Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 24 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Weitere Siemens-Literatur.
Aus Anlaß des 100. Geburtstages Werner v. Siemens sind eine ganze Anzahl von Veröffentlichungen in
Buchform und als Zeitschriftensonderhefte oder Aufsätze erschienen. Außer der (in
Heft 12, Bd. 332, S. 198) besprochenen Briefsammlung ist zu nennen eine schön
ausgestattete in Halbleder gebundene „Geschenk“-Ausgabe der wohl allgemein bekannten
„Lebenserinnerungen“ im Verlage von Julius Springer in Berlin (3. Aufl., vierter
unveränderter Abdruck, Preis 7,– M) neben der „wohlfeilen Volksausgabe“ des gleichen
Verlages (in Leinwand gebunden 2,40 M), die bereits in zehnter Auflage vorliegt.
Ferner eine Lebensbeschreibung Werner v. Siemens von Arthur Fürst. (Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart und Berlin 1916, Preis geb. 4,– M), über die in dieser
Zeitschrift an anderer Stelle berichtet werden wird.
Die Siemens-Werke selber haben die Wiederkehr des Geburtstages ihres Gründers durch
eine Feier in ihrem Verwaltungsgebäude in Siemensstadt bei Berlin gefeiert, zu der
Baurat C. Dihlmann in einer Festrede einen kurzen
Ueberblick über das Leben und die geschäftliche und wissenschaftliche Tätigkeit Werner Siemens gegeben hat. (Werner Siemens, seine Person
und sein Werk. 1816–1916. 39 S. 8°, Verlag Julius Springer, Berlin. 1,– M.) Die
wichtigsten Arbeiten und denkwürdigsten Erfolge seines Lebens werden in ihren
Zusammenhängen dargestellt, in kurzen Zügen das ganze glänzende Bild vor Augen
geführt, das die Eroberung der Welt durch die von einer starken Persönlichkeit
ausstrahenden Gedanken zeigt.
Mehrere technischen und naturwissenschaftlichen Zeitschriften haben dem Andenken Werner v. Siemens besondere
Gedächtnishefte geweiht, in denen von Einzelfachleuten die einzelnen
Tätigkeitsgebiete Siemens im Rahmen ihres Sonderfaches beleuchtet werden. Die Werner
v. Siemens-Gedenknummer des D. p. J., die mit einem, weiteren Kreisen unbekannten
Bilde Werner Siemens vom Verlage als Sonderdruck zum Preise von 1,50 M abgegeben
wird, ist den Lesern dieser Zeitschrift bekannt.
Mit einem 72 Seiten starken Sonderheft (Nr. 50 vom 15. Dezember 1916, Verlag Julius
Springer, Preis 1,60 M) begehen „Die
Naturwissenschaften“ die Jahrhundertfeier seines Geburtstages. Eine
stattliche Reihe von namhaften Verfassern betrachtet die Tätigkeit und Erfolge
Siemens in den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft und Technik. Beim
Anblick von so vielen verschiedenen Gesichtspunkten aus erweckt das reiche,
vielgestaltige Bild seiner Lebensarbeit neue Ehrfurcht; gerade hier sehen wir
Siemens nicht nur als den praktischtechnische Werte schaffenden Ingenieur, als der
er hauptsächlich vor den Augen vieler steht, sondern wir tun Einblick auch in die
Vielheit seiner sonstigen chemischen, physikalischen, meteorologischen Arbeiten, wir
sehen ihn als Organisator, als Schöpfer der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Der Offizier als Soldat und als Mensch, als berufenster Förderer der Kriegstechnik
tritt er uns vor Augen, ein weiterer Aufsatz kennzeichnet seine hohe Bedeutung für
die deutsche Volkswirtschaft und, möchte man hinzusetzen, für die Welt.
In ähnlicher Absicht bringt die Fach- und Exportzeitschrift „Helios“ (vom 13.
Dezember 1916, Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig) in einem Sonderheft von 20
Seiten acht Aufsätze, die ebenfalls das Werk Siemens von verschiedenen Seiten
beleuchten.
Von Einzelaufsätzen in Zeitschriften ist zu erwähnen ein ausführlicher Auszug
von Matschoß aus seinem „Lebensbild und Briefe“ in
der Z. d. V. d. I. Heft 51 vom 16. Dezember 1916, S. 1037 bis 1063. Der Aufsatz ist
mit einigen interessanten Abbildungen geschmückt, die das genannte Werk nicht
enthält. Eine Gedenkrede von Neureiter in der
Festversammlung des Elektrot. Vereins in Wien bringt (El. u. Masch. vom 24. Dezember
1916, S. 621 bis 626; „Stahl und Eisen“ weist im Heft vom 14. Dezember 1916,
S. 1192 bis 1201 mit einer Zusammenstellung von Auszügen aus Briefen an seine Brüder
auf die Bedeutung Werner v. Siemens für die Eisenindustrie hin.
Speiser.
Leitfaden zum graphischen
Rechnen. Von R. Mehmke. Sammlung
mathematisch-physikalischer Lehrbücher, herausgegeben von E. Jahnke. Leipzig und Berlin 1917. B. G. Teubner. Preis 5,40 M.
Für die Anwendungen und aus den Anwendungen heraus ist ein junger Wissenszweig
entstanden, den hier einer seiner besten Kenner in einem einführenden Lehrbuch zur
Darstellung bringt, das in erster Linie für den Gebrauch der Studierenden an
technischen Hochschulen bestimmt ist und den erweiterten Inhalt einer Vorlesung
wiedergibt, die der Verfasser regelmäßig an der Stuttgarter Hochschule zu halten
pflegt. Auf einem Raume von etwa 90 Seiten wird vom elementaren Teil des graphischen
Rechnens gehandelt, sozusagen von der graphischen Algebra: Auflösung von Systemen
linearer und höherer Gleichungen, während der zweite Abschnitt auf etwa 50 Seiten
die graphische Analysis bringt: zeichnerische Integrations- und
Differentiationsverfahren mit Anwendungen auf Differentialgleichungen. Beide
Abschnitte sind dadurch zweigeteilt, daß einerseits mit gewöhnlichen und
andererseits mit logarithmischen Maßstäben gearbeitet wird. Damit kommen wir gleich
auf eine besondere Eigentümlichkeit und einen besonderen Vorzug des kleinen Werkes:
die ausführliche Behandlung des logarithmo-graphischen Verfahrens. Dabei werden die
von Mehmke zuerst verwendeten Additionskurven benutzt,
die bei der Zeichnung denselben Zweck haben wie in der Rechnung die
Additionslogarithmen. Geometrische Vorstellungen, wie mehrdimensionale Räume, und
Hilfsmittel der darstellenden Geometrie kommen mehrfach zur Anwendung. Sehr
sorgfältig geordnet, aber in der Wiedergabe etwas klein geratene Figuren in großer
Zahl beleben den Text. Zahlreiche und gründliche Literaturangaben erhöhen die
Brauchbarkeit, Hinweise auf verschiedene einfache und verwickeltere mechanische
Konstruktionsgeräte werden dem Leser willkommen sein.
Neben dem Lehrbuch von C. Runge
„Graphische Methoden“ möge das vorliegende Büchlein dazu beitragen, daß die
manchmal unübersichtlichen und mühevollen Rechenverfahren in den Anwendungen mehr
und mehr durch die schmiegsamen und anschaulichen zeichnerischen Hilfsmittel
verdrängt werden. Insbesondere ist zu wünschen, daß die Dozenten der Mathematik an
den technischen Hochschulen neben der Analysis nach dem Muster Mehmkes auch dem Unterricht des graphischen Rechnens ihre Aufmerksamkeit
zuwenden mögen. Vielleicht könnte von dieser Seite aus auch der etwas eingerosteten
darstellenden Geometrie frisches Leben eingehaucht werden.
Wilhelm Blaschke.