Zwei Theile Leim und ein Theil Harz werden zusammengeschmolzen, und dieser Mischung
wird eine hinlaͤngliche Menge rothen Ochers zugesezt, um die Masse zu
faͤrben. Man bedient sich dieses Kittes, um Wezsteine in ihr
hoͤlzernes Gehaͤuse einzusezen, und es scheint, daß man denselben auch
zu mehreren anderen Zweken brauchen kann. Der Herausgeber verdankte diese
Mittheilung dem W. H. Pepys, Esq., F. R. S. schon im Jahr
1802, und erhielt von ebendemselben auch folgenden
Leim- und Leinoͤl-Kitt.
Man nehme eine Pinte starken, mit Wasser angemachten, Tischlerleim, und seze
demselben, waͤhrend des Siedens, eine Achtel-Pinte Leinoͤl tropfenweise zu. Mit
diesem Leime oder Kitte leimen die Tischler ihre Zeichenbretter oder andere
Geraͤthe, welche der Feuchtigkeit widerstehen sollen.
Diese drei Kompositionen, und auch Faujas de St. Fond's Firniß, liefern sonderbare
Beweise von der Moͤglichkeit, scheinbar unvereinbare Materialien zu
verbinden.
Gummi-Ammoniak-Kitt.
Man sezt einer Aufloͤsung von Ammoniak-Gummi in gutem Weingeiste etwas
Fisch- oder Pergament-Leim zu, und verbindet beide bei gelinder
Waͤrme. Der vorzuͤgliche Werth dieses Leimes besteht in der großen
Leichtigkeit, mit welcher er auch bei einem geringen Grade von Hize schmilzt, und in
dem Widerstande, den er gegen alle Feuchtigkeit leistet. Dieser Leim oder Kitt dient
sehr gut zum Anleimen abgefallener Theile von Insekten, und wird auch von
Entomologen haͤufig hiezu verwendet.
Fischleim-Kitt.
Fischleim in Brantwein oder gutem Weingeiste aufgeloͤst, schmilzt sehr leicht
bei gelinder Hize, und gibt einen sehr brauchbaren und bequemen Kitt.
Salisbury Leim-Kitt.
Man loͤst Salisbury Leim (der viel heller und staͤrker als der gemeine
englische und irlaͤndische Leim ist), in Wachholder-Branntwein oder in
gutem Weingeiste auf, und erhaͤlt auf diese Weise einen, dem vorigen
aͤhnlichen, aber noch haͤrteren Kitt.
Fischleim-Kitt mit arabischem Gummi.
Dieser Kitt besteht aus zwei Theilen Fischleim, und einem Theile arabischen Gummi,
von der beßten Sorte, welche beide in einer Flasche mit
Wachholder-Branntwein, oder Weingeist uͤbergoͤssen werden. Die
Flasche wird, leicht verstopft, in ein Gefaͤß mit Wasser gestellt, und darin
so lang im kochenden Zustande erhalten, bis alles aufgeloͤst ist: die
Fluͤßigkeit wird dann abgestehen. An diesem sehr brauchbarem Kitte verbessern
sich die Bestandtheile desselben wechselweise: der Fischleim gibt dem Gummi
Zaͤhigkeit, und der Gummi dem Fischleime Haͤrte, so, daß beide vereint
ein vortreffliches Mittel zum Kitten und Aufkleben, vorzuͤglich
undurchsichtiger Gegenstaͤnde fuͤr das Mikroskop, gewahren. Der
Verfasser verdankt diese Mittheilung Hrn. Ratley, Dukes Court, St. Martin's Lane.
Ueber Erweiterung der Kautschuk-Flaͤschchen durch Aufblasen. Von B. M. Forster, Esqu.
So bekannt auch die Ausdehnbarkeit des Kautschuk oder sogenannten elastischen Gummi
ist, so weiß ich doch nicht, daß man versucht haͤtte, die Flaͤschchen,
in deren Form er vorkommt, mit Luft aufzublasen, und sie dadurch zu erweitern. Am
19. Maͤrz d. J. habe ich mit einer Verdichtungs-Sprize einige Luft in
ein kleines Kautschuk-Flaͤschchen eingeblasen, welche, wenn ich so
sagen darf, eine kleine Blase an dem unteren Theile desselben erzeugte, und seit
dieser Zeit wurde dieses Flaͤschchen, indem ich mit dem Versuche fortfuhr,
von 2 1/2 Zoll, welche dasselbe im Durchmesser hatte, auf ungefaͤhr (genau
weiß ich es nicht) 6 1/2 Zoll ausgedehnt. Die Weise, wie dieses Flaͤschchen
sich ausdehnte, kommt mir etwas sonderbar vor: das Flaͤschchen dehnte sich nicht
gleichfoͤrmig aus, sondern es bildete sich eine Blase am Grunde desselben,
und diese Blase zog sich, wenn man das Kautschuk ja als Flaͤschchen
betrachten darf, gegen den Hals desselben, wo die Sprize angebracht war. Ich konnte
diesen Abend, auch ohne Verdichtungs-Sprize, das Flaͤschchen bis auf
beinahe 6 Zoll aufblasen. Bis etwas unter dem Halse sieht das Flaͤschchen,
wie gewoͤhnlich, aus, und ist beinahe gar nicht gestrekt; der ausgedehnte
Theil sieht aber wie eine aufgeblasene Rinderblase, oder eine Kugel aus
duͤnnem Horne aus. Es scheint mir, daß diese Flaͤschchen, so
aufgeblasen, in mancher Hinsicht den Blasen vorzuziehen sind, und daß sie, stark
aufgeblasen, selbst zu Luftballons taugen koͤnnten. Bei zwei Versuchen barst
das Flaͤschchen, als es bereits nahe auf dem Punkte der oben besprochenen
Ausdehnungen warDieses Bersten
wuͤrde bei den Luftballons wohl sehr zu besorgen seyn. A. d.
Ueb..
Es scheint mir bemerkenswert, daß, wenn erwaͤrmtes Papier mit Kautschuk
gerieben wird, dieses wenig Spuren von Elektricitaͤt zeigt, obschon das
Papier dadurch stark elektrisch wird. Die Kautschuk-Kugel aber, wenn sie mit
erwaͤrmte Papiere gerieben wird, wird stark elektrisch, und gibt knisternde
Funken. (In Tillochs Philosoph. Magaz. et Journ. N.
CCLXXXVIII. April. S. 263.)
Ueber Tuͤrkisse
hat Herr Professor G. Fischer in Moskau schon vor 10
Jahren in den Mémoires de la Société
imp. des Naturalistes de Moscou einen sehr interessanten Aufsaz
geschrieben, aus welchem sich nach einer im Jahr 1818 erschienenen neuen Auflage ein
von Hrn. B. de V. verfaßter Auszug in den Annales de Chimie
et de Physique April 1822 S. 427 befindet, und aus welchem erhellt, daß die
Juweliere allerdings sehr recht hatten, wenn sie die persischen Tuͤrkisse fuͤr ganz verschieden von den franzoͤsischen erklaͤrten. Sie sind
verlaͤßig keine gefaͤrbten Fossilenknochen, wie man allgemein glaubte.
Herr Fischer nennt die persischen Tuͤrkisse (die
turguoises orientales ou de vicille roche der
franzoͤsischen Juweliere) Calait, und
behaͤlt nur fuͤr die franzoͤsische Tuͤrkisse (die turguoises occidentales ou de nouvelle roche der
Juweliere) die alte Benennung: Tuͤrkisse. Er
unterscheidet drei Abarten an seinem Calait: 1) den eigentlichen Calait, der schoͤn lichthimmelblau
nierenfoͤrmig und getraͤuft, zuweilen in Massen von 4–5 Unzen
vorkoͤmmt, und vollkommen undurchsichtig ist. Seine spezifische Schwere ist
2,860. Er kommt in einem aufgeschwemmten Lager um Nischabur in Khorasan vor. Hieher
scheint Herrn Professor Fischer jener Tuͤrkiß zu
gehoͤren, den Herr Professor John analisirte. 2.
den Agaphit oder muschelfoͤrmige Calait, (welchen Herr Agaphi, auch bei Nischabur, in Lagern von erhaͤrtetem
Thoneisenstein und Adern von kaum 5 Linien Dike fand), mehr oder minder hell
himmelblau, undurchsichtig, die Splitter der dunkleren Stuͤke an den Kanten
durchscheinend. Spezif. Schwere = 3,250. Hr. Prof. Fischer vermuthet, daß der Tuͤrkiß, den Hr. John analisirte, und der von arseniksaurem Eisen gefaͤrbt ist,
hieher gehoͤrt. 3. den Johnit, oder quarzartigen, glasigen, schuppigen Calait, er kommt
zerstreut oder in sehr duͤnnen Lagen in schwarzem Kieselschiefer vor, ist
hell himmelblau in's Gruͤne ziehend. Er ist haͤrter, als die beiden
vorigen, und rizt das Glas stark, ohne am Stahle Funken zu geben. Spezif. Schwere
Analise, und Fundort unbekannt. Bucharey? Daß Berzelius
phosphorsaure Thonerde, und phosphorsauren Kalk und Kieselerde, und kohlensaurem
Kupfer und Kupferhydrat gefaͤrbt in den persischen Tuͤrkissen fand,
konnte Herr Prof. Fischer, der nur John's
mangelhafte Analise (?) kannte, nicht wissen. Die franzoͤsischen Tuͤrkisse (Turquoise
odontolithe), die viel weicher, blaͤttrig wie Elfenbein sind, sich
in destilirtem Essige entfaͤrben, und in Saͤuren aufloͤsen
lassen, sind allerdings gefaͤrbte Zaͤhne von Thieren, die der Vorwelt
angehoͤrten, und die nach Bouillon-Lagrange
ihre Farbe von 2 p. C. phosphorsaurem Eisen erhielten.
Analise des tuͤrkischen Weizens (Zea Mays).
Hr. Bartol. Bizio zu Venedig unterwarf den
tuͤrkischen Weizen, jezt eines der gemeinsten Nahrungs-Mittel in
Italien, einer genauen Analise, deren Resultate er am 11. April 1822 im Ateneo zu
Venedig vorlas, und die in Configliachi und Brugniatelli's
Giornale di Fisica II. Decad. T. V. Secondo Bimestre. S.
127. abgedrukt sind. Nach seiner Analise enthalten 100 Theile tuͤrkischer
Weizen
Staͤrkmehl
80,920.
Zeïn
5,758.
Extraktivstoff
1,092.
Zymom
0,945.
gummiartigen Stoff
2,283.
Zukerstoff
0,895.
fettes Oel
0,323.
Hordeúe
7,710.
Salze, Essigsaͤure und Verlust
0,074.
–––––––
100,000.
Hr. Bizio bemerkt, daß seine Zeïn (Zeina) nicht einerlei mit der Zeïn des Hrn. Gorham
und des Hrn. Prof. Harward ist; er will naͤmlich
durch Zeïn nur Nahrungsstoff, (sostanza alimentare)
bezeichnen, nach der griechischen Etimologie dieses Wortes. Hundert Theile von Bizio's Zeïn bestehen, nach seiner Analise,
aus
43,385
Gloiodin,
36,593
Zymom,
20,000
fettem Oele.
––––––
99,978
0,002
Verlust.
––––––
100 –
Gloiodin und Zymom betrachtet er als die Grund-Bestandtheile des thierischen
Stoffes, des Klebers, in den Getreidearten.
Ueber Luftverduͤnnung.
Die Herren Welter und Gay
Lussac beschaͤftigten sich gegenwaͤrtig mit Untersuchung der
Waͤrme, welche entwikelt wird, wenn man verschiedenen Druk auf dieselbe
anbringt. Sie werden die Resultate der Akademie mittheilen. Ein Phaͤnomen
haben sie bereits zur Kenntniß derselben gebracht. Bekanntlich erzeugt sich bei
Verduͤnnung der Luft, oder einer jeden anderen elastischen
Fluͤßigkeit, Kaͤlte. Die Herren Welter und
Gay Lussac fanden indessen, daß „die Luft
die aus einem Gefaͤße durch eine Oeffnung unter was immer fuͤr
einem Druke ausgeblasen wird, ihre Temperatur nicht aͤndert, obschon sie
bei dem Austritte aus dem Gefaͤße sich verduͤnnt.“ Es
scheint also, daß in dem Luftstrome selbst sich Waͤrme erzeugt, und zwar in
solchem Maaße, daß dadurch die, durch die Verduͤnnung erzeugte Kaͤlte,
aufgehoben wird. (Annales de Chimie) April 1822 S.
436.
Vergleichung der Menge entbundenen Waͤrmestoffes, wenn ein Gran Sauerstoff mit verschiedenen Substanzen brennt.
(Diese Menge ward nach der Anzahl der GrammenEin Gramm ist =
13,714 Wiener Apotheker-Granen. Wassers bestimmt, welche sie um 10 erwaͤrmen kann.Aus den Annales de Chimie et de
Physique. April 1822. S. 425.
Textabbildung Bd. 8, S. 382
Entwikelter Waͤrmestoff aus 1 Gram Brennstoffes: nach. Durch 1 Gr. Sauerst. verbranntes Gewicht; Bestandtheile des durch 1
Gramm Sauerstoff verbrannten Gewichtes; Durch 1 Gr. Sauerst. erzeugte Hize; Wasserstoff; Kohle; Phosphor; Schwefelaͤter; Alkohol;
Baumoͤl; Wachs; Holz, vollkommen troken
Die Daten zu dieser Tabelle, welche verschiedenen Physikern angehoͤren,
werden aus Rumford entlehnt. Man nimmt heute zu Tage an, daß wenn verschiedene
zusammengesezte Koͤrper dieselben Bestandtheile enthalten, und man von
jedem derselben ein solches Gewicht wegnimmt, daß der Sauerstoff (oder irgend
ein anderer Bestandtheil) bei allen in gleicher Menge vorhanden ist, auch jeder
andere Bestandtheil sich in solcher Menge in denselben finden wird, daß ein sehr
einfaches Verhaͤltniß zwischen ihnen statt hat.
Ein Blik auf die dritte Spalte dieser Tabelle sollte uns glauben lassen, daß man
dieser Annahme noch mehr Ausdehnung geben, und noch hinzusezen koͤnnte,
daß, wenn man das Gewicht nimmt, welches 1 Gramm Sauerstoff zu verbrennen
vermag, irgend ein Bestandtheil, er mag einfach oder zusammengesezt seyn, in den
verschiedenen Brennstoffen in solchen Mengen vorkommen wird, welche
untereinander in sehr einfachen Verhaͤltnissen stehen.
So ist auf diese Weise, die Kohle (als Bestandtheil betrachtet) im Aether, im
Alkohole, im Oele und im Wachse zu der Kohle im Holze wie 2 : 3.
Der Bestandtheil Wasser (als Bestandtheil betrachtet)
im Aether, im Alkohole, im Holze, verhaͤltnißmaͤßig wie 1 : 2 :
4.
Der uͤberschuͤßige Wasserstoff (als
Bestandtheil betrachtet) fehlt im Holze und findet sich in gleichen Mengen in
den uͤbrigen zusammengesezten Brennstoffen. Diese Menge verhalt sich zu
jener des Wasserstoffes, als Brennstoff betrachtet, wie 1 : 3.
Ja, was das Merkwuͤrdigste ist, es scheint, nach der vierten Spalte, als
ob die Mengen des Waͤrmestoffes sich nach demselben Geseze richten
wollten; die Zahlen, welche sie ausdruͤken, sind beinahe gleich, und die
des Phosphors ist beinahe das Doppelte derselben.
Die der Kohle macht eine Ausnahme; allein das vollkommene Verbrennen der Kohle in
Kohlensaͤure scheint sehr schwierig. Rumford war mit seinen Resultaten so
wenig zufrieden, daß er darauf verzichtete, und Herrn Crawford's und der Herren
Lavoisier und Laplace annahm, welche sich wie 4 : 5 verhalten.
Ich habe hier nur deßwegen einen behauptenden Ton angenommen, um mich kurz fassen
zu koͤnnen. Ich bin weit entfernnt, diese Annaͤherungen in den
angefuͤhrten Zahlen fuͤr hinreichend zu erklaͤren, oder zu
glauben, daß die Erfahrungen zahlreich genug waͤren, um zur Annahme eines
solchen Gesezes zu berechtigen. Ich lege also diese Bemerkung nur als einen
Annaͤhrungs-Versuch dar, der vielleicht die Aufmerksamkeit der
Physiker erregen koͤnnte.
J. J. Welter.
Ueber Pruͤfungsmittel auf Arsenik. Von Herrn Silliman.
Herr Prof. Silliman ist, wie es uns scheint, mit Recht der
Meinung, daß, obschon einige Pruͤfungsmittel auf Arsenik den Chemiker bei
seinen Untersuchungen uͤber denselben leiten koͤnnen, in Hinsicht auf
gerichtlichen Beweis uͤber das Daseyn des Arseniks in irgend einem darauf zu
untersuchenden Koͤrper die Darstellung des metallischen Arseniks aus
demselben allein volle Gewißheit gewaͤhren kann.
Auch Dr. T. D. Porter,
Mitglied der Fakultaͤt an der Universitaͤt von
Suͤd-Karolina, bemerkt in seiner Inaugural-Dissertation, daß
er, bei Wiederholung einiger der gewoͤhnlichen, zeither in den
Zeitungsblaͤttern besprochenen Versuchen mit Zwiebelsaft, als
Pruͤfungsmittel auf Arsenik, fand, daß dieser Saft in einer Aufloͤsung
von schwefelsaurem Kupfer oder blauem Vitriol, aber ohne
kohlensaures Kali (Pottasche), in einer schwachen Arsenik-Aufloͤsung
„einen Schatten von einer Art Scheel'schen
Gruͤnes“ erzeugt, daß aber, wenn kohlensaures Kali
hinzukoͤmmt, die Wirkung ganz anders ausfaͤllt. Da Scheelsches
Gruͤn fuͤr ein Hauptmerkmahl bei Entdekung des Arseniks gilt, so
bildete Dr. Porter dasselbe auf die gewoͤhnliche
Weise aus schwefelsaurem Kupfer und halbkohlensaures Kali (Pottasche), in einem
Versuche erhielt er aus einer starken Arsenik-Aufloͤsung einen
entscheidenden Niederschlag; in einem andern aus einer schwaͤchern
Arsenik-Aufloͤsung einen kaum bemerkbaren. Er sezte hierauf Kaffee
einer Aufloͤsung von kupfer- und kohlensaurem Kali zu, in welcher kein
Arsenik enthalten war, und der Niederschlag kam jenem in der staͤrkeren
Arsenik-Aufloͤsung naͤher, als jenem in der
schwaͤcheren. Ja was noch mehr ist, Dr.
Porter fand daß man bei Erzeugung des Scheel'schen
Gruͤnes aus Arsenik, schwefelsaurem Kupfer und kohlensaurem Kali, statt des Arsenikes
chromsaures Kali nehmen koͤnne, und daß man dadurch einen Niederschlag
erhaͤlt, welchen man, dem Auge nach, nimmermehr von Scheel'schen Gruͤn
zu unterscheiden im Stande ist. Er erwies ferner, daß selbst Hume's so sehr gepriesenes Pruͤfungsmittel auf Arsenik,
salpetersaures Silber (nach Dr.
Marcet's Methode angewendet) mit chromsaurem Kali einen
gelben Niederschlag liefert, welcher dem Aussehen und der Farbe nach, von einem
daneben gehaltenen gelben Arsenik-Niederschlaͤge nimmermehr
unterschieden werden kann. Grundes genug zu zweifeln gegen diese bisher fuͤr
legale Untersuchungen hinlaͤnglich erachteten Pruͤfungsmiltel auf
Arsenik. (Aus dem III. Bd. des american. Journal of Science
et Arts in Gill's
Technical-Repository. Mai 1822. S. 385. im
Auszuge.)
Ueber ein Chronometer, welches zugleich Sternzeit und mittlere Zeit weiset. Von J. C. Burckhard.
„Es wuͤrde den Astronomen sehr angenehm seyn, Chronometer oder
Taschen-Uhren zu besizen, welche zugleich Sternzeit und mittlere Zeit wiesen. Dieß
koͤnnte auf folgende Weisen geschehen. Man befestige ein Rad mit 49
Zaͤhnen an der Achse, welche waͤhrend einer Stunde mittlerer Zeit
sich Einmal umdreht, und den Minuten-Zeiger fuͤhrt. Um diese Achse
muß ein Rad mit 82 Zaͤhnen mittelst eines holen Cilinders, der den
Minuten-Zeiger der Sternzeit fuͤhrt, sich frei bewegen. Das Rad
mit 49 Zaͤhnen greift in ein anderes mit 29, und an der Achse dieses
Rades ist ein viertes Rad mit 51 Zaͤhnen befestigt, welches in das oben
erwaͤhnte Rad mit 82 Zaͤhnen eingreift. Die mittlere und die
Sternzeit werden durch zwei besondere und exzentrische Zeiger gewiesen, von
denen jeder seine Bewegung auf die gewoͤhnliche Weise durch den
Minuten-Zeiger erhaͤlt. Man kann vorne zwei Oeffnungen anbringen,
durch welche man die mittlere und die Sternzeit sehen kann. Auch scheint es, in Hinsicht
auf Sternzeit, bequemer, 24 Stunden in Einemfort zu zaͤhlen, statt
zweimal 12; fuͤr die mittlere Zeit jedoch kann die gewoͤhnliche
Weise befolgt werden.“
„Der Fehler, welcher bei dem vorgeschlagenen Raͤderwerke Statt hat,
kann fuͤr das ganze Jahr nur 4 Minuten betragen. Will man ein genaueres
Raͤder-Sistem, so kann man
Textabbildung Bd. 8, S. 384
statt
Textabbildung Bd. 8, S. 384
waͤhlen, welches bloß eine halbe Sekunde als Fehler fuͤr ein ganzes
Jahr gibt. Endlich ist das Verhaͤltniß von
Textabbildung Bd. 8, S. 384
ohne irgend einen merklichen Fehler, da aber die Zahl der Zaͤhne hier sehr
groß wird, so wuͤrde es wahrscheinlich besser seyn, zwei Raͤder
mehr zu nehmen, wenn man anders einen so hohen Grad von Genauigkeit
wuͤnschen sollte.“
Aus der Connaissance des Tems, im Repertory of Arts,
Manufactures et Agriculture. N. CCXL. Mai
1822.Wenn das Repertory diesen kleinen Aufsaz deutlich und
interessant genug fuͤr englische Uhrmacher fand, so wird er es auch
fuͤr deutsche seyn. A. d. Ueb.
Rechen-Maschine des Chevalier Thomas. Durand's neue Druker-Presse (presse á platine).
Der Bericht, welchen Hr. Francoeur in Auftrag der Société d'Encouragement pour l'industrie
nationale im Bulletin derselben N. CCXII. mitgetheilt hat, ist fuͤr die beiden
Erfinder so schmeichelhaft, daß wir glauben unsere Leser vorlaͤufig auf diese
Erfindungen aufmerksam machen zu muͤssen, welche wir denselben sogleich
mittheilen werden, wenn, nach dem Antrage des Hrn. Francoeur, diese Maschinen im Bulletin abgebildet, und beschrieben seyn
werden. Eben dieser Hr. Francoeur hat in derselben Numer
des Bulletin S. 40. eine beinahe vollstaͤndige Geschichte der Clarinette in
seinem Berichte uͤber die
„neuen Clarinete der HHn. Janssen und Muͤller“
geliefert, die nicht bloß den Musikfreunden, sondern auch den musikalischen
Instrumenten-Machern hoͤchst interessant seyn wird, die wir aber in
unserer Zeitschrift (die keine musikalische Zeitung ist) nicht in einer Uebersezung
mittheilen koͤnnen. Es muß uns genuͤgen, die
Instrumenten-Macher darauf aufmerksam gemacht zu haben.
Ueber die Strohhuͤte und ihre Fabrikation in FrankreichVergl. hiemit die
Abhandlung uͤber die Strohhuͤte und anderer Strohwaaren im 7
Bd. dieses Journal's. D..
Herr Silvestre umfaßt in einem Berichte, welchen er in
Auftrag der Société d'Encouragement pour
l'industrie nationale uͤber eine Strohhuͤte-Fabrik
nach italiaͤnischer Art zu Valence zu erstatten hatte, im Bulletin N. CCXII. dieser Gesellschaft S. 56, die traurige
Geschichte der Strohhuͤte-Fabrikation in Frankreich, die daselbst nie
gedeihen wollte, obschon der edle Graf de Lasteyrie im
Jahre 1805 Saamen der Getreideart, aus deren Stroh man in Italien die sogenannten
Florentiner-Huͤte verfertigt, nach Frankreich brachte, und der eben so
edle Greis Thocuͤn diese Saamen im Garten des
National-Museums fleißig baute. Das Brevet
d'importation, das Hrn. de Bernadiére auf
5 Jahre fuͤr Florentiner-Huͤte ertheilt wurde, der aber, wie es
scheint dieselben aus Wiesen-Lieschgras, (Phleum
pratense) bereitete; die, um das Jahr 1815, von Hrn. Peter Couyére zu Sainte-Melaine, im Dptt.
Calvados, errichtete italiaͤnische Strohhuͤte-Fabrik aus
franzoͤsischen Graͤsern (aus Lieschgras), fuͤr welche er im
Fahr 1819 ein Patent auf 10 Jahr kaufte, und um 40,000 Franken Huͤte
jaͤhrlich absezt; die vom Spitale zu Toulouse unternommene
Strohhuͤte-Fabrik, fuͤr welche der Minister des Inneren sich so
sehr interessirte (wahrscheinlich um dem Staate die Unterhaltungs-Kosten des
Spitales zu erleichtern); alle diese Brevete und Fabriken lieferten in Frankreich
zwar Strohhuͤte, aber keine Florentiner-Huͤte. Die Fabrik zu
Valence, die der Witwe Reyne angehoͤrt, scheint am
meisten zu versprechen; allein der Minister laͤßt sie zu Grunde gehn, oder,
was noch aͤrger ist, er gibt etwas, damit es scheint, etwas gethan zu haben;
er gibt der Witwe ein Almosen, damit er sie, mit ihren 70 Arbeiterinnen, bald und
sicher zum Bettel bringen kann. Die Praͤfekten und die Maires gaben dieser
Witwe die beßten Zeugnisse, und sie erhielt als Witwe, deren Mann waͤhrend
der Errichtung der Fabrik starb, nicht einmal das umsonst, was jeder Schuft
fuͤr Geld erhalten kann, ein Brevet. Hr. Silvestre
scheint bei der Fabrikation der bisher unerreichbaren
Florentiner-Huͤte mehr auf die kleinen Kuͤnste der Handarbeit,
als auf die Qualitaͤt des Strohes zu sehen. Uns scheint das Stroh noch
wesentlicher als die Handarbeit; diese laͤßt sich erlernen und nachahmen, das
Stroh aber weder nachahmen noch erlernen, wenn man auch einen noch so großen
Strohkopf hatte. Das suͤdliche Frankreich kann Marzola bauen, aus welcher die
Florentiner-Huͤte, wie man sagt, geflochten werden: Deutschland nie;
so wenig als es jemals Agliatico oder Vino di Castello oder Lunelle keltern wird.
Der Florentiner Lastri hat nicht umsonst die Kunst,
Florentiner-Huͤte zu flechten, in einem eigenen Lehrgedichte befungen:
er fuͤhlte die Wahrheit des alten: „non
omnis fert omnia tellus;“ ungluͤklicher Weise kommt
hier auch noch das hinzu, daß man dort das Gute am wenigsten haben mag, wo man
es am leichtesten haben kann. Es gewaͤhrt uͤbrigens gute Hoffnungen,
daß wir jezt so haͤufig Strohhuͤte tragen sehen, so kommt doch das
Stroh auswaͤrts aus den Koͤpfen, und waͤhrend das Korn bald
nichts mehr gilt, wird das Stroh bald mehr gelten als das Korn.
Ueber das Kalleidoskop.
In dem trefflich redigirten Repository of Arts, Literature,
Faschione von Akermann April 1822. S. 205.
findet sich ein kleiner Aufsaz uͤber den Erfinder des Kalleidoskopes; obschon
bloß feine Satyre auf Wesiere und schlaͤferige Sultane, konnte er doch
manchen Leser verfuͤhren, diese baierische
Erfindung fuͤr eine wirklich orientalische zu
halten. Wir verweisen daher unsere Leser auf Herrn v. Yelin's interessante kleine Schrift uͤber das Kalleidoskop.
Ueber franzoͤsischen Geschmak in Meubeln.
Die Englaͤnder fangen an tolerant zu werden, und lassen sogar ihren
Erbfeinden, den Franzosen, volle Gerechtigkeit in Hinsicht der Feinheit, das
Geschmakes und der Eleganz und Nettigkeit in Verfertigung ihrer Meubeln widerfahren.
Einen Beweis hieron koͤnnen unsere Leser in Herrn Ackermann's
Repository April 1822. S. 237. finden, wo ein
Schreibtisch, der zugleich als Handbibliothek dient (ein Secretaire-Bookcase) von Herrn Persée, Napoleon's-Architekten, abgebildet
und beschrieben ist. Wir muͤssen indessen gestehen, daß wir diesen
Schreibtisch fuͤr kein Meisterwerk halten, und daher auch unseren Lesern
keine Kopie desselben mittheilen. –
Ueber Anwendung des brenzeligen Birkenoͤles zur Leder-Bereitung.Vergl. die
Abhandlung uͤber die Zubereitung des Juftenleders in Rußland, im 7
Bd. dieses Journal's. D.
Herr Virey bemerkt (in dem Journal
de Pharmacie Febr. 1822. S. 75.) daß, nach Plinius, die alten Gallier, beinahe wie die heutigen Russen bei Bereitung
des russischen Leders (cuir de Russie, das man wegen
seines brenzeligen Gebrauches auch cuir de roussi,
nennt) verfuhren, und sich des Birkenoͤls bedienten: „bitumen ex betula Galli excoquunt“
Hist. Mund. 16. c. 18. Er bemerkte, daß außer den
Russen, auch noch andere nordische Voͤlker Birkenoͤl, bei Bereitung
des Leders, z.B. die Lapplaͤnder bei Bereitung ihrer Rennthierhaͤute
gebrauchen, und daß die franzoͤsischen Fabrikanten des cuir de Russie on de roussi daraus ein Geheimniß machen, waͤhrend
doch nichts leichter als die Gewinnung dieses brenzelichen Birkenoͤls ist,
indem man bloß in einer eisernen oder irdenen Retorte bei offenem Feuer Birkenreißer
oder Birkenrinde distilliren darf, um, nachdem die brenzelige Holzsaͤure
uͤbergegangen ist, das mehr oder minder schwaͤrzliche und dike
brenzelige Birkenoͤl zu erhalten.
Koͤder fuͤr verschiedene Fische, vorzuͤglich fuͤr Forellen.
Man siedet 3–4 Pfund Hafer in Wasser, und wirft diesen noch ganz heiß in das
Wasser. Der gesottene Hafer verbreitet etwas Vanille-Geruch, der
wahrscheinlich den Fischen angenehm ist; sie kommen bald um sich den Hafer zu holen,
und koͤnnen dann gefangen werden. (Virey im Journ. de Pharm. Dezember 1821. S. 575)
Trost fuͤr Kaffetrinker, und Warnung vor Errichtung von Cichorie-Kaffe-Fabriken.
Auf der Insel Java werden jezt allein 50 Millionen Pfund Kaffe jaͤhrlich (das
Pfund zu 24 Loth) erzeugt. Die Baͤume tragen schon im dritten Jahre in
Fuͤlle, und die Kosten der Kultur sind bei dem geringen Arbeitsloͤhne
der Malayen um nichts hoͤher, als die der Neger in Amerika. (J. J. Virey im Journ. d. Pharmac.
Jaͤner 1822. S. 45.)
Ueber Oel, und dessen Anwendung auf Uhrwerke und andere feinere Maschinen zur Verminderung der Reibung.
Hr. Maury zu Air in Provence sandte Baumoͤl an die
Gesellschaft, welches er zu obigem Zweke zubereitete, und Hr. Cadet de Gassicourt untersuchte. Die spezifische Schwere dieses Oeles war
geringer, als jene des gewoͤhnlichen guten Baumoͤles. Eine Stunde lang
in aufthauendes Eis gestellt, verlor es nur wenig an Durchscheinbarkeit, weil nur so
wenig Stearin sich ausschied, daß man dasselbe kaum vom Elain scheiden konnte. Das
Oel blieb fluͤßig. Mit ungefaͤhr 2 Hunderttheilen seines Gewichtes
Schwefelsaͤure gemengt, und geschuͤttelt mit zweimal so viel Wasser
dem Volumen nach, ward es etwas truͤbe, ohne jedoch einen Niederschlag zu
geben. Dieses Oel enthielt folglich keinen Schleim. Man fand auch keine Spur von
Saͤure in demselben. Es ist also fuͤr Uhrmacher sehr brauchbar, indem
es weder durch Kaͤlte erstarrt, noch das Metall durch Saͤure, welche
sich beim Ranzigwerden desselben erzeugt, angreift.
Hr. Cadet de Gassicourt schloß seinen Bericht mit einer
fuͤr alle Uhrmacher sehr interessanten Bemerkung. Es scheint ihm
naͤmlich, daß reines Elain allen jenen Foderungen entspricht, welche
Uhrmacher an ein fuͤr sie brauchbares Oel stellen koͤnnen, und dieses
Elain erhaͤlt man aus jedem feineren Oele, und selbst aus thierischem Fette
auf folgende einfache und leichte, von Hrn. Chevreul angegebene, Weise. Man
behandelt das Oel in einer Retorte mit 7–8 mal so viel (dem Gewichte nach)
beinahe siedenden Alkohols, gießt die Fluͤßigkeit ab, und laͤßt sie
erkalten. Das Stearin scheidet sich als kristallinischer Niederschlag aus. Die
Aufloͤsung im Alkohol wird hierauf bis auf ein Fuͤnftel ihres Umfanges
abgeraucht, und hiedurch das Elain erhalten. Dieses muß farbelos, geschmaklos seyn,
darf nur wenig Geruch haben, auf Lakmus keine Wirkung aͤußern, muß die
Konsistenz von weißem Oliven-Oele besizen, und darf nicht leicht stoken. Die
Uhrmacher brauchen so wenig Oel, daß diese Bereitung des Elain ihnen nur wenig
Auslage verursachen wuͤrde, und sie auf diese Weise sicher seyn
koͤnnten, immer dieselbe reine Substanz zu erhaltenUnsere Uhrmacher begnuͤgen sich,
unseres Wissens, mit der rohen Ausscheidung des Elain durch gelinde Stokung
des gemeinen Oeles, von welchem sie die, nur zu oft schon zu ranzig
gewordene, Fluͤßigkeit abgießen, und zum Gebrauche
aufbewahren.. (Im Auszuge aus Hrn. Cadet de
Gassicourt's Aufsaze im Bulletin de la
Société d' Encouragement aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVII. Febr. 1822.
S. 178.)
Ueber eine Verbesserung beim Pfropfen.
Bei dem Pfropfen in die Rinde der Baͤume wird bekanntlich das Pfropfreis so
eingefuͤgt, daß das Holz desselben mit dem Holze des Stammes und die Rinde
desselben mit der Rinde des Stammes in genaue Beruͤhrung kommt. Weniger
bekannt ist indessen der Vortheil, welcher fuͤr das gluͤkliche
Gedeihen der Operation dadurch entsteht, daß man, mit der groͤßten Vorsicht,
und ohne die innere weiche gruͤne Rinde zu verlezen, vor dem Einfuͤgen
die aͤußere Rinde des Pfropfreises abloͤset. Dieser Methode soll man
sich zu Kent bedienen, und Erfahrung spricht fuͤr die große Brauchbarkeit
derselben. Herr Gill pfropfte Aepfelbaͤume nach
dieser Methode mit Ribstone Pippin, wovon er zwei Pfropfreiser, einander
gegenuͤber, jedem Stamme einfuͤgte, wohl dabei sich huͤtend,
die Rinde zu zerreißen, und den Stamm oben zurundend. Alle Pfropfreiser schlugen an,
und waren in kurzer Zeit so verwachsen, daß man kaum die Stelle mehr erkannte, wo
sie eingepfropft worden waren. Ein Pfropfreis bluͤthe sogar noch in demselben
Fruͤhlinge, als es aufgesezt wurde. (Gill's
Technical-Repository. Mai 1822. S. 335.)
Ein verbessertes Verfahren, Nelken u. d. gl. Ableger zu machen.
Hr. Lukas Pope, ein ruͤhmlich bekannter
Blumenfreund zu Birmingham, bediente sich folgender Methode bei seinen
Nelken-Ablegern. Er ließ sie, nachdem er dieselben sorgfaͤltig von dem
Mutterstamme abgeloͤset hatte, um ein Glied laͤnger, als
gewoͤhnlich, d.h. er ließ denselben, je nachdem sie naͤmlich mehr oder
minder stark waren, drei bis fuͤnf Gelenke, und machte dann, von dem Grunde
des untersten Gelenkes bis zu dem oberen, zwei Kreuzschnitte; er puzte sie hierauf
zu, und legte sie fuͤr ewige Stunden bei Seite, damit sie troknen, und ihre
Wunden heilen konnten, und gab sie fuͤr die Nacht uͤber in Wasser. Am
folgenden Morgen stekte er sie in gehoͤriger Tiefe in die Erde, und bedekte
sie mit einem Trinkglase, oder mit einer glaͤsernen Gloke, deren Ranft er in
die Erde eintauchte, damit sie vor dem Zutritte der aͤußeren Luft
geschuͤzt warenDie Wichtigkeit
dieser glaͤsernen Stuͤrze uͤber die Ableger sowohl, als
uͤber kraͤnkelnde Pflanzen, bei welchen staͤrkere
Ausduͤnstung zuruͤkgehalten werden muß, damit sie nicht an
Lebenskraft verlieren, hat der beruͤhmte Cultivateur, Wilhelm Salisbury zu Brompton, erwiesen, indem er sich
zur genaueren Abschließung der aͤußeren Luft einer Vorrichtung
bediente, durch welche der Ranft des Sturzglases in einen thoͤnernen
Ring eingepaßt wurde, der genau an die Kanten des Topfes paßte. Er erhielt
dafuͤr eine Belohnung von der Society of
Arts.. Den Topf oder das Kistchen, in welchem er die
Ableger verpflanzte, stellte er in ein maͤßig warmes Mistbett, und hielt die
Erde durch Wasser, welches er rings um das Glas zugoß, feucht. Von 10 Uhr Morgens
bis 3 Uhr Nachmittags gab er ihnen durch 8–9 Tage Schatten, brachte sie dann
allmaͤhlich an die freie Luft, und sobald ein Ableger Wurzeln geschlagen
hatte, nahm er denselben heraus, und verpflanzte ihn auf die gewoͤhnliche
Weise in Toͤpfe oder in Rabatten. (Gill's
Repository. Mai 1822. S. 336.)
Ueber Brand im Weizen.
Es ist doch fuͤrwahr unbegreiflich und unglaublich, wie man in der
Perruͤken-Insel, in Alt-England, bei so vielem Schoͤnen,
Großen und Herrlichen,
so sehr an altem Brauche und Herkommen haͤngen und kleben kann, wie ein
Gimpel auf der Leimstange. Nachdem Bank's in den Annals of Botany den Rost oder Brand im Weizen seinen
Landsleuten hundert tausendmal vergroͤßert abbilden ließ, (freilich nicht
durch einen Englaͤnder, sondern durch einen Maͤhrer, Baner aus Eisgrub) und ad
oculum bewies, daß der Nost oder Brand ein Pilz
ist, beschreibt Hr. Baker diese Krankheit am Weizen nach
uraltem Wahne als ein Insekt. Wenn Hr. Baker in seinem Treatise so
etwas schreiben oder glauben konnte, so mag es hingehen; denn schreiben oder glauben
ist Eins, sagt ein schwer bezahlter deutscher Philosoph; wenn aber Hr. Tilloch in seinem Philosoph.
Magazine et Journal. Maͤrz 1822. S. 229. so etwas aufnimmt, so ist
es, wenigstens in dem aͤlteren Bacon'schen Sinne
des Wortes, nicht philosophisch, die Welt mit erwiesener und anerkannter Unwahrheit
zu taͤuschen, damit sie auf's Wort glaube, auf den Pfiff komme, wie der
Gimpel. So wollen es aber jezt die Herren, deren Willen gebenedeit seyn will.
Brocoli gegen den Winterfrost zu sichern.
Wir haben Brocoli vor der staͤrksten Winterkaͤlte dadurch
schuͤzen sehen, daß man sie spaͤt im Herbste aus dem Grunde nahm, und
in schiefer Richtung wieder in denselben einpflanzte. Dieser Versuch wurde im Jahr
1819 mit so gutem Erfolge angestellt, daß alle darnach behandelten
Brocoli-Pflanzen im darauf folgenden Fruͤhjahre bluͤhten,
obschon in den großen Pflanzungen zu Fulham in diesem Winter fast nicht ein einziger
auf die gewoͤhnliche Weise behandelter Brocoli-Stok am Leben blieb.
(Aus Akerman's Repository. A. a. O.)
Ueber gruͤnen Duͤnger.
Die beruͤhmte Botanikerin und Naturforscherin, Frau Agnes Ibbetson, hat in einem eigenen Aufsaze: „uͤber die Absurditaͤt, Unkraut einzugraben,
und junge Saaten in der Absicht umzustuͤrzen, damit sie als
Duͤnger dienen sollen.“ (On
the Absurdity of burging Weeds et turning – in young Crops with the
inention of making them serve as Manure), welcher in Dr. Tilloch's
Philosophical Magazine et Journal. N. CCXXXVI. Februar
1822. S. 81. abgedrukt ist, das Laͤcherliche und Nachtheilige des
gruͤnen Duͤngers, wie sie glaubt, erwiesen. Wenn Frau Ibbetson auch schoͤner und gelehrter spricht, als
viele Frauen, so spricht sie doch eben so viel, als die meisten Frauen, und hat,
wenn sie auch in der Hauptsache, wie dieß, wo Frauen zanken, gewoͤhnlich der
Fall ist, unrecht haͤtte, doch in den Nebensachen sehr oft Recht. Ihre im
Kleinen angestellten Versuche koͤnnen nichts beweisen; und wenn sie
laͤugnet, daß Kraͤuter in der Erde bald verwittern, und zur Erde
werden, so koͤnnen wir uns bloß die Bitte an sie erlauben, stets das zu
laͤugnen, was wirklich ist, so wird sie, wie es Frauen ziemt, stets das lezte
Wort behalten.
Alte Aepfelbaͤume wieder tragbar zu machen.
Ein Guͤterbesizer zu Littleburg in Essex hatte in seinem Obstgarten viele alte
Apfelbaͤume, welche ausgetragen zu haben schienen, und nur mehr
Fruͤchte von der Groͤße einer Wallnuß brachten. Er nahm im vorigen
Winter frisch gebrannten Kalk, so wie er aus dem Kalkofen kam, loͤschte
denselben mit Wasser, und bestrich alsogleich, (damit die Kohlensaͤure seine
aͤzende Eigenschaft nicht schwaͤchen konnte) seine Baͤume mit
demselben mittelst
eines starken Pinsels. Das Resultat war, daß alles Moos und alle Insekten an
denselben dadurch zerstoͤrt wurden, die aͤußerste alte Rinde abfiel,
und eine neue glatte, helle und gesunde Rinde sich bildete, und jezt diese
Baͤume alle, obschon einige uͤber 20 Jahre alt sind, ein sehr
jugendliches und gesundes Ansehen gewannen. Dieses Verfahren wird sich
wahrscheinlich auch auf andere Obstbaͤume mit gleich guͤnstigem
Erfolge anwenden lassen.
Mittel gegen Kohl-Raupen.
Wir finden in Akerman's Repository of Arts, Literature et
Fashions, New-Series Nr. 74. Februar 1822. S. 123. aus einem
franzoͤsischen Journale der Landwirthschaft folgendes Mittel gegen die
Kohl-Raupen empfohlen. Man saͤe rings um die Beeten, auf welchen man
Kohl oder Kraut ziehen will, eine Einfassung von Hanf, und wenn auch wirklich auf
den benachbarten Gruͤnden Kohl-Raupen sich befaͤnden, so wird
doch der vom Hanfe eingefaßte Raum davon befreit bleiben, und keine derselben sich
dahin wagenDa dieses einfache
und nuzenbringende Mittel auch schon von deutschen Landwirthen
bewaͤhrt gefunden worden ist, so verdient es mehrfache Anwendung.
D..
Der Mond hat keinen Einfluß auf die Sonne.
Auch unser großer deutsche Landsmann, den alle Welten ehren, und dem unser
Welten-Sistem die Entdekung zweier seiner Hauptbestandtheile verdankt (der
beiden Planeten Pallas und Vesta) der beruͤhmte Arzt und Astronom, Dr. Olbers zu Bremen, bestaͤtigt in einem sehr
lehrreichen Aufsaze im neuesten Hefte der Annales de Chimie
et de Physique, Febr. 1822. S. 208., (auch in den Annales du Bureau des Longitudes 1822) was wir schon fruͤher aus
den Beobachtungen italiaͤnischer Physiker und Astronomen namentlich des
Herren Kajet. Varese. (Polytech. Journ. Jahrg. 1821. B. 5. S. 127) unseren Lesern, die allenfalls
Lust haͤtten, mondsichtig zu werden, zu Gemuͤthe fuͤhrten:
„daß der Mond keinen Einfluß auf die
Witterung hat.“ Es ist also dißseits der Alpen, wie jenseits
derselben. Wir wuͤnschen nichts sehnlicher, als diese unsterbliche Abhandlung
jedem Kalender vorgedrukt zu sehen, damit diese,
bisher meistens Aberglauben vorbereitende Wische, aufhoͤren moͤgen,
eine Kloake alles Unsinns zu seyn.
Ehrenbezeugung.
Die Frankfurtische Gesellschaft zur Befoͤrderung der nuͤzlichen
Kuͤnfte und ihrer Huͤlfswissenschaften hat den Herausgeber des
polytechnischen Journals, Dr. Joh. Gottfr. Dingler in
Augsburg, zu ihrem korrespondirenden Mitglieds ernannt.