Titel: | Erklärung des dem Jak. Collier, bürgerl. Maschinisten zu Frocester in der Grafschaft Gloucester, ertheilten Patentes auf verschiedene Verbesserungen an einer jezt zum Rauhen und Zurichten des Tuches gebräuchlichen Maschine, die man Geige (Gig) nennt. Dd. 19. Febr. 1818. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LII., S. 425 |
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LII.
Erklärung des dem Jak. Collier, bürgerl. Maschinisten zu Frocester in der Grafschaft Gloucester, ertheilten Patentes auf verschiedene Verbesserungen an
einer jezt zum Rauhen und Zurichten des Tuches gebräuchlichen Maschine, die man Geige (Gig) nennt. Dd. 19. Febr. 1818.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXVI. Maͤrz 1821. S. 210.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Jak. Collier Verbesserungen an einer Tuch-, Rauch- und Zuricht-Maschine.
Ich erklaͤre hiermit, daß meine Erfindung in Folgendem
und in der anliegenden Zeichnung vollkommen erklaͤrt ist. Fig. 5. Tab. V. stellt
meine verbesserte Geige von einem Ende oder von der Seite Fig. 6. von vorne dar.
Beide diese Figuren sind in einem so verjuͤngten Maßstabe gezeichnet, daß
fuͤnf viertel (engl.) Zoll auf einen Fuß kommen, und dieselben Buchstaben
bezeichnen in beiden Figuren denselben Gegenstand.
AA ist das Gestell der Maschine, welches aus Holz
oder Stahl verfertigt seyn mag.
B ist die oberste Tuchwalze, deren Laͤnge dem
breitesten zuzurichtenden Tuche gleich seyn muß, und auf welcher das Tuch zuerst
aufgerollt wird.
C ist die Leitwalze des Tuches.
D ist die Aufnahmswalze, welche das Tuch
empfaͤngt, so wie es von der obersten Rolle abgerollt wird.
BB und D sind beide mit
Haken und Haartuch versehen, um die Enden des Tuches auf die gewoͤhnliche
Weise daran zu befestigen, und wenn diese befestiget sind, so kann das Tuch
abwechselnd auf eine oder die andere dieser Walzen aufgerollt werden, und zwar auf
die spaͤter zu beschreibende Weise, jedoch immer so, daß es uͤber die
Leitwalze C in der Richtung aaaa laͤuft.
Der große und wesentliche Vortheil meiner Verbesserung besteht darin, daß dadurch die
Kardenbretter die Karden (welche von der gewoͤhnlichen Art sind) mehr gerade
in der Richtung der Kardenhaken oder Spizen bewegen, so daß sie weniger in Gefahr
sind sich abzutragen, und daß dadurch die Gewalt vermindert wird, die sie erleiden,
wenn sie auf dem gewoͤhnlichen Cylinder angebracht werden: diese Wirkung
erhalte ich, indem ich dieselben in einer halben Elipse auf folgende Weise sich
bewegen lasse. E und F sind
zwei Walzen, welche zwei, drei oder mehrere Riemen oder Ketten ohne Ende an jedem
Ende, und eine in der Mitte fuͤhren, wie SS
in Fig. 5
zeigt. Auf diesen befinden sich die Kardenbretter PP in derselben Groͤße, Entfernung, und mit derselben Besezung von
Karden, wie an der gewoͤhnlichen Walze. Diese Riemen oder Ketten werden aus
ihrer geradlinigen Richtung durch die Walzen GGG
gebracht, die gleichfalls eben so lang sind, als das Tuch breit ist, und deren man sich in beliebiger
Anzahl bedienen kann: ich finde aber, sowie die Zeichnung ausweiset, drei oder vier
hinreichend.
Die Walzen E und F stehen
fest, indem ihre Stangen oder Traͤger in dem Gestelle befestigt sind; GGG aber sind in horizontaler Richtung beweglich,
um die Kette der Kardenbretter mehr oder minder vorwaͤrts zu bewegen. In
dieser Hinsicht sind ihre Traͤger von den Haͤltern TTT aus Gußeisen oder irgend einem anderen
Materials gestuͤzt, welche sich bewegen lassen, und in ihrer Stelle durch
geschlossene Einschnitte und Schrauben erhalten werden. U ist eine andere bewegliche Walze am Hintertheile der Maschine, um die
Kette der Kardenbretter zu spannen, und dieselbe im Straff zu erhalten, nachdem die
Walzen GGG in ihre gehoͤrige Lage gebracht
wurden. Die obere und untere Walze B und C haben aͤhnliche Haͤlter und
Stellschrauben, um sie ruͤckwaͤrts und vorwaͤrts zu bewegen, so
daß das Tuch beim Auf- oder Abwinden von denselben in irgend einem
erforderlichen Grade angedruͤckt werden kann. Wenn die Maschine im Gange ist,
bewegt die Vorderseite der Kette der Karden sich abwaͤrts, waͤhrend
das Tuch aufwaͤrts laͤuft, wie die in der Figur angebrachten Pfeile
zeigen.
Ich seze die Maschine durch Wasser, Dampf oder irgend eine andere Kraft in Bewegung.
R ist das Hauptrad, welches mit der bewegenden Kraft
in Verbindung steht, und dadurch stets in Bewegung erhalten wird. Es dreht sich ohne
Verbindung an der Achse des oberen Kettenrollers E,
welcher jedesmal durch die Verbindungs-Buͤchse X, die auf einem viereckigen Theile dieser Achse sich hin- und her
bewegt, und mittelst ihrer Handhabe V in den Zug oder
aus demselben gebracht werden kann. W ist ein anderes
Spornrad, an der Spindel von D befestigt, und in das
Sporn- oder Treibrad eingreifend. Das Rad N dreht
sich frei auf der verlaͤngerten Achse oder Spindel der oberen Tuchwalze B, und das Rad W ruht auf aͤhnliche
Weise auf der Achse der unteren Tuchwalze D. Diese
Walzen koͤnnen jedesmal in Bewegung gesezt werden, wenn man die
Verbindungs-Buͤchsen LM, welche sich
auf viereckigen Stuͤcken dieser Achsen bewegen, durch ihre Handhabe oder
durch den Hebel gg eingreifen laͤßt. Da
aber dieser Hebel sich um eine Spindel oder um einen Mittelpunkt bewegt, so ist es
offenbar, daß wenn man eine Verbindungs-Buͤchse wegnimmt, er die
andere treiben muß, und umgekehrt, und so kann jede Walze nach Belieben des
Arbeiters gedreht, und das Tuch auf derselben aufgerollt werden. Y ist ein Vorsprung von Holz oder Eisen mit
Einschnitten, um die Hebel, durch welche die Buͤchsen gestellt werden, in
ihrer erforderlichen Lage zu erhalten. ZZ sind
Bremsen oder Raͤder an den Achsen der Tuchwalzen B und D, welche abwechselnd mit dem Rade
wirken oder ausser dem Zuge bleiben koͤnnen, um die Tuchwalze, an welcher sie
ziehen, nie frei stehen zu lassen, und dadurch dem Tuche stets die gehoͤrige
Spannung zu geben. Diese Bremsraͤder werden durch den Hebel gg
So heißt es im Originale; es muß aber QQ heißen. A. d. Uebers., und
den Steller H in Thaͤtigkeit gesezt, und sind so
gebaut, daß wenn eines derselben durch den Steller gestellt ist, das andere frei
wird.
Es ist offenbar, daß diese Maschine auch auf andere Weise, als auf die einzige hier
angegebene, in Bewegung gesezt werden kann: es kommt einzig und allein darauf an,
daß waͤhrend das Tuch sich in einer Richtung bewegt, die Kardenbretter sich
in der entgegengesezten, und zwar drei mal schneller als das Tuch bewegen,
naͤmlich 3 Fuß in einer Sekunde, waͤhrend das Tuch einen Fuß
laͤuft. Ich nehme daher nicht dieses Raͤderwerk als Theil meiner
Erfindung in Anspruch, die ich nur darauf beschraͤnke, wie Tuch und
Kardenkette so gegen
einander angebracht werden koͤnnen, um irgend einen erforderlichen Grad von
Druck zu erzeugen. Waͤhrend die Maschine in Bewegung ist, kann man eine lange
walzenfoͤrmige Kardenbuͤrste in Form zweier entgegengesezten
Schrauben, die von dem Mittelpunkte aus wirken, auf die Oberflaͤche des
Tuches einwirken lassen, um das Haar desselben zu stuͤrzen, wie II in beiden Figuren zeigt. Diese Walze kann auf
irgend eine bequem erachtete Weise getragen und bewegt werden, auch kann das
Baͤrsten, wenn der Fabrikant es so besser findet, durch die Hand des
Arbeiters wie gewoͤhnlich geschehen. Urkunde dessen etc.