Titel: | Verfahren, um Platinna, Palladium, Rhodium, Iridium, und Osmium aus den Platinna Erzen rein zu erhalten. Von Hrn. Baruel, chemischen Operateur in der medizinischen Schule zu Paris. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXX., S. 232 |
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XXX.
Verfahren, um Platinna, Palladium, Rhodium, Iridium, und Osmium aus den Platinna Erzen rein zu erhalten. Von Hrn. Baruel, chemischen Operateur in der medizinischen Schule zu Paris.
Aus Hrn. Brandes Journal of Science in Tillochs Philosophical Magazine et Journal. Maͤrz 1822. S. 171.Dieser schaͤzbare Aufsaz gewinnt dadurch
vorzuͤgliches Interesse, daß man, in Folge eines zwischen Hrn. Zen und den Londoner Kaufleuten getroffenen
Uebereinkunft, taͤglich der Einfuhr einer großen Ladung von Platinna
entgegen sieht. A. d. O. Auch wohl dadurch, daß Platinna, und die
uͤbrigen oben genannten Metalle gegenwaͤrtig so haͤufig zu
Stahllegierungen empfohlen und gebraucht werden, und Platinna taͤglich
mehr von unseren Metallarbeitern, sogar schon zur Verfertigung von
Platinna-Draͤhten fuͤr Fortepianos, gesucht wird. A. d.
Ueb.
Baruel über Erzeugniße aus Platinna-Erzen.
1. Es kommen zweierlei Sorten von Platinna im Handel vor; die
eine ist weiß und glaͤnzend, die andere schwaͤrzlich gefaͤrbt. Die leztere
enthaͤlt weit mehr EisenVielmehr das
feine schwarze Pulver oder Iridium und Osmium Erz, wovon im 8 §. die
Rede ist. Tr. A. d. O., als die erstere; beide finden sich immer
in Gestalt kleiner Plaͤttchen von verschiedener Groͤße. Platinna Erz
ist unter allen bekannten Erzen das zusammengesezteste: außer den fuͤnf oben
angefuͤhrten Metallen kommen auch noch verschiedene andere in demselben vor,
vorzuͤglich zweierlei Arten von eisenschuͤßigem Sande, wovon die eine
vom Magnete angezogen wird, die andere, ein Gemenge von Eisen- und
Titanium-Oxid, nicht. Ueberdieß kommt darin noch chromsaures Eisen, etwas
Kupfer, silberhaͤltiges und kupferhaͤltiges Gold und auch noch
Queksilber vor. Auch enthaͤlt es noch etwas Schwefelblei und Schwefelkupfer.
Hiernach mag man nun uͤber die sonderbare und verworrene Mischung dieses
Metalles urtheilen, und man wird gestehen, daß eine genaue Analise der Platinna, in
Hinsicht auf die Mengen ihrer Bestandtheile, beinahe unmoͤglich ist. Um
Platinna von Palladium, Rhodium, Iridium und Osmium sowohl von einander, als von den
uͤbrigen beigemengten Koͤrpern zu scheiden, ist wie eine
vieljaͤhrige Erfahrung erwiesen hat, folgende Methode die beßte.
2. Man reibt das Platinna-Erz in einem Moͤrser von Gußeisen eine
geraume Zeit uͤber, und laͤßt waͤhrend dieser Zeit
ununterbrochen Wasser daruͤber laufen, um den eisenschuͤßigen Sand,
den Titanit, das chromsaure Eisen, welche durch das Reiben in ein kaum
fuͤhlbares Pulver verwandelt wurden, wegzuwaschen. Wenn das Erz sehr
glaͤnzend geworden ist, laͤßt man es einen Angenblik sizen, seiht das
Wasser ab, und laͤßt den Bodensaz in einem Tiegel eine Viertel-Stunde
lang roth gluͤhen. Auf diese Weise wird alles Queksilber
verfluͤchtigt, und man kann die kupferhaͤltigen Goldblaͤttchen
sodann leicht durch ihre Farbe unterscheiden.
3. Das kalzinirte Erz wird hierauf in eine tubulirte Retorte gebracht, und die
Haͤlfte seines Gewichtes Salpeter-Kochsalzsaͤure
(Koͤnigs-Wasser) auf dasselbe gegossen, welches aus einem Theile 25
graͤdiger Salpeter-Saͤure nach Baumé (1,210 Spec.
Schwer.) und drei Theilen 18 graͤdiger Salzsaͤure (1,14 Spec. Schwer.)
besteht; diese Mischung wird sodann eine halbe Stunde lang erhizt. Die Saͤure
loͤst alles Gold, alles Blei, den groͤßten Theil des Kupfers und eine
sehr geringe Menge von Platinna, Palladium und Eisen auf, waͤhrend das Silber
dadurch in ein Chlorid verwandelt wird, welches mit dem unangegriffenen Erze gemengt
bleibt. Man seiht die saure Fluͤßigkeit ab, bringt das Erz auf ein Filtrum,
und waͤscht dasselbe mit einer hinlaͤnglichen Menge Wassers aus.
Nachdem der Filtrier-Trichter auf ein anderes Gefaͤß gebracht wurde,
wird das Filtrum selbst mit sehr schwachem Ammonium-Wasser gewaschen. Auf
diese Weise loͤst sich alles chlorsaure Silber auf, welches man durch
Saͤttigung der filtrirten Fluͤßigkeit mit Kochsalzsaͤure wieder
erhalten kann.
4. Die Aufloͤsung, welche Gold, Blei, Kupfer und Eisen nebst einer geringen
Menge Palladium und Platinna enthaͤlt, wird, mit dem zugegossenen
Wasch- oder Absuͤßwasser zugleich, bis zur Sirup Dike abgeraucht, dann
mit 3 mal so viel Wasser, dem Volumen nach, verduͤnnt, und mit
Schwefelsaͤure behandelt, welche tropfenweise zugesezt wird, um das Blei als
schwefelsaures Blei niederzuschlagen, und dieses sodann durch das Filtrum
auszuscheiden.
5. In die filtrirte Fluͤßigkeit wird eine Aufloͤsung von
proto-schwefelsaurem Eisen (Eisen-Vitriol) gegossen, wodurch das Gold
und das Palladium in metallischem Zustande niedergeschlagen wird. Die
Fluͤßigkeit wird abgesiehen, und die niedergeschlagenen Metalle werden
gewaschen und getroknet. In der Fluͤßigkeit selbst bleibt Platinna mit Eisen
und Kupfer zuruͤk, und diese Fluͤßigkeit wird durch Abdampfung
konzentrirt, und derselben sodann eine hinreichende Menge gesaͤttigter
kochsalzsauren Ammonium- (Salmiak)- Aufloͤsung zugesezt, welche
die Platinna als ammonium-salzsaure Platinna niederschlaͤgt. Diese muß
sodann auf dem Filtrum gewaschen und getroknet werden.
6. Das Gold kann sehr leicht von dem Palladium geschieden werden, wenn man diese
Metalle mit 4 mal so viel Silber schmilzt, und auf diese Mischung konzentrirte
Salpetersaͤure einwirken laͤßt, welche das Palladium und das Silber
aufloͤst, das Gold aber in Gestalt eines braunen Pulvers zuruͤk
laͤßt, welches im Tiegel zu einem Korne geschmolzen werden kann. In die
salpetersaure Aufloͤsung von Silber und Palladium gießen wir
Kochsalzsaͤure, und alles Silber wird als Chlorid niedergeschlagen. Die auf
dem Filtrum von diesem
Chloride befreite Fluͤßigkeit enthaͤlt nur mehr Palladium. Wir sezen
derselben noch einige Tropfen Salmiak-Aufloͤsung zu, und
saͤttigen dann die uͤberschuͤßige Saͤure mit Ammonium;
auf diese Weise wird alles Palladium als
ammonium-proto-sub-kochsalzsaures Palladium gefuͤllt,
und bildet kleine nadelfoͤrmige Kristalle von sehr zarter Rosenfarbe. Das
Salz muß auf dem Filtrum gewaschen und getroknet werden.
7. Das Platinna-Erz, welches nach und nach mit schwacher
Salpeter-Kochsalzsaͤure und dann mit Ammonium-Wasser behandelt
wurde, um das Chlorid-Silber abzuscheiden, muß sehr stark getroknet werden.
Nachdem es wieder in die Retorte gethan wurde, gießen wir, dem Gewichte nach, eben
so viel Salpeter-Kochsalzsaͤure, welche in obigem
Verhaͤltnisse, aber nur mit dem Unterschiede, daß beide Saͤuren so
konzentrirt als moͤglich seyn muͤßen, gemengt wurde, auf dasselbe. Ich
bediene mich in dieser Hinsicht 40 graͤdiger Salpeter-Saͤure
(1,387 Spec. Schwere) und 23 1/2 graͤdiger Kochsalzsaͤure (1,195 Spec.
Schw.). Die Retorte wird in ein Sandbad gestellt, und eine tubulirte Vorlage an dem
Halse derselben angebracht, und maͤßige Hize gegeben. Bald wird ein lebhaftes
Aufbrausen sich einstellen, welches der Entwikelung der Daͤmpfe von
unvollkommener Salpetersaͤure und etwas Chlorine zuzuschreiben ist. Die
Einwirkung der Hize muß so modificirt werden, daß sie die wohlthaͤtigste
Einwirkung auf die Aufloͤsung hervorbringt, ohne die Saͤure zu
verfluͤchtigen. Wenn endlich das Aufbrausen aufhoͤrt, muß das Feuer so
lang vermehrt werden, bis die Fluͤßigkeit siedet, und bis keine
pomeranzenfarbigen Daͤmpfe von unvollkommener Salpetersaͤure mehr
aufsteigen.
Wenn die Wirkung der Saͤure beinahe ganz aufhoͤrt, seihen wir die
Fluͤßigkeit in einen Kolben ab, und gießen auf den noch unangegriffenen Theil
des Erzes dieselbe Salpeter-Salzsaͤure in derselben Menge, wie
vorher.
Diese Mischung muß neuerdings, und unter denselben Vorsichtsmaßregeln, wie die vorige
Aufloͤsung, erhizt werden. Wir behandeln endlich 5 mal nach einander das Erz
mit derselben zusammengesezten Saͤure. Bei diesem Verfahren sind 6 Theile
dieser Saͤure hinlaͤnglich, um die ganze Platinna-Masse, sammt
dem in demselben enthaltenen Palladium und Rhodium, aufzuloͤsen.
8. Nach der lezten Digestion, welche nur eine etwas roͤthlich gefaͤrbte
Aufloͤsung gibt, bleibt ein Ruͤkstand als glaͤnzendes
schwaͤrzliches Pulver zuruͤk, welcher ein Gemenge von Iridium und
Osmium ist. Ein Theil hievon ist ein feines Pulver (siehe Anm. zum 1 §.), der andere
bildet glaͤnzende Plaͤttchen. Auf diesen Ruͤkstand werden wir
wieder zuruͤk kommen; gegenwaͤrtig wollen wir nur bei der
Aufloͤsung stehen bleiben.
9. Wir sagten, daß alle Platinna, alles Palladium und Rhodium aufgeloͤst
waͤre; die Saͤure loͤst aber auch etwas Iridium und Osmium auf,
so wie das den Platinna-Koͤrnern beigemengte Eisen. Waͤhrend
der Einwirkung der Saͤure auf das Erz, und waͤhrend unvollkommen
salpetersaures Gas und Chlorin entwikelt werden, verfluͤchtigt sich etwas
Wasser und Kochsalzsaͤure, welche eine bedeutende Menge von
Osmium-Oxid mit sich fortreissen, das in der Vorlage verdichtet wird.
10. Alle allmaͤhlich erhaltenen Aufloͤsungen des Platinna-Erzes
werden zusammengegossen, und in eine Retorte von gehoͤriger Weite gebracht,
mit welcher die, die vorigen verdichteten Daͤmpfe enthaltende, Vorlage in
Verbindung gebracht wird. Die Retorte wird in einem Sandbade erhizt, bis die darin
enthaltene Fluͤßigkeit die Konsistenz eines Sirupes enthaͤlt. Auf
diese Weise wird aller Ueberschuß von Saͤure abgetrieben, und dieser
fuͤhrt alles Osmium-Oxid, welches in dieser Aufloͤsung
enthalten war, mit sich in die Vorlage.
11. Nachdem das Produkt der lezten Destillation mit Kalk gesaͤttigt wurde,
ziehen wir die Haͤlfte des Umfanges derselben uͤber. Das Produkt
dieser neuen Destillation hat einen außerordentlich durchdringenden Geruch, wegen
der großen Menge des darin enthaltenen Osmiums. Es muß in glaͤsernen
Flaͤschchen mit wohl eingeriebenen Stoͤpseln aufbewahrt werden.
12. Die konzentrirte Platinna-Aufloͤsung muß mit 5–6 mal so viel
Wasser, dem Gewichte nach, verduͤnnt, und dann filtrirt werden.
13. Das schwarze Pulver, auf welches die Salpeter-Kochsalzsaͤure nicht
gewirkt hat, muß gleichfalls mit Wasser gewaschen, getroknet, und in einem
Flaͤschchen aufbewahrt werden: wir wollen es mit dem Namen schwarzes Pulver bezeichnen.
14. In die filtrirte Aufloͤsung gießen wir eine gesaͤttigte
Aufloͤsung von kochsalzsaurem Ammonium, (Salmiak) bis kein Niederschlag mehr
erfolgt. Auf diese Weise entstehen ammonium-kochsalzsaure Platinna,
ammonium-kochsalzsaures Iridium, Rhodium und Palladium. Die beiden lezteren,
als sehr aufloͤsbare Salze, bleiben mit dem Eisen in der Fluͤßigkeit.
Ammonium-kochsalzsaure Platinna aber, und ammonium-kochsalzsaures
Iridium bilden, da sie nur wenig aufloͤsbar sind, einen Niederschlag von
gelblicher oder roͤthlich gelber, mehr oder minder tiefer, Farbe, je nachdem
die Menge des Iridium-Salzes groͤßer oder geringer ist. Wenn ferneres
Zugießen des salzsauren Ammoniums keinen Niederschlag mehr hervorbringt, wird das
Ganze auf ein baumwollenes Filtrum geworfen, und mit dem kaͤltesten Wasser,
das man sich verschaffen kann, ausgewaschen. In dieser Hinsicht legt man ein
Stuͤk Eis in das Wasser, welches zu diesem Aussuͤßen bestimmt ist.
Nachdem der Niederschlag hinlaͤnglich ausgewaschen wurde, was man daran
erkennt, daß das ablaufende Wasser nur mehr eine sehr blaß gelbliche Farbe hat, wird
er getroknet. Dieser Niederschlag ist, wie wir oben bemerkt haben, eine
ammonium-kochsalzsaure Platinna, deren reines Gelb von dem beigemengten
ammonium-kochsalzsauren Iridium, welches roth ist, veraͤndert
wurde.
15. Dieses unreine Ammonium-Platinna-Salz wird in einem Tiegel
kalzinirt, wobei zu bemerken ist, daß der Tiegel zuerst oben gehizt werden muß, um
zu verhuͤten, daß kein Theil des Salzes sich verfluͤchtigt, ohne
vorher zersezt worden zu seyn. Die Hize muß bis zur Rothgluͤhehize getrieben
werden, in welcher Temperatur sie eine Stunde lang erhalten werden muß. Auf diese
Weise werden die Salze zersezt, und es bleibt Platinna und Iridium allein im Tiegel
zuruͤk. Um diese beiden Metalle zu scheiden, bringen wir dieselben in eine
Retorte, und loͤsen sie neuerdings in Salpeter-Kochsalzsaͤure
auf; jezt darf aber die Salpetersaͤure nur mehr 28 graͤdig (1,24 Spec.
Schw.) und die Kochsalzsaͤure 19 graͤdig (1,15 Spec. Schw.) seyn. Zwei
und ein halber Theil dieser Saͤure reichen hin. Einen Theil Platinna, welcher
bereits auf obige Weise behandelt wurde, aufzuloͤsen, ohne auf das Iridium zu
wirken. Dieses Metall bleibt auf dem Boden der Fluͤßigkeit (die eine
schoͤne pomeranzengelbe Farbe hat) in Gestalt eines grauen Pulvers
zuraͤt. Beim Filtrieren liegt reines Iridium auf dem Filtrum, welches
abgesuͤßt und getroknet werden muß.
16. Die Platinna-Aufloͤsung muß noch einmal mit salpetersaurem Ammonium
(Salmiak) niedergeschlagen, und die auf diese Weise erhaltene, schoͤngelbe
ammonium-kochsalzsaure Platinna durch starke Kalzination in einem Tiegel
unter den bereits gegebenen Vorsichts-Maßregeln reducirt werden. Die reine
Platinna bleibt in dem Tiegel als grauliche schwammige Masse zuruͤk, welche
durch Reiben an einem harten Koͤrper Metall-Glanz erhaͤlt.
17. Da Platinna nur in kleinen Massen auf Einmal geschmolzen werden kann, und bei
einer mit Sauerstoffgas oder durch Sauer- und Wasserstoffgas zugleich
verstaͤrkten Flamme, so kann es nicht so, wie die meisten anderen Metalle, im
Großen in Fluß gebracht werden. Indessen gelang es doch den Chemikern, Massen von
bedeutender Schwere aus diesem Metalle dadurch zu bilden, daß sie die einzelnen
Theilchen desselben bei einer sehr hohen Temperatur mittelst starken Drukes
vereinten. In dieser Hinsicht wird eine gewisse Menge von Platinna, welche man aus
der Kalzination dieses dreifachen Ammonium-Salzes erhaͤlt, in einem
Tiegel zusammengedruͤkt, und dann nach und nach noch mehr, bis auf 20 oder 30
Pfunde, eingetragen. Der Tiegel wird dann bedekt, und bis zur Weißgluͤhehize
erhizt. Hierauf wird die Platinna, so schnell als moͤglich, in einen
vierekigen staͤhlernen Model gebracht (ein starker gegliederter Stahlreifen
wuͤrde eben so gut dienen), welcher Model sich mittelst Angeln in zwei Theile
oͤffnen laͤßt. Oben auf die gluͤhende Masse wird eine
staͤhlerne Doke aufgesezt, welch in die Hoͤhlung des Models paßt, und
diese mit drei bis vier schnell aufeinander folgenden, starken Schlaͤgen
einer starken Muͤnz-Schraubenpresse in den Model eingetrieben. Durch
diesen gewaltigen Druk, welchen die schwammige Platina-Masse bei der
Weißgluͤhehize erleidet, vermindert sie bedeutend ihren Umfang, und ihre
Theilchen erhalten einen bereits ziemlich starken Zusammenhang. Der Model oder das
Band wird nun geoͤffnet, die Platina-Masse herausgenommen, und
neuerdings in einem Feuer mit zwei starken Blasebalgen zur
WeißgluͤhehizeIm Originale heißt
es, vielleicht durch Schreibfehler, red-white
heat, Roth-Weißgluͤhe-Hize. A. d.
Ueb. gebracht, und so schnell als moͤglich noch
weißgluͤhend wieder in den Model gethan, wo sie neuerdings 5–6
Schlaͤge von der Schwungpresse erhaͤlt. In dieser zweiten Operation
werden alle Platinna-Theilchen einander hinlaͤnglich genaͤhert,
um eine gleichfoͤrmige Masse zu bilden, welche dann in der Folge ohne
Nachtheil zwischen bloßen Holzkohlen, welche man in die moͤglich
groͤßte Hize versezt, gegluͤht, und noch durch ein paar
Preßschlaͤge auf jede Seite der Masse verdichtet werden kann. Nachdem man auf
diese Weise nach und nach die Platinna-Masse ungefaͤhr 30 mal aus der
Schmied-Esse unter die Presse gebracht hat, erhaͤlt man einen
vollkommen gesunden Zain, der eben so haͤmerbar als dehnbar ist. Diese
Platinna-Zaine werden nun von den Metall-Arbeitern, wie Gold und
Silber, weiter
verarbeitet, d.h., zuerst gestrekt unter der Walzen-Presse, und dann
zugehaͤmmert, wobei sie jedoch von Zeit zu Zeit wieder gehizt (angelassen)
werden muͤßen. So bereitet man in Frankreich die groͤßeren
Platinna-Massen, aus welchen die großen Gefaͤße zur Konzentrirung der
Schwefelsaͤure verfertigt werden.
18. Die Mutterlauge, aus welcher die ammonium-kochsalzsaure Platinna, und das
ammonium-kochsalzsaure Iridium durch kochsalzsaures Ammonium, welches der
Aufloͤsung der rohen Platinna zugegossen wurde, niedergeschlagen worden ist,
hat eine roͤthlich braune Farbe, und enthaͤlt alles
ammonium-kochsalzsaures Palladium und Rhodium, so wie auch eine gewisse Menge
von ammonium-kochsalzsaurer Platina, und ammonium-kochsalzsaurem
Iridium, indem, wie wir bemerkt haben, diese Salze nicht vollkommen
unaufloͤslich sind. Sie enthaͤlt noch uͤberdieß alles Eisen,
welches mit der Platinna verbunden war, und zuweilen auch etwas Kupfer, welches der
Einwirkung der zuerst angewendeten Salpeter-Kochsalzsaͤure, welche zur
Aufloͤsung des Goldes auf das Erz gegossen wurde, entging. Diese Mutterlaugen
werden in Kolben geschuͤttet, und Eisenplatten in dieselbe getaucht. Das
Eisen schlaͤgt (außer dem Eisen-Oxide) alle anderen Metalle in Form
eines schwarzen Pulvers nieder. Nachdem alles Metallische aus dieser Mutterlauge
niedergeschlagen wurde, was man an der gruͤnlichen Farbe erkennt, die diese
Fluͤßigkeit dann annimmt, werden die Eisenplatten, nachdem man
vorlaͤufig alles anklebende Pulver von ihnen weggeschafft hat, herausgezogen,
die Fluͤßigkeit wird abgesiehen und weggegossen. Der schwarze Niederschlag
muß mehrere male abgesuͤßt werden, bis das ablaufende Wasser ganz geschmaklos
ist. Dieses Pulver wird sodann mit schwacher Salpetersaͤure behandelt, welche
den groͤßten Theil des Eisens aufloͤst, das in Folge des
Niederschlages, sich mit diesen Metallen verbunden hat, und welche auch allen
Ueberrest von Kupfer wegnimmt. Der Ruͤkstand wird neuerdings gewaschen, und
mit Salpeter-Salzsaͤure behandelt, welche alle Platinna, alles
Palladium, Rhodium, und alle Ueberreste des Eisens aufloͤset; sie greift aber
das Iridium nicht an, welches rein an dem Boden der Aufloͤsung in Form eines
schwaͤrzlichen Pulvers oder metallischer Plaͤttchen
zuruͤkbleibt. Dieses durch Filtrieren abgeschiedene Iridium wird dann
gewaschen, getroknet, und zu dem fruͤher erhaltenen (15)
geschuͤttet.
19. Nun muͤßen die Fluͤßigkeiten zusammengegossen und zur
Sirup-Dike abgeraucht werden, um den groͤßten Theil der
uͤberschuͤßigen Saͤure zu vertreiben, und hierauf mit vier oder fuͤnfmal
soviel Wasser (dem Gewichte nach) verduͤnnt werden. Das Wasser muß so kalt
als moͤglich seyn. Dieser Mischung wird eine Aufloͤsung von salzsaurem
Amonium so lang zugegossen, bis kein Niederschlag mehr erfolgt. Der Niederschlag ist
Ammonium-kochsalzsaure Platinna, welche durch Filtrieren abgeschieden werden
muß. Die Aufloͤsung wird dann konzentrirt, und nach und nach mehrere Male
abgekuͤhlt, um alles darinn enthaltene Ammonium-Platinna-Salz
auszuscheiden. Nachdem die Fluͤßigkeit vollkommen von Platinna gereiniget
wurde, oder nachdem sie keinen gelben Niederschlag mehr gegeben hat,
verduͤnnen wir sie mit 5 bis 6 Theilen kalten Wassers; denn sie muß einen
merkbaren Ueberschuß von Saͤure haben. Wenn sie diesen nicht haͤtte,
muß mit etwas Kochsalzsaͤure nachgeholfen werden. Wir gießen hierauf,
tropfenweise, etwas Ammonium in das Wasser, aber nicht so viel, daß der Ueberschuß
an Saͤure gesaͤttigt wird. Augenbliklich bildet sich dann in der
Fluͤßigkeit ein Niederschlag in der Form von kleinen Nadeln, die sehr zart
und glaͤnzend und sehr schoͤn blaß rosenfarben sind. Dieser
Niederschlag ist ein Ammonium-Subproto-Kochsalzsaures Palladium. Da
dieses Salz unaufloͤsbar ist, so kann nichts von demselben in der
Fluͤßigkeit zuruͤkbleiben. Es kann durch das Filtrum abgeschieden, und
mit sehr kaltem Wasser abgewaschen werden. Wenn man dieses Salz in einem Tiegel bis
zur Rothgluͤhe-Hize hizt, so bleibt reines Palladium zuruͤk.
Dieses kann in der Folge in der Hoͤhle einer gluͤhenden Holzkohle
geschmolzen werden, auf welche man einen Strom von Sauerstoffgas hinspielen
laͤßt.
20. Die von dem Palladium-Salze befreite Fluͤßigkeit hat ein
schoͤnes Johannisbeeren-Roth, welches von dem
Ammonium-kochsalzsauren Rhodium herruͤhrt, das darin aufgeloͤst
enthalten, und hoͤchst aufloͤsbar ist. Sie enthaͤlt auch noch
uͤberdieß etwas kochsalzsaures Eisen, und zufaͤllig etwas
kochsalzsaures Kupfer, wenn dieses Metall nicht vorlaͤufig gaͤnzlich
von der ersten Menge Salpeter-Kochsalzsaͤure aufgeloͤst wurde,
welche man, wie oben erwaͤhnt wurde, auf das Erz einwirken ließ. Es gibt zwei
Methoden, nach welchen man dieses Salz behandeln kann, um reines Rhodium zu
erhalten. Die erste besteht darin, daß man die Fluͤßigkeit bei gelinder Hize
bis zur Trokenheit abraucht, und den Ruͤkstand mehrere Male mit absolutem
Alkohl siedet. Der Weingeist loͤst alles kochsalzsaure Eisen und Kupfer und
den Ueberschuß von Salmiak auf, um auf das ammonium-kochsalzsaure Rhodium zu
wirken, welches als ein salziges schoͤn karminrothes Pulver
zuruͤkbleibt. Durch Erhizung dieses Salzes in einem Tiegel bis zum Rothgluͤhen
zersezen wir dasselbe, und das Rhodium bleibt rein und vollkommen metallisch
zuruͤk. Das zweite Verfahren, das Rhodium aus obiger Fluͤßigkeit zu
erhalten, besteht darin, daß man Eisenplatten in dasselbe eintaucht. Rhodium und
Kupfer werden dadurch niedergeschlagen, und nehmen auch etwas Eisen mit sich. Wenn
alles sich niedergeschlagen hat, wird die Fluͤßigkeit abgegossen, der
Niederschlag abgefuͤhrt, und in einem Ueberschuße von starker
Kochsalzsaͤure gesotten, welche alles Eisen aufloͤst. Die
Fluͤßigkeit wird nun abgegossen, der Ruͤkstand mit einer
hinlaͤnglichen Menge Wassers gewaschen, und dann zu widerholten Malen mit
konzentrirter Salpetersaͤure gesotten, welche alles Kupfer aufloͤst.
Da das Rhodium in jeder dieser Saͤure einzeln vollkommen unaufloͤsbar
ist, so bleibt es in Form von glaͤnzenden Haͤutchen zuruͤk,
welche gewaschen und getroknet werden muͤßen. Rhodium, als das
unschmelzbarste aller Metalle, kann nur in sehr kleinen Stuͤken geschmolzen
werden, und dieß nur bei einer mit Sauerstoffgas oder mit Sauer- und
Wasserstoffgas genaͤhrten Flamme.
21. Wir wollen nun zu dem schwarzen Pulver zuruͤkkehren, welches von dem
Platinna-Erze durch Behandlung desselben mit
Salpeter-Kochsalzsaͤure abgeschieden wurde. Wir bemerkten, daß dieses
schwarze Pulver ein Gemenge von Osmium und Iridium ist; es wird kaum von irgend
einer Salpeter-Kochsalzsaͤure angegriffen, und fodert in der That eine
ungeheuere Menge von dieser Saͤure, wenn nur ein kleines Theilchen von ihr
aufgeloͤst werden soll. Das einzige Mittel, dieses Gemenge anzugreifen ist:
daß man dasselbe mit salpetersaurer Pottasche kalzinirt. In dieser Hinsicht reiben
wir das schwarze Pulver mit zweimal soviel (dem Gewichte nach) Mischung aus drei
Theilen Salpeter und einem Theile kaustischer Pottasche, tragen das ganze Gemenge in
einen silbernen Tiegel ein, und bringen diesen eine halbe Stunde lang in
Kirschrothhize. In Folge der Verwandschaft der Pottasche mit dem Osmium und Iridium
Oxide wird die Salpetersaͤure des Salpeters zersezt, und oxidirt diese
Metalle. Der Tiegel wird aus dem Feuer genommen, man laͤßt ihn erkalten, und
gießt dann kaltes Wasser auf den Inhalt desselben. Dieß loͤst die Pottasche,
das ganze Osmium-Oxid, und etwas von dem Iridium-Oxide auf. Alles wird
auf das Filtrum geschuͤttet, und das auf demselben zuruͤkbleibende
Iridium-Oxid wird ausgewaschen und getroknet.
22. Die filtrirte Fluͤßigkeit, welche die Verbindung der Pottasche und des
Osmium-Oxides und zugleich auch etwas Iridium-Oxid enthaͤlt,
wird in eine Flasche gethan, und mit Salpetersaͤure gesaͤttigt;
hierauf in eine Retorte geschuͤttet, an welcher man einen tubulirten Ballon
anbringt, welchen man mit nassen Tuͤchern bedekt. Waͤhrend der
Destillation fuͤhrt das Wasser, welches in Dampfgestalt aufsteigt, alles
Osmium Oxid mit sich in den Ballon. Nachdem die Fluͤßigkeit bis auf zwei
Drittel uͤbergezogen ist, ist meistens schon alles Osmium
verfluͤchtigt, und die in der Retorte ruͤkstaͤndige
Fluͤßigkeit haͤlt nur mehr salpetersaure Pottasche und eine Spur von
Iridium. Die waͤsserige Aufloͤsung von Osmium ist so farbenlos und
durchsichtig, wie destillirtes Wasser, hat einen eignen sehr starken Geruch, der die
Rase außerordentlich reizt, und der bei laͤngerem Einathmen
gefaͤhrlich wird. Um das Osmium aus dieser Aufloͤsung zu erhalten,
schuͤttet man dieselbe in einen Kolben, und wir sezen ein wenig
Kochsalzsaͤure zu, um dieselbe etwas zu saͤuern, und stellen dann eine
Platte aus reinem Zinke in dieselbe. Das Osmium-Oxid wird durch den Zink
zersezt, welcher in der Kochsalzsaͤure aufgeloͤst wird, und das
Osmium-Metall faͤllt als schwaͤrzlich blaues Pulver auf den
Boden des Gefaͤßes nieder. Nachdem das Osmium-Oxid vollkommen zersezt
wurde, was man daran erkennt, daß die Fluͤßigkeit ihren Geruch verliert,
gießt man die Fluͤßigkeit ab, schuͤttet das Osmium-Pulver auf
ein Filtrum, waͤscht es reichlich mit Wasser, troknet es, und thut es
unmittelbar darauf in eine wohlverschlossene Flasche.
23. Das Iridium-Oxid, welches man durch Kalzination des schwarzen Pulvers mit
Salpeter und Pottasche erhielt, und welches auf dem Filtrum zuruͤkbleibt, ist
durchaus nicht rein. Es ist ein Gemenge von Iridium-Oxid, von einer gewissen
Menge des schwarzen Pulvers oder der Osmium- und Iridium-Mischung,
welche nicht vom Salpeter angegangen wurde, und von etwas aus dem Tiegel
herruͤhrenden Silber. Dieses Gemenge muß mit
Salpeter-Kochsalzsaͤure behandelt werden, welche nur das
Iridium-Oxid aufloͤset, das Silber-Oxid in
Silber-Chlorid verwandelt, und uͤbrigens nicht auf diese Mischung
wirkt. Hierauf wird filterirt und gewaschen. Das unangegriffene Gemenge und das
Silber-Chlorid bleiben auf dem Filtrum. Dieser Ruͤkstand wird mir
Wasser gewaschen, welches etwas Ammonium enthaͤlt, wodurch das
Silber-Chlorid aufgeloͤst wird, das Gemenge von Osmium und Iridium
hingegen rein zuruͤk bleibt. Lezteres kann dann wieder mit einer Mischung von
Salpeter und Pottasche kalzinirt werden, um es vollkommen zu zersezen.
24. In die Iridium-Aufloͤsung, welche sehr tief rothbraun ist, wird
kochsalzsaures Ammonium gegossen, und dieselbe bei gelinder Hize bis zur Trokenheit
abgeraucht. Der Ruͤkstand muß sodann mit sehr hoch rektifizirtem Weingeiste
behandelt werden, welcher den Ueberschuß von Salmiak aufnimmt und gelegentlich auch
etwas kochsalzsaures Eisen, welches zuweilen noch in geringer Menge in dieser
Mischung enthalten ist. Wenn der Alkohol nicht mehr gefaͤrbt wird, so bleibt
das Ammonium-kochsalzsaure Iridium rein zuruͤk. Es ist nun nur noch
noͤthig, dasselbe in einem Tiegel stark zu kalziniren, um das Iridium rein zu
erhalten. Dieses Metall, welches weniger schmelzbar ist, als Rhodium, kann nur in
sehr geringer Menge mit Sauerstoffgas auf einer Kohle oder mit dem
Wasserstoffgas-Loͤthrohre geschmolzen werden.