Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 591 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Zwei Kapitel aus Leipzigs
Handels- und Verkehrsgeschichte. I. Die Bank des Quints (1717). II. Ein
Eisenbahnprojekt Leipzig-Magdeburg (1829). Von Siegfried
Moltke, Bibliothekar der Handelskammer zu Leipzig. Leipzig 1912. Veit &
Co. Preis M 1,20.
Es handelt sich um zwei Abhandlungen, die ja wohl in erster Linie das Interesse des
Forschers in Anspruch zu nehmen bestimmt sind. Aber auch der Laie, der keine
eingehenderen geschichtlichen Kenntnisse auf diesem Gebiete besitzt, wird seine
Freude an den beiden Dokumenten haben.
Das eine zeigt uns, wie gediegene kaufmännische Gesinnung die Gefahren einer bereits
staatlich genehmigten Lotteriebank richtig erkannt und deshalb den Antrag, sie
einzurichten, ablehnte. Das zweite führt uns vor Augen, wie das Projekt des für den
Verkehr so bedeutsamen Eisenbahnweges Leipzig-Magdeburg an dem
stadtpartikularistischen Interesse der Magdeburger Kaufmannschaft damals
scheiterte.
W. Dietze.
Maschinenelemente. Von Hugo Krause. Zweite vermehrte Auflage. 284 Seiten 8° mit
357 Abbildungen. Berlin 1913. Jul. Springer. Preis geb. M 5,60.
Das Buch ist als Lehrbuch für technische Lehranstalten und als Nachschlagebuch für
den in der Praxis stehenden Techniker bestimmt. Es schließt sich eng an Bachs
berühmtes Werk an. Die in der Mehrzahl gut ausgewählten und recht klar ausgeführten
Abbildungen sollen in erster Linie zur Erläuterung des Textes dienen. Für die
Uebungen im Entwerfen eignen sie sich nur insofern, als sie dem Studierenden ein
richtiges und richtig dargestelltes Bild des zu entwerfenden Maschinenteiles geben.
Ueber die Auswahl des Stoffes kann man manchmal anderer Meinung sein. Die Oldhamsche Kupplung hätte z.B. ohne Schaden fortbleiben
können. Bei den Ketten wiederum wäre es wünschenswert gewesen, die eigenartigen,
durch einen Walzvorgang hergestellten Borsigschen Ketten
mit spiralartig gewickelten und geschweißten Gliedern zu erwähnen, die allerdings
merkwürdigerweise auch in der letzten Auflage der Hütte noch nicht zu finden sind
(vergl. S. 378 d. Bd.). Die Erklärung des Wattschen
Parallelogramms ist zum mindesten ungenau. Die veraltete Schraubendarstellung mit
gestricheltem Gewinde sollte in einem neueren Buche über Maschinenelemente
grundsätzlich vermieden werden. Bei den Ventilen hätten zum Teil neuere, bessere
Vorbilder gewählt werden können. Im Anhang befinden sich eine Reihe von Zahlentafeln
angesehener Firmen über wichtige Maschinenteile, die beim Entwerfen gute Dienste
leisten dürften. Die Ausstattung des Buches ist vortrefflich.
R. Vater.
Die Abhitzkessel. Von F. Peter. Eine Darstellung der Dampferzeugung mittels
Abwärme von Oefen und Hochofengichtgasen. 174 Seiten 8° mit 54 Abbildungen. Halle a.
S. 1913. Wilh. Knapp. Preis M 8.–.
Der Hauptzweck des Buches ist es auf die Möglichkeit der Verwerthung von Abgasen
hinzudeuten, die namentlich in Hüttenwerken in reichlichen Mengen vorhanden sind.
Zunächst werden einige allgemeine Bemerkungen über natürlichen und künstlichen Zug,
über Wirkungsgrade von Oefen, über vollständige und unvollständige Verbrennung usw.
vorausgeschickt, die an sich im allgemeinen nichts neues aber zur Wiederholung und
als Einführung für das Kommende doch recht angenehm sind. Es folgen eine
Beschreibung älterer und neuerer Bauarten von Abhitzekesseln mit treffenden
kritischen Bemerkungen. Nach einer kurzen Besprechung der mit Abgasen geheizten
Wasservorwärmer und Dampfüberhitzer werden die Abhitzekessel hinter Regenerativöfen
nach der baulichen und wirtschaftlichen Seite hin eingehend behandelt. Das Kapitel
Ausnutzung der Schlackenwärme zur Dampferzeugung enthält wohl noch viel
Zukunftsmusik. Immerhin ist es doch fesselnd zu sehen, daß für eine solche
Ausnutzung doch schon ernst 211 nehmende Versuche vorliegen. Wenn man Gichtgase auch
nicht gerade als Abhitze bezeichnen kann, so hat der Verfasser doch mit Recht auch
die Verwerthung dieser Gase zur Dampferzeugung in den Kreis seiner Betrachtungen
gezogen und die verschiedenen Brennerarten, sowie überhaupt die vorteilhafteste
Bauart der Kessel eingehend besprochen. Aus dem ganzen Buche spricht die Erfahrung
eines bewanderten Fachmannes. Die Darstellungsweise ist klar verständlich und wird
durch gute Abbildungen unterstützt. Das Werk kann insbesondere Hüttenleuten
angelegentlich empfohlen werden.
R. Vater.
Die Chemie als mathematisches
Problem. Von Christian Mezger. 8°, 108 Seiten
mit 60 Abbildungen. Metz 1913. G. Skriba. Preis M 3,–.
Das Grundgesetz der heutigen Chemie, die Avogadrosche
Hypothese, besagt, daß in gleichem Volumen alle Gase gleich viel Moleküle enthalten.
Daraus folgt, daß die Gewichte der Moleküle, die Molekulargewichte, bei den
verschiedenen Gasen sich wie die Gasdichten verhalten, daß z.B. das
Sauerstoffmolekul 15 mal schwerer ist als das Wasserstoffmolekül. Mezger nimmt nun umgekehrt an, daß alle Moleküle gleich
schwer sind, aber im ccm Sauerstoff 16 mal so viel Moleküle als im ccm Wasserstoff
vorhanden sind. Den Unterschied der verschiedenen chemischen Elemente sieht er in
der Zahl und Anordnung der Wärmekraftlinien, die von dem einzelnen Atom ausgehen. Im
Verfolg dieser originellen Auffassung kommt er zu sehr gekünstelten Strukturformeln;
er nimmt z.B. an, daß das Wassermolekül aus 2 Wasserstoffatomen und 16
Sauerstoffatomen besteht (während die herrschende Chemie auf die 2 Wasserstoffatome
nur 1 Sauerstoffatom annimmt). Der Nutzen seines verzwickten Systems leuchtet mir
nicht ein, zumal der Verfasser an verschiedenen Stellen beweist, daß er mit der
theoretischen Chemie, die er kritisiert, nicht genügend vertraut ist.
K. Arndt.
Spezial-Adreßbuch der
elektrotechnischen Industrie von Oesterreich-Ungarn. Herausgeber Oskar Hirschfeld, III. Jahrgang. 436 Seiten. Wien 1913.
Oskar Hirschfeld. Preis K 7,50 = M 7,–.
Der dritte Jahrgang dieses Handbuches zeigt im wesentlichen die bewährte Einteilung:
Die beiden Hauptstädte Wien und Budapest wurden gesondert behandelt und ihre gesamte
elektrotechnische Industrie in 15 großen Abteilungen dargestellt. Das übrige Gebiet
der Monarchie wurde nach den einzelnen Provinzen getrennt behandelt, und innerhalb
dieser Gebiete wurden die elektrotechnischen Fabriken, elektrische Installateure.
Elektrotechniker und die sonstigen Gewerbetreibenden, dann die Elektrizitätswerke
mit den wichtigsten technischen Daten, ebenso die elektrischen Bahnen angegeben. Ein
Branchenregister mit rund 500 Stichworten ermöglicht überdies das schnellste
Aufsuchen geeigneter Lieferanten.
Dieses Spezial-Adreßbuch, das sich auch äußerlich elegant und ansprechend gibt, löst
für die elektrotechnische Industrie das Problem eines brauchbaren
Geschäfts-Nachschlagewerkes und kann deshalb auch im vorliegenden dritten Jahrgang
allen Interessenten auf das Beste empfohlen werden.
Neuere Bogenbrücken aus umschnürtem
Gußeisen. System Dr. Ing. Fritz Edler von
Emperger. Mit zahlreichen Plänen der Schwarzenbergbrücke auf der
Internationalen Baufachausstellung in Leipzig und über 200 Abbildungen. Berlin 1913.
Wilhelm Ernst und Sohn. Preis geh. M 6,–.
Das vorliegende Werk des rühmlichst bekannten Forschers auf dem Gebiete des
Eisenbetons hat die „neueren Bogenbrücken aus umschnürtem Gußeisen, System Dr. v. Emperger“ zum Gegenstand. Es sei von Anfang an
bemerkt, daß Verfasser sich schon seit einer Reihe von Jahren mit Säulen aus
umschnürtem Gußeisen in Theorie und Versuch beschäftigt, und verschiedene
Abhandlungen darüber veröffentlicht hat. Demgemäß spiegelt sich in dem Buch der
Werdegang der neuen Erfindung wieder, um in einer großartigen Anwendung derselben
auf der Bauausstellung in Leipzig (der Schwarzenbergbrücke) vor die Augen der
technischen Welt zu treten. Es kann in dem engen Rahmen einer Buchbesprechung
unmöglich auf Einzelheiten des Buches eingegangen werden; es muß das eingehende
Studium desselben jedem Interessenten selbst überlassen bleiben; doch ist es Sache
der Kritik, die Fachwelt darauf hinzuweisen, daß in dem Werk weit mehr steckt, als
sein Titel verheißt, v. Emperger holt die im
neuzeitlichen Baubetriebe mehr und mehr vernachlässigte Gußeisensäule aus der
Vergessenheit hervor und weist nach, daß sie im neuen Gewand auch im modernen
Baubetriebe den ihr gebührenden Platz einnehmen kann und einnehmen wird.
Der Fachwelt kann das Studium dieses neuesten Werkes Dr. v. Empergers nur bestens empfohlen werden.
A. Marx.
Technische Studien. Herausgegeben
von Prof. Dr. Simon. Heft 1. Die
Herstellung von Siederöhren mit überlappt geschweißter Naht und Versuche über
die Schweißbarkeit des Materials. Von Dr. Ing. Rudolf
Eisner. Berlin und Oldenburg. Gerhard Stalling. Preis M 4,50.
Die „Technischen Studien“, deren Herausgeber Professor Dr. Simon, Bibliothekar
an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg ist, verfolgen den Zweck,
vorzugsweise Dr. Ing.-Dissertationen im Buchhandel erscheinen zu lassen. Diese
Absicht des Herausgebers entspricht ohne Zweifel einem allgemeinen Wunsch und ist
entschieden mit Freuden zu begrüßen, da nur auf diese Weise der größte Teil der
Dissertationen der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden kann und nicht mehr dazu
verurteilt ist, lediglich im Schoß der Bibliotheken zu ruhen.
Die vorliegende Abhandlung stellt nun das erste Heft der neuen Sammlung dar. Der
Verfasser hat eine Gliederung des von ihm behandelten Stoffes in zwei Abschnitte
vorgenommen, und zwar gibt er im ersten Teil eine Uebersicht verbunden mit einer
kurzen Kritik über die Herstellung von Siederöhren mit überlappt geschweißter Naht
und über die neuesten Betriebserfahrungen hinsichtlich der Ausbildung der Apparatur.
An Hand zahlreicher Abbildungen bespricht er die Fabrikationsmethoden, die
Einrichtung der Oefen sowie die zur Herstellung der Rohre notwendigen Operationen
wie Abschrägen der Streifen, Runden, Schweißen, Dimensionieren, Richten und
Adjustieren.
Der erste Teil bietet grundsätzlich nicht viel Neues.
Im zweiten Abschnitt des Buches sind Angaben über Versuche betreffs der Güte der
Schweißung für verschieden legiertes Eisen gemacht. Der Verfasser untersucht den
Einfluß von Fremdstoffen (nicht „Fremdkörper“ wie er sagt) und zwar Silizium,
Mangan, Schwefel, Phosphor, Kupfer, Nickel, Kohlenstoff und Silicomanganaluminium.
Auf Grund von Zerreißversuchen und mikroskopischen Beobachtungen kommt er zu dem
Schluß, daß zur Erzielung einer zuverlässigen Schweißung die folgenden prozentualen
Gehalte an Fremdstoffen in sonst reinstem Flußeisen nicht überschritten werden
dürfen: Kupfer 1,13 v. H., Silizium 0,125 v. H, Phosphor 0,14 v. H, Schwefel 0,095
v. H., Mangan 0,74 v. H., Kohlenstoff 0,35 v. H., Nickel 0,4 v. H. Für 0,13 v. H. Si
und 0,62 v. H Mn liegt die Grenze bei 0,13 v. H. Al.
Das zugrunde liegende Flußeisen hatte, abgesehen von der jeweils künstlich
gesteigerten Legierungskomponente, einen Gehalt an Kohlenstoff von 0,08 bis 0,13 v.
H., an Phosphor von 0,007 bis 0,050 v. H., an Mangan von 0,47 bis 0,60 v. H., an
Schwefel von 0,018 bis 0,050 v. H.
Die Versuche des Verfassers erscheinen jedoch angesichts der großen Bedeutung
sehr erweiterungsbedürftig, besonders hinsichtlich des Einflusses des Kohlenstoffes
und des Silicomanganaluminiums. Ein definitives Urteil auf Grund relativ weniger
Versuche erscheint immer etwas gewagt.
Was nun die Anlage sowie die Ausstattung der Abhandlung anbelangt, so kommt für eine
eventl. neue Auflage eine dem Inhaltsverzeichnis entsprechende, auch äußerlich
sichtbare Einteilung des Textes in Betracht; ebenso wird sich eine Verbesserung der
Abbildungen als nötig erweisen; in dem vorliegenden Exemplar sind die
Dispositionszeichnungen, Ofenkonstruktionen usw. zum Teil derart klein geraten, daß
ein Zurechtfinden infolge der Unlesbarkeit der Beschriftung auch an Hand des Textes
unmöglich ist.
Dr. Ing. W. Müller.
Eisenbahn-Balkenbrücken. Von Johannes Schwengler, Ingenieur. Berlin 1913. Julius
Springer. Preis M 4,–.
Das Buch ist aus der Praxis heraus entstanden. Der Verfasser bringt Spezialtypen für
Eisenbahnbrücken, die sich im Laufe der Zeit im Eisenbahnbau herausgebildet haben.
Deshalb sagt er auch nicht, weshalb die Brücke gerade so und nicht anders gebaut
wurde; alle weitschweifigen Erörterungen über Konstruktionsmöglichkeiten sind mit
Fleiß unerwähnt geblieben. Der Verfasser führt uns den Weg, der sich nun einmal als
richtig herausgestellt hat, und beginnt frisch zu zeichnen und zu berechnen. Es sind
Walzeisen-, Blechträger- und Fachwerkbrücken von 6,60 bis 46,20 m Spannweite, die er
seinen Berechnungen zu Grunde legt. In der ersten Hälfte des Buches zeigt der
Verfasser allgemein den Gang der Berechnung und die Wahl der Trägerart für
verschiedene Spannweiten, auch für solche von mehr als 60 m, deren eingehende
Behandlung wohl einer zweiten Auflage vorbehalten sein soll. Durch die Ausschaltung
aller Nebenfragen ist die Darstellung des Stoffes äußerst übersichtlich geworden.
Das Buch wird von Studierenden und Ingenieuren gern gekauft werden; es kann
wenigstens bestens empfohlen werden. Die Brücken sind auf acht Tafeln sehr sauber
gezeichnet desgleichen die dem Text beigefügten 84 Abbildungen.
Ewerding.
Manuels pratiques d'Analyses
chlmiques. Alcool méthylique vinaigres acides acétiques industriels, acides
acétiques dénaturés, acétates acétone. Par Louis Calvet.
Paris 1912. Ch. Béranger.
Im ersten Teil des Werkes werden in vier Kapiteln der Methylalkohol, seine
Verunreinigung, seine Verfälschung, die gesetzlichen Bestimmungen über den Verkehr
mit Methylalkohol und die Untersuchung des technischen und des reinen Methylalkohols
besprochen.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Essigarten, der Essigsäure, den Azetaten,
den Azetonen und den Azetonölen. Der dritte Teil enthält Tabellen für die
Untersuchung und einen Anhang mit den in Frankreich geltenden gesetzlichen
Bestimmungen über den Verkehr mit Methylalkohol und Essig.
Das Werk bringt dem Nahrungsmittelchemiker wichtige und interessante Angaben und kann
empfohlen werden.
A. Stavenhagen.
Welche Bauämter befinden sich in X?
Wer ist der Leiter der Bauinspektion in Y? Diese und ähnliche Fragen werden
in amtlichen und privaten Baubureaus, in Geschäftsräumen von Industrie- und
Handelsfirmen täglich gestellt und – finden keine Antwort. Da ist es mit Freuden zu
begrüßen, daß soeben ein Buch herauskommt, das uns alle diese Fragen rasch und
zuverlässig beantwortet. Es ist das „Adreßbuch der Baubehörden
und Baubeamten im Deutschen Reiche“, das im Verlag von Kumpf & Reis in
Frankfurt a. M. erscheint und von dieser Firma direkt oder auch durch jede
Buchhandlung zum Vorzugspreise von M 6,- bei sofortiger Bestellung (späterer Preis M
8,-) zu beziehen ist.
Wirtschaftliche Rundschau.
Entwicklung der Fabrikstadt Gary am
Michigan-See.
Die Entwicklung der von der United States Steel Corporation ins Leben gerufenen
Fabrikstadt Gary hat alle Erwartungen übertroffen. Die Stadt, die mit allen
modernen Einrichtungen versehen ist, zählt heute rund 50000 Einwohner (gegen 350
im Jahre 1906), und es ist anzunehmen, daß das erste Hunderttausend bis zum
Jahre 1916 erreicht wird. Der Steuerwert des Grundeigentums wird auf 25000000 $
geschätzt.
Neben den erst halb fertiggestellten gewaltigen Fabrikanlagen der American Bridge
Co., der Universal Portland Cement Co., der American Sheet & Tin Plate Co.,
der Coke By-Products Co., in denen zusammen jetzt schon 15000 bis 17000 Arbeiter
beschäftigt werden, ist ganz besonders die Indiana Steel Co. zu erwähnen, deren
Fabrikgebäude nach der Fertigstellung eine Fläche von zwei Quadratmeilen
einnehmen sollen. Im Betriebe dieses Unternehmens, in dem jährlich 12000000
Tonnen Eisenerze zur Verarbeitung gelangen sollen, werden ungefähr 15000 bis
20000 Arbeiter Beschäftigung finden. Außer diesen sind zurzeit noch andere große
Fabrikanlagen im Entstehen begriffen, wie die der American Locomotive Works, der
American Car & Foundry Co., der National Tube Co. und der Baldwin Locomotive
Works, von denen jede 7000 bis 10000 Arbeiter beschäftigen wird.
Von den öffentlichen Gebäuden sind besonders zu erwähnen das „Federal
Building“ und der „Masonic Temple“. Der Bau einer neuen Schule
mit einem Kostenaufwande von 300000 $ wird zurzeit in Erwägung gezogen. Die
Stadt besitzt eine „Gary-Carnegie Public Library“, eine Bibliothek, die
100000 $ gekostet hat und dem Lesepublikum heute 18000 Bände zur Verfügung
stellt gegen 1000 im Jahre 1908.
Gary hat jetzt 32 Kirchen, 12 Schulen, 4 Hospitäler, 2 Krematorien, 7 Banken und
14 Arbeiterorganisationen. Die Straßenbeleuchtung erfordert 1250 kleinere Lampen
und 310 Bogenlampen. Für einen neu einzurichtenden öffentlichen Markt
sollen 150 000 $ aufgewendet werden. Das Kanalisationssystem ist über 500 Meilen
lang. Im Jahre 1912 wurden hierfür allein 1266451 $ ausgegeben.
Nach Chicago ist Gary einer der größten Knotenpunkte für den Eisenbahnverkehr. Es
treffen hier die Lake Shore and Michigan Southern, die Michigan Central, die
Pennsylvania, die Wabash, die Baltimore and Ohio, die Pere Marquette, die Nickel
Plate, die Gary and Western, die Chicago and Indiana Southern, die Elgin, Joliet
and Eastern Belt, die Chicago, Lake Shore and South Bend und mehrere bedeutende
elektrische Bahnen zusammen, so daß die Stadt durch 36 große Verkehrssysteme mit
der Geschäftswelt in Verbindung steht.
Es sind somit alle Voraussetzungen dafür vorhanden, daß Gary sich zu einem der
größten amerikanischen Industriezentren entwickeln werde, was besonders seiner
günstigen Lage und dem Einfluß der größten Stahlkorporation der Vereinigten
Staaten zu verdanken ist.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Cincinnati.)
Gründung einer Holzstoffabrik auf Saghalin (Japan).
Zeitungsnachrichten zufolge sollen die Pläne, welche die Errichtung einer
Holzstoffabrik auf dem japanischen Teile Saghalins (Karafuto) bezwecken, nunmehr
zur Verwirklichung kommen. Die Fabrik wird von der bekannten Mitsui-Gesellschaft
mit einem Kapital von 1½ Millionen Yen in Otomari gebaut. Die Baulichkeiten
sollen bis zum Herbst fertig werden, dagegen soll die Installierung der
Maschinen mit Rücksicht auf die starken Winterfröste erst im nächsten Frühjahr
erfolgen können. Man glaubt mit einer Jahresproduktion von 20 Millionen
englischen Pfund rechnen zu können. Die Einfuhr von Holzstoff für die
Papierfabrikation wies in den letzten drei Jahren folgende Mengen und Werte
auf:
Textabbildung Bd. 328
1912
1911
1910
Menge: Kin
Großbritannien
2043661
1375355
2219249
Deutschland
39720013
24171520
29223170
Schweden
25111016
22749971
25790522
Norwegen
7399194
2896697
1403582
Dänemark
1171754
1783477
838768
Ver. Staaten v. Amerika
683241
692635
735468
Oesterreich-Ungarn
170062
17309
8648
Belgien
91862
2290
34698
Britisch Amerika
350584
–
–
––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen (einschl.anderer
Länder
76904983
53689559
60270772
Da 1 Kin = 600 g, ein englisches Pfund 450 g wiegt, betrug die Gesamteinfuhr an
Holzstoff im Jahre 1912 über 100 Millionen englische Pfund. Die neue Fabrik
würde also in der Lage sein, ein Fünftel der Einfuhr überflüssig zu machen.
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Yokohama.)
Moratorium in Serbien.
Die Serbische Regierung hat das Moratorium bis zum 10. November d. J.
verlängert.
Gewinnung von Aluminium in den Vereinigten Staaten von
Amerika 1912.
Der Verbrauch von metallischem Aluminium gestaltete sich in den Vereinigten
Staaten von Amerika in den letzten zehn Jahren wie folgt:
Jahr
Pfund
1903
7500000
1904
8600000
1905
11347000
1906
14910000
1907
17211000
1908
11152000
1909
34210000
1910
47734000
1911
46125000
1912
65607000
Die Zahlen für 1911 und 1912 schließen die Einfuhr von Blattaluminium (für 1980 $
und 1122 $) und von verschiedenen Waren aus Aluminium (für 12760 $ und 257521 $)
nicht mit ein; die Zahlen für die übrigen Jahre umfassen die Produktion und
Einfuhr von Aluminium und Waren daraus.
Die Deckung des bedeutend gesteigerten Verbrauchs im Jahre 1912 erfolgte
hauptsächlich durch vermehrte Einfuhr. Ausgeführt wurden Aluminium und im Inland
hergestellte Waren daraus in den letzten fünf Jahren in folgenden Werten: 1908:
330092 $, 1909: 567 75 $, 1910; 949215 $, 1911: 1158603 $, 1912: 1347621 $.
Durch Zusammenschluß französischer Aluminiumerzeuger, französischer und
schweizerischer Kapitalisten und verschiedener Metallindustrieller der
Vereinigten Staaten wurde die „Southern Aluminium Co.“ mit einem Kapital
von verschiedenen Millionen Dollar gegründet; sie erwarb ein Grundstück mit
Wasserkraft am Yadkin River in der Nähe von Whitney, N. C. Die Gesellschaft
plant die Errichtung
Textabbildung Bd. 328
eines großen Werkes zur Herstellung von Aluminium
unter Leitung von Paul Heroult.
Die „Aluminium Company of America“ hat einige Uferrechte in Nord Carolina
und Tennessee erworben und plant, die Wasserkraft in einem Aluminiumwerke zu
verwenden, das sie an einem Orte zu errichten gedenkt, wo gute
Verfrachtungsgelegenheit und ausreichende Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Noch im Jahre 1913 soll diese Anlage in Betrieb gesetzt werden. Außer diesem
Neubau im Süden beabsichtigt die Gesellschaft eine Vergrößerung ihres Werkes in
Massena N. Y., das eines der größten in der Welt werden soll. Angeblich will man
elektrischen Strom in großer Menge von den Cedar-Schnellen des St.
Lorenz-Stromes nach Massena leiten. Auch werden Vergrößerungsbauten aus New
Kensington, Pa., und East St. Louis, 111., gemeldet.
Im Anfang des Jahres 1912 war das Geschäft im Aluminiummarkte der Vereinigten
Staaten gering. Die Preise blieben denen von Ende 1911 gleich und bewegten sich
zeitig im Januar zwischen 18½ und 19 Cent für das Pfund Ingots Nr. 1 in New
York. Zeitig im Juni stiegen die Preise ungefähr auf die von den europäischen
Erzeugern vereinbarte Höhe, und man notierte 22 Vs bis 23 Cent. Anfangs Oktober
trat eine scharfe Preissteigerung ein, und es fanden Verkäufe zu 21 Cent statt.
Im Dezember wich der Preis ein wenig auf 26½ und 26 Cent.
(Nach Mineral Resources of United States.)
Technische Schulen.
Das Technikum Altenburg, S.-A., eine unter Staatsaufsicht und der Direktion des
Ingenieurs Professor Nowak stehende höhere und mittlere technische Lehranstalt
tritt in das 38. Semester seines Bestehens ein. Das genannte Institut, an dem
ein aus tüchtigsten Kräften sich zusammensetzendes Lehrerkollegium wirkt,
verfolgt den Zweck, seine Besucher in Maschinenbau und Elektrotechnik zu
Ingenieuren, Technikern und Werkmeistern theoretisch und praktisch so
auszubilden, daß sie den an sie herantretenden Anforderungen durchaus gewachsen
sind. Der Abteilung für Maschinen-Ingenieure ist eine besondere Abteilung für
Automobil-Ingenieure angegliedert, mit der eine Automobilwerkstätte und eine
Chauffeurschule in Verbindung stehen. In den Lehrplan der Anstalt sind auch
aufgenommen Papiertechnik, Gas- und Wassertechnik, Installationstechnik, ebenso
werden Vorträge über Luftschiffahrt und Flugtechnik bereits seit mehreren
Semestern abgehalten. Fünf neuzeitlich ausgestattete Laboratorien, reichhaltige
Sammlungen, eine Bibliothek usw., sowie eine Lehrwerkstätte zur praktischen
Ausbildung derjenigen Besucher, welche noch keine genügende Praxis besitzen,
dienen den Zwecken des Unterrichts. Die Anstalt erfreut sich des besten Rufes
sowohl im Inlande als auch im Auslande und zeigt eine Jahresfrequenz von etwa
600 Besuchern. Ausführliche Programme und Jahresberichte erhält man durch das
Sekretariat des Technikums Altenburg, S.-A., kostenlos.
Textabbildung Bd. 328
Bedarf des Auslandes.
Mineralien. Metalle.
Maschinen.
Bulgarien. Lieferung von Messingblech und Messingdraht
nach dem Verzeichnis Nr. 520. 4./17. September 1913. Kreisfinanzverwaltung in
Sofia. Anschlag 28 382,81 Fr. Sicherheit 1420 Fr. Lastenheft und Verzeichnis
liegt an Werktagen in der Materialabteilung der Generaldirektion der
bulgarischen Eisenbahnen und Häfen in Sofia zur Einsicht aus.
Elektrotechnische Industrie.
Australien. Lieferung und Montage eines elektrischen
Betriebes für Rohrpost. 7. Oktober 1913. Deputy Postmaster General,
Melbourne. Näheres beim „Reichsanzeiger“.
Eisenbahnmaterial.
Portugiesisch Ostafrika. Lieferung von
Eisenbahnmaterial. Direktion des Hafens und der Eisenbahnen von
Lourenço Marques. Lieferung folgenden Eisenbahnmaterials für die Eisenbahnen von
Lourenço Marques – Spurweite 1,067 –, geliefert cif. im Hafen von Lourenço
Marques: 793 t Stahlschienen – Typ „Vignole“ – von einem Gewicht von
39,65 kg pro Meter Länge; 1800 Paar Schienenlaschen; 13000 Laschenschrauben;
10000 Metallschwellen nebst dem zugehörigen Material zur Befestigung der
Schienen an den Schwellen und ferner Befestigungsmaterial für 1000 Schwellen; 10
Welchen für den Schienenweg zu 39,65 kg; 50 Welchen für den Schienenweg zu 29,75
kg. Sämtliches Material muß von bester Beschaffenheit und nach den
vollkommensten, in der Praxis gebräuchlichen Methoden hergestellt sein. Der
vorläufig zu hinterlegende Betrag zur Zulassung zum Wettbewerb beträgt 500
Milreis (500000 Reis). Entgegennahme und Eröffnung der Angebote am 3. Oktober
1913 um 3 Uhr nachmittags in dem Sekretariat der Direktion des Hafens und
der Eisenbahnen von Lourenço Marques. Ausschreibungsbedingungen und Lastenheft
liegen an allen Werktagen während der Geschäftsstunden in dem Sekretariat der
Material-Niederlage auf. Bei Bewerbungen um Lieferungen in Mocambique ist die
peinlichste Befolgung sämtlicher Ausschreibungs- und Legalisierungsbestimmungen
unumgänglich notwendig.
Verschiedenes.
Bulgarien. Erneute Ausschreibung der Lieferung von Dachpappe nach dem Verzeichnis Nr. 563.
7./20. September 1913. Kreisfinanzverwaltung in Sofia. Anschlag 9500 Fr.
Sicherheit 475 Fr. Lastenheft und Verzeichnis liegt an Werktagen in der
Materialabteilung der Generaldirektion der bulgarischen Eisenbahnen und Häfen in
Sofia zur Einsicht aus.
Brasilien. Hafenbauten in Porto-Alegre. Die Kaibauten
in Porto-Alegre und die Baggerarbeiten in der Lagoa, die im vorigen Jahre
bereits ausgeschrieben waren, deren Wettbewerb aber von der Brasilianischen
Regierung annulliert worden ist, sind von neuem zur Ausschreibung gelangt. Die
Kosten werden nunmehr insgesamt auf etwa 28 Millionen Mark geschätzt. Angebote
müssen bis zum 20. Oktober dieses Jahres bei dem Staatssekretariat (Secretaria
de Estado dos Negocios das Obras Publicas) eingereicht sein. Die Bezahlung
erfolgt in barem Gelde oder in Schuldverschreibungen. Näheres beim
„Reichsanzeiger“.
☞ Die heutige Nummer enthält einen Prospekt der Fürstl.
Hohenzollernschen Hüttenwerke, Laucherthal und das Nachrichtenblatt Nr. 6 der Siemens & Halske
A. G. in Berlin, worauf wir unsere Leser besonders
hinweisen.
Textabbildung Bd. 328