Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 287 |
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Bücherschau.
Bücherschau
Gasbeleuchtung und
Gasindustrie. Von Professor Dr. Hugo Strache.
(Neues Handbuch der Chemischen Technologie, Bd. 6) 1161 Seiten mit 443 Abbildungen
im Text und auf 7 Tafeln. Braunschweig 1913. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis geh.
35,– M, geb. 36,60 M.
Mit dem vorliegenden stattlichen Bande hat die Literatur des Gasfachs wiederum eine
sehr erfreuliche Bereicherung erfahren. Im Gegensatz zu den in den letzten Jahren
erschienenen Büchern über den gleichen Gegenstand, die in erster Linie als
Lehrbücher bestimmt waren, soll dieses neue Werk dem Fachmann als Ratgeber und
Nachschlagebuch dienen und ihn in den Stand setzen, die Erscheinungen, mit denen er
es in der Praxis zu tun hat, auch theoretisch richtig zu erkennen. Auf die Darlegung
der wissenschaftlichen Grundlagen ist daher besonderer Wert gelegt, wie schon aus
der Anordnung des Stoffes hervorgeht. Während in den früheren Werken gewöhnlich die
Gaserzeugung von dem Rohmaterial, der Kohle, an in der nämlichen Reihenfolge
besprochen wird, wie die Fabrikation des Gases verläuft, hat Verfasser eine Reihe
von wichtigen wissenschaftlichen Kapiteln an die Spitze seines Buches gestellt Er
behandelt zunächst die Ziele der Beleuchtungstechnik, den Verbrennungsprozeß, die
Maße und Meßinstrumente sowie die technische Gasanalyse und geht erst dann auf die
Gaserzeugung und den Gaswerksbetrieb näher ein. In diesem Zusammenhang werden auch
die Verarbeitung und Gewinnung der Nebenprodukte, ferner die allgemeinen
Gesichtspunkte für die Anlage von Gaswerken sowie deren Kosten besprochen; als
Beispiel für ein modernes großes Gaswerk führt Verfasser das neue Werk der Stadt
Stuttgart an und vergleicht hiermit die wesentlich verschiedenen Verhältnisse bei
der Anlage eines kleinen Werkes. In dem Abschnitt über Rohrleitungen ist ein
besonderes Kapitel den Gasfernleitungen für höheren Druck gewidmet, die in den
letzten Jahren große Bedeutung erlangt haben. Auch die Ersatzstoffe des
Steinkohlengases haben die gebührende Berücksichtigung gefunden, so das Oelgas,
Luftgas, Azetylen und Naturgas. Hieran schließt sich eine Besprechung der
Herstellungsverfahren von Kraftgas, Wassergas, Methan, Ballongas und Wasserstoff an.
In den folgenden Abschnitten wird ebenfalls sehr eingehend die moderne
Gasbeleuchtung sowie die Verwendung des Gases zum Heizen und zum Motorenbetrieb
behandelt. Im Anhang findet man eine große Zahl nützlicher Tabellen und die
Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft zusammengestellt. Daß bei
einem so groß angelegten Werk nicht alle Kapitel gleich gut gelungen sind, ist ganz
selbstverständlich; hierdurch kann das Gesamturteil nicht beeinträchtigt werden,
nämlich daß das Buch voll und ganz seinen Zweck erfüllen wird. Die anschauliche
Darstellung, die überaus zahlreichen Literaturhinweise, die vielen hundert guten
Abbildungen und nicht zuletzt das mit großer Sorgfalt bearbeitete Register machen
das Buch zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für jeden Gasfachmann. Aber auch allen
anderen Ingenieuren, die sich über den heutigen Stand der Gasindustrie unterrichten
wollen, sei das Werk bestens empfohlen.
A. Sander.
Aus Natur und Geisteswelt. Nr.
144. Das Eisenbahnwesen. Von E. Biedermann, Königl. Eisenbahnbau-und Betriebsinspektor a. D. Zweite
Auflage. Leipzig 1913. B. G. Teubner.
Mit flotten anregenden Worten führt uns der Verfasser die große achtunggebietende
Entwicklung des Eisenbahnwesens der Welt, insbesondere Deutschlands, von den
Uranfängen bis zur Neuzeit vor. Er schildert den Eisenbahnweg, die Bahnanlagen und
die Bahnhofsanlagen mit den Signalen und Sicherungen, die sogenannten unbeweglichen
Anlagen. Sodann bespricht er die beweglichen Fahrbetriebsmittel, die verschiedenen
Lokomotivtypen und Wagen. Diese gewaltige Anlage bedarf ihrerseits zum Betrieb und
zur Unterhaltung wieder eines großen Apparates, er heißt Technischer
Betriebsdienst und Fahrdienst. Von der großen Bedeutung der Eisenbahn „dieses
Karren, der durch die Welt rollt und den kein Menschenarm mehr aufhält“
erzählen die drei letzten Abschnitte: Einige bedeutende Weltverkehrsbahnen, die
wirtschaftlichen und kulturellen Wirkungen der Eisenbahnen und die Statistik der
Eisenbahnen. Das Buch ist für den Nichtfachmann gemeinverständlich auf
wissenschaftlicher Grundlage geschrieben, es kann jedermann, auch dem Fachmann,
bestens empfohlen werden.
Ewerding.
Sammlung Göschen. Graphische Statik mit besonderer Berücksichtigung der
Einflußlinien. Von Dipl.-Ing. Otto Henkel. 2
Bändchen.
Der Inhalt des ersten Bändchens besteht aus den einfacheren Voraufgaben, die man
zunächst mal verarbeitet haben muß, um für den zweiten Teil reif zu sein. Der erste
Teil bringt – kurz gesagt – die Zusammensetzung und Zerlegung der Kräfte in der
Ebene, Schwerpunkte, Trägheitsmomente, Spannungen in geraden Stäben, den einfachen
Vollwand- und Fachwerkträger, den Dreigelenkbogen und Gewölbe. Der zweite Teil
handelt vom durchgehenden Gelenkträger, Dreigelenkbogen, von den Formänderungen
gerader Träger, vom durchgehenden Träger, von den Formänderungen gebogener Träger,
vom Zweigelenkbogen, vom eingespannten Bogen, Erddruck und Wasserdruck.
Die „Graphische Statik“ von Henkel ist Studierenden
an Hochschulen und Bauingenieurschulen sehr zu empfehlen. Henkel ist Oberlehrer an der Königl. Tiefbauschule in Rendsburg. Er hat
sich streng an den Lehrplan gehalten. Wer von den Studierenden sein Werk
durcharbeitet, läuft keine Gefahr sich in Einzelheiten zu verlieren. Er bekommt in
knapper Form alles geboten, was zum Examen verlangt wird.
Ewerding.
Zeitschriftenschau der gesamten
Eisenbetonliteratur 1913. Von A. Fitzinger.
Berlin 1914. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis 3,– M.
Die große Menge der Veröffentlichungen im Eisenbeton finden wir in der
Zeitschriftenschau nach folgenden Gesichtspunkten alphabetisch geordnet: 1. Theorie,
2. Versuche, 3. Baustoffe, 4. Grund- und Wasserbau, 5. Brückenbau, 6. Straßen-,
Eisenbahn-, Berg- und Tunnelbau, 7. Deckenkonstruktionen und ausgeführte Hochbauten,
8. Verschiedene Ausführungen, 9. Vorschriften usw. Von jeder Veröffentlichung ist in
kurzen Worten der Inhalt wiedergegeben, so daß man urteilen kann, ob man das
Richtige gefunden hat. Außer der Angabe der betreffenden Zeitschrift ist die Anzahl
der Worte des Aufsatzes, der Preis und die eventuelle Beigabe von Schaubildern
hinzugefügt. Die große Zeit- und Arbeitersparnis, die diese Zusammenstellung jedem
bringt, der irgendwelche Vorarbeiten oder Beiträge wissen oder verwenden will,
machen das Heft reichlich bezahlt. Es hat aber auch rein geschichtlich insofern
Wert, als aus den angegebenen Veröffentlichungen auf die Entwicklung der
Ingenieurwissenschaften geschlossen werden kann.
Ewerding.
Wasser-Elektrizitätswerke.
Insbesondere die Konzessionen und deren Gebühr mit bezüglicher Schweiz. Statistik.
Von Dr. Georg Wettstein. Zürich und Leipzig 1912. Rascher
& Co. Preis 4,20 M.
In knapper und übersichtlicher Form behandelt der Verfasser die drei Systeme, die für
einen die Wasserkraft zur Erzeugung elektrischer Energie benutzenden Betrieb in
Frage kommen: Den Staatsbetrieb, den gemischten und den Privatbetrieb. Unter
Berücksichtigung der Eigentumsverhältnisse, der durch die Verfassung bestimmten
Aufgabe des Staates und der wirtschaftlichen und politischen Bedingungen werden
allgemeine Richtlinien für die einzelnen vorkommenden Fälle aufgestellt und in einer sich auf
die Verhältnisse in der Schweiz gründenden Statistik Daten angegeben, die als
Grundlage für allgemeine und besondere Betrachtungen für die Anlage von
Wasserelektrizitätswerken dienen sollen.
Ausführlich geht der Verfasser auf Begriff, Zweck und Form der Konzessionen ein, wer
sie gibt und wer sie verlangen soll. Im Anschluß daran wird die Konzessionsgebühr,
Heimfall und Rückkauf behandelt und schließlich ein anschauliches Zahlenbeispiel
gegeben. Statistische Tabellen vervollständigen die Abhandlung, welche auch für die
Allgemeinheit wegen der Beleuchtung der volkswirtschaftlichen Fragen von Interesse
sein dürfte.
Gruschke.
Die Kalkulation im Maschinenbau.
Von Dipl.-Ing. Paul Halver. Leipzig. Dr. Max Jänecke.
Preis geb. 80 Pf.
Dieser Band der „Bibliothek der gesamten Technik“ bietet in gedrängter Form
eine erste Einführung in die Selbstkostenberechnung der Maschinenfabriken und soll
vor allem dem darin noch nicht bewanderten Techniker die Möglichkeit bieten, sich
durch Selbstunterricht rasch über die wesentlichsten Grundlagen der
„Kalkulation“ zu unterrichten. Der knappe Raum gestattet natürlich nicht,
die Selbstkostenberechnung, die ja innig mit der ganzen inneren Organisation des
Betriebes zusammenhängt, auch in den Einzelheiten eingehend zu erläutern, doch wird
das Büchlein gerade durch seine Kürze und die übersichtliche Anordnung und
Erläuterung der hauptsächlichsten Grundzüge einer richtigen Kalkulation auch dem
schon längere Zeit in der Praxis stehenden Ingenieur gute Dienste leisten. Die
Aufteilung der Kosten in direkte und in indirekte, die Zerlegung der letzteren in
konstante und veränderliche, die Tabellen für die Leistungen der Arbeitsmaschinen,
die Unterteilung in allgemeine Unkosten, Werkstättenunkosten und Bankzuschläge sind
klar und leicht verständlich und mit Beispielen belegt durchgeführt.
Besonders beherzigenswert für Fabrikleiter sind die Schlußworte des Verfassers über
den Verkehr des Konstrukteurs mit der ausführenden Werkstätte und der
Kalkulation.
B. Leinweber.
Aus Natur und Geisteswelt, Bd
433. Das moderne Beleuchtungswesen. Von H. Lux. IV und 120 Seiten. Mit 54 Abbildungen, Leipzig und
Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis 1,25 M.
Seit der Verwirklichung des „schwarzen Körpers“ und der Auffindung seiner
Strahlungsgesetze ist es erst möglich geworden, der Beleuchtungstechnik klar die
Wege zu weisen, welche sie einschlagen muß, um den Wirkungsgrad der künstlichen
Lichtquellen zu erhöhen. Mit Recht ist deshalb den wissenschaftlichen Grundlagen des
Beleuchtungswesens etwa ein Drittel des zur Verfügung stehenden Raumes eingeräumt
worden. In allgemein verständlicher Form werden hier die Strahlungsgesetze des
schwarzen Körpers und des Platins, die darauf beruhenden Methoden der
Temperaturbestimmung, das Luminiszenzleuchten und die Photometrie besprochen. Durch
gut ausgewählte Figuren und graphische Darstellungen werden die Ausführungen wirksam
unterstützt. Im zweiten Teil wird dann ein recht vollständiger Ueberblick über den
gegenwärtigen Stand des Beleuchtungswesens gegeben, immer unter Hervorhebung der
prinzipiellen Gesichtspunkte, wie sie in der wissenschaftlichen Einleitung
entwickelt sind, während mit Recht die technischen Einzelheiten auf ein Mindestmaß
beschränkt sind. Das Buch ist allen zu empfehlen, welche sich kurz über die
Anforderungen unterrichten wollen, die an die künstlichen Lichtquellen für Innen-
und Außenbeleuchtung zu stellen sind.
Berndt.
Elemente der technischen
Hydromechanik. Von R. v. Mises. I. Teil.
(Sammlung mathem.-physikal. Schriften, herausgegeben von E. Jahnke.) 212 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner.
„Den bisherigen Lehrbüchern der theoretischen Hydromechanik sowohl als der
praktischen Hydraulik steht das hier Gebotene gleichmäßig fern“, sagt
der Verfasser im Vorwort. In der Tat werden die für die Technik wichtigsten
praktischen Probleme der Hydromechanik – denn das Buch wendet sich an den Ingenieur,
der selbständig arbeiten will – in durchaus neuer und eigenartiger Weise entwickelt.
Vorausgesetzt werden natürlich die Kenntnisse der Differentialrechnung, die dem
Ingenieur geläufig sein sollten, sowie einige Grundlagen aus der Mechanik. Darauf
aufgebaut wird in klarer, zielstrebiger mathematischer Entwicklung das Gebäude der
Hydromechanik. Die mathematische Behandlung des Stoffes läßt dabei nicht die
Bedürfnisse der Praxis außer acht; in jedem Abschnitt gibt eine Reihe sehr
sorgfältig ausgewählter Beispiele, deren Lösungen am Ende des Bandes angedeutet
werden, erwünschte Gelegenheit, die Ergebnisse der Theorie in die Praxis umzusetzen
und Lücken im Verständnis durch eigene Durchführung der angestellten Ueberlegungen
aufzudecken und zu beseitigen.
Nachdem im ersten Kapitel die Grundbegriffe der Hydromechanik, Flüssigkeitsdruck,
Bewegungsgleichung, Kontinuitätsgleichung, im Sinne der Eulerschen Theorie entwickelt sind, wird gezeigt, daß diese Theorie der
idealen Flüssigkeit bei dem (praktisch stets zutreffenden) Vorhandensein einer nicht
idealen, d.h. zähen, reibungsbehafteten Flüssigkeit versagt. Der Ergänzung der
Theorie gilt das zweite Kapitel. Es sind bei jeder wirklichen Flüssigkeit zwei
Bewegungszustände möglich, ein „turbulenter“ und ein „laminarer“ (von
lamina, die Schicht); Grenzverhältnisse kommen, wie die Beobachtung zeigt, nicht
vor. Die neue Theorie, die zwischen diesen beiden Zuständen stets unterscheiden muß,
wird durch Beobachtungen in der Wirklichkeit, soweit solche bereits vorliegen,
bestätigt. Merkwürdigerweise ist es bisher nicht gelungen, die theoretischen
Bedingungen der einen oder anderen Strömungsart festzulegen, so daß man hierfür
einstweilen wesentlich auf Erfahrungswerte angewiesen ist.
Für die gleichförmige Bewegung in Rohrleitungen wird ein neues Widerstandsgesetz
abgeleitet, dem für die wichtigsten Materialien eine vollständige Tabelle der
erforderlichen Erfahrungskoeffizienten für die „absolute Wandrauhigkeit“ zur
Seite steht.
Das dritte Kapitel behandelt die Bewegung im geraden offenen Gerinne, in Kanälen und
Flüssen, einschließlich des Stauproblems; interessant ist eine Definition für die
Begriffe „Fluß“ und „Wildbach“. Unter dem Sammeltitel Energiegesetz
und Anwendungen, der die gemeinsame Richtschnur bildet, werden endlich im vierten
Kapitel eine Anzahl in der Praxis häufig vorkommender Probleme erörtert, wie u.a.
Querschnitts- und Richtungsänderungen in Leitungen, Schwingungen in geschlossenen
Leitungen, Bewegung im offenen Gerinne.
Der zweite Teil des Buches, der die Theorie der ebenen Bewegung, die Probleme der
Ausflußstrahlen und des Ueberfalls, etwas von der Wirbeltheorie und der
Arbeitsleistung strömenden Wassers bringen soll, ist mit Interesse zu erwarten; es
kann angenommen werden, daß mit dem vollständigen Vorliegen des Gesamtwerkes unsere
Hydrotechnik sich einer sehr wertvollen Bereicherung erfreuen darf.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Die analytische Geometrie der
Ebene. Von H. Ganter und F. Rudio. Achte Auflage. Leipzig 1913. B. G. Teubner. Preis
3,– M.
Auch in der achten Auflage hat das Buch seinen Charakter bewahrt. Die Behandlung der
geraden Linie hat durch die Einführung des Richtungspunktes – d. i. desjenigen
Punktes einer durch den Anfangspunkt des Koordinatensystems gehenden Geraden, dessen
Abszisse gleich der Längeneinheit ist – zweifellos an Anschaulichkeit gewonnen. Vom
Standpunkte des Technikers fällt auf, daß die für ihn so wichtigen
Parameterdarstellungen von Kreis, Ellipse und Hyperbel, wenn überhaupt, nur nebenbei
Erwähnung finden, ebenso daß die Isothermenform der Gleichung der gleichseitigen
Hyperbel nicht genügend hervorgehoben wird.
Jahnke.
Wirtschaftliche Rundschau.
Vereinigte Staaten von Amerika.Geplante
Monopolisierung der Radiumgewinnung.
Unterm 31. Januar ist im Repräsentantenhause der Vereinigten Staaten von Amerika
der Gesetzentwurf über Gewinnung von Radium aus Staatsländereien, eingebracht
und dem Komitee für Bergwerksangelegenheiten überwiesen worden. Der Entwurf
bezweckt in der Hauptsache, alle den Vereinigten Staaten gehörenden Ländereien
mit Lagern von Carnotit, Pechblende und anderen Erzen, welche eine Ausbeute
lohnender Mengen Radium enthalten, den Bergwerksgesetzen zu unterstellen, der
Union das Erwerbsrecht radiumhaltender Erze vorzubehalten und für die Errichtung
und den Betrieb bundesstaatlicher Werke zur Radiumgewinnung im nächsten Etat
450000 Dollar zu sichern.
In letzter Zeit war das Interesse für Radium in New York und insbesondere auch in
Washington dadurch akut geworden, daß sich der mit dem Präsidenten Wilson
befreundete Parlamentarier Bremner in Baltimore einer zu Anfang anscheinend
erfolgreichen Radiumkur gegen ein Krebsleiden unterzog, dem er indessen dieser
Tage erlegen ist. Es wird angenommen, daß die bezeichneten gesetzgeberischen
Schritte mit diesem Falle im Zusammenhange stehen, wenn nicht gar dadurch
veranlaßt worden sind. Ob es indessen zum Erlaß eines Gesetzes der
beabsichtigten Art kommen wird, erscheint recht fraglich. Zeitungsnachrichten
zufolge hat besonders M. Flannery aus Pittsburgh, Pa., Präsident eines
chemischen Werkes, das auf dem Gebiete der Radiumgewinnung in den Vereinigten
Staaten bahnbrechend sein soll, seine Stimme gegen die Verstaatlichung der
Radiumindustrie erhoben und erklärt, die Regierung werde eine Fahrt ins Uferlose
unternehmen, wenn sie die Fabrikation von Radium, das in so vielen Mineralien
vorkomme, monopolisieren wolle. Seines Erachtens ist das amerikanische Publikum
sowohl hinsichtlich der Eigenschaften des Radiums wie auch seines Vorkommens in
den Vereinigten Staaten getäuscht worden. Er bezeichnet die Nachricht, die
amerikanischen Aerzte seien von der europäischen Radiumfabrikation abhängig, als
falsch und behauptet, seine Gesellschaft, die im ersten Jahre ihres Bestehens
zwei Gramm Radium gewonnen habe und zurzeit 990 Acker Radiumerz enthaltende
Ländereien besitze, sei in der Lage, der Regierung binnen fünf Jahren 200 Gramm
zum Preise von je 80000 Dollar zu liefern.
Dem Hauskomitee für Bergwerksangelegenheiten soll Flannery mitgeteilt haben, ein
ihm bekannter Herr, der vorläufig nicht genannt sein wolle, habe ihm 15000000
Dollar
Textabbildung Bd. 329
zur Errichtung von Radiuminstituten, in denen
Krebsleidende unentgeltlich behandelt werden sollen, in Aussicht gestellt. Eine
gleiche Summe glaubt Flannery bei anderen Großkapitalisten aufbringen zu können.
Auch der Kommissar Thomas B. Henahan vom Bergwerksdepartement in Colorado soll
gegen ein Radiummonopol der Bundesregierung gesprochen und darauf aufmerksam
gemacht haben, daß im westlichen Colorado etwa 480000 Acker unverteilten Landes
vorhanden seien, in dem voraussichtlich Radiumerzlager gefunden werden
würden.
Die angestellten Untersuchungen haben die rasch fortschreitende Erschöpfung der
Uraniumlager in Colorado und Utah zu Ausfuhrzwecken erwiesen, und es wird
deshalb fast als eine patriotische Pflicht bezeichnet, eine Industrie zu
fördern, welche die Möglichkeit der Erhaltung des Radiums für das Ursprungsland
bietet.
Rußland. Mineraliengewinnung im Ural 1913.
Die Steinkohlengewinnung im Ural (Permer Gouvernement) erreichte im verflossenen
Jahre eine Höhe von 60 164 100 Pud, während 1912: 47,5, 1911: 33,9, 1910: 34,8
und 1909: 42,7 Mill. Pud ausgebeutet wurden. Die wichtigsten Steinkohlengruben
gewannen im Jahre 1913 folgende Mengen: Kiselowski-Schächte des Fürsten
Abamalek-Lasarew 35542190 Pud, Bogoslower Gesellschaft 11180000 Pud,
Lunjewski-Gruben von Demidow Fürst San-Donato 9347831 Pud.
An Salz wurden im Jahre 1913 insgesamt 20138595 Pud gewonnen gegen 20,4 Millionen
im Vorjahre und 19,4 Millionen Pud im Jahre 1911. Die größte Produktion zeigten
die drei Werke: Balaschewa (3,2 Mill.), Graf Stroganow (3,6 Mill) und J. M.
Ljubimow (3,1 Mill.).
Die Goldausbeute im Ural hat im Jahre 1913 im Vergleiche zum Vorjahr um 23 Pud 27
Pfund weniger betragen. Im ganzen sind im letzten Jahre 441 Pud 15 Pfund
gewonnen worden. Von den 11 Bergbezirken hat nur in zwei Bezirken die
Goldausbeute zugenommen, in allen übrigen jedoch abgenommen wobei jedoch bemerkt
werden muß, daß dieselbe Erscheinung sich auch schon im Jahre 1912 bemerkbar
gemacht hat. Die größte Abnahme (13 Pud 15 Pfund) ist in den Goldminen des
Bergwerksbezirks Süd-Jekaterinenburg zu verzeichnen gewesen. Diese Verminderung
in der Goldausbeute ist jedoch teilweise auch zufälligen Gründen zuzuschreiben:
Abgenutzte Maschinen, Fortgang der Arbeiter zur Eisenbahn u. dgl. m. In dem
Nord-Werchoturje-Bergbezirk ist die Goldausbeute um 5 Pud 17 Pfund geringer
gewesen, hauptsächlich in den privaten Goldminen. Der Nord-Jekaterinenburger
Bezirk hat eine Verminderung in der Goldausbeute um 4 Pud 17 Pfund ergeben, und
fällt diese Verminderung auf die Goldminen der Werchne-Issetsk-Werke. Die
Zunahme in der Goldgewinnung im Orenburger Bezirk erfolgte infolge der größeren
Ausbeute der neuen Minen in den Ländereien der Kirgisen des Kreises Kustanai, im
Gebiete Turgai, wo 14 Pud 25 Pfund Gold gegen 6 Pud
17 Pfund im vorigen Jahre gewonnen wurden, sowie auch in den Minen der
Baschkirenländereien.
Die Platinaindustrie des Ural fährt auch im Jahre 1913 fort trotz der sehr hohen
Preise abzunehmen, wie aus nachstehenden Zahlen ersichtlich. Es wurden in den
letzten zehn Jahren gewonnen:
Textabbildung Bd. 329
1904
306 Pud
9 Pfund
1905
319 „
32 „
1906
352 „
29 „
1907
329 „
24 „
1908
298 „
14 „
1909
312 „
21 „
1910
334 „
23 „
1911
352 „
18 „
1912
337 „
9 „
1913
299 „
18 „
(Nach d. Torg. Prom. Gazeta.)
Griechenland. Schmirgelausfuhr Syras 1913.
Der Kais. Konsul in Syra berichtet:
Von der Schmirgelniederlage in Syra wurden im Jahre 1913 1439 Tonnen Schmirgel
ausgeführt, dessen Wert sich auf 153 253 Drachmen beläuft, gegen 7687 t im Jahre
1912. Außerdem stehen 92 t, die der neuen Schmirgelfabrik gehören, zur
Verfügung.
Von der im Jahre 1913 ausgeführten Menge sind nach Deutschland 503 t im Werte von
53 205 Drachmen, nach New York 624 t im Werte von 66 456 Drachmen und nach dem
Piräus 315 t (II. Qualität) gegangen.
Rußland. Verwendung von Automobilen im
Südwestgebiete.
Der Automobilismus entwickelt sich hier zusehends. Die Zahl der auf den Straßen
Kiews verkehrenden Kraftwagen betrug im Jahre 1907 nur 32, stieg im Jahre 1911
auf 78, im Jahre 1912 auf 166 und erreichte zu Anfang dieses Jahres 328, von
denen 151 auf Torpedowagen. 21 auf Doppelphaetons, 40 auf Landaulets, 25
auf Limusinen, 20 auf Laudaulet-Limusinen, 6 auf Omnibusse, 1 auf Lastwagen, 2
auf Krankenwagen, 34 auf Cyklonetten und 28 auf Wagen, deren Typen sich nicht
genau feststellen lassen, entfallen. Auch auf dem flachen Lande nimmt die
Verwendung von Automobilen zu, und stehen jetzt nach Angabe des Kiewer
Automobilklubs im Südwestgebiet nicht weniger als 600 Kraftwagen im
Betriebe.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Kiew.)
Rumänien. Geplante staatliche Arbeiten und
Anschaffungen.
Von der im Dezember 1913 bewilligten Eisenbahnanleihe in Höhe von 428 Millionen
Lei sollen für das laufende Jahr etwa 80 Millionen Lei zur Verwendung gelangen.
Geplant sind dem Vernehmen nach daraus folgende Anschaffungen und Arbeiten: 40
Millionen Lei für Verbesserung der bestehenden Linien, 8 Millionen Lei für neue
Linien, und zwar: 5500000 Lei für die Linie Cobadin-Dobrici-Balcic, 1000000 Lei
für das Studium der Linie Bukarest-Craiova über Caracal-Rosiori, 300000 Lei für
das Studium der Linie Tzanderei-Härsova-Constantza, 1000000 Lei für das Studium
der Linien Pantelimon-Urziceni und Filaret- Obor, ferner 16 Millionen Lei für
rollendes Material, 5 Millionen Lei für Ateliers, 1 Million Lei für
Brückenverbesserungen, 700000 Lei für neue Haltestellen, 4500000 Lei für neue
Rangiergleise, 1 Million Lei für den Beginn des Baues des
Zentralverwaltungsgebäudes, 4 Millionen Lei für die Fortführung der Arbeiten der
Pipeline.
Wie verlautet, soll auch das Kriegsministerium umfassende Neuanschaffungen für
die Ergänzung und Ausrüstung des Heeres planen. Die hierfür erforderlichen
Kredite,
Textabbildung Bd. 329
die sich auf viele Millionen belaufen sollen, werden
demnächst dem Parlamente zur Bewilligung vorgelegt weiden. Nähere Einzelheiten
über die zu vergebenden Lieferungen sind noch nicht bekannt geworden und dürften
am besten durch die Bukarester Vertreter zu ermitteln sein. Auf Antrag ist das
Kaiserliche Konsulat bereit, deutschen Lieferanten geeignete Vertreterfirmen
namhaft zu machen.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Bukarest.)
Bedarf des Auslandes.
Belgien. Lieferung verschiedener armierter Kabel für
den verlängerten Bassinkanal und die neuen Darsen. 5. Mai 1914, mittags,
Stadthaus Antwerpen. Sicherheitsleistung 7000 Francs. Lastenheft 50 Centimes;
erhältlich auf dem Stadthause in Antwerpen.
Italien. Lieferung von Messingröhren.
Marineministerium in Rom und gleichzeitig die Generaldirektionen der Königl.
Arsenale in Spezia und Venedig, 5. Mai 1914, vorm. II Uhr. Wert 166500 L.
Sicherheit 16 650 L. Näheres in italienischer Sprache beim
„Reichsanzeiger“.
Rußland. Errichtung eines Elevators. Die
Kreislandschaftsverwaltung (Ujesdnoje Semstwo) in Konstantinograd, Gouvernement
Poltawa, hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, ebendaselbst einen Elevator
für 800000 Pud Getreide zu errichten. (Bericht des Kais. Konsulats in Kiew.)
Siam. Lieferung von 10 Lokomotiven, 10 dreiachsigen
Tenderwagen und Zubehörteilen, für die Königlich siamesischenStaatsbahnen, Südlinie. Von diesen Materialien
sind je 4 Maschinen und je 4 Tender in Bangkok und Singora, 2 Maschinen und 2 Tender in Bandon anzuliefern.
Die Angebote sind bis spätestens den 2. Juli 1914, vormittags 10 Uhr, an den
Controlling Engineer Royal State Railways Southern Line, Mr. H. Gittins in
Bangkok, einzureichen, zu welcher Zeit deren Oeffnung in Gegenwart der etwa
erschienenen Vertreter von Bewerbern stattfinden wird, die vier Monate an ihre
Angebote gebunden sind.
Rumänien. Lieferung von 17000 Stück Kesselrohren mit
Kupfermuffen für Lokomotiven, 2000 kg Bleiblech 2 mm, 17 200 Stück
Eisenblech, 13300 kg Zinkblech. Generaldirektion der Rumänischen
Eisenbahnen. (Gara de Nord.) Am 28. April/11, Mai d. J. um 11 Uhr
vormittags.
Rumänien. Lieferung von 519700 kg Puddeleisen
(Barresen fer martelé, fer de puddlage et fer homogene de IV-ieme catégorie.)
Generaldirektion der Rumänischen Eisenbahnen. (Gara de Nord.) Am 5./18. Mai d.
J. um 11 Uhr vormittags.
Die allgemeinen und besonderen Lieferungsbedingungen sind bei der obigen
Generaldirektion erhältlich.
☞ Beachten Sie die Beilage der Firma J. C. Eckardt,
Stuttgart-Cannstatt, Fabrik moderner Kontrollapparate für Dampfbetrieb
und Feuerungsanlagen, betr. Präzisions-Flüssigkeits-Wage für alle Flüssigkeiten.
Textabbildung Bd. 329