Titel: | Beschreibung der Verbesserungen, welche Wilh. Harvey, Seiler zu Belper in der Grafschaft Derby, an den zur Verfertigung der Seile und Gurten gebräuchlichen Maschinen angebracht, und worauf er dd. 12. Oktober 1820 ein Patent erhalten hat. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XIX., S. 140 |
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XIX.
Beschreibung der Verbesserungen, welche Wilh. Harvey, Seiler zu Belper in der Grafschaft Derby, an den zur Verfertigung der Seile und Gurten gebräuchlichen Maschinen angebracht,
und worauf er dd. 12. Oktober 1820 ein Patent erhalten hat.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXIX. April 1822. S. 257.
Mit Abbildungen auf Tab. III.
Harvey's Verbesserung der Maschinen zur Verfert. der Seile und Gurten.
Meine Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung der
Seile und Gurten bestehen darin, daß ich mehrere Seile oder Lizen der Seile mittelst
Bolzen oder Stiften von Kupfer, Messing, Zink, Zinn, oder irgend einem anderen
Metalle (außer Eisen) oder von irgend einer Metallkomposition, welche weder reibt
noch rostig wird, so verbinde, daß daraus flache Gurten oder Baͤnder
entstehen, mit welchen man Kohlen oder Erze aus den Tiefen der Schaͤchte
foͤrdern und uͤberhaupt schwere Lasten aufziehen kann, oder auch
vierekige Seile zu Kabeln und dem schwereren Tauwerke an Schiffen; ferner in der
Vorrichtung einer Maschine zum Durchbohren der Loͤcher durch die besagten
Lizen, damit jene Metallstifte, welche sie zusammenhalten sollen, in dieselben
eingefuͤhrt werden koͤnnen. Um flache Gurten oder Baͤnder zu
machen, werden zwei, vier oder mehrere Lizen nebeneinander gelegt, jedoch so, daß
jede Lize auf die entgegengesezte Seite, hinsichtlich ihrer Nachbarinn, gedreht ist.
Diese Lizen werden dann sowohl seitwaͤrts als abwaͤrts
zusammengedruͤkt, und wenn sie auf diese Weise zusammengebracht sind, wird ein Stecher durch alle
Lizen des Seiles durchgestoßen, und in das hiedurch erzeugte Loch einer der
obenerwaͤhnten Metallstifte eingefuͤhrt, und so vernietet, daß dadurch
die verschiedenen Lizen fest aneinander gehalten werden. Bei der Verfertigung
vierekiger Seile zu Kabeln und schwerem Tauwerke an Schiffen werden zwei, vier,
sechs, acht und mehrere flache Seile oder Gurten, welche auf obige Weise
zusammengeheftet wurden, auf ihren Kanten in die Presse gebracht, und mit dem
Stecher quer oder nach der Breite der Baͤnder durchbohrt. Die in die
gemachten Oeffnungen eingeschobenen Metallstifte werden wieder vernietet, so, daß
dadurch ein vierekiges oder wie immer gestaltetes festes Seil aus mehreren Lizen
entsteht, welche alle gehoͤrig unter einander verbunden sind.
Die Maschine, deren ich mich zum Durchbohren der Lizen der Seile bediene, besteht aus
einem beweglichen Wagen, wovon Fig. 15. Tab. III. den
Grundriß im Vogel-Perspektive darstellt. Der Presser h ist entfernt, um den Stecher zeigen zu koͤnnen. Fig. 16. ist ein Aufriß
der ganzen Maschine von der Seite, und Fig. 17. stellt dieselbe
von ihrem Ende gesehen dar. Nachdem die verschiedenen Lizen des Seiles, welche zu
einem flachen Bande zusammengefuͤgt werden sollen, laͤngs der Seilbahn
neben einander in beliebiger Laͤnge aufgezogen sind, wird der Wagen unter sie
hingefahren, und die Lizen des Seiles aa, Fig. 16. und
17.
werden so vorgerichtet, daß sie auf dem Brette oder Tische bb zu liegen kommen. Der Haͤlter c wird dann angezogen, so, daß er die Lizen des Seiles
seitwaͤrts zusammendruͤkt, wenn man die Kurbel d dreht, wodurch die Schrauben ee
vorwaͤrts geschoben werden, (deutlicher noch sieht man dieß im Grundrisse
Fig. 15.)
und folglich der Haͤlter c seitwaͤrts
gegen das Seil angedruͤkt, und dasselbe zwischen den Haͤltern c
und f zusammengepreßt wird. Nachdem dieß geschehen ist,
wird eine Stange quer uͤber auf die Lizen des Seiles gelegt, und, mittelst
der Schwungkolben gg, welche die Schraube h drehen, die auf die Stange herabsteigt, werden die
Lizen auch von Oben nach Abwaͤrts gedruͤkt, und, wie Fig. 17. zeigt,
foͤrmlich eingeschlossen. Nachdem die Seile in diese Lage gebracht worden
sind, und nun durchstochen werden koͤnnen, wird der Stecher i, der durch ein Loch in dem Haͤlter f laͤuft, in einem Schuhe des Schlittens l befestigt. Nun dreht man die Kurbel m, welche durch den Triebstok n in das Zahnrad o eingreift, und das Sternrad
p auf derselben Achse in den Zahnstok des Schlittens
l eingreifen macht, folglich den Stecher
vorwaͤrts schiebt, und denselben gerade durch die verschiedenen Lagen der
Lizen treibt, in welchen er das zur Aufnahme der obenerwaͤhnten Metallstifte
bestimmte Loch bildet. Hierauf wird die Kurbel d und der
Schwungkolben gg zuruͤkgewunden, um die
Seile frei zu machen, und der Wagen um so viele Zolle vorgeschoben, als diese Stifte
von einander entfernt zu stehen kommen sollen, (sechs bis acht Zoll schlage ich bei
vierlizigen Seilen vor, und so im Verhaͤltnisse). Dieses Vorruͤken des
Wagens kann, wenn man es so wuͤnschen sollte, auf dieselbe Weise bewirkt und
geregelt werden, wie in Fig. 19. bei rst gezeigt ist, und so auch beschrieben werden
soll. Die Metallstifte werden in die durch den Stecher gemachte Oeffnung mit der
Hand eingefuͤhrt, und ihre Enden so vernietet, daß sie die verschiedenen
Lizen des Seiles fest zusammenhalten.
Eine andere Vorrichtung zur Durchbohrung der Lizen des Seiles zeigt Fig. 18. im Grundrisse
auf einem Wagen. Hier wird der Stecher i mittelst des
Hebels qq durch die Lizen der Seile getrieben.
Dieser Hebel dreht sich um einen Triebstok, der in einen Zahnstok eingreift, und durch
seine Bewegung den Stecher durch die Lizen treibt.
Fig. 19. zeigt
den Wagen in Fig.
18. von der Seite. r ist hier ein Sternrad,
welches in ein Zahnrad s eingreift, und dieses ist an
einer der Rollen oder Rider befestigt, worauf der Wagen laͤuft. Wenn man die
Kurbel t um einen oder zwei oder mehrere Zaͤhne
dreht, kann der Wagen um so viele Zolle, als die Metallstifte von einander stehen
sollen, fortgeschoben werden.
Ich erlaube mir uͤbrigens an den hier beschriebenen Theilen jene
Veraͤnderungen vorzunehmen, die ich zwekmaͤßig finde. Urkunde dessen
etc.