Titel: Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases, des Stein-Kohlen-Gases, und des Oehl- oder Thran-Gases.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXV., S. 184
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XXV. Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases, des Stein-Kohlen-Gases, und des Oehl- oder Thran-Gases. Auszug aus der hieruͤber von Hrn. Brande in den Philosophical Transactions eingeruͤkten Abhandlung. In den Annales de Chimie et de Phisique. Febr. 1822. S. 19682). Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases. Ein Strom Oel erzeugendes Gas, der unter dem Druke einer 1/2 Zoll hohen Wassersaͤule aus einer Roͤhre von 1/60 engl. Zoll im Durchmesser ausstroͤmte, gab, nachdem er angezuͤndet wurde, eben so viel Licht, als eine Wachskerze (deren 4 auf ein Pfund gehen), wenn 640 englische Kubikzolle Gas waͤhrend einer Stunde verbraucht wurden. Ein eben so starker Strom Oel- oder Thrangas gab eben so viel Licht, wenn waͤhrend einer Stunde 300 Kubikzoll desselben verbraucht wurden. Hr. Brande zuͤndete unter obigem Druke von 1/2 Zoll 12 Stroͤme von 1/60 Zoll im Durchmesser, die auf einem Ringe von 7/10 im Durchmesser im Kreise umherstanden, auf einmal an. Er bedekte diese Flamme mit einem walzenfoͤrmigen Rauchfange, wie an den Argand'schen Lampen, und richtete die Oeffnung der Haͤhne so vor, daß kein Rauch statt haben konnte. Diese zusammengesezte Flamme gab ein Licht von der Staͤrke von 10 Wachskerzen, wenn in einer Stunde 2600 Kubik-Zoll Oel erzeugendes Gas verzehrt wurden. In obigem Versuche gab ein einzelner Strom bei einem Verbrauche von 640 Kubikzoll waͤhrend einer Stunde ein Licht von der Staͤrke einer Wachskerze. Zu einem Lichte von der Staͤrke von 10 Wachskerzen wuͤrde man also, wenn jeder Strom einzeln brannte, 640 × 10 = 6400 Kubikzoll brauchen. Nun braucht man aber, in Folge obigen Versuches, hiezu nur 2600 Kubikzolle, wenn man einen Strom dicht neben dem andern brennen laͤßt83). Nach Hrn. Brande erhaͤlt man eine Stunde lang ein Licht von der Staͤrke von 10 Wachskerzen, wenn man   2600 engl. Kubik-Zolle reines Oel erzeugendes Gas,   4875 engl. Kubik-Zolle Oel- oder Thrangas, 13120 engl. Kubik-Zolle Steinkohlengas verbrennt. Bei dem Versuche mit Oel- oder Thrangas bediente Hr. Brande sich desselben Apparates mit 12 Stroͤmen, jeden zu 1/60 Zoll im Durchmesser, dessen er sich bei dem reinen Oel erzeugenden Gase bediente. Da ihn aber die Erfahrung lehrte, daß die Oeffnungen fuͤr das Steinkohlengas bedeutend weiter seyn muͤßen, wenn dasselbe gehoͤrig brennen soll, so zuͤndete er, bei dem Versuche mit dem lezten, 12 Stroͤme zugleich an, deren jeder 1/30 Zoll im Durchmesser hatte, und die auf dem Umfange eines Ringes von 0,9 Zoll im Durchmesser angebracht waren. Eine Mischung von drei Theilen Oel erzeugenden Gases und einem Theile Wasserstoff gibt eben so viel Licht als Oel oder Thrangas. Um die Erwaͤrmungs-Kraft dieser verschiedenen Arten von Flammen zu pruͤfen, speiste man nach und nach die zwoͤlf Roͤhren, von welchen wir sprachen, mit Oel oder Thrangas, mit Steinkohlengas, und mit Oel erzeugendem Gase. Ueber dem Rauchfange, aber in einer solchen Entfernung, daß die Flamme nichts von ihrem Glanze verlor, brachte man ein kleines kupfernes Gefaͤß von 5 Zoll im Durchmesser und 2 1/2 Zoll Tiefe an, welches an seiner innern Flaͤche etwas konkav war. In diesem mit Wasser gefuͤllten Gefaͤße war ein Thermometer und eine kleine Oeffnung angebracht, durch welche die Daͤmpfe entweichen konnten. Der Versuch ward geendet, sobald die Fluͤßsigkeit zu sieden anfieng. Die Resultate waren folgende: Die Temperatur des Wassers vor dem Versuche war +10° am hundertgraͤdigen Thermometer. Um diese Temperatur auf 100° (den Siedpunkt am 100graͤdigen Thermometer) zu bringen, verbrannte man   870 Kubikzolle Oel erzeugendes Gas; 1300 Kubikzolle Oel- oder Thran-Gas; 2190 Kubikzolle Steinkohlen-Gas. Das Licht einer Flamme, welche von einem Strome des Oel erzeugenden Gases hervorgebracht wurde, erzeugte, nachdem es in dem Brennpunkte einer flach konvexen-Linse konzentrirt wurde, auf der Kugel eines kleinen Queksilber-Thermometers, eine Waͤrme, welche das Queksilber in 5 Minuten um 2° 5 am hundertgraͤdigen Thermometer aufsteigen machte. Die Temperatur der Linse selbst, obschon diese dik war, ward nicht erhoͤht. Dieser Versuch, bemerkt Herr Brande, stimmt mit jenen des Hrn. Maycok und Laroche, und beweiset, daß die Waͤrmestrahlen, welche aus gemeinen brennbaren Koͤrpern ausstroͤmen, im Stande sind, durch durchscheinende Mittelkoͤrper eben so gut, als die Waͤrmestrahlen der Sonne, durchzugehen84). Es gibt eine Menge chemischer Substanzen, auf welche die Wirkung des Lichtes Einfluß hat. Wenn man z.B. eine Mischung von Chlor und Wasserstoff der unmittelbaren Einwirkung der Lichtstrahlen aussezt, so bildet sich alsogleich Kochsalzsaͤure; allein die beiden Gase wirken nur dann aufeinander, wenn das Gefaͤß, in welchem sie ausgeschossen sind, der Wirkung des in der Atmosphaͤre verbreiteten Lichtes ausgesezt werden85). Hr. Brande bemerkt, daß, als er eine Mischung aus gleichen Theilen Chlor vom Wasserstoff in einer Kugel von sehr duͤnnem Glase der Einwirkung eines sehr lebhaften Lichtes einer durch Oel erzeugendes Gas hervorgebrachten Flamme aussezte, er nach 15 Minuten nicht die geringste chemische Wirkung beobachtete. Ein sehr glaͤnzender Brennpunkt, von demselben Lichte gebildet, aͤnderte auch nicht im Geringsten die Weiße des kochsalzsauren Silbers. Er widerholte indessen dieselben Versuche auf folgende Weise. Er brachte die kleine Kugel, welche das Gemenge von Chlor und Wasserstoff enthielt, in der Entfernung eines Zolles von zwei Kohlen an, welche an der Spize zweier Metalldraͤhte angestekt waren. Von diesen Drahten verband er den einen mit dem positiven, den andern mit dem negativen Pole einer Volta'schen Saͤule von hundert Platten-Paaren, die stark geladen war. Man weiß, daß wenn man die beiden an diesem Apparate auf obige Weise angebrachten Pole einander naͤhert, auf der Stelle sich ein helles Licht verbreitet; Niemand hat aber vor Hrn. Brande bemerkt, daß dieses Licht Staͤrke genug besizt, eine chemische Wirkung auf Chlor und Wasserstoff zu aͤußern. Meistens war bei den Versuchen dieses gelehrten Englaͤnders ein Zeitraum von 5 Minuten nothwendig, damit diese beiden Gase sich vollkommen untereinander verbinden konnten. In zwei Faͤllen jedoch verursachte die Erscheinung des elektrischen Lichtes eine Explosion, so wie die unmittelbare Einwirkung der Sonnenstrahlen sie stets erzeugt. „Da ich“, sagt Hr. Brande, „mit keiner andern Art von irdischem Lichte eine aͤhnliche Wirkung hervorbringen konnte, mochte dasselbe auch noch so stark seyn, so ist es mir unmoͤglich, nicht zu vermuthen, daß dieses Phaͤnomen nicht von einer besondern Eigenheit herruͤhre, welche dem Sonnenlichte und dem elektrischen Lichte ausschließlich eigen ist.“86)