Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, Miszellen, S. 135 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Wilhelm
Exner, Erlebnisse. Verlag Julius Springer. Wien 1929. Preis geh.
12,– RM.
Der 248 Textseiten und ein 7½ Seiten langes Namensverzeichnis umfassende Band ist
eine stark gekürzte Ueberarbeitung des ursprünglichen Manuskriptes, die der Freund
des Verfassers Weißenstein durchgeführt hat. Leider bemerkt man die vorgenommene
Sichtung und Kürzung an vielen Stellen daran, daß die betreffenden Abschnitte etwas
farblos erscheinen. Es ist eben die ursprüngliche Frische und Unmittelbarkeit
vielfach verloren gegangen. Diese „Erlebnisse“ spiegeln in erster Linie die
Entwicklung der Gewerbeförderung in Oesterreich von ihrem Anfang bis zum
Zusammenbruch des Staates wieder und werden allen späteren Geschichtsschreibern eine
Fülle von Material liefern. Für Nichtösterreicher sind vielleicht zu viel Namen von
Leuten genannt, die dem draußen Stehenden nicht genügend Interesse bieten.
Jedenfalls ist dem 90jährigen und noch unermüdlichen Verfasser der Dank aller an der
Gewerbeförderung und dem Ausstellungswesen Beteiligten sicher für die riesige Arbeit
und die offene Darlegung mancher empfundener Mängel, die das Buch enthält.
Stephan.
E. Meissner, Weltanschauung eines Technikers. Carl Heymanns, Verlag,
Berlin 1927. Preis geh. 8,– RM.
Das Buch ist nach mehreren Richtungen bemerkenswert. Trotz des geringen Umfanges –
137 Seiten – enthält es ein vollständiges philosophisches System, das aber von den
sonst bekannten wesentlich abweicht. Wahrend die übliche Philosophie entweder den
Satz an die Spitze stellt oder ihn als ungenannte Voraussetzung gelten läßt, daß der
menschliche Geist imstande ist, jedes Problem zu bewältigen, wird hier im ersten
Abschnitt ungefähr das vollkommene Gegenteil begründet. Die Darlegung geht aus von
einer im Verhältnis zu dem Uebrigen breiten Untersuchung unserer Erkenntniswerkzeuge
und ihrer Mängel, die am Ende nur körperliche Vorstellungen als Grundlagen unseres
Denkens gestatten. Darauf baut sich eine Philosophie auf, die nicht, wie man wohl
erwartet, im Materialismus endet, die aber von einer erstaunlichen Bescheidenheit
ist. Der Verfasser vermeidet es absichtlich, bestimmte hergebrachte Begriffe an den
Anfang zu stellen und damit ein, wie es an einer Stelle heißt, „philosophisches
Begriffsspiel“ zu treiben; freilich bleibt ihm auch nichts anderes übrig,
als einige besondere Arbeitsausdrücke vorauszunehmen und festzulegen. Erfreulich
ist, daß er die sogenannte Fachsprache der Philosophen gänzlich beiseite laßt; und
es zeugt von großem Geschick in der Verwendung und Benutzung des Wortes, daß er die
bekannten Thesen der Fachphilosophie durchweg in einer allgemein verständlichen
Sprache wiedergibt. Vielleicht kann man den gewählten Titel als irreführend
bezeichnen; es handelt sich gar nicht um die Weltanschauung eines Mannes, der
sonst in einer bestimmten praktischen Fachrichtung arbeitet, sondern um die
Philosophie eines Nichtberufsphilosophen, der allerdings sehr gut in der
Fachphilosophie Bescheid weiß. Das Buch wird anderen Nichtphilosophen, die Interesse
an derartigen Ueberlegungen haben, sicher einen hohen Genuß bereiten und ihnen
manchen Einblick in die Mängel dieses oder jenes philosophischen Systems geben.
Stephan.
St. List,
Aus dem technischen Schrifttum der Römer, Eclogae Graecolatinae Fasc. 49.
Verlag B. G. Teubner, Leipzig-Berlin 1928. Preis kart. 0,80 RM.
Das nur 32 Seiten umfassende Heftchen will einen Einblick in die technische Literatur
der Römer geben. Tatsächlich zeigen die ausgewählten Abschnitte – Vitruv, Plinius,
Hyginus, Vegetius –, daß die uns durch das Mittelalter überlieferten Schriftsteller
weniger Einzelheiten über die technischen Ausführungen bringen als allgemeine,
fachmännisch recht ungenügende Zusammenstellungen. Das liegt sicher zum großen Teil
an der eigentümlichen Einstellung des Mittelalters, die die Schreibkundigen dazu
verführte, eher stilistisch glänzende, aber sachlich oft recht nichtssagende
Schriften abzuschreiben als die gewiß recht trockenen Lehrbücher der alten
Baumeister-Lehrer. Sonderbar mutet uns Heutigen auch die harmlose
Gewichtszusammenstellung auf Seite 14 an. Falls sie nicht etwa im Laufe der Zeit
durch die Abschreiber immer mehr erweitert worden ist, würde sie auf die
Rechenkünste der römischen Ingenieure ein recht schlechtes Licht werfen. Die unter
dem Text stehenden Fußnoten verdeutschen alle speziellen Fachausdrucke, so daß das
Heftchen leicht ohne Wörterbuch gelesen werden kann.
Stephan.
Bibliographie der Elektrometallurgie
des Technischen Eisens Bearbeitet im Auftrage des Elektroofen-Ausschusses
des Vereins Deutscher Gießereifachleute, von Prof. Dr. Ing. E. Kothny, Prag.
Herausgegeben vom Verein Deutscher Gießereifachleute Berlin NW 7, Friedrichstraße
Nr. 100. 1930. Preis 6,– RM., für Mitglieder des genannten Vereins 5,– RM.
Die Literatur über den Elektroofen und seine Verwendung ist in den Fachzeitschriften
aller Länder verstreut und zudem sehr umfangreich. Es ist deshalb zu begrüßen, daß
sie in der vorliegenden Bibliographie zusammengefaßt und geordnet wurde. Das Heft
enthält ein Autorenverzeichnis, alphabetisch, die eigentliche Bibliographie, nach
Gruppen geordnet, z.B. Elektroden, Aufbau der Oefen, die einzelnen Ofentypen, usw.,
und als Schluß ein Verzeichnis der bearbeiteten Zeitschriften. Das Buch schließt mit
dem Jahre 1928 ab.
Mit der Druckschrift ist allen Interessenten ein wertvolles Hilfsmittel gegeben, sich
über die Literatur des In- und Auslandes schnell zu orientieren.
Kuhn.
Der Kohlenschwefel. Dr. F.
Muhlert. Mit 139 Seiten, 28 Abbildungen und 15
Tabellen. 21. Band aus der Sammlung: Kohle, Koks, Teer. Verlag von Wilhelm Knapp,
Halle (Saale). 1930. Preis br. 13.80., geb. 15.50 RM.
Die Kenntnis des Kohlenschwefels, seines Vorkommens, seines Verhaltens, seiner
analytischen Erfassung und der Mittel, um sich seiner zu erwehren oder ihn
auszunutzen, ist für den Praktiker der Industrie, der mit Kohlen zu tun hat,
wichtig, mag es sich um den Hüttenmann, den Gießereifachmann, den Keramiker usw.
handeln. Eine solche Kenntnis im Zusammenhange zu vermitteln, bezweckt das Buch. Es
soll außerdem ein Wegweiser sein in dem einschlägigen Schrifttum, in welchem sich je
nach dem Standpunkt des Verfassers das über den Kohlenschwefel Wissenswerte sehr
zerstreut vorfindet. Die Originalliteratur wurde daher auch möglichst vollständig
angeführt. Die einzelnen Abschnitte sind folgenden Gebieten gewidmet: der
Schwefelgehalt der Kohlen, Verhalten des Kohlenschwefels bei der Verwendung der
Kohlen, Selbstentzündung der Kohlenschwefel in der Eisenindustrie, in der
Eisengießerei, die Bestimmung des Schwefels in den Kohlen, Nachweis in festen und
gasförmigen Brennstoffen, Entfernung und Verwertung des Kohlenschwefels,
Abscheidung, Reinigung u.a.m.
Das Erscheinen dieses Buches ist um so mehr begrüßenswert, als es eine besondere
Darstellung des Kohlenschwefels bisher noch nicht gab. Mit Rücksicht auf die
Bedeutung der Kohlen in der Industrie im allgemeinen und auf die einzelnen
Großkohlenverbraucher andererseits ist vorauszusehen, daß das Buch das Interesse in
der Fachwelt findet, das ihm zukommt.
Dr. Ka.
Härten und Vergüten.Eugen Simon. 1. Teil. 3. Auflage (18. bis 24. Tausend)
mit 70 Seiten, 91 Abbildungen und 8 Tabellen. Heft 7 der Sammlung: Werkstattbücher.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1930. Preis 2.– RM.
Die Tatsache, daß das Buch bereits in der 3. Auflage innerhalb weniger Jahre
erscheint, spricht allein für das Interesse, das es gefunden hat. Dem inzwischen
erfolgten Fortschritt auf dem Gebiete des Härtens und Vergütens entsprechend, wurde
der Text völlig umgearbeitet und erweitert. Man findet jetzt die Abschnitte:
Eigenschaften des Stahls, Einteilung des Stahls, Gefügeaufbau, Glühen des Stahls,
Zweck des Härtens und Vergütens, Aenderungen im Gefügeaufbau, Einsatzhärten,
Legierte Stähle, Formänderungen und Spannungen.
Das Buch bringt so viel aus der Wissenschaft vom Stahl, wie der denkende Betriebsmann
und der Konstrukteur kennen sollte. Auch diese Auflage wird ohne Zweifel des
Interesses der Fachleute sicher sein.
Dr. Ka.
Die Handformerei in der
Eisengießerei. E. Bauer. Mit 94 Seiten und 107
Abbildungen. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle (Saale), 1930. Preis br. 5.80, geb.
7.30 RM.
Wenn das Interesse für die Mechanisierung in der Gießerei unleugbar gestiegen ist, so
hat man andererseits doch einsehen müssen, daß viele Arbeiten noch der
Handarbeit vorbehalten bleiben werden. Dies gilt vor allem für die Handformerei, die
sich bei dem uns eigenen Individualismus im Gegensatz zur Mengenware doch noch hat
erhalten können und weiter wird erhalten müssen. Zu diesem Zweck ist aber eine
genaue Kenntnis der praktischen Fertigkeiten unerläßlich. Diese zu vermitteln, dient
das Buch, in dem behandelt werden: die Ausbildung der Lehrlinge und Maschinenformer,
die Modelle, Formkasten, Formstoffe, Aufbereitung des Füll- und Altsandes, der
Kernsand, Ueberzugsmittel, das Formen, die verschiedenen Formverfahren, der Herdguß,
die Herstellung geschlossener Formen, die Handformerei nach Modellen, die Formen
unter Anwendung von Schablonen und Modellteilen, das Zusammensetzen von Formen
mittels Kernstücke, die Lehrformerei, das Formen mittels Zahnräderformmaschine,
Arbeitsgeräte und Werkzeuge des Formers, Hilfsstoffe und Hilfsvorrichtungen der
Formerei, die rechnerische Bestimmung des Auftriebes der Formen.
Der Wert des Buches liegt vor allem darin begründet, daß es für die Praxis
geschrieben und daß es infolgedessen geeignet ist, das Studium der Formtechnik zu
erleichtern und das Verständnis für sie bei der Inangriffnahme neuer Formarbeiten zu
fördern.
Dr. Ka.
Was ist Gewicht? Martin Grübler.
Dresden 1930. Theodor Steinkopf. 32 Seiten.
Ein großer Teil des Fortschrittes der Wissenschaft stellt sich, nachdem er wirklich
erreicht ist, im Grunde genommen nur als eine Fortbildung der Sprache heraus. Die
sprachbildenden Menschen bildeten die Sprache ohne wissenschaftliche Vorbildung,
denn die Wissenschaft kann sich erst entwickeln, nachdem die Sprache geschaffen ist.
So ist es gekommen, daß die Sprache für Begriffe, welche im Laufe der Entwicklung
der Wissenschaft als verschieden erkannt werden, dennoch nur ein einziges Wort
besitzt, und die Wissenschaft muß jetzt, um ihre Erkenntnis festlegen zu können, für
den einen der beiden ein neues Wort bilden.
Bekannt ist der Streit um das Maß der Kräfte, welchen Leibnitz beendete, indem er
erkannte, daß man bis dahin das Wort Kraft für zwei vollständig von einander
verschiedene Begriffe benutzt habe. Er nannte sie tote und lebendige Kraft. Diese
Bezeichnung war unglücklich; sie erweckt den Anschein, als zerfiele der Begriff
Kraft in zwei Untergruppen, während doch beide Begriffe nichts mit einander gemein
haben: sie haben ganz verschiedene Dimensionen. Die neue Wissenschaft hat deshalb
für lebendige Kraft das Wort Bewegungsenergie eingeführt. Was noch Descartes und
seine Zeitgenossen mit Kraft bezeichneten, unterscheiden wir jetzt als Kraft und
Bewegungsenergie.
Wenn man will, darf man also diesen Fortschritt der Physik als einen sprachlichen
Fortschritt bezeichnen. Leider überlassen gerade die Deutschsprachler die
Fortbildung der deutschen Sprache zur größeren Schärfe der Begriffsbenennung den
Naturwissenschaftern und kümmern sich nicht darum.
Auch Grüblers Frage: Was ist Gewicht? verlangt, strenggenommen, eine solche
deutschsprachliche Antwort, und auch hier muß, da die Deutschsprachler versagen, der
Physiker antworten.
Ganz recht hat G., wenn er S. 16 antwortet: „In der deutschen Sprache bezeichnet
das Wort Gewicht diejenige Größe eines Körpers, welche durch seine Wägung auf
einer Hebel- oder Balkenwaage bestimmt ist“. Aber nun festzustellen, für
welche Eigenschaft eines Gegenstandes die Größe durch seine Wägung auf einer
Balkenwaage bestimmt wird, das gelingt Herrn G. nicht, weil er sich auf die
kurzarmigen und auf niedrigem Gestell stehenden Waagen beschränkt, wie sie der
Krämer in seinem Geschäft benutzt. Wer aber hindert einen Wissenschafter, sich eine
Waage zu denken, deren Balken die Länge eines Erdquadranten hat, und dessen eine
Schale am Pol und die andere am Aequator schwingt. Belasten wir deren Schalen mit
gleichen Stücken desselben Stoffes, z.B. mit zwei gleichen Stücken Messing,
vielleicht solchen, welche für die Krämerwaage mit 1 kg bezeichnet sind, so spielt
die Waage nicht ein, im Gegensatz zur Krämerwaage, auf welche sich Herr G.
beschränkt. Soll die Waage einspielen, so müssen wir entweder auf die Schale am
Aequator etwas zulegen oder von der am Pol etwas wegnehmen: also Stoffmengen, wie
Herr G. auf Grund seiner Beobachtungen an Krämerwaagen behauptet, werden mit der
Waage nicht verglichen.
Eine positive Antwort auf die Frage des Herrn G. finden wir, wenn wir versuchen, die
an den üblichen Krämerwaagen beobachtete Eigenschaft, daß die Schalen parallel
schwingen, auch auf diese außergewöhnliche Waage anzuwenden. Wenn wir bei unserer
Erdquadrantenwaage keine besonderen Vorrichtungen treffen, schwingen beide Schalen
senkrecht zu einander, jedesmal in der Richtung nach dem Schwerpunkt der Erde.
Wollten wir eine von beiden durch reibungslose Schienen zwingen, parallel der
anderen zu schwingen, so arbeitet die Waage überhaupt nicht. Sie arbeitet nur, wenn
die Schalen in der Richtung nach dem Erdmittelpunkt schwingen können.
Also ist das, was durch eine Wägung auf einer Balkenwaage bestimmt wird, eine
gerichtete Größe. Von den drei in Frage kommenden Größen: Kraft, Stoff menge,
Beharrungsmenge hat nur die Kraft eine Richtung, also müssen wir schließen: Das
Gewicht ist eine Kraft, und zwar ist es die in die aufrechte Stellung des Menschen
fallende, nach dem Erdmittelpunkt gerichtete Kraft, welcher eben wegen dieser für
den Menschen wichtigen und auffallenden Richtung einen besonderen Namen erhalten
hat.
Nun behauptet Herr G.: Kraft sei nicht wahrnehmbar. Er versuche zwei Schraubenfedern,
von denen die eine aus 5 mm und die andere aus 0,5 mm Draht desselben Stoffes, z.B.
Stahldraht, über denselben Stock und mit derselben Windungszahl gewickelt sind, mit
seinen Händen zusammenzudrücken. Er wird sehr bald merken, daß er sich dabei ganz
verschieden anstrengen muß. Also sind Kräfte sinnlich wahrnehmbar, allerdings
nicht mit dem Augen- oder dem Tastsinn, sondern mit dem Muskelsinn. Da er Vertreter
der Mechanik ist, wird er den Versuch gar nicht anzustellen brauchen; er weiß das
Ergebnis aus dem langjährigen Unterricht, den er gegeben hat, schon von selbst.
Uebrigens ein bemerkenswertes Beispiel, daß von den Prüflingen häufig mehr
Verständnis verlangt wird, als die Herren Prüfenden selbst aufbringen.
Nun lege ich fest: „Kraft ist diejenige Größe, welche man durch eine Anstrengung
der Muskeln ersetzen oder der man durch eine Anstrengung der Muskeln entgegen
wirken kann“. Damit habe ich eine feste Beschreibung des Begriffes Kraft;
und der so festgelegte Begriff deckt sich vollständig mit dem, was Leibnitz tote
Kraft nannte und was im heutigen Sprachgebrauch als Kraft bezeichnet wird.
Nach dieser Festlegung hat die Kraft eine ganz bestimmte Richtung. Die Richtung der
Achse der Schraubenfeder oder auch die durch die Köpfe der beim Zusammendrücken
beanspruchten Muskeln bestimmte Richtung. Eine Untergruppe dieses Begriffes Kraft
ist das Gewicht, nämlich die nach dem Erdmittelpunkt gerichtete Kraft,
Hiermit hat die jetzige Wissenschaft nachgeholt, was die sprachbildenden Menschen
noch nicht ausführen konnten: sie hat eine ganz bestimmte Festlegung für das Wort
Kraft und für das Wort Gewicht gegeben. Damit ist die Frage des Herrn G. eindeutig,
wenn auch anders als er es selbst tut, beantwortet.
Die eben erwähnten Waagen außergewöhnlicher Bauart habe ich zur Beantwortung
derselben Frage schon auf der Naturforscherversammlung Breslau 1903 beschrieben und
den Vortrag 1904 in D. p. J. veröffentlicht. Es ist selbstverständlich möglich, daß
Herr G. diese vollständige Veröffentlichung und auch die Auszüge in den
Zeitschriften, welche sich um die Naturforscherversammlung kümmern, nicht gleich
gesehen hat; obgleich man von einem Herrn, welcher sich soviel um eine Frage
kümmert, wie Herr G. gerade um diese, wohl erwarten darf, daß er sich auch die
Auffassung anderer Forscher ansieht und dazu Stellung nimmt. Aber in der Z. des
Vereins deutscher Ingenieure 1913 steht ein durch Herrn Budde angeregter
Meinungsaustausch zu dieser Frage, an welchem außer mir noch die Herren Preuß und
Grübler beteiligt sind. Hier weist Herr Preuß ausdrücklich auf diese von mir
erdachten außerordentlichen Waagen hin. Es ist nicht anzunehmen, daß Herr G. nur
seinen Anteil an diesem Meinungsaustausch gelesen und das, was die anderen sagen,
einfach überschlagen hat. Es ist ihm also bekannt, daß man zur Entscheidung in der
von ihm gestellten Frage solche Waagen außerordentlicher Bauart heranziehen kann.
(Außer der oben erwähnten, noch die auf sehr hohem Gestell, so daß die eine Schale
auf einem Berg, die andere in einem tiefen Schacht hängt; Waagen dieser Art werden,
wie Herrn G. ebenfalls bekannt ist, zur Messung des spezifischen Gewichtes der Erde
benutzt.) Warum geht er in seiner kleinen Schrift mit keinem Wort auf diese Seite der Frage
ein? Man kann dieses Verhalten des Herrn G. nur verstehen, wenn man zugibt, es käme
ihm weniger auf das Suchen als auf das Verschleiern der Wahrheit an.
In dem eben erwähnten Meinungsaustausch in der Z. des Vereins deutscher Ingenieure
hat Herr G. die Ueberzeugung ausgesprochen, daß das technische Maßsystem, in welchem
das kg als Einheit der Kraft benutzt wird, ganz von selbst verschwinden würde, weil
die heranwachsenden Ingenieure alle im Physikalischen rechnen würden. Daß er sich
jetzt nach 17 Jahren die Kosten macht, eine besondere Streitschrift zu dieser Frage
zu veröffentlichen, darf man wohl als einen Beweis ansehen, daß sich seine
Ueberzeugung nicht erfüllt hat. Sie wird sich nie erfüllen, denn das physikalische
Maßsystem ist nur durch eine unvorteilhafte Entwicklungsrichtung der Physik
ermöglicht, welche sich ihrem Ende zuneigt.
Dr. K. Schreber.
The Identity Theory. Blamey
Stevens. Manchester 1929.
Der Verfasser setzt die Relativitätslehre als gesichert voraus. Da nun diese trotz
der vielen über sie geführten Verhandlungen bis jetzt weder durch Beobachtungen
bestätigt noch irgend wie sinnlich anschaulich gemacht, sondern nur ein schönes
mathematisches Gebilde ist, so hat es für naturwissenschaftlich-technisch Denkende,
wie die Leser dieses Journals, keinen Wert, sich durch die vorliegende, noch mit
besonderer mathematischen Stenographie geschriebene Abhandlung durchzuarbeiten.
Dr. K. Schreber.
Federn und ihre schnelle
Berechnung, von Camille Reynal, Ingenieur. Nach der zweiten Auflage aus dem
Französischen übersetzt von Ingenieur C. Koch. Mit 41 Abbildungen, 14 graphischen
Darstellungen und 12 Tabellen. Leipzig, Verlag von Otto Spamer, 1929. Preis: Geh. 12
M., geb. 14 M.
Der Verfasser hat bei der Abfassung seines Werks folgende Hauptgesichtspunkte
beachtet:
1. Die höchstmögliche Ausschaltung von Fehlern in den Berechnungen und möglichst
große Zeitersparnis bei Berechnung und Auswahl der Federn durch Anwendung
graphischer Darstellungen der wichtigsten Formeln.
2. Die Feststellung und das Studium der verschiedenen Einflüsse, deren Nichtbeachtung
dazu führen kann, daß man die nach den Hauptformeln ausgeführten Berechnungen wegen
großer Abweichungen von den Ergebnissen der Praxis verwirft.
Behandelt werden in der Hauptsache: Blattledern oder Federn mit geschichteten
Blättern; gewundene Federn für Zug, Druck und Stoß; gewundene Biegungsfedern;
vielfache Federn. Auch Spezialfedern von besonderer Empfindlichkeit haben in dem
einzigartigen Werk, das die Beachtung der Spezialfachleute im Eisenbahnwesen,
Automobilbau usw. wohl verdient, Berücksichtigung gefunden.
Sa.
Die Statik der Bauwerke. In
drei Bänden von Dr.-Ing. Rudolf Kirchhoff, Regierungsbaumeister. Zweiter Band:
Formänderungen statisch bestimmter ebener Fachwerke und Vollwandträger. Allgemeine
Theorie der statisch unbestimmten Fachwerk- und Vollwandträger. Zweite
neubearbeitete und erweiterte Auflage. Mit 261 zum Teil farbigen Textabbildungen.
Berlin 1930, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin W 8. Preis: Geheftet: 25
M., geb. 27 Mark.
Der zweite Band des vorgenannten Werks ist, wie schon angegeben wurde, in zwei
Abschnitte zerlegt worden. Im ersten Teil werden jetzt das Williotsche
Stabzugverfahren sowie dasjenige von Müller-Breslau eingehender als bisher
behandelt. Das gleiche gilt von den Sätzen von Betti und Maxwell. Die Abhandlung
über das Prinzip virtueller Verschiebungen wurde mit neuen Beispielen ausgestattet.
Neu aufgenommen wurde die Gleichung der elastischen Linie des graden, biegungsfesten
Stabes. Der Herr Verfasser sei hier auf eine kleine mathematische Unkorrektheit
aufmerksam gemacht. Der Summand dy/dx ist keine unendlich kleine Größe zweiter
Ordnung, sondern nur deshalb zu vernachlässigen, weil es sich zumeist um geringe
Abweichungen von der eigentlichen Stabachse handelt, so daß der quadratische Wert
noch kleiner wird.
Im zweiten Abschnitt wurde für einige besonders wichtige Systeme, namentlich den
durchlaufenden Balken auf 3 Stützen und den Zweigelenkbogen eine Reihe von bisher
nicht behandelten Einflußlinien entwickelt. Neu aufgenommen wurde das oa-Verfahren,
das namentlich für vollwandige Systeme unter ruhender Belastung (Rahmen) gute
Dienste leistet. Zahlreiche praktische Beispiele für rahmenartige Systeme ergänzen
diesen Teil in vorteilhaftester Weise. Aus dem zweiten Abschnitt seien noch
besonders hervorgehoben: der Langer'sche Balken, die Bogenbrücke mit drei
Oeffnungen, sowie der beiderseits eingespannte Fachwerkbogen. Sämtliche Berechnungen
sind in klarer, übersichtlicher Weise durchgeführt worden, so daß der Studierende
sich mühelos in das das Denkvermögen stark beanspruchende Gebiet einzuarbeiten
vermag. Das Werk würde diesem Zweck noch besser dienen, wenn es von Zahlenbeispielen
begleitet würde. Bekanntlich macht dem Anfänger die Festlegung der Maßstäbe sowie
das richtige Herauslesen der verschiedenen Größen aus den Einflußlinien erhebliche
Schwierigkeiten. Der hier ausgesprochene Wunsch nach Ergänzung in dieser Hinsicht
kann vielleicht in der folgenden Auflage Berücksichtigung finden.
Sa.
Integralgleichungen unter besonderer
Berücksichtigung der Anwendungen. Von Professor Dr. G. Wiarda. Mit 8 Figuren im Text. 183 Seiten. Sammlung
mathematisch-physikalischer Lehrbücher, Band 25. Leipzig und Berlin 1930, B. G.
Teubner. Preis geb. 9.60 RM.
Das vorliegende Buch ist in erster Linie für den Praktiker bestimmt, doch gibt es
auch dem Mathematiker Anregung zu weiterer Beschäftigung mit dem zur Behandlung
stehenden Gegenstand. Der Verfasser geht von zwei physikalischen Problemen aus, dem
Problem der schwingenden Saite und einem Problem der Helligkeitsverteilung, und
zeigt, wie diese zwanglos auf Integralgleichungen führen. Er entwickelt dann deren
Theorie möglichst einfach und wendet sie gleich wieder auf andere Probleme an. So
wird dem Leser eindringlich von Anfang an die Wichtigkeit und der Nutzen der
Integralgleichungen vor Augen geführt und sein Interesse wach gehalten.
Hervorzuheben ist auch die klare Herausschälung des Untersuchungsganges, die zur
Erleichterung der Lektüre wesentlich beiträgt.
A. Barnek.
Richard Dedekind, Gesammelte
Werke. Herausgegeben von Robert Fricke, Emmy Noether, Öystein Ore. Erster Band. Mit einem Bildnis
Dedekinds. 397 Seiten. Braunschweig 1930. Friedr. Vieweg & Sohn, Akt.-Ges. Preis
geh. 30,– RM.
Es ist sehr zu begrüßen, daß die mathematischen Schöpfungen Dedekinds, die auf die
moderne Entwicklung der Zahlentheorie, Algebra und Mengenlehre bestimmend eingewirkt
haben, in einer Gesamtausgabe vereinigt erscheinen und so der Allgemeinheit leicht
zugänglich gemacht werden, während sie bisher z. T. nur sehr schwer zu beschaffen
waren. Von der auf drei Bände berechneten Ausgabe enthält der vorliegende erste die
Dissertation, die bis 1882 erschienenen Abhandlungen und die Erläuterungen Dedekinds
zu dem bekannten Riemannschen Fragmente über die Grenzfälle der elliptischen
Funktionen, endlich die bei Gelegenheit der Enthüllung des Gaußdenkmals anläßlich
der Säkularfeier erschienene Festschrift der Technischen Hochschule in Braunschweig.
Einzelne der Arbeiten sind von den Herausgebern mit wertvollen Erläuterungen
versehen worden. Die Freude über den gelungenen Anfang wird bei den Mathematikern
allgemein sein, verbunden mit Dank gegenüber den Herausgebern für die geleistete
Arbeit und dem Verlage für die würdige Ausstattung. Den Band schmückt ein Bild
Dedekinds.
A. Barneck.
Analytische Geometrie Von
Professor Dr. Ludwig Bieberbach. Mit 39 Figuren im Text.
120 Seiten. Teubners mathematische Leitfäden, Band 29. Leipzig und Berlin 1930, B.
G. Teubner. Preis kart. 6.60 RM.
Das vorliegende Buch unterscheidet sich von der Mehrzahl der den gleichen Stoff
behandelnden wesentlich durch die eingeschlagene Methode. Es stellt den
Vektorbegriff, später den Matrizenkalkül an die Spitze, ihre Anwendungen auf die
analytische Geometrie werden in Beispielen gezeigt. Diese spielen daher keine
untergeordnete Rolle, man kann sie nicht etwa überschlagen, denn in ihnen wird das
eigentlich Stoffliche behandelt. Man muß zugeben, daß diese Art des Vorgehens nicht
nur ungemein reizvoll und anregend ist, sondern dem Wesen der Sache durchaus
entspricht, weil die Begriffsbildungen der Vektoranalysis und des Matrizenkalküls in
geradezu vollendeter Weise den geometrischen Objekten und der Anschauung
angepaßt sind. Diese Art der Behandlung hat den weiteren Vorzug, daß die
Studierenden, die im Besitze der Schulkenntnisse über diese Dinge sind, eine
wirkliche Bereicherung und Vertiefung ihres Wissens erfahren, statt einer bloßen
Erweiterung dem Umfange nach. Die ansprechende Darstellung des Verfassers, das
gewissermaßen spielende Vordringen machen die Lektüre des Buches zu einem Genuß. Das
Buch sei auch Physikern und Technikern sehr empfohlen, da die behandelten Begriffe
bei ihnen eine wichtige Rolle spielen.
A. Barneck.
Die Siemens-Fernschreib-Maschine
auf mechanischer Grundlage. Herausgegeben von Siemens & Halske A.-G.,
Berlin-Siemensstadt. 15 Seiten, mit 10 Abbildungen und schematischen
Zeichnungen.
In der Schrift wird zunächst auf die Bedeutung der Fernschreibmaschine für Handel und
Verkehr hingewiesen und allgemeines über den Aufbau und die Schaltung der
Fernschreibmaschine gesagt. Anschließend werden die einzelnen Teile, das Tastenwerk,
das Triebwerk, das Uebersetzerwerk und das Druckwerk beschrieben. Ein Abschnitt über
die Verwendung der Fernschreibmaschine beschließt die Schrift.
Bei der Schriftleitung eingegangene Bücher:
J. Rieger, Berechnung statisch unbestimmter Systeme.
II. Teil. Mehrteilige Rahmen (Stockwerkrahmen, Vierendeelträger). 40 RM. Franz
Deuticke, Wien, 1930.
„Nord und Süd“, Monatsschrift, für internationale
Zusammenarbeit. Mai-Heft.: Mensch und Maschine. 2 RM. Carl Heymanns Verlag,
Berlin.
P. Werkmeister, Vermessungskunde II (Messung von
Horizontalwinkeln. Festlegung von Punkten im Koordinatensystem. Absteckungen
(Sammlung Göschen, 469). 1.80 RM. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1930.
Friedrich Schoof, Die Technik der elektrischen
Installation (Sammlung Göschen, 1023). 1.80 RM. Walter de Gruyter & Co., Berlin
W 10. 1930.
Arthur Korn, Elektrisches Fernsehen. 3 RM. Otto
Salle, Berlin. 1930.
Rudolf Taussig, Die Industrie des Kalziumkarbids. Br.
60 RM., geb. 64 RM. Wilhelm Knapp, Halle/S. 1930.
M. ten Bosch, Vorlesungen über Maschinenelemente. II,
Heft: Allgemeine Gesichtspunkte und Verbindungen. 6 RM. Julius Springer. Berlin.
1930.
R. Biel, Die wirtschaftlich günstigsten Rohrweiten.
Kart. 12 RM. R. Oldenbourg, München. 1930.
Max Planck, Thermo-Dynamik. 9. Auflage. 1930. Geb.
11.50 RM. Walter de Gruyter & Co., Berlin W 10.
Felten & Guillaume, Carlswerk. Rundschau,
Sonderheft zur 2. Weltkraftkonferenz, Berlin. 1930.
Spectrum Analysis. May 1930 (Bulletin Nr. 2), Adam
Hilger Ltd., London NW 1.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem
Siemens-Konzern. IX. Band. Erstes Heft. Herausg. v. d. Zentralstelle für
wissenschaftlich-technische Forschungsarbeiten des Siemens-Konzerns. Julius
Springer, Berlin. 1930.
Rudolf Hoffmann, Daimler-Benz A.-G.,
Stuttgart-Untertürkheim (Band 12 d. Musterbetriebe Deutscher Wirtschaft). 2.75 RM.
Organisations-Verlagsges. m. b. H. (S. Hirzel), Berlin W 8. 1930.
Ernst Göhre, Schnitte und Stanzen. 2. Band:
Biegestanzen und Biege-Verbundwerkzeuge. Geh. 20 RM., geb. 23 RM. Otto Spamer,
Leipzig. 1930.
Ferd. Schleicher, Statik. I. Teil: Die Grundlagen der
Statik starrer Körper (Sammlung Göschen, Bd. 178). 1.80 RM. Walter de Gruyter &
Co., Berlin W 10. 1930.
Polytechnische Gesellschaft zu Berlin
Sitzungssaal: Berlin W, Köthener Straße 38
(Meistersaal-Gebäude) Geschäftsstelle: Berlin W 50, Regensburger Straße 12 a
(Fernsprecher Bavaria 2449).
Schluß des Exkursionsberichts der Polytechnischen
Gesellschaft, Berlin vom 15. Mai 1930
Die Mulden mit den aufgegorenen Broten werden jetzt auf den Brotform- und
Wendeapparat entleert. Ein langsam laufendes Band dieser Maschine bringt die Brote
auf ein schnell laufendes, wodurch den einzelnen Broten ein bestimmter Abstand
gegeben wird, welcher erforderlich ist, um die Brote mittels Klappen zu wenden und
damit gleichmäßig zu formen. Durch Bewegen einer bestimmten Wendeklappe setzt sich
ein Brettchen-Fallapparat in Tätigkeit, welcher nach jedem Brot ein Brettchen fallen
läßt, mit dem Zweck, daß später das Brot auf dieses automatisch befördert wird. Auf
einem verlängerten Transportband bewegt sich das Brot auf dem Brettchen bis zum
Mammutofen. Jetzt werden die einzelnen Brote vom bedienenden Bäcker von den
Brettchen auf die endlose Backplatte des erwähnten Ofens abgesetzt. Die erwähnten
Brettchen wandern auf einem Rücktransportband zurück zum Fallapparat.
Der Mammutofen ist 34 m lang. Der Backprozeß wird auf einem endlosen Lattenband,
welches sich zu einer Platte zusammenfügt, vollzogen. Der Ofen wird durch ca. 200
Brenner mit Gas geheizt und hat eine Leistung von ca. 1500 Broten stündlich.
Das am Anfang des Ofens aufgesetzte Brot läuft nun in ca. einer Stunde durch den Ofen
und kommt am anderen Ende gebacken heraus (das Backen der Brote kann durch seitliche
Klappen am Ofen genau beobachtet werden). Ein Transportband nimmt die
herausfallenden Brote auf und befördert diese in den Kühlschrank, in welchen das
Brot auf Gehängen Aufnahme findet. Der Kühlprozeß erfolgt durch langsames Hin- und
Herbewegen der Gehänge. Nach ca. 3 Stunden verlassen die Brote gut gekühlt den
Schrank. Das Brot fällt wiederum auf ein laufendes Band, welches die Brote direkt in
die Einwickelmaschine befördert. Von letzterer wird das Brot vollkommen automatisch
in eigens dafür hergestelltes Papier (ohne Verklebung mittels Kleister) verpackt.
Die Maschine hat eine Stundenleistung von ca. 1800 Packungen.
Das im oben erläuterten Fabrikationsgange in streng hygienisch einwandfreier Weise
hergestellte und verpackte Brot, welches während der Herstellung niemals von
Menschenhand berührt wurde, wird jetzt in Kisten verpackt und steht zur Expedition
bereit.
Die WITTLER-BROTFABRIK ist die größte und modernste Brotfabrik Deutschlands.
Ausflug des Stammtisch-Kollegiums der P.-G. am Sonntag, den
13. Juli 1930.
Es war nur eine kleine, aber gläubige Gemeinde, die sich am Sonntag, dem 13. d. M.,
früh, als gerade erst die Hähne krähten, am Stettiner Bahnhof eingefunden hatte, um
der Einladung zu dem vielverheißenden nachträglichen Himmelfahrtsausflug des
Stammtisch-Kollegiums Folge zu leisten. – Weder das Unwetter am Vorabend, noch der
grau verhängte Morgenhimmel waren imstande, den Glauben an einen guten Verlauf der
Partie ins Wanken zu bringen. –
Punkt 5.50 Uhr ging's mit Volldampf der Ausgangsstation unserer Wanderung,
Werbellin-See, entgegen. Schon bei Eberswalde konnte die liebe Sonne ihr leuchtendes
Antlitz nicht länger verbergen, und lachende! Sonnenschein empfing die fröhliche
Schar bei der Ankunft in „Werbellin-See“. – Ein stärkender Imbiß verscheuch
1e die letzten Schatten morgendlicher Schwäche, und mit frischem Mut begann die
Wanderung.
Zunächst führte der Weg durch den sagenumwobenen, nur dem Kundigen erschlossenen
Mühlengrund, wo einst ein Wolf in Menschengestalt des Försters Töchterlein betörte.
Heimliches Rieseln unter Strauch und Laub, wo einst der rauschende Bach seine
silberhellen Fluten ergoß, durch starke Quadern eingedämmt. Versiegt der Bach,
geborsten die Quadern, das Mühlenrad zerschellt. Ein dichterisch schöner Anblick,
einladend zum Träumen: „In einem kühlen Grunde – – –“
Doch weiter geht's, den wundervollen Pfad am Werbellin-See entlang. Zar Rechten der
im hellen Sonnenschein glitzernde See, zur Linken bewaldete, ansehnliche Hügel,
abwechselnd Laub- und Nadelholz, überall üppigste Vegetation. Nach etwa
zweistündiger Wanderung war das idyllisch gelegene „Altenhof“ erreicht, wo
auch die Nachzügler, die den späteren Zug und Auto benutzt hatten, inzwischen
eingetroffen waren.
Die vereinte Gesellschaft zog nun nach dem freundlichen Dorfgasthaus von Lau, wo die
Ankündigung eines guten und billigen Mittagstisches zur Einkehr einlud. Nach dem
frugalen Mahl wurde der Ruhe und Zerstreuung gepflegt, es brauchte weder das
gewohnte Nickerchen, noch ein Verdauung förderndes Schach- und Kartenspiel entbehrt
zu werden. – Ein fernes Läuten gemahnt zum Aufbruch. Das Motorboot wird bestiegen,
und im melodischen Dreivierteltakt der Maschine erreichen wir nach schöner Fahrt das
am jenseitigen Ufer gelegene Forsthaus „Spring“. Nach kurzer Wanderung durch
die herrliche „Schorfheide“ gelangen wir zu dem historischen Jagdschloß
„Hubertusstock“, wo unter den alten Eichen eine gemütliche Kaffeepause
gehalten wurde. –
Die Zeit entschwand, und es mußte an den Rückweg gedacht werden. Auf verschlungenen
Pfaden durch die üppige Heide erreichen wir wieder den See und kehren mit dem
Motorboot nach „Altenhof“ zurück. – Noch ein Stündchen der Rast, und wir
rüsten zur Heimkehr. Indem der Abend sich langsam herniedersenkt, führt uns das Boot
zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück. Versonnen grüßen wir zu den Ufern
hinüber, gedenkend der wundervoll verlebten Stunden, die wir der kundigen Führung
des Herrn Vorsitzenden unseres Ausschusses zu verdanken hatten.
R. Sch.
Für die nächste Zeit sind folgende Führungen in Aussicht genommen, die
Besichtigungen:
1. des Flughafens Tempelhof. – 2. der Fliegerschule Staaken. – 3.
des Osram-Werkes zur Herstellung der Lampen. – 4. der Knorr-Bremse in Lichtenberg. –
5. der Zigarettenfabrik Manoli. – 6. der Schokoladenfabrik Sarotti oder Hildebrandt.
– 7. der Deka-Werke (Herstellung von Gummiwaren). – 8. der Küchenanlagen von
Kempinski (Vaterland). – 9. der Ufa-Tonfilm-Anlagen in Neu-Babelsberg. – 10. des
Wasserwerkes Müggelsee. – 11. einer Glashütte.