Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Melzer |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 417 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Vereinfachtes zeichnerisches oder
rechnerisches Verfahren zur Bestimmung der Rohrleitungen von Lüftungs- und
Luftheizanlagen. Von Professor Dr. Brabbée und
Dr. Bradtke. 21. Mitteilung der Prüfanstalt für Heiz- und
Lüftungsanlagen der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Beiheft 7 zum
Gesundheits-Ingenieur. Reihe 1, Arbeiten aus dem Heizungs- und Lüftungsfach. München
und Berlin. R. Oldenbourg. Preis geh. 10,– M.
Mit vorliegender Mitteilung wird der Praxis ein einfaches zeichnerisches und
rechnerisches Verfahren zur Bestimmung der Rohrleitungen von Lüftungs- und
Luftheizungsanlagen übergeben, das sich auf umfangreichen Versuchen und
theoretischen Grundlagen aufbaut. Nach einer kurzen Einleitung werden die
theoretischen Grundlagen für die Berechnung der Rohrleitungen von Lüftungsanlagen
behandelt. Hierbei werden zunächst die Gleichungen für die Berechnung der
Rohrleitungen von Lüftungsanlagen aufgeführt. Zur Bestimmung des wirksamen Druckes
ist eine Zahlentafel beigefügt, welche den wirksamen Druck in mm/WS für 1 m
Kanalhöhe und Kanaltemperaturen von 0° bis + 60° C und Außentemperaturen von – 20°
bis + 20° C enthält. Dann folgt die Bestimmung der Luftwiderstände, und zwar der
Reibungswiderstände sowie der Einzelwiderstände in Metall- und Mauerkanälen unter
Bekanntgabe von einer Reihe Versuchen. Deren Ergebnisse sind in Zahlentafeln und im
logarithmisch geteilten Koordinatensystem übersichtlich zusammengestellt. Hieran
schließt sich die Besprechung der Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse für die
Praxis und des beigefügten, mehrfarbig ausgeführten Hilfsblattes. In diesem sind auf
der Abszissenachse die Luftmengen in m3/Sek. und
auf der Ordinatenachse die Druckverluste für 1 m Rohr in mm/WS aufgetragen. Weiter
enthält dieses auf Logarithmenpapier ausgeführte Hilfsblatt als schwarze Linien die
Rohrdurchmesser, als rote Linien die Luftgeschwindigkeiten in m/Sek. und auf diesen
für die Werte ξ = 1 bis 9 die Einzelwiderstände in
mm/WS. Alle aus dem Hilfsblatt abzulesenden Größen sind außerdem in zwei
Zahlentafeln zusammengestellt. Für die Verwendung des Hilfsblattes bzw. der
Zahlentafeln folgen dann noch Erläuterungen, ebenfalls über die Ausdehnung der
abgeleiteten Formeln und Beziehungen auf Luftheizungen. Die Berechnung zweier
Abluftanlagen und einer Zuluftanlage mit Ventilatorbetrieb veranschaulichen die
praktische Anwendung des beigefügten Hilfsblattes und der Zahlentafeln. In einer
Schlußbemerkung weisen die Verfasser noch besonders darauf hin, daß der Einfluß der
Einzelwiderstände gerade bei Lüftungsanlagen größeren Querschnitts denjenigen der
Reibungswiderstände bei weitem überwiegt. In manchen Fällen wird es sogar möglich
sein, die Rechnung nur für die Einzelwiderstände durchzuführen und die
Reibungswiderstände als prozentualen Zuschlag zu ersteren Werten zu berücksichtigen
bzw. überhaupt zu vernachlässigen.
Für jeden Ingenieur für Heizungs- und Lüftungsanlagen ist die vorliegende
Mitteilung ein unentbehrliches Hilfsmittel, ohne viel Mühe in kürzester Zeit die
Rohrleitung für den Kostenanschlag oder für die Ausführung genau zu bestimmen.
Otto Brandt.
Die Verbrennungsmotoren. Von G.
D. Jerie. 221 Seiten. Groß-8° mit 292 Abbildungen und 7
Tafeln. Leipzig. Moritz Schäfer. Preis brosch. 5,– M.
Das Buch ist nach Angabe des Verfassers zum Selbstunterricht bestimmt, soll den
Studierenden technischer Lehranstalten als Unterlage dienen und ohne große
theoretische Vorkenntnisse rasch einen kurzen Ueberblick über Bau und Theorie der
wichtigsten Verbrennungsmotoren vermitteln.
Die Einteilung des ganzen Stoffes erscheint mir nicht recht glücklich, der Inhalt
wäre viel übersichtlicher geworden, wenn die Maschinen für gasförmige und die für
flüssige Brennstoffe streng voneinander getrennt worden wären. Wer sich z.B. aus
diesem Buche über Dieselmaschinen unterrichten will, muß dazu vier, fünf oder noch
mehr verschiedene Stellen aufschlagen. Ein Sachregister fehlt, ist aber gerade für
derartige Bücher entschieden erforderlich. Der Inhalt ist sonst sehr reichhaltig,
sowohl was Theorie als auch namentlich was praktische Ausführungen betrifft. Der
theoretische Teil erstreckt sich nicht nur auf die Besprechung der einzelnen
Kreisprozesse und deren Wirkungsgrade, sondern auch auf die Berechnung der
Zylinderabmessungen, und zwar sowohl nach dem Vorgange von Güldner aus dem Gewicht der erforderlichen Verbrennungsluft, als auch aus
dem mittleren indizierten Kolbendruck. An manchen Stellen sind mir Unklarheiten
aufgefallen: So könnte z.B. Formel 1, S. 10 sehr leicht fälschlich als Wirkungsgrad
von Verpuffungsmaschinen aufgefaßt werden, auch wäre besser vermieden worden ηt in Formel 2 als
Wärmewirkungsgrad zu bezeichnen, da es unmittelbar vorher in Formel 1 thermischer
Wirkungsgrad genannt wird. S. 14 wird gesagt, „die Dieselmaschine weist den
Vorteil auf, daß ihr Wärmewirkungsgrad bei abnehmender Belastung nicht abnimmt,
sondern sogar beim Sinken des Arbeitsbedarfs zunimmt“. S. 16 unten wird
dasselbe noch einmal gesagt: „Dies bestätigt der praktische Betrieb, indem sich
der indizierte thermische Wirkungsgrad von Dieselmotoren bei verminderter
Belastung erhöht.“ Daß das nur anfänglich der
Fall ist, bei weiterer Belastungsverminderung der Wirkungsgrad natürlich auch bei
Dieselmaschinen stark abnimmt, hätte unbedingt gesagt werden müssen.
Es ist nicht richtig, wenn S. 8 gesagt wird: „Wegen des für die Pumpen nötigen
Arbeitsaufwandes ist die tatsächliche Leistung eines Zweitaktmotors etwas
kleiner als die doppelte Leistung eines gleich großen Viertaktmotors“. Es
sind noch andere mindestens ebenso schwerwiegende Gründe dafür vorhanden.
Der praktische Teil enthält eine Fülle von baulichen Einzelheiten und
Beschreibungen ganzer Maschinen; die zugehörigen Abbildungen lassen zum Teil die
nötige Klarheit vermissen, gut sind dagegen die beigegebenen Tafeln mit
Schnittzeichnungen der wichtigsten Maschinengattungen. Daß die hohe Temperatur zu
einer durchgreifenden Kühlung des Auspuffventiltellers zwingt, ist nicht richtig;
Auspuffventile von Großgasmaschinen werden jetzt meist ohne Kühlung ausgeführt. Das schreckliche Wort Plungerkolben sollte nun
wirklich endlich einmal verschwinden, außerdem ist der Gasmaschinenkolben gar kein
Tauchkolben. Daß die Gasturbine die „Kraftmaschine der Zukunft“ sei, wird
vorläufig noch stark bestritten.
Die Ausstattung des Buches ist gut, es dürfte seinen Zweck gut erfüllen.
R. Vater.
Dampfmaschine oder Elektromotor?
Von Friedrich Barth, Oberingenieur an der Bayer.
Landesgewerbeanstalt in Nürnberg. Mit 10 Abbildungen. 64 Seiten 8°. München und
Berlin. R. Oldenbourg. Preis 1,– M.
Die kleine Schrift des auf dem Gebiete der Wirtschaftlichkeit von Kraftanlagen
bekannten Verfassers ist sehr lesenswert. Wenn es ja wohl auch schon bekannt ist,
daß Dampfmaschinenbetriebe dem Betriebe durch Elektromotoren dann wirtschaftlich
überlegen sind, wenn ein Verbrauch von Wärme zu Heiz- und anderen Zwecken in Frage
kommt, so ist es doch fesselnd, den Beweis für diese Tatsachen aus einer Reihe von
Beispielen zu entnehmen, die der Praxis des Verfassers entnommen sind. Eine Anzahl
recht geschickt entworfener und übersichtlich ausgeführter Schaubilder erleichtern
das Verständnis der sehr klaren Ausführungen.
R. Vater.
Darstellende Geometrie. Von M.
Großmann. Teubners Leitfäden für den mathematischen
und technischen Hochschulunterricht. 130 Seiten mit 109 Abbildungen. Leipzig 1915.
B. G. Teubner. Preis 2,80 M.
Der Verlag beginnt mit dieser darstellenden Geometrie eine neue Sammlung von
Lehrbüchern herauszugeben, die in knapper, aber doch möglichst verständlicher
Darstellung das bringen sollen, was in den Anfängervorlesungen in mathematischen und
technischen Fächern geboten zu werden pflegt. Derartige kleine und doch inhaltreiche
Repetitorien, von hervorragenden Fachmännern bearbeitet, werden wohl den Studenten
sehr willkommen sein.
Das Büchlein von Großmann wird diesen Forderungen in
ausgezeichneter Weise gerecht. An geschickt ausgewählten Beispielen und klar
gezeichneten Abbildungen werden die wichtigsten Gegenstände in origineller Anordnung
behandelt.
Im Auf- und Grundrißverfahren werden einige Vorkenntnisse vorausgesetzt, wie sie auf
der Schule erworben worden, und an Beispielen wird gezeigt, wie man die
Koordinatenachse bei Konstruktionen entbehren kann.
Als zweckmäßigste Darstellungsmethode für kleinereGegenstände folgt die
Axonometrie mit der schönsten theoretischen Frucht dieses Wissenszweiges, dem Satze
von Pohlke. Die praktische Behandlung der
Zentralprojektion, die Perspektive eignet sich zur anschaulichen Darstellung
größerer Objekte. Von besonderem Interesse für unsere kriegerische Zeit ist die
Photogrammetrie. Der zweite Teil handelt von krummen Linien und Flächen. Auf eine
allgemeine Einleitung, die auch analytische Ansätze nicht vermeidet, und auf die
Behandlung des durch Höhenschichten gegebenen Geländes folgt eine Darstellung von
Kegel- und Zylinderflächen, die projektiven Kegelschnittseigenschaften, die
Durchdringung von Kegelflächen, Drehflächen, Regelflächen und allgemeinen Flächen
zweiten Grades. Schon aus dieser Inhaltsangabe geht hervor, wie viel Stoff auf so
knappem Raum behandelt ist.
Neben dem kürzlich erschienenen ausgezeichneten Lehrbuch von Hjelmslev, das einen mehr theoretischen Charakter hat und vor allem für
Universitätshörer geeignet ist, kann von allen Lehrbüchern geringeren Umfangs das
Büchlein Großmanns besonders den Studierenden der
technischen Hochschulen aufs wärmste empfohlen werden.
Wilh. Blaschke.
Die bunten Druckfarben. Band 3
der „Rohstoffe der graphischen Druckgewerbe“. Von Eduard
Valenta. Halle a. S. 1914. Wilhelm Knapp.
Der nun vorliegende dritte Band der Rohstoffe der graphischen Druckgewerbe, der sich
im besonderen mit den bunten Druckfarben beschäftigt, dürfte eine Lücke in der
Literatur über die graphischen Gewerbe in glücklichster Weise ausfüllen. Die
übersichtliche Zusammenstellung aller Fragen, die den Fachmann, der sich mit diesem
umfangreichen Gebiet zu beschäftigen hat, interessieren, wird das Buch bald zu einem
unentbehrlichen Hilfsmittel des graphischen Technikers machen, in dem er sich Rat
und Hilfe holen kann. Die eigene reiche Erfahrung des Verfassers auf den Gebieten
der graphischen Technik setzte ihn in die Lage, über viele praktische Fragen
Aufschluß zu geben, deren Behandlung man auch bei eingehendem Studium in der
einschlägigen Spezialliteratur vermissen wird.
Die Gliederung des Werkes ist übersichtlich und klar. Kapiteln, die sich mit den
allgemeinen Fabrikationsmethoden beschäftigen, folgt die Schilderung der besonderen
Herstellungsmethoden der einzelnen Farben. Diese Einteilung ist sowohl für die
natürlichen wie künstlichen, anorganischen und organischen Farben beibehalten. Eine
kurze Uebersicht der wichtigsten künstlichen Teerfarbstoffe, die Verfasser in einem
besonderen Kapitel vor Behandlung der aus organischen Farbstoffen hergestellten
Druckfarben gibt, wird das Verständnis dieses Abschnittes erleichtern.
Entsprechend der Wichtigkeit des Stoffes für den Zweck des Buches nimmt die
Beschreibung der Herstellung der Druckfarben für die verschiedensten Aufgaben der
graphischen Technik einen breiten Raum ein. Eine Anzahl guter Abbildungen
unterstützt in wirksamer Weise die Ausführungen des Verfassers.
Der letzte Abschnitt des Werkes ist der Untersuchung der Druckfarben gewidmet.
Auch hier ist, wie bei den in früheren Abschnitten gegebenen Anweisungen für
Untersuchung der Farbstoffe, auf die Bedürfnisse der Praxis und deren Hilfsmittel
besonders Rücksicht genommen. Dürfte doch in den seltensten Fällen in den
einschlägigen Betrieben dem Techniker ein wohleingerichtetes chemisches Laboratorium
zur Verfügung stehen. Daher sind die einfach durchzuführenden Untersuchungen
bevorzugt. Doch sind auch die genaueren wissenschaftlichen Methoden darum nicht
vernachlässigt, so daß auch der Chemiker, der sich mit derartigen Prüfungen zu
befassen hat, wertvolle Angaben findet. Besonders wird auch das diesem letzten
Abschnitt beigegebene reiche Tabellenmaterial bei diesen Untersuchungen eine
willkommene Unterstützung bedeuten.
Dr. Melzer.
Der Torsionsindikator II. Die
mechanischen und optischen Methoden zur Verdrehungsmessung. Von Dr.-Ing. Paul Nettmann. 141 Seiten, 50 Abbildungen. Berlin 1915.
M. Krayn. Preis brosch. 5,– M.
In diesem zweiten Heft sind im ersten Teile die mechanischen Verdrehungsanzeiger von
Collie, Föttinger und Denny-Edgecombe beschrieben. Dabei werden auch
die Torsionsschwingungen des Meßrohres und die Schwingungen der Schreibhebel
berücksichtigt. Hieran schließen sich Vorschläge für weitere Anordnungen zur
Verdrehungsmessung auf mechanischer Grundlage und eine eingehende Betrachtung über
die mechanische Resonanzanalyse der Torsionsschwingungen.
Im zweiten Teile sind die optischen Methoden zur Verdrehungsmessung zusammengestellt,
auch hier immer unter Betonung der grundlegenden Gesichtspunkte und unter
Entwicklung eigener auf sie aufgebauter Vorschläge.
Etwas unbequem sind hier wie auch bei Heft I (vgl. Heft 15, 24. Juli 1915, dieser
Zeitschrift, S. 298) die mannigfaltigen Beziehungen auf andere Stellen in demselben
oder in einem anderen Teile, welche nur undeutlich bezeichnet sind. Auch ist – wohl
im Drange der Zeit – bei der Korrektur noch dieses und jenes stehen gelassen worden.
Die Klarheit der Darstellung leidet jedoch darunter nicht.
Gruschke.
W. C. Röntgen s Grundlegende
Abhandlungen über die X-Strahlen. Zum siebzigsten Geburtstage des
Verfassers. Herausgegeben von der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in
Würzburg. Mit einem Porträt. Würzburg 1915. Curt Kabizsch. Preis brosch. 0,70
M.
Als Festgabe zum 70. Feburtstage Röntgens bringt die
Physikalisch-Medizinische Gesellschaft in Würzburg seine grundlegenden Abhandlungen
über die Entdeckung der Röntgenstrahlen, von denen die beiden ersten in ihren
Sitzungsberichten (1895), die dritte in den Sitzungsberichten der Kgl. Preußischen
Akademie der Wissenschaften in Berlin (1897) erschienen sind, in einem kleinen, mit
dem Bilde Röntgens geschmückten Bändchen heraus und macht
sie dadurch weiteren Kreisen leichter zugänglich. Es ist dies außerordentlich zu
begrüßen,da jene Abhandlungen für alle Zeiten grundlegend bleiben werden,
enthalten sie doch bereits fast alle wichtigen Entdeckungen der Eigenschaften der
Röntgenstrahlen. Schon in der ersten Abhandlung gibt Röntgen an, daß die neuen Strahlen an den Stellen entstehen, an welchen
die Kathodenstrahlen auf feste Körper auftreffen, daß sie sich geradlinig
ausbreiten, keine regelmäßige Reflexion, Brechung und Interferenz zeigen, im
Magnetfelde nicht abgelenkt werden (Versuche über ihr Verhalten im elektrischen
Felde werden angekündigt), daß sie Bariumplatincyanür zur Fluoreszenz erregen, auf
die photographische Platte einwirken, und daß das Durchlässigkeitsvermögen der
verschiedensten Substanzen für diese Strahlen nur von ihrer Dichte abhängt. In der
zweiten Abhandlung beschreibt Röntgen die Ionisierung der
Luft durch die Röntgenstrahlen und gibt die seitdem fast ausschließlich gebrauchte
Röhrenkonstruktion mit Platin-Antikathode an. Die letzte hier abgedruckte
Veröffentlichung enthält den Nachweis der Sekundärstrahlen, der Zusammensetzung des
von einer Röntgenröhre ausgehenden Gemisches von Strahlen aus solchen verschiedener
Absorbierbarkeit und ihrer Abhängigkeit von den Entladungsbedingungen (weiche und
harte Röhren). Auch ein Versuch, mit Hilfe der Beugung an einem Spalt die
Wellennatur der Röntgenstrahlen festzustellen, wird hier bereits beschrieben.
Berndt.
Der städtische Tiefbau. Leitfaden
für technische Schulen und für Gemeindebeamte. Von Professor Gürschner, Regierungs- und Gewerbeschulrat zu Danzig und Prof. Benzel, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Münster
i. W. Erster Teil. Bebauungspläne und Stadtstraßenbau von Prof. Benzel. Zweite Auflage. Mit 186 Abbildungen und drei
mehrfarbigen Plänen (ein Bebauungsplan nebst Längen- und Querprofilen und „ein
Fluchtlinienplan). Leipzig und Berlin 1915. B. G. Teubner. Preis 3,80 M.
Das Lehrbuch hat den Vorzug, daß es in knapper, übersichtlicher Form eine praktische
Anleitung zur Aufstellung von Bebauungsplänen und Fluchtlinienplänen gibt. Es wird
alles Wissenswerte über Baublöcke, Straßennetze, Straßenquerschnitte und
Längenprofile und über die zeichnerische Darstellung der Fluchtlinienpläne
behandelt, so daß sich das Buch als ein praktischer Leitfaden für viele
städtebaulichen Fragen erweist. Weiter wird die Verteilung der Versorgungsleitungen
im Straßenkörper besprochen und eine Anweisung über die Ausführung vom Bau der
Straßen selbst gegeben. Ueber die Verschiedenartigkeit des Unterbaues und der
Straßenbefestigung, sowie der Fußsteige, Rad- und Reitwege findet man musterhafte
Angaben. Die in neuerer Zeit üblichen Asphalt- und Teerstraßen sind eingehend
behandelt, ebenso der Einbau der Straßenbahngleise und die Straßenreinigung. Einer
Reihe guter Abbildungen, die in vorliegender neuer Auflage noch um einige vermehrt
wurden, sind noch drei mehrfarbige Musterpläne beigefügt. Nicht nur für Schüler
technischer Schulen und für Gemeindebeamte, für die nach dem Titel der Verfasser in erster Linie
das Buch geschrieben hat, sondern auch für weitere Kreise wird es als guter Ratgeber
für theoretische Belehrungen und praktische Verwendung von Nutzen sein.
Architekt B. D. A. Friedr. Aug. Hartmann.
Die Rohstoffe des Pflanzenreichs.
Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreichs. Herausgegeben von Dr.
Julius von Wiesner. Dritte, umgearbeitete und
erweiterte Auflage. 1. Band. Leipzig und Berlin 1914. Wilh. Engelmann.
In weiten Kreisen wird die Neuauflage der von Wiesner
unter Mitwirkung hervorragender Fachgelehrter herausgegebenen Rohstofflehre freudig
begrüßt werden, nicht nur von Wissenschaftlern, sondern vor allem von der Industrie,
besonders von den Zweigen, die sich mit der Verarbeitung von pflanzlichen Rohstoffen
zu befassen haben, und deren Zahl heute nicht gering ist. Dürfte man doch sonst wohl
nirgends das weite Gebiet der Pflanzenrohstoffe in so erschöpfender Weise in einem
Werk vereinigt finden, sowohl hinsichtlich der Behandlung pflanzenkundlicher wie
chemischer, technischer und wissenschaftlicher Fragen, so daß es wirklich ein
Nachschlagebuch ersten Ranges darstellt.
Der vorliegende erste Band umfaßt die Gummiarten, die Harze, Kautschuk, Opium, Aloe,
Kampfer und schließlich die Pflanzenfette und Pflanzenwachse. Die Stammpflanzen der
Rohstoffe werden in botanischer Hinsicht beschrieben, wobei zahlreiche Abbildungen
die Darstellung erläutern, von denen besonders die schönen, klaren mikroskopischen
Bilder eine Erwähnung verdienen.
Des weiteren findet man genaue Angaben über die Gewinnungsarten, und zwar sind diese
stets kritisch beleuchtet, und es haben sowohl die primitiven Darstellungsmethoden,
die noch bei vielen Rohstoffen vorherrschen, als auch die vollkommeneren
industriellen Gewinnungsarten in den Ursprungsländern weitgehende Berücksichtigung
gefunden.
Eingehend wird die chemische Zusammensetzung der pflanzlichen Rohmaterialien
erörtert, soweit dies auf diesem Gebiete, das vielfach noch der wissenschaftlichen
Erforschung harrt, möglich ist. Der Anwendung der verschiedenen Stoffe in Industrie
und Gewerbe und der Wertbestimmung für die einzelnen Verwendungsarten ist dem Zwecke
des Werkes entsprechend, eine technische Rohstofflehre zu
sein, ein weiter Platz eingeräumt. Eine besondere Eigenart des Werkes verdient an
dieser Stelle vor allem hervorgehoben zu werden, ich meine das genaue Eingehen auf
die mikroskopisch-chemischen Prüfungen, die gerade für das Gebiet der Rohstoffe eine
hervorragende Bedeutung haben. Gelingt es doch mit diesen Methoden, an deren
Entwicklung der Verfasser großen Anteil hat, Identitätsbestimmungen und
Verunreinigungsnachweise mit unvergleichlicher Schärfe durchzuführen.
Einer Reihe von Pflanzenrohstoffen ist in künstlich hergestellten Stoffen eine große
Konkurrenz erwachsen, man denke an Indigo, Kampfer und neuerdings auch an Kautschuk.
Man wird es begrüßen, daß der Verfasser gelegentlich Besprechung dieser Stoffe sich
nicht auf die natürlichen Rohstoffe beschränkt, sondern daß er auch auf die
künstliche Herstellung und deren chemische Grundlagen eingeht.
Die zahlreichen Hinweise auf die Originalliteratur werden auch dem, der sich mit
einzelnen Gebieten intensiver beschäftigen will, diese Arbeit sehr erleichtern.
Notizen wirtschaftlicher Art über Exportmengen und Preise in verschiedenen Jahren
geben ein anschauliches Bild von der steigenden oder fallenden Bedeutung der
Rohstoffe für den Weltmarkt. Nicht geringeres Interesse werden die zahlreichen
geschichtlichen Angaben erwecken.
Auf den Inhalt im einzelnen einzugehen, ist im Rahmen dieser kurzen Besprechung
natürlich nicht möglich, doch werden die vorstehenden Zeilen hoffentlich dazu
beitragen, dem groß angelegten, schönen Werk neue Leser und damit auch sicherlich
Freunde zuzuführen.
Dr. Melzer
Textabbildung Bd. 330